Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hoelzchen

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 07.09.2024
Und morgen wieder schön
Sand, Marie

Und morgen wieder schön


ausgezeichnet

Der Roman umfasst zwei Teile. Der erste Teil beginnt 1968. Amanda ist noch nicht volljährig, kommt aus der rheinischen Provinz und hat bislang im Friseursalon ihrer Mutter gearbeitet. Doch das reicht ihr nicht und in einer Nacht und Nebel Aktion reist sie nach Paris. Dort hofft sie, ihre Träume verwirklichen zu können. Doch aller Anfang ist schwer. Es läuft nicht so wie erwartet, aber dank ihrer Freunde Catherine und Ben gibt sie niemals auf und der Erfolg stellt sich ein. Nachdem Amanda vier Jahre in Paris gelebt hat, kehrt sie 1976 nach Deutschland zurück. In Berlin öffnet sie ihren eigenen Friseursalon und dieser zweite Teil des Romans umfasst die Zeit bis 1981. Amanda arbeitet sehr unkonventionell und Reichtümer kann sie mit dieser Arbeitsweise nicht erwerben, doch ihre Kundinnen wissen ihre Arbeit zu schätzen. Nach der Brustkrebserkrankung ihrer Freundin erkennt sie ihre wahre Passion und sie leistet einen wertvollen Beitrag, Frauen zu unterstützen, um den Verlust der Haare während einer Chemotherapie besser verkraften zu können.
Marie Sand hat uns mit ihrem Buch „Und morgen wieder schön“ einen sehr berührenden Roman geschenkt. Während der erste Teil von der Leichtigkeit der Jugend erzählt, denn Amanda und Catherine sind zwei unerschrockene Frauen und leben ihr Leben, müssen wir im zweiten Teil erkennen, dass es das Leben nicht immer gut mit uns meint. Die Autorin schafft es, genau den richtigen Ton zu treffen: emotional, aber nie kitschig. Auf 284 Seiten beschränkt sie sich auf das Wesentliche und als Leserin erkennt man, dass es genauso richtig ist. Nicht zu viel und nicht z wenig. Der Roman wird mich noch einige Zeit beschäftigen und da leider immer noch viel zu viele Frauen an Brustkrebs erkranken, sind diese Bücher so wichtig. So gibt uns dieser Roman ein gutes Signal: auch in einer Krise muss niemand allein sein und darf auf Unterstützung hoffen. Sowohl von Freunden und Freundinnen, wie auch von Fremden, die wie Amanda, einfach nur helfen wollen.
Wie man im Nachwort erfährt, gab es in Berlin die Friseurmeisterin Elisa Leimbach. Ihr Leben und ihre Arbeit hat Marie Sand zu diesem wunderbaren Roman inspiriert. Vielen Dank dafür und eine absolute Leseempfehlung mit 5 Sternen.

Bewertung vom 07.09.2024
Hortensientage
Inusa, Manuela

Hortensientage


ausgezeichnet

Hortensientage ist für mich der erste Roman der Autorin Manuela Insusa und der Funke ist sofort übergesprungen. Es ist ein sehr persönlicher Roman, denn wir werden an der Lebens- und Liebesgeschichte ihrer Großeltern Lisa und Werner teilhaben. Der Roman ist in abwechselnden Zeitebenen geschrieben. Oma Lisa ist verwitwet und lebt in einem Seniorenheim in Hamburg. Sie ist eine lebensbejahende Frau. Sie ist mittlerweile 87 Jahre und macht das Beste aus ihrer Situation, ist kontaktfreudig und hat im Heim schon viele Freundschaften geschlossen. Regelmäßig bekommt sie Besuch von ihrer Enkelin Ela. Die beiden sind sehr eng miteinander und Ela ist als Autorin immer auf der Suche nach Romanideen. Ela ist realistisch und weiß, dass in naher Zukunft ihre Oma diese Welt verlassen wird und mit ihr die vielen ungesagten Lebenserlebnisse. Sie drängt Lisa, ihr mehr zu erzählen, doch Lisa möchte die traurigen Erlebnisse für sich behalten, doch als sie merkt, wie wichtig es Ela ist, öffnet sie sich und Ela erfährt viele neue Familiengeschichten.
Der 330 Seiten umfassende Roman hat mich von Beginn an überzeugt. Der lockere und moderne Schreibstil ließ mich nur so durchs Buch fliegen. Die Protagonistinnen muss man einfach liebhaben. Lisa ist im Geburtsjahr meiner Tante geboren und somit hatte ich gleich Bilder vor Augen. Oft fühlte ich mich beim Lesen an meine eigene Familiengeschichte erinnert, denn diese Generation hat so unfassbar viel erlebt und die Lebensläufe ähneln sich. Geprägt durch Krieg, Hunger, Verluste und Wiederaufbau hat sich diese Generation nie unterkriegen lassen. Manuela Inusa gelingt es hervorragend, uns diese Zeiten näher zu bringen. Die im Einband abgebildeten Fotos schaffen Nähe und unterstützen diesen sehr persönlichen Roman. Nach dem Romanende hatte ich das Gefühl, diese Familie wirklich gut zu kennen, so als wären sie alle gute Bekannte von mir. Auch die vielen Hamburgbezüge haben mir sehr gut gefallen und wurden perfekt eingearbeitet.
Von mir gibt es 5 Sterne.

