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Benutzername: 
Sabsisonne
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 64 Bewertungen
Bewertung vom 30.12.2021
Strahlentod / Sabine Kaufmann Bd.6
Holbe, Daniel;Tomasson, Ben

Strahlentod / Sabine Kaufmann Bd.6


gut

durchschaubare Erzählung ohne Spannung
Die Zusammenfassung des Inhalts ist dem Klappentext zu entnehmen, auch wenn das nur der Anfang und ganz schnell nicht mehr wahr ist.
Allerdings sind die Geschehnisse zu komplex, um sie hier ohne zu spoilern zusammenzufassen.
Ich habe lange überlegt, was hier positiv zu bemerken ist. Die Story an sich ist gut. Es wird immer Bürgerinitiativen geben, die sich mehr oder weniger extrem für ihre Werte einsetzen. Die Themen Atomkraft, Castortransporte, Zwischen- und Endlager werden uns noch lange beschäftigen und sind daher immer aktuell.
Die Konstruktion der Geschichte ist allerdings viel zu durchschaubar. Die Leserin fragt sich quasi von Anfang an, was dem Polizisten wirklich passiert ist und was aus dem Täter geworden ist. Dass die ermittelnden Kommissar:innen erst 50 Seiten vor dem Ende von einer Person auf den möglichen Täter hingewiesen werden müssen ist schlicht Versagen. Vorher gehen sie verschieden Ermittlungsansätzen nach, die alle ins Nichts führen. Dabei fehlt es von Anfang an an Spannung. Das ist kein Krimi sondern lediglich eine Kriminalerzählung ohne Pfiff.
Zusätzlich wird das Liebesleben der weiblichen Kommissar:in immer wieder zum Thema gemacht. Sie hat die Wahl zwischen dem gut aussehenden, zärtlichen, mitfühlenden Kollegen und dem Egoisten ohne jegliche Empathie während der Ermittlungen.
Für mich war das der erste Fall von Angersbach/Kaufmann und er hat mir nicht Lust auf mehr gemacht.

Bewertung vom 16.08.2021
Der Mauersegler
Schreiber, Jasmin

Der Mauersegler


ausgezeichnet

schrecklich, schön, traurig

Es ist immer schön, ein gebundenes Buch mit Lesezeichenband und einem gelungenen Einband in der Hand zu halten. Dafür schon mal einen Extrastern.

Prometheus stammt aus einfachen Verhältnissen, arbeitet sich nach oben und möchte noch höher hinaus. An seiner Seite immer sein allerbester Freund Jakob.
Wir erleben Prometheus auf der Flucht vor den Ereignissen, dem Leben und vor sich selbst. Er strandet bei zwei Frauen, die die Verbindung zwischen der allgegenwärtigen Natur und den Menschen bilden. Bei ihnen kann und muss er sich seiner Trauer, seinem Schmerz hingeben und seine Schuld eingestehen.

Die Geschichte ist sehr angenehm geschrieben, aufgelockert durch Vergleiche und Metaphern rund um Flora und Fauna. Sie wechselt zwischen Gegenwart, jüngerer und älterer Vergangenheit. So erfährt die Leserin viel von dieser außergewöhnlichen Freundschaft zwischen Prometheus und Jakob, aber erst nach und nach von der Schuld des ersteren.
Bei all den schönen Naturbildern und den sich unterhaltenden Tieren ist die Erzählung aber auch sehr ernst und traurig.
Ich habe schon lange nicht mehr ein so schönes, trauriges Buch gelesen.
Bemerkenswert auch der kleine Sidekick zum Vorgänger Marianengraben.
Liebe Jasmin Schreiber, begeistere deine Leserschaft bitte noch mit vielen dieser hervorragend erzählten Geschichten.

