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Insgesamt 1448 Bewertungen
Bewertung vom 04.04.2024
Hier fließt die Liebe. Persische Küche
Sodoudi, Forough;Sodoudi, Sahar

Hier fließt die Liebe. Persische Küche


sehr gut

Persien und seine Küche

Kochen ist nicht nur in Persien Liebe, sondern auf der ganzen Welt. Aber die persische Küche ist gern aufwändig, sehr bunt und arbeitsintensiv. Wirklich einfach ist hier gar nichts, aber opulent und ein Genuss für Auge, Gaumen und Seele ist hier alles!

Wer ein Kochbuch für die Alltagsküche sucht, wird sicher nicht zu diesem greifen. Aber wer gern Gäste auf besondere Art bewirtet und persisch isst, findet mit diesem Buch ein ganz besonderes Werk. Zwischen den Rezepten gibt es jede Menge Geschichten aus und über Persien. Gerade die schwierige Stellung der persischen Frauen wird immer wieder deutlich. Dennoch sind die beiden Autorinnen das, was man hierzulande gestandene, selbstbewusste und starke Frauen nennt. Das ist wunderbar!

Dieses Buch bietet nicht nur Rezepte zu den Themen Mezze, Starter, Dipps; Salate; Reisgerichte; Schmorgerichte; Fleisch und Fisch; Torshi – Eingelegtes Gemüse; Desserts; Drinks, sondern auch noch informative und unterhaltsame Texte zu Gastfreundschaft und Geschichte in und zu Persien und den beiden Autorinnen. Mich fasziniert das alles sehr, aber ich habe auch Respekt vor der vielen Arbeit, dem Aufwand, den die Rezepte fast alle erfordern. Damit ist dies für mich ein Kochbuch für ganz besondere Tage oder auch einfach nur ein Wissensschatz, ganz ohne dass ich oft daraus kochen werde. Es erweitert meinen Horizont.

Bei den Rezepten wird auf die Angabe der Zubereitungszeit verzichtet. Mich stört das wenig – haut sowas bei mir doch sowieso kaum hin. Auch fehlen die Nährwertangaben. Das ist einigen oft sehr wichtig, ich persönlich brauche das nicht. Es gibt jeweils ein ansprechendes Foto, eine Zutatenliste und die Anweisung, wie diese zu verarbeiten sind. So blumig und ausführlich die Textteile des Buches sind, so nüchtern und knapp sind die Zubereitungsschritte. Hier treffen irgendwie tatsächlich zwei Welten aufeinander.

Insgesamt finde ich das Buch gelungen, aber eben nicht alltagstauglich. Dafür aber ein Glanzstück für die Kochbuchsammlung und Persien-Fans. Daher gebe ich vier Sterne.

Bewertung vom 03.04.2024
Pasta Cakes (Restauflage)
Huet-Gomez, Christelle

Pasta Cakes (Restauflage)


ausgezeichnet

Pasta macht glücklich!

Pasta macht glücklich, Kuchen und Torten auch, also ist es nur logisch, dass man Pasta Cakes backt. Noch glücklicher geht ja kaum!

In diesem kleinen Büchlein finden sich insgesamt 33 Rezepte, unterteilt in die Kapitel Pasta Cakes mit Gemüse; Pasta Cakes mit Käse; Pasta Cakes mit Fleisch; Pasta Cakes mit Fisch & Meeresfrüchten; Pasta Cakes international; Süße Pasta Cakes. Letzteres Kapitel beinhaltet aber nur ein einziges Rezept.

Nach einer Seite Grundlagen und einer Seite Nudelsorten, von denen ich zwei gar nicht kannte, geht es los mit den Rezepten. Hier wurde übersichtlich aufgebaut. Titel, Zeitbedarf, Zutatenliste, benötigte Form und daneben dann die Zubereitungsschritte. Der Text ist immer kurz und knapp, aber sehr gut verständlich und leicht nachzuvollziehen. Da mir Fotos vom Gericht immer sehr wichtig sind, komme ich hier voll auf meine Kosten, denn jedes Rezept hat ein ganzseitiges Bild vom fertigen Gericht. Hier findet sich sogar noch unter dem Rezept ein kleiner Zutatenfächer, alle benötigten Zutaten hübsch aufgereiht abgebildet. Die Idee gefällt mir sehr gut!

