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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 69 Bewertungen
Bewertung vom 14.08.2023
Mit der Queen ne Kutsche kapern / Plötzlich wach! Bd.1
Vogel, Maja von

Mit der Queen ne Kutsche kapern / Plötzlich wach! Bd.1


sehr gut

Spaßige Abenteuergeschichte mit origineller Idee und schönen Illustrationen

Annemie ist mit ihren Eltern von einem Dorf an der Nordseeküste zu ihrer Oma Fritz in die Stadt gezogen. Zwar hat Annemie ihre Oma sehr gerne, dennoch vermisst das Mädchen ihre Freunde, ihr altes Zuhause und das Meer. Annemie sieht einem weiteren Ferientag voller Langeweile entgegen, doch dann ist plötzlich die Queen aus dem Wachsfigurenmuseum ihrer Oma verschwunden. Gemeinsam mit dem Jungen Leo versucht sie die Figur wiederzufinden und die beiden Kinder stolpern in ein turbulentes Abenteuer…

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive der 11-jährigen Annemie geschrieben. Der Schreibstil ist kindgerecht mit einfachen Sätzen, dennoch hat die Geschichte genug Tiefe. Mir hat gefallen, wie die Protagonistin eingeführt wurde. Annemies Gefühlswelt bzgl. des Umzugs wurde nachvollziehbar dargestellt. Es ist aber auch schön, dass sie sich nicht unterkriegen lässt und versucht, das Beste aus der Situation zu machen.
Insgesamt hat mir gefallen, wie gut und glaubwürdig die Charaktere aufgebaut wurden. Auch Leo hat mir sehr gefallen. Bei ihm fand ich z.B. schön, wie das Thema Ängste thematisiert und klargestellt wurde, dass es in Ordnung ist vor etwas Angst zu haben.

Es hat Spaß gemacht, Annemie und Leo bei ihrem Ausflug mit der Queen zu begleiten. Die beiden Kinder haben ihre liebe Not, die Ausgebüchste im Zaum zu halten. Die Geschichte wird dabei mit viel Witz und schönen Ideen erzählt. Es hat mir gefallen, wie gut sich Annemie und Leo ergänzt und gegenseitig unterstützt haben. Das nebenbei auch ein paar Infos über das englische Königshaus mit eingestreut wurden fand ich sehr gelungen. Zudem runden die sehr charmant gezeichneten Illustrationen die tolle Geschichte ab.

Die originelle Idee der lebendigen Wachsfiguren hat viel Potential für Fortsetzungen. Das Abenteuer mit der Queen ist zwar abgeschlossen, aber Oma Fritz‘ Wachsfigurenmuseum beheimatet noch genug Figuren für weitere spaßige Geschichten. Zudem müssen Annemie und Leo auch noch das Mysterium um Oma Fritz und der geheimnisvollen Schwesternschaft lösen. Hier bleiben genug Fragen offen, die neugierig auf den nächsten Teil machen (Band 2 ist auch bereits erschienen).

Das Buch hat eine Altersempfehlung ab 8 Jahren. Inhaltich finde ich das altersgerecht. Beim Selberlesen ist aber vielleicht ein bisschen Unterstützung nötig, denn es kommen ein paar englische Begriffe in der Geschichte vor. Zudem sind wahrscheinlich auch nicht alle der erwähnten Persönlichkeiten, die im Wachsfigurenkabinett stehen, einem Kind bekannt (wobei das für das Verständnis der Geschichte nicht so wichtig ist).

Fazit. Der erste Band von ‚Plötzlich wach!‘ hat mich begeistert. Die Geschichte ist kindgerecht geschrieben, hat aber dennoch Tiefe und gut ausgearbeitete Figuren. Das Abenteuer mit der Queen ist spaßig und das Ende enthält viel Potential für weitere Fortsetzungen bereit. Ein rundum tolles Buch für die Kleinen UND Großen ;-)

Bewertung vom 11.08.2023
Fourth Wing / Flammengeküsst Bd.1
Yarros, Rebecca

Fourth Wing / Flammengeküsst Bd.1


ausgezeichnet

Fantasy-Academy-Setting mit Drachen… und ein Hype der gerechtfertigt ist!

