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FranzysBuchsalon
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Hessen

Bewertungen

Insgesamt 54 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2015
Die Mechanik des Herzens
Malzieu, Mathias

Die Mechanik des Herzens


gut

Ich hatte so viel Gutes über dieses Buch gehört und gelesen, außerdem ist das Cover ein absoluter Traum - ich musste es einfach haben.

Kaum war es bei mir angekommen, steckte ich auch sofort die Nase in das Buch. Nach nicht ganz 50 Seiten lag es einige Zeit unangetastet hier und ich habe mich wirklich etwas zwingen müssen, es zu beenden.

Versteht mich nicht falsch, die Grundidee der Geschichte ist wirklich schön, aber die Umsetzung und der Schreibstil, beziehungsweise die Wortwahl, sind einfach nicht mein Ding gewesen.

Es ist der kälteste Tag aller Zeiten, als "Little Jack" geboren wird. Er ist klein und schwach. Als seine Mutter schon fast bei der Hebamme angekommen war, die überall als Hexe bezeichnet wird, stürzte sie zu Boden und fiel mitten auf den Bauch. Das hat zur Folge, dass Jacks kleines Herz zu einem Eisklumpen gefror.

Doktor Madeleine (die Hexen-Hebamme) verbindet eine Kuckucksuhr mit Jacks Herzen, um ihm das Leben zu retten.
Seine Mutter scheint eine junge Hure zu sein, die nichts von ihrem Sohn wissen will und ihn bei Madeleine lässt. Diese zieht ihn auf wie ihren eigenen Sohn.
Als sie ihn eines Tages mit in die Stadt nimmt, trifft er auf Miss Acacia. Eine kleine andalusische Sängerin in Jacks Alter. Bei dem ersten Blick auf sie verliebt er sich bereits unsterblich.

Und da ist mein erster Kritikpunkt. Jack ist zu diesem Zeitpunkt zehn Jahre alt. Natürlich beginnt man in dem Alter langsam damit, sich mal in irgendwen zu verknallen und natürlich ist es dann auch immer die ganz große Liebe - in dm Alter versteht man eben noch nichts davon - aber ein Junge, der sich mit zehn bereits unsterblich verliebt und nie über dieses Mädchen hinwegkommt? Ja ja...es ist ein Märchen, schon klar. Aber so richtig will es mir trotzdem nicht in den Kopf gehen ;-)

Er erhält den Tipp, dass sie auf die städtische Schule gehen würde, also bekniet er Madeleine ihn auch dorthin gehen zu lassen. Allerdings ist sie nicht dort und Jack erfährt, dass sie vermutlich wieder nach Andalusien zurückgegangen ist.

Nachdem er drei ganze Jahre unter seinem Peiniger, Schulkammerad Joe, gelitten hat, setzt er sich eines Tages zur Wehr und sticht ihm mit den Zeigern seines Kuckucksuhr-Herzens ein Auge aus. Von der Polizei gejagt macht er sich auf und verlässt das Land in Richtung Andalusien.
Ich denke, dass ich nicht zu viel verrate, wenn ich sage, dass er sie tatsächlich findet. Mehr möchte ich allerdings nicht dazu sagen.

Da ist also dieser 13/14-jährige Junge, der von Schottland aus mutterseelenalleine durch ganz Europa nach Andalusien reißt um ein Mädchen zu finden, dass ihm seit vier Jahren nicht mehr aus dem Kopf geht...Wie gesagt, das ist einfach nicht mein Ding.

Ich kann verstehen, dass viele sehr begeistert von diesem Buch sind, aber meine Euphorie hielt sich leider absolut in Grenzen. Richtung Ende hat mich die Frage "Wie geht es wohl aus?" vorangetrieben, aber das Ende hat mir absolut nicht gefallen.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich an einer Stelle tatsächlich ein paar Tränchen vergossen habe ;-)

Bewertung vom 03.10.2015
Das Dornenkind / Nils Trojan Bd.5
Bentow, Max

Das Dornenkind / Nils Trojan Bd.5


ausgezeichnet

Es ist soweit!
Der Federmann ist wieder da!

