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Benutzername: 
marakkaram
Wohnort: 
Lingen

Bewertungen

Insgesamt 564 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2020
New Dreams / Green Valley Love Bd.3
Lucas, Lilly

New Dreams / Green Valley Love Bd.3


gut

Immer wieder schön...
...aber bislang der schwächste Band der Reihe.

** Nie zu Fremden ins Auto steigen, hallte sogleich die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. Als wäre ich sechs statt einundzwanzig. **

Ich freue mich jedes Mal wieder auf eine Rückkehr ins Green Valley und auch der dritte Band ist ein romantischer Wohlfühlroman. Man kann sie im übrigen alle unabhängig voneinander lesen.

Lilly Lucas hat mit Green Valley ein tolles Städtchen in den Rocky Mountains erschaffen und führt hier mit Noah, Elara und Annie einige neue Familien ein. Doch auch die altbekannten Gesichter sind in Nebenfiguren präsent und bringen sich immer mal wieder ein.

Mir gefällt die Grundstory vom "Girlfriend in a coma" aber es ist auch ein hochemotionales Thema, das einem richtig unter die Haut gehen muss und das war hier nicht so ganz der Fall. Noah und Elara sind super sympathische und tolle Charaktere, aber es fehlt ihnen an Ecken, Kanten und Tiefe. Sie kamen mir nicht so nahe wie Ryan oder Izzy.

Trotzdem hat mir New Dreams gut gefallen. Lilly Lucas hat einen sehr angenehmen, unheimlich flüssigen Schreibstil, der einen nur so durch die Seiten fliegen lässt. Auch diesmal hat sie fantastische Ideen rund um die Rocky Mountains und kann mit interessanten Nebenfiguren punkten. Insbesondere Noahs Familie ist klasse.

Ich bin gespannt auf New Horizon und freue mich auf mehr von Annie, die ein großherziger Mensch zu sein scheint.

Bewertung vom 30.06.2020
Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1
Stern, Anne

Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1


ausgezeichnet

** So war das Leben, es verteilte niemals gerecht seine Gunst, sondern warf das Glück wie kleine Kupfermünzen blind in die Menge. **

Berlin, 1922: Hulda Gold ist eigensinnig, eine starke junge Frau mit Silberblick und wenig Glück in der Liebe, ein spätes Mädchen, wie man so schön sagt. Als Hebamme in der Hauptstadt besucht sie sowohl die Wohlhabenden als auch die Frauen im Elendsviertel. Bei einem dieser Besuche im berüchtigten Bülowbogen, erfährt sie von der Toten, die aus dem Landwehrkanal gefischt wurde und trifft kurz darauf auf Kommissar North. Der geht dem Fall nur oberflächlich nach und will ihn als Unfall einstufen. Doch Hulda kommen Zweifel und sie stellt eigene Nachforschungen an.

Dieser Roman hat mich überrascht, mit einer Heldin, die nicht die übliche Sympathieträgerin ist, mit seiner Tiefe und auch mit seiner durchweg düsteren, fast schon bedrückenden Grundstimmung. Das macht ihn manchmal etwas schwerfällig und doch macht gerade das ihn auch aus und unheimlich interessant.

Insbesondere Hulda und ihre Vergangenheit, die sie zu der Person hat werden lassen, die sie heute ist, ihre ungelebte Liebe zum Cafehaus Sohn, die Hingabe zu ihrem Beruf, aber auch ihre düstere, destruktive Seite. Ihr diffiziler Charakter ist wahnsinnig gut ausgearbeitet. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und mit der Vergangenheit zu kämpfen, ob Kurt North oder Rita, die Tote aus dem Landwehrkanal.

Anne Stern fängt die frühen 20iger gekonnt ein. Das Lebensgefühl, die Armut, die Wohnungssituation und Politik der damaligen Zeit - der Krieg, der überall seine Spuren hinterlassen hat, das grau in grau.... Es ist noch wenig zu spüren von den goldenen 20igern und der Aufbruchsstimmung. Und das hat mir unheimlich gut gefallen.

Der Kriminalfall und seine Hintergründe sind interessant, die Auflösung schlüssig und der Weg dorthin spannend. Ich freue mich schon auf den zweiten Fall der Hebamme, die einem erst nach und nach ans Herz wächst. (4,5 *)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.06.2020
Die geheimnisvollen Gärten der Toskana
Beyer, Anja Saskia

Die geheimnisvollen Gärten der Toskana


weniger gut

** "Ich, ich bekomme die Villa und das alles, das wirst du schon sehen, ich, Antonio Bandini, wie ich alles bekomme, was ich will." **

Was, bitteschön, war das denn?

