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magicadehex
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Norrköping
Über mich: 
Ich bin eine Deutsche, die der Liebe wegen in Schweden lebt. Zudem bin ich eine Buchliebhaberin, Rezensentin, Testleserin und Buch-Bloggerin.

Bewertungen

Insgesamt 230 Bewertungen
Bewertung vom 09.01.2018
Die schwedischen Gummistiefel
Mankell, Henning

Die schwedischen Gummistiefel


ausgezeichnet

Der fast 70jährige Arzt Fredrik Welin hat sich nach einem von ihm begangenen Kunstfehler auf eine kleine Schäreninsel zurückgezogen. Er lebte dort im Haus seiner Großeltern, bis zu der einen Nacht vor einem Jahr, als das Haus niederbrannte. Schnell wird ihm da klar, dass die Menschen, die hier leben, ihm noch immer nicht vollends vertrauen – er ist ein Zugereister für sie. Er gerät in den Verdacht, den Brand selbst gelegt zu haben. Nun lebt Fredrik auf der kleinen Insel im Wohnwagen seiner Tochter und hat nicht mehr viel übrig, als die Sachen in denen er vor dem Feuer floh. Als seine Tochter Louise seine Hilfe in Paris benötigt, ist er sofort zur Stelle. Doch genau zu dieser Zeit, kommt es erneut zu einem Feuer auf einer der Inseln.

Dieser in der Ich-Form, aus Fredriks Sicht, geschriebene Roman Henning Mankells ist soviel mehr als ein Liebesroman oder Kriminalroman, er ist vor allem ein Abschied. Der Abschied eines ganz großen Schriftstellers unserer Zeit. Henning Mankell hat so viel von sich selbst und seinem eigenen Leben in die Geschichte einfließen lassen. Denn so wie Louise im Roman war er selbst zeit seines Lebens ein Aktivist, der sich für seine Ansichten aktiv eingesetzt hat, so z.B. für die Aktion: „Ship to Gaza“. Deshalb liegt ein klein wenig Melancholie über der Lektüre dieses wunderbaren Buches, in dem Henning Mankell noch einmal mehr die Schwächen, die Fehler und Abgründe der Menschen betrachtet. Im fesselnden Schreibstil und wundervoller Sprache erzählt der Autor die Geschichte, die zwar als Fortsetzung zu dem Roman „Die italienischen Schuhe“ gilt, doch eigenständig ist und einzeln gelesen und verstanden werden kann.

Natürlich erhält dieses Buch fünf von fünf möglichen Sternen von mir und ich empfehle es absolut weiter, an Leser feiner, exklusiver Romane, für Fans von Henning Mankell ist dieses Buch sowieso ein Must-Read. Ich wurde noch einmal prächtig unterhalten von Henning Mankell und gehe nun der im Buch gestellten Frage nach, ob ein Mensch, der alles verloren hat, nicht viel Zeit hat oder ob es umgekehrt ist.

Bewertung vom 15.12.2017
Das Porzellanmädchen
Bentow, Max

Das Porzellanmädchen


ausgezeichnet

Luna Moor ist 29 Jahre alt und Thrillerautorin von drei Bestsellern. Sie arbeitet gerade an ihrem vierten Werk und es ist so viel mehr privat als ihre Bücher zuvor. Auch scheint es mächtiger als sie selbst zu sein, auf einer Lesung sagt sie, sie habe Angst, das Buch werde sie umbringen. Zusätzlich von einem Stalker belästigt, zieht sie sich zurück zum Schreiben. Als ihre beste Freundin sie bittet, deren 15jährigen Sohn für zwei Wochen bei sich aufzunehmen, lehnt Luna dies zunächst ab. Doch sie nimmt den Jungen bei sich auf. Aber Luna hat auch noch eine eigene, horrende Geschichte: sie wurde als Mädchen von einem psychopathischen Serienkiller gefangen gehalten und fast umgebracht, nur durch einen Zufall konnte sie entfliehen. Werden das neue Buch und ihre eigene Geschichte Luna zum Verhängnis? Ist sie stark genug oder wird sie übermannt?

