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Leiraya

Bewertungen

Insgesamt 146 Bewertungen
Bewertung vom 09.08.2023
Was bisher verloren war / Vergissmeinnicht Bd.2 (2 M3-CDs)
Gier, Kerstin

Was bisher verloren war / Vergissmeinnicht Bd.2 (2 M3-CDs)


ausgezeichnet

Gelungene Fortsetzung, die manches klärt, weiterhin aber gekonnt Fragen offen lässt

Kerstin Gier hat meiner Meinung nach ein großes Talent, spannende Geschichten zu erzählen, in die man richtig gut abtauchen kann. Mit dem zweiten Teil der Vergissmeinnicht-Trilogie gelingt ihr das wieder ganz ausgezeichnet und ich konnte ganz wunderbar in die spannende Parallelwelt des "Saums" abtauchen.

Gut gefällt mir an der Reihe, dass abwechselnd aus der Sicht der Hauptcharaktere Quinn und Matilda erzählt wird, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die beiden scheinen auf den ersten Blick nicht viele Gemeinsamkeiten zu haben: Quinn ist beliebt, aus gutem Hause und cool; Matilda kommt aus einer sehr konservativen, katholischen Familie und entspricht eher dem Label "uncool. Trotzdem passen die beiden aber ganz wunderbar zueinander und ergänzen sich bestens, z.B. auch weil die überlegte Matilda den impulsiven Quinn gut zu bremsen weiß. Was es genau mit dem Saum auf sich hat, wird in diesem Teil schon etwas klarer. Außerdem kommen auch die Ungerechtigkeiten dieser vermeintlich perfekten Welt etwas genauer ans Tageslicht. Trotzdem bleibt auch noch vieles im Unklaren, weshalb sicherlich auch der dritte Teil der Reihe sehr spannend und interessant zu werden scheint. Auch die Beziehung von Quinn und Matilda hat noch viel Entfaltungspotential, das sicherlich auch noch zum Tragen kommen wird.

Im zweiten Teil der Trilogie konnte mich Kerstin Gier wieder mit viel Wortwitz und Einfallsreichtum überzeugen. Auch die erneuten Treffen mit bekannten historischen Persönlichkeiten wie Jeanne d'Arc oder Nietzsche tragen humorvoll zu einem gelungenen Hörerlebnis bei. Die Sprecher, die abwechselnd Quinns und Matildas Sicht erzählen, erledigen ihren Job ebenfalls bestens und unterstreichen die verschiedenen Sichtweisen der Charaktere sehr ansprechend.

Eine absolut zu empfehlende Reihe für alle Fantasy-Fans, die Spannung, etwas Gefühl und Witz mögen. Für mich war das Hörbuch leider viel zu schnell zu Ende und ich bin schon sehr gespannt, was Matilda und Quinn noch herausfinden werden.

Bewertung vom 07.06.2023
Wenn Magie erwacht / Twisted Fate Bd.1
Iosivoni, Bianca

Wenn Magie erwacht / Twisted Fate Bd.1


ausgezeichnet

Bianca Iosivoni ist eine feste Größe in der YA-Bücherwelt. Und da ich hin und wieder auch sehr gerne in magische Welten abtauche, habe ich mich sehr auf ihre neueste Romantasy gefreut. Bisher hatte ich nur eins ihrer Bücher gelesen, und war daher sehr gespannt, wie mir ihr neuestes Werk gefallen würde.

