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wirtestenalles2.0
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NRW

Bewertungen

Insgesamt 63 Bewertungen
Bewertung vom 25.09.2021
Der schwarze Winter
Lindemann, Clara

Der schwarze Winter


ausgezeichnet

Der eiserne Wille zählt

Deutschland kurz nach dem 2. Weltkrieg. Die Schwestern Bensdorf sind auf einem Bauernhof untergebracht und leisten dort für wenig Nahrung Arbeit. Bis es zu einem Zwischenfall mit Rosemarie und dem Bauern kommt, der sie zur Flucht nach Hamburg zwingt. Dort angekommen finden sie Männer – Helfer, die ihnen das Bleiben ermöglichen. Mit eiserner Willenskraft arbeiten sie sich ein Stück in die Normalität zurück. Wäre da nicht jemand, der so neidisch ist, dass er ihnen und ihren Helfern bei allen Projekten immer wieder Steine in den Weg legt.
Lindemann beschreibt das Schicksal zweier Frauen, die aus eigener Kraft ein Stück Normalität zurückholen möchten. Nebenbei sind sie sozial engagiert und helfen Armen und Schwachen. Es wird gezeigt, wie Kriegsrückkehrer sie aus ihrer Position drängen wollen und wie skrupellos es damals zugegangen ist.
Wie begleiten alle Personen durch eine spannende Zeit, schade ist nur, dass schon kurz nach der Hälfte deutlich wird, wer den Schwestern immer wieder Probleme macht. Die Personen sind so beschrieben, dass man als Leser ein eindeutiges Bild von ihnen vor Augen hat.
Lindemann zeigt die Welt der Nachkriegszeit aus Sicht der Frauen und derer, die nicht als Soldaten gedient haben. Zudem wird die Lage der Besatzer transparent gemacht, die sich mit dem „Feind“ arrangieren muss. Das Buch ist gut zu lesen und zeigt auch mal andere Sichtweisen aus Nachkriegsdeutschland.

Bewertung vom 30.08.2021
Wo das Licht herkommt
Skorpil, Clementine

Wo das Licht herkommt


weniger gut

Enttäuschende Reise ins 18. Jahrhundert

Schnell ist klar, Philippine möchte mehr als nur auf dem Bauernhof ihrer Eltern helfen und irgendwann verheiratet werden. So begibt sie sich eines Nachts auf den Weg nach Wien und lernt dort als Philipp Wissen und Welt kennen. Weitere Stationen nach Wien folgen.
Die Aufmachung des Romans ist wunderschön, Sowohl der Umschlag als auch eine der Seiten lassen einen durch die Papierqualität in die Vergangenheit reisen. Doch da endet das Lob leider auch schon, wir hatten so viel von der Geschichte erwartet und sind nun maßlos enttäuscht.
Strukturiert ist das das Buch ansprechend. Ein Großteil der Kapitel beginnt mit einem Zitat und bildet so einen kleinen eigenständigen Rahmen. Erst in „Asien“ erscheinen keine Zitate mehr. Die Sprache ist nicht immer deutlich, was nicht zuletzt an österreichischen Eigenheiten liegt und nicht den altsprachlichen Einflüssen geschuldet ist. Auch werden fremdsprachige Teile zum Teil nicht übersetzt. Zum Glück konnte ich mir die Inhalte erschließen, allerdings werden andere Leser hier Schwierigkeiten bekommen.
Das gewählte Thema ist so spannend und hätte deutlich besser bearbeitet werden können. Der Schreibstil von Clementine hat uns wenig bis gar nicht überzeugt.
Philippine ist eine Frau, in die man sich hineinversetzen kann. Trotzdem war es anstrengend, sie auf ihrem Weg zu begleiten. Wir haben Anderes nach der Ankündigung erwartet.