‚Fourth Wing‘ ist für mich ein hervorragendes Beispiel, was die Magie einer gut erzählten Geschichte ausmacht.
Objektiv betrachtet haben wir hier einen Fantasy-Roman, der diverse bekannte und oft bemühte Tropes bedient (die besondere Außenseiterin, der gar nicht so böse Badboy, ein Love-Triangle…). Auch ist der Roman nicht perfekt, sondern hat m.M.n. einige Schwächen. Und trotz allem hat ‚Fourth Wing‘ Potential eines meiner Jahreshighlights zu werden. Woran das liegt? Der Autorin ist es gelungen, eine Geschichte zu erzählen, die mich emotional so in ihren Bann gezogen hat, dass ich ihre Schwächen zwar wahrgenommen aber nicht als wichtig empfunden habe. Chapeau!

Yarros‘ Schreibstil ist angenehm und packend, ich mochte häufig gar nicht aufhören zu lesen. Die Sprache ist sehr modern, was für einen Fantasyroman vielleicht nicht jedermanns Geschmack ist. Mich hat es insgesamt nicht gestört, nur die ständige Nutzung von Einwortsätzen fand ich etwas nervig.

Mir hat gefallen, dass die Geschichte direkt losging und ich schnell ein Gefühl dafür bekommen habe, wie rau es in der Welt und vor allem am Basgiath War College zugeht. Violets Mutter habe ich sofort gehasst, ihre Schwester sofort geliebt und auch Violet habe ich direkt ins Herz geschlossen. Mir hat gefallen, wie sie sich trotz ihrer körperlichen Schwächen immer wieder durchbeiß und ihren Verstand nutzt. Außerdem mochte ich Violets loses Mundwerk.
Xaden ist der typische Badboy… harte Schale, weicher Kern (und natürlich sieht er total heiß aus!). Ich fand diese stereotype Darstellung zwar schade, mochte ich ihn aber trotzdem. Vor allem hat mir gefallen, dass er Violet nicht mit Samthandschuhen anfasst und sie pusht, alles aus sich herauszuholen.

Mein klares Highlight des Buches… die Drachen!!! Drachen sind schon immer meine liebsten Fantasy-Kreaturen gewesen und sie sind in diesem Buch einfach toll beschrieben und charakterisiert. Dass sie eine eigenständige Spezies mit eigenen Regeln und Gesetzen sind, die sich zwar an Menschen binden, sich aber nicht von ihnen „dressieren“ lassen hat mir sehr gefallen. Zudem ist die Dynamik zwischen Violet und ihrem Drachen Tairn einfach großartig!

Wie angedeutet hat der Roman m.M.n. auch Schwächen. Das Worldbuilding war für mich nicht ausreichend ausgearbeitet. Das Leben in Basgiath war schön und detailreich beschrieben, aber vom Rest der Welt erfahren wir wenig – insbesondere was den seit 400 Jahren (!) andauernden Krieg angeht. Die Motivation von Violets Mutter, ihre Tochter in den Reiterquadranten zu zwingen, war überhaupt nicht erklärlich. Dains bevormundendes Verhalten ging mir zwischendurch mächtig auf die Ketten und bei Violets Schmachterei musst ich auch oft mit den Augen rollen.
Und doch konnte ich über all‘ das hinwegsehen, weil der Rest einfach gestimmt und die Geschichte in Gänze für mich funktioniert hat.

Fazit. Ja, auch ich bin dem Hype um ‚Fourth Wing‘ verfallen. Die Autorin hat m.M.n. das richtige Rezept gefunden, trotz inhaltlicher Schwächen, eine packende Fantasy-Geschichte mit liebenswerten Figuren und einem interessanten Setting zu erzählen. Der unerwartete Cliffhanger ist dann noch das I-Tüpfelchen! Ich hibbele der Fortsetzung entgegen!

Bewertung vom 28.07.2023
Die Schwabinger Morde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.2
Aicher, Petra

Die Schwabinger Morde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.2


ausgezeichnet

Historisches Krimiabenteuer mit charmanten Ermittlerduo

Mir hat der erste Band von ‚Fräulein Anna‘ bereits sehr gefallen und Teil zwei stand dem Reihenauftakt in nichts nach… im Gegenteil… mich hat das zweite Buch sogar noch ein bisschen mehr begeistert.

