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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Anja12
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2022
Omi, ich bin jetzt vegan!
Vochezer, Angelique

Omi, ich bin jetzt vegan!


sehr gut

Dieses Buch füllt auf ganz liebevolle Weise eine Marktlücke. Mit der Zunahme des Veganismus in unserer Gesellschaft gibt es viele Geschichten wie die, welche die Autorin von ihrem Weg in diese Ernährungsform zu berichten weiß. Die Vielfalt tierproduktfreier Rezepte insbesondere außerhalb der in Deutschland landläufigen und traditionellen Hausmannskost ist groß. Aber wie steht es nur mit Omas alten, gut bürgerlichen Rezepten? Gerade für traditionelle Kost funktioniert das Finden veganer Alternativen in erster Linie, indem tierische Produkte durch pflanzliche ersetzt werden: Hack durch veganes Hack, Ei gegen Eiersatz, Butter gegen Margarine und Milch gegen pflanzliche Milchalternativen. Und dieses Prinzip, verständlich für traditionsbewusste Köch*innen, sinnbildlich die Omis, praktiziert auch dieses Rezeptbuch. Darüber hinaus entsprechen die vorgestellten Rezepte für gefüllte Paprikaschoten, Kohlrouladen oder Kuchen dem Standard und sind nicht in besonderer Weise der Gourmetküche angehoben worden; eben einfach bodenständig, wie bei Omi. Die Fülle der Rezeptideen reicht über alle Kategorien wie Suppen, Hauptgerichte und Backwaren, inklusive der Weihnachtsbäckerei.
Das Buch schafft es nicht, für vegane Lebensweise zu überzeugen. Aber es schafft, sie zu erklären und traditionelle Küche umzuschreiben. Dabei bleibt das warme Gefühl, dass dieses Buch in der Tat für die und mit der Omi geschrieben wurde, um eine Brücke zu bauen nach der womöglich verunsichernden Ankündigung „Omi, ich bin jetzt vegan“.
Ein tolles Buch, wirklich für Omis, die ihren Enkelinnen und Enkeln etwas Leckeres aus der Kindheit kochen möchten und dafür eine erste Anleitung brauchen. Für mich als eingeFLEISCHte Veganerin war allerdings wenig Neues dabei.

Bewertung vom 21.09.2022
Stachlige Eltern und Schwiegereltern
Berger, Jörg

Stachlige Eltern und Schwiegereltern


ausgezeichnet

Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis zeigt bereits auf: Hier geht es um nahezu alle belastenden Verhaltensweisen von (Schwieger-)Eltern gegenüber ihren Kindern. Abwertung, Blendung, Bestrafung, Vermeidung, Grenzüberschreitung, Einschüchterung etc. Das Buch trägt somit dazu bei, unangenehme und belastende Verhaltensweisen von (Schwieger-)Eltern zu kategorisieren und Betroffenen Lösungsansätze aufzubereiten. Dazu führt Jörg Berger zu jeder Kategorie von Umgangsproblemen mögliche und aufklärende Ursachen auf, benennt Auswege und gibt auch verständliche und passende, vorformulierte, beispielhafte Formulierungen vor, die so in etwa gut gesagt werden können. Oft ändert sich nach solchen Aussagen, Verhaltensänderungen oder Kontrapunkten bereits etwas an der Beziehung und entlastet die Betroffenen. Berger denkt auch mit, wie ausgeprägt die jeweilige Eltern-Kind-Problematik ist und welche Grenzen die einzelnen Betroffenen möglicherweise ziehen sollten. Abschnitte über Bezüge zur christlichen Ideologie sind gekennzeichnet und ich habe sie als Ergänzung meines Wissenshorizontes gelesen, als Bereicherung empfunden. Man kann sie aber getrost überblättern. Die Einlassungen Bergers könnten, genauso wie das Buch sie präsentiert, die Ergebnisse von Coachingsitzungen sein, die sofort umgesetzt werden könnten. Allein die zum Teil auch sehr komplexen Situationen in Familien zu analysieren und individuelle Besonderheiten und Befindlichkeiten zu beachten, kann der Autor selbstverständlich nicht bearbeiten und somit in tiefgehenden oder umfangreichen Problemlagen den Coach oder Therapeuten nicht ersetzen. Überall da, wo eine sachliche Einsicht aus dem Konflikt mit den (Schwieger-)Eltern führen kann, setzen die Ausführungen an.
Auffällig ist in diesem Buch die Wertschätzung, die der Autor trotz aller Stachligkeit den (Schwieger-)Eltern entgegen bringt, wobei aber zugleich auch eine große Empathie für die betroffenen (Schwieger-)Kinder ausgestrahlt wird. Damit trägt das Buch zum Brücken Bauen in Familien bei, wo noch Fundamente sind. Es regt auch (Schwieger-)Eltern an, über ihre Umgangsformen mit den Kindern zu reflektieren und zu prüfen, welche Holzwege sie besser vermeiden möchten. Das Buch gibt eine für Laien klare und übersichtliche, wenn auch nicht tiefgehende Orientierung für schwierige Eltern-Kind-Beziehungen. Eine klare Leseempfehlung prophylaktisch für alle Familien und therapeutisch für alle Leidenden.