Die Geschichte beginnt mit einem Epilog einige hundert Jahre zuvor auf einer schottischen Insel. Ein erbitterter Kampf tobt zwischen einer Gruppe Menschen und einem Dämon. Vieles bleibt jedoch unklar. Und auch im Anschluss wird man zunächst einmal ins Jetzt katapultiert, in dem die Protagonistin Faith gerade ihr Studium im schönen schottischen Dundee beginnt. Schnell erfährt man, dass sie die magische Fähigkeit, sich und ihren Bruder zu heilen besitzt. Ihre kranke Mutter jedoch kann sie nicht heilen. Ihr Bruder Levi, der der Telekinese mächtig ist, und Faith wissen beide nicht, woher diese besonderen Fähigkeiten stammen. Sicher ist jedoch, dass ihre Familie immer ein Geheimnis daraus gemacht hat und sie deshalb auch oft umgezogen sind. Als sie an ihrem Studienort nun plötzlich Nate, ihrem großen Schwarm aus Jugendtagen, gegenübersteht, der sie damals abblitzen ließ. Auf der Suche nach einem Nebenjob lernt sie außerdem den attraktiven Jax kennen, zu dem sie sich unglaublich stark hingezogen fühlt. Als sie dazu immer wieder auf merkwürdige Symbole in der Stadt stößt, überschlagen sich bald die Ereignisse und Faith findet sich in einem Strudel aus (Halb-)Wahrheiten wieder, der alles durcheinanderwirbelt. und sie sich aber auch zu Jax, dem Barkeeper hingezogen fühlt.

Iosivoni hat wirklich eine tolle Art, ihre Geschichten zu schreiben. Sie sind spannend und man fühlt total mit den Protagonisten mit. Die jugendlichen Gedanken und Gefühle trifft sie meiner Meinung nach sehr gut und ich kann den Hype um ihre Bücher daher absolut verstehen. Den Plot fand ich auch in ihrem neuesten Buch sehr gelungen und spannend. Ein wenig unglaubwürdig sind für mich jedoch manche Figuren, die ohne magische Kräfte trotzdem zu übermenschlichen Taten fähig sind. Das passt für mein Empfinden nicht so ganz ins Bild.
Absolut gelungen finde ich jedoch, dass man (beeinflusst durch Faiths starke Gefühle) genau wie Faith selbst oft nicht so genau weiß, was man glauben oder wem man trauen kann. Das steigert auch die Spannung immens. Die Sprecherin des Hörbuchs, das ich im Wechsel mit der Printausgabe gelesen habe, macht dabei ihren Job sehr gut und moduliert mit ihrer Stimme passend zu Emotionen und Handlung.

Sehr gespannt bin ich schon auf den zweiten Teil und kann das Buch allen empfehlen, die gerne YA-Romantasys lesen.

Bewertung vom 17.04.2023
Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Martin Luther King Jr.
Eliopoulos, Christopher;Meltzer, Brad

Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Martin Luther King Jr.


ausgezeichnet

Meiner Meinung nach gibt es einige berühmte Persönlichkeiten, die mit ihren Taten auch bereits für junge Kinder Vorbilder sein können. Da ich es sehr wichtig finde, dass sich auch kleine Kinder schon ungeachtet der Hautfarbe freundlich begegnen, finde ich das Buch über Martin Luther King aus der Reihe "Jede*r kann die Welt verändern!" sehr ansprechend.

Beim ersten Lesen fiel uns sofort die farbenfroh gestaltete Comicwelt positiv auf. Meinen Kindern gefiel der Zeichenstil auf Anhieb, auch wenn sie es etwas merkwürdig fanden, dass der kindliche Martin Luther King wie ein kleiner Erwachsener dargestellt wurde. Darüber lässt sich vermutlich streiten, ob so der Wiedererkennungseffekt wichtiger ist oder ob nicht eine "normal altersgerechte" Entwicklung der Hauptfigur sinnvoller wäre.
Gut gefällt mir als Erwachsene, dass Martin Luther Kings Leben und Wirken verständlich für die Kinder dargestellt wird. Durch die kurzen Texte und die passenden Illustrationen schafft es das Buch, die Kinder an den richtigen Stellen Fragen zu stellen (z.B. hilft die Polizei bzw. sollte sie nicht eigentlich helfen?). Gleichzeitig bekommen sie ein Gespür dafür, wie die Situation der Schwarzen vor einigen Jahrzehnten war und warum Martin Luther King sich so für den wichtigen Kampf gegen die Rassentrennung eingesetzt hat.

Für uns war dieser Band der erste dieser Reihe, aber sicherlich nicht der letzte. Denn ich finde nicht nur das Wirken und die Geschichte hinter der berühmten Persönlichkeit Martin Luther King erfahrenswert für Kinder, sondern auch die Vorbildfunktion und das Nachdenken über wichtige Themen wie Rassentrennung und Gleichberechtigung.