Bei der Lektüre des Thrillers fällt mir als erstes auf, mit welcher Sorgfalt und mit welcher psychologischen Tiefe der Autor Max Bentow seine Charaktere angelegt hat. Sie haben die Fähigkeit, mir Kälteschauer und Gänsehaut zu verleihen. Der Schreibstil lässt uns Leser lange im Ungewissen, schaurig schön. Die Sprache des Autoren ist klar und auf den Punkt gebracht. Der Plot ist unfassbar, er ist grausam und fesselnd, wirklich brillant geschrieben und erdacht. Die Spannung ist nahezu nicht zum Aushalten, das Tempo ist genau richtig, um mir den Atem zu stocken, genau, wie es ein wahrer Pageturner tun sollte. Die Twists und Wendungen umschließen die Rätsel im Thriller so gut, wie ich es selten bisher gelesen habe, lange habe ich nicht gewusst, wie das Buch enden wird und dann hat es mich nochmals stark überrascht. Ein Psychothriller auf höchstem Niveau!

Auf jeden Fall vergebe ich dem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es selbstverständlich weiter an Leser, die wie ich, psychologische Thriller lieben und sich gerne literarisch in Gefahr begeben. Max Bentow nimmt uns von der ersten Seite an gefangen und es gibt kein Entrinnen. Ganz nebenbei ist das Buch auch ein Schmankerl für Berlin-Liebhaber, gerade das Umland wird in idyllischer Weise beschrieben, so dass ich fast Sehnsucht bekomme.

Bewertung vom 08.12.2017
Wir sehen uns beim Happy End
Lucas, Charlotte

Wir sehen uns beim Happy End


ausgezeichnet

Ella weiß schon seit sie ein kleines Mädchen war, was sie vom Leben erwartet: den perfekten Mann für's Leben finden und sich ganz der Liebe hingeben. Als sie ihn dann gefunden zu haben scheint, ist alles ganz klar für sie. Sie gibt ihren Job auf und widmet sich ihrem Lieblingsmann – voll und ganz. Denn ihr Motto ist: Wenn es kein Happy End ist, ist es nicht zu Ende. Bald nun steht die Hochzeit an. So lebt sie ihr ureigenes Happy End. Doch von ihrer rosa Wolke 7 wird sie unsanft hinunter gestupst, denn als sie den Trenchcoat ihres Liebsten in die Reinigung bringt, findet sich ein Zettel darin, darauf steht: „Lieber Philip, du darfst Ella nicht heiraten!“ Da tun sich viele Fragen auf! Da trifft Ella auf Oscar, sofort erkennt sie, er braucht dringend ein Happy End. Doch davon muss sie ihn erst noch überzeugen …

Charlotte Lucas schreibt in einer wunderbaren Sprache, sie färbt ihre Texte mit besonderen, nicht so häufig gebräuchlichen Worten, das macht den Roman für mich als Sprachliebhaberin umso interessanter und schöner. Ihre Charaktere sind wunderbar entwickelt, es macht Spaß sie kennenzulernen und literarisch an ihrem Leben teil zu haben. Gerade Ella ist eine Figur, die man lieben muss. Zwar ist sie ein wenig zu blauäugig, aber umso sympathischer in ihrer Art zu leben. Der Roman ist kurzweilig und ich mochte ihn gar nicht aus der Hand legen, zu sehr konnte ich mich hinein träumen in Ellas Märchen. Das Tempo ist der Geschichte wundervoll angepasst und macht das Lesen spannend.

Von Herzen gerne vergebe ich dem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es absolut weiter. Ja, ich habe wieder einmal ein Herzensbuch gefunden! Ein modernes Märchen für Erwachsene, das sich wunderbar lesen lässt und das mich von Seite 1 an köstlich unterhalten hat.