Im Gegensatz zum ersten Teil, der sich über einen Zeitraum von rund zwei Jahren erstreckte, spielt sich die Handlung von Band zwei in einem Zeitrahmen von ca. 3 Monaten im Jahr 1914 ab.
Bei dieser Reihe beeindruckt mich sehr, wie die Autorin eine großartige Mischung schafft aus der Erzählung eines Kriminalfalls einerseits aber auch einer plastischen Beschreibung der Gesellschaftssituation andererseits. So werden nicht nur die Auswirkungen des Krieges immer wieder in die Handlung eingewoben, auch die Stellung der Frauen sowie die Unterschiede zwischen Bürgertum und Adel spielen wichtige Rollen in der Geschichte.

Letzteres wird natürlich vor allem durch die beiden Protagonisten Anna Zech und Friedrich von Weynand widergespiegelt. Mir hat die Dynamik dieser beiden Figuren so gut gefallen! Die Besonderheit dieser Freundschaft, die eben (bislang) auch nur das ist… eine tiefe, von Respekt und Wertschätzung geprägte Freundschaft… ist das Herzstück dieser Reihe.
Beide Figuren haben eine schöne und authentische Entwicklung durchgemacht. Anna ist durch ihre Arbeit aufgeblüht und weiß sich selbstbewusst zu behaupten. Der verbale Schlagabtausch zwischen ihr und Fritz hat mich jedes Mal zum Schmunzeln gebracht. Besonders berührt hat mich aber Fritz‘ Stroyarc, denn hinter seiner zynischen Fassade verbirgt sich eine durch und durch sanfte Seele, dem die Doppelmoral seiner Gesellschaftsschicht zutiefst zuwider ist.

Unheimlich gut gefallen hat mir auch der Kriminalfall, der dichter und komplexer erzählt ist als im ersten Buch. In diesem Band arbeiten Anna und Fritz auch deutlich enger zusammen und es hat mir viel Spaß gemacht, die beiden bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Es gibt einige überraschende Wendungen und einen spannenden Showdown. Auch hat mir gefallen, dass im Zuge der Ermittlungen u.a. die Themen Homo- und Transsexualität mit den entsprechenden gesellschaftlichen Vorbehalten der Zeit besprochen wurden. Insgesamt zieht sich die (Doppel-)Moral der Gesellschaft wie ein roter Faden durch die Geschichte.

Fazit. ‚Fräulein Anna‘ gehört definitiv zu meinen Lesehighlights des Jahres. Beide Teile der Reihe punkten für mich durch ihre Mischung aus Krimi und historischem Gesellschaftsroman sowie den beiden charmanten Protagonisten - gewürzt mit genau der richtigen Portion Lokalkolorit, die auch einem Nordlicht wie mir das bayrische Leben dieser Zeit nahe bringt. Unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 11.07.2023
Malibu Rising
Reid, Taylor Jenkins

Malibu Rising


ausgezeichnet

Eine emotionale Familiengeschichte und ein weiteres Highlight von TJR!

Ach was soll ich um den heißen Brei herum reden… dies‘ ist mein viertes Buch von Taylor Jenkins Reid und es war wieder grandios!
Reid hat einen Schreibstil der mitreißt und nah dran ist an den Figuren und ihren Emotionen. Auch hat die Autorin es erneut geschafft, eine unglaublich dichte Atmosphäre zu erzeugen. Man spürt förmlich die Sonne und den Wind am Strand von Malibu, den Sand zwischen den Zehen und hört das Rauschen des Meeres…

Im Fokus von ‚Malibu Rising‘ steht die Geschichte der Familie Riva – eingebettet in die Rahmenhandlung um Nina Rivas berühmter Sommerparty. Der Roman ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil führt die Figuren ein. Wir erfahren, wo die Riva-Kinder Nina, Jay, Hud und Kit gerade in ihrem Leben stehen und wie sich ihre Familiengeschichte, angefangen mit dem Kennenlernen ihrer Eltern, zugetragen hat. Mir hat gefallen, wie in diesem ersten Teil Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben wurden und die Familiengeschichte hat mich berührt. Sowohl Freud und vor allem Leid waren sehr greifbar.
Der zweite Teil spielt während der eigentlichen Party. Es gibt Überraschungen, Geheimnisse werden aufgedeckt und ein unerwarteter Gast stellt das Leben der Geschwister auf den Kopf. Es war nur folgerichtig, dass die Geschehnisse der Party nicht nur die Rivas betreffen, sondern auch andere Gäste einen Nebenplot bekommen. Mir hat hier die dichte Atmosphäre gefallen, als die Handlung auf einen ungewissen Höhepunkt zusteuert und man schließlich Zeuge wird, wie alles aus dem Ruder läuft.