Dachten wir doch alle, dass der Serienkiller aus Band 1 bei dem Kampf mit Nils Trojan ums Leben kam, und wurde Trojan selbst nicht müde dabei, sich und auch Jana einzureden, dass er gestorben sei, taucht er plötzlich wieder auf.
Doch kann das sein? Kann Doktor Gerd Brotter, besser bekannt als "Der Federmann", den Sturz in die Tiefe und den Aufschlag auf der Spree wirklich überlabt haben? Immerhin wurde seine Leiche nie gefunden - doch reicht das schon aus?

Ja!
Ja, er hat überlebt und ja, er ist wieder zurück - und sein Hass gegen Trojan ist größer denn je!

Wie wir es von Max Bentow gewohnt sind, landen wir wieder mitten in der Geschichte. Es ist keine Zeit um nach einem "Was?" oder "Warum?" zu fragen, denn es geht direkt spannend los.

Der Leser begegnet Sabrina, einer jungen und lebenslustigen Frau, die unbeschwert ihren Weg geht. Als ihr ein Kleintransporter auffällt, an dem ein Mann versucht seine Frau im Rollstuhl hineinzuschieben, zögert sie nicht zu helfen. Sie konnte nicht ahnen, dass dies nur eine Falle ist und ihre Gutmütigkeit zu ihrem Verderben wird.
Verschleppt und gequält, ohne dass ihr physische Gewalt angetan wird, wird sie wieder frei gelassen. Doch vorher ritzt ihr der Peiniger etwas in die Schulter.
Noch froh über ihr fast unbeschadetes Entkommen, stürzt sie später vor eine S-Bahn. Was erst aussieht wie ein Selbstmord, wird schnell zu etwas anderem - denn die Ritze in der Schulter entpuppen sich als Nachricht an Nils Trojan.

Bis diese und noch weitere solcher Nachrichten kommen, geht es Nils Trojan recht gut. Irgendwie geht alles seinen Gang und auch mit ihm und Jana ist alles im grünen Bereich. Seine Tochter mag seine Freundin, fordert ihn sogar dazu auf mit Jana zusammen zu ziehen und man bekommt den Eindruck, dass es prinzipiell gar nicht besser laufen könnte - bis Trojan das Gefühl bekommt, dass der Federmann wieder da ist und diese Idee von Wendy Hain untermauert wird. Wendy Hain behauptet nämlich die Tochter von Gerd Brotter zu sein und mit ihm im Kontakt zu stehen.

Ehe Trojan sich versieht, bricht seine Welt zusammen.
Nicht nur, dass dieser Fall persönlicher nicht sein könnte, da der Federmann Rache schwört, auch seine Beziehung mit Jana gerät ins Wanken und seine Liebe und Treue wird durch Wendy auf die Probe gestellt. Wendy, die er gegen alle Vorsicht immer wieder in Schutz nimmt, obwohl lange Zeit nicht klar ist, auf welcher Seite die junge Frau nun wirklich steht.
Ein Aspekt macht diesen Fall noch eine Spur persönlicher und auch beklemmender - aber darauf möchte ich an dieser Stelle einfach nicht eingehen, um nicht zu viel zu verraten. Lest das Buch! :-P

Wird Nils es schaffen stark zu bleiben, oder erliegt er der Veruchung mit Namen Wendy? Und auf welcher Seite steht diese geheimnisvolle Frau nun wirklich? Wird es Trojan und seinem Team nun endlich gelingen den Federmann endgültig zu schnappen und hinter Schloss und Riegel zu bringen?