Nicht alle Rezepte treffen meinen persönlichen Geschmack. Dafür sind sie aber herrlich abwechslungsreich und unterschiedlich. Kinder werden sie lieben und Gäste staunen. Für mich ein Büchlein, das einen wichtigen Platz im Kochbuchregal einnimmt! Fünf Sterne!

Bewertung vom 01.04.2024
Süßes Glück
Faoro, Bettina

Süßes Glück


sehr gut

Das Tüpfelchen auf dem i!

In diesem hübsch gemachten Buch finden sich Rezepte, die man ohne große Mühe nacharbeiten kann. Neben einem großen Foto finden sich immer die Zutaten als Liste und die knapp formulierten, aber aussagekräftigen Arbeitsanweisungen. Backzeit, Temperatur und Portionenzahl sind angegeben, auch gibt es recht häufig auch mal zusätzliche Tipps zu den Rezepten. Verzichtet wurde hingegen auf Nährwertangaben, was ich besonders bei Desserts fast schon beruhigend finde. Wer Diät hält, wird auf Süßes verzichten bzw. sich soweit sowieso auskennen. Zudem ist dies ja auch kein Diätbuch. Auch Veganer werden nicht happy mit diesem Buch werden, denn nur bei zwei Rezepten werden keine tierischen Produkte verwendet. Es ist also ein Buch für klassische süße Sünden, wie es mir besonders gut gefällt.

Die verwendeten Zutaten sind herrlich un-exotisch und entsprechend einfach beim normalen Einkauf zu bekommen. Durch die Einteilung in die vier Jahreszeiten wird es besonders einfach, regional und saisonal zu kaufen und zu genießen. Jeweils zehn Rezepte für Frühling, Sommer, Herbst und Winter wurden ausgewählt und präsentiert. Auch Anfänger bekommen diese köstlichen Kleinigkeiten hin. Der eine oder die andere mag sagen, dass man hier keine Überraschungen erlebt, doch ich finde die Auswahl der Rezepte wunderbar und sehr gelungen. Als süßen Abschluss eines Essens oder für den Nachmittagskaffee mit der Freundin, die hier präsentierten süßen Glücksmomente machen Freude beim Herstellen und Genießen. Das perfekte Tüpfelchen auf dem i also!

Schade finde ich, dass drei Doppel-Seiten ins Buch geschmuggelt wurden, die reine Werbung sind. Klar, macht die Kosten geringer, aber bei einem Buch für satte 24 Euro ist das unschön.

Insgesamt dennoch ein Buch, das ich gerne immer wieder zur Hand nehme, um ein Süßes Glück zu zaubern. Vier Sterne!

Bewertung vom 30.03.2024
Drei
Dreyer, Clemens

Drei


sehr gut

Ein Lebensmittel, drei Varianten und das 20 Mal

Auf dem Cover steht ganz groß: „20 Zutaten, die du überall bekommst – je 3 kreative Rezepte, die du daraus kochen kannst“. Soweit stimmt das auch. Allerdings kommen zu diesen 20 Zutaten auch so einige weitere, die man nicht unbedingt überall bekommt und zumindest ich nicht im Standardvorrat habe. Ganz so außergewöhnlich, wie man auf den ersten Blick meinen könnte, ist das alles dann doch nicht. Es sind eben jeweils drei Gerichte mit der entsprechenden Zutat. Quasi zwanzig Mal drei Gerichte zu einem Thema. Nichts Neues!

Die Rezepte sind häufig asiatisch gefärbt. Man hätte also auch werben können mit „20 Zutaten in drei unterschiedlichen Länderküchen“. Insgesamt gefallen mir die Rezepte bzw. deren Umsetzung ganz gut, doch so recht alltagstauglich finde ich diese Sammlung dann doch nicht. Das Buch ist ein tolles Geschenk für jemanden, der gerne kocht und Kochbücher sammelt. Wer Kochanfänger ist oder ein Kochbuch für die Alltagsküche sucht, dürfte hier etwas enttäuscht sein.

