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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Toschi3
Wohnort: 
Magdeburg

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 08.04.2010
Welche Farbe hat die Liebe?
Reuter, Katja

Welche Farbe hat die Liebe?


weniger gut

Eigentlich geht es Jule ganz gut: eine feste Beziehung, ein halbwegs ordentlicher Job und eine gute Freundin - was will man mehr? Bis besagt Freundin ihr eine Stayfriends-Mitgliedschaft schenkt und sie dort prompt über ihre erste Liebe stolpert. Plötzlich merkt Jule, das es mehr gibt im Leben als unaufgeräumte Schränke.

Die Geschichte ist nicht neu und wird auch sicher noch unzählige Male wieder aufgewärmt werden. Liebeschaos, eine Frau zwischen zwei Männern, arm oder reich, romantisch oder praktisch, ordentlich oder chaotisch, was ist nun das richtige Glück? Doch damit ist die Geschichte auch schon so vorhersehbar wie die Nachrichten von gestern in der Zeitung von heute. Praktischer Weise fällt auch noch die Story vom bekehrten Draufgänger ab, gut, wenn man eine beste Freundin einbaut.

Einzige Rettung für das Buch auf zwei Sterne ist der gute Schreibstil der Autorin. Flüssig, ohne große Ecken und Kanten, mit kurzen Kapiteln, führt Katja Reuter uns zielstrebig zum Ende des Buches. Leider fehlt es den handelnden Personen, passend zur oberflächlichen Geschichte, an Tiefgang, auch wenn die Hintergründe der Beteiligten eigentlich mehr hergeben würden. Aber Tiefgang darf man wahrscheinlich bei dieser Art Lektüre auch nicht erwarten.

Fazit: Ein Buch für graue Tage, aber ich bleibe ich doch lieber bei den Krimis, denn da ersehne ich das Ende des Buches, um die Auflösung zu erfahren, und nicht, damit es endlich vorbei ist.

Bewertung vom 05.04.2010
Das Leben kleben
Lewycka, Marina

Das Leben kleben


sehr gut

Georgie hat es geschafft: sie hat ihren ewig nörgelnden, überarbeiteten Mann vor die Tür gesetzt. Nun kann sie sich ihrem neuen Leben widmen. Zum Beispiel der alten Dame Naomi von nebenan, die den Sperrmüll durchwühlt und in einem alten baufälligen Haus wohnt. Es entwickelt sich eine zarte Freundschaft, die schon bald auf die Probe gestellt wird.

Was als typischer Frauenroman beginnt (ich brauche keinen Mann und komme auch so erfolgreich durchs Leben) geht schnell über in eine recht anspruchsvolle Geschichte, die davon handelt, wie man menschliche Bindungen hegt und pflegt, über seinen eigenen Schatten springt und auch Beziehungen flickt, die unter einem schlechten Stern stehen. Mit einem angenehmen Schreibstil führt uns die Autorin nicht nur nach London sondern auch in die schwierige Vergangenheit Israels und das belastete Miteinander von Juden und Arabern, armen Menschen und Immobilienhaien, getrennten Partnern, gestressten Eltern und pubertierenden Teenagern. Die handelnden Personen sind mit typischen Charakteren verbunden, entwickeln den richtigen Tiefgang und bauen schnell Sympathien und Antipathien auf. Es klingt fast zu viel, aber die Autorin schafft es geschickt und mit sehr sensibler Art, diese verschiedenen Schicksale miteinander zu verweben. Die angenehm kurzen Kapitel erleichtern das Lesen noch mehr.
Zwischendurch fühlte sich das Buch etwas lang an, aber am Ende bleibt nicht das Gefühl, Zeit mit der Geschichte verloren zu haben.

Ein wundervoller, sensibler Roman, der zum Nachdenken aber auch zum Lachen anregt und einem angenehme Lesestunden bereitet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.04.2010
Totenmesse
Dahl, Arne

Totenmesse


gut

Das A-Team ermittelt zum 7. Mal: Bei einem Banküberfall wird die Exfrau von Paul, einem ehemaligen A-Team-Mitglied, als Geisel genommen. Trotz der gefährlichen Situation schafft sie es, mit ihrem Handy wichtige Informationen an das Team zu geben. Aber was ist das Ziel der Bankräuber und was hat das alles mit dem 2. Weltkrieg, zu dessen Zeit die Parallelhandlung spielt, zu tun?