Ihr Lieben! Was ist denn da bitte alles los?
"Das Dornenkind" stürzt uns von einer Spannung in die nächste und lässt uns kaum Zeit um Luft zu holen und durchzuatmen!
Am liebsten hätte ich diesen Band in einem Rutsch durchgelesen (hätte ich gern bei allen, aber bei diesem hier noch mehr!) - aber das ist mit den anderen Pflichten des Lebens ja leider nicht immer so vereinbar ;-)

Nachdem ich diesen Teil gelesen habe kann ich sagen, dass es tatsächlich der beste Band der Reihe ist - vorausgesetzt, dass man alle anderen auch gelesen hat und die konstanten Personen darin einem ans Herz gewachsen sind.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.10.2015
Das Vogeltribunal
Ravatn, Agnes

Das Vogeltribunal


sehr gut

Ich lese gerne Thriller und Psychothriller. Nach dem Klappentext und ein Schnüffeln in die Leseprobe war mir klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollen würde.
Es zu lesen dauerte drei Tage. Hätte ich mehr Zeit gehabt, als nur abends vor dem Schlafengehen, hätte ich es in einem Rutsch weggelesen, da ich es nie aus der Hand legen wollte.

Obwohl am Anfang eigentlich nichts wirklich passiert, schafft es die Autorin, eine gewisse Spannung und auch Beklemmung zu schaffen und bis ungefähr zur Mitte des Buches aufrecht zu erhalten.
Immer dachte ich, dass auf der nächsten Seite jetzt irgendetwas markerschütterndes passieren würde - doch so war es nicht. Und trotzdem war meine Spannung weiterhin ungebrochen und die Seiten flogen nur so an mir vorbei.
Dieses "Glücksgefühl" endete aber ab einem gewissen Punkt. Langsam aber sicher bildeten und verstärkten sich Theorien und es wurde recht vorhersehbar. Auch das Ende war eine meiner zwei gefassten Theorien und dadurch nicht sonderlich überraschend. ABER dies schadet der Geschichte absolut nicht - eine gewisse Spannung hielt sich trotzdem bis zum Schluss.

Auch wenn es sich bei diesem Buch um einen Thriller handelt und es das auch tatsächlich ist, bleibt es für mich trotzdem ein kleiner erhobener Zeigefinger, der ein "Und die Moral von der Geschicht'..." beinhaltet.
Es reicht nicht seine begangenen Taten zu bereuen und sich selbst zu geißeln - irgendwann muss man dafür büßen. Jeder auf seine eigene Art und Weise.

Mich persönlich hat die Geschichte in der Geschichte total gefreut. Allis erzählt Sigurd die Geschichte um Balder, den nordischen Gott. Darin geht es ganz grob gesagt um Schuld und Buße und den dafür zu zahlenden Preis. Es ist also verständlich, warum Agnes Ravatn genau diese Geschichte ausgewählt hat.
Loki hat indirekt (aber absichtlich) Balders Tod verschuldet. Hel lässt sich darauf ein Balder aus dem Totenreich zurück nach Asgard zu entlassen, wenn alles Leben um Balder trauern und weinen würde. Doch es gibt Einen, der sich weigert - Loki. So wird es Balder nicht gestattet nach Hause zurückzukehren.
Bei der "Götterdämmerung" (Ragnarök) sterben die Götter, die alte Welt geht unter und eine neue ensteht. Balder und Hödur (Balders blinder Bruder, der Balder zuvor durch Lokis List getötet hat) kehren aus Helheim zurück, die anderen Götter nicht.
Das ist wirklich nur ganz, ganz grob. Für mehr Infos müsst ihr euch die Edda zulegen oder das Internet bemühen ;-)

Beschäftigt man sich etwas mit dieser Mythologie, wird auch klar, warum ein Rabe auf dem Cover zu sehen ist, obwohl es in der Geschichte nicht um Raben geht.
Der Gott Odin (Allvater, Vater von Thor und Blutsbruder von Loki [Hollywood macht euch da was vor - Loki war nie Thors Bruder, Odin kannte Loki schon lange vor Thors Geburt]) hat zwei Raben an seiner Seite, Hugin und Munin, was übersetzt "Gedanke" und "Erinnerung" heißt.
Es sind immer wieder dieselben Gedanken und Erinnerungen, die Sigurd beschäftigen und quälen. Diese kreisen wie zwei Raben das ganze Buch hinweg über ihn.