Bewertung vom 13.08.2022
Denk ich an Kiew
Litteken, Erin

Denk ich an Kiew


ausgezeichnet

Katja lebt 1930 in der Ukraine als Stalin beginnt, die ukrainische Bevölkerung auszuhungern. Katjas Vater Tato sagt da: „Es ist jedes Mal dasselbe. Seit Jahrhunderten. Jeder will die fruchtbare Erde der Ukraine für sich, und niemand will sie den Ukrainern lassen.“ Auf diese Geschichte zurückgeblickt steht der Ukraine genau dieses Schicksal wieder bevor. „Stalins Plan, die verbliebenen Ukrainer durch Terror zu zwingen, sich ihm zu unterwerfen, schien genau so zu funktionieren, wie er es sich erhofft hatte.“ Holodomor. Millionen Ukrainer verhungern. In dieser Zeit spielt die berührende, schmerzhafte und tragische Geschichte rund um Katja, die ihr Leben ab 1930 in einem Tagebuch festhält. Plastisch sehe ich als Leserin die Ereignisse vor mir, mit aller Brutalität der Worte, die Erin Litteken gekonnt wählt und Emotionen erzeugt. Mitgefühl, Fassungslosigkeit, Entsetzen. Von der ersten Zeile an konnte ich beim Lesen mitfiebern und hoffen, hoffen, hoffen, dass es Katja schaffen wird. Unterstützt wird dies schriftstellerisch gekonnt durch eine zweite Zeitebene, die 2004 in den USA beginnt und die Aufarbeitung von Katjas Geschichte durch Cassie und ihre Familie zum Kern hat. Die ukrainischstämmige Großmutter Bobby wird hier zur zentralen Figur und deren Lebensweisheiten finden auch in Cassies Leben Verankerung. Beide Zeitebenen sind geschickt miteinander verzahnt, teasern sich gegenseitig und ergeben am Ende eine gemeinsame Geschichte.
Die Historie der Ukraine mit dem Holodomor und dann dem Zweiten Weltkrieg ist bewegend, was dieses Buch aufzeigt. Seit sich 2022 der russische Überfall auf die Ukraine einreiht, wird deutlich, dass der Slogan „Slawa Ukrajini“ mehr als das ist. Ehre der Ukraine und den Menschen, die eine solche Geschichte tragen. Es wird Zeit, dass man die Ukraine dem Volk der Ukrainer lässt, ganz so wie Tato es 1930 gemeint hat.
Dieses Buch ist ein Muss in der heutigen Zeit und allen zu empfehlen, die näher in die ukrainische Geschichte eintauchen möchten, die sich für die Aufarbeitung der Verbrechen Stalins interessieren und die offen sind für menschliche Schicksale, gestern wie heute.