Bewertung vom 26.08.2021
Liebe Rock
Zürcher, Tom

Liebe Rock


gut

Schräg

Timm schmeißt die Schule, nachdem er einen Schreibwettbewerb gewonnen hat und möchte Schriftsteller werden. Sein Heft für brauchbare Sätze immer dabei, füllt sich nur sehr langsam. So beschließt er, die Dissertation seines Mitbewohners mitzuverarbeiten. Nebenbei verliebt er sich auch in Marcs Freundin Rock, sodass es zu vielen kuriosen Szenen kommt.
Zürcher setzt selbst einige Tipps, die der Verleger Timm gibt, in seinem Buch um, so beginnt er mit Kapitel 100 und zählt im Countdown runter.
Es macht Spaß, das Buch zu lesen, auch wenn es an einigen Stellen sehr ernst zugeht. Man findet sich schnell in die Personengruppe ein und weiß, wie er agiert.
Zürcher ist ein interessantes Werk gelungen, das nicht nach dem 0815 Schema aufgebaut ist. Es macht Spaß, es zu lesen. Allerdings sollte der Leser die kritischen Passagen nicht einfach überlesen und auf den nächsten Lacher warten, vielmehr steckt hier auch ganz viel drin.

Bewertung vom 10.08.2021
Der Panzer des Hummers
Minor, Caroline Albertine

Der Panzer des Hummers


gut

Familie
Der Roman von C. A. Minor bringt uns die kernlose Familie Gabel näher, die in alle Himmelsrichtungen verteilt lebt. Wir Leser begleiten die Geschwister Ea, Sidsel und Niels fünf Tage lang und erhalten Einblick in ihre individuellen Leben. An einigen Stellen meldet sich ihre tote Mutter Charlotte zu Wort, sie geht immer wieder auf den Sinn und die Bedeutung der Familie ein.
Minor füllt diesen modernen Familienroman mit all den Themen, die sie besonders interessieren. Diese Themenvielfalt wirkt verlockend, gleichzeitig aber auch verwirrend, da es dem Leser schwerfällt, den Überblick über alle Details zu behalten.
Schwerpunktmäßig geht es um die Familie und wie eine solche idealer Weise sein sollte. Es wird auch kritisch hinterfragt, ob die ideale Familie weiterhin existieren kann.
Sich mit den Personen zu identifizieren ist gut möglich, auch lädt der Schreibstil der Autorin zum Lesen ein. Insgesamt fiel es mir aber doch schwer, enorme Begeisterung für das Buch zu entwickeln. Es ist lesbar, allerdings würde ich keine eindeutige Empfehlung dafür aussprechen.

Bewertung vom 25.07.2021
Wild Card
Thompson, Tade

Wild Card


sehr gut

Das war so nicht geplant!

Eigentlich kehrt Weston Kogi in seine Heimat zurück, um die Beerdigung seiner Tante Blossom zu besuchen, bei der er aufgewachsen ist. Bereits auf der Beerdigung trifft er Church einen alten Schulkameraden. Da Weston den Mund etwas zu voll nimmt, gerät er in einen Fall, der sonst absolut nicht seiner Wellenlänge entspricht. Er soll einen Mord aufklären und wird dazu von mehreren Gruppen beauftragt. Spannende Ermittlungen beginnen.
Tade Thompson zeigt uns Europäern eine eher unbekannte Welt. Dieses passiert sehr nachvollziehbar und anschaulich. Welchen Wert Geld, Familie und Freundschaft hat, wird in Afrika noch ganz anders ausgelegt.
Er wählt die Charaktere der einzelnen Organisationen sehr bedacht und lässt sie nah und lebhaft erscheinen. Die Handlung ist fließend, man fiebert mit und geht die einzelnen Schritte bei der Aufklärung des Mordes mit Weston. Der Textfluss ist dynamisch und entgegenkommend, auch sind die Übersetzungen einzelner afrikanischer Einwürfe sehr hilfreich.
Das in Gelb gehaltene Cover spiegelt die Hitze der Situation aber auch des Landes. Es ist meines Erachtens gut getroffen.
Tade Thompson hat einen gut lesbaren Thriller verfasst, der einen in eine ganz andere Welt entführt.

Bewertung vom 18.07.2021
Unter dem Sturm / Die Halland-Krimis Bd.1
Carlsson, Christoffer

Unter dem Sturm / Die Halland-Krimis Bd.1


gut

Was geschah wirklich in besagter Nacht?

