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Ryria

Bewertungen

Insgesamt 62 Bewertungen
Bewertung vom 09.09.2024
Midsummer House
Lucas, Rachael

Midsummer House


sehr gut

Wie schön ist es, durch Bücher auf Reisen gehen zu können, auch wenn man selbst gerade keinen Urlaub hat. Midsummer House nimmt den Leser mit in die schottischen Highlands, in ein kleines Dorf voller idyllischer Ferienhäuschen, einladenden Hofläden, eigenwilliger Ziegen und köstlichem Gebäck.
Dieses Buch ist bereits der dritte Band, kann aber unabhängig gelesen werden. Für mich war es der Erste, daher hatte ich noch keine Beziehung zu vielen Dorfbewohnern, die man vermutlich schon aus den anderen Büchern kennt. An manchen Stellen waren es daher ein paar viele neue Namen und Beziehungen - an sich war es trotzdem gut verständlich, aber es fehlte halt diese Art "Wiedersehensfreude".

Es ist zusammengefasst ein super gemütliches Buch - eine große Handlung wird man hier nicht finden, stattdessen ganz viele Cozy Vibes, Beschreibungen vom Leben auf dem Lande und zwischenmenschliche Beziehungen. Das Midsummer House und dessen Eigentümerin zwingt Charlotte und Rob aus ihren Komfortzonen heraus und bringt sie dazu darüber nachzudenken, was ihnen im Leben eigentlich wirklich wichtig ist.
Der Schreibstil ist locker leicht und man kann es gut am Stück lesen. Ich persönlich hätte mir vielleicht noch ein spannendes Ereignis in der Geschichte gewünscht und ein paar mehr (romantische) Szenen zwischen Charlotte und Rob, das kam manchmal ein wenig zu kurz, so gerne ich auch dem Alltag im Dorf gefolgt bin.
Am Ende nimmt man ein wohliges Gefühl mit aus der Geschichte und auch ein paar dort in die Tat umgesetzte Kalenderweisheiten für das eigene Leben.

Bewertung vom 04.09.2024
Kleine Monster
Lind, Jessica

Kleine Monster


ausgezeichnet

Während ich zu Beginn nur ein Buch über den Umgang mit schwierigen Kindern erwartete, entwickelte es sich schnell zu einem Einblick in die Seele der Ich-Erzählerin Pia. Als Mutter des in der Schule auffällig gewordenen siebenjährigen Luca kämpft sie mit dem Schweigen ihres Kindes und in der Folge mit ihren eigenen Dämonen.
Um dies effektiv darzustellen spielt die Geschichte in zwei Zeitebenen: Immer wieder berichtet sie aus der Zeit, als sie selbst noch ein Kind war und durch tragische Umstände ihre kleine Schwester verlor. Dieser Aufbau hat mir besonders gut gefallen, nach und nach erfährt man als Leser mehr Details über ihre Vergangenheit und sammelt Puzzlestücke, die ihr heutiges Verhalten erklären könnten.

Ebenso bin ich ein großer Fan des Schreibstils: Pia erzählt alles so, wie sie es wahrnimmt und interpretiert, sodass man als Leser irgendwann selber anfängt, ihren Worten zu misstrauen. Ist das, was man liest, überhaupt die "Wahrheit"? Lind versteht es, meisterhaft Atmosphären zu schaffen, angepasst an den mentalen Zustand von Pia. Ist sie positiv gestimmt, wirkt auch der Text leichter; wird sie zum Opfer ihres eigenen Misstrauens, fühlt man sich als Leser wie in einem Psychothriller, teilweise sogar mit einem leichten Horrorgefühl.

Falls man zu diesem Buch greift, weil man ähnlich wie in einem Krimi die Auflösung um den anfänglichen "Fall" rund um den Sohn erwartet, wird man hier möglicherweise jedoch enttäuscht werden. Das Buch lässt einiges offen bzw. erlaubt die eigene Interpretation des Geschehenen - wir kriegen nur Pias Sicht, aber trauen wir ihr? Oder den Personen in ihrem Leben?
Mir hat es sehr gut gefallen, zwischen den Zeilen lesen zu müssen und herauszufinden, inwiefern uns Kindheitstraumata noch unser Leben lang beeinflussen und begleiten können.