Bewertung vom 10.08.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


ausgezeichnet

Ela schildert kindlich ehrlich ihre Erlebnisse in den Jahren 1983 bis 1986, im Hunsrück aufwachsend. Ela erlebt ihre Familie mit ganzer Kinderseele, ohnmächtig gegen das Schicksal der Geburtsfamilie. Die Beziehung der Eltern ist geprägt vom Bodyshaming des Vaters gegen die übergewichtige Mutter, der Nichtachtung von Individualität der Mutter und dem Egozentrismus des Vaters. Wie in den 80er Jahren weit verbreitet wird das Subjekt in einer Frau weniger wahrgenommen und akzeptiert, insbesondere weil der Vater sich per se höherwertig erlebt, forciert durch das minderwertige Aussehen der Mutter aufgrund ihrer Körperfülle. Der Vater versucht ganz im Sinne einer behavioristischen Erziehung durch Herablassungen seiner Frau diese zu Diäten mit Gewichtsverlust zu bewegen. Triebfeder ist die eigene Aufwertung des Mannes durch eine angesehene Optik der Partnerin. Elas Mutter aber reagiert mit ihrem eigenen Kopf, Entscheidungen über den Vater hinweg treffend, dessen Angriffen ausweichend, auch weil heimliches Essen ihr Kompensationsmechanismus ist. Dass dieses Umfeld für Ela belastend ist, wird deutlich, indem Ela bspw. beginnt, ihre Mutter mit den Augen des Vaters abschätzig zu sehen. Auch instrumentalisiert die Mutter ihr Kind in diesem Beziehungskonflikt, bspw. indem Ela Erlebtes und ihr Mitwissen gegenüber dem Vater verschweigen solle, weil sie ja wisse, wie er ist. Auch Bemerkungen der Mutter wie „du und dein Vater. Dann fahre ich irgendwann gegen den nächsten Baum“ bezeugen die Gefährlichkeit für die Kinderseele. „In dem Kammerspiel mit Namen Familie wird das Kind nicht selten zum Blitzableiter der Kräfte, denen die Frau im Patriarchat unterworfen ist.“
Zusammen ergibt sich ein Bild von einer weit verbreiteten Form psychischer Gewalt durch Blicke, Worte, Auslassungen und der fehlenden Wertschätzung der Care-Tätigkeiten von Frauen: Elas Mutter arbeitet, versorgt zwei Kinder, eine pflegebedürftige Mutter, sorgt für den Hausbau, kümmert sich um ein Nachbarskind, studiert phasenweise nebenbei während der Vater seinem beruflichen Werdegang nachjagt. Das hier vorgelebte Beziehungsbild ist toxisch und wird schriftstellerisch geschickt begleitet. Die Kapitel der Erzählungen aus Elas Perspektive werden alternierend mit Blicken auf der Metaebene des erwachsenen Ichs der Autorin aneinander gereiht. So wird der Schmerz beim Lesen der Schilderungen zugleich therapeutisch reflexiv aufgefangen. Die Schilderungen aus kindlicher und erwachsener Perspektive sind absolut authentisch und glaubhaft, was ich aus meinen Erlebnissen in der eigenen Herkunftsfamilie mit ähnlichen Mustern wahrhaft bestätigen kann. Wer nur ein wenig Herz hat, entwickelt große Empathie für Beteiligte, die in diesem Haus leben.
Schön finde ich auch, dass hier nicht ganz deutlich wird, welche Elemente autobiographisch und autofiktiv sind. Ich gebe eine absolute Leseempfehlung für alle, die gern in das Leben anderer eintauchen, „unsichtbare“ Frauen übersehen oder als solche übergangen werden.

Bewertung vom 08.08.2022
Ruf der Fremde / Die Gärten von Heligan Bd.2
Corbi, Inez

Ruf der Fremde / Die Gärten von Heligan Bd.2


ausgezeichnet

Die Geschichte der Gärten von Heligan geht genauso zauberhaft weiter wie sie begonnen hat. Lexi, die in der Jetztzeit nach Heligan geflüchtet ist, fasst dort Fuß und Vertrauen. Sie deckt weitere Geheimnisse der Gärten und ihrer Bewohner auf. Der Erzählstrang zu Beginn des 19. Jahrhunderts nimmt die Leser mit in die Zeit der großen Pflanzenentdeckungen, spielt in Heligan und in Indien sowie Nepal. Gekonnt werden - wie schon im ersten Band - die Zeitebenen miteinander verschränkt. Dabei werden originale historische Fakten und Personen geschickt zur Fiktion erweitert, sodass ein plastisches Bild von Heligan, den Entdeckungsreisen und den Beziehungen zwischen den Menschen entsteht. Familienbande, Liebe und enttäuschte Liebe, gesellschaftliche Konventionen werden in die Erzählungen verwoben, so dass ein rundum fesselndes Buch entsteht. Ich konnte es nicht aus der Hand legen und warte gespannt auf die Fortsetzung, die dann wohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielen wird. Dieses Buch macht Lust, mehr von der Autorin zu lesen und die Gärten von Heligan zu besuchen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.08.2022
Findelmädchen
Bernstein, Lilly