Die junge Lovisa kommt auf brutale Art uns Leben. Schnell macht die Polizei den Mörder dingfest, das kleine Dorf atmet wieder auf. Allerdings gibt es Menschen, die daran zweifeln, ob der wahre Täter verhaftet wurde. Neben Isak, dem Neffen des angeblichen Mörders gerät auch der Polizist Vidar in immer stärkere Zweifel. Er quittiert den Polizeidienst und macht sich eigenständig an die erneute Aufwicklung des Falls. Kommt er zu anderen Ergebnissen?
Nachdem der Roman auf der Klappeninnenseite sehr vielversprechend gelobt wird, sind die Erwartungen des Lesers hoch. Diese konnte Carlsson am Ende leider nicht erfüllen.
Er entwickelt eine gute Geschichte und Charaktere, die nah und lebhaft erscheinen. Allerdings scheint es phasenweise, dass die Entwicklung der Handlung stillsteht, was in einigen Fällen an zu detailgetreuer Beschreibung liegt. Daher stellt sich mir die Frage, ob die Spannung auf 100 Seiten weniger nicht hätte erhöht werden können.
Das Cover zeigt Wald und Fluss, Orte, die immer wieder in der Handlung eine Rolle spielen.
Christoffer Carlsson schafft ein lesbares Werk, wovon ich mir mehr erwartet hätte. Bis zuletzt dauert die Aufklärung und das Auffinden des wahren Täters.
Lesbar – aber zählt nicht zur Top-Lektüre.

Bewertung vom 03.07.2021
Raumfahrer
Rietzschel, Lukas

Raumfahrer


weniger gut

Irgendwo im Nirgendwo

Meine Meinung zum neuen Roman von Lukas Riezschel ist zwiegespalten. Auf der einen Seite erhält der Leser einen tollen Einblick in die Struktur, wie die damalige DDR funktionierte, auf der anderen Seite wird eine Geschichte erzählt – rund um Jan und seine Familie, die mich gar nicht gepackt hat.
Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch, angekündigt als der Autor mit eingeschlagenem Debütroman, hatte ich ehrlich gesagt auf mehr gehofft.
Der Bau der Mauer und die Trennung zweier Brüder, die versuchen, in Kontakt zu bleiben, Stasi dieses allerdings nicht zulässt. Vielmehr tritt nach Fluchtversuchen des einen Bruders – er wollte dem Künstler nach West-Berlin hinterher, das volle Programm der Beobachtung in Gang.
Das Cover zeigt ein Feld, an dessen Ende die Ausläufer einer Stadt zu sehen sind, vielleicht der Stadt, deren Untergang durch die Wiedervereinigung skizziert wird.
Lukas Rietzschel schafft mit seiner Schreibweise nicht, mich in seinen Bann zu ziehen. Schade, ich hatte auf ein weiteres großartiges Buch von ihm gehofft.
Nach dem Lesen fühlte ich mich auch wie ein Raumfahrer – irgendwo, aber doch nicht angekommen.

Bewertung vom 16.06.2021
Die Karte / Kerner und Oswald Bd.4
Winkelmann, Andreas

Die Karte / Kerner und Oswald Bd.4


sehr gut

Die Zeit läuft dir davon

Nie hätte Eva gedacht, dass sie von ihrer abendlichen Laufrunde nicht mehr zurückkommt, so ist es aber. Aufgelauert und erdrosselt. So geht es nicht nur ihr. In immer kürzeren Abständen werden Joggerinnen auf brutale Art getötet. Jens Kerner ermittelt auf Hochtouren, vor allem, weil in diesem Fall auch seiner Kollegen ermordet wurde. Wer ist der Täter und welches Motiv hat er?
Das Cover zeigt eine markierte Strecke auf einen Stadtplan, einer der vielen Strecken die die Jogger der Stadt tracken, und die der Mörder genauestens kennt. Er hingegen kündigt den Tod seines nächsten Opfers ebenfalls auf diese Weise an, indem er Initialen trackt.
Die Karte passt in die Reihe der bisherigen Winkelmann Thriller. An Spannung fehlt es keinesfalls. Der Leser macht sich mit Kommissar Kerner auf den Weg, den Mörder zu finden. Dieses gelingt ihm, sodass am Ende keine Fragen offenbleiben. Durch die Vielzahl der Personen ist es schwer, zu jeder eine „engere Bindung“ aufzubauen.
Das überraschende Ende entspricht in weitestem Sinne übelstem Humor, so kann es aber tatsächlich kommen. Winkelmann zieht mit der Story den Leser mit, der Mörder soll gefunden werden. Dabei zeigt er, welche Gründe Menschen haben können, um skrupellos zu töten. Das Buch sollte nicht vor einem abendlichen Lauf gelesen werden, außer man benötigt den besonderen Nervenkitzel.
Ich spreche für „Die Karte“ eine Kaufempfehlung aus und gebe vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 05.06.2021
Liebe auch an Regentagen
Carr, Robyn