Bewertung vom 13.08.2021
Heimatsterben
Höflich, Sarah

Heimatsterben


ausgezeichnet

großartiges Leseerlebnis

Dieses Buch ist schon haptisch überaus angenehm. Mit dem Hardcover und der Größe liegt es perfekt in der Hand.
Sarah Höflich hat ihr Buch in Herbst/Versuchung, Frühling/Widerstand und Winter/Flucht unterteilt.
Im ersten Teil lernen wir die Familie kennen. Der mitgelieferte Stammbaum ist zwar sehr schön, ich hab ihn aber nicht gebraucht. Die Familie ist bunt und vielfältig, wie Familien nun einmal sind. Es gibt die strebsamen, fleißigen, erfolgsverwöhnten, zielgerichteten Mitglieder, die mit einer quälenden Vergangenheit, die Kranken, die psychisch Labilen, die unglücklich Verliebten und die Queeren.
Im zweiten Teil wird das Ausmaß der Probleme innerhalb der Familie aber auch des Heimatlandes deutlicher. Einige ziehen schon Konsequenzen, andere denken, weiterkämpfen zu müssen.
Im dritten Teil fällt vieles auseinander, aber es findet auch wieder etwas zusammen.

Das Buch erzählt die Geschichte einer Familie vor dem Hintergrund einer politische Entwicklung, die heutzutage von vielen Menschen leider als erstrebenswert angesehen wird. Mir hat der Roman eher Angst gemacht.
Er ist aber so spannend geschrieben, dass ich ihn an nur zwei Nachmittagen aufgesaugt habe.
Von mir eine klare Leseempfehlung, verbunden mit der Hoffnung, dass die beschriebene Entwicklung eine Utopie bleibt.

Bewertung vom 05.08.2021
Gegen alle Regeln / Strafverteidiger Pirlo Bd.1
Bott, Ingo

Gegen alle Regeln / Strafverteidiger Pirlo Bd.1


sehr gut

Kurzweilig
Pirlo verliert seinen Job in einer angesehenen Kanzlei und gründet eine eigene in seinem Wohnzimmer. Dafür stellt er Sophie Mahler, eine Empfehlung seines ehemaliger Professors, ein. Sowohl Pirlo als auch Sophie haben einen interessanten familiären Hintergrund, der mehr oder weniger genutzt wird, um Hintergrundinformationen zu ihrem einzigen Fall zu erlangen.
In kurzen Kapiteln, die teilweise lustige Überschriften und immer eine zeitliche Einordnung haben, wird von Pirlo und seinem ersten Fall als selbstständiger Strafverteidiger erzählt. Gleichzeitig erfährt die Leserin von seinem familiären Umfeld und dessen beruflicher Ausrichtung.
Da das in kurzen Sätzen und leicht verständlicher Sprache geschieht, liest sich die Geschichte sehr kurzweilig.
Natürlich ist Pirlo nicht Ingo Bott, aber sie haben neben dem Aussehen doch auffällige Gemeinsamkeiten. Somit ist auf jeden Fall gewährleistet, dass das Juristische einwandfrei ist.
Insgesamt fühlte ich mich gut unterhalten, auch wenn das Buch nicht mehr als einen Urlaubstag füllt.

Bewertung vom 27.07.2021
Unter dem Sturm / Die Halland-Krimis Bd.1
Carlsson, Christoffer

Unter dem Sturm / Die Halland-Krimis Bd.1


gut

Enttäuschend

Ich liebe die düsteren skandinavischen Krimis mit den psychisch angenacksten Ermittlern und den durchgeknallten Tätern.
Unter dem Sturm ist eine ganz andere Erzählung. Wir erfahren viel von der betroffenen Familie und dem Liebesleben des Ermittlers. Zu Anfang ist das noch interessant, weil die Erwartung besteht, dass das irgendwohin führt. Egal ob es das Spiel am Kaiserstein oder die persönlichen Zusammenkünfte von Isak und seinem Onkel sind.
Aber dann ist der Junge plötzlich ein Heranwachsender mit allen Problemen, die zum Erwachsenwerden dazugehören. Nur hier werden diese Probleme nicht normal sondern unter dem Licht der Vergangenheit betrachtet.
Dabei schleppt sich die Handlung einfach dahin, ohne spannend oder auch nur interessant zu sein.
Mich hat dieser Krimi, der eher eine tragische Familiengeschichte ist, enttäuscht. Aber vielleicht hatte ich einfach die falschen Erwartungen.