Die 20 Zutaten, um die sich die jeweiligen drei Rezepte drehen, sind Linsen, Hähnchen, Spinat, Auberginen, Rote Beete, Lachsforelle, Kartoffeln, Brezeln, Brokkoli, Kürbis, Gurke, Lachs, Rindergulasch, Mandeln, Möhren, Zucchini, Hackfleisch, Kichererbsen, Mango, Grüne Bohnen. Man ahnt es jetzt schon: einige dieser Zutaten kommen in den weiteren Rezepten ebenfalls vor. Ein Beispiel: Bei den Linsen gibt es auch ein Rezept für einen Linsen-Gurken-Salat. Schlimm ist das nicht, aber schon ein bisschen lustig und es fällt mir eben auf. Ich hätte mir das ein bisschen anders vorgestellt. Auch klar ist, dass dies kein Kochbuch für Vegetarier oder Veganer ist.

Hin und wieder werden Rezepte auch miteinander kombiniert, so zum Beispiel beim Hähnchen in Weiß mit Kräutern und Oliven. Hier wird als Beilage das Rezept zu Spinat mit Rosinen und Pinienkernen vorgeschlagen.

Die Darstellung vor jedem Dreier-Satz mit den sich überschneidenden Kreisen, also Schnittmengen, gefällt mir sehr gut. Ein kleiner Text stimmt auf das Lebensmittel, das im Mittelpunkt steht, ein. Die Rezepte selbst sind abwechslungsreich und gern an die italienische oder asiatische Küche angelehnt. Auch hier gibt es vor dem eigentlichen Start noch einen kleinen Text. Danach folgen die Anzahl der Portionen, die Zutatenliste, falls erforderlich noch besonderes Zubehör und die Zubereitungsschritte. Auf die Angabe von Nährwerten wurde verzichtet. Alles ist übersichtlich angeordnet und verständlich geschrieben. Die meisten Rezepte können auch von Anfängern nachgekocht werden und die Zutaten sind recht einfach zu bekommen, also nicht extrem exotisch.

Ich sehe dieses Kochbuch nicht als eines für jemanden, der eine Art Grundkochbuch sucht. Es ist eine nette Idee, aber nicht der Hit schlechthin. Ich gebe vier Sterne.

Bewertung vom 30.03.2024
Vom Kochen und Leben auf dem Land
Roberts, Julius

Vom Kochen und Leben auf dem Land


sehr gut

Internationale Landküche

Dieses Kochbuch gehört zu jenen, die ganz viel Lesestoff neben den Rezepten bieten. Julius Roberts erzählt von seinem Leben auf dem Land, wie er dazu kam, was es für ihn bedeutet, welche Arbeiten dazu gehören und auch von den Tieren. So gibt es hier zwar jede Menge Rezepte mit Fleisch, aber immer mit dem Hintergrund nicht jeden Tag Fleisch zu essen und wenn, dann hochwertiges von Tieren, die ein gutes und schönes Leben hatten. Das mag für den einen oder anderen auf den ersten Blick seltsam erscheinen, doch ist dies ja auch kein Kochbuch für jeden Tag. Es finden sich hier Rezepte, die für Julius Roberts eine Bedeutung haben. Auch ist sein Buch nicht auf die englische Landesküche beschränkt, sondern auf die Landküche allgemein. Mir kommt das sehr entgegen und ich finde, es erweitert die Möglichkeiten enorm.

Das Buch ist in die vier Jahreszeiten unterteilt, sodass man ganz einfach saisonal kochen kann. Einige der Zutaten sind etwas ausgefallener, wenn auch nicht komplett exotisch. Auf alle Fälle lohnt es sich, den eigenen Horizont mal zu erweitern. Natürlich wird nicht jeder mit jedem Gericht warm. Das hatte ich auch noch nie bei einem Kochbuch. Da ich keine Meeresfrüchte und nur wenig Fisch mag, fallen leider viele Rezepte für mich raus. Aber es finden sich doch erstaunlich viele Gerichte, die von mir eine Dauermarkierung bekommen haben, also immer mal wieder gekocht werden. Ganz besonders die Comté-Zwiebel-Quiche hat es uns angetan. Sie ist einfacher, als es den Anschein hat und schmeckt einfach köstlich!

