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Mel.E
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Mein Blog: http://melbuecherwurm.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1270 Bewertungen
Bewertung vom 07.11.2020
Aller guten Dinge sind zwei
McFarlane, Mhairi

Aller guten Dinge sind zwei


sehr gut

Charmantes Liebeschaos

Eigentlich wird im Klappentext des Romans "Aller guten Dinge sind zwei" schon sehr viel angedeutet, sodass wenig Überraschungsmomente zu finden sind. Wäre jetzt nicht eine ganz bezaubernde Protagonistin und ein echter Womanizer im Detail beschrieben, hätte ich den Roman vielleicht zur Seite gelegt. Ich war allerdings sogleich in die gehörnte Laurie verliebt, da sie einfach so viel Stärke besitzt und sich aus ihrem Herzschmerz herauskämpft, sodass ich die Story, wenn auch verrückt und absolut vorhersehbar komplett genoss.

Der Roman fiel mir auf diversen Buchportalen immer wieder ins Auge und manchmal brauche ich einfach Kitsch und Klischees in Romanen, sodass ich mich freute, diesen Roman lesen zu dürfen. Ich habe es nicht bereut, denn auch wenn die Story genau die Wendung nimmt, die ich ab der ersten Seite erwartet habe, gibt sie dennoch ganz viele Momente zum Dahinschmelzen. Laurie steht vor den Scherben ihrer Beziehung und statt des Heiratsantrages bekommt sie das Liebes - Aus, wobei ich es unfassbar fies fand, was ihr Ex ihr dann noch zumutet. Laurie ist aber definitiv eine starke Persönlichkeit, die sich nicht so schnell unterkriegen lässt, nachdem der Liebeskummer überstanden ist, natürlich. Alles andere wäre nicht glaubhaft, denn die immerhin war Dan ihre erste große Liebe. Leider aber nicht der Mann für Ehe und Kinder. Angeblich bekommt er kalte Füße. Ha, ha, ha. Wie gut, das sich Jamie Laurie annähert und ihr ein interessantes Angebot unterbreitet, nichtsahnend, das nun alles komplizierter wird.

Ich spreche sehr gerne eine Leseempfehlung aus, da ich mich einfach wohlfühlte während des Lesens. Laurie muss man einfach mögen und daher freue ich mich, das sie sich selbst findet und auch erkennt, wie viel ihr in der Beziehung mit Dan gefehlt. Manche Neuanfänge lohnen sich einfach, auch wenn es am Anfang so erscheint, als würde einem das Herz aus der Brust gerissen.

****

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.11.2020
Aus dem Schatten des Vergessens / Victor Lessard Bd.1
Michaud, Martin

Aus dem Schatten des Vergessens / Victor Lessard Bd.1


sehr gut

Gelungenes Konstrukt des Spannungsaufbaus

"Aus dem Schatten der Vergessens" ist insgesamt ein sehr gelungener Krimi, der nicht einen Moment lang vorhersehbar war. Gut gefallen hat mir insbesondere das Konstrukt des Spannungsaufbaus, da es sacht und hochkarätig agiert und es dem Autor gelingt, nicht zu erschlagen durch Informationen, sondern eher sanft, immer mehr Details aufzudecken vermag. Letztendlich erscheint auch der Titel passend, denn die Vergangenheit ist es, die dazu führt, das die Morde ganz zu Beginn nicht nur Fragezeichen bei den Ermittlern auslösen, sondern auf psychologischer Ebene fast schon eine Sinnhaftigkeit beinhalten, um innerlich zur Ruhe zu kommen. Nicht immer ist das, worauf man verzichtet einen Mord wert, aber hier und da kommt bei mir als Leserin fast schon so etwas wie Verständnis hinzu.
Die Ermittler Victor Lessard und dessen Kollegin Jacinthe sind interessant gezeichnet, denn auch wenn sie zwei völlig unterschiedliche Charaktere sind ergänzen sie sich gut. Als Persönlichkeiten definitiv nicht langweilig, was mir wirklich sehr zugesagt hat.
Ich fand allerdings, dass der Krimi ein klein wenig zu lang war und es hier und da doch hätte gekürt werden können. Natürlich ist es das Ziel eines Autors, so viel Details wie möglich unterzubringen, aber es war eben nicht alles spektakulär und hat mich manches Mal das Buch zur Seite legen lassen, weil ich den Anschluss verloren hatte. Schreib - und Sprachstil sind allerdings hochkarätig, sodass "Aus dem Schatten der Vergessens" definitiv eine Leseempfehlung verdient hat. Was ich als bezeichnend empfand waren die Einblendungen auf das Attentat J.F. Kennedys, dieses schürte meine Neugier mehr und mehr. Die Person des Obdachlosen hätte meiner Meinung nach ein klein wenig mehr Raum einnehmen können, aber im Prinzip bin ich bis auf Kleinigkeiten, die ich auch angemerkt habe, sehr zufrieden gestellt worden. Ein sehr komplexer Krimi, der definitiv einen Sog aufbaute, dem ich mich schwer entziehen konnte. Wäre hier und da gekürzt worden, hätte meine Begeisterung keine Grenzen gekannt.

