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Glueckskinderbuch.de

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Insgesamt 135 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2023
Heidi
Spyri, Johanna

Heidi


ausgezeichnet

Wenn ihr an die Schweiz denkt, was kommt euch da in den Sinn? Unter anderem vielleicht auch hohe Berge mit farbenfrohen Blumenwiesen, glückliche Kühe und Ziegen und eine wunderschöne Natur im allgemeinen? Viele dieser romantischen und oft idealisierten Bilder, die ich über die Schweiz auch heute noch habe, finden ihren Ursprung in den weltbekannten "Heidi"-Büchern von Johanna Spyri.

Die kleine Waise Heidi lebt bei ihrer Tante Dete. Als diese eine Stelle in Frankfurt annimmt, bringt sie das Mädchen zu dessen einsiedlerischem Großvater auf die Alm (im Buch Alp genannt). Dort fühlt sich Heidi inmitten der üppigen Natur sehr wohl und freundet sich bald mit dem Geißenpeter an. Doch leider ist das Glück nicht von langer Dauer, denn Tante Dete veranlasst, Heidi nach Frankfurt zu holen, um ebenda bei einer wohlhabenden Familie zu leben. Dort lernt sie lesen und schreiben unter der strengen Aufsicht von Fräulein Rottenmeier. Auch wenn Heidi sich mit Klara, ihrer neuen Freundin und Tochter des Hauses, die im Rollstuhl sitzt, wunderbar versteht, hat sie doch bitterliches Heimweh nach dem Großvater, der Alm, den Bergen und der Natur...

Die berühmte Schweizer Schriftstellerin für Kinder- und Jugendliteratur Johanna Spyri lebte von 1827 bis 1901. Ein zentrales Thema in fast allen ihren Büchern sind die Lebensbedingungen der Schweizer – besonders der Kinder und jungen Frauen – zur Zeit der beginnenden Industrialisierung. Auch in "Heidi" setzt sie sich kritisch damit auseinander. Das kleine Mädchen wird aus der Idylle der Berge und der Alm ihres Großvaters gerissen und in die Großstadt geschickt, wo sie ziemlich unglücklich ist.
Es erschienen in den Jahren 1880 und 1881 zwei Teile:
"Heidis Lehr- und Wanderjahre" und "Heidi kann brauchen, was es gelernt hat".

Der Text der Geschichte wurde von Katja Alves für das Bilderbuch vereinfacht und angepasst. Sie erzählt kindgerecht und man spürt in jeder Zeile das Nostalgische und auch oft Idyllische an dem Werk von Johanna Spyri.
Auch die wunderschönen Illustrationen von Maja Dusíková spiegeln diese Nostalgie wider und lassen eine ganz besondere Stimmung aufkommen.

Beim Schließen des Bilderbuches "Heidi" spürt man, dass man gerade einen kleinen Schatz gelesen und betrachtet hat, in den bereits viele Generationen vor uns hineinblickten. Wundervoll!

Bewertung vom 08.03.2023
Der Tag, an dem Lotto-Werner verhaftet wurde
Wilke, Jutta

Der Tag, an dem Lotto-Werner verhaftet wurde


ausgezeichnet

Finja ist eine echte Detektivin und führt sogar ein echtes Detektivinnen-Notizbuch, in dem wir mitlesen dürfen. Darin erfahren wir so einiges Spannendes. Angefangen natürlich von Lotto-Werners Verhaftung, die den detektivischen Stein ins Rollen bringt und Finjas Spürnase kitzelt. Lotto-Werner ist einer der Dauerkunden des Büdchens, welches ihr zweites Zuhause ist. Finja MUSS herausfinden, was es mit dieser Festnahme auf sich hat und wie sie Lotto-Werners Unschuld, von der alle Stammgäste des Büdchens überzeugt sind, beweisen kann. Dabei hilft ihr Emil – ihr allerbester Freund. Doch leider scheint dieser immer mehr von seiner neuen Freundin Juma mit ihren strahlend blauen Augen und der pinken Haarsträhne abgelenkt zu sein. Überhaupt sieht es so aus, als ob alle in Finjas Umfeld gerade von Liebeshormonen gesteuert werden. So trifft sich auch ihr alleinerziehender Papa eher heimlich mit einer neuen Frau und hat für Finja überhaupt keine Zeit mehr. Werden die Kinder es schaffen, den Fall zu lösen und zusätzlich noch Ordnung in das Liebeswirrwarr zu bringen?