Bewertung vom 04.12.2017
Die Geschichte der Bienen / Klima Quartett Bd.1
Lunde, Maja

Die Geschichte der Bienen / Klima Quartett Bd.1


ausgezeichnet

Im China des Jahres 2098 gibt es keine Bienen und andere Insekten mehr. Die junge Tao sowie ihr Ehemann leben als Sklaven. Demokratische Regierungen gibt es schon lange nicht mehr. Der Staat bestimmt das Leben der Menschen. Tao arbeitet als Bestäuberin von Fruchtbäumen, tagein und tagaus. Alle Menschen leben vegetarisch, da eine Bestäubung von Viehfutter viel zu teuer und aufwändig wäre. Taos große Angst ist, dass auch ihr 3jähriger Sohn bald mit der Arbeit beginnen muss. Nur herausstechend kluge Kinder dürfen nach dem 8. Lebensjahr noch weiter die Schule besuchen, für die anderen beginnt das Arbeitsleben. Verzweifelt versucht Tao dem Kind Wissen zu vermitteln.
Ohio im Jahre 2007. Der Imker George hat es immer schwerer. Seine Bienen produzieren zwar noch Honig, aber die Produktionskosten sind immens hoch und der Verkauf ist nur schleppend. Seine Frau möchte ihn bewegen, mit ihr nach Florida zu gehen und ihren Alterswohnsitz dorthin zu verlegen. George hatte gehofft, dass sein Sohn Tom sein Bienengeschäft eines Tages übernehmen würde, doch der junge Student hat ganz andere Pläne für sein Leben.
Im Jahre 1852 in England ist der schwer depressive Samenhändler William ans Bett gefesselt, nichts bringt ihn mehr dazu aufzustehen. Seine Familie kann er schon lange nicht mehr ernähren. Da hat er eine Idee, die seine Familie aus der Not heraus bringen könnte. Er entwickelt einen neuartigen Bienenkorb, in dem ein Bienenstock Honig produzieren soll.

Die Autorin Maja Lunde malt in ihrem Roman „Die Geschichte der Bienen“ eine sehr düstere Zukunft der Menschheit auf und beim Lesen frage ich mich immer wieder, wie weit wir noch von dem China des Jahres 2098, das sie beschreibt, entfernt sind. Und ich frage mich auch, ob dieser Weg zu stoppen ist. Sehr eindrucksvoll beschreibt die Autorin über die ersten professionellen Imker und darüber, wie schrecklich alles enden könnte. Die Figuren sind wunderbar angelegt, Maja Lunde erzählt die Geschichten in Kapiteln abwechselnd und ich brenne geradezu darauf, zu den jeweiligen Plätzen zurückzukehren. Maja Lundes Sprache und Schreibstil sind mitreißend und fesselnd. Die Szenarien sind eindrucksvoll und detailliert erzählt. Natürlich ist der Stoff des Buches zudem brandaktuell, denn das Bienensterben hat – wie wir alle wissen – längst begonnen und es wäre an der Zeit, das Steuer herum zu reißen.

Sehr gerne vergebe ich diesem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es selbstverständlich weiter an Leser, die ein Buch lesen möchten, dass nicht nur eine Geschichte erzählt sondern noch so viel mehr ist, nämlich ein Lehrbuch über das Leben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.12.2017
Die Tuchvilla / Tuchvilla Bd.1
Jacobs, Anne

