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Ele
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Insgesamt 423 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2024
Hundswut (eBook, ePUB)
Alvarenga, Daniel

Hundswut (eBook, ePUB)


sehr gut

Hundswut, Historischer Roman von Daniel Alvarenga, HarperCollins eBook
Hat mich an meine Grenzen gebracht.
Das Buch besteht aus 67 Kapiteln in unterschiedlicher Länge, im auktorialen Stil und sehr bildhaft und flüssig erzählt. Es besteht aus zwei Teilen, wobei der zweite Teil noch in Tag 1-3 eingeteilt wurde. Die teilweise harschen, sowie derben Dialoge sind in bayrischer Mundart verfasst, sie machen die Geschichte so lebendig, dadurch ist auch kein Zweifel am Setting möglich. Bilder entstanden in meinem Kopf, denn es wird abwechslungsweise aus der Sicht der verschiedenen Charaktere erzählt.
1932 irgendwo im tiefsten Bayern, Joseph Köhler, der Einsiedler wurde von den Mitbewohnern in seinem Heimatdorf schon immer argwöhnisch beäugt. Als sein Sohn und später auch seine geliebte Frau starben, wurde er schwermütig. Eines Tages werden die Leichen von vier Jugendlichen gefunden, die Wunden trugen, die auf den Angriff einer „Bestie“ hindeuten. Das Urteil der Dorfgemeinschaft war bald gemacht und die Jagd, nach einem „Werwolf“ beginnt.
Dieses Buch hat mir so einiges abverlangt, der Klappentext hat mich neugierig gemacht und ich wusste nicht, auf was ich mich mit der Lektüre einlasse. In den letzten Kapiteln war es schier unerträglich für mich überhaupt noch weiterzulesen. Grausige Szenen sind hier rücksichtslos geschildert. Obwohl ich eine hartgesottene Leserin bin, konnte ich die Tränen und den Ekel nicht mehr zurückhalten. Trotzdem wollte ich das Lesegerät nicht aus der Hand legen.
Die Figuren sind zutiefst charakterisiert, was denkt sich der Jäger Edi wenn er erneut im Suff versink? Oder wie fühlt sich Fanny die beste Freundin von Mitzi Köhler, die ausschlaggebend in die Geschichte involviert ist und dabei handelt es sich nur um Nebencharaktere im Geschehen. Noch viel, viel tiefer sind die Hauptcharaktere des Buches und der Protagonist gezeichnet. Da konnte man die Emotionen direkt mitfühlen, ein sehr gutes Beispiel dafür der Wirt des Ortes, der Lugg oder auch seine Frau die Mini. Unglaublich wie tief ich mich dabei in die Personen hineindenken konnte. Immer wieder habe ich gehofft, dass diese, im Grunde eigentlich guten und gläubigen Menschen zur Vernunft kommen, doch selbst der Pfarrer hat sich als Scheusal entpuppt. Intrigante Großkopferte, Eifersucht Hass, Aberglauben, selbst die neugierigen Ratschweiber taten das Ihrige dazu und das Verhängnis und der Blutrausch waren nicht mehr zu stoppen. Die Gerechtigkeit und der gesunde Menschenverstand sind auf der Strecke geblieben, man bedenke, dass das Buch nicht im dunkelsten Mittelalter spielt.
Ich schwanke zwischen euphorischer Begeisterung und abgrundtiefem, schier unerträglichem Grauen über dieses Buch. Den dazu gehörigen Film würde ich mir gerne Ansehen, ob die Figuren in meinem Kopf mit denen im Film übereinstimmen?
Ich denke dieses Buch ist nur für die besonders abgebrühten Leser geeignet. Auch Leser die mit der bayrischen Mundart nicht vertraut sind werden, die interessanten und ausgefeilten Dialoge nicht begreifen. Sätze wie: „Wenn oana ned ganz bacha is“, sollte man verstehen können.
Gerne würde ich dem Buch die volle Punktzahl zuschreiben, doch die Grausamkeit des Geschriebenen hat mich schon sehr abgeschreckt, dazu kommt, dass für mich auch einige der Geschehnisse nicht ausreichend auserzählt waren. Deshalb von mir 4 Sterne.

