Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
http://i-am-bookish.blogspot.com
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 135 Bewertungen
Bewertung vom 21.11.2017
Giftflut / Kommissar Eugen de Bodt Bd.3
Ditfurth, Christian von

Giftflut / Kommissar Eugen de Bodt Bd.3


gut

Vorneweg muss ich sagen, dass ich dieses Buch als Leseexemplar für eine Rezension erhalten habe - andernfalls hätte mich dieses Buch wohl nie als Leser gewonnen. Zum einen entspricht die Inhaltsangabe nicht unbedingt meinen Leseinteressen, zum anderen mag ich es überhaupt nicht, in einer Buchreihe mittendrin im dritten Teil zu beginnen, ohne die beiden Teile davor zu kennen. Hier bei "Giftflut" hatte ich nun nicht wirklich eine andere Wahl, als mich dennoch direkt in die Geschichte fallen zu lassen - und ja, es geht durchaus, man muss nicht zwingend die Teile 1 und 2 kennen, um Teil 3 zu lesen. (Angenehmer ist es natürlich trotzdem!)
Nun, "Giftflut" ist topaktuell, was die momentane politische und gesellschaftliche Lage betrifft. Anschläge, Explosionen, Angst und Schrecken überall. Mittendrin der ziemlich eigenwillige Eugen de Bodt, seines Zeichen Berliner Hauptkommissar und obendrein "gesegnet" mit ein paar Schrullen und Macken. An und für sich mag ich schillernde Personen in Büchern mal ganz gern; Figuren, die aus der Reihe tanzen, die für den Leser nicht gleich vorhersehbar sind. Das ist Eugen allemal, so besserwisserisch und eigenbrötlerisch wie er ist. Dennoch - oder gerade deswegen - ist er Geschmackssache. Hier in diesem Buch haben er und seine Art zu ermitteln, ganz gut gepasst, aber zugleich kam ich nicht umhin, 1. ihn ein bisschen nervig zu finden und 2. in der Handlung manches zu hinterfragen. Warum nur Eugen den Durchblick haben soll und alle anderen unfähigen Ermittler so inkompetent und stümperhaft sein sollen, hmnja...
In angenehm kurzen Kapiteln, die einladen, gleich noch eins und noch eins und noch eins hinterher zu lesen, kann man die Geschehnisse in mehreren Erzählsträngen rund um den Globus verfolgen. Auch in die Perspektive der Täter kann man eintauchen. Ich fand die Erzählung spannend, leider angesichts der heutigen Zeiten auch glaubwürdig und stimmungsreich. Die Geschehnisse schwingen definitiv noch eine Weile nach, selbst wenn man das Buch ausgelesen zuklappt.
Aber ob mir dieses Buch Lust auf weitere Teile um Eugen de Bodt gemacht hat? Nun ja, eher nicht.

Bewertung vom 06.08.2017
Ein angesehener Mann / Captain Sam Wyndham Bd.1
Mukherjee, Abir

Ein angesehener Mann / Captain Sam Wyndham Bd.1


sehr gut

"Ein angesehener Mann" ist ein perfekter Roman für lange Lesestunden, für all jene, die sich für die indische Geschichte interessieren, mit Fokus auf die Kolonialzeit Anfang des 20. Jahrhunderts. 1919 wird in Kalkutta ein wichtiger Verwaltungsbeamter ermordet und der englische Polizist Sam Wyndham soll diesen Fall lösen.
Als Leser begleitet man Wyndham nicht nur bei der Spurensuche und den Ermittlungen, sondern bekommt auch vielfältige Einblicke in die indische Kultur, in das Leben zur damaligen Zeit unter britischer Herrschaft, in Land und Leute. Und das hat mir an sich sehr gut gefallen, denn ich weiß wenig über Indien, muss ich gestehen. Gerade historische Fakten sind mir da nicht geläufig und so hat mir diese Geschichte auch jede Menge Informationen geliefert über die Standesunterschiede, über Rechte und Missstände in der Bevölkerung. Und noch dazu auf eine sehr interessante und auch unterhaltsame Art und Weise geliefert, denn Abir Mukherjee kann wirklich sehr gut schreiben. Er schafft es, die Hitze, die Farben, die Gerüche, ja, die ganze indische Vielfalt Gestalt annehmen zu lassen in seinen Beschreibungen. Er verliert sich manchmal ganze Abschnitte lang in Beschreibungen, die aber so treffend und gut gelungen sind, dass sie einem Film über das Geschehen in nichts nachstehen würden. Während mich dieser Sprachstil einerseits sehr begeistert hat, ist er für mich zugleich so ziemlich der einzige Kritikpunkt der Geschichte: mir wurde das Buch an mancher Stelle leider ein wenig zu langatmig. Das Buch hat über 500 Seiten und für mein Empfinden hätte es gut 150 Seiten kürzer sein können. Manchmal hat mich diese Sprachgewalt, dieser Erzählreichtum ein wenig erdrückt und gelähmt beim Lesen. Hier und da habe ich eine Seite überblättert, und bin dennoch immer wieder gut in die Geschichte hinein gekommen.
Fazit: Eine spannende Geschichte über Spurensuche und Ermittlungsarbeit im Kalkutta 1919, mit einem sympathischen und vor allem "echten" Ermittler, über den man durchaus mehr lesen wollen würde - und auch kann, denn soweit ich mitbekommen habe, wird es eine Reihe um Sam Wyndham geben. Er und sein Sergeant Banerjee sind definitiv lesenswert. Letztlich ist mir die Fülle der Geschichte und der Beschreibungen jedoch einen Tick zu langatmig geworden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.05.2017
Morgen lieb ich dich für immer
Armentrout, Jennifer L.