Bewertung vom 05.11.2020
Der Buchspazierer
Henn, Carsten Sebastian

Der Buchspazierer


sehr gut

Erster Satz des Romans "Der Buchspazierer":
"Es heißt, Bücher finden ihre Leser - aber manchmal brauchen sie jemanden, der ihnen den Weg weist."

"Der Buchspazierer" erzählt auf liebenswerte und unterhaltsame Art von der Liebe zum Buch. Hierzu nutzt der Autor einen älteren Herren, der während seiner Buchspaziergänge ein Mädchen kennenlernt, die ihn nicht nur begleitet, sondern sehr wichtig wird, durch ihre sehr offene und auch forsche Art. Bevor Schascha in das Leben von Carl tritt, hat er wenig Kontakte zu den Menschen, zu denen er Bücher austrägt wie ein Zeitungsbote. Passgenau zu den Vorlieben der jeweiligen Person, denen er Namen aus Büchern gibt, da sie augenscheinlich zu diesen harmonieren. Letztendlich zerschlägt sich der einen oder andere Name, wobei Schascha an diesen Umständen nicht schuldlos ist. Sie ist für diesen Roman absolut wertvoll, denn wer ist ehrlicher als ein Kind? Hinzukommt, das sie sensibel genug ist, um hinter die Kulissen der jeweils belieferten Person blicken kann. Es ist nicht nur das Buch was bereichert, sondern auch der Kontakt der entsteht, was vorher eher oberflächlich geblieben ist. Schascha schafft es Menschen zusammenzubringen, die einsam sind oder eben auch Defizite haben, die ausgeglichen werden können.

Mir hat es sehr gefallen, Carl und Schascha einige Seiten lang zu begleiten, denn für mich waren die 224 Seiten viel zu schnell gelesen, da ich mich in Personen und Story wirklich ein klein wenig verliebt habe. "Der Buchspazierer" ist regelrecht magisch, da trotz aller Schwierigkeiten die entstehen Carl lernt, das es unumgänglich ist, seine Nase nicht nur in Bücher zu stecken, sondern manchmal auch in die Angelegenheiten anderer, um dort einschreiten zu können und Hilfe anzubieten. Jede Person die Carl beliefert trägt ihr ganz persönliches Päckchen und auch wenn Carl jedes auszuliefernde Buch mit Liebe ausgesucht und verpackt hat. sieht er irgendwann mit Schaschas Augen und kann somit Dinge verändern. Ein alter Mann und ein Kind, so wie es das Cover darstellt sind Protagonisten dieses wirklich ganz bezaubernden Romans, der aufzeigt, das man manchmal einfach etwas wagen sollte.

Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da diese sehr warmherzige Geschichte sich nicht scheut auch von Tabuthemen zu berichten. Besonders faszinierend empfand ich Carls Weisheit und Schaschas Forschheit, die miteinander ganz wunderbar agieren. Vielleicht sollten wir mehr Bücher verschenken, um es so zu handhaben wir Carl? Vielleicht sollten wir einfach Menschen sehen und nicht wegsehen?
„Wenn man ein Buch geschenkt bekommt, das der Schenker wirklich liebt, überträgt sich etwas von dieser Liebe.“

Bewertung vom 04.11.2020
Die Hornisse / Tom Babylon Bd.3
Raabe, Marc

Die Hornisse / Tom Babylon Bd.3


sehr gut

"Die Hornisse" ist der dritte Band einer Thrillerreihe, des Autors Marc Raabe, welches mich sehr fasziniert hat, aufgrund von persönlichen Ereignissen innerhalb der Kindheit des Ermittlers Tom Babylon. Auch wenn die beiden Bände zuvor auch wirklich gelungen sind, ist es dieser, welcher mich wirklich komplett in seinen Bann ziehen konnte. Es ist Tom Babylon persönlich, der in den Fokus gerät und auf der Flucht vor der Polizei ist, selbst sein eigenes Team ist ihm auf den Fersen, wobei er immer einen Schritt voraus ist und für die Aufklärung an dem Mord des Rockstars Brad Galloway selbstständig agiert, wobei dieses ihn selbst und seiner Familie eher schadet als nutzt. Marc Raabe ist es gelungen, mich ab der ersten Seite zu fesseln. Das Ende des Thrillers hat ich dann quasi aus meinen Hausschuhen gehoben, denn nun muss und will ich eine Fortsetzung unbedingt lesen. Ein kluger Schachzug des Autors einen einzigen Satz rauszuhauen, der ausschlaggebend für das Verhalten des Ermittlers ist und dessen Welt nun noch mehr auf den Kopf stellen wird. Es hinterlässt ein echtes WOW! und weckt mehr als Neugier. Diese Thrillerreihe wird von mir definitiv weiterhin verfolgt.

Der Spannungsbogen ist ab der ersten Seite ersichtlich und gibt Einblicke in die Kindheit Tom Babylons in der DDR, kurz vor der Wende. Dieser Zeitabschnitt begleitet seine Mutter Inge, die sich nach Freiheit sehnt und dabei ungewöhnliche Wege geht, immer der Gefahr ausgesetzt, Staatsfein zu werden. Mich hat gerade diese Passagen sehr gefesselt, da ich als Kind des Westens wenig Kenntnisse über das Leben der Menschen im Osten habe und es für mich immer wieder sehr lehrreich ist, mich damit zu befassen. Letztendlich zeigt sich, das einige Dinge einfach nicht vergessen sind und auch Toms Vater das eine oder andere Geheimnis mit sich trägt. Es ist ein Blick in die Vergangenheit und zeigt bald recht deutlich, das diese mit der Gegenwart eng verknüpft wurde.

Wie aber passt der tote Rockstar in die Story? Ich muss gestehen, das ich gerade dieses Rätselraten mit mehreren Möglichkeiten als absolut gelungen empfand. Klar ist, Tom soll leiden und das auf vielen Ebenen. Das Verwirrspiel ist gekonnt in Szene gesetzt, da sich Verdachtsmomente erhärten und immer wieder zerschlagen.

Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an einen Thriller, der mich ebenso wie die beiden Bände zuvor der Reihe sehr begeistert hat. Der angenehme Schreibstil und Schriftgröße ließen mich den Thriller fast in einen Rutsch lesen, da ich wirklich gefesselt war von den vielen Eindrücken, die während des Lesens entstanden sind. Ich mag es tatsächlich, wenn ich in einem Buch alte Bekannte treffe, so wie hier Tom Babylon, der eine wirklich interessante Persönlichkeit ist. Hier ist er auf der Flucht vor sich selbst, da er vielleicht hier und da erst erkennen muss, wer er selbst ist und was im Leben wirklich zählt. Es passiert so viel innerhalb der Story, das es fast erschlägt, da es mitunter auch sehr rasant wirkt. Viele interessante Menschen haben ihren Auftritt, mal kleiner mal größer, aber insgesamt sind sie alle wertvoll, um einen fast ausgezeichneten Thriller zu formen. Das Rätsel der Hornisse überrascht und wirkt dennoch authentisch und keineswegs übertrieben. Alles richtig gemacht Herr Autor, das ist, warum ich auch weiter deine Bücher lesen werde ☺