Bewertung vom 29.06.2021
Tiefer Fjord
Lillegraven, Ruth

Tiefer Fjord


sehr gut

gelungener Psychothriller

Es fällt mir schwer, über dieses Buch zu schreiben, ohne zu spoilern, aber ich werde es versuchen:
Sowohl bei Clara, die als Verwaltungsbeamtin an einem Gesetzesentwurf arbeitet, als auch bei Ihrem Ehemann Haavard, der als Kinderarzt in einer Klinik arbeitet, dreht sich viel um misshandelte Kinder.
Die zwei führen eine merkwürdige Ehe, in der eigentlich jeder seins macht und sie sich abwechselnd um ihre 2 Kinder kümmern.

Da es in der Trilogie (Tiefer Fjord ist der 1. Teil) um Clara geht, lernen wir sie in Rückblicken auch in ihrer Kindheit kennen.
Ich mag solche Rückblenden und verschiedenen Zeitebenen sehr gern, da sie einem die Hauptperson nach und nach näher bringen. Meist wächst damit auch das Verständnis für ihre Handlungen. Das ist hier allerdings etwas anders.
Die Kapitel des Buches sind jeweils mit dem Namen der Person überschrieben, die in der Ich-Form erzählt. Auch das ist sehr gut gemacht, da die Gefühle, Gedanken und Beobachtungen der einzelnen Protagonisten zu einer vollständigen Geschichte werden. Einer Geschichte, die voller Lügen, Geheimnisse und Verbrechen ist.

Ruth Lillegraven hat einen sehr spannenden Psychothriller geschrieben, den ich nicht aus der Hand legen konnte und daher in einem Rutsch durchgelesen habe. Jetzt warte ich auf Teil 2.

Bewertung vom 18.05.2021
Viktor
Fanto, Judith

Viktor


ausgezeichnet

Leseempfehlung
Judith Fanto erzählt die Geschichte einer wohlhabenden jüdischen Familie. Viktor ist ein Spross dieser Familie und entwickelt sich im Wien der 20er und 30er Jahre zu einem liebenswerten Hallodri. Mit seiner blumigen Ausdrucksweise und seinem Charme wickelt er die Menschen um den Finger. Nur seinen Vater nicht, der ihn fortlaufend kritisiert.
Allerdings ist diese Leichtlebigkeit nur der äußere Schein. In Wirklichkeit ist Viktor ein hochmoralischer Mensch, der wo immer es geht für Gerechtigkeit sorgt und jedem hilft, der es selbst nicht kann. Das hilft auch seiner Familie sehr, als in Österreich der Hass auf die Juden stark zunimmt.
Selbst sein Vater Anton erkennt am Ende, was für ein wertvoller Mensch Viktor ist (Seite 400).

Auf einer zweiten Zeitebene erzählt Geertje, die Großnichte von Viktor, ihre Geschichte. Ihre Familie hat sich vom Judentum entfernt, ja schämt sich fast dafür. Geertje studiert in Nimwegen Jura und begibt sich auf die Suche nach dem Jüdischen in sich. Sie ändert ihren Namen in Judith, sucht auf dem Dachboden ihrer Großeltern nach alten Dokumenten und schließt sich der jüdischen Gemeinde an.

Die Geschichte der Familie Rosenbaum wird in zwei Zeitebenen mit vielen Dialogen sehr kurzweilig erzählt. Ich habe mich an zwei Nachmittagen sehr gut unterhalten gefühlt. Es ist alles drin, was ein gute Geschichte braucht. Sie ist heiter, traurig, spannend und einfach gut erzählt.