Bewertung vom 02.09.2024
All das Böse, das wir tun
Dazieri, Sandrone

All das Böse, das wir tun


sehr gut

In diesem spannnenden Thriller wird der Leser nach Italien entführt, in die Welt der Polizei, Rechtsanwälte und unabhängigen Antihelden.
Dies bedarf einer kurzen Eingewöhnung, da man erstmal mit den italienischen Berufsbezeichnungen, Begriffen und Systemen vertraut werden muss.
Der Fall startet mit der Entführung der jungen Amala, deren Perspektive man im Laufe des Buches immer wieder verfolgen kann, was ich sehr spannend fand. Schnell kommt der Verdacht auf, dass vielleicht ein Zusammenhang zu einem Serienkiller vor 30 jahren besteht - aber wie?

Um dieses Rätsel zu lösen, springt die Erzählung zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her: Vor 30 Jahren ermittelt die Polizistin Itala, in der heutigen Zeit die Anwältin Francesca mit ungewollter Hilfe des mysteriösen Gerry. Zu Beginn fand ich es etwas verwirrend, die Zusammenhänge waren nicht so klar und gerade in Italas Teil werden sehr viele Charaktere eingeführt, die ich mir teilweise auch bis zum Ende nicht genau merken konnte. Itala selbst war mir auch zuerst unsympathisch, jedoch hat sich dies im Laufe der Geschichte gebessert. Gerry hingegen mochte ich schnell, auf seine ganz eigene, spezielle Art. Von ihm hoffe ich auch in Zukunft noch mehr zu lesen.

Der Schreibstil vermittelt gut die Spannung, jedoch gab es auch ein paar kleine Stellen, die sich gezogen haben. Von dem ganzen Polizei-Korruptions-Plot war ich bis zum Ende hin kein großer Fan, auch wenn er relevant für die Haupthandlung war. Insgesamt wurde ich aber gut unterhalten und auch öfters sogar mal überrascht.

Bewertung vom 02.09.2024
Im Labyrinth der Rache
Cross, Ethan

Im Labyrinth der Rache


sehr gut

Dies war mein erster Roman über den unterhaltsamen und sympathischen Ex-Serienkiller Ackerman und es wird nicht mein Letzter sein!
Zwar kann man nicht bestreiten, dass einem hier als Neuling so einige Details als Hintergrundwissen fehlen, jedoch werden alle Charaktere nochmal kurz vorgestellt und vergangene Ereignisse zusammengefasst erzählt, sodass man trotzdem gut alles verstehen kann.

Der Schreibstil ist durch kurze Kapitel und viele Perspektivenwechsel sehr rasant, man fliegt quasi durch das Buch, nachdem man erstmal alle Charaktere kennengelernt hat. Diese werden gut dargestellt, jeder hat seine eigenen Stärken, Schwächen und Macken - was aber auch dazu führt, dass man manche nicht leiden kann, dafür andere liebt. An vereinzelten Stellen kommt es jedoch auch vor, dass eine Handlung unpassend für den Charakter erscheint, hier wirkt es etwas inkonsistent.

Der Humor vor allem rund um Ackerman ist großartig, auch Actionfans werden voll auf ihre Kosten kommen - das ganze Buch wirkt wie ein großer rasanter Actionfilm. Dies ist aus meiner Sicht jedoch auch ein Kritikpunkt, es passiert ganz viel, aber gleichzeitig kommt die Grundhandlung quasi gar nicht vom Fleck. Das Buch wirkt wie ein Prolog, der die Charaktere für die neue Hüter-Reihe einführt, auf die ich jetzt dann doch sehr gespannt bin.

Bewertung vom 01.09.2024
Frühstück mit Elvis
Sagenroth, S.

Frühstück mit Elvis


ausgezeichnet

Startet das Buch auch eher traurig (Kater Elvis wird von seiner Dosenöffnerin getrennt), so entsteht sehr schnell eine absolute Wohlfühlgeschichte vor allem für Katzenfreunde.
Auf tierischen Pfoten erkundet man Koblenz und wird dadurch zugleich inspiriert, selber der Stadt einen Besuch abzustatten. Man lernt sowohl die menschlichen Bewohner als auch die lokale Katzencommunity kennen. Hier fand ich die Charakterisierung der Personen sehr gelungen, alle wirken authentisch, sind aber dabei grundverschieden. Auf sanfte Art wird dem Leser vermittelt, dass jeder Mensch seine Fehler und Probleme hat, dabei wirkt die "Moral" aber keinesfalls erzwungen. Schnell wachsen die verschiedenen Charaktere einem auch ans Herz und man fiebert mit ihnen mit.