Bereits der Titel ist einfach originell und weckt die Neugier auf das Buch. Wer ist Lotto-Werner und warum wird er verhaftet? Da ich letztes Jahr schon den ersten Teil rund um Finja und Emil gelesen hatte ("Das Karlgeheimnis"), wusste ich, wer Lotto-Werner ist. Damals wurde die Geschichte aus Emils Sicht erzählt. Doch ich möchte betonen, dass man den ersten Band absolut nicht gelesen haben muss, um gut in die zweite Geschichte hineinzukommen und alles zu verstehen.


Der Autorin Jutta Wilke gelingt es ganz wunderbar, einen Spannungsbogen aufzubauen und sehr flüssig, authentisch und altersgerecht zu schreiben. Die Figuren sind alle liebenswert – zum Teil skurrile Gesellen – die man einfach nur ins Herz schließen kann. Ich habe diesen zweiten Band wie auch den ersten ausgesprochen gerne gelesen und wollte nach jedem Kapitel wissen, wie es weitergeht. Der Kriminalfall wird dann erst gegen Ende (leider etwas zu schnell und plötzlich) aufgelöst und man fiebert mit den ermittelnden Kindern bis zur letzten Sekunde mit.


Neben einem Kinderkrimi ist dieses Buch jedoch genauso auch ein Entwicklungs- oder Bildungsroman. Finja entdeckt nämlich zum ersten Mal die (gleichgeschlechtliche) Liebe. Einige weitere Themen, die angeschnitten werden: Finjas Mutter hat die Familie verlassen, scheint kein Interesse an ihrem Kind zu haben und Finja ist oft sehr traurig darüber. Es gibt einen obdachlosen Mann, der immer einmal wieder im Büdchen übernachtet. Einer der Stammgäste des Büdchens (der Alte aus der Dreizehn) scheint demenzkrank zu sein.

Die schwarz-weiß Illustrationen von Ulf K. sind comicartig, eckig, lustig und passen zum Buch und den Charakteren.

"Der Tag, an dem Lotto-Werner verhaftet wurde" ist ein fabelhafter detektivischer Kinderkrimi, der außerdem vom Erwachsenwerden, von Freundschaft und von Liebe handelt, und der sich bis zur letzten Minute spannend und absolut flüssig liest. Bravo!

Bewertung vom 04.03.2023
Er ist's

Er ist's


ausgezeichnet

Vor ein paar Tagen war offiziell meteorologischer Frühlingsanfang, doch momentan ist es noch kalt, nass und grau und der Winter hat das Zepter noch nicht an den Frühling abgegeben. Falls ihr und eure Kinder auch den Lenz herbeisehnt, habe ich einen sehr schönen Buchtipp für euch. Aus der Reihe "Poesie für Kinder" des Kindermann Verlags finden sich in "Er ist's" zehn der schönsten deutschen Frühlings- und Ostergedichte, die die Frische der Frühlingsluft in die Herzen der Leser fliegen lassen.

Ich finde es sehr wichtig, bereits im Kindesalter mit den unterschiedlichsten Ausdrucksformen der menschlichen Kunst in Berührung zu kommen. Da Kinder Reime immer schon fasziniert haben, ist es meiner Meinung nach nur logisch, sie ab einem gewissen Alter nicht nur mit Kinderreimen sondern auch mit Reimen für Erwachsene bekannt zu machen.