Sigurd Bagge bleibt von der ersten bis fast zur letzten Seite ein absolutes Mysterium. Gerade wenn Allis denkt, dass sie ihn durchschaut und geknackt hat, passiert etwas, was die ganze Stimmung und auch sein Verhalten wieder kippen lässt. Ich kann verstehen, dass er sie in seinen Bann gezogen hat, allerdings kann ich nicht jede ihrer Handlungen nachvollziehen.
Allis hingegen ist ein wenig farblos und hat es nicht wirklich geschafft, sich in mein Gedächtnis zu brennen. Eigentlich wollte ich nur immer mehr von Sigurd erfahren und wissen was genau hinter seiner Mystik steckt.

Bewertung vom 03.10.2015
Undercover Lover
Winter, Jazz

Undercover Lover


ausgezeichnet

Meinung
Wer meine Rezensionen verfolgt weiß, dass ich gerne erotische Romane lese - aber auch recht anspruchsvoll bin, was dieses Genre betrifft. Sowohl die Handlungen, als auch die erotischen Szenen sollten nicht zu platt, aber auch nicht zu anspruchsvoll sein. Dieses Buch ist wieder mal ein gutes Beispiel dafür, wie man es genau richtig macht - um mir zu gefallen!

Kaylin und Eric Delany sind die Enkel irischer Einwanderer in den USA. Sie führen eine Bar mit angrenzendem Nachtclub. Die Geschäfte laufen gut und auch privat sind die beiden zufrieden.
Kaylin pflegt eine Bettbeziehung mit ihrem besten Freund Nevin und Eric schläft dann und wann mit Kaylins bester Freundin Tara, die auch gleichzeitig Köchin in der Bar ist. Tara hat kürzlich ihre bisexuellen Neigungen entdeckt und "verlangt", dass Kaylin endlich ihr (Sex)Leben genießen sollte, wenn Nevin nicht Nägeln mit Köpfen machen und eine feste Beziehung mit ihr eingehen würde.

Bereits am Anfang wird klar, dass Kaylin mehr für Nevin empfindet als "nur" Freundschaft und man wird das Gefühl nicht los, dass es Nevin auch so geht. Allerdings arbeitet er undercover, wovon Kaylin nichts weiß. Zu ihrem eigenen Schutz möchte er sie da nicht mit reinziehen und belässt es für sie dabei, dass er Polizist ist. Auch wenn er sie und seine Ermittlungen damit gefährdet, taucht er immer wieder bei ihr auf.

Als Eric ermordet aufgefunden wird, bricht Kaylins Welt zusammen. Und auch die von Tara, die mehr für ihn empfand, als sie je zugeben wollte.
Nevin macht sich rar und plötzlich tritt der geheimnisvolle Ciaran in Kaylins Leben. Er umgarnt sie und gewinnt ihr Vertrauen - auch auf sexueller Ebene. Ehe Kaylin begreift was um sie herum passiert, ist sie ihm verfallen und absolut hörig geworden. Doch was für einen Plan verfolgt Ciaran wirklich und warum findet Kaylin sich plötzlich in einem Gespräch mit einem Drogenboss wieder?

Diese Geschichte ist mehr als nur ein erotischer Roman. Es steckt auch ein Krimi, eine Liebesgeschichte und für einen kurzen Moment sogar ein Thriller darin.

Jazz Winter hat alles richtig gemacht!

Die erotischen Szenen sind unglaublich gut beschrieben und rücken neben der spannenden Hauptstory fast schon in den Hintergrund.
Die Charaktere bleiben nicht farblos irgendwo hinter der Story, sondern machen es möglich Sympathie oder Antipathie empfinden zu lassen.
Der Schreibstil liest sich sehr flüssig und ich hatte es in einer Nacht durch. Ich wollte es partout nicht aus der Hand legen!
Ein rundrum gelungenes Buch, bei dem ich es schade fand, dass es vorbei war.