Der Schreibstil ist wunderbar leicht und flüssig, perfekt zum Entspannen. Kurze Kapitel erlauben sowohl kurze Leseeinheiten als auch das ganze Buch am Stück zu lesen. Ebenfalls als positiv empfand ich die wechselnden Perspektiven, dies war zu Beginn etwas verwirrend, aber man lernt rasch alle Personen kennen.

Mein Highlight war die Darstellung der Katzen: Anstatt diesen menschliche Eigenschaften oder Fähigkeiten zu geben, bleiben sie im Grunde weiterhin Katzen. Sie lassen sich von Fliegen ablenken, genießen Leckerlis oder einen warmen Schlafplatz und beweisen, dass sie großartige Zuhörer sind, die einen besonderen Sinn für Emotionen haben. Gerade wenn man selber Katzen hat, erkennt man vieles wieder, sodass die Katzen hier sehr echt wirken.
Absolut zu empfehlen für ein paar gemütliche Lesestunden!

Bewertung vom 22.08.2024
Briefe aus Taipeh
Fish Wu

Briefe aus Taipeh


ausgezeichnet

Diese Graphic Novel entführt den Leser nach China, von der Gegenwart bis zurück ins Jahr 1948. Erzählt wird hierbei die Familiengeschichte des Autors, aber gleichzeitig lernt man auch viel über die Geschichte Chinas. Dies war mir größtenteils neu, aber ich fand es sehr spannend, auf solch unterhaltsame Art mehr darüber zu erfahren.
Auch die kulturellen Aspekte und Traditionen werden gut dargestellt, ohne dabei aufdrängend zu wirken, vielmehr sind sie ein natürlicher Teil der Handlung. Die Erzählabschnitte sind inhaltlich logisch aufgeteilt und man kann dem Geschehen problemlos folgen.
Viele Momente sind sehr emotional, authentisch und berührend - dies wird durch die Zeichnungen und Bildsprache nochmals verstärkt.
Die Zeichnungen selbst sind großartig: Unglaublich viele Details, alles wirkt handgezeichnet, aufwendige Hintergründe und Gestaltung von Menschen und Orten. Man fühlt sich in das Bild hineinversetzt und staunt über all die Kleinigkeiten, die man bei längerer Betrachtung der Zeichnungen entdecken kann. Fish Wu scheint keine Mühe gescheut zu haben, um ein eindrucksvolles Bild zu erschaffen. Zwar sind die Zeichnungen nur schwarz-weiß, aber dies schadet keinesfalls und passt auch gut zu seinem Stil.
Ein Teil seiner Geschichte lebt nun auch in meinem Herzen weiter, denn das ist die Botschaft dieses Buches: Vergesse nicht die Vergangenheit und die Geschichten deiner Familie, und lerne daraus für die eigene Zukunft.

Bewertung vom 20.08.2024
Monoloco (eBook, ePUB)
Blum, Susann

Monoloco (eBook, ePUB)


gut

Monoloco beinhaltet so viele verschiedene Elemente, dass ich gar nicht weiß, wie ich es beschreiben soll: Eine Art Chat-Flirt, eine Geschichte der Selbstfindung und charakterlichen Weiterentwicklung, tiefe und neue Freundschaften, Krimi-Passagen und ein bisschen Übernatürliches.
Insgesamt ergibt dies durchaus eine spannende Geschichte, die auch zum eigenen Nachdenken anregt und berührend ist, jedoch offenbaren sich auch einige Mängel. Zwar hängen die Themen alle inhaltlich zusammen und vermischen sich auch, jedoch fühlt es sich erzähltechnisch nicht immer fließend an - in einem Kapitel geht es mehr um Krimi, im nächsten wieder ruhigere Freundschaftspassagen, dann plötzlich wieder Krimi etc.
Weiterhin ist das Buch recht kurz, sodass manche Erzählabschnitte als zu kurz erscheinen und andere dafür als zu lang.