Bewertung vom 04.03.2024
Die Entflammten
Meier, Simone

Die Entflammten


gut

Die Entflammten, Roman von Simone Meier, EBook, Kein&Aber
Zwei Familiengeschichten im Zeichen der Kunst.
Die junge Jo van Gogh-Bonger war mit Theo dem Bruder von Vincent van Gogh verheiratet, erst erschießt sich ihr Schwager dann stirbt ihr Ehemann an den Folgen der Syphilis, zurück bleiben hunderte von Bildern, des bis dato wenig bekannten Malers und eine Kind von ihrem Gatten. Um zu überleben versucht sie Van Gogh weltberühmt zu machen.
Über hundert Jahre später wird die junge Kunsthistorikerin Gina auf die Lebensgeschichte Jos aufmerksam, dies inspiriert sie zu einem opulenten Roman.
Am Anfang des Buches ist ein Personenregister über die historischen Personen platziert, was sehr hilfreich war. Die Überschriften der Kapitel passen zum jeweiligen Inhalt. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, jeweils aus der Sicht von Jo oder Gina. Oft jedoch gehen die Zeitebenen in einander über, denn der jungen Gina erscheint der Geist Jos, die die Erzählung aus ihrer Sicht übernimmt. Das war sehr verwirrend und ich habe mich des Öfteren schwergetan mich in der Zeit zurechtzufinden.
In einer äußerst poetischen Sprache erzählt die Autorin ihren Roman, deshalb habe ich es geschafft, langweilige Stellen zu tolerieren. Insgesamt fand ich die Erzählungen aus der Vergangenheit interessanter, die Verbindung mit Ginas Familie und der Lebensgeschichte von Jo konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen, da habe ich mich sehr schwer getan der Verlauf der Erzählung zu folgen.
Ich habe allerdings gehofft, viel mehr aus dem interessanten Leben des Malers Vincent van Gogh zu erfahren, seine Werke inspirieren mich, immer wieder habe ich mir die genannten Bilder vom Buch angesehen. In diese Richtung hätte ich mir noch viel mehr Informationen gewünscht, insgesamt sind es eigentlich zwei Familiengeschichten, etwas oberflächlich und die nichts miteinander zu tun haben. Eine Stelle hat mich aber beeindruckt … Vincents Bilder sind wie feuerspeiende Wurfsterne, die in den Menschen steckenbleiben und dort etwas anrichten.
Die Verbindung zu Mata Hari, die am Ende des Buches in einigen Szenen auftaucht habe ich nicht nachvollziehen können. Die Figuren in der Vergangenheit waren interessant geschildert, mit den modernen Charakteren konnte ich nichts anfangen die sind mir fremd geblieben.
Einzig bemerkenswerte Figur im Buch Johanna van Gogh-Bonger, wer sich für deren Leben interessiert, wird Gefallen am Buch finden.
Von mir 3 Sterne