Die Tuchvilla / Tuchvilla Bd.1


ausgezeichnet

Marie Hofgartner, ein junges Waisenmädchen erhält eine neue Stellung als Küchenhilfe. Wie die Leiterin des Waisenhauses ihr sagt, ist es ihre letzte Chance. Zu dickköpfig, zu viele Widerworte hat Marie gegenüber ihren bisherigen Arbeitgebern gehabt, sie will sich nicht fügen, hat ihren eigenen Kopf. Jetzt heißt es also für Marie, sich in der großen Villa des reichen Tuchfabrikanten Johann Melzer zu integrieren. Gleich am ersten Tag gibt es Spannungen, aber Marie tut ihr Möglichstes, den Arbeitsplatz nicht zu verlieren. Die Familie Melzer, der Vater, das Familienoberhaupt, die Mutter Alicia, eine Adelige, zwei Töchter, Katharina und Elisabeth und der Sohn Paul, Student der Rechtswissenschaften – sie alle haben ihre eigenen Pläne und Schwierigkeiten zu bewältigen. Katharina, die kränkelt, ist begeistert von Marie und möchte sie gerne zeichnen. Dafür muss Marie von ihren eigentlichen Aufgaben befreit werden, kann das gutgehen? Sie ist die Neue, steht ganz unten in der Rangfolge unter den Bediensteten und ist sowie schon deren Spott und Aggressionen ausgesetzt.

Die Atmosphäre erinnert mich sofort an Downton Abbey – Intrigen und Geheimnisse würzen perfekt diesen Familienroman, der im Jahre 1913 spielt und damit schon allein eine spannende Zeit und interessanten Hintergrund bekommt. Die Figuren sind wunderbar gestaltet von der Autorin Anne Jacobs, jeder Charakter hat seine eigenen Ecken und Kanten, voller Leben und vollkommen authentisch. Das Zusammenspiel aller ist herrlich zu lesen und der Plot ist zweifellos voller unerwarteter Wendungen. Dieses Buch saugt mich ein und lässt mich nicht mehr los, ganz fasziniert bin ich beim Lesen. Die Sprache der Autorin ist außerordentlich schön und hervorragend der Zeit angepasst. Der Schreibstil gefällt mir von der ersten Zeile an richtig gut. Das Tempo ist sehr angenehm und das Lesen ist dadurch beschwingt und anregend.

Von Herzen gerne vergebe ich diesem ersten Teil der Familiensaga fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es natürlich weiter an Leser, die literarisch eintauchen möchten, in die Welt um 1900, in das Leben der Reichen und Armen und deren Machenschaften. Ich fühle mich von Seite 1 bis zum Ende erlesen unterhalten.

Bewertung vom 29.11.2017
Winterzauber in Paris
Baggot, Mandy

Winterzauber in Paris


ausgezeichnet

London: Ava wurde gerade von ihrem Freund Leo betrogen und somit zutiefst verletzt. Sie möchte sogar ihren Job als Maklerin teurer Luxusappartements aufgeben, um nur Leo und seiner Affäre, die ebenfalls in der Firma arbeitet, nicht mehr zu begegnen. Dumm nur, dass sich ihre Mutter Rhoda nun wieder Hoffnungen macht, dass Ava zu ihr in ihre Modelagentur zurückkehrt. Denn zeitlebens versucht sie Ava zu einem Starmodel mutieren zu lassen. Gut, dass Avas beste Freundin Debs sie kurzerhand mitnimmt nach Paris, wo sie für eine Reportage recherchieren möchte.
Paris: Julien ist auch nachdem ein Jahr seit dem Tod seiner Schwester Lauren vergangen ist noch immer in tiefer Trauer. In seinem Schmerz nimmt er an, dass er der Einzige ist, der trauert und noch an sie denkt. Nur langsam begreift er, dass auch der Rest der Familie trauert, eben nur auf anderer Weise. Da begegnet er eines Abends einer Frau, die ihn vom ersten Moment an anzieht und fasziniert – Ava.