Bewertung vom 16.04.2023
Die Sterne über Venedig (MP3-Download)
Beyer, Anja Saskia

Die Sterne über Venedig (MP3-Download)


sehr gut

Venedig ist eine faszinierende Stadt, die ich schon lange einmal besuchen möchte. Da es im echten Leben bisher nicht geklappt hat, freut es mich aber umso mehr gedanklich in Form eines Romans dort hinzureisen.

Anja Saskia Beyer entführt uns ins Venedig unserer Zeit, lässt uns jedoch auch ins vergangene Venedig zur Zeit des zweiten Weltkrieges reisen. Geschickt wird die Geschichte rund um die beiden Schwestern Nicola und Catherina mit der ihrer Nonna verwoben, wobei Nicola im Fokus der aktuellen Zeitachse steht. Erst seit kurzem ist sie vom Vater der gemeinsamen Tochter Lotta getrennt. Ihre Schwester Catherina hat sich seit einiger Zeit sehr von ihr entfernt, was sie zusehends belastet. Nonna Miranda lockt beide nach Venedig, um ihnen von der Vergangenheit zu erzählen und sie wieder miteinander zu versöhnen.

Mir persönlich hat die Geschichte der Nonna Miranda sehr gut gefallen. Es gab viele Überraschungen, verschiedenste Aspekte der damaligen Zeit wurden für meinen Geschmack gut verwoben. Dabei kommen verschiedenste Themen wie Verlust, Verrat, Mut und Liebe zum Tragen. Die Geschichte rund um die beiden Schwestern Nicola und Catherina hat mir dagegen weniger zugesagt. Sie wirkte leider etwas konstruiert und mir war daher auch schon nach wenigen Seiten klar, worum es bei dem "Streit" der beiden geht. Daher war dieser Handlungsstrang für mich weit weniger überraschend und interessant. Gegen Ende wurde es zum Glück ein wenig besser. Außerdem nahm die historische Handlung einen weitaus größeren Raum ein, was mir in diesem Fall sehr gut gefallen hat. Darüber hinaus hat mich auch die Sprecherin sehr überzeugt und konnte mich gut unterhalten.

Ein schönes (Hör)Buch, um sich ins faszinierende Venedig zu versetzen. Der historische Handlungsstrang hat mich sehr überzeugt. Der in der aktuellen Zeit spielende leider weniger. Trotzdem fand ich das Hörbuch unterhaltsam und hörenswert.

Bewertung vom 16.04.2023
Rote Sirenen
Belim, Victoria

Rote Sirenen


ausgezeichnet

Viktoria Belim schrieb die Geschichte ihrer Familie auf und trifft unerwartet auf eine große, interessierte Leserschaft, die die Geschichte, die Beziehung zu Russland sowie die Kultur der Ukraine verstehen will. Genau aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden, mehr über die Ukraine und die Hintergründe des aktuellen Krieges erfahren zu können. Da ich am liebsten etwas durch die Lektüre von Romanen oder das Hören des entsprechenden Hörbuchs lerne, kam dieses Buch für mich wie gerufen.

Da die Kultur und das Miteinander in der Ukraine sich größtenteils von denen in Westeuropa unterscheidet, ist es von Vorteil, dass die Autorin in den USA gelebt hat und mittlerweile Belgien ihre aktuelle Heimat nennt. So weiß sie selbst über die Unterschiede Bescheid und kann gut die jeweils wichtigen Aspekte für ein besseres Verständnis aufzeigen. Durch Gespräche mit ihrer Großmutter und ihrem Onkel wird Viktoria neugierig, mehr über ihre Vorfahren und weitere Verwandte zu erfahren. Und so begibt sie sich an verschiedenen Orten auf die Suche. Nebenbei bringt sie dem Leser Eigenheiten sowie die Geschichte des Landes näher.

