Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
julemaus94
Wohnort: 
Jena

Bewertungen

Insgesamt 423 Bewertungen
Bewertung vom 16.10.2023
Zeiten der Langeweile
Becker, Jenifer

Zeiten der Langeweile


gut

Der Titel ist Programm

Wie so oft in letzter Zeit, fängt das Buch gut an, klingt unheimlich vielversprechend und lässt dann zum Ende hin immer mehr nach in seiner Wirkungskraft und Überzeugung.

Mila hat Angst für ihre im Internet getroffenen Aussagen gecancelt zu werden und steigt aus. Was als langsames Detoxing beginnt, steigert sich nach und nach zu einem in jeder Hinsicht ungesunden Verhalten.

Ich denke, mein erstes Problem mit diesem Buch waren die ursächlichen Beweggründe der Hauptfigur. Angst vor Cancelculture kann man doch eigentlich nur haben, wenn man sich bewusst ist, etwas falsches geschrieben oder gesagt oder getan zu haben. Das Ganze Buch über konnte ich allerdings keinen Grund finden, der Milas Angst hätte begründen können.

Dementsprechend übertrieben kamen mir sämtliche ihrer Reaktionen und Gedankengänge im Verlaufe des Buches immer mehr vor. Von nachvollziehbar zu besorgniserregend innerhalb von 200 Seiten- das muss man auch erstmal schaffen.

Dabei könnte man das Thema Ausstieg aus dem Internet auf jedes andere übertragen. Die Strukturen, die hier nach und nach gebildet werden und das Gedankenkarussell, in dem sich Mila nach und nach verrennt, sind leider universell und nur deshalb ist der Roman in gewisser Weise interessant.

Allerdings muss man als Leser seine Schlüsse selbst ziehen aus dem Beobachteten und bekommt ein für meinen Geschmack viel zu offenes Ende.
Vielleicht hat mein Interesse zum Schluss auch einfach nur nicht mehr ausgereicht um sich gebührend Gedanken machen zu können.

Bewertung vom 16.10.2023
Die Schwarze Königin
Heitz, Markus

Die Schwarze Königin


gut

Mein erster Heitz

Ich weiß, ich bin ein bisschen late to the party, aber mit "Die schwarze Königin" wollte ich mir einen ersten Eindruck von Markus Heitz Schaffenskunst verschaffen (hui, Schriftsteller werd ich wohl nicht mehr). Da ich den Eindruck hatte, dass das Buch als Einzelband konzipiert war, hielt ich das für eine gute Idee. Und ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht, für alle, die bis hierhin gefolgt sind: Der Schreibstil und die Story haben mir gefallen, aber die scheinbaren Anspielungen auf frühere Bücher (anders kann ich mir manches einfach nicht erklären) waren mir am Ende zu viel.

Len ist mit einer Reisegruppe in Prag auf den Spuren seiner Familiengeschichte unterwegs, als er Hals über Kopf auf sehr lebendige Hinweise über Vampire und die schwarze Königin Barbara von Cilli stößt. Plötzlich steckt er inmitten einer seit Jahrhunderte schwelenden Auseinandersetzung verschiedener fantastischer Gestalten, die er eigentlich für reine Märchen gealten hat.

Wie gesagt, der Autor schafft es meisterhaft, die Spannung dauerhaft hoch zu halten. Einerseits wechselt er immer wieder zwischen zwei Zeitebenen, um die Geschichte von Vlad, Barabara und unserem ahnungslosen Len zu erzählen. Andererseits treten immer wieder Figuren auf den Plan, an die man nicht unbedingt sein Herz hängen sollte. Denn eines kann der Großmeister des Vampir-Grusels: Figuren unverhofft über die Klinge (oder in diesem Fall die Fangzähne) hüpfen lassen- und zwar alle, egal wie scheinbar wichtig sie für die Story scheinen.

Damit kommen wir dann auch zu den Nachteilen des Buches. Es sind einfach zu viele. Zu viele Vampirarten, zu viele Figuren und Namen. Es gibt zwar gleich zu Beginn ein Glossar, ich kann aber nicht an zwei Händen abzählen, wie oft ich zurückblättern musste um etwas darin nachzuschlagen. Man baut auch keine wirklich Bindung zu den Figuren auf, denn spätestens nach ein paar Kapiteln hat man realisiert, dass das eh keinen Sinn hat.