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Bewertung vom 04.11.2020
Marigolds Töchter
Woolf, Julia

Marigolds Töchter


ausgezeichnet

"Marigolds Töchter" ist ein sehr berührender Roman über eine ganz besondere Familie, in deren Mittelpunkt Marigold steht, da sie die Familie zusammenhält durch ihre liebenswerte Art. Sie ist Dreh - und Angelpunkt und letztendlich erhält sie vieles, was sie an Liebe investiert hat, vielfältig zurück. Es ging mir sehr nah und dieses doch recht sensible Thema Demenz ist gelungen aufgefangen. Der Vergleich, die Erinnerungen eines Menschen einem Buchregal gegenüberzustellen, ist bildlich und authentisch. Für mich ein Vergleich, der sich anfassen lässt und begrifflich wirkt. Ich habe mein Examen über Demenz geschrieben und kenne den Verfall und das Vergessen, aber hier ging mir der Vergleich mit Büchern und einem Bücherregal sehr nah, da ich es für mich begrifflich fand. Es ist wirklich sehr gelungen und gerade am Ende, wenn ein ganz bestimmtes Buch der Erinnerung aus dem Regal fällt, berührte es mich bis ins Mark. Sehr positiv zu erwähnen ist, das Marigold viele Menschen um sich hat, die sie umsorgen und immer in ihrer Nähe sind, um sie zu schützen und zu unterstützen. Es ist zunächst hier und da Nebel, der Marigold umwebt und ihr das Denken erschwert. Bis die Diagnose Demenz in ihr Leben tritt, sieht es eher nach Schusseligkeit aus, was Marigold auf ihr Alter schiebt. Gerade zu Beginn der Erkrankung ist es für den Menschen nicht greifbar und nimmt doch mehr und mehr Raum ein. Für Marigold das Glück, eine starke Familie hinter sich zu haben und Freunde, die sie unterstützen. Für mich ein sehr gelungener Roman, der Demenz nicht oberflächlich abhandelt, sondern das Drama was entsteht innerhalb der Familie und den Betroffenen selbst, mit guten Erinnerungen füllt.

Ich vergebe eine absolute Leseempfehlung an einen Roman, der mich sehr tief berührt hat, da das Hauptthema Demenz wunderbar aufgegriffen wurde. Dieses ist zwar Hauptakteur, aber auch die Begebenheiten rund um Suze, Dennis, Nan und Daisy sind sehr gelungen, denn sie beleben den Roman auf ihre eigene Art und Weise. Die Personen sind charakterlich komplett verschieden, ergänzen sich aber letztendlich ganz wunderbar. Sie müssen miteinander agieren, um Marigold einen sicheren Platz zu erschaffen. Manche Begebenheiten sind vorhersehbar und triefen vor Kitsch, dennoch war es eben das Gesamtpaket, welches diesen Roman so herrlich zu lesen machte. Es stimmt nachdenklich, wenn plötzlich viele helfende Hände benötigt werden und das "Hotel Mama" plötzlich nicht nur aus Fürsorge besteht. Hier und da standen mir Tränen in den Augen, denn meine größte Sorge war schon immer meine Kinder und meinen Ehemann zu vergessen. Wenn dieses geschehen sollte, wünsche ich mir Menschen an meiner Seite, die mich tragen und unterstützen, denn geliebt zu werden ist das höchste Gut. Der bildliche Schreibstil der Autorin macht betroffen, aber heilt auch das wunde Herz, denn viele Weisheiten, ausgesprochen durch Marigolds verstorbenen Vater, können auch ins "Jetzt" übertragen werden.