Zitate / Textstellen
"Sag mir, dass dieses umwerfende Stück Männerfleisch wenigstens irgendeinen Haken hat? Schnarcht er? Kratzt er ich in der Öffentlichkeit den Sack? Bitte, kein Mann sieht so hinreißend aus und ist dann auch noch der perfekte Gentleman."
(Seite 81)

Nevin löste die Umarmung und setzte sich. Kaylin fühlte sich schwach und verletzlich, blieb stehen und suchte seinen Blick.
"Liebst du ihn?"
Die Frage stach mitten in ihr Herz, und als würde ein Messer von links nach rechts in der imaginären Wunde gedreht, schwankte sie.
(Seite 119)

Fazit
Auch wenn sich Jazz Winter in dieser Geschichte einigen Klischees bedient und manche Sachen vorhersehbar waren, ist diese erotische Liebesgeschichte mit Krimi- und Trilleranteilen wirklich lesenswert und erhält von mir eine absolute Leseempfehlung.
Es passiert mir wirklich selten, dass ich mir die Nacht um die Ohren schlage um ein gutes Buch in einem Rutsch durchzulesen - hier habe ich es getan und bereue es nicht.

Bewertung vom 19.09.2015
Bis ich bei dir bin
Hainsworth, Emily

Bis ich bei dir bin


ausgezeichnet

Meinung
Direkt zu Beginn wird man mitgenommen in die Trauer von Camden Pike, der zwei Monate zuvor seine Freundin verloren hat. Und man merkt direkt wie einsam dieser junge Mann ist.
Zum Teil hat er sich diesen Zustand selbst zuzuschreiben indem er sich von allen Freunden und Bekannten abgewendet hat und zum Teil muss er diesen Zustand einfach hinnehmen (Eltern geschieden, Vater ausgezogen, Mutter arbeitet viel).

Man sagt es gäbe vier Phasen der Trauer.

Nichtwahrhabenwollen
aufbrechende Emotionen
suchen, finden, sich trennen
neuer Selbst- und Weltbezug

Über die erste Phase scheint Cam schon hinaus zu sein. Wir steigen also mitten in der zweiten Phase mit ihm ein.
Er ist unglaublich wütend. Gibt sich selbst die Schuld an dem Tod seiner Freundin Viv und fragt sich immer wieder "Warum nicht ich?".

Die Autorin beschreibt sehr schön die Gefühle diesen jungen Mannes und was er durchlebt.
Wie sein täglicher Gang in die Highschool zum Spießrutenlauf wird und wie er mehr oder weniger vor sich hinvegetiert ohne den Spaß und die Freude am Leben wieder zu finden - was nach zwei Monaten auch absolut verständlich ist.

Aufgrund des Klappentextes denke ich, dass ich nicht zu viel verrate wenn ich sage, dass wir auch die dritte Phase mit Cam durchleben.
Von diesem mysteriösen Mädchen bekommt er (ungeplant) einen Weg gezeigt, wie er in die besage Parallelwelt hineinkommt um Viv wieder zu treffen.
Er sucht sie und er findet sie. Ob sie sich trennen, wie in der Phase beschrieben, oder auch überhaupt wieder zueinander kommen, verrate ich nicht ;-)

Auch Phase vier dürfen wir mit Cam zusammen erleben, so viel sei gesagt.
Mit neu gewonnenen Erkenntnissen kann er sich seine Welt auch wieder neu betrachten und schafft es, sich wie Baron Münchhausen am eigenen Schopfe aus der Trauer zu ziehen und sein Leben wieder zu leben.

Zu Beginn hatte ich leichte Probleme mit dem Schreibstil und wusste nicht, ob ich das Buch überhaupt durchstehen würde. Aber nach ein paar Seiten hatte ich mich reingefunden und es las sich sehr flüssig.
Drei Abende im Bett und das Buch war verschlungen - ich hätte auch noch 500 weitere Seiten gelesen wenn es sie gegeben hätte.

Eingestellt hatte ich mich auf eine leicht kitschige Liebesgeschichte mit einem Happy End - wie das bei solchen Büchern eben üblich ist.
Doch so war es nicht (was nicht heißt, dass es vielleicht kein Happy End gab...lest es selbst und ihr wisst es :-P ).
Doch auch wenn sich die Geschichte nicht als das rausstellte was ich dachte, wurde ich keinesfalls enttäuscht.
Es ist eine wunderschöne Geschichte über Trauer, Freundschaft, Liebe und der Weg zurück ins Leben.