Und macht die Story zu Beginn auch noch wirklich viel Spaß und enthüllt auch verhältnismäßig viele Fakten und Infos, so bekommt man gegen Ende immer mehr das Gefühl, dass einem entscheidende Infos oder Beziehungen fehlen. Da wird der Fan-Service scheinbar zu groß und er will wohl noch ein paar alte Bekannte einfügen. Es fällt ab und zu der Begriff "Kinder des Judas", was wie ich Recherchegenie dann herausgefunden habe, eines der früheren Werke des Autors ist.

Wie wichtig Vorkenntnisse aus seinen früheren Büchern letztlich sind, kann ich nur schwer einschätzen. Mein Lesevergnügen hat aber definitiv unter dem gefühlten Unverständnis gelitten.

Zum Schluss kommt dann noch ein für mich unbefriedigendes Ende, dass manchen wohl die Hoffnung auf eine Fortsetzung macht. Für mich klang es eher wie eine Drohung. Noch mehr möchte ich über die (gefühlt) tausend verschiedenen Vampirclans irgendwie dann doch nicht lesen.

Bewertung vom 31.08.2023
Prophet
Blaché, Sin;Macdonald, Helen

Prophet


gut

Verwirrende Dialoge

Dieses Buch möchte so vieles sein, einiges davon erreicht es, anderes nicht.

In einer Mischung aus Roman und Thriller verfolgen wir Sunil Rao und Adam Rubenstein dabei, wie sie die Vorfälle um plötzlich aufgetauchte nostalgische Objekte aufzulösen versuchen. Rao nutzt dabei seine Fähigkeit jegliche Art von Unwahrheit zu spüren, lediglich Adam ist sein Blinder Fleck.

Die Geschichte an sich und die Ermittlungsarbeit der beiden Männer haben mir gefallen. Es ist spannend, den Untersuchungen zu folgen. Allerdings werden diese sehr stark gestreckt und verschwinden immer öfter unter ziemlich belanglosen und teilweise verwirrenden Gesprächen.

Hier sollte eigentlich ein sprühender Humor im Vordergrund stehen, für mich war dieser leider nicht spürbar.

Auch die Figuren wirken teilweise blass und kantig oder sperrig. Gerne hätte ich mit den beiden Hauptfiguren mehr mitfiebern wollen, allerdings hat es mich emotional überhaupt nicht gepackt.

Fazit:
Es hätte spannend und außergewöhnlich sein können, aber die vielen Anspielungen allein reichen leider nicht aus.

Bewertung vom 31.08.2023
Das Restaurant der verlorenen Rezepte / Die Food Detectives von Kyoto Bd.1
Kashiwai, Hisashi

Das Restaurant der verlorenen Rezepte / Die Food Detectives von Kyoto Bd.1


sehr gut

Verführerisch lecker

Von einem Buch über ein japanisches Restaurant kombiniert mit einer Detektei kann man so einiges erwarten. Für mich war damit auf jeden Fall die Hoffnung auf japanische Gerichte verbunden. Und genau das habe ich bekommen: eine Ode ans Essen und Genießen!

Der ehemalige Polizist Nagare führt gemeinsam mit seiner Tochter Koishi ein kleines versteckt liegendes Restaurant in Kyoto. In sein kleines Reich kommen Menschen auf der Suche nach fast vergessenen Gerichten und Geschmäckern und er findet sie für sie.

Das Konzept ist einfach und während man die Familie dabei beobachtet, wie sie für sechs verschiedene Menschen zum Detektiv werden, wiederholen sich einige grundlegende Strukturen. Das könnte für den nachlässigen Leser schnell langweilig und wenig fesselnd wirken.

Doch der (nicht so) heimliche Star des ganzen Buches ist die Liebe zum Essen und Kochen, die Nagare jedem Gast gegenüber zeigt. Bei der Beschreibung der vielfältigen, teilweise fast schon ausschweifenden Gerichte lief mir regelmäßig das Wasser im Mund zusammen und die Sehnsucht nach dem kulinarischen Japan wuchs mit jedem Kapitel.