Bewertung vom 29.08.2024
Vielleicht kannst du nachkommen
Kurz, Sarah

Vielleicht kannst du nachkommen


sehr gut

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges lernt die junge Erika den britischen Soldaten George kennen und sie verlieben sich ineinander. Doch George ist nur wenige Monate in Deutschland stationiert. Zuhause in England haben seine Eltern bereits eine Hochzeit arrangiert. Der Kontakt zu Erika bricht ab. Erika ist schwanger, setzt aber George nicht darüber in Kenntnis. Sie bringt ihre Tochter Anne zur Welt und heiratet neu und bekommt weitere Töchter. Über George verliert sie nie ein Wort. Bis zu ihrer Volljährigkeit ist Anne ahnungslos. An ihrem 21. Geburtstag macht Erika reinen Tisch und berichtet von George. Erikas Cousine Elisabeth kann Anne helfen, einen Kontakt nach England herzustellen, denn Anne will ihren Vater kennenlernen und somit reist sie nach London. Dort nehmen nicht alle ihre Ankunft positiv auf. Zum Glück lernt sie Paul kennen und das Leben scheint es plötzlich so einfach und gut mit ihr zu meinen, wenn Anne sich nicht immer selbst im Wege stehen würde.
Da ich sehr gerne Romane lesen, die in der Nachkriegszeit spielen, passt dieser Roman von Sarah Kurz perfekt in mein Beuteschema. Der Einstieg gelingt leicht. Der Roman ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil steht Erika im Mittelpunkt. Wir erfahren über ihre familiäre Situation und über die Bekanntschaft mit George. Dieser Teil erscheint mir ein wenig zu sachlich und der Funke sprang nicht sofort über. Mich beschleicht der Eindruck, dass sich die Autorin erst „einschreiben“ musste. Denn im zweiten Teil, der den Zeitsprung in die 60er Jahre beinhaltet, stellt sich ein angenehmer Lesefluss ein. Dieser Teil gefällt mir wesentlich besser. Der Autorin gelingt es gut, Annes Situation zu beschreiben. Bilder entstehen im Kopf: Anne auf der Fährüberfahrt, die Wohnung in London, Anne erkundet die Stadt. Der flüssige Schreibstil hat mich dann in einem schnellen Tempo durch das Buch getragen. Das Debüt der Autorin ist gelungen und ich freue mich auf weitere Romane von ihr.

Bewertung vom 29.08.2024
Fräulein Liebe und der Traum vom Leben / Die Rhein-Buchhandlung Bd.2
Esser, Susanne