Es handelt sich bei diesem Buch um eines, dass ich sicherlich irgendwann noch einmal lesen werde und was mir vermutlich nie mehr gänzlich aus dem Kopf gehen wird.

Und ich gestehe - ich habe weinen müssen :-D

Bewertung vom 19.09.2015
Am Ende der Straße
Keene, Brian

Am Ende der Straße


gut

Meinung
Ich muss gestehen, dass ich ein absoluter Schisser bin, was die Dunkelheit betrifft. Führt man sich das vor Augen so stellt sich die Frage, warum ausgerechnet ich mir solch ein Buch kaufe ;-)
Als ich dieses Buch auf dem Wühltisch entdeckte, hatte ich bereits ein paar Thriller/Psychothriller hinter mir gelassen und suchte nach einem Buch, dass mich irgendwie "schockieren" würde. Ein Blick auf den Klappentext und ich dachte, ich hätte es gefunden.
Jetzt, da ich es ausgelesen habe weiß ich, dass dem nicht so ist ;-)

Das Buch war etwas anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Das muss ja allerdings nichts Schlechtes bedeuten. Hat es auch nicht.

Zu Beginn habe ich mein ganzes Augenmerk auf diese Dunkelheit gelegt und dachte, dass mich etwas wie ein Horrorfilm erwarten würde. Doch im Endeffekt war es eher eine Geschichte darüber wie Menschen sich in einer absoluten Ausnahmesituation verhalten würden.
Natürlich war die Bedrohung durch die Dunkelheit allgegenwärtig und langsam aber sicher begann sie damit sich in die Köpfe der Menschen zu schleichen und sie böse "zu machen". Doch immer öfter ertappte ich mich wie ich mich selbst fragte "Wie hättest du reagiert? Hättest du dem Mann geholfen, der von anderen auf offener Straße gequält wurde oder hättest du es lieber vorgezogen dich im Schatten zu verstecken und zu hoffen, dass sie dich nicht entdecken würden?"

Im großen und ganzen beinhaltet dieses Buch die Geschichte von Robbie, Christy, Russ und dem weiteren Nachbarn Cranston, die versuchen sich ihre Menschlichkeit zu erhalten und dem natürlichsten aller Urinstinkte zu folgen - überleben.

Ich gestehe, dass ich dieses Buch nur am Tag gelesen habe. Sobald es anfing dunkel zu werden habe ich es an die Seite gelegt und mich etwas "leichterer" Lektüre gewidmet. Diesen Umstand schiebe ich allerdings eher auf die Tatsache, dass ich Angst im Dunkeln habe - so ein riesen Schocker wie vermutet war dieses Buch nämlich nicht.
Es gab einige ekelhafte Beschreibungen von Dingen, die die Menschen taten - und auch sicher tun würden wenn ein vergleichbarer Fall eintreten würde - doch ein "OH MEIN GOTT"-Moment blieb aus.

Durch den, als verrückt abgestempelten, Obdachlosen Dez erfährt man zum Ende des Buches, was es mit dieser Dunkelheit auf sich hat.
Das eigentliche Ende hat mich allerdings enttäuscht.

Ich mochte den Schreibstil von Brian Keene sehr und es ließ sich sehr flüssig lesen. Auch wenn mich dieses Buch nicht umgehauen hat war es sicher nicht mein letztes von dem Autor.

Fazit
Ich empfehle dieses Buch jedem, der eine Geschichte über Menschen in absoluter Anarchie lesen möchte.
Wer allerdings einen "Horror-Schocker" sucht, sollte die Finger von diesem Buch lassen.

