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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
makkipakki
Wohnort: 
Rostock

Bewertungen

Insgesamt 130 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2019
Der Kinderzug
Küpper, Michaela

Der Kinderzug


ausgezeichnet

Barbara ist Lehrerin und wird im Zuge der Kinderlandverschickung nach Usedom verbracht. Dort verbringt sie mit ihren Mädel eine schöne Zeit, doch auch geplanten drei Monaten auf Usedom wird deutlich mehr Zeit und das im gesamten Deutschen Reich. Der geplante Aufenthalt wird zu einer Irrfahrt für alle Beteiligten und dann stirbt der Führer und der Krieg endet.

Das Cover zeigt eine Gruppe von Kindern auf dem Weg zu einem Gebäude in der Ferne. Einerseits, mit dem Hintergrundwissen des Buches, zeigt es Freude und Aufbruchsstimmung. Andererseits könnte es auch die Flucht symbolisieren. Auf mich macht es allerdings eher einen friedlichen und gelösten Eindruck.
Das Buch ist in Kapitel unterteilt. Diese werden aus drei Perspektiven geschrieben.Die Kapitel haben eine angenehme Länge und bieten durch den Perspektivwechsel einen guten Einblick.
Die Handlung ist immer wieder spannend. Das Buch beginnt mit einem Prolog der sich am Ende wiederfindet und den kreis der Handlung schließt. Während das erste Viertel des Buches eher Ferienlagerstimmung begleitet wird, wird von Kapitel zu Kapitel der Krieg deutlich. Somit entsteht ein großer Spannungsbogen, aber nie reißerisch. Erwartungen die schon im Prolog geschürt werden, verfolgen einen durch das ganze Buch hinweg. Alles in Allem ist die Handlung einfach realistisch und glaubwürdig. Nur die Verwobenheit der einzelnen Handlungsstränge ist an der einen oder anderen Stelle in meinen Augen zu konstruiert.
Die Charaktere sind authentisch. Da ist Barbara, die Lehrerin die zu Beginn der Reise noch so unsicher und dann am Ende so viel älter und reifer wirkt. Dann Gisela, die einfach immer laut ist und so präsent, eine richtige Ruhrpottschnauze. Und ihre kleine Schwester, die irgendwie der Schützling der Gruppe ist. Und dann haben wir Lydia und Karl, die beide davon träumen an der Front zu sein und für ihr Vaterland zu kämpfen. So viele verschiedene und vielschichtige Charaktere, die zu keinem Zeitpunkt blass sind und immer nachvollziehbar agieren sind wirklich toll. Einige machen eine gute, andere eine nicht so gute Entwicklung durch.
Die Sprache ist einfach, aber eben sehr passend zu der Story. Einzelne Charaktere haben Dialekte. Bei anderen kann man anhand der Sprache auch auf ihren Bildungsstand schließen. Das Buch liest sich wirklich sehr angenehm und flüssig.

Ich kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen und bin total begeistert. Ein so interessantes Thema, welches so wenig Beachtung bekommen hat. Dazu einige tolle Charaktere und das Talent der Autorin für Sprache und Handlung lassen mich einfach nachdenklich über dieses Thema und die Zeit zurück. Ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.10.2019
Das Stundenbuch des Jacominus Gainsborough
Dautremer, Rébecca

Das Stundenbuch des Jacominus Gainsborough


sehr gut

Jacominus ist Sohn seiner Eltern. Wir begleiten ihn in seinem Leben, durch Höhen und Tiefen und eben durch sein ganzes Leben. Neben der Kindheit erfahren wir viel aus seinem leben und können seine Entwicklung nachvollziehen.