Das weihnachtliche Gefühl stellt sich bei mir schon nach den ersten Seiten des Lesens ein. Die Atmosphäre ist unbeschreiblich schön, die Plätze hervorragend gezeichnet. Sofort nehme ich die schöne und natürliche Sprache der Autorin wahr, gemeinsam mit dem brillanten Schreibstil erzählt sie ihre Geschichte somit in unbeschreiblich fabelhafter Art und Weise. Der feine Humor und die leichte Ironie treffen genau meinen Stil, den ich sehr gerne lese. Die Figuren sind allesamt prächtig angelegt und passen perfekt zueinander. Die Geschichte selbst ist anrührend und bewegt mich, doch sie behält stets einen leichten, versöhnlichen Ton bei.

Von Herzen gerne vergebe ich diesem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es absolut weiter. Ein goldrichtiger Roman für die Adventszeit, aber Vorsicht: er macht unbedingt Lust, Paris im Advent bei Schnee zu besuchen. Denn ebenso wie die Geschichte scheint Paris dann einen besonderen Zauber zu versprühen.

Bewertung vom 24.11.2017
Das Geheimnis des Winterhauses
Lark, Sarah

Das Geheimnis des Winterhauses


ausgezeichnet

Die 37jährige Ellinor ist tief geschockt, ihre Cousine Karla ist schwer erkrankt und benötigt eine Nierentransplantation. Ellinor ist sofort bereit, eine ihrer Nieren zu spenden und will sich dafür testen lassen. Karla ist nicht nur ihre Cousine sondern auch ihre beste Freundin seit Kindertagen an. Aber ausgerechnet Ellinors Mutter stellt sich quer und will Ellinor die Spende mit fadenscheinigen Argumenten ausreden. Ellinor versteht ihre Mutter nicht, die die sonst so hilfsbereit ist, verhält sich mehr als seltsam. Am Ende stellt sich heraus, dass Ellinors Großmutter Dana ein angenommenes Kind war. 1905 geboren wurde sie der Familie Parlov zur Obhut gegeben. Die Familie hat nie darüber gesprochen und auch Ellinors Mutter hat es nur durch Zufall erfahren. Nun ist Ellinors Forschergeist geweckt, sie, die als Historikerin arbeitet, begibt sich auf Spurensuche. Was ist damals passiert, warum wurde Dana weggegeben? Ihre Suche führt Ellinor zuerst nach Dalmatien und dann nach Neuseeland. Wird sie das Geheimnis ihrer Familie und Herkunft lüften können?

Eigentlich hatte ich nur kurz ins Buch hinein stöbern wollen und schwupp hatte ich auch schon drei Kapitel durch gelesen. Ich war sofort mitten in der Handlung und wurde regelrecht gefesselt. Die Autorin Sarah Lark besticht in ihrem Buch „Das Geheimnis des Winterhauses mit prächtiger, wunderschöner Sprache. Ihre Figuren sind brillant gezeichnet und füllen die Geschichte mit Leben. Mit der Protagonistin Ellinor habe ich sofort Mitgefühl und finde sie spontan sympathisch. Ihr Weg und ihre Entwicklung sind hervorragend heraus gearbeitet und sichtlich.

Auf jeden Fall vergebe ich hier die volle Punktzahl - fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle das Buch selbstverständlich weiter. Dieser großartige Familienroman mit einem riesigen Geheimnis, dass es zu öffnen gilt und zusätzlich gewürzt ist mit eindrucksvollen Landschaftsbeschreibungen von Dalmatien und Neuseeland, die zum Träumen anregen wird alle Leser begeistern, die Gefühle und große Geschichten lieben.