Liebe auch an Regentagen


sehr gut

Neustart mit Hindernissen

Lauren und Beau haben zu Beginn eine Gemeinsamkeit: Sie leben beide in Scheidung, bzw. haben sich von ihren problematischen Ehepartnern getrennt. Wie durch Zufall lernen sie sich kennen und lieben. Leider funken ihre Ex-Partner immer wieder in ihre idyllische Beziehung. Die gemeinsame Liebe gibt ihnen Kraft, alle Attacken gemeinsam zu überstehen. Nach den Scheidungen hoffen sie auf einen ruhigen Neustart mit den Lieben, die ihnen geblieben sind.
Das Cover zeigt einen Ausschnitt von Alameda Island, dem Ort des Geschehens, ebenso zeigt die Blütenpracht unten links eine Gemeinsamkeit von Lauren und Beau – ihre Liebe zu den Blumen. Daher ist die Gestaltung des Umschlags sehr gut gelungen.
Robyn Carr schafft es zudem, den Leser bereits nach einigen Seiten intensiv am Geschehen teilnehmen zu lassen. Das liegt nicht zuletzt daran, wie detailliert sie die einzelnen Charaktere beschreibt. Wir leiden mit den Guten und empfinden Abscheu für die Taten von Beaus Ex-Frau und Laurens Ex-Mann. Selbst Familienmitglieder, die weniger wichtige Rollen spielen erscheinen durch ihre Beschreibungen existent. Der locker, leichte Schreibstil der Autorin lädt zudem zum Lesen ein.
Den Leser erwarten Lesestunden, die immer wieder unerwartete Dinge aufzeigen – oft hat man damit gar nicht gerechnet. Bereits nach den ersten Seiten möchte man wissen, wie sich die Geschichte zwischen Lauren und Beau entwickelt. Stellenweise zeigt Carr deutlich, zu welchen niederträchtigen Taten verletzte Persönlichkeiten im Stande sind. Bemerkenswert ist zudem, wie überzeugt sie Laurens Willen zeigt, sich endlich von ihrem Mann zu trennen. Insgesamt eine sehr gelungene Handlung, diese könnte problemlos fortgesetzt werden.
Ich spreche für „Liebe auch an Regentagen“ auf jeden Fall eine Kaufempfehlung aus und gebe vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 30.05.2021
Die Akte Adenauer / Philipp Gerber Bd.1
Langroth, Ralf

Die Akte Adenauer / Philipp Gerber Bd.1


ausgezeichnet

Blick in die junge Bundesrepublik

1939 wandert Philipp Gerber mit seiner Familie in die USA aus. Rechtzeitig vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. In diesem kämpft Gerber gegen die Nazis – als Agent des CIC. Kurz nach Kriegsende kehrt er nach Deutschland zurück, mit einem Auftrag, der Spannung und Aktion verspricht. An seiner Seite die Journalistin Eva Herden, gemeinsam erwecken sie die Nachkriegsjahre zum Leben.
Bereits das Cover lässt die Reise in die Vergangenheit beginnen, der Chauffeur an der Politikerlimousine, zudem zwei weitere Personen, deren Gesichter nicht erkennbar sind.
Ralf Langroth nimmt uns mit uns lässt uns die Zeit einen knappen Monat vor der zweiten Bundestagwahl in der jungen Republik aus verschiedener Sicht miterleben. Nüchtern zeigt er, wie viel rechte Gesinnung doch noch im neuen Deutschland steckt. Zum Glück hat der Protagonist Gerber alles im Griff. Der einladende Schreibstil macht das Buch zu einem gelungenen Gesamtwerk.
Den Leser erwarten spannende Lesestunden. Bereits nach den ersten Seiten konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, so mitreißend entwickelt sich die Handlung. Auch wenn sie phasenweise sehr brutal erscheint. Gewalt wird mit Gegengewalt bekämpft.
Ich spreche für „Die Akte Adenauer“ auf jeden Fall eine Kaufempfehlung aus und gebe volle Punktzahl.