Das Ende ist typisch TJR. Es ist kein klassisches Happy End. Aber es ist ein Ende, das voll und ganz zu den Figuren passt und einen mit viel Wehmut zurücklässt, diese Geschichte, ihre Figuren, überhaupt das ganze „Buchuniversum“ nun loslassen zu müssen.

Fazit. ‚Malibu Rising‘ war für mich ein absolut grandioser Abschluss einer ungewöhnlichen Buchreihe – eine Reihe, die zwar keinen gemeinsamen Plot, aber ein gemeinsames Grundthema hat. Denn TJR punktet einfach mit ihren weiblichen Protagonistinnen, die zwar nicht immer sympathisch, aber stets authentisch gezeichnet sind und sich mit großer Hingabe durch ihr Leben bewegen. Stark und empowernd! Unbedingte Leseempfehlung!!!

Bewertung vom 13.06.2023
Für jede Liebe ein Problem
Kelly, Anita

Für jede Liebe ein Problem


sehr gut

Queere Liebesgeschichte mit authentischen Charakteren

Dies‘ ist das zweite Buch mit einem non-binären Charakter, das ich gelesen habe. Im Deutschen gibt es leider noch keine einheitlichen gender-neutralen Pronomen. Daher musste ich mich erstmal von sier/siem/sies auf dey/demm/deren umstellen. Zum Glück habe ich mich schnell daran gewöhnt, so dass die Verwendung der Pronomen sowie anderer genderneutraler Ausdrücke meinen Lesefluss nicht gestört haben.

Insgesamt ist der Schreibstil von Anita Kelly locker und angenehm zu lesen. Die Geschichte ist aus der Erzählperspektive geschrieben, was ich etwas schade fand. Ich denke, eine abwechselnde Ich-Perspektive hätte den Figuren vielleicht noch etwas mehr Tiefe gegeben.
Nichtsdestotrotz sind die beiden Hauptprotagonisten London und Dahlia toll beschriebene Charaktere, wobei Dahlia m.M.n. etwas besser ausgearbeitet war als London. Insbesondere die Vergangenheit der Figuren wird zwar viel angesprochen, hätte aber bei London noch etwas tiefer gehen können.

Obwohl ich selber keine begnadete Hobby-Köchin bin, hatte ich mich doch auf des Setting des Romans – dem Dreh einer Kochshow – sehr gefreut, denn ich gucke solche Sendungen sehr gerne. Ich hätte mir daher noch tiefere Einblicke in die Show und die eigentlichen Kochchallenges gewünscht. Gerade in der Mitte des Buches wurde die Show nur noch am Rande erwähnt. Das fand ich schade, denn dadurch fielen leider auch die anderen Teilnehmer ein bisschen hinten über. Vor allem Lizzie als vermeintliche „Antagonistin“ hätte gerne etwa mehr Profil bekommen können.

Die Handlung gibt den beiden Protagonisten und deren Beziehung zueinander viel Raum. Das machte die Geschichte glaubwürdig, hatte aber für mich den Nachteil, dass es doch auch ein paar Längen gab. Das letzte Drittel hat mich dann aber sehr gefesselt. Und auch wenn das Ende ein bisschen vorhersehbar war, hat es mich doch sehr berührt.

Gar nicht gefallen hat mir übrigens der Titel des Buches. Er ist m.M.n. nichtssagend und passt nicht zu der Geschichte. Den Originaltitel ‚Love & other disasters‘ finde ich zwar auch nicht prickelnd, aber der deutsche Titel klingt einfach so nach 0815 Liebesgeschichte und das wird dem Buch nicht gerecht.

Fazit. ‚Für jede Liebe ein Problem‘ ist eben keine 0815-Liebesgeschichte, sondern erzählt von zwei queeren Menschen, die ihren Weg zu sich selbst und zueinander finden. Die beiden Hauptprotagonisten sind toll ausgearbeitet und ihr Handeln sowie die Beziehung zueinander wirken authentisch. Die Rahmenhandlung rund um die Kochshow war originell, hätte aber für meinen Geschmack noch etwas detaillierter sein können. Leseempfehlung.