Fräulein Liebe und der Traum vom Leben / Die Rhein-Buchhandlung Bd.2


ausgezeichnet

Eva wohnt seit vielen Jahren bei ihrer Tante und zusammen betreiben sie die Buchhandlung von Evas im Krieg vermissten Onkel. Später soll Eva den Buchladen übernehmen, denn ihre jüngere Cousine hat kein Interesse daran. Schon lange ist Eva mit Georg liiert und nun endlich hat er sich getraut und Eva einen Heiratsantrag gemacht. Eva hat Zweifel, ist eine Ehe der richtige Weg für sie. Doch schließlich stimmt sie zu und die beiden wollen auf dem Standesamt das Aufgebot aufgeben. Was Eva und Georg dort erfahren, reißt beiden sprichwörtlich den Boden unter den Füssen weg und sie müssen ihr Leben neu überdenken. Auch Zuhause verändert sich für Eva plötzlich alles. Nichts ist mehr so wie es war und Evas Lebensplanung gerät komplett ins Wanken.
Dies ist der zweite Band der Saga um Eva Liebe. Den ersten Teil kenne ich nicht, doch es bereitete mir überhaupt keine Schwierigkeiten in die Geschichte einzusteigen. Dieser Roman kann also unabhängig vom ersten Band gelesen werden. Der Schreibstil von Susanne Esser ist modern und flüssig und die kurzen Kapitel geben ein zügiges Lesetempo vor. Die Protagonistin Eva ist eine sympathische, junge Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht und weiß was sie will. Mitte der 50ger Jahre erwartete man von Frauen, dass sie möglichst schnell heiraten, eine Familie gründen und sich um Mann und Kinder kümmern. Eva hat andere Vorstellungen von ihrem Leben und sie positioniert sich klar und deutlich. Das gefällt mir sehr gut und der Autorin ist es gut gelungen, diesen Charakterzug abzubilden. Auch wenn ich in den 50ger Jahren noch nicht auf der Welt war, so denke ich doch, dass der Zeitgeist sehr gut eingefangen wurde. Evas Botschaft ist ganz klar: kämpft für das, was Euch wichtig ist, aber seid auch kompromissbereit. Ein zeitloses Moto. Ein Dank an Susanne Esser für diesen tollen Unterhaltungsroman.

Bewertung vom 29.08.2024
Die Frauen jenseits des Flusses
Hannah, Kristin

Die Frauen jenseits des Flusses


ausgezeichnet

Ich habe schon einige Bücher von Kristin Hannah gelesen und alle haben mir sehr gut gefallen, aber dieser Roman übertrifft meine Erwartungen und ich kann dieses Buch wirklich nur jedem ans Herz legen.
Frances Bruder ist gleich zu Beginn des Vietnamkrieges als Soldat im Kampfe ums Leben gekommen. Frances beschließt, sich als Krankenschwester ausbilden zu lassen und verpflichtet sich auch zum Einsatz in Vietnam. Ihre Eltern lehnen diese Verpflichtung ab, doch Frances geht ihren Weg. Die ersten Wochen sind schwierig, doch der Zusammenhalt zwischen dem Krankenhauspersonal und den Soldaten ist groß. Freundschaften entstehen und auch wenn die Situation in der Klinik eine enorme psychische Belastung ist und die Arbeitstage lang sind, gibt es immer wieder Momente der Freizeit. Frances wird zu einer der besten Krankenschwestern und erwirbt Anerkennung, sie verlängert ihren Einsatz. Je länger sie in Vietnam weilt, desto mehr persönliche Verluste muss sie erfahren. Dann ist ihr Einsatz zu Ende. Doch zurück in Amerika beginnen die Probleme. Die Umwelt reagiert ablehnend auf die Heimgekehrten. Anfeindungen sind an der Tagesordnung. Frances hat Schwierigkeiten sich im alten Leben zurechtzufinden. Dank ihrer beiden besten Freundinnen aus den Vietnamtagen, gelingt es ihr, sich aus dem Teufelskreis zu befreien. Das Leben ist ein anderes als es vor Vietnam war, doch sie findet einen Weg zurück ins hier und jetzt.
Was für ein genialer Roman über einen wunden Punkt der amerikanischen Geschichte. Kristin Hannah traut sich, sich dieser Geschichte anzunehmen. Ich selbst bin mit meinen 56 Jahren zu jung, um die damalige Situation verfolgt haben zu können und mein Geschichtsunterricht in der Schule schwieg sich hierüber aus. Dieser Roman hilft, die Dinge einzuordnen und besser verstehen zu können. Kristin Hannah benennt die Dinge beim Namen. Sie nimmt kein Blatt vor dem Mund und beschreibt die Situationen vermutlich realistisch. Ihre Protagonistin Frances entwickelt sich von einem stillen, unpolitischen Mäuschen zu einer politischen und willensstarken Frau. Starke Frauen sind von jeher ein Markenzeichen in Kristin Hannahs Romanen. In „Die Frauen jenseits des Flusses“, hat sie sich selbst übertroffen. Hoch emotional und sehr berührend, aber nie kitschig und immer versuchend, eine gewisse Neutralität zu wahren, öffnet sie ihrer Leserschaft einen Blick auf den Vietnamkrieg, der uns alle zum Nachdenken anregt. Dieser Roman hilft mir, die Situation der Veteranen und den damaligen Zeitgeist viel besser zu verstehen und wird noch sehr, sehr lange in mir nachhallen. Es braucht unbedingt mehr solcher Romane.