Bewertung vom 02.11.2020
Juno und die Reise zu den Wundern
Hoersch, Judith

Juno und die Reise zu den Wundern


sehr gut

"Juno und die Reise zu den Wundern" ist einem Märchen gleich und konnte mich sehr begeistern durch die Bilder, die in meinem Kopf entstanden. Juno selbst ist voller Fantasie und Magie, sodass es unglaublich schön war sich mit ihr auf die Reise zu begeben. Sie selbst lernt am meisten innerhalb der Begegnungen mit Menschen unterschiedlicher Charaktere, wobei die Reise zu der sie aufbricht. letztendlich dazu dient, ihre innere Einsamkeit zu überwinden. Sehr gelungen empfand ich die Darstellung der unterschiedlichen Länder und die Verfremdung durch Namen, die im hinteren Teil des Buches als Weltkarte dargestellt sind und so aufzeigen, das ich hier und da Recht hatte mit meinen Vermutungen des Reiseziels, da einiges eben sehr typisch ist für das jeweilige Land. Es hat mir sehr gefallen, wie Juno reist, immer offen für Neues und nicht einen Moment lang voreingenommen. Sie kann sich auf Land und Leute einlassen und dabei ganz viel für sich mitnehmen. Juno ist definitiv verändert, nachdem sie wieder in ihr "altes" Zuhause zurückkehrt.
Dieser Roman ist sanft und dennoch voller Abenteuer beschrieben und zeigt auf, das man manchmal einfach etwas wagen muss, um sein eigenes inneres Ziel zu erreichen. Für Juno bedeutete dieses, ihre Einsamkeit zu überwinden, da sie in einem lieblosen Elternhaus aufgewachsen ist. Junos einziger Wunsch ist eigentlich nur, gesehen zu werden. Dieses geschieht nun auf ihrer Reise, die wirklich spannend ist und auch ein Happy End für Juno bereithält.
Insgesamt ein ganz entzückendes Buch, welches viele Bilder in mir hervorrief und auch mich verändert. Es weckt das Bewusstsein, sich hier und da auf andere Gepflogenheiten einzulassen und mutig voranzuschreiten, um Veränderungen herbeizuführen. Juno lässt ihre Langeweile, ihre Sehnsüchte zurück und erlebt Wunder über Wunder, die wirklich malerisch eingefangen werden konnte.
Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an eine fabelhafte Story, wobei ich anmerken muss, das die 160 Seiten viel zu schnell gelesen waren. Für mich hätten es gerne einige Seiten mehr sein können. Auch das wunderbar gestaltete Cover und die Illustrationen, die sehr gut zum Inhalt passen konnten punkten. Insgesamt ein wirklich schönes Leseerlebnis.

