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CM94
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Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 852 Bewertungen
Bewertung vom 09.06.2024
Ein kleiner Ort. Ein großes Geheimnis. Und eine zweite Chance für die Liebe. / Cosy Secrets Bd.1
Kopka, Franzi

Ein kleiner Ort. Ein großes Geheimnis. Und eine zweite Chance für die Liebe. / Cosy Secrets Bd.1


gut

Ich kenne die Autorin bisher nur von ihren Jugendbuch-Dystopien, die mir aber immer gut gefallen haben, sodass ich sehr gespannt auf diese Mischung aus Cosy Crime und Romance war. So richtig hat das für mich nicht funktioniert, aber insgesamt eine angenehme, schön Geschichte mit einnehmendem Flair:

Zum Inhalt: Krimiautorin Rae ist nicht überrascht, als es heißt ihre Großmutter wäre verschwunden. Denn mit ihrer spontanen und eigenwilligen Art ist es nicht ungewöhnlich, dass sie ohne ein Wort ins nächste Abenteuer aufbricht. Doch um sicherzugehen dass alles in Ordnung ist, reist Rae nach Schottland. Und muss da feststellen, dass sie vielleicht weniger über ihre Großmutter wusste, als gedacht.

Second Chances ist ja nicht unbedingt mein Trope und ich muss sagen, dass ich vor allem die Gründe für die Trennung in der Vergangenheit sehr gestellt und bisschen klischeehaft fand. Der Neubeginn war ok, für mich aber kein emotionales Feuerwerk.

Ich mochte die Figuren wirklich gern, vor allem die etwas schrulligen älteren Damen. Rae ist eine nahbare, sympathische Protagonistin und ich mochte ihre Entwicklung innerhalb der Geschichte. Auch das Setting, die ausführlichen Beschreibungen von Situationen und Gedanken haben mir sehr gut gefallen und dazu beigetragen, dass ich mich in der Geschichte sehr wohlgefühlt habe. Der Cozy-Faktor ist also definitiv bei mir angekommen.

Es hat schon Spaß gemacht mit Rae zusammen die Geheimnisse ihrer Großmutter zu erkunden, auch wenn ich die Situation selbst insgesamt etwas überzogen fand. Da es aber im Gesamtkontext der Geschichte stimmig wirkte, ist das ok für mich. Für einen Genre-Erstling auf jeden Fall solide und ich würde auch Band 2 lesen wollen.

Bewertung vom 09.06.2024
Columbusstraße
Dahmen, Tobi

Columbusstraße


ausgezeichnet

Dieses Buch hat echt Substanz; ich war ganz überrascht vom Umfang und Gewicht des Buches. Aber es ist keine einzige Seite verschwendet und das Buch ist ein echtes Gesamtkunstwerk mit einer tollen, hochwertigen Qualität. Man merkt an jeder einzelnen Seite, wie viel Herzblut in dieses Buch geflossen ist. Unglaublich ergreifend, nahbar aufbereitet und durch die Illustrationen wahnsinnig eindrücklich erzählt Tobi Dahmen die Geschichte vom Deutschland des zweiten Weltkrieges und der Nazizeit.

Tobi Dahmen hat mit diesem Buch seine eigene Familiengeschichte anhand alter Briefe nachverfolgt und aufbereitet, was dem Buch seine besondere persönliche und authentische Note verleiht. Die Personen sind nahbar dargestellt, ohne emotional verklärt zu wirken. Sie haben Ecken und Kanten, machen Fehler und werden ungeschönt präsentiert, was ich nicht selbstverständlich finde in Anbetracht dessen, wie nah Tobi Dahmen an seinem Werk dran ist.

Die Illustrationen wurden detailreich angefertigt. Der Zeichenstil hat mir gut gefallen, er war sehr ausdrucksstark und hat die vorhandenen Brieffragmente und Textblasen optimal unterstützt. Das Bild- und Textverhältnis fand ich sehr angenehm, auch dass einige stimmungsvolle Bilder gut für sich allein stehen konnten. Ich habe mit Graphic Novell bisher wenig Erfahrung, fand diese hier aber sehr angenehm zu lesen und die Handlung gut strukturiert und nachvollziehbar vermittelt.