Das Cover zeigt Jacominus. er schaut recht traurig, aber nach Lektüre des Buches ist es eher ein weiser Blick, als traurig. Die Illustrationen sind alle zwei Seiten doppelseitig gestaltet. Es sind herbstliche Farben und die Bilder wirken durch diese Farbgestaltung irgendwie alt, was sich mit der Story gut in Verbindung bringen lässt. Sie sind sehr detailreich und durch die Bildunterschriften (meist so drei Sätze zur Beschreibung) wird viel erklärt. Interessant finde ich aber auch, dass die auf eine bebilderte Doppelseite folgende Seite sich gerne noch einmal auf das vorherige Buch bezieht (wobei das Zurückblättern etwas ungünstig ist). Die Illustrationen sind einfach wundervoll und wahre Kunst.
Die Handlung ist etwas Besonderes. Sie erinnert mich ein wenig an Forest Gump oder den Hundertjährigen, aber eben auf eine doch recht kindliche Weise. Neben dem heranwachsen von Jacominus, zieht er in den Krieg (meine meinung), aber eben nicht irgendwie auf brutale Weise, sondern als historisches Ereignis. Er begegnet immer wieder seinen freunden und am Ende steht eben auch das Ende des Hasens, wobei die Abrechnung am Ende wirklich noch mal toll ist. Jacominus hat viele Schicksalsschläge zu ertragen, wobei er sich wirklich toll entwickelt. Gerade weil Parallelen zur Geschichte hergestellt werden, ist es sicherlich kein klassisches Kinderbuch und muss dringend begleitet werden.
Sprachlich ist dieses Buch ein Juwel. Es werden so tolle sprachliche Bilder vermittelt und es ist so differenziert. Irgendwie lyrisch und altmodisch. Allerdings auch hier wieder kein klassischer text zum Vorlesen für Kinder. Es gibt einige Fremdworte und es wird hin und wieder auch ins Englische gewechselt. Das ist für den Erwachsenen Leser sicher kein Problem, aber für ein Kind, welches noch nicht in die Schule geht sicherlich schwierig und muss eben auch wieder sehr doll begleitet werden.

Ein wirklich tolles Buch und ein Juwel im Bücherregal. Allerdings eben kein Kindervorlesebuch. Dafür ist die Thematik etwas zu komplex und schwer und die Sprache zu anspruchsvoll. Vielleicht bin ich auch ein viel zu verkopfter Erwachsener, meinem vierjährigen habe ich das Buch jedenfalls nicht vorgelesen, denn noch traue ich ihm den Stoff nicht zu. Die Illustrationen sind ein echter Hingucker und somit bleiben vier Sterne für ein nicht gerade klassisches Kinderbuch ab dem Grundschulalter.

Bewertung vom 16.10.2019
Umarmst du mich mal?
McLaughlin, Eoin

Umarmst du mich mal?


ausgezeichnet

Die kleine Schildkröte wünscht sich nichts mehr, als das sie umarmt wird. Doch irgendwie weichen ihr alle aus. Und auf der anderen Seite ist der Igel der auch seinerseits nach ein bisschen Nähe sucht, aber auch er wird nicht fündig.

Dieses Buch ist ein Wendebuch. Von der einen Seite wird die Suche des Igels, auf der anderen die Suche der Schildkröte geschildert. Durch eine geschickte Illustration werden beide Geschichten verbunden. Allgemein sind die Zeichnungen wirklich aussagekräftig. Sowohl Igel, als auch Schildkröte zeigen offensichtlich Emotionen und auch die anderen Tiere können durch Mimik und Gestik ihre Gefühle transportieren. Die Bilder sind nicht überladen, im Gegenteil sie sind wirklich schlicht.
Die Story ist altbekannten von vielen anderen Kinderbüchern. Die Figuren werden abgewiesen in ihrem Bedürfnis und finden am Ende doch noch eine Möglichkeit glücklich zu werden.

Dieses Buch ist keinesfalls innovativ von der Idee her. Aber die zuckersüßen Zeichnungen sind einfach ein Hingucker. Als Geschenk ein durchaus schönes Buch und zum Vorlesen ab 2 Jahren durchaus geeignet. Klare Empfehlung für jeden Kinderbücherschrank.

Bewertung vom 16.10.2019
Fliege fort, fliege fort
Hochgatterer, Paulus

Fliege fort, fliege fort


gut

In Fürth am See hält der Sommer Einzug. Doch die Idylle trügt. Es kommt zu rätselhaften Gewalttaten an Senioren und dann wird auch noch ein Mädchen entführt. Wie das alles zusammenhängt ist über weite Strecken unklar.

Das Cover ist unheilvorhersagend. Die Vögel sind einfach Symbol für etwas Unheimliches. Das Buch selbst ist in Kapitel geteilt, die mir persönlich zu lang und nicht immer schlüssig strukturiert sind.
Die Handlung ist verworren, streckenweise interessant und dann wieder unspektakulär. Es gibt zu viele Stränge die erzählt werden und doch bleibt so viel ungesagt und unaufgeklärt. Es ist nicht vollkommen uninteressant, aber eben auch nicht zum einfach nebenher lesen. Dieses Buch verlangt volle Konzentration und ist kein typischer Krimi.
Die Charaktere bleiben mir persönlich zu flach. Gut, die Ermittler kennt man wohl schon aus vorhergegangenen Büchern des Autors. Aber so richtig warm werde ich nicht. Auch sind mir einige zu seltsam in ihren Entscheidungen.
Positiv ist die Sprache. Ein wirklich tolles Geschick beweist der Autor beim Erzeugen von Stimmung. Die österreichische Sprache hat mich an der einen oder anderen Stelle doch etwas herraus gefordert, aber das tat der tollen Sprache keinen Abbruch.

