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Benutzername: 
BabsyZ
Wohnort: 
Waiblingen

Bewertungen

Insgesamt 75 Bewertungen
Bewertung vom 08.12.2022
Die Stunde der Hyänen
Groschupf, Johannes

Die Stunde der Hyänen


sehr gut

Gefährliche Berliner Nächte

Ein Feuerteufel geht um in Berlin. Immer wieder brennen Autos, darunter ein Bulli, aus dem sich der Obdachlose Radek in letzter Minute retten kann. Während er als „polnischer Messias“, der durchs Feuer ging durch die Straßen zieht, um andere vom Alkohol abzuhalten, streifen auch die Polizistin Romina und die Journalistin Jette auf der Suche nach dem Brandstifter und einer guten Story durch die nächtliche Hauptstadt, ebenso wie der junge angehenden Postbote Maurice, der seinen Frust nur mithilfe von Bränden abbauen kann.

Die Stunde der Hyänen wird als Thriller bezeichnet, ich finde, es ist eher eine sozialkritische Studie der Hauptstadt. Die Protagonisten sind ebenso vielfältig, wie die Themen, die Johannes Groschupf in seinem Roman verarbeitet: der trinkende Fernfahrer, der bei einem Unfall ein Menschenleben auslöscht, die Polizistin, die von ihren männlichen Kollegen gemobbt wird, die Frau, die einen gewalttätigen Mann zuhause hat und das Mädchen, dass von den Ältesten der Gemeinde missbraucht wird. Nicht zu vergessen, die Bürgerwehr, die sich zum Selbstschutz bildet. Das liest sich wirklich gut und ist auch spannend, vor allem, wenn die Geschichte zum Ende hin doch noch ein paar Wendungen nimmt die nicht vorhersehbar waren. Alles in allem ist der Roman leider etwas überfrachtet, aber durchaus lesenswert.

Mein Fazit: kein Thriller, eher ein spannender Roman mit viel Sozialkritik. Lesenswert.

Bewertung vom 29.11.2022
Für euch
Sayram, Iris

Für euch


ausgezeichnet

Was eine Mutter aus Liebe tut

Iris Sayram, eine erfolgreiche Juristin und Journalistin, besucht ihre kranke Mutter im Krankenhaus, wäscht sie, hilft ihr beim Schminken und erinnert sich an ihre Kindheit und Jugend in Köln. Eine Zeit, die geprägt war von ständigen Geldsorgen. Denn der Papa, ein türkischstämmiger Ford-Arbeiter, gibt seinen Job auf, um sich ganz seiner Spielsucht hinzugeben. Und auch Mimi, wie Iris ihre Mama liebevoll nennt, hat keinen „richtigen“ Beruf. Sie schlägt sich als Putzfrau durch, später als Toilettenfrau, die nebenbei Pillen verkauft und schließlich auch als Prostituierte. Alles „Für Euch“ – für Iris, damit es ihr einmal besser geht und sich ihre Träume erfüllen. Das Mädchen durchlebt eine aufregende Kindheit unter Drogensüchtigen und Prostituierten und schafft es entgegen aller Zweifel aufs Gymnasium.

Für Euch ist ein autobiographischer Roman, der eine Reise von den Achtzigern bis in die heutige Zeit beschreibt. Das Milieu, in dem Iris groß wurde, ist trotz aller krimineller Energien geprägt von Freundschaft und Zusammenhalt, voller Angst vor dem HIV-Virus und der „Schmier“, der Polizei. Eine Welt, in der ein kleines Mädchen schnell erwachsen und vernünftig werden muss. Dabei beschreibt Iris Sayram vor allem ihre Eltern mit so viel Liebe und Wärme, dass man merkt, wie sehr ihr die Eltern fehlen und wie schön ihre Kindheit und Jugend trotz allen Widrigkeiten waren. Sprachlich ist das gut geschrieben, man fliegt förmlich durch die Kapitel, auch weil man wissen möchte, wie die Geschichte der Sayrams weitergeht. Dazu noch die Musik der 80er und die Beschreibungen von Köln und der wunderbare Kölsche Dialekt, da passt einfach alles.

Mein Fazit: ein starker autobiographischer Roman mit Tiefgang. Eines meines Jahreshighlights.