Bewertung vom 25.07.2015
Allein kann ja jeder / Villa Zucker Bd.1
Profijt, Jutta

Allein kann ja jeder / Villa Zucker Bd.1


ausgezeichnet

Ellen ist alleinerziehend und verdient ihre Brötchen mit dem Schreiben von "Heftchen-Romanen". Ihre Tochter Kim ist 13 Jahre alt und befindet sich voll in der Pubertät. Eigentlich hat sie auf gar nichts Lust, will nicht zur Schule sondern lieber Schauspielerin werden und hört am liebsten den ganzen Tag Musik.
Beide Damen hatten bei mir sofort einen Stein im Brett. Ellen, die starke und unabhängige Frau, die ihr Leben meistert und ganz nebenbei auch noch einen pubertären Teenager im Zaum hält.
Selbst als sie dank ihrem Exmann obdachlos wird, bewahrt sie die Ruhe und verliert ihre Fassung nicht (jedenfalls nicht so, wie ich es in ihrer Situation täte :-D).

Ihre Mutter, Rosa, die durch einen Betrug ebenfalls auf der Straße landet, hatte es bei mir deutlich schwerer. Sie ist Egoismus und Gleichgültigkeit in ihrer reinsten Form. Probleme anderer interessieren sie nicht die Bohne und von Empathie scheint die gute Frau in ihren 71 Lebensjahren auch noch nichts gehört zu haben.
Erst fast am Ende des Buches verhält sie sich so, wie ich es mir gewünscht habe und sie wurde mir dadurch dann doch etwas sympathischer - wenn auch nur bedingt ;-)
Ihre ständigen Weingelage und das Rauchen unzähliger Joints haben mich genervt. Natürlich ist es nicht verwerflich wenn ein Mensch sich in seinen letzten Jahren etwas gönnt, aber so wie sie beschrieben wird, war sie nie die treusorgende Mutter und Oma wie sie eigentlich hätte sein sollen/können.
Sie ist schrill, laut, rücksichtslos und manchmal wirklich dreist und frech - sie ist einfach absolut kein Mensch für mich.
Allerdings verdanken wir ihr die Hausbesetzung, ohne die es diese Geschichte gar nicht gegeben hätte.

Hans Seefeld ist Kims Physiklehrer und meine neue Buchliebe :-D
In der Leserunde habe ich ihn oft als Supermann-Seefeld bezeichnet und er macht seinem Namen alle Ehre.
Er rettet Kim bei einem Böller-Anschlag durch einen Mitschüler, zeigt ihr und ihren Klassenkammeraden durch eine ziemlich coole Aktion, dass sie nicht zu viel im Internet über sich preisgeben sollten und "verhaftet" nebenbei auch noch jemanden mit seinen Bundeswehr-Kenntnissen.
Auf niemanden passt "Harte Schale, weicher Kern" so sehr, wie auf Ninja-Attacken-Seefeld. Und weiß man erstmal warum er oftmals so verbittert und kalt wirkt, macht es ihn noch eine Spur sympathischer.

Konrad Schmitt ist die "Mutti" der WG. Er ist ein süßer, kleiner Opa, der die ungleiche Wohngemeinschaft zusammenhält und dafür sorgt, dass es niemandem an etwas fehlt.
Doch er scheint ein Geheimnis zu haben, über das wir im zweiten Band hoffentlich mehr erfahren werden.

Abgerundet wird dieser Turbulente Haushalt noch von Mardi, einem schwarzafrikaner französischer Herkunft (man weiß nicht genau woher er kommt und auch nicht wie er wirklich heißt), der sich im Keller versteckt und von Kim mit allem Nötigen versorgt wird.
Auch bei ihm erhoffe ich mir in Band zwei ein paar mehr Infos.

Außerdem gibt es noch Robert (Rosas Lebensgefährten), Leo (ein Freund von Rosa und Robert), Andrea (Roberts Tochter und Ellens Freundin) und Jenny (Kims beste Freundin). Im Zuge des Mordfalles kommt noch "Öko-Bulle" Mittmann hinzu, der uns auch im zweiten Teil sicher noch begleiten wird.