Die Charaktere sind sympathisch, jedoch ist es schwierig, auf 200 Seiten ~10 Personen ausführlich vorzustellen und zu charakterisieren. So werden die Charaktereigenschaften kurz erklärt und manches sieht man auch in Aktion, aber halt teils mehr, teils weniger.
Da ich im gleichen Alter wie die Gruppe bin, empfand ich auch einige Gespräche ein wenig unnatürlich, wie lange Monologe in der Gruppe oder auch die Verwendung ungewöhnlicher Wörter. Besonders aufgefallen ist mir hier "Phone", was sehr sehr häufig vorkam - ich habe im deutschsprachigen Raum dieses Wort noch nie gehört, alle sagen hier Handy.

Zuletzt zur Botschaft des Buches: Die richtigen Freunde helfen uns dabei, über uns selbst hinauszuwachsen und uns charakterlich weiterzuentwickeln, was man hier schön gesehen hat und auch auf verschiedene Arten gut umgesetzt wurde. Lediglich bei der Hauptfigur hätte ich mir gewünscht, dass der Ehemann nicht ein ganz so großes Schwein gewesen wäre. Das Buch kann dem Leser Mut geben, aus einer toxischen Beziehung auszubrechen, jedoch besteht so die Gefahr, dass man vielleicht denkt "immerhin ist mein Partner nicht so schlimm wie der Mann im Buch". Im Buch bleibt Mailyn ja quasi gar keine andere Wahl mehr, was ihre eigene Leistung und Weiterentwicklung ein wenig schmälert.
Insgesamt aber ein unterhaltsames Buch mit wichtigen Botschaften und halt ein paar kleinen Mängeln.

Bewertung vom 18.08.2024
Long Live Evil
Brennan, Sarah Rees

Long Live Evil


sehr gut

Während das Konzept der Handlung mir bereits wohlbekannt aus japanischen Anime war, so ist es mir hier zum ersten Mal in Romanform begegnet: Rae liegt im Sterben, als ihr eine letzte Chance eröffnet wird. In der Welt ihrer Lieblingsbuchreihe soll sie eine Blume stehlen, die ihren echten kranken Körper heilen kann. Doch dummerweise schlüpft sie in die Rolle der Schurkin und muss erstmal schauen, dass sie in der neuen Welt überlebt. Positiv fand ich hierbei, dass es einen Schmetterlingseffekt gibt: Rae startet mit Vorwissen, jedoch ändert sie schnell die Handlung, was ungeahnte Konsequenzen hat.

Zunächst einmal jedoch zum Schreibstil: Teilweise fand ich es schwer, den Text zu lesen. Viele Formulierungen waren recht speziell und einiges wirkte ein wenig unnatürlich, was oft vermutlich an der Übersetzung lag. So wurden englische Redewendungen und Phrasen aus der Umgangssprache quasi wörtlich übersetzt, wodurch die eigentliche Bedeutung etwas verloren ging. Auch wurden die Handlungsorte und Personen zwar schön beschrieben, jedoch oft mitten in Dialogen, sodass der Redefluss gestört wurde und man oft kurz zurücklesen musste, worauf die Person gerade antwortet. Grundsätzlich mochte ich den Handlungsaufbau, manche Szenen haben sich allerdings etwas in die Länge gezogen und die Geschichte hat eine Weile gebraucht, bis sie richtig Fahrt aufgenommen hatte.

Mit Rae als Hauptcharakter bin ich nicht komplett warm geworden und gerade im ersten Teil des Buches fand ich es auch schwer, erstmal bei den ganzen Personen durchzublicken. Verwirrend fand ich beispielsweise, dass zu Beginn von König und Kaiser geredet wird und man sich 2 Personen vorstellt, diese sich aber als ein Charakter entpuppen. Im Verlaufe des Buches entwickelt man aber dann doch eine gute Bindung zu einigen Nebencharakteren, die größtenteils sehr interessant waren. Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt, jedoch schaue ich mir den nächsten Band vermutlich eher auf Englisch an.

