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Quincyliest

Bewertungen

Insgesamt 100 Bewertungen
Bewertung vom 04.07.2022
Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2
Abel, Susanne

Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2


ausgezeichnet

Susanne Abel hat mit ihrem Debütroman "Stay away from Gretchen" die Bestsellerlisten gestürmt. Nun hat sie die Geschichte von Gretchen und ihrer Familie fortgeschrieben.
Tom Monderath, ein berühmter Fernsehmoderator, lebt in einer glücklichen Beziehung. Sein Vater Konrad steht in diesem Teil im Fokus. Konrads Schwester wurde von Nazi - Ärzten getötet, sein geliebter Bruder kehrt aus Rußland nicht mehr zurück, seine Eltern sterben bei einem Bombenangriff. Konrads einziger Verwandter ist ein Onkel, er kommt als Spätheimkehrer nach dem Ende des 2. Weltkrieges aus Rußland zurück. Konrad selbst war in amerikanischer Gefangenschaft. Der Onkel motiviert ihn, Medizin zu studieren, nach Abschluss des Studiums betreiben beide gemeinsam eine Praxis.
Im Verlauf der Geschichte gelangen dunkle Geheimnisse aus düsteren Zeiten deutscher Geschichte ans Tageslicht.
Susanne Abel erzählt diese Familiengeschichte mit historischem Hintergrund lebendig und authentisch. Ich fühle mich von Anfang bis Ende bestens unterhalten. Ihr ist eine spannende Fortsetzung gelungen, die ich gern weiterempfehle.

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Bewertung vom 16.04.2022
Der Morgenstern / Der Morgenstern-Zyklus Bd.1
Knausgard, Karl Ove

Der Morgenstern / Der Morgenstern-Zyklus Bd.1


ausgezeichnet

In seinem neuen Roman erzählt K. O. Knausgard aus der Sicht von 9 verschiedenen Menschen, deren Beziehungen zu anderen grundsätzlich problematisch sind. Er berichtet wie gewohnt detailliert und lebensecht aus dem Alltagsleben der Protagonisten. Düster ist die Stimmung, denn es geschehen merkwürdige Dinge, Vögel kreischen anders als sonst, Massen von Tieren versammeln sich. Die Welt ist aus den Fugen geraten, doch die Menschen machen einfach immer so weiter wie bisher.
Knausgard veranschaulicht damit, wie wir mit Krisen umgehen: wir sehen die Anzeichen von Veränderung z.B. hinsichtlich des Klimas, aber trotzdem läuft alles wie gewohnt weiter.
Knausgard erzeugt in seinem Roman eine schwelende Atmosphäre des Unheils und der Ungewissheit. Es erscheint ein neuer Stern am Himmel, Morgenstern wird er genannt, was hat er zu bedeuten? Quälend ist die Ungewissheit. Die Apocalypse bleibt jedoch aus. Vorerst.
Knausgard erzählt zwar immer noch vom Alltäglichen, aber diesmal spannt er den Bogen zu den wirklich wichtigen, existentiellen Fragen wie etwa die nach der Existenz Gottes. Mit diesem großartigen Werk ist ihm wirklich etwas Neues gelungen. Er erzählt realistisch und plastisch trotz der eingebauten fiktiven Elemente. Die melancholische Grundstimmung ist echt und nachvollziehbar. Der Sprung weg vom Alltäglichen hin zu den existentiellen Fragen ist ihm perfekt gelungen.
Auf die weiteren Romane aus der Reihe darf man gespannt sein.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.04.2022
Wo die Wölfe sind
McConaghy, Charlotte

Wo die Wölfe sind


sehr gut

Charlotte McConaghy hat einen spannenden Roman zu einem aktuellen Thema geschrieben. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Wolfsbiologin Inti Fynn, sie begleitet zusammen mit einem Team die Wiederansiedlung von Wölfen in den schottischen Highlands. Wölfe sind für das ökologische Gleichgewicht notwendig, doch Probleme mit der einheimischen Bevölkerung, die meist von der Schafzucht lebt, sind vorprogrammiert. Die Menschen haben Angst um ihre Tiere und tatsächlich werden tote Nutztiere aufgefunden.
Im Verlauf der Handlung werden Rückblenden aus der Kindheit der Hauptakteurin eingebaut. Inti besitzt ein sehr enge Verhältnis zu ihrer Zwillingsschwester. So manches Geheimnis wird gelüftet.
Der Roman ist vielschichtig aufgebaut, zentrales Thema ist die Wiederansiedlung der Wölfe, aber auch verschiedene Beziehungsgeschichten, in denen Gewalt eine Rolle spielt, werden erzählt. Das Ende war für meinen Geschmack zu gewollt dramatisch erzählt. Insgesamt war es für mich ein fesselndes Buch, das ich gern gelesen habe.