Bewertung vom 29.04.2021
Hauskonzert
Levit, Igor;Zinnecker, Florian

Hauskonzert


ausgezeichnet

der Mensch Igor

Ich bin weder ein Klassik- noch ein Klavierkonzert-Fan. Da ich Igor Levit schon länger auf Twitter folge, habe ich nicht nur seine Tweets, sondern auch die Hauskonzerte mitbekommen. Trotzdem interessiert er mich mehr als Mensch als als Musiker. Das lässt sich natürlich gar nicht voneinander trennen. Nicht umsonst nennt er sich bei Twitter Igor Pianist.
Der Autor Florian Zinnecker schafft es, uns beide näherzubringen. Er schreibt so leicht, in kurzen Absätzen und Kapiteln, dass es einfach Spaß macht weiterzulesen. Nach den ersten 50 Seiten musste ich dennoch pausieren, weil das so leicht Geschriebene nur schrecklich war. Weinend habe ich das Buch zur Seite gelegt und mich mal wieder gefragt, warum Menschen so sind.
Dann habe ich mir aber doch seine Klaviermusik angestellt und weitergelesen. Dabei lernte ich den verletzlichen, zweifelnden Igor mit einem großen Herzen kennen. Umso erstaunlicher ist es, dass erst auf Seite 265 und auch nur dieses eine Mal etwas über eine romantische Liebe steht.
Ich kann das Buch jedem empfehlen, der vorurteilsfrei auf Menschen zugeht und an ihnen interessiert ist.

Bewertung vom 22.04.2021
Siehst du, wie sie sterben? (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Siehst du, wie sie sterben? (Thriller)


sehr gut

Spannender als anfangs gedacht

Frieda und Marc waren einmal ein Paar und sind sich noch immer vertraut. Aber genau wie in ihrer On-Off-Beziehung gestaltet sich die berufliche Zusammenarbeit schwierig.
Frieda wird als Sachverständige zu einer Mordserie hinzugezogen und behält trotz kleiner Abweichungen Recht mit ihren Analysen. Dass sie dabei selbst in Gefahr gerät, ist ihr anfangs nicht bewusst.
Die Ritualmorde sind schrecklich, werden hier aber nicht so im Detail geschildert, was ich durchaus gut finde. Die Spannung, die fast jedem Krimi innewohnt, wird hier eher niedrig gehalten, nimmt zum Ende hin an Fahrt zu.
Was hier anders ist: Die Leserin kann nicht mitraten, da der Täter zwar als Briefeschreiber, nicht aber als Person im Handlungsverlauf vorkommt. Lediglich das Motiv kann schnell erahnt werden.
Was mich allerdings wirklich erstaunt hat war, dass Friedas Hund nie raus musste. Sie hat sich zwar Sorgen um seine Fütterung gemacht, ist aber nie mit ihm Gassi gegangen und hat ihn über lange Strecken allein gelassen.

Bewertung vom 29.03.2021
Nasses Grab (Zwischen Mord und Ostsee - Küstenkrimi 1)
Herzberg, Thomas

Nasses Grab (Zwischen Mord und Ostsee - Küstenkrimi 1)


ausgezeichnet

leichte Kost

Auch wenn von Menschenhandel, Schmuggel und Mord erzählt wird, handelt es sich hier eher um einen einfachen Lokalkrimi. Viel erfährt die Leserin über die Protagonisten nicht, und das wenige auch nur am Rande. Die pubertierende Nichte/Tochter des Ermittlerteams, die das von der Tante geklaute Pfefferspray gleich mal ausprobiert, schweißt eher zusammen. Nach anfänglichem Unmut über die Zusammenarbeit, verstehen sich die zwei schnell sehr gut. Beide sind wohl gute Kriminalisten, Ina (der weibliche Teil) etwas forscher und durchsetzungsfreudiger.
Die Geschichte an sich ist gut und auch spannend erzählt. Für weitere Teile wünsche ich mir allerdings eine bessere Ausarbeitung der Charactere und mehr Informationen zu ihren Vergangenheiten.
Insgesamt ist dieser Krimi eine nette Wochenendunterhaltung ohne hohen Anspruch. Aber da ich das ganz gern mal mag, werde ich den zweiten Teil auch lesen.