Dieses Buch hat mich nicht wirklich überzeugt. Sprachlich topp, Thema auch irgendwie, aber begeistert bin ich nicht. Vor allem weil mir zu viele offene Fragen bleiben.

Bewertung vom 16.10.2019
Die Hoffnung zwischen den Zeilen
Olofsson, Elin

Die Hoffnung zwischen den Zeilen


weniger gut

Ulrike wandert kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Schweden aus. Ihr Verlobter ist gefallen und nun muss sie ein Leben ohne ihn führen. Allerdings gewinnt sie schnell Elsa als Freundin.

Das Cover ist angenehm gestaltet und zeigt offensichtlich Ulrike auf dem Weg nach Schweden. Es gibt also einen tollen Ausblick auf die Handlung und schreit gerade so nach Aufbruch. Die Gliederung des Buches ist sinnig, klar und stimmig.
Die Handlung... Nun es hätte so interessant werden können und es war stellenweise auch wirklich interessant. Aber dann auch wieder furchtbar vorhersehbar und unspektakulär. Außerdem ist sie dann doch an manch einer Stelle nicht schlüssig und teilweise sogar absurd.
Die Charaktere sind mir durchweg unsympathisch geblieben. Viele Entscheidungen konnte ich nicht nachvollziehen. Einerseits sind sie gebildet und andererseits denken sie nicht von heute bis Mittag. Irgendwie bleiben alle ein bisschen farblos.
Die Sprache ist recht sperrig. Das ist aber kein so schlimmes Manko, aber es ist eben teilweise doch belastend.

Ich weiß einfach nicht so genau wie ich dieses Buch bewerten soll. ich habe es gelesen und mich unterhalten gefühlt. Aber irgendwie war ich so viel gelangweilt und irgendwann von den Charakteren (allen voran Ulrike im Umgang mit Elsa) so genervt. Solides Buch, kein historischer Roman, plätschert vor sich hin und bleibt mir nicht im Gedächtnis.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.10.2019
Die Furchtlosen Fünf
McPartlin, Anna

Die Furchtlosen Fünf


sehr gut

Fußball WM 1990. Irland nimmt das erste mal teil und somit sitzt eine ganze Nation vor dem Fernseher. Genau der richtige Zeitpunkt für fünf Freunde einen Raubüberfall zu begehen. Natürlich nicht so ganz aus Geldgier, eher als gute Tat. Doch es bleibt nicht bei einer schlechten Entscheidung, oder sind es doch die Richtigen?

Das Cover ist nicht unbedingt was Besonderes. Es sieht nett aus, die Farbe orange sticht definitiv hervor, aber eben auch kein Meisterwerk.
Die Handlung ist super. Es ist das ganze Buch über sehr spannend. Allerdings irgendwie doch schon eher für ältere Kinder, zu komplex und spannend für ein Vorlesekind. Auch die moralische Komponente der Story muss irgendwie aufgearbeitet werden, da schwarz und weiß recht stark verschwimmt. Freundschaft ist sicherlich das Hauptthema, wobei auch das schwierige Thema der kranken Mutter aufgegriffen wird. Auch dieser Teil der Geschichte wird feinfühlig beschrieben, aber ist dann doch recht schwerer Stoff. Trotzdem gibt es immer wieder humorvolle Abschnitte und somit kann die Handlung nicht als schwermütig beschrieben werden.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und man kann ihre Beweggründe durchaus nachvollziehen. Sie sind sympathisch und sicherlich Identifikationsfiguren. Die Freundschaft untereinander sind wichtiger Bestandteil und treiben die Handlung des Buches voran.
Der Schreibstil ist flüssig und kindgerecht (obwohl kindgerecht mit zehn Auslegungssache ist). Die Erzählperspektive ist ausschlaggebend für die einfachen und kurzen Sätze. Als störend empfinde ich die Fußnoten in diesem Buch, die sicherlich humorvoll gemeint sind, den Lesefluss aber doch recht doll stören.