Einerseits fand ich die Erklärungen der geschichtlichen Hintergründe und das Aufzeigen der kulturellen Unterschiede sehr spannend. Auch im Hinblick auf das aktuelle Geschehen konnte ich vieles besser nachvollziehen. Andererseits springt Viktoria Belim für meinen Geschmack mitunter etwas wirr durch die (Familien)Geschichte, was es an einigen Stellen schwierig macht, der Handlung gut folgen zu können. Dies liegt zum Teil auch daran, dass sie die Vergangenheit nicht ganz so chronologisch aufrollt, wie es zum Verständnis besser geeignet gewesen wäre.
Darüber hinaus waren manche Details für meinen Geschmack ein wenig zu ausführlich. Aber darüber kann man sicherlich streiten. Durch die gute und flüssige Lesestimme der Sprecherin, habe ich mich jedoch sehr gut unterhalten gefühlt.

Trotz der mitunter etwas wirren zeitlichen Sprünge finde ich das (Hör)Buch sehr lesens- bzw. hörenswert. Es hat mir die wichtigen kulturellen Hintergründe sowie der Geschichte der Ukraine interessant und verständlich erklärt.

Bewertung vom 16.04.2023
Die Radfahrerin
Leonard, Susanna

Die Radfahrerin


ausgezeichnet

Von einer wegbereitenden, ungewöhnlichen Frau

Annie Londonderry sollte eigentlich allen, die sich zumindest ein wenig für die Rolle und Gleichstellung der Frau interessieren, ein Begriff sein. Denn was sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts als erste Frau tat, ist auch in der heutigen Zeit ein Wagnis: auf einem Fahrrad um die Welt radeln mit nichts in der Tasche als Wechselunterwäsche.



Mich hat das Buch sofort angesprochen und neugierig gemacht. Was für eine Frau das wohl gewesen sein mochte, die sich als Familienmutter auf solch ein Abenteuer einlässt? Warum weiß heutzutage kaum einer etwas von dieser wagemutigen Person? Wie hängt das alles mit einer Wette zusammen? Susanne Leonard hat sich der Geschichte von Anna Kopochvsky, wie Annie mit bürgerlichem Namen hieß, angenommen und einen interessanten Roman daraus gemacht. Dass es nur spärliche Quellen zu dieser Reise gibt, hat die Recherche sicher sehr schwierig gemacht, aber Leonard hat sich eine gute Rahmenhandlung ausgedacht und eine amüsante Geschichte erzählt.



Im Roman wird zunächst Annies Lebenswelt und die Umstände der Wette und Annies Befürwortern in Boston dargestellt. Anschließend erfährt man aus verschiedenen Perspektiven von Annies Weltumrundung. Dabei wechselt die Erzählperspektive von Annie mit der ihrer Unterstützer und Tagebucheinträgen von Annie. Gerade letztere werden im Laufe der Zeit immer kreativer und fantastischer, da Annie, wenn man diesem Roman glaubt, dadurhc eine größere Anhängerschaft zu gewinnen versuchte. Deshalb kann wohl auch den historischen Quellen nur mit Zurückhaltung begegnet werden. Ansich finde ich es eine gute Idee, wie Leonard dem begegnet. Allerdings ist mir der Übergang an verschiedenen Stellen etwas zu holprig geraten. Denn mir war oft nicht ganz klar, wo sich Annie nun gerade befindet und auch wie sie dort hingekommen ist. Dass Annies Tagebuch, wie auch ihre Interviews in verschiedenen Zeitungen nur bedingt als Quellen taugen, soll und muss im Roman natürlich eine Rolle spielen. Trotzdem hätte es in der Erzählung für meinen Geschmack an einigen Stellen etwas klarer dargestellt werden müssen, was nun tatsächlich passiert ist, warum Annie etwas tut oder wem sie weshalb einen Bären aufbindet. Denn leider wird es im Verlaufe der Handlung doch ein wenig zu diffus, was wiederum auch die amüsanten Lügengeschichten Annies teilweise eher merkwürdig statt lustig anmuten lässt.



Ein schöner historischer Roman über eine Frau, von der man einmal gehört haben sollte. Was nun tatsächlich passiert ist und was ins Reich der Fantasie gehört, lässt sich heute natürlich nicht mehr klären. Aber die Umstände und der Schneid der Annie Londonderry sind in jedem Fall bemerkenswert.