Bewertung vom 31.05.2023
SOL. Das Spiel der Zehn
Thomas, Aiden

SOL. Das Spiel der Zehn


sehr gut

Spannend und divers erzählte Fantasygeschichte mit tollem Worldbuilding

Bislang haben mich alle Bücher von Aiden Thomas wegen ihrer spannenden, einfühlsamen und diversen Erzählweise begeistert. Und auch SOL steht dem in nichts nach…

Ich hatte etwas Schwierigkeiten in die Geschichte zu kommen. Es werden im Prolog sowie in den ersten Kapiteln viele Götter, deren Kinder und ihre jeweiligen Charakteristika benannt. Es war schwer, hier den Überblick zu behalten. Ein Personenverzeichnis/Glossar hätte mir sehr geholfen. Sobald sich die Handlung auf weniger Personen konzentrierte, wurde es besser. Aber es hat dennoch eine Weile gedauert, bis ich die zehn Spieler ihrer Gottheit und ihren Fähigkeiten zuordnen konnte.

Sehr gefallen hat mir das Worldbuilding. Die Geschichte spielt in Reino del Sol - eine Welt, in der Menschen und Götter nebeneinander existieren. Ich mochte die Kontraste, mit denen die Welt skizziert wurde - Traditionen, Götterrituale und Magie auf der einen, eine moderne Welt mit Fernsehen, Jugendslang und Social Media auf der anderen Seite. Wie der Name schon andeutet, ist Reino del Sol nach lateinamerikanischem Vorbild gestaltet. Es werden daher viele spanische Namen und Begriffe verwendet. Ich konnte zwar damit leben, das meiste erschloss sich aus dem Zusammenhang, aber auch hier wäre ein Glossar eine gute Ergänzung gewesen.
Insgesamt fand ich es schön, wie selbstverständlich die Gesellschaft von Reino del Sol bzgl. der Themen Geschlecht bzw. Genderidentität eingestellt ist. Das Personen trans oder nicht-binär sind wird als etwas völlig Normales angesehen. An die im Buch genutzten gender-neutralen Pronomen habe mich schnell gewöhnt.

Hauptprotagonist Teo, von seiner Mutter liebevoll „Unruhestifter“ genannt, empfand ich als sehr sympathische Figur. Er ist rebellisch, dickköpfig und vorlaut. Anfänglich hatte ich Schwierigkeiten, Teo als 17-jährigen, also fast erwachsenen jungen Mann zu sehen. Sein Verhalten wirkte oft kindisch auf mich. Im Laufe der Handlung wurde das zwar besser, aber seine Starrköpfigkeit war dennoch manchmal anstrengend. Nichtsdestotrotz fand ich seinen Charakter nachvollziehbar und vor allem mit seinem Sinn für Gerechtigkeit hat er bei mir einen Nerv getroffen.

Die Beschreibung der Sonnenspiele, insgesamt sind es fünf Wettkampfrunden, fand ich gelungen und spannend erzählt. Eine schöne Idee war, dass die Platzierung der Teilnehmer nach jeder Runde mit einer kleinen Illustration am Seitenrand visualisiert wurde (leider waren die Symbole ein bisschen unscharf). Interessant waren auch die Charakterentwicklungen, die sich im Laufe dieser Wettkampfzeit ereignet haben. Das Verhältnis zwischen Teo und Aurelio fand ich hier besonders schön.

Die Geschichte endet dramatisch und mit einem ordentlichen Plottwist, der an sich gut vorbereitet war. Nur ein Punkt kam für mich völlig überraschend und habe ich als ein bisschen unpassend empfunden. Hier hätte ich mir ein, zwei subtile Andeutungen gewünscht (vielleicht habe ich die aber auch überlesen). Ich bin sehr gespannt, wie die Geschichte weitergeht und freue mich auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 22.05.2023
M.O.M.: Mother of Madness
Clarke, Emilia;Bennett, Marguerite

M.O.M.: Mother of Madness


gut

Skurrile feministische Superhelden-Story

Emilia Clarke ist mir als Schauspielerin ein Begriff, gehörte ihre Figur Daenerys doch zu meinen liebsten in der Serie Game of Thrones (selbst mit der Finalstaffel konnte ich leben). Buchprojekten von Promis stehe ich aber grds. eher misstrauisch gegenüber, wird doch häufig versucht mit dem Namen zu verkaufen. Das Vorwort von Clarke zu Beginn des Comics hat mich aber überzeugt, dass hier jemand wirklich mit Herzblut dabei ist.