Bewertung vom 22.03.2022
Für diesen Sommer
Klönne, Gisa

Für diesen Sommer


sehr gut

Das hübsch anzusehende Cover hat mich direkt angesprochen. Sommer, Sonne, Meer. Doch ganz so idyllisch und harmonisch geht es in dem neuen Roman von Gisa Klönne nicht zu.
Sie hat eine realistische Familiengeschichte geschrieben, in der es Höhen, aber auch viele Tiefen gibt. Im Mittelpunkt der Handlung steht Franziska. Sie ist ein rebellischer Teenager mit klaren, politischen Ansichten. Streit ist vorprogrammiert. Ihre ältere Schwester ist die Vernünftigere aus Sicht der Eltern. Sie ist es auch, die sich um den alternden Vater kümmert. Doch dann kommt alles ganz anders, plötzlich ist es Franziska, die den kranken Vater betreuen muss. Die Beziehung der beiden gestaltet sich schwierig. So manches düstere Familiengeheimnis gelangt ans Licht.
Gisa Klönne schreibt gekonnt, ihre Figuren sind authentisch und lebendig. Die beührend erzählte Familiengeschichte konnte mich fesseln, jedoch empfand ich die zeitlichen Sprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit etwas störend.
Insgesamt fühlte ich mich aber beim Lesen gut unterhalten, jedoch wird mir das Buch nicht allzu lange in Erinnerung bleiben.

Bewertung vom 14.03.2022
Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn
Matthiessen, Susanne

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn


sehr gut

Susanne Matthiessen knüpft in ihrem neuen Roman an ihr erstes Buch "Ozelot und Friesennerz" an. Sie beginnt ihr Buch mit einer Reflexion über die Zeit des Lockdowns auf Sylt, die Insel ist verlassen und menschenleer. Touristen bleiben aus, es entsteht eine völlig neue Situation für die Einheimischen. Leere Strände und Straßen geben ein ungewohntes Bild ab.
Dann schlägt die Autorin einen zeitlichen Bogen von der Pandemie ausgehend zu den 80er Jahren. Matthiessen schreibt über die Zeit ihrer Jugend, anekdotenhaft berichtet sie über ihre persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen innerhalb ihres Freundes- und Familienkreises, sie greift aber auch bedeutsame, allgemeine Themen auf.
Matthiessen hat einen scharfsinnigen Blick für das Wesentliche, sie erzählt gekonnt und mitunter auch gewitzt. Ich habe ihr Buch gern gelesen, an einigen Stellen war es mir jedoch zu sehr "Report" und zu wenig Roman. Auch das Cover hat mich nicht wirklich überzeugen können.

Bewertung vom 02.03.2022
Im Rausch des Aufruhrs
Bommarius, Christian

Im Rausch des Aufruhrs


ausgezeichnet

Christian Bommarius erzählt chronologisch nach Monaten geordnet über das spannende und ereignisreiche Jahr 1923.
Bunt gemischt sind seine Anekdoten, Porträts und Erzählungen. Es wird episodenhaft über viele Schriftsteller aus der Zeit kurz berichtet, bspw. über Stefan Zweig, Hans Fallada, Thomas Mann oder auch Bertolt Brecht. Die Texte sind eine Mischung aus Wissenswertem und Bedeutsamem und stets unterhaltend. Das Sachbuch enthält viele historisch relevante Fakten, aber auch über Alltägliches wird berichtet. Die extrem steigende Inflation wird anhand des Brotpreises, der Monat für Monat erwähnt wird, besonders deutlich.
Das Hyperkrisenjahr wird von Bommarius sehr anschaulich geschildert, er hat ein vielschichtiges und realistisches Panorama der Zeit entworfen und konnte damit voll und ganz überzeugen.