Ich fand die Geschichte selbst ergreifend, besonders das stetige Auseinandergerissenwerden der Familie und die stetige Ungewissheit über das Befinden der einzelnen Familienmitglieder hat mich tief berührt. Da der Fokus der Handlung auf die Familiengeschichte gelegt wird, ist sie sehr emotional ausgelegt, trotzdem werden auch die politischen Umstände und das Kriegsgeschehen nachvollziehbar aufgezeigt.

Für mich ist das ein Buch, bei dem ich gerne bei einzelnen Illustrationen und Situationen verweilt bin, um sie zu reflektieren und mit den Erzählungen meiner eigenen Familie abzugleichen. Bin schwer begeistert, was Tobi Dahmen hier geschaffen hat und wie zugänglich er diesen Teil unserer Geschichte damit macht. Ein sehr wertvolles Buch, das ich ziemlich sicher mit einigem Abstand erneut lesen/ansehen werde.

Bewertung vom 09.06.2024
Das glückliche Paar
Dolan, Naoise

Das glückliche Paar


sehr gut

Bin mir nicht sicher, ob ich dieses Buch im Einzelhandel gefunden und mitgenommen hätte. Aber dafür liebe ich Buchportale, weil ich dadurch auch mal Büchern begegne, dich mich auf anderen Wegen nie gefunden hätten. So auf dieses Buch, das ich gerne mal als spezielle bezeichnen möchte. Und gerade weil es nicht die klassische Lovestory ist, hat mich die Geschichte umso mehr gecatcht und ihrem Ende entgegenfiebern lassen.

Zum Inhalt: Celine und Luke verloben sich, weil es der nächste, sinnvolle Schritt ihrer Beziehung ist. Gleichzeitig beginnen sich beide unabhängig voneinander zu fragen, ob dies wirklich auch der richtige Schritt ist.

Es ist eine unkonventionelle Geschichte, die einen gewöhnungsbedürftigen Erzählton aufweist. Und gerade in dieser sprunghaften, episodischen Erzählweise lag für mich der Charme der Geschichte. Ich mochte die teils völlig irrationalen, sprunghaften Gedankengänge, das Hadern und Verleugnen. Gerade in der unkonventionellen Haltung der Figuren, ihrem völligen Scheitern an der Realität und dem Erwachsenwerden lag für mich die Authentizität der Geschichte, die für mich einfach einen wahnsinnig hohen Unterhaltungswert hatte.

Beide Protagonisten geben sich konfliktscheu und unreflektiert. Hauptsache, nicht alleine sein- das scheint die Devise von Celine und Luke, die im schönen Schein des Selbstbetruges schwelgen. Aber es geht nicht nur um die Beziehung der beiden Protagonisten untereinander, auch Familie und Freunde melden sich zu Wort. Reflektieren die Beziehung des Paares und ihre jeweiligen Beziehung zu Luke und Celine im einzelnen.

Ich mochte das Aufeinanderprallen von Welten und Wertvorstellungen und bis zum Ende habe ich gespannt gebangt, wie es für alle Beteiligten wohl ausgehen wird. Das Ende fand ich stimmig, auch wenn ich gerne noch ein „was aus ihnen wurde“ gelesen hätte.
Ich bin mir sicher, dass dies kein Buch für jedermann ist, nicht jeder wird sich darin selbst wiederfinden oder die Handlung auch nur ansatzweise nahbar finden können. Dafür ist es schon zu speziell, überspitzt und ungeniert. Aber dieses Buch wird sicher auch viele ansprechen, die mal über unkonventionelle Beziehung lesen wollen, die nicht dem klassischen Schema X folgen.

Mir hat’s gefallen wie das Buch modernen Beziehungen, egal ob zu Freunden, zum Partner oder sich, den Spiegel vorhält.

Bewertung vom 09.06.2024
Das Lied der Biene
Groß, Gabriela

Das Lied der Biene


sehr gut

Das Buch kommt in einer sehr sommerlichen, ansprechenden Optik daher, die auch einen schönen Bezug zum Inhalt schafft. Für mich war es ein leichter, sommerlich angehauchter Roman, der zwar auch ernstere Themen anschneidet, den man aber gut in einem Rutsch weglesen kann.