Bewertung vom 11.08.2024
Yu Yu Hakusho 1
Togashi, Yoshihiro

Yu Yu Hakusho 1


sehr gut

Nach 20 Jahren erscheint die Geschichte von Yusuke nun erneut in dieser Complete Edition. Zwar hatte ich vorher bereits von dem Manga gehört, bin aber blind gestartet und wurde sehr positiv überrascht. In den ersten Kapiteln lernt man die Hauptfiguren kennen und der Grundstein für die Handlung wird gelegt, danach werden kurze Geschichten über jeweils 1-2 Kapitel erzählt. Dieser Handlungsaufbau ist sehr angenehm zu lesen, auch habe ich es als positiv empfunden, dass immer wieder mal Charaktere aus früheren Kapiteln Gastauftritte bekommen.

Yusuke ist ein toller Protagonist, er lässt sich von all den Problemen in seinem Leben nicht unterkriegen und beweist in allen Situationen viel Mitgefühl und emotionale Intelligenz, ohne dabei seine freche und ganz eigene Art zu verlieren. Seine derbe Ausdrucksweise/Slang kommt in der Übersetzung gut rüber, bleibt aber dabei auch jugendfreundlich. Seine Begleiterin Botan ist niedlich, jedoch hat mir bei ihr bisher noch etwas Charaktertiefe gefehlt, aber vielleicht kommt das ja noch in den nächsten Bänden. Keiko als Love Interest ist hingegen wiederum gut gelungen und eine starke Persönlichkeit.

Der Zeichenstil ist zuerst ungewohnt aufgrund seines Alters, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran und findet viele liebevolle kleine Details. Auch wechseln sich sehr emotionale mit lustigen Geschichten und Momenten ab, eine gekonnte Mischung, ich musste die eine oder andere Träne verdrücken zwischendurch. Interessant fande ich außerdem, dass man viel über das Leben und die Alltagsprobleme in Japan erfährt, ohne dass dies einem aufgedrängt wird. Insgesamt ein schöner und unterhaltsamer Einstieg in die Geschichte, der aber auch noch ein kleines bisschen Luft nach oben offen lässt.

Bewertung vom 06.08.2024
Der Salon der kühnen Frauen
Pollard, Clare

Der Salon der kühnen Frauen


ausgezeichnet

Ich hätte nicht gedacht, dass mich eine Erzählung, die auf historischen Begebenheiten und Personen beruht, so sehr fesseln und berühren könnte. Bin ich noch mit der Erwartung ins Buch gestartet, dass es eine rein fiktive Geschichte über Märchenerzähler ist, hat sich dies schnell geändert: Die meisten Haupt- und Nebencharaktere gab es wirklich, vor über 300 Jahren, auch die gesellschaftlichen Hintergründe wurden so historisch akkurat wie möglich versucht darzustellen.
Natürlich hat sich die Autorin einige Freiheiten bei der Charakterisierung und der Gefühlswelt ihrer Protagonisten erlaubt, jedoch stört dies absolut nicht, im Gegenteil, die uns fernen Menschen werden so greifbar.

Der Schreibstil ist an vielen Stellen beinahe poetisch, mit vielen schönen Beschreibungen, die einen problemlos in die damalige Zeit versetzen. Ergänzt wird die Erzählung durch viele altbekannte Märchen, deren Ursprung wir verfolgen dürfen und die sich perfekt in das Geschehen einfügen. Doch auch wenn sich der Text gut und schnell lesen lässt, ist dies jedoch keine leichte Lektüre - wenn man sich darauf einlässt, kann man immer wieder innehalten und über das Gelesene nachdenken: Metaphern, Anspielungen, Gesellschaftskritik und viel mehr, gar nicht unähnlich den Märchen. Die Märchen unterhalten den Salon im Buch, aber fordern auch ihren Verstand heraus, genau wie dieses Buch uns unterhält und gleichzeitig herausfordert.

Am Ende des Buches wünscht man sich wie im Märchen auch ein Happy End für die Charaktere im Buch, die diese Märchen erschaffen haben. Ob sie dies bekommen werde ich natürlich nicht verraten, aber ich habe mich selbst dabei ertappt, wie ich das Internet nach ihren wahren Geschichten und dem weiteren Verlauf ihrer Leben durchsucht habe - die Grenze zwischen Fiktion und Realität ist dünn und verschwimmt auch schnell, erzählte Worte tragen viel Macht und gleichzeitig auch Schwäche in sich. Ich werde dieses Buch so schnell nicht vergessen und kann es daher nur weiterempfehlen.