Arne Dahl ist einer von unzähligen skandinavischen Schriftstellern, aber ein sehr guter, denn immerhin hat er es geschafft, seiner Leserschaft mit TOTENMESSE schon den 7. Fall um das A-Team vorzulegen. Für mich ist es der erste Krimi von ihm und trotzdem hatte ich keine Mühe, in das Team hineinzufinden. Zwar spielen einige persönliche Verbindungen eine Rolle, aber diese sind ausreichend erläutert. Für Fans des Teams sind die persönlichen Beziehungen der Ermittler untereinander sicher einfacher zu verstehen.

Das Buch liest sich sehr flüssig und die gut 400 Seiten sind schnell ausgelesen. Dazu tragen auch die angenehm kurz gehaltenen Kapitel bei. Auch wenn ich mir vorstellen kann, dass die Dahl-Reihe sehr spannend ist, fand ich die Handlung und die Verknüpfung verschiedener Geschehnisse etwas verwirrend. Ich glaube, hier wollte der Autor etwas zu viel des Guten. Die Ecken, über die der Fall vom Zweiten Weltkrieg zum Ziel der Bankräuber führt, sind doch etwas zahlreich und wirken arg konstruiert. Das tut dem Gesamteindruck nicht ganz so gut.

Fazit: Auch wenn die Handlung spannend war, ist das hier hoffentlich einer der etwas schwächeren Dahl-Krimis: Ich werde mich auf jeden Fall noch an weiteren Fällen des A-Teams versuchen.

Bewertung vom 05.04.2010
Der norwegische Gast / Hanne Wilhelmsen Bd.8
Holt, Anne

Der norwegische Gast / Hanne Wilhelmsen Bd.8


sehr gut

Nach einem Zugunglück in einem Schneesturm im tiefen norwegischen Winter werden die Passagiere in einem kleinen Hotel in der Nähe einquartiert, wo sie auch prompt eingeschneit werden. Am nächsten Morgen ist einer der Gäste tot: ermordet. Das ruft den Spürsinn der ehemaligen Kommissarin Hanne Wilhelmsen auf den Plan. Und wer ist der VIP-Gast, der im letzten Wagen des Zuges untergebracht war? Noch bevor diese Rätsel gelöst werden, überschlagen sich die Ereignisse und der tote Pfarrer bleibt nicht das einzige Opfer.

Dieser Krimi ist eine Verbeugung der Autorin vor den klassischen Großmeistern des Genres. Vieles erinnert zum Beispiel an die großen Agatha-Christie-Fälle, insbesondere die Lösung a la Hercules Poirot. Und der Fall im verschneiten Hotel kann sich sehr wohl mit diesen Klassikern messen lassen.
Anne Holt hat einen sehr flüssigen Schreibstil, das Buch liest sich einfach mal an einem Tag weg und der Sarkasmus, mit dem die querschnittsgelähmte Kommissarin einher kommt, ist wirklich köstlich. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, das trägt zum schnellen Lesen bei. Geschickt gewählt ist die Einteilung der Kapitel in Windstärken, was dem Thema und dem Verlauf der Handlung durchaus angemessen ist. Die Figuren haben nicht allzu viel Tiefgang, dass ist bei gut 300 Seiten Handlung aber kein Drama, dafür ist halt mehr Handlung untergebracht. Auch die Lösung des Mordfalls ist nachvollziehbar.
Nachvollziehbar ist aber leider nicht das wirkliche Ende des Buches. Da kommt der Titel mit de Anspielung auf dem Norwegischen Gast dann auch nicht zu seinem Recht. Aber in meinen Augen ist diese Vorstellung wirklich hanebüchen und das kostet dieses ansonsten wunderbare Buch einen ganzen Stern.
Fazit: ein fantastischer Krimi, der durch sein Ende etwas an Glaubwürdigkeit verliert. Trotzdem sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 28.03.2010
Kap der Finsternis
Smith, Roger