Morgen lieb ich dich für immer


gut

"Morgen lieb ich dich für immer" ist das erste Buch, das ich von Jennifer L. Armentrout gelesen habe. Ihre so berühmte Obsidian-Reihe habe ich mal angefangen, aber schon nach wenigen Kapiteln abgebrochen, weil ich das alles irgendwie zu jugendlich-kitschig fand und mich der Held auch einfach zu sehr an den glitzernden Edward erinnert hat. Nicht mein Fall. Jetzt also dieses Büchlein hier, aber auch hier bin ich leider alles andere als Feuer und Flamme. Oder vielleicht auch einfach schon zu alt, das werfe ich als Argument mal ganz ehrlich in die Runde. Ein paar Jahre weniger, mein Schulbesuch weniger weit weg in zurückliegender Ferne und ich hätte hier vielleicht Gefallen dran gefunden, weil ich manche Sorgen und Nöte eventuell noch besser nachvollziehen könnte.
Aber so bleibt mir eigentlich nur das Fazit, dass die blasse Heldin der Geschichte in eine farblose, sehr vorhersehbare Geschichte gesetzt wurde. Tatsächlich habe ich hier ganze Seiten überblättert, weil mir gelegentlich die Geduld gefehlt hat - und ich habe trotzdem gar nichts von der Handlung verpasst! Ich habe alles mitbekommen, von dem Wiedersehen nach einigen Jahren zwischen Mallory und Rider, den aufkeimenden Gefühlen, Riders verzwickter "sozialer" Lage, dem dramatischen Höhepunkt und natürlich den besorgten Adoptiveltern, dir für Mallory nur das Beste wollen und sie deswegen am liebsten in Watte packen würden.
Zugegeben, Mallorys Innenleben und ihre Gedanken haben mir gut gefallen, die sind schön und vor allem nachvollziehbar beschrieben, wenn man so eine Vorgeschichte wie sie im Buch erlebt hat. Ich fand auch schön, dass sie eine Wandlung durchläuft und am Ende viel selbstbewusster dasteht. Aber das Drumherum war mir persönlich zu weichgespült und zu absehbar. Man weiß sofort, woran man hier ist, und das fand ich schade.
Außerdem ist das ganze Buch wie mit dem erhobenen Zeigefinger geschrieben: Geh immer fleißig zur Schule, nur dann kann was aus dir werden. Nimm bloß keine Drogen, die schaden dir nur. Such dir auf jeden Fall Freunde, denn Einzelgänger sein - das geht gar nicht. Halt dich von den bösen Buben fern. Ach ja, und bloß kein Sex ohne Verhütung!
Ist ja alles schön und gut, wichtig sicher auch. Aber irgendwie halt auch langweilig. Zumindest fand ich das dadurch alles so ... hach nö.
Fazit: Zu dem Buch hätte ich wohl selbst nicht gegriffen, schon allein der Titel hätte mich davon abgehalten. Aber das Buch hat seinen Weg allein zu mir gefunden, und so habe ich ihm eine Chance gegeben. Die Geschichte finde ich für Jugendliche okay, mehr aber eben leider auch nicht.