Ein wirklich gutes Kinderbuch, dass einige moralische Fragen aufwirft. Es ist wirklich einfach geschrieben und rein davon sicherlich auch für jüngere Kinder geeignet. ABER die Schwere des Stoffs muss eben doch aufgearbeitet und nicht ungefiltert weiter gegeben werden, so dass die Altersangabe ab zehn Jahre schon wirklich sehr treffend ist.

Bewertung vom 06.10.2019
Mino und die Kinderräuber
Supino, Franco

Mino und die Kinderräuber


sehr gut

Selma, Chiara und Drago bekommen in der Schule die Aufgabe eine Abenteuergeschichte zu schreiben. Die Ideen sind vielfältig, doch einigen sich die drei auf eine Räubergeschichte. In Anlehnung an die Erzählungen ihres verstorbenen Großvaters beginnt Chiara mit der Geschichte um Menschenhandel, Kinderarbeit und den Zweiten Weltkrieg.

Das Cover zeigt die drei Protagonisten. Es sind wahre Figuren und tolle Freunde, wie sie da so um den Kastanienbaum sitzen. Auch im Buch sind einige (Schwarzweiße) Illustrationen, die die Handlung gut untermauern und gut gezeichnet sind. Unterstützend zur Handlung jedenfalls gut gelungen.

Das Buch selbst teilt sich grob in drei Abschnitte, die Einführung, die eigentliche Räubergeschichte und das Ende. Dabei werden Erzählweise, -perspektive und Charaktere gewechselt. Es ist ein Buch, dass authentisch vom Zweiten Weltkrieg aus Sicht eines Jungen berichtet, ohne den jungen Leser zu überfordern. Spannung ist im Mittelteil definitiv enthalten, der Rest ist eben Rahmenhandlung die jedoch deswegen nicht langweilig ist.

Die Charaktere sind realistisch. Sowohl die drei Kinder die die Geschichte "erfinden", als auch die Figuren der Abenteuergeschichte. Chiaras Eltern sind mir ein wenig zu unbeliebt, aber vermutlich trifft das Elend einfach zwei Mal zu.

Die Sprache ist dem jungen Leserangepasst. Es sind kurze und einfache Sätze, ohne viel Ausschmückung. Nichtsdestotrotz schafft der Autor wiederkehrende Symbole (z.B. Kastanien).

Ich kann dieses Buch empfehlen, allerdings muss es dringend aufgearbeitet werden in persönlichen Gesprächen. Es ist kein reines Buch zu Unterhaltungszwecken, wobei Bildung auch nicht zwingend im Vordergrund steht. Es kann Anlass geben für Gespräche über Krieg und Leid, wenn es richtig aufgearbeitet wird.

Bewertung vom 06.10.2019
Schmutzige Seelen
Franley, Mark

Schmutzige Seelen


ausgezeichnet

Grausige Morde erschüttern einen kleinen Ort. Und schon muss eine junge Polizistin sich beweisen. Hilfe erhält sie durch einen Spezialermittler und beiden tun sich riesige Abgründe auf.

Das Cover ist unspektakulär, nicht zwingend langweilig, aber eben auch kein krasser Hingucker. Die Dornenbüsche spiegeln den aufkommenden Schmerz wieder. Das Buch ist gut unterteilt und unterstützt den Lesefluss sehr gut.
Die Handlung ist wahnsinnig schnell. Während man an einer Stelle denkt man könne durchatmen, geht es auch direkt weiter. Die Spannung ist immer präsent und es ergeben sich keine Logiklöcher. Alles wird schlüssig aufgelöst, dass ist mir immer besonders wichtig.
Ruben ist mir zu perfekt. Als Sonderermittler und immer mit dem richtigen Riecher. Und Eva, die leitende Ermittlerin ist mir da durchaus sympathischer. Nichtsdestotrotz sind alle Charaktere nachvollziehbar und wirken echt.
Die Sprache unterstützt die schnelle Handlung der Story. Es ist kein super literarischer Schreibstil, aber er unterhält und ist interessant.

Dieser Thriller kann sich gut Thriller nennen. Magentechnisch sollte man gut aufgestellt sein, gibt es doch den ein oder anderen Moment in dem die Standfestigkeit auf die probe gestellt wird. Aber so viel Spannung habe ich schon sehr sehr lange nicht mehr gehabt. Klare Leseempfehlung für nicht so zart besaitete Thrillerfans!