Der Schreibstil, der mir bei "Kühlfach 4" so gut gefiel, war auch hier wieder deutlich zu erkennen. Locker leicht mit viel Witz und Humor aber auch wirklich spannenden Abschnitten.
Hat man sich in die Geschichte eingefunden liest es sich sehr flüssig und man bemerkt gar nicht, dass man schon wieder 20 Seiten gelesen hat.

Auch wenn sich hier und da ein paar Längen eingeschlichen haben und ich auf das ein oder andere durchaus hätte verzichten können, hat mir dieses Buch alles geliefert, was ich erwartet hatte.

Bewertung vom 23.07.2015
Schutzkleidung is nich!
Grünke, Nicholas

Schutzkleidung is nich!


ausgezeichnet

Ich denke fast jeder hat einen Menschen im Freundes- und/oder Bekanntenkreis, der in irgendeiner Form auf dem Bau tätig ist oder war und somit hat auch fast jeder schon einige Geschichten über die herrschenden Arbeitsbedingungen gehört.
So ging es zumindest mir ;)
Ich hatte mal einen guten Freund, der im Straßenbau tätig war und mir regelmäßig Dinge erzählt hat, die von einem leichten Lächeln mit begleitetem Kopfschütteln über ein entsetztes Lachen bis hin zur Schnappatmung geführt haben. So kam es, das mir vieles in diesem Buch bekannt vorkam und ich oft lauthals gelacht habe.

Nach langem hin und her und sich stapelnden Rechnungen entschließt Nicholas Grünke sich schließlich die Arbeit auf einer Berliner Großbaustelle anzunehmen, die er von einer Freundin verschafft bekommt.
Zu Beginn geht er relativ blauäugig an die ganze Sache heran - wird aber schließlich immer wieder eines Besseren belehrt.

Kaum auf der Baustelle angekommen, wird ihm nach einer kurzen Einweisung (nach dem Motto: Learning by doing) ein Stemmhammer in die Hand gedrückt, mit welchem er Kappendecken durchbrechen soll.
Schnell muss er lernen, dass der Umgang untereinander ein deutlich anderer ist, als zwischen Künstlern und Kunsthändlern in irgendeiner Galerie. Die Menschen auf dem Bau sind eben ein völlig anderer Schlag und haben vollkommen andere Interessen.

Bei allen Arbeiten fragt Nick (wie ihn seine Kollegen schnell "getauft" haben - und was ihm so gar nicht passt) immer wieder nach Schutzkleidung, erhält allerdings immer wieder dieselbe Antwort: Schutzkleidung ist schwul!

Allerdings muss er nach einer Weile auf dem Bau mit Entsetzen feststellen, dass auch er nun eine völlig andere Sichtweise hat.

Schreckten ihn diese völlig anderen Menschen am Anfang noch irgendwie ab, stellt er auch schnell fest, wie herzlich sie alle sind.
Schnell schließen sich Freundschaften, er wird zum Essen, Kaffee oder auch dem ein oder anderen Schnaps eingeladen und scheint seine Kollegen schnell irgendwie ins Herz zu schließen.

Ehe er sich versieht ist ein Jahr um und der eigentliche "Übergangsjob" zu einer Routine und Selbstverständlichkeit geworden.
Doch Nicholas zieht es zurück. Weg von der Baustelle und zurück in sein altes Leben, in der die Menschen anders sind und die Arbeit weniger anstrengend ist.

Dem Autor ist ein wunderbares Buch über ein Jahr seines (Arbeits)Lebens geglückt, dass den Leser sowohl erheitert, als auch nachdenklich stimmt.
Spätestens nach dem Lesen sollte eine andere Sichtweise auf diese wirklich schwer arbeitenden Menschen geworfen werden und ihnen dann und wann mehr Verständnis entgegengebracht werden.

Fazit
Nicholas Grünke ist ein unglaublich gutes Buch über einen Schlag Menschen gelungen, der mit viel zu vielen Vorurteilen behaftet ist.
Ich empfehle dieses Buch sowohl Top-Managern (die sicherlich noch einiges dabei lernen können ^^) als auch ganz "einfachen" Menschen - unterhalten wird es sicherlich jeden!