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seyke

Bewertungen

Insgesamt 46 Bewertungen
Bewertung vom 28.04.2021
Die Beichte einer Nacht
Philips, Marianne

Die Beichte einer Nacht


ausgezeichnet

Heleen ist der Nervenheilanstalt untergebracht. In den Nächten erzählt sie der Schwester von ihrem Leben. Ihre Kindheit in ärmlichen Verhältnis war nicht einfach. Trotzdem schafft sie es, eine Anstellung zu finden und erfolgreich ein eigen- und selbständiges Leben zu führen. Für die damalige Zeit sicherlich ungewöhnlich und bewundernswert. Ebenfalls erfahren wir von ihren Liebesbeziehungen, die ebenfalls nicht einfach waren. Bis sie Hannes, ihrer großen Liebe begegnet. Alles scheint perfekt, aber es bahnt sich eine Tragödie an.

Mich hat das Buch tief beeindruckt. Besonders verwundert war ich, dass es bereits 1930 geschrieben wurde. Die Themen sind nach wie vor aktuell. Marianne Philips hat ein wirklich tolles Buch geschrieben, spannend und lesenswert von der ersten bis zur letzten Zeile. Von mir eine absolute Empfehlung.

Bewertung vom 01.03.2021
Das Flüstern der Bienen
Segovia, Sofía

Das Flüstern der Bienen


ausgezeichnet

Sofia Segovia entführt uns in ihrem Buch nach Mexiko, in den Ort Linares. Die Geschichte beginnt ca. 1910 und erzählt die Geschichte der Familie Morales über mehrere Generationen. Ein Wunder ereignet sich während dieser Zeit: Die alte Amme Nana Reja, die sich eigentlich niemals von ihrem Schaukelstuhl entfernt, findet unter einer Brücke ein Baby, umhüllt von einem schützenden Bienenschwarm. Beatriz und Francisco Morales nehmen den kleinen Jungen wie ihr eigenes Kind auf und nennen ihn Simonopio. Bald wird klar, dass es sich um ein ganz besonderes Kind handelt, der kleine Simonopio ist zwar im Gesicht entstellt und spricht nicht, aber er hat ein ganz besonderes Verhältnis zur Natur und vor allem zu den Bienen, die immer um ihn herum sind. Bei den abergläublischen Dorfbewohnern weckt der Junge aber auch Misstrauen und so hat er es nicht immer leicht.

Auch wenn das Buch nicht nur von Simonopio handelt, so spielt er immer wieder eine wichtige Rolle in allen Geschehnissen. Man erfährt viel von den Ereignissen in dieser Zeit, die spanische Grippe, den Beginn des Orangenanbaus etc. Die verschiedenen Charaktere sind so gut beschrieben, dass man am Ende glaubt, jeden persönlich zu kennen. Sofia Segovia schreibt ganz wunderbar und man möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Es verwundert nicht, dass das Buch in Mexiko zum Bestseller geworden ist. Sicher wird es auch in Deutschland ein großer Erfolg werden.

Bewertung vom 18.02.2021
Kalmann
Schmidt, Joachim B.

Kalmann


ausgezeichnet

Kalmann ist ein 33-jähriger Mann und lebt in Raufarhövn, einem kleinen Kaff im nördlichen Island. Kalmann ist ein ganz spezieller Mensch, geistig zurückgeblieben mit einer wunderbar naiven Art und Sicht auf das Leben. Er hatte es nie leicht. Seine Mutter war überfordert, sein Vater amerikanischer Vater nicht vorhanden. Nur sein Großvater hat an ihn geglaubt und ihn nicht nur in die Geheimnisse des Haifischfanges eingeweiht. Als der Großvater ins Heim kommt, tritt Kalmann in seine Fußstapfen und macht den besten "Gammelhai" weit und breit. Außerdem ist Kalmann selbsternannter Sheriff des kleinen Ortes. Eines Tages entdeckt er eine Blutlache im Schnee. Zunächst möchte er das Geheimnis lieber für sich behalten und das Geschehen vergessen. Dann aber wird ein Mann vermisst. Hängen diese Ereignisse miteinander zusammen?