Bewertung vom 22.11.2017
Das Papiermädchen
Musso, Guillaume

Das Papiermädchen


ausgezeichnet

Die Vorgeschichte um den Protagonisten Tom Boyd erfahren wir Leser aus E-Mails und Artikelschnipseln aus der Yellowpress, das empfinde ich als positiv speziell und neuartig, das Lesen wird dadurch umso interessanter. Auch wenn mein natürlicher Voyeurismus nicht stark ausgeprägt ist, wird er hier dennoch herausgefordert und gestillt. Die Geschichte selbst hat einen Hang zum Übersinnlichen, doch habe ich mir gewiss auch schon oft gewünscht, die Figuren aus meinen Lieblingsromanen würden zum Leben erweckt und plötzlich vor mir stehen. Tom Boyd, dem Schriftsteller, passiert eben dies, gerade als er am Boden zerstört ist und im Alkohol- und Drogensumpf zu ertrinken droht, steht Billie vor ihm. Kann ihre literarische Rettung auch Toms Leben retten? Eine wirklich brillante Geschichte, die wunderbar von Guillaume Musso erzählt wird. Sein Schreibstil und seine Sprache überzeugen mich, wie so oft zuvor. Er lässt Wendungen spielen, die ich so nicht erwartet hatte. Der Autor kann mich immer wieder auf erfreuliche Art und Weise überraschen. Die Charaktere sind eindringlich und bleiben unvergessen in meinem Lese-Gedächtnis.

Sehr gerne vergebe ich dem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und ich empfehle es selbstverständlich weiter. Ich persönlich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt bei der Lektüre, ein mystisch angehauchter Roman, der Twists und Überraschungen bereit hält und der nicht zuletzt an wunderbaren Plätzen spielt.

Bewertung vom 20.11.2017
Es
King, Stephen

Es


ausgezeichnet

In der Kleinstadt Derry im Norden der USA lebt das Böse: Es. Es befindet sich meistens im Verborgenen, doch manchmal bricht Es aus, mit dem Ziel zu vernichten. Eine Gruppe von sieben Heranwachsenden, die sich alle auf ihre Art und Weise gegen die Erwachsenen und älteren Teenager behaupten müssen, schließen sich zusammen. Sie nennen sich selbst „Club der Verlierer“. Es begegnet ihnen allen, jeweils als ihre ureigenste Angst. Immer wieder verschwinden in der Stadt Kinder. Zuletzt Georgie, der kleine Bruder eines der Clubmitglieder. Zusammen wollen sie Georgie wieder finden. Doch sie begegnen Es. Nach einer schweren Schlacht, glauben sie Es besiegt zu haben. Aber der Schein trügt. Als Erwachsene müssen sie sich erneut dem Kampf gegen Es stellen und sie kehren zurück, für einen alles entscheidenden Fight.

Stephen King beweist mit seinem Werk Es, dass er ein Meister seines Faches ist. Er verbindet seine Horrorgeschichte um Es oder Pennywise hervorragend mit einer brillanten Coming-of-Age-Story. Im Vordergrund steht ganz klar die Botschaft „Nur zusammen sind wir stark“. Der Autor wurde dafür kritisiert, dass alle mitspielenden Erwachsenen böse seien, doch ich kann gut verstehen, warum er dieses Werkzeug gewählt hat, denn nur so war der totale Zusammenhalt der Gruppe möglich. Das Buch kann ich nur als episch bezeichnen. Es besitzt alle Anteile, die eine Horrorgeschichte fordert: mir laufen eiskalte Schauer beim Lesen über den Rücken, ich habe eine Gänsehaut, ich ekelige mich und mein Atem stockt vor Angst. Da aber auf der anderen Seite die Geschichte des Clubs der Verlierer steht, in deren Mitglieder ich mich gut hineinfühlen kann und mit denen ich mitfiebere, gibt es durchaus auch schöne Momente im Buch, die zum Luftholen gut geeignet sind.

Ein Buch von Weltklasse, dem ich natürlich fünf von fünf möglichen Sternen vergebe und es weiter empfehle an Leser, die den perfekten literarischen Horror erleben möchten. Ich hatte mich lange gesträubt, das Genre Horror zu lesen, doch durch den Hype, den die erneute Verfilmung des Buches in diesem Jahr hervorgerufen hat, ließ ich mich anstecken und wurde nicht enttäuscht. Ganz sicher muss ich aber in der richtigen Stimmung für eine solche Lektüre sein, ansonsten könnte sie wohl durchaus auch Albträume verursachen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.