Schön ist auch, dass die Rezepte selten kompliziert sind. Manche benötigen etwas mehr Zeit, sind aber im Grunde dennoch bodenständig und einfach. Vor allem motiviert Julius Roberts den Leser, mutig zu sein und Rezepte abzuwandeln. Er verlangt also nicht, sich strikt an die Anweisungen zu halten. Ganz meine Art zu kochen!

Neben den Rezepten und Fotos dazu finden sich noch herrliche Fotos vom Hof- und Landleben. Alles ist recht rustikal und nicht hochglanzpoliert. Man fühlt sich dadurch direkt wohl und zu Hause. Zu jedem Rezept gibt es eine kleine Geschichte, die Zutatenliste mit Angabe zur Personenzahl, für die es gedacht ist und eine ausführliche Beschreibung, wie es zubereitet wird. Wir sind nur zwei, kochen aber gern für Gäste. Die Rezepte sind meist für 4-6 Personen ausgelegt. Wir rechnen entweder herunter oder freuen uns, für mehrere Tage versorgt zu sein oder einen Teil einfrieren zu können und so an stressigen Tagen nur wenig Arbeit beim Kochen zu haben.

Insgesamt sehe ich dieses Buch für alle, die gern kochen und schon etwas Übung haben als absolute Bereicherung an. Kochanfänger werden es wohl eher seltener benutzen – bis sie sich mehr zutrauen. Dem sympathischen Autor und seinem gelungenen Werk gebe ich daher vier Sterne.

Bewertung vom 30.03.2024
Schnitzel Surprise
Heitz, Markus

Schnitzel Surprise


ausgezeichnet

Herrlich gelungene Persiflage mit Herz

Thomas Mann ist mit Leib und Seele Kneipenwirt vom Schnitzeleck. Da sein Name so auffällig ist, spielt er gern mit ihm bzw. den Werken seines Namensvetters bei den Bezeichnungen seiner Gerichte, die sein Azubi kocht. Dieser ist bereits 60 Jahre, aber wen interessiert das schon? Das Problem ist leider völlig anderer Natur. Thom hat sich in den 1980ern verloren und den Anschluss an die angesagte Erlebnisgastronomie verpasst. Daher stehen ihm die Gläubiger Schlange und er muss Insolvenz beantragen. Doch da wird ein TV-Produzent auf ihn aufmerksam und bietet ihm an, all seine Schulden zu begleichen, wenn er sich für ein paar neue Koch-Show-Ideen zur Verfügung stellt. Was am besten im Netz ankommt, geht dann in Serie. Thom bleibt nicht viel anderes übrig, also sagt er zu. Die Folgen konnte keiner erahnen!

Markus Heitz ist sonst so gar nicht mein Autor. Die Beschreibung des Plots war aber dermaßen genial, dass ich angebissen habe. Und was soll ich sagen? Es hat sich gelohnt! Um im Wortspiel zu bleiben: mir schmeckt, was mir vorgesetzt wurde! Die Verwicklungen sind einfach urkomisch, dabei aber erschreckend logisch. Heitz legt den Finger geschickt in die eine oder andere Wunde der 2020er Jahre, zeigt uns Kindern der 1980er, wie Recht wir mit unserer Liebe zu diesen Jahren haben und macht sich auf wunderbar charmante Art und Weise über Kochsendungen lustig. Dazu muss ich sagen, dass Heitz genau wie ich Kochsendungen liebt, so ganz tief im Herzen. Es ist dennoch manchmal einfach nur noch zum Haareraufen, was den Zuschauern da manchmal geboten wird. Die deutlichen Persiflagen haben alle ihre Berechtigung und nehmen vermutlich sogar nur vorweg, was noch kommen wird.