Zum Inhalt: Marga ist Anfang 40, ihre Tochter längst zum Studium ausgezogen und entfremdet sich langsam von ihr. Mittelpunkt ihres Lebens ist ihre Arbeit als Haushälterin bei Paul Alprecht, doch auch diese sah sie durch seine neue Lebensgefährtin zunehmend in Gefahr. Gerade als Marga sich überwunden hat, proaktiv zu handeln, geschieht ein Unglück und das Schicksal nimmt seinen chaotischen Lauf.

Die Figuren, vor allem auch die Nebencharaktere, sind angenehm differenziert ausgearbeitet. Ich mochte, dass es reichlich Konflikte gab, vor allem weil hier Generationen und Lebensmodelle aufeinanderprallen, diese aber nicht überdramatisiert wurden. Ein schönes Stilmittel innerhalb des Buches waren für mich die Emails, die ich gerne gelesen habe und die mich mit ihrer emotionalen Tiefe sehr berührt haben. Auch ich habe in Margas Worten Trost und Verständnis gefunden. Mit ihren klugen und einfühlsamen Worten beweist die Protagonistin nicht nur Lebenserfahrung sondern auch Empathie, was sie sehr sympathisch macht.

Margas charakterliche Entwicklung hat mir wahnsinnig gut gefallen. Die Lovestory selbst fand ich dagegen etwas zu stark stilisiert und konstruiert. Das kam mir insgesamt alles sehr überstürzt vor und hatte an vielen Stellen Romcom-Charakter, den ich irgendwie generell unauthentisch finde. Paul hat in meinen Augen im Verlauf der Geschichte durch sein Verhalten ganz schön an Boden verloren, sodass ich die Romanze selbst nicht gespürt habe und mir für Marga sogar einen anderen Ausgang gewünscht hätte. Finde ich nicht schlimm, da mich dafür andere Aspekte der Geschichte überzeugt haben.

Ganz großartig fand ich die landschaftlichen und kulturellen Beschreibungen Portugals. Ich hatte das Gefühl selbst eine kleine Reise durch Lissabon zu unternehmen. Generell war der Schreibstil sehr einnehmend und unterhaltsam, ohne aufdringlich zu sein. Neben der Liebesgeschichte werden auch die Themen Familie und Freundschaft beleuchtet, wobei ich vor allem die Eltern-Kind-Beziehungen in den Fokus gerückt empfunden habe. Das hat der Geschichte zusätzlich Substanz gegeben und mir gut gefallen.

Alles in allem ein Buch, das ich gerne gelesen habe.

Bewertung vom 02.06.2024
Wenn sie lügt
Geschke, Linus

Wenn sie lügt


sehr gut

Das Buch beginnt mit einer kurzen Statistik, bei der ich direkt Gänsehaut bekommen habe. Und auch innerhalb der Geschichte ist das Buch immer wieder mit schockierenden, beunruhigenden Fakten gespikt. Für mich hat das beim Lesen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen lassen, was ein genialer Kniff des Autors ist.

Zum Inhalt: Norah ist siebzehn, behütet aufgewachsen und hat ein solides soziales Umfeld, als sie sich in den älteren David verliebt. Was sie nicht ahnt: in ihm schlummert eine dunkle Seite, die ihn einen Mord begehen lässt. Jahre später hat Norah die schrecklichen Ereignisse ihrer Jugend endlich verarbeitet, als sie bedrohliche Nachrichten erreichen, die verdächtig nach David klingen.

Es gibt immer wieder Rückblenden in den Sommer 2004, der alles veränderte. Das macht die Geschichte vielschichtig und abwechslungsreich, gleichzeitig werden dadurch auch viele Details offenbart. Und während der ominöse Briefeschreiber immer drastischer vorgeht, kommen immer mehr alte Geheimnisse an Licht, was erheblich zum Spannungsbogen beiträgt.

Was ich dem Plot allerdings nicht abgekauft habe: es gab einen Punkt, ab da kann man als Leser den weiteren Handlungsverlauf erahnen, nur die Protas selbst haben naiverweise bis zum Schluss keinen echten Plan. Das fand ich etwas unglaubwürig, dass diese offensichtliche Option nicht schon eher in Betracht gezogen worden ist. Das ist aber auch mein einziger Kritikpunkt an dieser sonst sehr stimmigen, temporeichen und nervenaufreibenden Geschichte.

Wieder ein sehr solider Thriller von Geschke, der mir unter die Haut gegangen ist.