Ich bin bereits durch "Sterne über Venedig" auf die Autorin aufmerksam geworden und wie es manchmal halt so ist, wieder drüber hinweggekommen. Umso begeisterter war ich jetzt, denn ich liebe Gärten und fand das Thema ihres neuen Romans dadurch noch interessanter.

Eine junge Floristin, Jessy, braucht dringend eine Auszeit und nimmt einen Job als Gärtnerin in der Toskana an. Viel mehr braucht man gar nicht zu sagen, denn hier wird jedes, aber auch jedes Klischee bedient. Und prinzipiell mag ich das sogar, aber nicht, wenn es auf "Groschenromanniveau" stattfindet.

Das fängt leider beim Schreibstil an und hört bei den Charakteren, Ideen und Dialogen auf. Die Geschichte ist unheimlich naiv und ungelenk umgesetzt. Vom Schreibstil her ganz einfach, nicht immer flüssig und ohne das kleinste bisschen Raffinesse. Und auch die Charaktere konnten mich nicht überzeugen - wirklich nicht einer - ja, nicht einmal Nebenfiguren. Ihre Handlungen und Gedankengänge waren irgendwann einfach nur noch frustrierend und so oft wenig nachvollziehbar. Das konnten auch die Gärten nicht mehr rausreißen, von denen ich mir auch sehr viel mehr versprochen hatte. Vom Familiengeheimnis mal ganz zu schweigen.

Es wirkte alles einfach nur arg konstruiert und teilweise recht plump zusammengesetzt, mit Szenen und Dialogen, bei denen sich mir so manches Mal die Fußnägel hochgerollt haben und Charakteren, die dem tatsächlich auch noch gerecht wurden.

Sehr schade! "Die geheimnisvollen Gärten der Toskana" war ein Buch, auf das ich mich unheimlich gefreut habe, umso enttäuschter bin ich. Vielleicht ist es nur ein Ausrutscher und das schlechteste Buch der Autorin, aber ich glaube nicht, dass ich einen weiteren Versuch wagen werde.

Bewertung vom 29.06.2020
Lessons from a One-Night-Stand / Baileys-Serie Bd.1
Rayne, Piper

Lessons from a One-Night-Stand / Baileys-Serie Bd.1


sehr gut

** Ich bin professionell genug, um mir nicht anmerken zu lassen, dass mich die Tatsache, dass ich mit dem Typ am Mikro geschlafen habe, aus dem Konzept bringt. Also setze ich ein Lächeln auf und hoffe, dass man nicht sieht, wie unwohl ich mich fühle. **

"Lessons from a one-night-stand" ist der erste Band der Bailey-Family Reihe. Ich muss sagen, der Titel hat mich nicht wirklich angesprochen - eher im Gegenteil - dafür die Story umso mehr. Zum Glück, denn die kann sich lesen lassen!

Es ist eine schöne Highschool-Romanze, bei der einmal nicht die Schüler sondern ihr Coach und die Rektorin im Mittelpunkt stehen.

Holly Radcliffe nimmt eine Vertretungsstelle in dem kleinen Städtchen Lake Starlight in Alaska an und traut ihren Augen nicht, als ihr mit Coach Bailey plötzlich der One-Night-Stand vom Wochenende gegenübersteht. Was die Sache noch prekärer macht, durch den ominösen Lake Starlight Buzz Wheel Blog sind sie bereits Stadtgespräch.

Man ahnt es schon, die Zutaten sind allesamt nicht neu, können aber trotzdem überzeugen. Das Autorenduo Piper Rayne hat nämlich nicht nur einen sehr unterhaltsamen, flüssigen und emotionalen Schreibstil, sondern auch einen genialen Humor, der sitzt.

Mich hat bei dieser Reihe besonders die Familienkomponente begeistert; der älteste Bruder, der nach dem Tod der Eltern die sieben jüngeren Geschwister versorgt und den Hausmann gibt, während die älteste Schwester das Familienunternehmen übernimmt. Ja, die Familie Bailey incl. Granny ist schon ein quirliger, authentischer Haufen, mit ein paar großartigen, starken Charakteren - und ich freue mich bereits auf die Nächsten. Austin ist dagegen einfach nur unheimlich sympathisch und ein toller Typ. Im direkten Vergleich zu einigen Nebenfiguren bleiben er und Hollie allerdings ein wenig blass. Aber die Chemie zwischen ihnen stimmt und das macht ihre Geschichte aus. .