Bewertung vom 31.10.2020
Der Trotzkopf
Rhoden, Emmy von

Der Trotzkopf


ausgezeichnet

Schon als Teenager konnte mich "Der Trotzkopf" sehr begeistern, daher freute ich mich sehr darauf dem Hörbuch, gelesen von Heike Makatsch zu lauschen. Während des Hörens habe ich mich sehr entspannt und konnte mich gut auf die Story einlassen, die mir zwar nicht neu, aber dennoch absolut bezaubernd erschien. Ein Buch, welches ich im Buchregal meiner Mutter fand und mehrfach gelesen habe. Vieles hat mich ebenso wie damals sehr berührt, da ich es wertvoll finde sich selbst immer wieder zu hinterfragen und auch Vergebung auszusprechen oder auch anzunehmen. Ilse ist durch ihre forsche, trotzige Art eine Persönlichkeit, die anderen definitiv vor den Kopf stoßen kann und es nicht einmal merkt, das sie dabei sehr verletzend ist.
Diese Story passt auch in die heutige Zeit, obwohl Frauen heute eine Stimme haben, die gehört wird und eindeutig über mehr Rechte verfügen. Für die damalige Zeit ist das Geschehen absolut passend, denn Ilse ist eben nicht gut erzogen durch die Gutmütigkeit und das Wohlwollen ihres Vaters. Sie muss viel lernen, um eine junge Frau zu werden, die vorzeigbar ist. Klingt jetzt ein klein wenig eigentümlich, aber ihre Tischmanieren (sie schlingt und schmatzt) und ihr eher trotziges Wesen bekommt mehrfach einen Dämpfer, wobei sich aber oftmals auch herausstellt, wie liebenswert Ilse in ihrem Inneren ist und je mehr Zeit sie im Pensionat verbringt, reift und erwachsen wird. Einige Geschehnisse empfand ich als sehr hart, wobei Tod und Sterben in der damaligen Zeit einen anderen Umgang pflegt als heute. Unsere Medizin ist um einiges weiter und daher wäre heute sicherlich ein Überleben gesicherter. Diese Geschehnisse dienen dennoch dazu Ilse zu verwandeln und das Leben nicht nur als Spaß und Freude zu erleben, sondern auch tiefe Trauer erleben zu müssen.
Ganz wunderbar gezeichnet sind die anderen Mädchen in der Pension, die für Ilse echte Freundinnen werden und ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ganz besonders Nelli, eine junge Waise wird für Ilse eine wahre Bezugsperson fern des Elternhauses. Auch der Rat des Fräulein Güssow dient dazu, Ilses Herz zu berühren und ihren Widerstand zu brechen. Ilse lernt Fehler einzugestehen und diese auch auszusprechen, sodass sie selbst mit der Stiefmutter in einen liebevollen Briefkontakt treten kann. Ilse hat diese immer als einen Eindringling in die Beziehung zu ihrem Vater gesehen und diese dementsprechend behandelt.
Für mich ist "Der Trotzkopf" ein nostalgischer Rückblick in meine Kindheit / Jugendzeit gewesen, in der ich ebenso ein Wildfang und Trotzkopf wie Ilse war und daher ist dieses Hörbuch, welches vortrefflich gelesen wurde, für mich ein echte Highlight war. Eine absolute Hörempfehlung!

*****

Bewertung vom 23.10.2020
Der geheime Garten
Chapman, Linda

Der geheime Garten


sehr gut

"Der geheime Garten" ist von der Autorin Linda Chapman als Neufassung erschienen, angelehnt an den Kinofilm, der gerade gestartet ist. Die Autorin ist mir durch ihre Sternenschweif - Buchreihe bekannt und auch hier im Buch konnte ich einige fantastische Elemente wahrnehmen. Mir ist gerade die Beziehung von Mensch, Natur und Tier als sehr angenehm aufgefallen. Manchmal ist es wichtig, Wunder anzunehmen, um innerlich und auch äußerlich anzunehmen. Der geheime Garten, der von den Kindern entdeckt wird, bietet jede Menge Raum Veränderungen herbei zu führen. Mary, eine Waise aus Indien, ist zu Beginn eher unangenehm, da sie sehr verwöhnt wurde und für alles Dienstboten vorfand, die sie beschäftigt hielten oder sie angekleidet haben. Nun muss Mary alles selbstständig erledigen und entwickelt sich nach und nach zu einer doch recht sympathischen Person, die für diese Geschichte sehr, sehr wichtig ist. Mary hat eine ganz besondere Wahrnehmung und diese ist dienlich, für sich und ihren Cousin Colin Wunder zu erwirken. Es ist eine ganz entzückende Story, wobei ich immer wieder feststelle, das die ursprüngliche Form der Erzählung mir oftmals besser gefällt. Linda Chapman hat einige Veränderungen des Klassikers vorgenommen, die der heutigen Zeit hier und da angepasst wurden, wobei das England der früheren Zeit wunderbar wiedergegeben wurde, aufgrund von Gepflogenheiten innerhalb des Haushaltes von Marys Onkel.
Der Roman ist für junge Leser_innen ab 10 Jahren bestens geeignet durch die kurzen Kapitel und die angenehme Schriftgröße. Die abenteuerliche, magische Geschichte wird sowohl Jungen und Mädchen ansprechen. Wichtig ist zu erwähnen, das Freundschaft, Magie und Abenteuer sich abwechseln und Neugier auf die Verfilmung wecken werden.
Das Cover zeigt das Filmplakat des Kinofilms. Für mich ein ganz wichtiger Aspekt, da Colin Firth zu meinen liebsten Schauspielern gehört und mich dazu verführt hat, dieses Buch lesen zu wollen.
Ich vergebe sehr gerne eine Leseempfehlung, da ich mich sehr gut auf diese Neufassung einlassen konnte, wobei ich dennoch erwähnen möchte, das mir auch die ursprüngliche Story ohne paranormale Begebenheiten oder diverse hinzugefügte Wunder auch schon sehr gefallen hatte. Wer sich darauf einstellen kann, wird mit dieser Ausgabe "Der geheime Garten" definitiv zufrieden sein.