Was der Schreibstil teilweise an Komplexität vermissen lässt, findet man in der Beschreibung der Gerichte und Zutaten wieder. Die Liebe sowohl für die Küche als auch das Land sprechen aus jeder Zeile.

Und ganz nebenbei lernt man auch noch etwas über die Kultur und Lebensweise Japans. Also alles in allem ein wirklich lesenswertes kleines Loblied auf den japanischen Geschmack.

Bewertung vom 12.08.2023
Fourth Wing / Flammengeküsst Bd.1
Yarros, Rebecca

Fourth Wing / Flammengeküsst Bd.1


sehr gut

Schwächelndes Ende

Eigentlich bin ich aus dem Alter raus, in dem ich schmachtend schnulzige NA-Fantasyschinken verschlungen habe, aber ab und zu gebe ich einem dann doch nochmal eine Chance. Und was soll ich sagen? Meine Befürchtungen wurden mal wieder bestätigt.

Die Story um Violet, die ungewollt ans Drachenreitercollege angemeldet wird und dabei gefährliche Prüfungen bestehen und überleben muss, während sie einerseits vom besten Freund unterstützt und vom heißen, aber bedrohlichen Bad Boy Xaden abgelenkt wird, klingt auf den ersten Blick austauschbar.

Und wenn man ehrlich ist, bleiben der Plot und die Figuren in ihren groben Zügen auch sehr beliebig.

Trotzdem schafft es die Autorin dank ihres packenden Schreibstils, dass man über viele (und es sind eigentlich viel zu viele) Seiten darüber hinwegsieht, dass die Details zwar gut ausgearbeitet, die Story an sich aber nur wenig neues bietet.

Das lag für mich vor allem daran, dass mir Violet über weite Strecken sympathisch blieb (wenn ihr mal nicht gerade wieder das Hirn bei Xadens Anblick ins Höschen gerutscht war).

Leider konzentriert sich die Story gegen Ende zu sehr auf das Dreiecks-Hinundher der drei Hauptfiguren und verpasst es dabei, den relativ abgeschlossenen Schulkosmos in ein Gesamtkonzept dieser Welt einzubetten, in der zwei Länder gegeneinander Krieg führen mithilfe von Drachen (die Guten) und Greifen (die Bösen).

Auch wenn das Buch mit einem vielversprechenden Cliffhanger endet, war das letzte Drittel des Buches deshalb etwas enttäuschend für mich.

Und wenn ich jetzt höre, dass es noch weitere vier Fortsetzungen geben wird, die vermutlich alle in demselben Umfang daher kommen, bin ich skeptisch, ob ich bis zum Ende durchhalten werde.

Bewertung vom 12.08.2023
Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


gut

Wer ist hier der Star?

Hach ja, der T.C. hat irgendwie ein Händchen dafür, sich die interessantesten Themen für seine Bücher auszusuchen und in einen wissenschaftlich fundierten und gut recherchierten Roman zu verwandeln. Auch sein neuestes Werk ist ein Füllhorn an Klimaschutzthemen und anderen "Nebenwirkungen".

Familie Cullen wohnt in einem Amerika der nahen Zukunft. Die Elter Frank und Ottilie sowie ihr Sohn Cooper leben im hitzeüberfluteten Kalofornien, während Tochter Cat mit ihrem Partner Todd in Florida gegen ständige Regenfälle und ein verrückt spielendes Meer kämpft.

Eigentlich solles also ums Klima gehen bzw um dessen Auswirkungen, die immer extremer und vor allem unvorhersehbarer werden. Mit Sohn Copper und seiner wissenschaftlichen Arbeit, bei der er sich mit verschiedenen Faltern und Käfern beschäftigt, kommt noch ein weiterer Aspekt dazu.

Insgesamt fragt man sich aber immer öfter, wo denn nun eigentlich der Fokus liegt. Auf der verrückt spielenden Welt oder der noch verrückter agierenden Familie. Keine Ahnung ob sie einfach nur überspitzt gezeichnet werden, um dem Wetter eine Bühne zu bieten oder was und der Autor damit sagenn möchte. Aber er schafft es irgendwie immer wieder, noch einen draufzusetzen.

Das mag anfangs noch unterhaltsam sein, wird gegen Ende aber etwas ermüdend und zu viel. Zudem kann ich zu den Figuren nru schwer eine Bindung aufbauen, weshalb mich ihr Schicksal zum Schluss nur noch peripher tangiert.