Kap der Finsternis


sehr gut

Eine amerikanische Familie wird in Kapstadt Opfer eines Überfalls, der aber mit dem Tod der beiden Räuber endet. Damit beginnt ein Spießrutenlauf für Familienoberhaupt Jack Burn, ebenso wie für den Nctwächter auf der gegenüberliegenden Baustelle, der die Morde quasi beobachtet hat, aber auch für den ekelhaften Zivilpolizisten Gatsby, der in den Elendsvierteln von Kapstadt mit brutaler Hand das Regime führt.
Das Buch ist voller Gewalt und Verzweiflung. Die Handlung zeigt deutlich die Spuren, die die Apartheid und die nachfolgenden politischen Unruhen in Südafrika hinterlassen haben. Ein Nährboden für Kriminalität, Raub, Drogen und Morde. Deutlich zeigt der Autor die traurige Seite dieses eigentlich aufstrebenden Landes. Mit harter, teils brutaler Sprache, die der Handlung absolut angemessen ist, erzählt er von dem verzweifelten Überlebenswillen der handelnden Personen. Die Schicksale der einzelnen Personen, aus deren Perspektive jeweils berichtet wird, sind geschickt zu einer großen Tragödie verwebt. Die Geschichte folgt ihrer inneren Logik bis hin zu einem klaren Ende. Dieses versöhnt etwas mit dem harten Verlauf.
Leider kann man sich nur zu gut vorstellen, dass dieses Buch nicht nur Fiktion ist, sondern bestimmt so oder ähnlich wirklich hätte passieren können. Eine aufwühlende, beunruhigende Geschichte. Auch wenn das Buch fast volle Sternzahl bekommt, brauche ich solch bedrückende Geschichten nicht häufiger.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.03.2010
Entrissen / Marina Esposito Bd.1
Carver, Tania

Entrissen / Marina Esposito Bd.1


ausgezeichnet

Der Tatort gleicht einem Schlachthaus: eine junge Frau liegt mit durchgeschnittener Kehle im Flur der Wohnung, eine andere mit weit geöffnetem Körper im Schlafzimmer. Sie war schwanger. Vom Baby fehlt jede Spur und es könnte noch am Leben sein.
Dieser grausame Ort erwartet Phil Brennan und sein Team und es stellt sich heraus, dass es schon der dritte Mord mit ähnlichem Tathergang ist. Eine hoffnungslose Suche nach dem Baby und dem Mörder beginnt...
Tania Carver zeichnet einen wahnsinnig spannenden Plot, die Protagonisten sind sehr gut gewählt, die Charaktere der handelnden Personen mit Tiefgang und einigen Schattenseiten versehen. Mit ihrem flüssigen Schreibstil hat die Autorin einen wirklichen Pageturner hingelegt. Zwar nimmt die Spannung nach dem turbulenten Auftakt zunächst etwas ab, trotzdem schafft Carver es, mit einer durchdachten Handlung die Urangst jeder werdenden Mutter zu wecken.
Sehr sympathisch ist für mich, dass innerhalb des Ermittlerteams die Personen nicht bösartig gegeneinander arbeiten. So etwas nimmt mir immer die Freude an einem Thriller. Auch hier ist nicht alles im Reinen, aber in dem Maße ist es erträglich.
Einige Handlungsstränge sind für geübte Thrillerleser vielleicht vorhersehbar, aber dennoch bleibt es bis zum Schluss spannend. Auf jeden Fall kann man nur hoffen, dass Tania Carver bald einen Nachfolger mit diesem tollen Ermittlerteam auf den Markt bringt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2010
Firmin
Savage, Sam

Firmin


ausgezeichnet

Die kleine Ratte Firmin kommt im Keller einer Buchhandlung zu Welt. Da Firmin als jüngster aus seinem Wurf nicht genug Muttermilch bekommt, hält er sich mit Büchern am Leben. Bald wird aber nicht das mehr Material, aus dem die Bücher sind, sondern deren Inhalt für in das Wichtigste. So lernt er die Welt der Menschen kennen, auch wenn das Leben ihn auf mehrere harte Proben stellt.
Liebevoll melancholisch erzählt der Autor vom Leben der kleinen Ratte. Er verbindet ihr Schicksal mit dem zweier Menschen und einem sanierungsbedürftigen Platz.
Der Schreibstil ist recht gut zu lesen, auch wenn es kein reißerischer Pageturner ist. Die wenigen Charaktere sind aus der Sicht der Ratte hervorragend dargestellt. Geschickt setzt Savage seinen Protagonisten in die Menschenwelt und lässt ihn sich dort zurecht finden. Naiv und doch intelligent meistert Firmin sein Leben. Am liebsten möchte man die Ratte bei sich aufnehmen, aber auch alle Bücher, die hier Erwähnung finden, direkt selber lesen. Ein Buch mit sehr viel Gefühl, das zum Nachdenken über die Werte des Lebens anregt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2010
Frau Ella
Beckerhoff, Florian