Die Figuren sind alle unfassbar liebenswert, sogar die weniger netten. Sie alle haben herrliche Charakterzüge abbekommen und agieren wunderbar miteinander. Die eine oder andere schräge oder gar absurde Idee und Wendung sorgt für laute Lacher und Lachtränen. Ich wurde in letzter Zeit selten so gut unterhalten, wie mit dieser Story! Thomas Nicolai hat seinen Sprecher-Job unfassbar gut gemacht. So viele unterschiedliche Stimmen und Stimmlagen hinzubekommen, das verdient schon den größten Respekt!

Ganz zauberhaft finde ich die Idee der Rezepte am Ende. Das eine oder andere ist gewöhnungsbedürftig, ganz klar. Aber zu den jeweiligen Sendungskonzepten passen sie hervorragend. Wer gern kocht, wird hier auch den einen oder anderen besonderen Kniff für sich mitnehmen können.

Alles in allem bin ich, es wird nicht überraschen, komplett begeistert. Eine Persiflage vom Feinsten, mit ganz viel Humor und Herz, einfach wunderbar! Ganz klar, dass ich das mit fünf Sternen belohne!

Bewertung vom 26.03.2024
25 letzte Sommer
Schäfer, Stephan

25 letzte Sommer


ausgezeichnet

Wertvolle Zeilen für wertvolle Momente

Der Ich-Erzähler ohne Namen trifft auf Karl, dessen Lebenseinstellung sich komplett von seiner eigenen abhebt. Karl hat eine offene, sehr sympathische Art und der Ich-Erzähler gerät ins Nachdenken. Seine Zeit verbringt er nun sehr gern mit Karl. Ihre Gespräche drehen sich um die kleinen und großen Fragen des Lebens und regen den Leser bzw. Hörer dazu an, selbst aus einem anderen Blickwinkel auf sich selbst, das Leben und die Antworten zu werfen.

Ich habe von Anfang bis Ende ohne Pause dieser Geschichte gelauscht und fühlte mich einfach nur wohl dabei. Kein moralisch erhobener Zeigefinger, keine Besserwisserei, einfach nur eine liebevolle, sehr kluge und weise, wertvolle und auch tröstende Erzählung, die entschleunigen kann und zeigen, was man alles im hektischen Alltag verpasst, wenn man nicht aufpasst.

Der Stil ist wunderbar. Ein wenig philosophisch, ein wenig märchenhaft, warm und weich. Die beiden Charaktere sind komplett unterschiedlich und ergänzen sich dabei erstaunlich gut, denn auch Karl genießt die Zeit und zieht aus den Gesprächen eine Art von Wissen. Die meiner Meinung nach wichtigste Aussage ist, dass man sich vor anderen nicht verschließen darf und Kontakte wichtig sind. Dann vergisst man auch nicht, das Leben zu leben, zu genießen und bewusst wahrzunehmen, nicht zu vergessen, dass es endlich ist. Dass dies nicht schlimm ist, sondern nur schade, wenn man seine Zeit nicht nutzt, vergisst man viel zu leicht.

So kurz die Erzählung ist, so schön ist sie auch. Ihre Leichtigkeit lässt einen selbst leicht werden. Es ist nicht schlimm, alt zu werden. Es ist schlimm, dabei nicht gelebt zu haben. Und das liegt an jedem selbst. Wie man sein Handeln und Denken neu ausrichten kann, ohne andere dabei zu belästigen oder zu stören, vermittelt Karl nicht nur dem namenlosen Ich-Erzähler, sondern auch dem Leser oder Hörer auf einzigartige Weise. Mir fällt als Résumé zu diesem Buch ein Zitat ein: „Morgen ist kein neuer Tag, sondern ein Tag weniger“. Das mag deprimierend klingen, ist es aber nicht. Das Buch ist ein kleines Juwel und kann selbst den größten Hektiker ein bisschen erden und entschleunigen. Fünf Sterne und die dringende Bitte: lesen!