Bewertung vom 29.08.2024
Schwestern im Geiste / Das Pensionat an der Mosel Bd.2
Pierre, Marie

Schwestern im Geiste / Das Pensionat an der Mosel Bd.2


ausgezeichnet

1911: Pauline ist immer noch Leiterin des Mädcheninternats in Diedenhofen. Eine neue Lehrerin stößt zum Lehrerinnen-Team: die junge Irin Rhona O´Meally. Sie bereichert mit ihrer direkten Art den Unterricht und die Schülerinnen mögen sie sehr und haben sie sofort ins Herz geschlossen. Doch schon nach kurzer Zeit plagen Pauline Zweifel, ob es die richtige Entscheidung war, diese Lehrerin einzustellen. Auch wenn man Pauline eine friedliche Zeit gönnen würde, so bleibt es lebhaft im Pensionat und auch der preußische Hauptmann Erich von Pliesnitz muss immer wieder eingreifen und Pauline aus so manch einer Misere helfen. Mobbing unter den Schülerinnen, Diebstähle, Einbrüche, Schmierereien an Wänden und Liebeskummer, im Internat ist immer etwas los.
„Schwestern im Geiste“ ist der zweite Band vom „Das Pensionat an der Mosel“. Ich würde anraten, vorab den ersten Band zu lesen, auch wenn der Roman in sich abgeschlossen ist. Marie Pierre ist eine Meisterin darin, historische Hintergründe gekonnt mit Unterhaltungsliteratur zu verknüpfen. So habe ich auch in diesem Roman wieder einiges über die politischen Umstände in der Grenzregion Frankreich/Deutschland lernen dürfen und über die Spannungen, die es Anfang des 20. Jahrhunderts dort gab. Diese Hintergründe lassen mich vieles besser verstehen und sind auch heute noch von großer Bedeutung. Der Roman ist spannend und kurzweilig geschrieben. Das eigene Lesetempo wird dadurch angetrieben und die 550 Seiten waren schnell gelesen. Die sympathische Protagonistin Pauline bekommt viele, unterschiedliche Charaktere an die Seite gestellt. Eine Lieblingsfigur kann ich nicht ausmachen, denn alle sind gleichermaßen interessant und vielschichtig. Es gibt abwechslungsreiche Handlungsstränge und die kurzen Kapitel lassen keine Langweile aufkommen. Zudem ist nichts vorhersehbar und so manch ein Überraschungseffekt stellt sich ein und ruft ein Aha-Erlebnis hervor. Genau das erwarte ich von einem guten Buch und Marie Pierre ist es auch hier wieder außerordentlich gut gelungen. Ich bin gespannt wie die Geschichte im dritten Band ausgehen wird. Ob Pauline und Erich zueinander finden werden?

Bewertung vom 16.08.2024
Weil ich an dich glaube - Great and Precious Things
Yarros, Rebecca