Neben weltbekannten Werken von Wilhelm Busch, Eduard Mörike, Theodor Fontane, Annette von Droste-Hülshoff und Hoffmann von Fallersleben, wurden auch weniger bekannte wie beispielsweise von Anna Löhn-Siegel, Maria Janitschek und Detlev von Liliencron in die Gedichtsammlung mit aufgenommen. Wir begegnen sowohl Klassikern wie auch modernen Gedichten. Der Verlag betont zudem, vor allem auch die Texte von Frauen in den Mittelpunkt rücken und ihnen eine gleichberechtigte Rolle geben zu wollen. So gibt es also ganz gerecht fünf Gedichte von Frauen und fünf von Männern im Gedichtband.

Farbenfroh, frisch und heiter wird die Poesie mit Illustrationen von Günther Jakobs abgerundet. Bereits das schöne Titelbild mit dem gutmütig lachenden Baum, den zwitschernden Vögeln, Fuchs, Hase und Reh sowie den lila leuchtenden Krokussen wecken Lust auf den Frühling und auch auf das Buch. Es macht einfach Freude, die Bilder anzusehen und Kleinigkeiten zu entdecken. Auch helfen sie Kindern, die Gedichte besser zu verstehen.

"Er ist's" ist ein zauberhaft und ausgewogen zusammengestellter Gedichtband, der eine schöne Begleitung im Frühling ist und Kinder an das magische und weite Feld der Poesie und des deutschen Kulturgutes heranführt.

Bewertung vom 27.02.2023
Großvaters Walnuss
Paquette, Ammi-Joan

Großvaters Walnuss


ausgezeichnet

Emilia bekommt von ihrem Großvater ein ganz besonderes Geschenk: eine Walnuss. Solch eine Walnuss brachte Opa in einer Hosentasche aus seinem Heimatland mit, aus dem er einst als Kind über den weiten Ozean in ein neues Land emigrierte. In der Zwischenzeit ist nun aus der Nuss ein stattlicher Walnussbaum in Großvaters Garten geworden, der ihn immer an seine Heimat erinnert. Und auch Emilia pflanzt, wie bereits ihr Opa und danach ihre Mutter, den Walnusskern in Erde ein. Das Pflänzchen wird auf dem Fensterbrett groß und größer, doch gleichzeitig wird ihr Großvater schwach und schwächer. Bis Emilia und ihre Mutter sich eines Tages von Opa verabschieden müssen. Da weiß das Mädchen, dass es Zeit ist, ihr Bäumchen neben den großen Walnussbaum ihres Opas und den ihrer Mutter in den Garten zu pflanzen.

Ich war sofort berührt von der engen Enkelin-Großvater-Verbindung, die durch die einfühlsamen Illustrationen von Felicita Sala und die wohl gewählten, behutsamen Worte von Ammi-Joan Paquette deutlich spürbar ist. Das Pflanzen eines Baumes, um den Tod eines geliebten Menschen zu verarbeiten und seine eigene Trauer zu bewältigen, ist eine warmherzige und kindgerechte Idee.

Mir gefällt die Verknüpfung eines Baumlebens mit dem eines Menschen (des Opas). Sinnbildlich zeigt dies auf, dass die Liebe niemals stirbt. Zusätzlich können Kinder etwas über den Lebenszyklus eines Baumes im Besonderen und den Kreislauf der Natur im Allgemeinen lernen.

Auch regt die Geschichte der Immigration des Großvaters zur Diskussion und Horizonterweiterung bei Groß und Klein an und stärkt die interkulturelle Kompetenz. Das Buch scheint autobiographische Züge zu haben, denn die Autorin widmet es ihrem eigenen Großvater, der vor vielen Jahren als kleiner Junge zum ersten Mal den Ozean von Italien in die USA überquerte. Das Bilderbuch ermutigt Kinder, sich immer an ihre Familiengeschichte zu erinnern und stolz auf ihre Wurzeln zu sein.

"Großvaters Walnuss" ist ein zärtliches und berührendes Kinderbuch über den Lauf des Lebens, über die Kraft der Familie und über das Abschiednehmen, wenn ein geliebter Mensch stirbt.