Bewertung vom 26.03.2024
Achtsam morden durch bewusste Ernährung / Achtsam morden Bd.5
Dusse, Karsten

Achtsam morden durch bewusste Ernährung / Achtsam morden Bd.5


ausgezeichnet

Ernährungsratgeber der Extraklasse

Björn Diemel erkennt auf dramatische Weise, dass seine innere Ruhe zu Bewegungsmangel geführt hat und er deshalb so viel Speck auf den Rippen hat, dass er fast die Entführung seiner Tochter nicht hätte verhindern können. Mehr Grund braucht wohl niemand, um die Ernährung umzustellen. Joschka Breitner kann auch hier coachen und Björn erkennt, dass sich die Prinzipien achtsamer und gesunder Ernährung auf völlig erstaunliche Weise auf andere Dinge übertragen lassen.

Auf der Rückseite des Buches steht der Satz: „Der erste Ernährungsratgeber in Romanform“. Und ja, das stimmt! In zweierlei Hinsicht, denn hier hat man keinen Thriller oder Krimi in den Händen, sondern einen unterhaltsamen Roman, der auch spannend ist, aber vor allem echt brauchbares Wissen rund um die Ernährung bietet. Mir persönlich gefällt das außerordentlich gut. Und es gefällt mir, dass Dusse wieder ein Thema gefunden hat, das sich mit und durch Joschka Breitner herrlich erfrischend, humorvoll aber auch sinnvoll erklären lässt. Natürlich nimmt Dusse dabei auch wieder so einige Personengruppen auf die Schippe, doch bleibt er, wie man das von ihm kennt, doch über der Gürtellinie und wird nie dreckig.

Klimakleber, Veganer, Tierschützer, Übergewichtige, Kiffer, Konzerne, gelangweilte Milliardärsgattinnen, verwöhnte Kinder, Erben – sie alle bekommen ihr Fett weg, im wahrsten Sinne des Wortes. Man muss schon ein wenig Freude an makabrem Humor haben und dem Autor die eine oder andere künstlerische Freiheit zugestehen, also alles nicht so bierernst nehmen. Aber dann wird man mit rasantem Wortwitz und intelligenten Wendungen geradezu überschüttet und mit kurzweiliger Unterhaltung verwöhnt. Der wahre Kern ist allerdings ebenfalls nicht zu verachten und wer es zulässt, erfährt hier sehr viel über Ernährung. Ganz nebenbei, locker und lustig, ohne Erziehungsabsicht, aber mit hohem Informationswert.

Die Geschichte ist wunderbar in ganz viel Wissen zum Heilfasten und zur Ernährung verpackt. Querverbindungen, auf die nur Dusse kommen kann, unterhalten aufs Beste. Das Niveau ist durchweg hoch, er wird nie ausfallend oder billig, selbst wenn er über den schlimmsten Abschaum schreibt.

Für mich einer der stärksten Bände der Serie und auf alle Fälle um Längen besser als der Vorgänger, der etwas zäh war, was aber auch am Thema liegen mag. Ich freue mich jedenfalls nach wie vor auf weitere Ideen Dusses, wie er Björn Diemel und Joschka Breitner weiter den Leser mit ihren Sitzungen schlauer machen kann. Fünf pralle Sterne!

Bewertung vom 23.03.2024
Mord auf hoher See / Miss Merkel Bd.3 (2 MP3-CDs)
Safier, David

Mord auf hoher See / Miss Merkel Bd.3 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Mops Ahoi!

Gegen Langeweile aufgrund von fehlenden Morden in der Uckermark, die Angela aufklären könnte, macht sie mit Achim und Bodyguard Mike samt Freundin Marie eine Krimi-Kreuzfahrt. Hier will sie auch Inspirationen für ihr neues, heimliches Hobby, dem Krimi-Schreiben, sammeln. Dass ausgerechnet auf dem Schiff ein Mord passiert und dann auch noch an Deutschlands erfolgreichstem Thriller-Autoren, war nicht vorherzusehen. Aber Angela ist auch auf hoher See Herrin der Dinge und bringt den verspulten Kriminalbeamten nach und nach auf die richtige Spur!