Bewertung vom 24.02.2024
Ich lüge bis du stirbst: Thriller
Hobbs, Gillian

Ich lüge bis du stirbst: Thriller


gut

Ich lüge bis du stirbst, Thriller von Gillian Hobbs, ebook vom Empire-Verlag
Rache ist süß.
Scarlett Dyer, die früher Olivia hieß ist zurück nach St. Pit gekommen, der Ort in dem sie geboren und aufgewachsen ist. Nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie und einer Gesichtsoperation wird sie nicht wiedererkannt. Der Grund für ihre Rückkehr ist Rache, denn sie hat mit den Bewohnern des idyllischen Ortes noch einige Hühnchen zu rupfen. Sie stichelt hier und dort, bis das Ganze eskaliert. Auf raffinierte und radikale Weise rechnet sie ab und sie gibt keine Ruhe bis alle auf ihrer Liste gebüßt haben.
Ich habe das Buch mit gemischten Gefühlen gelesen, denn Geschichten in denen mit angetanem Leid abgerechnet wird schätze ich ganz besonders. Das tut Scarlett, da bleibt nämlich kein Auge trocken. Schon im Epilog ist der Leser informiert was der kleinen Olivia in ihrem Heimatort angetan wurde. Außerdem hat mir gefallen, wie die Menschen in diesem nach außen hin idyllischen Ort, so reagieren. Sie bespitzeln sich gegenseitig, da wird geratscht und getratscht oft ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, da wird gelogen, betrogen, es gibt häusliche Gewalt und ein korrupter Polizist ist auch vorhanden. Geld regiert und wer viel hat, der macht das Gesetz. Penny z.B. könnte direkt bei mir ums Eck wohnen. Deshalb habe ich die Geschichte auch mit einem hämischen Grinsen auf dem Gesicht verfolgt.
Andererseits kann ich das eine oder andere im Verlauf des Geschehens, nicht so ganz für bare Münze halten. Von ihren eigenen Eltern wird Scarlett/Olivia nicht sofort erkannt, dafür von Willi dem Dorftrottel – auf den ersten Blick. Die Naivität von ihrem Mann grenzt schon fast an Dummheit, denn sehr gut kann er die ihm Angetraute nicht kennen. Kaum zu glauben, was sie ihm im so alles vorspielt. Auch kann ich nicht nachvollziehen, dass die Aussicht auf Sex einen Menschen zu einem Mord anstacheln könnte. Es gibt hier viele Charaktere die mir nicht geheuer, bzw. unsympathisch waren, am ehesten mochte ich noch Willi, den armen Tropf.
Trotzdem hat mir der Schluss gut gefallen, damit habe ich nicht gerechnet. Die Plottwists im Roman haben die Lesegeschwindigkeit befeuert, ich habe bis zur letzten Seite den Reader kaum aus der Hand gelegt. Wer nicht zuviel hinterfragt und turbulente schonungslose Rachethriller mag, kann mit dem Buch durchaus ein paar schöne unterhaltsame Stunden verbringen.
Von mir 3 Sterne

Bewertung vom 22.02.2024
Die Wundersammler
Rath, Hans;Wiebusch, Michaela

Die Wundersammler


ausgezeichnet

Die Wundersammler, Roman von Hans Rath und Michaela Wiebusch, 302 Seiten erschienen im dtv-Verlag.
Über die großen und kleinen Wunder im Leben.
Paula eine Soziologiestudentin hat ein abgeschiedenes Haus in Ligurien gemietet, dort will sie ihre Doktorarbeit über Wunder beenden. Hier lernt sie Benedikt kennen einen Priester aus einem bayrischen Marien-Wallfahrtsort der in eine Lebenskrise geraten ist und sich fragt, ob seine Entscheidung für Gott, das Richtige gewesen ist. Zusammen begeben sie sich auf eine Reise nach der Bestätigung, dass es Wunder tatsächlich gibt. Werden beide ihr persönliches Wunder finden?
Das Buch beinhaltet 32 Kapitel, die mit einer großen Zahl am Anfang beginnen. Sehr hübsch dazu die gezeichnete Zypressenallee am Kapitelbeginn. Die Autoren schreiben flüssig und in auktorialem Stil. Abwechselnd aus der Sicht der Protagonisten, damit ist eine Übersicht über das gesamte Geschehen gewährleistet. Die Schilderungen der Handlungsschauplätze, haben mit derart verzaubert, dass ich mich bei der Lektüre immer an die jeweiligen Orte versetzt gefühlt habe.
Insgesamt habe ich dieses Buch genossen, die Lektüre hat mich ganz tief getroffen, mich geradezu in die Handlung gezogen, mir in hohem Maße gutgetan. Immer wieder habe ich das Buch sinken lassen und musste über die Botschaft des Geschriebenen nachdenken, das Buch kam genau zur richtigen Zeit zu mir. Kurz am Ende er Reise, am Ende der Suche wurde es allerdings und nur kurz, fast ein wenig zuviel.
Die Figuren sind sehr tief charakterisiert handeln authentisch und nachvollziehbar. Selbst die Nebenfiguren gaben einen angenehmen Rahmen für die Geschichte ab, weil auch sie bestens geschildert wurden.
Der Roman an sich hat eine schöne Botschaft für mich: Wunder müssen nicht immer spektakulär sein. Wichtig ist es die Wunder auch im Kleinen zu erkennen, mit offenen Augen und bereitem Herzen.
Dass sich am Ende für alle Beteiligten, alles zum Guten wendet, hat mir gefallen. Ich kann dieses Buch nur empfehlen, zum Nachdenken, Abschalten und Wohlfühlen. Von mir 4,5 Sterne.