Dabei wird das Buch trotzdem nie langweilig, weil Herr Boyle einfach einen großartigen Schreibstil hat und es schafft, mit verschiedenen Kniffen die Spannug konstant hoch zu halten.

Finde ich das Buch toll? Nicht so ganz. Würde ich trotzdem wieder nach einem buch von T.C. Boyle greifen? Absolut!

Bewertung vom 12.08.2023
Nachts erzähle ich dir alles
Landsteiner, Anika

Nachts erzähle ich dir alles


gut

Sprachlich toll

Ich hab so meine Probleme mit Anika Landsteiner, die sich auch mit ihrem neuen Buch wieder bestätigt haben. Dabei finde ich ihre Bücher per se eigentlich nicht schlecht. Ich kann ihnen sogar sehr viel Positives abgewinnen, weshalb ich es ja überhaupt immer wieder mit ihnen versuche. Und doch schafft sie es einfach nicht mich vollends zu überzeugen.

Dabei klingt die Geschichte von Lea, die sich eine dringend benötigte Auszeit von ihrem Münchner Cafe nimmt und ins Ferienhaus der Familie nach Südfrankreich flieht, grundsätzlich Interessant. Dort trifft sie erst auf die Freundin ihrer Mutter, die sich ums Haus kümmert, und auf eine junge Frau, die sich nachts heimlich in ihren Garten stiehlt. Als diese am nächsten Morgen tot aufgefunden wird und plötzlich deren Bruder auf der Matte steht und nach Antworten sucht, verändert das auch für Lea so einiges.

Das könnte der Beginn eines spannenden Krimis sein, ist aber vielmehr der Auftakt für eine Sinnsuche und einen Selbstfindungstrip mit zarter Liebesgeschichte. Dementsprechend hat mir zwischendurch etwas die Spannung und der Antrieb gefehlt.

Dafür wird man aber mit einer tollen Bildsprache und ganz viel Flair belohnt. Das Buch kommt mit seinem Südfrankreich-Touch genau richtig für den Sommerurlaub und ist gerade tiefgründig genug um nicht ins Kitschige abzudriften.

Neben dem erwartbaren Gerede über (Familien-)Beziehungen werden sogar ziemlich ernste Themen aufgegriffen und auf sehr einfühlsame Weise eingebunden.

Trotzdem bin ich mit den Figuren nicht so gänzlich warm geworden und die Entwicklung der Beziehung zwischen Emile und Lea ist einfach zu vorhersehbar.

Insgesamt bekommt man also einen interessanten Sommerroman in wundervoller Sprache geboten.

Bewertung vom 31.07.2023
Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2
Yokomizo, Seishi

Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2


sehr gut

Mörderische Insel

"Mord auf der Insel Gokumon" ist der zweite Band einer 77-teiligen Krimiserie rund um Privatdetektiv Kosuke Kindaichi. Der Blumenbar-Verlag legt mit diesem schon das zweite Buch des 1981 verstorbenen Autors in wunderschöner Neuaufflage vor und lässt damit die Krimiherzen höherschlagen.

1946, der Krieg ist endlich vorbei, verschlägt es Privatermittler Kindaichi auf die Insel Gokumon, wo er den letzten Willen seines verstorbenen Kameraden Chimata erfüllen möchte. Dieser fürchtet nach seinem Tod um das Leben seiner drei Schwestern und hofft, dass sein Freund eine Katastrophe verhindern kann.

Ich liebe die detailreichen, kniffligen, aber auch etwas nüchternen Krimis der 70er Jahre und "Gokumon" erfüllt so ziemlich alle Kriterien.

Die Story ist wendungsreich, der Autor lässt sich sehr viel Zeit für die Beschreibung des ganzen Inselsettings und aller Figuren und Begebenheiten.

So lernt man ganz nebenbei auch noch etwas über die japanische Kultur und Gesellschaft. Das Ganze wird noch dadurch erleichtert, dass es ein ausführliches Glossar und Personenregister gibt (was bei der Vielzahl an Figuren auch nicht verkehrt ist).