Man kann die Bände einzeln hören oder lesen, wenn man mag. Sie sind alle in sich abgeschlossen. Aber die Entwicklung der Figuren ist so gelungen, dass es ratsam ist, die Reihe von Anfang an und chronologisch zu genießen. Dass der Mops einen anderen Namen bekommen hat, ist aufgrund der aktuellen Ereignisse in der Weltgeschichte verständlich.

Der Humor ist einfach genial! Nicht albern, ein klein wenig bissig, aber auch mit ganz viel Herz und Doppelsinn. So mag ich das! Darin eingewickelt ist auch diesmal jede Menge Kritik, am Weltgeschehen, an sozialem Verhalten so einiger, an Machtgehabe usw., aber es gibt auch ganz viel Mutmachendes zwischen den Zeilen. Und sicher erkenne nicht nur ich den Florian Watzek und den einen oder anderen erwähnten Autor wieder! Urkomisch auch, wie Achim sein Englisch verbessern will und wer bei einem Humor-Krimi nicht auf absolute Korrektheit besteht, wird hier allerbestens unterhalten. Zwar ist der Schauplatz nicht Klein-Freudenstadt, aber alle relevanten Klein-Freudenstadter sind dabei. Schon allein das ist witzig!

Mir hat dieser Band tatsächlich am besten gefallen und ich freue mich auf die nächsten Ideen, die David Safier für Miss Merkel und ihre Entourage hat. Zusätzlich ein dickes Lob für Nana Spiers erneut genialer Arbeit! Fünf Sterne!

Bewertung vom 21.03.2024
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
Berg, Sibylle

Mein ziemlich seltsamer Freund Walter


gut

Leider sehr oberflächlich

Lisa ist sehr einsam. Keiner mag sie. Ihre Eltern haben sich aufgegeben, als sie ihre Jobs verloren haben. Als dann ein Außerirdischer auf der Erde strandet und sich mit ihr befreundet, erzählt sie ihm alles, was sie bedrückt. Und Klakalnamanazdta hat da tatsächlich ein paar Ideen, wie alles anders werden kann!

Mir ist klar, was die Geschichte ausdrücken möchte. Mir ist nur nicht klar, ob die Zielgruppe das auch so versteht. Ich denke, ganz ohne Begleitung wird das nicht funktionieren. Für meinen Geschmack sieht schon mal Walter zu normal aus, zu wenig anders für die Tatsache, dass er aus dem Weltall kommt. Auch findet er ganz locker und easy einfache Lösungen für alle Probleme, die Lisa hat. Das mag bei kleinen Kindern halbwegs funktionieren, für die Zielgruppe ab 10 Jahren finde ich das etwas lasch. Für mich ist da die Aussage, dass alles ganz einfach zu lösen ist und es gar keine Probleme gibt, und das stimmt nun mal nicht wirklich. Das Anderssein ist mir viel zu diffus dargestellt und alles insgesamt sehr stereotyp.

Ich hatte mir mehr von der Geschichte versprochen und erwartet. Es geht mir nicht tief genug und leider ist mir Lisa auch nicht sympathisch genug, um echtes Mitleid zu empfinden. Außerdem passt für mich nicht ins Bild, dass ihre Eltern erst seit einem Jahr arbeitslos sind und so komplett abgestürzt sind. Lisa müsste ja noch Freunde aus der Zeit davor haben, aber erzählt wird so, dass durchkommt, dass Lisa noch nie Freunde hatte. Es steht also nicht im Zusammenhang mit den Zuständen zuhause.

Man muss sehr genau hinsehen, um die Vielzahl der Punkte zu sehen, in denen Lisa anders ist als die anderen. Dazu gehört, dass sie für ihr Alter viel zu viel kann, vom Bau eines Computers bis zur Kreisberechnung, aber nicht in der Lage ist, sich ein Frühstücksbrot zu machen und immer TK-Pizza isst. Ihre Kontaktschwierigkeiten und dass sie sich immer wieder von den älteren Kindern im Park misshandeln lässt und kurz darauf diese solche Angst vor ihr haben, das ist mir zu lapidar gelöst. Daher erkenne ich zwar die Idee an, finde die Umsetzung aber leider nur teilweise gelungen. Drei Sterne ist mir das wert.