Bewertung vom 22.02.2023
Tom Tolliver und die Zauberkrautinsel
Toni M., Jacoby

Tom Tolliver und die Zauberkrautinsel


sehr gut

Der elfjährige Tom Tolliver führt ein ganz normales Leben, bis zu dem Tag als er sich inniglich seinen Seefahrer-Vater herbeiwünscht, der gerade auf weit entfernten Meeren herumsegelt. Prompt erscheint der Vater als wäre er gebeamt worden. Ähnlich wie Harry Potter seinerzeit erfährt Tom nun, dass er magische Fähigkeiten besitzt und zusätzlich noch in großer Gefahr ist. Darum soll er sich bei seinem Großvater auf der geheimnisvollen Zauberkrautinsel verstecken. Dort erwarten ihn sprechende Tiere und Gegenstände, ein Orden voller Frauen, die das Licht hüten und Luxa (nicht Hexen) genannt werden sowie Hinweise auf seine Mutter, die seit seiner Geburt verschollen ist. Ein großes Abenteuer wartet jedoch noch auf ihn...

Das Buch liest sich recht flüssig und locker. Hier und da gibt es ein paar witzige Dialoge. Die Handlung ist rasant, actiongeladen und teilweise gruselig-grausam. Der Autor Toni M. Jacoby unterbricht das Geschehen immer mal wieder um sich direkt an den Leser zu wenden. Das kann zur Folge haben, dass sich dieser mehr in die Geschichte einbezogen fühlt. Es kann allerdings auch dazu führen, dass die Unterbrechungen den Lesefluss stören. Ich fand die persönlichen Ansprachen angenehm.
Man merkt, dass der Autor auch Drehbücher schreibt, denn an vielen Stellen liest sich das Buch wie ein Film. Ich konnte mir die Handlung auf jeden Fall sehr gut auf einer großen Leinwand vorstellen.

Ich persönlich bin mit keinem der menschlichen Protagonisten so wirklich warm geworden, dafür fand ich die nicht-menschlichen Charaktere aber umso sympathischer. Da wären zum Beispiel der Biber Fex, die Ziege Mecker und die fliegende Hängematte Flatter, die alle drei die menschliche Sprache beherrschen. Des Weiteren tauchen noch andere wundersame und auch furchteinflößende Wesen wie Regenriesen, Drachen und Zombies auf.

Sehr gefallen haben mir die kleinen Bilder zu Beginn eines jeden Kapitels – ähnlich einer Vignette – die das Kommende gut einleiten und teilweise auch die Charaktere darstellen. Sie wurden von Silvia Christoph gestaltet.

"Tom Tolliver und die Zauberkrautinsel" ist ein abenteuerlicher Kinderroman voller Tapferkeit, Freundschaft und Magie, der relativ offen endet, so dass es sicherlich bald eine Fortsetzung geben wird.

Bewertung vom 18.02.2023
Der kleine Fuchs
HUA, Xiang

Der kleine Fuchs


ausgezeichnet

Mitten im Wald neben einem großen Fluss steht eine Hütte aus Holzpfählen und Tierhäuten. Darin wohnt ein altes, kinderloses Ehepaar vom Stamm der Ewenken. Auf einem Ausflug entdeckt der Großvater einen jungen Fuchs, der halb erfroren im Schnee liegt. Er nimmt ihn mit nach Hause, wo er liebevoll wieder aufgepäppelt wird. Die beiden Menschen lieben den kleinen Fuchs wie ein eigenes Enkelkind. Er aber wünscht sich nichts sehnlicher als ein echter Menschenjunge zu werden. Und so macht er sich eines Tages auf den Weg in den Zauberwald zum Schamanen Nisan. Doch auf dem Weg wartet eine große Gefahr auf ihn in Form eines hungrigen Wolfes, der es auf die Rentiere, die der Fuchs mit sich führt, abgesehen hat. Aber der kleine Fuchs bekommt auch Hilfe von einigen Wesen der Natur. Wird es ihm gelingen, der Gefahr zu entkommen, den Schamanen zu finden und am Ende ein glücklicher Junge zu werden?