Weil ich an dich glaube - Great and Precious Things


ausgezeichnet

Camden kommt nach 10 Jahren Kriegseinsatz in Afghanistan wieder nach Hause. Er folgt dem Ruf seines Vaters, der an Alzheimer leidet. Zwar kümmert sich Camdens Bruder Alexander um ihn, doch es gibt Unstimmigkeiten mit einer Patientenverfügung, die Camdens Vater gerne aufsetzten möchte. Alexander ist dagegen und Camden will seinen Vater in seinem Anliegen unterstützen. In Alba angekommen, trifft Camden auf Willow. Sie war die Freundin seines verstorbenen Bruders, an dessen Tod sich Camden schuldig fühlt. Willow und Camden fühlen sich zueinander hingezogen, waren sie doch schon in ihrer Kindheit Freunde. Doch die Familien und Freunde reagieren ablehnend auf diese Verbindung und für Camden tun sich immer mehr Probleme auf.
Was für ein tolles Hörbuch. Für mich war es der erste Roman von Rebecca Yarros und zu Beginn war ich skeptisch, da der Klappentext vordergründig auf eine Liebesgeschichte von Mitte Zwanzigjährigen vermuten ließ und ich mit 57 Jahren vielleicht nicht unbedingt der Zielgruppe angehöre. Aber ich bin restlos überzeugt und finde, dass dieses Buch wirklich generationenübergreifend ist. Ich habe vieles vernachlässigt um dieses Hörbuch zu hören, so gefesselt war ich von dem Gehörten. Einen großen Anteil daran haben auch die beiden Hörbuchsprecher. So übernimmt Martin Krah Camdens Part und Lisa Cardinale spricht Willow. Die Stimmen passen perfekt und durch die abwechselnden Sprecher hört man gerne zu. Dieser Roman ist so viel mehr als eine Liebesgeschichte, die allerdings wunderbar erzählt wird. Mit allen Höhen und Tiefen und ich habe es den beiden Protagonisten so sehr gewünscht, dass sie zusammenkommen werden. Einen großen Raum nimmt in diesem Buch auch das Thema Patientenverfügung ein. Die Autorin schafft es, ihre Leserschaft auf dieses so wichtige Thema hinzuweisen und regt zum Nachdenken an. Wir alle, ob alt, ob jung, müssen uns damit beschäftigten. Ferner gibt Rebecca Yaaros auch den amerikanischen Soldaten eine Stimme, die wie Camden hier, in Afghanistan eingesetzt waren und in der amerikanischen Gesellschaft auf eine vorgefertigte Meinung treffen und mit Vorurteilen zu kämpfen haben.
Dieser Roman ist eine tolle Mischung zwischen gesellschaftskritischen Themen und einer Liebesgeschichte, die aber keineswegs kitschig ist. Für mich steht jetzt schon fest, dass ich weitere Hörbücher von Rebecca Yarros hören werde.
Eine absolute Hörempfehlung: 5 Sterne.

Bewertung vom 16.08.2024
Aussicht auf ein neues Morgen
Stephan, Kati

Aussicht auf ein neues Morgen


sehr gut

1976: Trude wohnt bereits in Ost-Berlin. Sie arbeitet als Sekretärin fürs Post- und Fernmeldewesen, da ziehen in ihre Dreier-WG Hanna und Babs ein. Die beiden kommen aus der Provinz und die Großstadt ist ein neues Terrain für sie. Hanna wird auf dem Postamt im Fernsehturm arbeiten und Babs ist Briefzustellerin. Schnell werden die drei Freundinnen und auch Männerbekanntschaften lassen nicht lang auf sich warten. Doch damit fangen dann die Probleme an, denn die Staatssicherheit hat ihre Augen und Ohren überall.
Kati Stephan nimmt uns mit diesem Roman in eine vergangene Zeit. Auch nach vielen Jahren der Wiedervereinigung, finde ich es wichtig, dass sich diesem Thema angenommen wird. Trude, Hanna und Babs sind sympathische junge Frauen. Sie stehen für Frauen, wie es sie damals sicherlich viele gegeben hat. Mit ihren Träumen und dem hadern der Staatspolitik, doch eigentlich haben sie sich mit allem arrangiert. Kati Stephan schildert in kurzen Kapiteln Ereignisse aus deren Leben. Leider bleibt sie mit den Schilderungen etwas zu oberflächlich, so vermittelt das Gelesene eine Aneinanderreihung von Geschehnissen. Gern hätte man hier mehr in die Tiefe gehen können. Auf 271 Seiten versucht die Autorin so viel wie möglich reinzupacken, vielleicht wären mehr Seiten anzuraten gewesen. So schnell wie es begann, war es auch wieder zu Ende. Ich blieb ein bisschen unbefriedigt zurück.
Der Schreibstil gefällt mir gut, er ist klar und deutlich. Kati Stephan schreibt strukturiert und dem Inhalt angepasst