Mit Kindaichi hat man hier auch noch einen ziemlich sympathischen, zurückhaltenden Ermittler, der sich selbst nicht zu wichtig nimmt und lieber im Hintergrund als Beobachter fungiert. Er ist sich nicht zu schade, mit den örtlichen Polizeibeamten zusammenzuarbeiten.

Insgesamt merkt man dem Krimi bei manchen Formulierungen sein Alter an, nichts destotrotz ist er aber zeitlos genug, um auch die heutige Leserschaft fesseln zu können.

Bewertung vom 31.07.2023
Mattanza
Fabiano, Germana

Mattanza


ausgezeichnet

Untergegangene Traditionen

In erster Linie versteht man unter dem Begriff Mattanza eine Methode des traditionellen Fischfanges vor den Küsten Siziliens und Sardiniens. Welche Bedeutung diese Tradition aber für die Bewohner der Inseln und Küstendörfer darüber hinaus besitzt, beschreibt die Autorin Germana Fabiano in ihrem schmalen Buch sehr eindrücklich.

Nora wird als letzte Nachkommin des von allen geschätzten Rais 1960 auf der Insal Katria geboren. Von Anfang an ist ihre Rolle in der Familie und im Dorf festgelegt. Sie wird einmal ihren Großvater als Anführerin der Mattanza ablösen und damit das Schicksal aller Menschen auf der kleinen Mittelmeerinsel bestimmen.

Das klingt erst einmal pathetisch und etwas übernatürlich. Wie groß jedoch wirklich die Rolle des Fischfanges für alle im Dorf und auf der Insel früher einmal war und wie sehr alle von dieser Tradition abhingen, beschreibt die Autorin dicht gepackt auf gerade einmal 192 Seiten.

Wenn es sich anfangs noch wie ein idealer Sommerroman über das traditionsreiche Leben auf einer sonnigen Insel liest, verändert sich der Tenor von Kapitel zu Kapitel, wobei jedes Kapitel einer anderen Jahreszahl zugeordnet ist und man eine jahrzehntelange Entwicklung stark verdichtet miterlebt. Nach und nach treten immer ernstere Themen in den Vordergrund und man versteht so langsam die Existenzängste, die die in ihrer Tradition verankerten und gleichzeitig von ihrer Tradition abhängigen Menschen durchleben müssen.

"Mattanza" vermittelt zwischen den Generationen und weckt das Verständnis für Menschen, die von der Politik und den Medien übersehen und vergessen werden. Ein wirklich großartiges Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte!

Bewertung vom 31.07.2023
Treacle Walker
Garner, Alan

Treacle Walker


gut

In einem Wort: Seltsam

Bei manchen Büchern muss man hinter die wunderschöne Fassade blicken und erkennen, dass sich dahinter eine vollkommen andere Welt verbirgt. "Treacle Walker" ist ein solches Buch. Das Äußere ist geschmückt mit einem wunderschönen, fantasievollen Cover und einer Reihe von vor Begeisterung übersprudelnden Blurbs, die Lust auf dieses Buch machen. Kleiner Spoiler: aus meiner Sicht halten sie ihr Versprechen nicht!

Der Junge Joe lebt allein in einem alten Fachwerkhaus, als eines Tages der Lumpensammler Treacle Walker vor dem Haus hält und ihm einen Schuerstein und ein kleines Döschen zum Tausch anbietet. Ab diesem Punkt verschwimmen Realität und Traum, sowohl für Joe als auch für den Lesenden.

Es wundert mich wirklich nicht, dass hier die Meinungen so stark auseinander driften. Auf diese Geschichte muss man sich einlassen, vielmehr fallenlassen und sich damit abfinden, dass man nicht alles verstehen wird.

Schon allein die zeitliche Einordnung fällt sehr schwer, da sich altertümliche Sprache und Motive mit eher neuzeitlichen Einsprängseln vermischen.

Zudem handelt es sich hier eher um eine Kurzgeschichte, man jagt also förmlich durch die verschiedenen aneinandergereihten Bilder und verzichtet zwangsläufig auf ausufernde Erklärungen udn Erläuterungen.

Der Vergleich mancher Rezensenten mit Alice im Wunderland ist wirklich nicht von der Hand zu weisen, denn verrückt und angedreht wird es immer wieder und zum Schluss bleibt man etwas ratlos zurück.