Bewertung vom 19.02.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


gut

Leuchtfeuer, Roman von Dani Shapiro, Ebook von hanserblau
Das Leben zweier Familien in der Nachbarschaft durch das Schicksal miteinander verknüpft.
Das Geschwisterpaar Sarah und Theo beschließen in einer Sommernacht 1985, zusammen mit einer Freundin eine Spritztour mit dem Wagen der Familie zu unternehmen. Ein Unglück passiert und nichts mehr ist so wie zuvor.
Eigentlich ist Theo noch viel zu jung um Auto zu fahren, Sarah hat getrunken und deshalb wird die Ursache und das Geschehen, des Unfalls, welches an einer großen Eiche in der Nachbarschaft endet, niemals ans Licht kommen, auch der Vater Ben, ein renommierter Arzt trägt einen Teil der Schuld durch seine Rolle im Geschehen. Dieses Geheimnis bestimmt das weitere Leben der Familie.
Der Zeitrahmen des Geschehens umspannt insgesamt 50 Jahre. Die Erzählungen und Einsichten erfolgen jedoch nicht in chronologischer Reihenfolge. Verschiedene Zeitabschnitte sind mit Datum zusammengefasst, das ist auch nötig um den Überblick zu behalten. Die einzelnen Kapitel sind aus der Sicht einzelner Personen geschildert, und mit den Namen des erzählenden Charakters überschrieben.
Der Autor bemerkt im Anhang, dass chronologische Erzählung langweilig ist. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich es lieber in der richtigen Reihenfolge, durchaus mit Rückblicken, genossen hätte. Doch hier springt die Erzählung in der Zeit vor und zurück. Das finde ich schwierig zu lesen, und auch den Überblick zu behalten ist mir schwer gefallen. Personen sind erwachsen haben ihre berufliche Laufbahn schon eingeschlagen im nächsten Abschnitt sind sie Kinder, es wird dadurch auch einiges von der Entwicklung des Geschehens und der Figuren vorweggenommen. Ein Spannungsaufbau ist auf diese Weise fast unmöglich.
Doch das Buch besticht durch die mannigfaltigen Charaktere die durchgehend tief und authentisch beschrieben sind. Sehr oft konnte ich mich mit den Gefühlen der Akteure identifizieren. Meine Lieblingsfigur war Dr. Ben und natürlich Waldo, der Außenseiter, hochbegabt und liebenswert, der von seinem Vater überhaupt nicht verstanden wird. Außerdem fand ich die Botschaft des Buches sehr tröstlich und bemerkenswert. Der Umgang mit Schicksalsschlägen, mit der Trauer und mit dem Tod ist bewegend rübergekommen.
Trotzdem fand ich die Geschichte nicht rund, sondern viel zu bruchstückhaft berichtet, die Lücken zwischen den Erzählabschnitten sind mir zu groß.
Von mir 3 Sterne.