Bewertung vom 05.04.2023
Fatmanurs fabelhafte Backwelt
Kilic, Fatmanur

Fatmanurs fabelhafte Backwelt


ausgezeichnet

Wunderschöne gestaltetes Buch mit überraschenden Rezepten von einer, die es echt draufhat!

Schöne Backbücher gibt es ja wirklich viele. Aber nicht bei jedem Buch funktionieren dann auch die Rezepte und schmecken. Bei diesem tollen Backbuch von Fatmanur Kilic passt aber alles. Man merkt, dass hier jemand vom Fach am Werk ist und dies auch gekonnt weitergeben kann. In der Einleitung wird die Autorin sympathisch vorgestellt. Anschließend folgen einige Basics zu den typischen Teigsorten, denen man beim Backen begegnet. Daran schließen sich dann die vielen süßen und herzhaften Rezepte an.

Ich muss zugeben, dass ich die Autorin zuvor nicht aus den sozialen Medien kannte, aber gemeinsam mit meiner Tochter ein paar Videos angesehen habe, und wir sie beide super finden. Fatmanur Kilic ist dabei sehr sympathisch und erklärt ganz ruhig und unaufgeregt die Rezepte. Im Buch gibt es auch bei vielen Rezepten QR-Codes, durch die man die Videos zum Rezept findet.

Das Buch ist viel bunter als die Videos und mit absolut klasse Fotos, die einem die Entscheidung wirklich schwer machen, was man als nächstes backen soll. Klasse finde ich auch, dass auch herzhafte Rezepte den Weg ins Buch gefunden haben. Der Teig für Pide war zum Beispiel super und hat viel besser geklappt als bei dem Rezept, das ich zuletzt ausprobiert habe. Beim Belag habe ich dann allerdings einen vegetarischen Belag aus Käse und Spinat gemacht. Die Mini-Cheescakes haben uns auch überzeugt. Meine Tochter spekuliert zudem schon sehr darauf, die Mini-Maus-Cake-Pops zum Geburtstag zu bekommen.

Ein rundum gelungenes Backbuch, das ansprechend gestaltet ist und prima Rezepte enthält, die funktionieren und dazu auch sehr lecker schmecken.

Bewertung vom 05.04.2023
STONE BLIND - Der Blick der Medusa
Haynes, Natalie

STONE BLIND - Der Blick der Medusa


ausgezeichnet

War Medusa wirklich das böse Monster?

Griechische Sagen fand ich schon in der Schulzeit sehr spannend. Für mich war das einfach eine andere Art von Märchen. Allerdings wurde einem dabei schon sehr eindeutig zu verstehen gegeben, wer "böse" und wer "gut" war, ohne groß darüber zu diskutieren.

Natalie Haynes gelingt es in ihrem Roman "Stone Blind - Der Blick der Medusa" ein völlig neues Bild zu zeichnen und wirft dabei die Frage auf: war Medusa ein böses Monster? Darüber hatte ich ehrlich gesagt noch nie nachgedacht. Vermutlich liegt es natürlich auch daran, welche Version der griechischen Sagen man kennt. Aber Medusa kommt dabei selten gut weg. Nicht so bei Natalie Haynes. Denn sie zeigt Medusa, wie sie bei ihren Schwestern aufwächst, die sich liebevoll um sie kümmern. Ganz anders als man das von einem Monster erwarten würde. Und der Held, dem es zur Aufgabe gemacht wird, Medusas Kopf zu beschaffen, wird - anders als in den bisher bekannten Versionen - zurecht nicht als Superheld dargestellt. Eine für mich sehr erfrischende Version der Geschichte und auch den weiblichen Figuren gegenüber, wird sehr viel mehr Sympathie entgegengebracht als sonst. Das finde ich sehr gut.

Den Schreibstil von Haynes mochte ich gern. Was ich jedoch zuweilen befremdlich fand, waren die etwas merkwürdigen Einschübe anderer Erzählperspektiven. Außerdem waren für mich auch einige Anekdoten und Geschichten dabei, die für meinen Geschmack zu viele unnötige Nebenschauplätze boten, die für die weitere Handlung nicht von Belang waren. Das selbe gilt für manche Figuren, die vermutlich in die Handlung eingebettet wurden, weil sie für manche unbedingt zur griechischen Mythologie dazugehören.