Dieses alte Volksmärchen aus dem Kulturschatz der Ewenken (auch: Tungusen) zeigt wie verbunden das Leben und die Denkweise dieses ostasiatischen Nomadenvolkes mit der Natur war und ist. Die Ewenken sind ein indigenes Volk Nordasiens. Sie bewegen sich auch heute noch zwischen Nordchina, der Mongolei und dem russischen Sibirien. Die ewenkische Weltsicht ist animistisch geprägt, das heißt die Menschen leben im Einklang mit der Natur und glauben daran, dass alles beseelt ist. Wusstest ihr übrigens, dass das bekannteste Wort aus der ewenkischen Sprache im Deutschen 'Schamane' ist? Auch in der Geschichte im Kinderbuch nimmt ein Schamane ein wichtige Rolle für den kleinen Fuchs ein, obwohl er doch tatsächlich nie wirklich auftaucht.

Der Text wird neben Deutsch zwar nicht auf Ewenkisch dargestellt, doch auf Chinesisch. Das ist das Besondere der Kinderbücher aus dem Drachenhaus Verlag: Sie sind immer zweisprachig. Dies weckt das Interesse der Kinder an einer anderen Sprache mit anderen Schriftzeichen und stärkt gleichzeitig die interkulturelle Kompetenz. Die deutsche Übersetzung des Textes von Nora Frisch liest sich poetisch und flüssig. Der chinesische Ursprungstext wurde von Xiang Hu aufgeschrieben.

Neben dem Zauber der Natur und der Erinnerung an ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Natur ist ein weiteres zentrales Thema des Märchens das Anderssein. Der kleine Fuchs denkt, er müsse sich ändern, um von den Großeltern geliebt zu werden. Dabei merkt er erst am Ende, dass sie ihn die ganze Zeit als ihresgleichen angesehen haben und ihn so mögen wie er ist.

Die Illustrationen von Xiang Hua sind großflächig und wunderschön. Man kann sich in der weiten Natur der ewenkischen Welt verlieren und viel auf jeder Seite entdecken.

"Der kleine Fuchs" ist ein hochwertiges, chinesisch-deutsches Bilderbuch über Mut, Anderssein und die Harmonie mit der Natur, das uns an einem wertvollen Kulturschatz eines Naturvolkes teilhaben lässt.
Ich bin immer sehr begeistert und berührt von den Kinderbüchern aus dem Drachenhaus Verlag. Sie bereichern die Kinderbuchlandschaft sehr.

Bewertung vom 09.02.2023
In der Nacht
Kulot, Daniela

In der Nacht


sehr gut

"In der Nacht" ist ein Pappbilderbuch für die Allerkleinsten von Daniela Kulot, welches dabei helfen könnte, die Angst vor der Nacht und der Dunkelheit zu nehmen und stattdessen Neugier auf sie zu wecken. Auch bietet sich das Buch wunderbar als Einschlafgeschichte an, um zur Ruhe zu kommen und der Welt Gute Nacht zu sagen. Was macht die Eule in der Nacht? Was macht das Gespenst in der Nacht? Und was macht die Fledermaus in der Nacht?

Auf jeder Seite stellt ein Kind, das am Fenster steht und in die nächtliche Stadt hinausblickt diese Fragen und erhält eine kurze Antwort. Die kleine Unterhaltung findet in Reimform statt und lädt dazu ein, selbst einige Frage-Antwort-Reime zu verfassen.