Bewertung vom 02.06.2024
City in Ruins / City on Fire Bd.3
Winslow, Don

City in Ruins / City on Fire Bd.3


ausgezeichnet

Ich mag die Reihe rund um den Mafioso und Aussteiger Danny Ryan total gerne. Hier ist nun der dritte Band erschienen, den man zwar anhand des vorhandenen Kontexts alleine lesen könnte, ich empfehle aber dringend chronologisch zu lesen, weil man sonst viel vom Gangster-Charme der Reihe verpasst. Finde diesen Band wieder stärker als den zweiten und hatte viel Spaß am Fortgang der Geschichte. Für mich vermutlich sogar mein Lieblingsband der Reihe und ein großartiges Finale.

Zum Inhalt: nach dem geglückten Coup gegen das Drogenkartell und dem Flop in L.A. flüchtet sich Danny Ryan mit seinen engsten Vertrauten nach Las Vegas, wo er ein Casino- und Hotelimperium errichtet. Doch Danny kann es nicht gut sein lassen, will immer mehr und bricht bald den nächsten Krieg vom Zaun, bei dem er sich mächtige Feinde macht. Als alles droht zu zerbrechen muss Danny ein letzten Mal entscheiden, auf welcher Seite des Gesetzes er spielen will.

In diesem Band werden endlich auch die losen Enden aus den vergangenen Bänden wieder aufgegriffen und ein paar offene Rechnungen beglichen, was ich sehr ansprechend gestaltet fand. Es ist ein Wiedersehen mit alten Bekannten, eine Abrechnung mit alten Feinden und ein letzter Kampf um die Vorherrschaft. Gleichzeitig betreten aber auch ein paar neue Spieler das Feld, sodass es durchweg interessant und spannend ist. Ich fand die Handlung diesmal wahnsinnig vielschichtig und die vielen verschiedenen Perspektiven haben mir richtig gut gefallen. Ich glaube sogar Las Vegas ist mein Lieblingssetting der Reihe.

Ich fand ja schon bei den anderen Bänden, dass die Reihe sich wie ein Film liest: schnelle Szenenwechsel, viel Action und ein gutes Maß an Mafia-Nostalgie. Finde hier werden sehr eindrucksvolle Bilder geschaffen, die die Handlung einfach mitreißend machen und ich mag es total dass die Figuren nicht klischeehaft schwarz/weiß, sondern super facettenreich sind. Für mich ein sehr atmosphärisches Buch, das mich total gecatcht hat. Es wird natürlich auch wieder brutal und was Gewalt angeht nicht lange gefackelt, ich fand aber auch, dass es ein paar schöne, emotional einnehmende Momente gab, die unter der harten Schale einen weichen Kern erkennen lassen.

Danny Ryan- der traurige Held seiner eigenen Geschichte liefert auch in diesem Band wieder total ab und beweist sein Können. Ein Protagonist, der einfach unter die Haut geht. Don Winslow entführt seine Leser ein weiteres Mal in die zwielichtige Welt der Mafia- mit vollem Erfolg!

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Bewertung vom 02.06.2024
Corrupt - Dunkle Versuchung / Devil’s Night Bd.1
Douglas, Penelope

Corrupt - Dunkle Versuchung / Devil’s Night Bd.1


sehr gut

Ich glaube das ist jetzt mein erstes Dark Romance Buch. Da ich die anderen Bücher von Penelope Douglas mochte, dachte ich ich geb dem ganzen eine Chance, denn eigentlich ist das eher nicht mein Trope. Vermutlich hätte mir klar sein müssen worauf ich mich da einlasse, aber das fand ich teilweise echt heftig, was sich da abspielt (aus Sicht meiner Romance Bubble, in der ich mich normalerweise bewege). Trotzdem hat das Buch eine erschreckende Sogwirkung, man wird richtig in die düsteren Abgründe der selbsternannten apokalyptischen Reiter hineingezogen.

Zum Inhalt: Rika wagt den Schritt sich aus ihrem sicheren Umfeld zu lösen und in die Großstadt Meridian City zu ziehen. Für sie soll es ein Neuanfang werden. Womit sie nicht gerechnet hat ist, dass sie dort bereits erwartet wird. Und dass man ihr nicht wohlgesinnt ist. Denn Michael Crist, Rikas Schulschwarm, erwartet sie schon, um sein böses Spiel mit ihr zu spielen.