Bewertung vom 20.11.2022
Die Bücher, der Junge und die Nacht
Meyer, Kai

Die Bücher, der Junge und die Nacht


ausgezeichnet

Über die Macht der Bücher

In seinem neuen Roman entführt uns Kai Meyer in die Welt der Bücher und Buchsammler. Seine Hauptfigur, Robert Steinfeld, wurde als Kind jahrelang in einem Raum voller Bücher gefangen gehalten, bis er 1943 während eines verheerenden Bombenangriffs auf Leipzig, von einem geheimnisvollen Mann gerettet wurde. Als Robert 1971 von seiner alten Freundin Marie nach München gebeten wird, um ihr bei der Auflösung der Bibliothek des Verlegers Konrad Pallandt zu helfen, entdecken die beiden eine Sammlung von Büchern, die von Roberts Vater Jakob gebunden wurde. Bücher, die es eigentlich nicht geben kann. Und so machen sich die beiden auf die Suche nach Antworten und die Geschichte der Familien Steinfeld und Pallandt, zwei Familien, die durch ihre Liebe zu den Büchern und ihre Schicksale untrennbar miteinander verwoben sind.

Wieder einmal beweist Kai Meyer, dass er wie kein zweiter die Gabe besitzt, historische Begebenheiten mit Mythen und Legenden zu einem wunderbaren Ganzen zu verweben. Die Geschichte, die auf 3 Zeitebenen spielt, entwickelt sich in einem guten Tempo und zieht den Leser innerhalb kürzester Zeit in den Bann. Eine Zeitreise, die über den beginnenden Nationalsozialismus über Lebensbornheime und Kriegswirren bis ins Jahr 1971 führt, ist dabei wie immer gut recherchiert und authentisch beschrieben. Die Personen sind dabei ebenfalls allesamt authentisch und man kann sich mit ihnen gut identifizieren. Auch die okkultistische Seite des Nationalsozialismus mit ihren teils sehr obskuren Ausprägungen kommt dabei nicht zu kurz.

Mein Fazit: ein historisch faszinierender, mysteriöser Roman aus der Welt der Bücher. Für mich ein Jahreshighlight.

Bewertung vom 30.10.2022
Elektra, die hell Leuchtende
Saint, Jennifer

Elektra, die hell Leuchtende


sehr gut

Weibliche Rache im alten Griechenland

Die Sagen des klassischen Altertums sind Heldensagen, voller grausamer, ruhmreicher Taten der Männer: Agamemnon, Odysseus, Paris. Doch wie sehen diese Geschichten aus der Sicht der Frauen aus? In ihrem Roman Elektra, die hell Leuchtende erzählt Jennifer Saint die Geschichte des Kriegs um Troja aus der Sicht dreier Frauen: Kassandra, Schwester des Paris und Seherin; Klytämnestra, Zwillingsschwester der schönen Helena und Frau des Agamemnon und Elektra, Tochter von Klytämnestra und Agamemnon. Drei Frauen, deren Schicksal grausam ist und die getrieben werden von Rachegedanken und Ängsten.

Der Einstieg in dieses Buch fiel mir aufgrund der wechselnden Erzählperspektiven nicht ganz leicht, doch nach einigen Seiten hatte mich die alte, so bekannte und doch neu erzählte Geschichte von Liebe und Verrat, Göttergehorsam, Krieg und Rache voll in den Bann gezogen. Hauptaugenmerk wird auf die Rolle der Frau gelegt, sei es als gehorsame Tochter, Kriegsbeute oder Priesterin. Das ist oft grausam und nur schwer zu ertragen, macht aber Lust darauf, sich wieder mit den alten Sagen zu beschäftigen.

Mein Fazit: ein faszinierender, feministischer Roman, der ein anderes Licht auf die Heldensagen des alten Griechenlands werfen. Lesenswert.

Bewertung vom 17.10.2022
Gequält / Rachejagd Bd.1
Stevens, Nica;Suchanek, Andreas

Gequält / Rachejagd Bd.1


ausgezeichnet

Tödliches Spiel

Als die Journalisten Anna Jones einen Brief in einer krakeligen Kinderschrift erhält, bricht ihr Leben zusammen. Der Brief stammt von Edward Harris, dem Mann, der sie und ihre beste Freundin Nathalie 3 Jahre zuvor entführte und misshandelte. Anna konnte fliehen und musste ihre Freundin zurücklassen. Eine Schuld, mit der sie nie fertig wurde. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Zane, dem FBI-Agenten Nick Coleman, ihrer alten Jugendliebe und der Profilerin Lynette macht sich Anna auf die Suche nach ihrem Peiniger. Dabei verstricken sie sich immer tiefer in ein tödliches Spiel gegen einen Gegner, der ihnen immer einen Schritt voraus ist.