Erzählt wird abwechselnd aus Austins und Hollies Sicht, was es so kurzweilig macht, dass man das Buch in einem Rutsch verschlingt.

Fazit: Hinter dem Titel verbirgt sich eine schöne Liebesgeschichte mit Familienanschluss, passender Erotik und einem gelungenen Humor. Locker-leicht geschrieben für die perfekte kleine Auszeit. Gerne mehr davon.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.06.2020
Leuchtfeuerherzen
Janz, Tanja

Leuchtfeuerherzen


ausgezeichnet

** "Als was sehen dich die Leute eigentlich? Bist du für sie eher Surfer oder Umweltschützer?" **

Für Alicia geht ein Traum in Erfüllung. Sie bekommt die Zusage für ein Sommerpraktikum im Naturschutzgebiet am Westerhever Leuchtturm. Ihre Gruppe besteht aus Fiete, Liam und Lena, mit denen sie zusammen auf der Warft wohnt. Alicia fühlt sich sofort zuhause - sie sind ein tolles Team. Nur den selbstbewussten Surfer Liam kann sie schwer einschätzen....

Mein erster Jugendroman von Tanja Janz hat mich total geflasht. Eine großartige Mischung aus romantischem Knistern, Umweltschutz und Strandfeeling, die perfekt harmoniert. Vor allem das ganz nebenbei einfließende Hintergrundwissen zu Wattenmeer, Containern und Umweltschutz bleibt nachhaltig hängen.

Aber auch die Charaktere sind klasse und überzeugend. Ein bunt gemischter, authentischer Haufen von Nebenan, der ganz ohne Bad Boy auskommt. Besonders mit Alicia werden sich viele identifizieren können. Behütet aufgewachsen ist sie anfangs noch unsicher und schüchtern. Doch das ändert sich rasch. Sie bringt sich in die Gruppe ein, lernt schnell dazu und wird spürbar selbständiger. Man merkt, wie sich durch die Zeit in der WG ihre Persönlichkeit entwickelt und sie erkennt, was wirklich wichtig ist.

Auf der anderen Seite knistert und prickelt es gewaltig. Das ist nicht nur total romantisch, sondern hat auch ein angenehmes Tempo und hat mir wahnsinnig gut gefallen. Sowieso schließt man die Leuchtturm WG sofort ins Herz.

Wer Tanja Janz bereits kennt, erwartet das typische SPO-Feeling und kommt auch hier voll auf seine Kosten. Es ist wie ein kleiner Strandurlaub. Man spürt den Schlick zwischen den Zehen, die Sonne auf der Haut und kann das Meer förmlich riechen.

"Leuchtfeuerherzen" ist ein absolutes Lesevergnügen. Der leichte, atmosphärische und bildhafte Schreibstil lädt zum abtauchen und wegträumen ein.

Eine knisternde Liebesgeschichte, mit ganz viel Sommer- und Strandfeeling, die sich nebenbei mit aktuellen Natur- und Umweltthemen befasst. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung für alle von 12 - 99 ;)

Bewertung vom 21.06.2020
Die Farben der Schönheit - Sophias Träume / Sophia Bd.2
Bomann, Corina

Die Farben der Schönheit - Sophias Träume / Sophia Bd.2


ausgezeichnet

** "Nein, ich eröffne keinen Salon", sagte ich. "Und ich arbeite auch nicht mehr für Madame Rubinstein. Ich bin hier, um meinen Sohn zu suchen." Ich erzählte ihr von dem Brief und Henny schaute mich erschrocken an. **

Ich war bereits vom ersten Teil "Sophias Hoffnung" total begeistert und konnte die Fortsetzung kaum erwarten. Und tatsächlich geht es genauso kurzweilig, interessant und unterhaltsam weiter.