Daniela Kulots Illustrationen zaubern, wie von ihr nicht anders gewohnt, ein Lächeln auf die Lippen und machen gute Laune. Die Kinder können sehr gut die angesprochenen Tiere und Figuren suchen und gleichzeitig noch viel Neues auf den Bildern entdecken. Am Ende wird das gesamte Städtchen noch einmal auf einer Doppelseite abgebildet und alles zuvor Gelesene bzw. Gehörte kann erneut wiederholt und miteinander besprochen werden.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich jedoch. Auf einer Seite fragt das Kind: "Was macht der Zombie in der Nacht?" Meiner Meinung nach passt das überhaupt nicht in dieses Buch, in dem zuvor und auch danach nur eher niedliche und nicht Angst machende Figuren auftauchen. Zudem finde ich nicht, dass ein zweijähriges Kind schon wissen muss bzw. erklärt bekommen muss, was ein Zombie ist. Was meint ihr?

Nichtsdestotrotz ist "In der Nacht" ein liebenswertes Gute-Nacht-Buch für kleine Nachteulen, das immer und immer wieder angesehen werden kann.

Bewertung vom 06.02.2023
Was ist Noahs Traumberuf?
Khanina, Elena

Was ist Noahs Traumberuf?


ausgezeichnet

"Was willst du einmal werden, wenn du groß bist?" – Diese Frage, die auf eine zukünftige Berufswahl abzielt, wird oft bereits jungen Kindern gestellt. Auch Noah soll über die Sommerferien einen Aufsatz darüber für die Schule schreiben. Doch leider hat er noch überhaupt keinen blassen Schimmer, welchen Beruf er einmal ausüben möchte. Aber er weiß sich zu helfen und befragt alle möglichen Menschen aus seinem Umfeld zu ihren Berufen bzw. Berufswünschen. Dann schreibt er sich die Vor- und Nachteile eines jeden Berufs, und welche Talente man dafür braucht in ein Notizbuch.
Wird er durch all die Gespräche, die er geführt hat, seinen Traumberuf finden und darüber im Schulaufsatz schreiben können?

Die Geschichte von Elena Khanina liest sich sehr flüssig und eignet sich aufgrund der recht einfachen Sätze, der kurzen Kapitel und der großen Schrift auch sehr gut für Leseanfänger.


Es werden die unterschiedlichsten Berufe näher vorgestellt, so z.B. Tiertrainer, Raumfahrtingenieur, Astronom, Tänzer, Profi-Fußballer, TV-Moderator, Schriftsteller und Konditor. Dadurch, dass jeweils immer auch über die Vor- und Nachteile einer jeden Tätigkeit gesprochen wird sowie über die Fähigkeiten, die man dafür braucht, können Kinder das Gelesene oder Gehörte mit sich abgleichen. Das Kinderbuch regt also ganz wunderbar dazu an, über sich selbst und seine Vorlieben und Talente einmal nachzudenken und ins Gespräch zu kommen. Ich finde, das hat die Autorin sehr gut hinbekommen.

Auch gefallen haben mir die schönen, bunten Aquarellbilder der ukrainischen Illustratorin Larissa Gurido, die das Kinderbuch bereichern.

"Was ist Noahs Traumberuf?" ist ein unaufgeregtes, angenehm zu lesendes Buch für jüngere Kinder über Selbstfindung und die vielfältige Berufswelt.

Bewertung vom 02.02.2023
Moore in Deutschland - Schatzkisten der Natur
Hedemann, Birgit

Moore in Deutschland - Schatzkisten der Natur


ausgezeichnet

Dass Moore sehr faszinierende und für die Natur äußerst wichtige Landschaften sind, ist unumstritten. Doch habt ihr euch schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie sie entstanden sind? Welche Tiere und Pflanzen in diesen oft unwirtlichen Gebieten leben können und welche besonderen Fähigkeiten sie dazu benötigen? Seit wann und auf welche Weise nutzt der Mensch diesen außergewöhnlichen Lebensraum? Wie entsteht Torf? Welche spannenden Funde werden immer wieder bei Ausgrabungen gemacht? Was sind Moorleichen und warum haben sie alle leuchtend rote Haare? Gibt es eine Möglichkeit, sich aus dem Moor zu befreien, wenn man feststeckt? Und warum sind Moore so kostbar wie Diamanten und wie können wir sie bewahren? So viele Fragen und noch viel mehr Antworten findet ihr in "Moore in Deutschland".