Bewertung vom 18.10.2020
Ada
Berkel, Christian

Ada


sehr gut

"Ada" ist in der ich - Form geschrieben, sodass recht schnell ersichtlich wird, wie sehr Ada über die Geheimnisse ihre Kindheit und Religionszugehörigkeit leidet. Ihre Mutter schweigt sich über ihr Erleben aus und Ada bleiben lediglich ihre Erinnerungen an ihre Kindheit in Buenos Aires. Dorthin ist ihre Mutter geflohen und nachdem sich die Lage in Deutschland beruhigt hat, wird diese wieder zur Heimat für die junge Familie. Ada muss sich zurechtfinden mit einer neuen Sprache und anderen Gepflogenheiten, die ihr nicht leichtfallen und sie prägen. Hinzu kommen die vielen unausgesprochen Wahrheiten, die ihr Erleben komplett verschleiert. Es dient sicherlich einer Art Selbstschutz, aber hindert Ada daran zu einer starken Persönlichkeit heranzuwachsen. Es hat mir sehr gefallen, das der Autor versucht hat, mir Ada näherzubringen. Leider ist es ihm nicht gänzlich gelungen, denn viele Dinge bleiben unausgesprochen und lassen sich nicht komplett erschließen. Eine gewisse Spannung wird dennoch erzeugt, da Ada auf ihre eigene Art und Weise authentisch bleibt, immer auf der Suche und nicht immer ausgegoren in ihren Handlungen. Nicht alles, was Ada erlebt, hat die gewünschte Wirkung und es bleiben letztendlich auch für mich als Leserin nach Beenden des Romans viele Fragen offen.
Das Cover ist gut gewählt, da es eine junge Frau zeigt, die mich mit offenen Augen ansieht. Ada selbst ist wissbegierig und unzufrieden, da ihr vieles verschwiegen wird. Sie begibt sich selbst auf die Suche und ist damit nicht immer auf dem richtigen Weg. Sich von der Familie abzunabeln und mit Drogen zu experimentieren lässt mich auf einen doch sehr unsicheren Menschen schließen. Gut ist, das sie sich therapeutische Hilfe sucht, um zu verarbeiten und eben auch Dinge auszusprechen, die innerhalb der Familie Tabuthemen sind. Wer ist Hannes? Warum wird um ihn solch ein Geheimnis gemacht? Warum verschwindet die Mutter allein nach Paris? Viele Fragen, die sich nicht komplett klären und mich leicht unzufrieden machten.
Insgesamt gesehen aufgrund historischer Ereignisse und den vielen Zeitebenen, die der Autor verwendet um diese Story zu weben, ist es ein interessanter Einblick in das Geschehen und daher wirklich lesenswert. Anderes ist mir zu wenig erzählt, dennoch möchte ich eine Leseempfehlung aussprechen, da mir wieder einmal begreiflich wurde, wie wichtig es ist, seine Wurzeln zu kennen und wie wenig Sinn es macht, Erleben zu verschleiern und immer mehr Geheimnisse in sich zu verschließen. Wäre hier mehr ausgesprochen worden und nicht nur Scheibchenweise preisgegeben, wäre Ada mir in einigen Dingen viel reifer und besonnener erschienen