Nachdem Sophia diesen mysteriösen Brief erhalten hat, reist sie nach Paris, um nach ihrem Sohn zu suchen. Das erweist sich jedoch als noch schwieriger als gedacht. Auch beruflich holpert es, so dass sie nach ihrer Kündigung bei Rubinstein die Chance ergreift sich bei Elizabeth Arden vorzustellen, die sie damals bereits von Madame abwerben wollte. Doch auch im Arden Imperium wird Sophia in eine "chemikantenfremde" Einarbeitung geschickt. Mit der Hoffnung im Hinterkopf sich irgendwann einmal in einer Niederlassung in Paris beweisen zu dürfen, nimmt sie an und arbeitet nunmehr für die ehemals größte Konkurrentin....

Band 2 knüpft beinahe nahtlos an den ersten Teil an und Corina Bomann nutzt die Überfahrt für kleine Rückblicke. Man ist also sofort wieder im Thema und mitten im Geschehen.

Das Buch umfasst den Zeitraum von 1929 bis 1934 und die Autorin baut die politischen Hintergründe dezent aber sehr geschickt mit ein; wie den Börsencrash und die darauf folgende Weltwirtschaftskrise oder den Judenhass in Deutschland und Hitlers Aufstieg. Das alles bekommt Sophia zwar mehr oder weniger nur am Rande mit, aber ich fand es großartig, dass diese Themen nicht unter den Tisch fallen - weil Sophias Leben allein schon so bewegt ist. Es geht um die Suche nach ihrem totgeglaubten Sohn, ihre Arbeit bei Elizabeth Arden, von der man persönlich in etwa so viel mitbekommt, wie damals von Madame, ihre Freundschaft zu Henny und tatsächlich auch um die Liebe, was mich sehr überrascht hat.

Sophia ist sympathisch, man spürt, dass sie stärker und reifer geworden ist, sie hat oftmals ihren eigenen Kopf, bleibt aber dennoch eine Frau ihrer Zeit. Auch die beiden Konkurrentinnen Arden und Rubinstein sind unheimlich interessant dargestellt. Vor allem die kleinen Einblicke in ihre Leben und Denkweise. Man beneidet Sophia nicht, die immer ein wenig zwischen den Fronten dieser beiden machthungrigen Frauen steckt.

Der Schreibstil von Corina Bomann ist dabei so angenehm, bildhaft, flüssig und emotional mitreißend, dass die 600 Seiten nur so fliegen.

Ja, mich hat auch der zweite Band der "Die Farben der Schönheit"-Reihe gefesselt und begeistert. Es bleibt sehr abwechslungsreich, mit unterschiedlichen Themen und Handlungsorten. Jetzt bin ich schon total gespannt auf das große Finale.

Bewertung vom 15.06.2020
Pandatage
Gould-Bourn, James

Pandatage


ausgezeichnet

** Zurück im Wohnzimmer, nahm Danny die Tassen und Teller vom Tisch. Er kippte Wills unangetasteten Tee in den Ausguss und warf seinen ungegessenen Toast in den Müll. Es war der gleiche Ablauf wie beinahe jeden Tag seit dem Unfall. **

"Pandatage" ist eines dieser ganz seltenen Bücher, die einem ganz leise tief unter die Haut gehen. Da ist diese ganz feine Melancholie, die Trauer, das Leben, das weitergeht und alles umrahmt von einem gnadenlos lakonischen Humor, so dass man trotz allem immer wieder schmunzeln muss und Danny auch irgendwo bewundert. James Gould-Brouwn erzählt die Geschichte von Danny und seinem Sohn Will mit so einer Leichtigkeit und Tiefe, die ihresgleichen sucht.

Seit Wills Mom vor über einem Jahr bei einem Autounfall ums Leben kam, hat der 11-jährige kein Wort mehr gesprochen. Danny, generell nicht grade ein Glückspilz, versucht alles, um für seinen Jungen da zusein, aber auch er hat seine Frau und beste Freundin verloren und es fällt ihm schwer von ihr zu sprechen. Als er jetzt auch noch seinen Job verliert und sowieso schon mit der Miete im Rückstand ist, kommt er auf die glorreiche Idee als Strassenkünstler im Pandakostüm aufzutreten. Will, der von alledem nichts ahnt, vertraut sich ausgerechnet diesem lausigen Panda an und beginnt zu reden.....

….und es bricht einem fast das Herz. Danny und Will sind wirklich tolle Charaktere, die beide sehr trauern, nur jeder auf seine ganz eigene Art und Weise. Und da sind sie dann, diese Momente, die trotz der charmant lakonischen Art, wie Pfeile treffen. Die Trauer, die Emotionen und warum sich jeder so verhält, wie er es seit dem Unfall tut, ist unheimlich realistisch beschrieben und ganz ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Männlich emotional halt - und wahrscheinlich kommt es deswegen umso stärker an.