Bewertung vom 05.03.2017
Und jetzt lass uns tanzen
Lambert, Karine

Und jetzt lass uns tanzen


gut

"Und jetzt lass uns tanzen" hat mich zwiespältig zurückgelassen nach dem Lesen. Zum einen fand ich es schön, dass ein Thema angesprochen wird, das viel zu selten Thema ist, nämlich das Sich-Verlieben im höheren Alter, der zweite Frühling oder wie man es auch immer nennen mag. Natürlich hört das Gefühl des Verliebtseins nicht auf, nur weil man irgendwann die Altersgrenze von 70 überschritten hat. So geht es eben Marguerite und Marcel hier im Buch, die sich kennen- und lieben lernen. Die beiden haben damit am wenigsten ein Problem, dann schon eher ihre jeweiligen Familien, Kinder und auch Bekannte. Gehört sich das? Kann man sich als Witwe mit 78 noch einmal einen neuen Mann suchen? Kann man sich wirklich noch einmal so in das Gefühl fallen lassen, wie damals, als man das erste Mal verliebt war?
Ja, natürlich! Und warum auch nicht?! Und das hat Karine Lambert schön zum Ausdruck gebracht, das hat mir sehr gut gefallen. Das Sich-Verlieben im höheren Alter ist kein Tabu, es ist normal und wünschenswert. Also warum nicht eine Geschichte darüber schreiben?
Nicht ganz so sehr hat mir dagegen die Umsetzung gefallen bzw. der Schreibstil. Frau Lambert schreibt typisch französisch: kurz, knackig, aufs Wesentliche reduziert. Und so findet man hier in diesem Buch zwar eine Menge Dialoge, aber leider wenig Drumherum. Ich habe Beschreibungen vermisst, von Personen, von Handlungen, von Orten usw. Immer werden wesentliche Teile der voranschreitenden Handlung in nur wenigen Dialogsätzen abgefertigt, und das fand ich schade. Man hätte hier mehr "Drumherum" schreiben können, um der ganzen Geschichte noch mehr Platz und Raum zum Sich-Entfalten geben können.

Bewertung vom 19.09.2016
Auf Null
Junk, Catharina

Auf Null


ausgezeichnet

Ganz ehrlich? Eigentlich hätte ich dieses Buch wohl wahrscheinlich nie in die Hand genommen, zumindest nicht zum Lesen über die Inhaltsangabe hinaus. Warum? Weil ich für gewöhnlich einen Bogen mache um Bücher, in denen es um kranke Menschen geht, die von ihrer Krankheit und ihrer Leidensgeschichte erzählen. Vielleicht bin ich da zu kleinkariert, zu verbohrt oder zu naiv - aber ich will so etwas nicht lesen. Ich habe jeden Tag beruflich genug mit Sorgen und Nöten von Menschen zu tun, da brauche ich das nicht auch noch als Lektüre in meiner Freizeit.
Aber "Auf Null" habe ich als Leseexemplar zugeschickt bekommen - zum Glück! Denn was hätte ich nicht alles verpasst, wenn ich dieses Buch wegen meiner bisherigen Einstellung nicht gelesen hätte. Einige abwechslungs- und emotionsreiche Lesestunden auf jeden Fall. Es ist immer schwierig, über eine Lebensgeschichte zu urteilen, die jemand wirklich so erlebt hat und die in Worte in ein Buch gefasst wurde. Und noch schwieriger ist es, zuzugeben, dass ich mich bei dieser Geschichte sehr gut unterhalten gefühlt habe - und das bei diesem Thema! Aber es ist fast nicht zu glauben, mit welcher Leichtigkeit, mit welchem Sarkasmus, Ironie und Witz Catharina Junk über Leukämie und ihre Konsequenzen, wenn man sie (vermeintlich) überwunden hat, schreibt. Ich habe mir hier abwechselnd beim Kichern, lauthals Rauslachen und plötzlichen Tränen in den Augen zugeschaut. "Auf Null" wurde innerhalb eines Tages von mir verschlungen, weil ich erstens nicht aufhören konnte angesichts dieses Schreibstils, den man einfach nur klasse (weil ehrlich und unverblümt) finden kann, und weil ich zweitens unbedingt wissen wollte, wie Ninas Geschichte hier im Buch weitergeht. Auf jeder Seite habe ich mir ihr gelitten, habe den Kopf geschüttelt über diese Dramatik, die eine Krebskrankheit unweigerlich mit sich bringt. Habe geweint. Ich habe aber ebenso mit ihr gelacht, habe mich so in sie hineinversetzt gefühlt bei manchen Gedanken, dass ich fast gedacht habe, dieser Satz hätte auch von mir sein können. Für ihre Ehrlichkeit, für ihre Fähigkeit, dieser ganzen Sache noch mit soviel Sarkasmus und beißender Ironie zu begegnen und sie in Worte zu packen, kann ich Catharina Junk nur beglückwünschen. Und ihr zugleich Danke sagen, denn "Auf Null" wird mir eine ganze Weile im Kopf bleiben, definitiv als Lesehighlight.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2016
Wie der Atem in uns
Poliner, Elizabeth