Bewertung vom 16.02.2024
Das Flüstern im Eis / Commissario Grauner Bd.9
Koppelstätter, Lenz

Das Flüstern im Eis / Commissario Grauner Bd.9


ausgezeichnet

Das Flüstern im Eis, Südtirol-Krimi von Lenz Koppelstätter, ‎ Kiepenheuer & Witsch eBook
Der 9. Fall für Commissario Grauner und sein Team.
An der Nordwand des Ortlers hat sich die internationale Kletterszene versammelt. Die besten Extremkletterinnen der Welt treten gegeneinander an um die eisige Nordwand des Ortlers zu bezwingen. Derweil gibt es unten im Tal einen Toten, in der Turnhalle in Sulden im oberen Vinschgau, wird die Leiche von Matthias Lechtaler, dem Chef der örtlichen Bergrettung gefunden. Mit einer Mistgabel in der Brust umgeben von Mist. Doch auch oben am Berg bahnt sich eine Katastrophe an. Die iranische Bergsteigerin ist verschwunden und eine Unwetterfront bahnt sich an. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Der Ermittlungszeitraum beträgt sich vom 1. Bis zum 4. Juli. Die Kapitel teilen sich in die einzelnen Tage, die weiter in Unterkapitel aufgefächert sind. Jeweils aus den verschiedenen Ansichten der Charaktere. Wieder einmal hat es Koppelstätter geschafft, dass ich mich, durch seine bildhafte Schreibweise, direkt an den Ort des Geschehens versetzt fühlte. Viele der Schauplätze habe ich in meinen diversen Urlaubsaufenthalten schon selbst erlebt und der Autor lässt dadurch ein Urlaubsgefühl bei mir entstehen, ich genieße es sehr. Die flüssige Schreibweise im auktorialen Stil, durchsetzt mit schlagfertigen Dialogen, auch in italienischer Sprache, hat mich direkt ins Geschehen versetzt, das Lesen war ein Vergnügen. Ganz ungern habe ich mich bei der Lektüre stören lassen. Am Anfang ist eine Karte von Südtirol mit den diversen Bergzügen und Tälern eingefügt, sehr hilfreich um die räumliche Orientierung zu wahren. Für E-Reader-Leser ist ein Link angeführt, um diese Karte auch am Computer oder Smartphone in Farbe und zoombar darstellen zu können.
Der Spannungsbogen setzt hoch ein und steigert sich, durch verschiedene Plottwists bis zum ungeahnten Ende. Niemals hätte ich vermutet, dass die Lösung in eine solche Richtung gehen könnte. Wieder behaupte ich, dass vorliegender Teil, der bisher beste aus der Grauner-Reihe ist. Und ich hoffe, dass es noch lange nicht der letzte war. Es gibt noch so viele schöne Plätze in Südtirol die es wert sind, zum Setting meiner Lieblings-Südtirol-Krimis zu werden.
Auch die Figuren haben wieder alles gegeben. Saltapepe und Tappeiner haben sich enorm weiterentwickelt. Saltapepe ist diesmal sogar extrem über sich hinausgewachsen. Der kauzige Commissario Grauner hat noch immer sehr viel zu bieten, das ich noch nicht von ihm weiß. Seine privaten Angelegenheiten machen in äußerst liebenswert und interessant. Ein sehr professionelles und sympathisches Ermittlungsteam sind die Bozener sowieso. Koppelstätter schafft es immer wieder, auch die ein wenig eigenbrötlerische und schrullige Art der Südtiroler sehr gut zu charakterisieren, so wie sie sind und wie ich sie schätze. Dadurch ist der Plot glaubhaft und die Charaktere authentisch. Das Geschehen ist bis zum Ende nachvollziehbar.
Über das Extrembergsteigen und Klettern habe ich nebenher auch viele Erkenntnisse und Einblicke bekommen. Wie immer hat sich der Autor hervorragend vorbereitet, inmitten dieser überwältigenden Szenerie ist der Autor aufgewachsen und damit auch von Extrembergsteigern und Kletterern inspiriert worden.
Eine Empfehlung für alle Südtirol und Krimifans. Teil 9 als Einzelband zu lesen ist möglich, noch schöner ist es alle zu kennen. Von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 15.02.2024
Mayfair House
Hay, Alex