Ich finde das Buch lässt sich sehr gut mit folgendem umreißen: miscommunication trope- also sorry aber wie schlecht kann man bitte seine Hausaufgaben bzgl. Rachefeldzug machen, um in einer derartigen Situation zu landen?! Das fand ich tatsächlich ziemlich albern und irgendwie schwach konstruiert. Wenn man darüber einmal hinwegsieht ergibt sich aber ein ziemlich perfides Spiel, dass die Jungs da mit Rika treiben. Ich fands ziemlich eskalativ, worin wohl auch die Faszination des ganzen liegt.

Was mir richtig gut gefallen hat war alles rund um die Pranks und die Devil‘s Night, vor allem weil man dabei echt hinter die Fassaden der Jungs blicken konnte und nicht alle ihre Aktionen einfach nur selbstsüchtige Streiche waren. Ihr ganzer Lifestyle strahlt puren Hedonismus aus, was ich gut rübergebracht fand.

Das Buch besteht aus viel Smut- muss man mögen und gehört halt zu Dark Romance dazu. Auch hier an manchen Stellen gefühlt too much für mich, aber ich hab da auch keine Vergleichswerte aus dem Genre. Es knistert aber schon ordentlich zwischen diversen Parteien.

Die Prota selbst fand ich eigentlich ziemlich cool, sie ist unerschrocken, steht für sich ein und wächst über sich hinaus. Ist es gesund, was sie die Jungs da mit sich anziehen lässt- mit Sicherheit nicht, aber es passiert in ihrem Einverständnis und ich finde es cool, dass sie sich von ihnen nicht einschüchtern lässt.

Wenn man den Rachepart mal weglässt, verbirgt sich sogar eine ziemlich nice Lovestory darin. Hab mich top unterhalten gefühlt und das Buch durchgesuchtet. Werde die Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen.

Bewertung vom 26.05.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


sehr gut

Drei Fremde, unfreiwillige Außenseiter und einsame Wölfe treffen in dieser Geschichte aufeinander. In der Kulisse des Moores entwickeln sich zarte Bande und ein tiefes Verständnis füreinander. Eine Geschichte über Menschlichkeit, Zusammenhalt und darüber, dass Freunde in unerwarteten Facetten in unser Leben treten.

Zum Inhalt: ein alter Moorhof in Norddeutschland, wo Benno einen Gnadenhof errichtet hat. Als die Kosten ihm über den Kopf wachsen und er droht den Hof zu verlieren, sieht er sich gezwungen eine Wohnung auf seinem Hof zu vermieten. Thea ist aus Portugal zurück in Deutschland, mit zwei Ziegen und persönlichen Sorgen im Gepäck. Und Julie ist eigentlich nur auf der Durchreise nach Holland, aber die Umstände zwingen sie zu bleiben. Und so kreuzen sich ihre Schicksale.

Ich mag den sanften, unaufgeregten Erzählstil der Geschichte total gerne, es findet eine kontinuierliche Entwicklung statt, die aber nicht forciert wird, sondern ganz natürlich erscheint. Es hat mir gut gefallen wie alle drei Hauptpersonen auf ihre ganz eigene Weise an einem Scheideweg in ihrem Leben stehen und gemeinsam deutlich stärker aus der Situation herausgehen. Das Buch liest sich zwischendurch immer ein bisschen wie ein Appell an die Menschlichkeit und eine Rückbesinnung darauf, zusammenzuhalten und füreinander da sein.

Der angeschlagene, etwas altbackene Hof von Benno erscheint als Zufluchtsort: nicht nur für Tiere, die dort ihren Lebensabenden verbringen, sondern auch für Julie. Ich mochte es den drei Protagonisten dabei zuzusehen, wir sie sich annähern, ihren Platz in diesem neuen Konstrukt finden und wie Puzzleteile an ihren Platz fallen.

Eine schöne Geschichte, die sich angenehm liest, feinsinnig und auf sanfte Art berührend. Hat mir gut gefallen

Bewertung vom 26.05.2024
Ein gefährliches Talent
Sten, Camilla

Ein gefährliches Talent


sehr gut

Ich hab schon einige Bücher von Camilla Sten gelesen und muss bereits vorab sagen, dass rein vom Spannungslevel dieses hier nicht unbedingt zu meinen Highlights zählt. Der Fall selbst gestaltete sich in meinen Augen eher lauwarm, vor allem da die Protagonistin und ihr Background Potential für mehr boten. Aber Setting und Thema selbst, fand ich überraschend ansprechend und stimmig umgesetzt.