Wie der Atem in uns


ausgezeichnet

"Wie der Atem in uns" ist ein sehr ruhiges Buch, das mich persönlich recht melancholisch hat sitzen lassen, nachdem ich die letzte Seite umgeschlagen hatte. Elizabeth Poliner beschreibt einen Sommer im Jahre 1948 - einen Sommer der Familie Leibritzky, einer jüdischen Familie. Wobei ich finde, dass dieses Adjektiv "jüdisch" nur ein Zusatz ist, eine zusätzliche Beschreibung, aber nichts, was die Geschichte an sich im Wesen ausmacht. Selbstverständlich werden im Laufe des Buches viele kulturelle und religiöse Aspekte angesprochen, man bekommt vieles erklärt und dadurch einen guten Eindruck in die jüdischen Lebensweisen und Gebräuche. Ich fand das sehr spannend. Und doch denke ich, dass der eigentliche Knackpunkt der Geschichte der Tod eines kleinen Jungen ist, der bei allen Familienmitgliedern Spuren hinterlässt. Diese Spuren werden von der Autorin treffend aufgefangen. Tatsächlich schafft sie es, direkt oder auch indirekt jeden zu Wort kommen zu lassen, ob Schwester von Davy, ob Mutter oder eine der Tanten oder einer der Onkel. Für jeden verändert sich in diesem Sommer etwas. Es sind nicht nur die familiären Bande, die durch den Verlust des Jungen plötzlich nicht mehr ganz so fest und straff sitzen. Es sind auch alle Wünsche, Ziele und Hoffnungen, die ein jeder der Familie Leibritzky mit sich herumträgt, die plötzlich ins Wanken kommen. Jedem Familienmitglied wird in einem Kapitel ein Raum zugesprochen, ganz unbewusst teilweise, und anfangs erkennt man das als Leser gar nicht unbedingt. Aber man kann so daran teilhaben, wie jeder diesen verhängnisvollen Sommer erlebte und welche Konsequenzen sich durch den Tod von Davy daraus ergaben. Selbst Jahrzehnte später noch. Dabei kommt die Spannung, oder viel mehr Anspannung, jedoch auch keinesfalls zu kurz, denn Poliner versteht sich darauf, nur mit kleinen Anmerkungen und Details die Neugier des Lesers am Laufen zu halten. So weiß man zwar schon nach wenigen Seiten, dass der kleine Davy in diesem Sommer sterben wird, und die Geschichte steuert unweigerlich auf diese Tragödie zu; was aber tatsächlich genau mit Davy passiert, das erfährt man erst am Ende des Buches.
"Wie der Atem in uns" ist ein ruhiges, langsames, und gerade deswegen sehr lesenswertes Buch, für das man sich Zeit nehmen sollte. Es hinterlässt Spuren und zumindest ich musste dieser Melancholie in mir, die ich nach dem Lesen spürte, erstmal nachtasten.

Bewertung vom 19.05.2016
Die Liebe ist ein schlechter Verlierer
Marsh, Katie

Die Liebe ist ein schlechter Verlierer


gut

Sensibles Thema, sensible Geschichte. Ich habe das Buch als "Überraschungsbuch" erhalten und muss ganz ehrlich sagen, als ich die ersten Seiten las und mitbekam, worum es hier wohl gehen wird, dachte ich mir, selbst hätte ich mir dieses Buch wohl nicht zugelegt. Weil ich solch tragischen Geschichten nicht lesen möchte. Ich habe es letztlich doch getan und bereue es überhaupt nicht. Denn "Die Liebe ist ein schlechter Verlierer" greift ein sehr schwieriges Thema scheinbar leicht auf, und lässt es dennoch glaubwürdig und echt wirken.
Was mir gut gefallen hat, ist die Ehrlichkeit, die die Autorin der Figur Hannah aufdrückt. Denn sie ist nun einmal überfordert mit der aktuellen Situation (und seien wir ehrlich: wer wäre das nicht?!), sie weiß nicht, wie sie sich verhalten soll, wie sie mit Tom umgehen soll nach seinem Schlaganfall und dem plötzlichen Eingeschränktsein, das für Tom daraus folgt. Tom, den Hannah eigentlich gerade verlassen wollte. Aber kann man so etwas tun? Kann man den kranken und in seiner Funktionalität eingeschränkten Partner einfach so verlassen? Ist das moralisch vertretbar? Oder einfach nur daneben? Katie Marsh trifft hier immer genau die richtigen Töne, verurteilt durch das, was sie schreibt, weder das eine noch das andere. Das Lesen führt dazu, dass man sich fragt, wie man vielleicht selbst handeln würde in der betreffenden Situation. Insgesamt ist das Buch eine lesenswerte und berührende Auseinandersetzung mit einem Schicksalsschlag, voller Emotionen und interessanten Wendungen, und auch die Liebe kommt letztlich nicht zu kurz.