Joachim B. Schmidt ist ein wunderbar warmherziges Buch gelungen. In den Titelhelden Kalmann konnte ich mich gut hineinversetzen. Man muss ihn einfach gerne haben. Nebenbei erfährt man auch viele Sachen über Island. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Eine klar Empfehlung!

Bewertung vom 18.02.2021
Sprich mit mir
Boyle, T. C.

Sprich mit mir


ausgezeichnet

„Sprich mit mir“ ist die Geschichte des Schimpansen Sam, der Teil eines Forschungsprojektes ist. Er soll die Gebärdensprache erlernen und sich so mit Menschen verständigen können.

Sam wächst wie ein Kind bei Professor Guy Schermerhorn auf. Die junge Studentin Aimee sieht die beiden in einer Fernsehsendung und ist sofort hingerissen. Da der Professor auf dem Campus ansässig ist, bewirbt sie sich erfolgreich als Helferin und zieht direkt in die Villa ein. Sam ist viel mehr für Aimee als nur ein Forschungsobjekt, es ist Liebe auf den ersten Blick. Auch zwischen ihr und Guy entspinnt sich eine Liebesgeschichte. Alles läuft gut. Sam ist ein sehr gelehriger Schimpanse, wird aber leider auch älter und komplizierter in der Haltung, denn er bleibt ein wildes Tier. Irgendwann ist das Thema nicht mehr so interessant für die breite Masse und die Forschungsgelder werden gestrichen. Sam darf nicht bleiben und muss zum ersten Mal begreifen, in welche Welt er eigentlich gehört. Aimee kämpft mit allen Mitteln und lässt sich nicht unterkriegen.

T. C. Boyle thematisiert die traurige Realität der Tierforschung und macht eine tolle und sehr lesenswerte Geschichte daraus. Man fiebert absolut mit. Er schreibt sehr fesselnd und spannend. Ich kann das Buch nur als absolut lesenswert empfehlen.

Bewertung vom 18.02.2021
Das achte Kind
Grabovac, Alem

Das achte Kind


gut

Alem Grabovac erzählt in „Das achte Kind“ seine Lebensgeschichte. Seine Mutter Smilja kommt als Migrantin aus Ex-Jugoslawien nach Deutschland, um ihr Glück zu finden. Als Gastarbeiterin muss sie ihr Geld sehr hart verdienen. Schließlich lernt sie Emir kennen, beide werden ein Paar und der kleine Alem kommt zur Welt. Leider ist Emir ein krimineller „Taugenichts“. Smilja ist auf sich gestellt. Um Geld zu verdienen, bleibt ihr nichts anderes übrig, als Alem schon ab Babyalter von einer Pflegefamilie betreuen zu lassen. An den Wochenende ist er bei ihr. Alem wächst so in zwei verschiedenen Welten auf. An den Vater hat er wenig Erinnerungen, er ist irgendwann verschwunden, für seine Mutter sogar gestorben. Smiljas neue Lebensgefährt Dusan ist ein brutaler Säufer, so dass Alem es immer mehr vorzieht, bei seiner Pflegefamilie zu leben. Hier wächst er als achtes Kind neben den sieben leiblichen Kindern der Pflegeeltern umsorgt auf.

Ich fand das Buch und das Thema interessant, wenn es mich auch nicht wirklich fesseln konnte. Aufgrund der Produktbeschreibung habe ich die „erschütternde Geschichte“ eines „extremen Aufwachsens“ erwartet. Alem Grabovac beschreibt recht nüchtern, wie er aufgewachsen ist. Zerrissen zwischen den Welten ist seine Kindheit und Jugend nicht gerade leicht. Er beißt sich aber trotzdem erfolgreich durchs Leben.