Die Grundprämisse von M.O.M. ist so originell wie skurril. Maya, eine 29-jährige alleinerziehende Mutter hat seit ihrer Pubertät Superkräfte. Deren Intensität ist von ihrem Hormonhaushalt abhängig und während Mayas Menstruation am stärksten. Steht sie diesen Kräften lange Zeit hilflos gegenüber, lernt Maya schließlich, sie zu kontrollieren und für den Kampf gegen das Böse einzusetzen. In der ersten Hälfte des Buches gibt es viele Rückblenden in Mayas Leben. Mir hat insgesamt sehr gefallen, wie gut und nachvollziehbar ihr Charakter ausgearbeitet war.
Die Geschichte spielt gut 20 Jahre in der Zukunft und die Gesellschaft ist mehr denn je von sozialer Ungerechtigkeit und einer ausgeprägte patriarchalen Denkweise geprägt. Letzteres wird im Laufe der Handlung immer wieder aufgegriffen bzw. teilweise überspitzt dargestellt, was aber im Rahmen des Mediums Comic aber in Ordnung ist.

Leider fiel es mir teilweise schwer der Handlung zu folgen. Gerade bei Szenen, in denen Bilder und Sprechblasen ineinander übergehen, war ich häufig unsicher, was nun in welcher Reihenfolge gedacht ist. Ich habe mit dem Medium Comic/Graphic Novel allerdings bislang auch wenig Erfahrung gemacht. Ich denke mit der Zeit, kriegt man ein Gefühl dafür.
Ein bisschen schwach fand ich leider auch die Antagonistin der Geschichte. Ich habe weder ihre Ziele noch ihre Motivation so richtig nachvollziehen können. Dementsprechend hat mich der Showdown am Ende nur mäßig mitreißen können. Sehr gefallen hat mir wiederrum, wie das Thema „chosen family“ in die Story verwebt wurde.
Dickes Lob noch für die „letzten Seiten“, auf denen verschiedene Telefonnummern/Anlaufstellen aufgelistet wurden, z.B. für Oper häuslicher Gewalt.

Fazit. M.O.M. punktet mit einer originellen Grundstory, einer nahbaren Superheldin und einer interessanten Ausgangslage. Für mich als Comic-Neuling war es allerdings nicht immer leicht, der Handlung zu folgen. Die fortwährend durchschimmernde Kritik an gesellschaftlichen Rollenbildern und dem Patriachart war gut in die Handlung eingebunden. Trotz einiger Schwächen ein toller Auftakt!

Bewertung vom 05.04.2023
Die letzte Erzählerin
Barba Higuera, Donna

Die letzte Erzählerin


sehr gut

Eine bewegende Geschichte… nicht nur für Kinder

Hand aufs Herz… ist das Buchcover nicht wunderschön? Tatsächlich verbirgt sich hinter diesem poetisch aussehendem Titelbild eine Mischung ist aus Science-Fiction, Dystopie und mexikanischen Märchen/Fabeln. Letztere - „Cuentos“ genannt - sind das zentrale Element dieser ganz besonderen und bewegenden Geschichte.

Aber worum geht es? Als sich ein Komet auf Kollisionskurs mit der Erde befindet, muss die 13jährige Petra mit ihren Eltern und ihrem Bruder die Erde an Bord eines Raumschiffs verlassen. In Schlaf versetzt sollen sie rund 300 Jahre später wieder erwachen und auf dem Planeten Sagan ein neues Leben beginnen. Doch als Petra schließlich aufwacht, ist nichts so, wie es geplant war…

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Petra erzählt. Der Schreibstil ist wunderbar bildhaft und sehr intensiv. Zusammen mit Petra erlebt man als Leser das Geschehen, hin und her gerissen zwischen Trauer, Entsetzen aber auch immer wieder Hoffnung. Petra war ein nachvollziehbar beschriebener Charakter und besonders ihre enge Beziehung zu ihrem Bruder Javier und ihrer Großmutter Lita, die sich als roter Faden durch das Buch ziehen, hat mich sehr bewegt.