Findelmädchen


ausgezeichnet

Helga ist ein Findelmädchen, das sich seinen Weg ins Leben bahnt. Helga ist stark, mutig, hält aus und durch, hat Biss. Helga hat ein großes Herz, kämpft für Gerechtigkeit und gegen die Unbilden ihrer Zeit, der Nachkriegszeit in Köln. Helga ist ein Vorbild für alle Mädchen und ermöglicht mit der Brille der heutigen Zeit mehr wertzuschätzen, was Menschen wie Helga und ihre Nachfolgenden für unsere Gesellschaft erreicht haben.
Emotional intensiv, warm und absolut mitreißend erzählt Lilly Bernstein rührselige Schicksale nach Ende des Krieges verwoben in einem Beziehungsgeflecht rund um die Protagonistin, das Findelmädchen Helga. Dabei wird der Kontext der 1950er Jahre mit bspw. all seinem Alltagsrassismus, seiner Prüderie aber auch seiner Aufbruchstimmung ebenso wie die lokalen Begebenheiten in Köln so unterstützend verarbeitet, dass zusammen mit dem Erzählstil ein plastisches Bild beim Lesen entsteht, das mich voll eingesogen und mitgenommen hat. Der Aufhänger der Story, Helgas Wunsch auf ein Gymnasium zu gehen, ist dabei nur der Anfang und eine Aussage über Helgas Fähigkeiten und Sehnsüchte. Die Fortschreibung der Story ist wendungs-, ebenso facettenreich und völlig lesenswert. Jede Seite lohnt sich. Wer die Zeit der Kofferradios, Petticoats und Milchbars noch kennt oder ersehnt, findet hier Lesefutter. Das Buch ist ein Muss für alle Fans historischer Romane und von Geschichten über starke Frauen.

Bewertung vom 16.07.2022
Das Leuchten vergangener Sterne
Fischer, Rena

Das Leuchten vergangener Sterne


ausgezeichnet

Ein Buch so leuchtend wie die Sterne

Nina reist als Unternehmensberaterin beruflich nach Andalusien. Daraus könnten viele Bücher erwachsen. Speziell dieses konnte ich aus vielen Gründen wirklich nicht aus der Hand legen.
Rena Fischer zeichnet zu Beginn das glaubhafte Bild dreier Protagonisten, aus dem sie aufbauend auf einen fabelhaften Plot eine komplexe, wendungsreiche und ausgenommen spannende Story kreiert. Die Autorin versteht es dabei, Handlungsstränge und Erzählperspektiven geschickt und gezielt zu verschränken, um den Spannungsbogen weiter wie einen Flitzebogen anzuziehen. Der Kontext der Handlung ist so facettenreich, dass hier Liebhaber von Reiseliteratur nach Andalusien ebenso auf ihre Kosten kommen wie Liebhaber historischer Stätten und Ausgrabungen, Krimis oder auch romantischer Lektüre. Am Ende bin ich interessierter an Archäologie, die die Autorin durch fundierte Recherche aus der romantisierten in eine sachgerechte Vorstellung hebt und zugleich mit historischem Kontextwissen beispielsweise über Phönizier verknüpft. Meine Reiselust auf Andalusien ist aufgrund der brillanten Beschreibungen des Landes geweckt. Und bis zum fulminanten Ende des Buches, das noch lange nachhallt, berührte mich die Entwicklung der Protagonistin Nina ausgehend von der Businessfrau im Beziehungschaos mit den Konkurrenten Taran und Orlando. Ob Nina diesen einen Menschen findet, der ihr zeigt, „wie hell vergangene Sternstunden der Menschheit immer noch am Firmament unserer Gegenwart leuchten und welche Bedeutung sie für uns heute haben“? Absolut lesenswert!