Mit Rachejagd – Gequält hat das Duo Stevens Suchanek einen soliden und sehr spannenden Thriller geliefert, den ersten einer Trilogie. Die Geschichte entwickelt sich zügig, der Spannungsbogen steigt stetig an und es gibt einige nicht vorhersehbare Wendungen. Dennoch konnte mich die Geschichte nicht ganz überzeugen und auch die einzelnen Personen haben es nicht geschafft, mich wirklich in den Bann zu ziehen. Dennoch habe ich mich gut unterhalten gefühlt und ich bin gespannt, wie das Spiel in den nächsten beiden Büchern weitergeht.

Mein Fazit: Gut gemachter spannender Thriller mit überraschenden Wendungen.

Bewertung vom 11.10.2022
Das Profil / Erdmann und Eloglu Bd.1
Borck, Hubertus

Das Profil / Erdmann und Eloglu Bd.1


sehr gut

Tod in Hamburg

Hamburg – inzwischen die deutsche Thriller-Hauptstadt - hat ein neues Ermittlerteam. Der erste Fall, den Kriminalkommissarin Franka Erdmann und ihr neuer Kollege Alpay Eloglu aufzuklären haben, hat es in sich. Ausgerechnet im Sandkasten eines Spielplatzes wird ein Toter bis zum Kopf im Sand vergraben aufgefunden. Kurz nach diesem makabren Fund wird eine erfolgreiche Influencerin in ihrer Wohnung gefunden. Die Blondine wurde brutal misshandelt und stranguliert. Auf den ersten Blick scheinen die beiden Fälle nichts miteinander zu tun zu haben, doch mit der Zeit wird klar, dass in Hamburg ein Serienkiller umgeht. Und er hat sein nächstes Opfer bereits im Visier.

Das Profil hat, wie viele Thriller in der letzten Zeit, de schöne neue Social-Media-Welt mit all ihren Gefahren zum Thema. Das ist durchaus interessant und spannend verarbeitet. Vor allem das Team Erdmann-Elogu hat Potential und es ist schön zu lesen, wie sie ihre Anfangsschwierigkeiten überwinden und im Laufe der Zeit zu einem richtig guten Team werden. Auch der Blick in eine geschundene Seele, die nicht mehr gegen ihre inneren Dämonen ankommt, ist sehr gelungen. Was mir persönlich allerdings den Lesespaß etwas vermiest hat, waren die harten Perspektivwechsel, die innerhalb des Textes vollzogen wurden, zum Teil ohne Absatz, so dass ich stellenweise gar nicht wusste, wie das jetzt zusammenhängt.

Mein Fazit: Solider Thriller mit aktuellem Thema mit Luft nach oben.

Bewertung vom 04.10.2022
Das siebte Mädchen
Willingham, Stacy

Das siebte Mädchen


ausgezeichnet

Die Psychologin und der Killer von Breaux Bridge

Das Leben von Chloe Davis scheint perfekt zu sein: sie ist eine promovierte Psychologin mit eigener Praxis und kurz davor, den Mann ihrer Träume zu heiraten. Als ein junges Mädchen verschwindet und ein paar Tage später ermordet aufgefunden wird, bricht ihr Leben auseinander. Denn genau 20 Jahre zuvor verschwanden aus ihrem Umfeld 6 Mädchen, deren Leichen nie gefunden wurden. Der Täter: ausgerechnet Chloes Vater. Als ein weiteres Mädchen aus ihrem direkten Umfeld verschwindet, macht sich Chloe auf die Suche nach dem Täter. Könnte es ein Nachahmer sein? Und ist sie womöglich selber in Gefahr?

Durchaus spannend erzählt ist dieser Thriller aus der Sicht von Chloe. Immer wieder hat sie Flashbacks, erinnert sich an die Geschehnisse ihrer Kindheit, sieht die Parallelen. Und sie flüchtet sich in Alkohol und Drogen. Dabei gibt es einige Wendungen, die für mich allerdings nicht sonderlich überraschend waren. Insgesamt habe ich mich durchaus gut unterhalten gefühlt, als Thriller konnte mich das Buch aber aufgrund der Vorhersehbarkeit der Ereignisse und der nicht immer nachvollziehbaren Handlungen und Gedanken der Personen nicht ganz überzeugen.

Mein Fazit: Solider Thriller mit Luft nach oben.

Bewertung vom 21.09.2022
Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1
Goldammer, Frank

Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1


ausgezeichnet

Krimi mit Gruselfaktor

Als Kommissarin Nicole Schauer ihren Dienst in Dresden antritt will sie nur noch eines: zurück nach Hamburg. Der Liebe wegen hat sie sich versetzen lassen, doch die Beziehung ist längst in die Brüche gegangen. Und der neue Kollege, Felix Bruch, ist gelinde gesagt „eigen“. Auch der erste Fall, den die beiden gemeinsam bearbeiten, hat es in sich: die 12-jährige Celina ist aus einem Vorort verschwunden. Die Bewohner sind misstrauisch und aufgebracht, umso mehr, als bereits 2 Jahre zuvor die damals 10-jährige Linda verschwand und nach 14 Tagen von alleine wieder auftauchte. Die Spur führt Schauer und Bruch zu einem halbverfallenen Bauernhof und den Gerüchten um eine Hexe.