Auf die Handlung mag ich inhaltlich gar nicht weiter eingehen, da es zu viel spoilern würde. Nur so viel, die Geschichte von ‚Die letzte Erzählerin‘ zeigt, wie eine eigentlich utopische Idee einer Gesellschaft ohne Kriege, Konflikte und Ungleichheit zu einer furchtbaren Dystopie werden kann. Denn gerade unsere Individualität, Kreativität und Fantasie machen uns menschlich und lassen sich auch nicht unterdrücken.

Schön fand ich, dass am Ende des Buches die Übersetzung aller im Text verwendeten spanischen Begriffe aufgelistete waren. Zwar habe ich das in anderen Bücher, die fremdsprachige Begriffe enthielten nicht vermisst, dennoch habe ich alles nachgeschlagen. Ich fand es vor allem schön die Floskeln, die für Cuentos typisch sind, zu verstehen.

Fazit. ‚Die letzte Erzählerin‘ ist ein hochemotionaler und bewegender Roman. Die Geschichte von Petra ist zwar von Verlusten geprägt aber dennoch auch voller Hoffnung. Der bildhafte Schreibstil der Autorin ist mitreißend. Die Handlung ist bis zum Ende spannend erzählt und enthält den ein oder anderen emotionalen Twist.
Als kleine Einschränkung möchte ich noch zu bedenken geben, dass es sich nicht um eine lustige Abenteuergeschichte handelt, sondern die Themen Trauer und Verlust omnipräsent sind. Für eher sensible Kinder würde ich das Buch daher nicht oder nur mit erwachsener Begleitung empfehlen.

Bewertung vom 29.03.2023
Magische Tinte / Die Geschichtenwandler Bd.1
Perrin, Kristen

Magische Tinte / Die Geschichtenwandler Bd.1


sehr gut

Eine Abenteuergeschichte voller Büchermagie…

Ich mag Bücher, die Bücher zum Thema haben. In ‚Die Geschichtenwandler‘ geht es um die Geheimgesellschaft Emerald Ink Society und um eine spezielle Art von Magie, durch die mit grüner Zaubertinte der Inhalt von Büchern verändern werden kann.
Die Ausgangsidee fand ich sehr gelungen. Besonders gut gefallen hat mir der Gedanke, wie sehr Bücher unser Leben und Denken beeinflussen. Denn die Veränderungen, die im Lauf der Handlung in den Büchern passieren, haben auch erheblichen Einfluss auf die reale Welt. Das war spannend und emotional beschrieben, denn diese Veränderungen waren zum Teil ziemlich gruselig.
Überhaupt ist die Handlung von Beginn an spannend und kommt schnell ins Rollen. Der Spannungsbogen bleibt die ganze Zeit oben und es kommen nie Längen oder Langeweile auf. Vielmehr hat die Handlung gerade zum Ende hin einige überraschende Wendung zu bieten, die ich so nicht habe kommen sehen, mir aber sehr gefallen haben. Gut fand ich auch, dass das Ende kein klassischer Cliffhanger war. Zwar bleibt einiges offen und ich bin gespannt, wie die Geschichte der Emerald Ink Society weitergeht. Aber ein Teil der Handlung ist erstmal abgeschlossen.

Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive der Hauptprotagonistin Enna erzählt, ein toughes Mädchen, dass sich nicht unterkriegen lässt. Ich mochte Ennas Neugierde und ihr Gespür dafür, was richtig ist. Hier war sie in ihrem Handeln sehr konsequent und ich konnte gut mir ihr mitfühlen. Neben Enna spielt vor allem Ennas Großmutter eine entscheidende Rolle in der Geschichte. Auch diese Figur hat mir gefallen, denn sie war schrullig-skurril und geheimnisvoll. Die enge Beziehung zwischen Enna und ihrer „Grams“ war schön ausgearbeitet.
Herausheben möchte ich noch Ennas beste Freundin Delia, die m.M.n. vor allem für Ennas Entwicklung in dem Buch wichtig war. Enna und Delia stehen auf der Schwelle von Kind zu Teenager und ich fand es schön, dass die Unsicherheit, die mit dieser persönlichen Entwicklung einher geht, thematisiert wurde. Ich hoffe, dass Delia in den kommenden Teilen eine größere Rolle spielt. Denn ich mochte die Dynamik zwischen den beiden Mädchen sehr.