Frau Ella


sehr gut

Der junge Stefan muss überraschend sein Krankenhauszimmer mit einer rüstigen Rentnerin teilen. Als diese gegen ihren Willen unter Vollnarkose operiert werden soll, entführt er die alte Dame und quartiert sie bei sich zu Hause ein, für ein paar Stunden, wie beide denken, doch erstens kommt es anders...
Mit wenigen aber sehr liebevollen Charakteren füllt Florian Beckerhoff sein Buch. Er schreibt über die Situation jeweils aus der Sicht von Frau Ella und Stefan. Dadurch werden die verschiedenen Situationen, in denen sich die beiden wiederfinden, toll auch aus beiden Perspektiven dargestellt. Man kann sich in beide Personen gut hineinversetzen und ihre Reaktionen nachvollziehen. Der Schreibstil ist sehr locker und flüssig und schnell sind die 315 Seiten weggelesen. Dennoch ist es nicht einfach ein lustiges Buch, sondern die Konflikte, in denen sich die Protagonisten wiederfinden, sind nachvollziehbar und geben dem Buch auch eine gewisse Melancholie.
Leider zieht sich das Ende des Buches etwas hin, da wären 20 Seiten weniger vielleicht die bessere Entscheidung gewesen. Es bleiben auch Fragen offen, die ruhig hätten geklärt werden können. Trotzdem ein sehr gefühlvolles, erheiterndes, nachdenkliches Buch, dass zum Nachdenken über den Umgang der Menschen miteinander anregt.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.02.2010
Die Lebküchnerin
Schrödter, Sybille

Die Lebküchnerin


gut

Die junge Benedicta wird nach dem Tod ihres Vaters in ein Kloster gesteckt, damit ihre Stiefmutter frei über das Erbe verfügen kann. Doch die lebenslustige Frau ist dort völlig falsch am Platz, es sei denn, sie kann in der Küche beim Backen von Lebkuchen helfen. Als sie aus dem Kloster fliehen muss, macht sich ihre Freundin Agnes mit ihr auf den Weg nach Nürnberg. Dort, versteckt vor den Häschern des Provinzials und ihrer Stiefmutter, neiden ihr auch andere den Erfolg mit den leckeren Lebkuchen.
Eine süße und gleichzeitig blutrünstige Geschichte aus dem mittelalterlichen Nürnberg.

Die Autorin hat Routine beim Schreiben mittelalterlicher Romane. Flüssig geht die Geschichte von der Hand, bzw. auf den Leser über. Schnell sind sympathische und unsympathische Charaktere identifiziert und man drückt der Protagonistin die Daumen, dass alles gut wird. Aber vielleicht ist die erwähnte Routine auch Schuld daran, dass nicht der ganz große Wurf mit diesem Buch gelungen ist.

Für meinen Geschmack sind auf den ca. 380 Seiten zu viele Tote untergebracht, und dafür ist die Liebesgeschichte um Benedicta und zwei Brüder viel zu schmalzig. Dennoch ist das Buch eine nette Lektüre für graue Wintertage, vielleicht noch mit einem Lebkuchen als Nascherei nebenbei...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.02.2010
Denk an mich in der Nacht
Harris, Joanne

Denk an mich in der Nacht


ausgezeichnet

Das Buch „Denk an mich in der Nacht“ ist das Debüt der Autorin Joanne Harris. Nun wurde es auf Wunsch vieler Leser – leicht überarbeitet – wieder aufgelegt.
Die Geschichte um eine unheimliche Schöne spielt auf zwei Ebenen: In den 1940er Jahren, erzählt in Tagebuchform von einem Mann, und in der heutigen Zeit, erzählt von einer jungen Frau. Beide werden auf ihre Art Opfer der selben bezaubernden, gefährlichen jungen Frau und verstricken sich in deren Intrigen. Denn diese Frau hat nur ein Ziel: unerkannt zu bleiben und sich am Blut ihrer Opfer zu laben.
Das Buch hat etwas von den romantischen Schauergeschichten aus dem 19. Jahrhundert. Geschickt versteht es die Autorin, sanft und doch unheimlich die Spannung ansteigen zu lassen. Etwas verwirrend ist anfangs, dass die beiden Erzählstränge mit „eins“ und „zwei“ überschrieben sind und nicht zum Beispiel mit den Namen der Person, aus deren Perspektive erzählt wird. Aber daran hat man sich doch recht schnell gewöhnt. Ansonsten bedarf es keiner unglaublichen Actionszenen oder blutrünstiger Beschreibungen, um die geheimnisvolle Gefahr, in der sich beide Hauptpersonen befinden, förmlich greifbar werden zu lassen.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, gut lesbar und die relativ kurzen Kapitel erleichtern das Lesen noch mehr.
Alles in allem ein gelungenes Comeback des Erstlings. Und passend, wo doch momentan Vampir- und Schauergeschichten eine Hoch-Zeit haben.