Im neuen Roman von Frank Goldammer gibt es viele dunkle Orte, denn nicht nur der abbruchreife Bauernhof, in dem es angeblich spukt, ist düster und unheimlich, auch die Psychen und Seelen der beiden Kommissare haben dunkle Ecken und Untiefen. Auch wenn das Ermittlerteam auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnte, haben die beiden doch einiges gemein und funktionieren nach ersten Anfangsschwierigkeiten erstaunlich gut. So gut, dass ich schon sehr gespannt auf weitere Fällen mit den beiden freue.

Mein Fazit: Guter Krimi mit Gruselfaktor und einem herrlich durchgeknallten Ermittlerteam.

Bewertung vom 15.09.2022
Matrix
Groff, Lauren

Matrix


ausgezeichnet

Macht hinter Klostermauern

Das Leben einer Frau im 12. Jahrhundert war alles andere als leicht. Besonders, wenn sie die uneheliche Tochter des Königs war und dazu kein bisschen weiblich und anziehend. Die 17-jährige Marie ist viel zu groß, ungelenk, derb um am Hofe eine gute Partie zu finden. So wird sie in ein kleines, vollkommen verarmtes Kloster in England verbannt. Nach anfänglichen Hoffen findet sich Marie mit ihrem Schicksal ab. Und sie entwickelt eine unglaubliche Stärke, setzt sich mit Geschick und List über Konventionen hinweg und sorgt dafür, dass ihr Kloster reich und sie selber mächtig wird.

Matrix ist ein absolut feministischer Roman über eine rein weibliche Gesellschaft. Ich hätte nie gedacht, dass ich ein Roman über Nonnen im Mittelalter so faszinieren könnte, doch Lauren Groff hat es geschafft, dieser abgeschiedenen und für mich vollkommen abstrakten Welt Leben und Faszination einzuhauchen. Dabei werden die unterschiedlichsten Frauenschicksale beschrieben und die damalige Zeit mit alle ihren Gefahren sehr eindrucksvoll dargestellt. Das ist nie langweilig oder trocken, nur stellenweise nicht ganz einfach zu lesen, vor allem, wenn es um die vielen lateinischen und kirchlichen Begriffe geht.

Mein Fazit: faszinierender Roman über starke Frauen in einem finsteren Zeitalter. Sehr lesenswert.

Bewertung vom 11.09.2022
Todesspiel. Die Nordseite des Herzens
Redondo, Dolores

Todesspiel. Die Nordseite des Herzens


ausgezeichnet

Vielschichtiger Thriller mit mystischen Elementen

2005. Während Hurrican Karina in New Orleans wütet, versucht eine Truppe von Ermittlern, angeführt von FBI Agent Dupree, einen Serienkiller zu schnappen. Dieser tötet immer nach dem gleichen Muster: eine 6-köfpige Familie, die eine Naturkatastrophe überlebt hat, wird von ihm ermordet. Unterstützung erhält das FBI von der besten Ermittlerin Spaniens, der jungen Amaia Salazar. Doch „der Komponist“, wie Amaia den Killer nennt, bleibt nicht der einzige Verbrecher, auf den die Ermittler stoßen und so begeben sie sich in der zerstörten Stadt auf die Suche nach drei verschwundenen Mädchen und geraten dabei in Lebensgefahr. Dabei werden sowohl Dupree als auch Salazar von den Dämonen der eigenen Vergangenheit heimgesucht.

Dieser Thriller hat mich absolut fasziniert und ist ein absolut Highlight auf meiner Leseliste. Gekonnt verknüpft die Autorin die Geschehnisse einer unvorstellbaren Naturkatastrophe mit den mystischen Elementen des Voodoo und spanischen (Aber-)Glaubens. Die Atmosphäre ist dabei düster und unheimlich, die Charaktere sind allesamt authentisch beschrieben. Auch die Rückblenden in die Kindheit der jungen Polizistin sind packend und spannend geschrieben, sodass dieser Thriller trotz seiner beachtlichen Seitenzahl – es sind 640 – nie langweilig wird. Ich hoffe sehr, dass es weitere Fälle geben wird, an denen Dupree und Salazar gemeinsam ermitteln!

Mein Fazit: ein spannender, von mystischen Elementen geprägter Thriller mit faszinierenden Ermittlern. Absolute Leseempfehlung!