Ein paar Worte noch zur Optik des Buches: Ich gebe zu, dass ich das Cover nicht so schön finde. Mir gefällt das Design der Figuren nicht und ich hätte mir eher was Verschnörkelteres gewünscht. Aber das ist sicher Geschmackssache und aus meiner „Erwachsenen-Sicht“ gesprochen. Sehr gelungen fand ich hingegen die Innengestaltung des Buches, z.B. die Karte im Einband. Eine nette Idee war, dass die Schrift im Buch dunkelgrün war und damit genau zum Thema passte. Das war am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, hat mich beim Lesen aber nicht gestört.

Fazit. Der erste Band von ‚Die Geschichtenwandler‘ hat mich überzeugt. Es handelt sich um eine spannende Abenteuergeschichte voller Magie und überraschender Wendungen. Die Hauptprotagonistin ist sympathisch und auch die anderen Figuren sind nachvollziehbar und interessant gezeichnet. Die Reihe richtet sich zwar an jüngere Leser, aber ich hatte auch als Erwachsene viel Freude an der Geschichte und freue mich auf den nächsten Band.

Bewertung vom 20.03.2023
Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1
Aicher, Petra

Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1


ausgezeichnet

Anna und Fritz - ein ungewöhnliches Duo

Mit diesem ersten Band der Reihe ‚Fräulein Anna“ habe ich mich mal wieder aus meiner Fantasy-Komfortzone herausgewagt. Und was soll ich sagen, es hat sich gelohnt! Ich entdecke immer mehr meine Freude an historischen Stoffen.

Die Handlung spielt in den Jahr 1912 bis 1914. Im Fokus stehen die beiden Protagonisten Anna Zech und Fritz von Weynand. Anna stammt aus einfachen kleinbürgerlichen Verhältnissen und tritt zu Beginn des Romans ihre Stelle als Assistentin in der Gerichtsmedizin an. Sie ist zunächst recht naiv und lässt sich daher leicht von Fritz aushorchen. Mir hat Annas Entwicklung sehr gefallen. Denn ihre Arbeit gibt ihr viel Selbstvertrauen und so dauert es nicht lange, bis sie Fritz ordentlich contra gibt. Insgesamt hat es viel Spaß gemacht, die beiden ungleichen Figuren miteinander zu erleben. Der Adlige Fritz ist auf dem erst Blick ein Luftikus, mit Charme, Geld und ohne Moral. Im Laufe der Handlung erfahren wir aber, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Denn Fritz verabscheut die Dünkel seines Standes und hat einen scharfen Blick für die verlogenen Verhältnisse der adligen Gesellschaft.

Anhand das Klappentextes hatte ich einen Krimi im historischen Setting erwartet. Das stimmte zwar nicht ganz, was ich bekommen habe, hat mir aber umso besser gefallen. Vielmehr bietet der Roman einen Einblick in die gesellschaftlichen Verhältnisse und vor allem Standesunterschiede dieser Zeit. Und auch wenn der Tod der Schauspielerin Adele Röckl, mit dem die Geschichte beginnt, zunächst in den Hintergrund tritt, war mir die Handlung nie langweilig. Mir hat gefallen, wie die verschieden Themen miteinander verknüpft wurden und letztendlich eine runde Gesamtgeschichte wurden.

Begeistert hat mich vor allem auch das Ende des Romans, nicht nur, weil der Kriminalfall noch die ein oder andere spannende Wendung erfährt. Vielmehr endet das Buch mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die (An)Spannung dieser Zeit hat die Autorin sehr greifbar rübergebracht. Als Fritz zu Anna sagt, dass ihrer beider Welten nun in Flammen aufgehen, hatte ich Gänsehaut.

Fazit. Der erste Band von „Fräulein Anna“ hat mir nicht nur rundum gefallen, das Buch hat Potential zum Jahreshighlight. Die beiden Protagonisten sind nachvollziehbar ausgearbeitete Charaktere. Die Handlung bietet neben einem interessanten Kriminalfall auch Einblicke in die gesellschaftlichen Zustände und Klassenunterschiede der Zeit. Ich warte sehnsüchtig auf Band 2, der im Juli erscheint.