Auch die Nebenfiguren, wie Dannys ehemaliger Kollege und Kumpel Ivan, einer von den ganz harten, mit weichem Kern, wenn keiner hinschaut oder die Stripperin Chrystal bis hin zum empathischen Lehrer sind absolut großartig und mit feinem Humor und Herzblut angelegt.

Es ist eine Geschichte über Vater-Sohn Beziehungen, Trauer, Verzweiflung, aber auch über Mut, Veränderungen und tiefe Freundschaft. James Gould-Bourne erzählt sie skurril, emotional, humorvoll schräg und vor allem unheimlich warmherzig und schafft es so dem Leser unter die Haut zu gehen.

Bewertung vom 14.06.2020
Die verlorene Frau
Gunnis, Emily

Die verlorene Frau


sehr gut

** "Wer hat noch gesagt, dass die Geschichte nicht mehr als ein Netz aus Lügen ist, auf das man sich geeinigt hat? Napoleon?" **

Ein spannender und zum Schluss sehr bewegender Roman.

1960: Es ist eine stürmische, unruhige Nacht, in der die 13-jährige Rebecca von einem Klopfen an der Haustür und den verzweifelten Schreien ihrer Mutter geweckt wird. Es ist die Nacht, in der ihr Vater Jacob, ein durch den Krieg gezeichneter, sehr gewalttätiger und unberechenbarer Mann, ihre Mutter zu Tode prügelt und sich t. Polizeibericht selbst richtet. Rebecca wächst daraufhin bei ihrem besten Freund Harvey und seinem Vater auf.
2014: Harvey bringt seine in den Wehen liegende Tochter Jessie ins Krankenhaus, wo sie eine kleine Tochter zur Welt bringt. Die Kleine hat eine Infektion und benötigt Antibiotika; doch noch in der Nacht verschwinden Mutter und Tochter spurlos. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Und Rebecca muss sich ihrer eigenen Vergangenheit und den tiefsten Geheimnissen ihrer Familie stellen....

Es ist mein erster Roman von Emily Gunnnis und am Ende erzählt sie eine sehr starke, emotionale Geschichte, die mich sehr berührt hat. Sie fesselt von der ersten Seite an, denn obwohl man sich einiges, was damals in besagter Nacht geschah, zusammenreimen kann, ergibt sich tatsächlich erst ganz zum Schluss ein komplettes Bild.
Die Autorin hat einen unheimlich angenehmen und flüssigen Schreibstil und erschafft dennoch fast durchgehend eine düstere, beklemmende Grundstimmung. Durch die Suche nach Jessie und dem Baby und die unglaublich oft wechselnden Perspektiven, ist die Story sehr temporeich. Aber, und dafür ein großes Lob an die Autorin, man verliert nie den Überblick, da die Abschnitte nicht nur zeitlich und zur Person zugeordnet, sondern weil die Charaktere auch unheimlich gut ausgearbeitet sind. Man hat ein sehr klares Bild von ihnen vor Augen, so dass die Perspektivwechsel - wenn auch rasant - unanstrengend sind. Manchmal waren es mir jedoch fast schon zu viele Perspektiven und ich hätte einfach gerne länger bei einer Person verweilt und dadurch auch mehr erfahren, aber so bleibt die Spannung natürlich konstant hoch.

Am besten haben mir die Tagebuchaufzeichnungen von Harriet über ihr Leben mit Jacob gefallen - eine unheimlich taffe und sehr charakterstarke Frau, die mir sofort sympathisch war und mich so manches Mal überrascht hat. Die meisten anderen Charaktere sind eher sperrig, was aber nicht minder interessant ist und sich ganz klar durch ihre jeweilige Vergangenheit erklärt.

"Die verlorene Frau" ist eine vielschichtige und sehr spannende Familiengeschichte. Man bekommt zwar immer nur bröckchenweise Einblicke, ob von Rebecca, Harriet, Harvey oder auch Iris, aber auf den letzten Seiten wenn sich langsam alles zusammenfügt, nimmt die Geschichte noch einmal richtig Fahrt auf und man mag das Buch nicht mehr aus der Hand legen, bis auch das letzte Puzzleteilchen an seinem Platz ist und eine berührende Geschichte enthüllt.