Zum Inhalt: Als ihre Mutter krank wird, kehrt Rebecca aus Houston, wo sie mit ihrer Ehefrau Maria lebt und für das FBI arbeitet, ins schwedische Djursholm zurück. Dort hat sie nicht nur ein persönliches Tief, bei dem sie nicht weiß, wie sie ihr eigenes Leben so vor die Wand fahren konnte, die erfährt auch, dass ihre Kindheitsfreundin und erste Liebe Louise brutal ermordet wurde. Sie beginnt auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen und gerät dabei selbst ins Visier der Ermittler.

Die Haupthandlung wird immer wieder unterbrochen von Rückblenden, die Louises letztes Lebensjahr beleuchten und man erfährt als Leser ein bisschen mehr darüber, was für ein mensch sie war, was sie antrieb und welche Hoffnungen sie hatte. Das macht sie einerseits greifbarer, und andererseits gibt es einen guten Eindruck davon, wie alles dermaßen aus dem Ruder laufen konnte. Denn natürlich war Louise alles andere als ein unschuldiges Opfer.

Das Rahmenthema der Geschichte fand ich anfangs ungewöhnlich gewählt, muss aber sagen, dass sich da echt Abgründe auftaten und Rebecca zunehmend in einen dunklen Strudel gerät, den ich sehr atmosphärisch angelegt fand. Und dabei ist die Situation in der sie sich wiederfindet so banal, dass sie glaubhaft und authentisch wirkt, so als könne es auch einem selbst passieren.

Fand den Spannungsbogen rund um den Fall selbst eher flach angelegt, es passiert hier eher viel auf emotionaler Ebene der Protagonistin, die zunehmend auch ihre eigenen Lebensentscheidungen infrage stellt und abzugleiten droht. Hatte ich so nicht erwartet, hat mir aber gut gefallen.

Bewertung vom 26.05.2024
Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen
Ho-yeon, Kim

Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen


sehr gut

Ich mag diesen speziellen Erzählstil den koreanische Autoren an sich haben und die Geschichten, die immer Einblick in eine besondere Kultur und Lebensweise geben. „Frau Yeoms Laden der großen Hoffnungen“ ist ein feinfühliger Roman darüber, dass jeder mal Hilfe braucht und über den großen Unterschied, den Menschlichkeit und Nächstenliebe auf das Leben Betroffener haben können.

Zum Inhalt: Frau Yeom führt einen 24 Stundenmarkt in Seoul, aber aufgrund des geringen Angebots, wirft der Laden kaum Gewinne ab und kann geradeso die Angestellten ernähren. Als ihr dir Brieftasche abhanden kommt, trifft sie auf den obdachlosen Dok-go. Und diese Begegnung soll nicht nur ihrer beider Leben verändern.

Vom Aufbau her könnte man meinen, es wären Kurzgeschichten, in deren Zentrum immer eine wechselnde Person steht, auf deren Leben Dok-go Einfluss nimmt. Aber die einzelnen Episoden verknüpfen sich zu einem größeren Gesamtbild, zu einer Geschichte, die Dok-gos Identität und Vergangenheit offenbart.

Der 24 Stundenmarkt ist nicht nur für Dok-go ein Ort der Zuflucht und der Sicherheit, er sorgt mit seinem Verständnis und seinem offenen Ohr auch dafür, dass der Markt für andere zu einem sicheren Hafen wird und gibt die Güte, die er von Frau Yeom empfangen hat, an andere weiter.

Es ist eine ruhige, einfühlsame Erzählung darüber, nicht wegzusehen sondern Anteil zu nehmen und anderen zu helfen. Kleine Gesten können große Wirkungen entfalten. Mir haben der gelassene Erzählton und Dok-gos besonnene Art total gefallen. Die unterschiedlichen Begegnungen waren unterhaltsam angelegt und ich fand toll zu sehen, wie sich die Geschichte entwickelt und Dok- go wieder neuen Lebensmut findet.
Kann das Buch nur empfehlen.