Bewertung vom 02.12.2021
Oh, William!
Strout, Elizabeth

Oh, William!


ausgezeichnet

Lucy Barton ist in den Romanen von Elisabeth Strout eine zentrale Figur, sie ist auch in dem neuen Roman der Autorin die Hauptakteurin. Lucy war in ihrer ersten Ehe mit William verheiratet, sie haben zwei gemeinsame Töchter. Nach ihrer Scheidung trennen sie sich gütlich und bleiben auch danach enge Vertraute und miteinander verbunden. Lucy erzählt in verschiedenen Anekdoten und Geschichten aus ihrer Vergangenheit, sie schildert die schwierigen Verhältnisse ihrer Kindheit, erinnert sich an ihre Mutter und natürlich erzählt sie episodenhaft über William. Strout ist eine genaue Beobachterin, ihre Gedanken sind feinfühlig und tiefgründig. Auch in diesem Roman stellt sie ihr großes erzählerisches Können unter Beweis. Sie schreibt über Alltägliches in einem Plauderton und unterhält den Leser damit excellent. Es ist nicht ihr stärkstes Buch, aber doch ein empfehlenswerter Roman für ein Wochenende.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2021
Die Überlebenden
Schulman, Alex

Die Überlebenden


sehr gut

Alex Schulman erzählt in seinem Debütroman die Familiengeschichte der Brüder Nils, Benjamin und Pierre.
Die drei Brüder waren zuletzt vor zwanzig Jahren in dem Ferienhaus am See, wo sie in ihrer Kindheit die Sommer verbracht haben. Sie kehren als Erwachsene an den Ort der Kindheit zurück, um der Mutter ihren letzten Wunsch zu erfüllen.
In Rückblenden erfährt man das Erlebte aus der Kindheit, schnell wird klar, dass es sich um keine intakte Familie handelt. Die Mutter war Alkoholikerin, emotional instabil, die Kinder müssen um ihre Aufmerksamkeit buhlen. Der Vater verhält sich aggressiv. Die schwierigen Familienverhältnisse verändern sich aufgrund eines tragischen Unfalls weiter zum Negativen. Die Brüder entfremden sich, finden aber nach dem Tod der Mutter wieder einen Weg zueinander.
Schulman hat einen bewegenden und emotionalen Roman geschrieben, der mich gefesselt hat. Allerdings ließ die Handlung auch oft viel Interpretationsspielraum zu. Insgesamt war es für mich ein gutes Buch.

Bewertung vom 03.11.2021
Die letzten Romantiker
Conklin, Tara

Die letzten Romantiker


sehr gut

Tara Conklin hat eine unterhaltsame Familiengeschichte mit vielen tragischen Momenten über die vier Geschwister Renee, Caroline, Joe und Fiona geschrieben. Als im Sommer 1981 plötzlich der Vater verstirbt, ist in der Familie nichts mehr so wie es mal war. Die Mutter Noni verfällt in eine jahrelange Depression und die vier Kinder müssen den Alltag weitestgehend ohne die Hilfe der Mutter meistern. Die Geschwister schweißt der Verlust des Vaters und die frühe Konfrontation mit Trauer zusammen. Alle vier Geschwister entwickeln sich ganz unterschiedlich.
Die Bindung der Geschwister ist ein zentrales Thema in dem Roman, aber auch das Scheitern der Beziehungen und die damit verbundene Enttäuschung spielen eine Rolle.
Conklin beschreibt die Figuren lebendig, authentisch und auch mit Ecken und Kanten. Es ist ein vielschichtiger Roman, der am Ende auch ein paar Fragen offen lässt. Mich konnte die Geschichte fesseln, allerdings hielt der Spannungsbogen nicht bis zum Schluss. Insgesamt war es für mich ein gutes Buch.

Bewertung vom 26.10.2021
Gesammelte Werke
Sandgren, Lydia

Gesammelte Werke


ausgezeichnet

Lydia Sandgren hat mit ihrem Debütroman ein fulminantes und beeindruckendes Meisterwerk hingelegt, das zu Recht den renommierten August - Preis erhalten hat.
Sandgren erzählt lebendig und erfrischend über das Leben des Verlegers Martin Berg, der sich mit fast 50 in einer Krise befindet. In Rückblenden beschreibt die Autorin die Schul- und Studienzeit von Martin Berg. Sie erzählt nicht chronologisch, verschiedene Erzählebenen lassen ein umfassendes Bild der Hauptfigur entstehen. Sandgren schreibt über die Freundschaft zu dem Maler Gustav Becker, über die Kinder Rakel und Elis und natürlich über die Ehefrau Cecilia, die von einem Tag zum anderen Mann und Kinder verlassen hat. Das plötzliche Verschwinden Cecilias ist ein zentrales Thema in dem Roman. Aber es geht auch um die Liebe zur Kunst und Literatur im Allgemeinen.
Sandgren beschreibt die Figuren authentisch und fängt den Zeitgeist gekonnt ein. Sie schreibt klug und tiefgründig, aber auch leicht und feinfühlig.
"Gesammelte Werke" ist ein wunderbares Buch, das mich sehr begeistert hat. Auf weitere Werke der Autorin darf man sehr gespannt sein.