Mayfair House


gut

Mayfair House, Kriminalroman von Alex Hay, 405 Seiten erschienen im Insel Verlag.
Oben lädt Madam zum Ball der Saison, unten planen die Dienstmädchen den Raub des Jahrhunderts. Alex Hay erzählt in diesem Roman voller Eleganz und Esprit die Geschichte eines atemberaubenden Rachefeldzugs und einer schillernden Gruppe Frauen, die sich nehmen, was ihnen zusteht.
London 1905, das prachtvollste House in der Park Lane ist die Villa der Familie de Vries Mrs. King ist dort als Haushälterin angestellt doch kurz nach dem Tod des Hausherrn wird sie entlassen. Rachegedanken nehmen Gestalt an und sie ersinnt einen tollkühnen Plan, während in den oberen Stockwerken eine rauschende Ballnacht gefeiert wird plant sie zusammen mit einer Horde Komplizen einen tollkühnen Raubzug, sie wollen das Anwesen bis zum letzten Silberlöffel ausräumen.
Das Buch besteht aus 43 Kapiteln die zum Teil mit Ort und Datum, oder mit besonderen Hinweisen zum Inhalts überschrieben sind, dazu geschrieben im auktorialen Stil was einen Gesamtüberblick übers Geschehen erleichtern soll. Dies ist auch dringend nötig, denn die Story ist so voller Zusammenhänge und Geschehnisse, Fäden werden gezogen, Pläne entwickelt und durchkreuzt, diverse Verwandtschaftsbeziehungen tun sich auf, sehr dicht geschrieben und es wäre beinahe notwendig gewesen, das Eine oder das Andere auf einen beiliegenden Zettel zu notieren. Bei der Lektüre so akribisch genau aufzupassen um ja keinen Zusammenhang zu verpassen, hat mir insgesamt die Freude am Lesen genommen. Durch das entstehende Durcheinander und die Verwicklungen und Geschehnisse in der Ballnacht war es sehr schwierig dem Plot zu folgen. Wendungen waren vorhanden und haben mich aber eher noch zusätzlich verwirrt. Das fand ich sehr anstrengend. Wer Filme wie Ocean‘s 8 mit derart ineinander verzwickten Abläufen mag, findet sicher Genuss an der Lektüre. Ein wichtiger Grund für diesen Coup wurde m. E. nicht befriedigend gelöst, so auch waren einige Erzählstränge am Ende für mich nicht nachvollziehbar.
Gut gefallen hat mir der Lageplan des Hauses der in den Vorsatzblättern sehr aufwendig gedruckt ist, auch das Cover ist sehr prächtig und vermittelt Eleganz.
Die Figuren sind mir während der Lektüre fremd geblieben sympathisch war mir keine dieser exzentrischen Damen, die Sprache passt m. M. nach, auch nicht in die zugrundeliegende Zeit. Mit keiner der Charaktere konnte ich mich so richtig identifizieren, Weiterentwicklung war kaum zu erkennen. Außerdem hatte das Buch unnötige Längen, der „Heist“ dauerte für mich gefühlt viel länger als es lt. Buch der Fall war. Ich konnte das Buch zu jeder Zeit ohne Bedauern aus der Hand legen und hatte beim Weiterlesen immer lange das Gefühl fremd im Buch zu sein.
Ich habe mich sehr auf die Lektüre gefreut und bin leider etwas ernüchtert worden. Trotzdem möchte ich diesen Roman den Fans von sogenannten Heist-Romanen empfehlen. Von mir 3 von 5 Sternen.