Bewertung vom 16.08.2024
Luna
Giuliano, Serena

Luna


ausgezeichnet

Lunas Eltern haben sich vor vielen Jahren getrennt, da war Luna noch im Teenager Alter. Ihr Vater blieb in Neapel, Luna zog mit ihrer Mutter nach Mailand. Es gab keinen Kontakt mehr zum Vater. Nun ist dieser schwer erkrankt und Luna reist nach Neapel, in die Stadt ihrer Kindheit und Jugend.
„Luna“ von Serena Giuliano ist ein Roman, der nachdenklich stimmt, uns aufrüttelt und das eigene Handeln überdenken lässt. Es gibt Zeiten im Leben eines jeden, da muss man auch von seinen Prinzipien abweichen. Die Protagonistin Luna war mir von Beginn an sympathisch und der moderne, zum Teil lustige Schreibstil der Autorin, ließ mich sofort in das turbulente Leben Neapels eintauchen. Serena Giuliano schafft es, uns die Menschen näher zu bringen, mit all ihren Schwächen und Eigenarten. Auch die Szenen im Krankenhaus sind wunderbar bildlich beschrieben und ich konnte mir das alles sehr gut vorstellen. Tatsächlich musste ich häufig schmunzeln und mich beschlich der Gedanke: genauso stelle ich es mir in Italien vor. Doch es gibt auch ruhige Momente und man erkennt, irgendetwas liegt Luna auf dem Herzen, sie ist mit sich nicht im Reinen. Gern würde man ihr zurufen, Hilfe anbieten und man hofft, dass sie ihren Frieden finden wird.
Die Kapitel sind kurz, die Autorin behält das Wesentliche im Blick, ein entspannter Lesefluss stellt sich von Anfang an ein. Das Buchcover ist wunderschön zart gestaltet und passt perfekt zum Inhalt.
Der Roman ist ein kleines Juwel und hat zurecht den Prix des Lecteurs U 22 erhalten.

Bewertung vom 16.08.2024
Genau so, wie es immer war
Lombardo, Claire

Genau so, wie es immer war


sehr gut

Endlich ein neuer Roman von Claire Lombardo. Da ich ihr Debüt „Der größte Spaß, den wir je hatten“ mit großem Vergnügen gelesen habe, hatte ich große Erwartungen an diesen Roman. Allerdings bin ich mit „Genauso, wie es immer war“ nicht 100% warm geworden. Nicht sofort stellte sich ein Lesefluss bei mir ein. Zu Beginn war mir nicht ganz klar, auf was das ganze hinauslaufen wird. Doch nach ca. 250 Seiten sprang der Funke über und mich hatte ein Lese Sog ergriffen. Die Protagonistin Julia ist nicht unbedingt eine Sympathieträgerin. Sie hat einen schwierigen Charakter, doch im Laufe des Romans kann man erahnen, was sie geprägt hat. Der Leserschaft wird schon einiges abverlangt, denn die vielen Zeitsprünge können verwirrend sein und lassen sich nicht immer sofort einordnen. Hier wären Kapitelüberschriften mit Jahresangaben sehr hilfreich. Die Geschichte selbst hat mich sehr angesprochen und ist für mich auch absolut nachvollziehbar (vielleicht auch, weil ich im ähnlichen Alter der Protagonistin bin). Ich finde der Autorin ist es sehr gut gelungen, die zwischenmenschlichen Töne aufzuzeigen. In einer Ehe und Partnerschaft gibt es nicht nur rosige Zeiten. Routine schleicht sich ein und nicht selten entwickeln Frauen nach der Geburt eine Depression. Die Geburt eines Babys verändert alles und die Partner müssen sich neu finden. Besonders gut getroffen sind meiner Meinung nach auch die Verhaltensweisen von Teenagern und jungen Erwachsenen, bei diesen Passagen musste ich oft schmunzeln und konnte nur zustimmend nicken. Claire Lombardo beschreibt den ganz normalen Wahnsinn einer Partnerschaft und Familie und sie geht dabei sehr in die Tiefe, was man schon am Buchumfang ablesen kann. Das Buchcover ist sehr passend, denn es zeigt einen amerikanischen Vorort. Auch wenn das Setting in den USA spielt, so könnte ich es auch durchaus hier nach Deutschland verordnen. Familie ist nicht immer einfach und Familie heißt auch nicht, dass man sich automatisch nah ist und zueinander hingezogen fühlt. So viele Wahrheiten stecken in diesem Roman und letztlich habe ich auch dieses Buch von Claire Lombardo wieder sehr genossen. Lediglich das Ende hat mir überhaupt nicht gefallen, zu verwirrend. Das hätte es nun wirklich nicht mehr gebraucht und hat mich tatsächlich fragend zurückgelassen.