Bewertung vom 16.10.2020
Als die Welt stehen blieb
Lunde, Maja

Als die Welt stehen blieb


sehr gut

Die Autorin konnte mich mit ihrem sehr persönlichen Buch sehr begeistern, da ich viele Gedanken und Ängste bezüglich der Coronapandemie absolut teile. Gerade die Anfänge, als wir alle noch nicht wussten, wie wir reagieren und agieren sollen, empfand ich als sehr beängstigend und es gab eben auch die Tage im Lockdown, die in mir echte Furcht ausgelöst haben, dabei ging es aber nicht um mich und meine Gesundheit, sondern um meine Liebsten oder auch Menschen aus meinem Bekanntenkreis oder meines Arbeitsplatzes mit Vorerkrankungen.
Man kann "Als die Welt stehen blieb" betrachten wie man möchte, mir hat es gefallen, das die Autorin ehrlich und authentisch ihr Denken und Handeln beschreibt, so wie jede/r es in diesen Zeiten hätte tun können. Maja Lunde selbst erzählt auch davon, wie angespannt sie war und das sie ihre Kinder auch mal angeschrien hat, was mir leider sehr bekannt war, da ich nicht begreifen konnte, das meine Tochter lieber am Handy sitzt. als ihre Hausaufgaben zu erledigen. Der Lockdown in Norwegen unterscheidet sich kaum, von dem, was ich erlebt habe, dennoch war ich gerade bezüglich der Einrichtung in der ich arbeite, mittendrin. Besuche durften nicht mehr empfangen werden, die Werkstätten wurden geschlossen und unsere Klienten mussten von morgens bis abends versorgt und bespaßt werden. Die Befindlichkeiten mussten aufgefangen werden und das war wirklich hart am Anfang, gerade für die Klienten, die 24/7 in ihren Zimmern quasi eingesperrt wurden zu ihrem Schutz. Maja Lunde berichtet diesbezüglich über ihre Großmutter mit Demenz, die nun keinen Besuch empfangen durfte und über ihre Befürchtung, sie nicht mehr lebend sehen zu können, als diese erkrankt. Warum soll man sich nicht alles von der Seele schreiben dürfen? Einzig der Preis für die wenigen Seiten ist nicht gerechtfertigt, ansonsten ist "Als die Welt stehen blieb" sehr authentisch und ich konnte mich in einigen Dingen absolut wiederfinden. Zwischen den Zeilen gelesen geht die Autorin auch auf Tabuthemen wie häusliche Gewalt ein, was gerade in der Pandemie durch Überforderung und der Tatsache ans Haus gebunden zu sein, keine Entschuldigung ist, auch nicht verständlich, aber absolut vorhanden. Es gab Tage, da habe ich mich unter meiner Bettdecke verkrochen und es gab Tage, da war ich so sauer, das ich Türen geknallt habe. Die Pandemie hat uns verändert und es sind nicht nur die wirtschaftlichen Folgen, die uns treffen werden, sondern auch innerlich durch Vereinsamung, was ich gerade an meinem Kind sehr gemerkt habe. Auch 12 jährige zeigen Anfänge einer Depression, wenn sie ihre Freundinnen nicht treffen dürfen.
Insgesamt empfand ich "Als die Welt stehen blieb" als interessant und ehrlich, daher spreche ich sehr gerne eine Leseempfehlung aus. Der Lockdown und das was noch folgt, betrifft uns alle und ich hoffe wirklich sehr, das wir irgendwann die Pandemie überwunden haben. Man könnte vieles schreiben und das Buch komplett zerreißen, da es eben anders ist, als vorherigen die Bücher der Autorin. Hier erzählt eine Frau wie in einem Tagebuch über ihr Erleben und solange es Verlage findet, die dieses herausbringt, wird es Leser/-innen finden, die sich damit identifizieren oder auch nicht. Der Klappentext bereitet schon darauf vor, das dieses Buch anders ist und daher kann ich bis auf den Preis für wenige Seiten nichts negatives finden.