Der Autorin Birgit Hedemann ist mit diesem Buch ein Meisterstück gelungen. Sie bringt das Wissen gut verständlich, kindgerecht und wirklich spannend rüber. Ich habe jede Seite fasziniert und begeistert gelesen und das interessante Wissen rund um das Feuchtgebiet Moor aufgesogen wie das Torfmoos das Wasser. Neben vielen Photos und auch veranschaulichenden Illustrationen von Rebecca Mönch, finden sich etliche interaktive Ideen und Aufgaben für Kinder, um das Gelesene noch besser zu verstehen und anzuwenden und selbst zum Forscher zu werden.

"Moore in Deutschland" ist ein hochspannendes Sachbuch über eines der faszinierendsten und kostbarsten Gebiete auf unserer schönen Erde, welches beschützt und bewahrt werden muss. Ich empfehle das Buch allen Menschen, die sich für Natur, Geschichte und einzigartige Lebensräume interessieren.

Bewertung vom 30.01.2023
Schneewittchen
Bernadette

Schneewittchen


ausgezeichnet

So weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen – na, wer kann das sein? Natürlich Schneewittchen! Das bekannte Märchen der Gebrüder Grimm ist schnell zusammengefasst:


An einem Wintertag als die Schneeflocken wie Federn vom Himmel fallen, sitzt eine Königin am Fenster und näht. Als sie sich versehentlich an der Nadel sticht und drei Blutstropfen in den Schnee fallen, inspiriert sie das zu einem Wunsch nach einem Kind so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie der Holzrahmen. Bald darauf bekommt sie eine bildschöne Tochter und stirbt leider kurz nach der Geburt. Der König nimmt sich eine neue Frau. Diese ist sehr schön, doch neidet ihrer Stieftochter auch die Schönheit. Ein Zauberspiegel gibt ihr ab dem siebenten Geburtstag Schneewittchens die Auskunft, dass nun das Mädchen die Schönste im ganzen Land sei. Zerfressen von Neid, gibt die neue Königin den Befehl Schneewittchen zu töten. Das Mädchen kann jedoch entkommen und findet bei den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen ein neues Zuhause. Drei Mal sucht die böse Stiefmutter nun das Schneewittchen auf und versucht, es zu vergiften. Erst beim dritten Mal gelingt es ihr scheinbar. Schneewittchen wird von den Zwergen in einen Glassarg gebettet. Ein junger Königssohn verliebt sich in das Mädchen und möchte den Sarg mitnehmen. Beim Transport stolpert einer der Diener und das vergiftete Apfelstück rutscht aus Schneewittchens Hals. Sie wacht auf, heiratet den Prinzen und wenn sie nicht gestorben sind...

Das Besondere an dieser Bilderbuchausgabe des Märchens sind die bezaubernden Illustrationen von Bernadette Watts, bekannt als schlicht Bernadette. Die britische Künstlerin hat bereits etliche Märchen für den NordSüd Verlag illustriert. Vielleicht seid ihr schon einmal über ein Buch von ihr gestoßen. Ihre Bilder sind auf jeden Fall einzigartig. Sie strahlen eine Wärme und Geborgenheit aus und laden zum Träumen ein. Erwachsene wie Kinder können sich in ihren Landschaften und Darstellungen des Zwergenheimes verlieren. Mir wurde beim Ansehen ganz gemütlich zumute. Wirklich märchenhaft!

Hervorheben möchte ich noch, dass die 1. Auflage des Bilderbuches bereits 1983 im NordSüd Verlag erschien, und dass der Text der Brüder Grimm von 1857 unverändert übernommen wurde – inklusive alter Formulierungen und ohne Auslassen von Grausamkeiten. Heutzutage ist dies ja leider nicht mehr so selbstverständlich.

"Schneewittchen" ist eine wirklich märchenhaft illustrierte Ausgabe des berühmten Märchens, welche zum Schwelgen und Träumen einlädt.