Bewertung vom 10.07.2022
Die Zärtlichkeit der Wellen
Janek, Ella

Die Zärtlichkeit der Wellen


ausgezeichnet

Liebe ist nicht einfach, kann aber wahr werden. Mit viel Authentizität in der Story, der Sprache und der Recherche der örtlichen Begebenheiten nimmt uns Ella Janek mit auf die Reise einer Frau in der Mitte ihres Lebens. Andrea hat wie alle Frauen in ihrem Alter schon ein Leben hinter sich, meistert ihren Alltag mit Beruf, Sohn, Schwiegertocher und Enkelin… und wird von Amors Pfeil erwischt. Dies kann nach diesem Leben nicht ohne Turbulenzen verlaufen, die in diesem Buch auf besonders spannende und zum Teil klischeehafte Weise geschildert werden. Beim Lesen entwickelte ich eine große Empathie für Andrea, erlebte ihre Emotionen mit und genoss die Spannung, ja sogar ein bisschen Thrill, welche geschickt so eingewoben wurden, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Für mich ein Lesegenuss an einem lauen Urlaubstag, am besten am Meer. Seichte und echte Unterhaltung. Eine Lektüre insbesondere für alle, die den Glauben an die große Liebe auch im späteren Alter nicht aufgeben wollen.

Bewertung vom 06.07.2022
Die Champagnerfürstin
Fabiani, Annette

Die Champagnerfürstin


ausgezeichnet

Veuve Clicquot und Pommery schmecken und in diesem Buch erfahren die Leserinnen und Leser, wie es dazu kam. Zwischen historisch belegter Realität der Jahre 1789 und 1889 wird fiktiv die Geschichte von Barbe-Nicole Clicquot-Ponsardin verwoben mit dem Leben von Jeanne-Alexandrine Pommery erzählt. Das Buch entführt in zwei Zeitebenen in die Stadt Reims, die Kreidehöhlen, die Weinberge, Lagerkammern und Herrenhäuser. Es nimmt die Leserinnen und Leser mit in die Welt des Schaumweins, festgeschnürter Korken und berstender Flaschen, es entführt zu den unterschiedlichen Geschmäckern der Nationen, ebenso wie in die entbehrungsreichen und geschäftszehrenden Auswirkungen der Kriege seiner Zeit. Verstrickt wird die lehrreiche Lektüre mit einer berührend erzählten Liebesgeschichte, beeinträchtigt von gesellschaftlichen Konventionen und den Unbilden der 100 Jahre nach der Französischen Revolution. Ein Mutmachbuch über zwei großartige Frauen, die ihrer Zeit voraus waren und sinnbildlich stehen für die Stärke und das Potenzial von Frauen zu jener, aber auch der heutigen Zeit. Und es ist ein Buch für Liebhaber des guten Champagners, für Brauende und Genießende, die mehr wissen wollen und die dies nicht nur auf der Sachebene erleben möchten.

Bewertung vom 06.07.2022
Die Familie
Krupitsky, Naomi

Die Familie


sehr gut

Die Familie steht sinnbildlich nicht nur für die Herkunftsfamilien der Freundinnen Antonia und Sophia sondern auch für die Mafia. Und ebenso bildlich bleibt der ganze Roman in seiner Sprache. Die Autorin kann kunstvoll, hochwertig und malend durch Worte Bilder erzeugen, die dem Buch einen bezaubernden Charme geben. Wunderbar, entzückend und beredt initiiert die Sprache bei mir Vorstellungen vom Brooklyn der 30er bis 40er Jahre, ein veritabler Genuss beim Lesen. Dieser hochwertige Sprachstil setzt sich leider nicht in der Story des Romans fort. Die Coming-of-Age-Geschichte ist schnell erzählt. Wuchtige Wendungen, Spannungsbögen und Nervenkitzel darf man höchstens gegen Ende erwarten. Das Buch kommt ohne Thrill aus, lebt in seichtem Plott. Das schmälert meinen Lesegenuss jedoch kaum, kommt aber auch nicht an Elena Ferrante heran.
Dieses Buch ist eine Meisterleistung der Sprach- und Übersetzungskunst, empfehlenswert für alle Liebhaberinnen und Liebhaber der Deutschen Sprache, die auch ohne Hochspannung Literatur genießen können.