Bewertung vom 23.03.2016
Nur ein Tag / Allyson & Willem Bd.1
Forman, Gayle

Nur ein Tag / Allyson & Willem Bd.1


gut

In meinen Augen ist "Nur ein Tag" ein Buch, das in der Masse der romantisch gehaltenen Coming-of-Age- Romane leider untergeht. Für mich zeichnet es sich durch nichts aus, was es besonders machen würde oder wodurch es herausstechen würde. Blasse unleidige Figuren, blasse Story ohne große Überraschungen, ein einziges Dahinplätschern der Story.
Allyson (und es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber ich musste ihren Namen eben noch einmal nachlesen, sonst wäre er mir nicht wieder eingefallen - soviel zum Thema "blasse Figur"...) ist ein verwöhntes Amimädel, das ihr Leben lang alles von ihren Eltern bekommen hat. Sie sagt zu allem Ja und Amen und lässt sich alles bereitwillig von ihren Eltern vorneweg planen. Fand ich nervig zu lesen, weil mich solche Figuren irgendwie passiv aggressiv machen. Im Laufe der Handlung befreit sie sich zwar ein bisschen von diesem Denken und wird eigenständiger, was ich ihr von Herzen gönne. Dennoch muss ich ehrlich sagen, dass mir die Buchfigur "Allyson" einfach völlig egal war und damit auch, was mit ihr passiert.
Willem dagegen sollte wohl geheimnisvoll und schon viel erwachsener wirken, kam mir jedoch eher pseudo-philosophisch vor. Er weiß alles besser, redet bevorzugt in Rätseln und merkwürdigen Andeutungen, lässt sich sonst aber so gar nicht in die Karten gucken. Das hat den Sympathiefaktor bei mir nicht nach oben gehoben.
Auch aus dem gemeinsamen Trip, den die beiden kurzerhand machen, konnte ich nur wenig herausziehen. Die paar Eindrücke, die von Paris gegeben werden, als Allyson und Willem sich in der Stadt aufhalten, sind so rar gesät und so wenig beeindruckend, dass sich bei mir keinerlei Kopfkino anstellte. Ich hätte mir mehr Eindrücke gewünscht; einfach auch ein "emotionales Mehr", das zwischen den beiden in Paris ablief, um so etwas wie einen Funken zu erahnen. Geknistert hat es zwischen beiden meiner Meinung nach überhaupt nicht.
Irgendwie habe ich hier nicht viel für mich rausholen können und das Buch ist schon wenige Tage nach dem Lesen gedanklich komplett aus meinem Kopf verschwunden. Nun gibt es ja auch noch den zweiten Teil der Geschichte, "Und ein ganzes Jahr", welches dazu gelesen werden muss, um zu erfahren, wie es weitergeht. Die Leseprobe für "Und ein ganzes Jahr" am Ende von diesem ersten Teil lässt bereits vermuten, dass wir genau dieselbe Geschichte - eben nur aus Willems Sicht - erzählt bekommen. Das ist auch so ein Konzept, das mich nicht wirklich überzeugt - im Gegenteil, es schreckt mich eher ab. Mit diesem neuartigen Hype, eine Geschichte immer aus zwei Perspektiven erzählen zu müssen, obwohl es ein und dieselbe Geschichte nur verteilt auf mehrere Bücher ist, konnte ich mich von Beginn an nicht anfreunden, und ich werde auch hier nicht mitmachen. Mich hat die Geschichte von Allyson und Willem einfach zu wenig gereizt und neugierig gemacht, als dass ich jetzt Interesse hätte, in Willems Perspektive weiterzulesen.