Ein Buch, das ich sehr gerne im Wechsel gelesen und gehört habe. Die Idee, die Perspektive etwas anders zu lenken und auch die Frauen stärker zur Geltung kommen zu lassen, finde ich sehr gelungen. Stilistisch war manches nicht ganz mein Geschmack und einige Passagen hätten weggelassen werden sollen. Trotzdem ein sehr lesenswertes bzw. hörenswertes Buch.

Bewertung vom 10.01.2023
Wer die Nacht malt / The Lost Crown Bd.1
Benkau, Jennifer

Wer die Nacht malt / The Lost Crown Bd.1


sehr gut

Spannend magische Fantasy

Als ich das Cover dieses Buches zum ersten mal gesehen habe, war mein Interesse gleich geweckt. Wie auch die anderen Bücher von Jennifer Benkau besitzt es großen Wiedererkennungswert und es zieht Blicke regelrecht an. Da es mein erstes Buch der Autorin war, war ich umso gespannter, was mich erwarten würde: Fantasy in einer mir unbekannten Welt mit vielen mystischen Wesen, besonderen aber interessant äußerst klingenden Namen und jede Menge Magie.

Die 17-jährige Pferdeschmiedin Kaya begleitet einen Tross, der ein wertvolles Gut durch verschiedene Welten transportiert. Begleitet wird sie dabei von ihrem besten Freund, der ein Pferdeheiler ist. Bald geraten die beiden jedoch in Gefangenschaft und nur durch Kayas Magie schaffen sie es, zu überleben. Kaya soll nämlich einen wichtigen Mann der Gegner (Mirulay) heilen, was ihr nur mithilfe der verbotenen Magie gelingt.

Gut gemacht ist, wie Benkau die beiden Storylines von Kaya und Mirulay miteinander verwebt, obwohl am Anfang noch nicht viel über Mirulay bekannt ist und sich dies auch nur häppchenweise ändert. Beide sind gut entwickelte Charaktere, von denen man gerne mehr erfahren möchte. Ein wenig schwierig fand ich - trotz aller gelungener Fantasy-Kreativität - die vielen ungewöhnlichen Namen von Figuren und Orten. Das ist natürlich sehr subjektiv, hat aber meinen Lesefluss durchaus beeinflusst. Andererseits gelingt es Benkau sehr gut, eine interessante und stimmige Fantasy-Welt zu entwerfen.

Ein gut gemachtes YA-Fantasy-Buch, das auf jeden Fall Lust macht, auch den Folgeband (Dilogie) zu lesen. Die Art, wie Magie hier geschrieben wird, gefällt mir jedenfalls ausgesprochen gut.

Bewertung vom 30.11.2022
Als die Welt zerbrach
Boyne, John

Als die Welt zerbrach


ausgezeichnet

Das Cover von "Als die Welt zerbrach" ist zwar anders als sein Vorgänger "Der Junge im gestreiften Pyjama" und hat es trotzdem perfekt hinbekommen, dass man sofort eine Verbindung der beiden Werke herstellt, falls man beide kennt. Nach so vielen Jahren hatte ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass John Boyne eine Fortsetzung schreiben würde. Nun, da ich aber das Hörbuch gehört habe, kann ich nur bestätigen, dass es sich gelohnt hat, so lange zu warten. Boyne ist es gelungen, eine Geschichte zu schreiben, die ganz anders ist als das Vorgängerwerk und doch ebenso gewaltig Eindruck zu machen vermag. So ist man in "Der Junge im gestreiften Pyjama" sehr mit der Frage konfrontiert, wie Kinder den Nationalsozialismus aus ihrer unschuldigen Sicht wohl miterlebt haben müssen, was sie nur als Spiel ansahen und was ihnen im Gegensatz zur Erwachsenensicht womöglich merkwürdig erschien. Beim Lesen bzw. Hören von "Als die Welt zerbrach", wird einem hingegen vor Augen geführt, was die kindlich bis jugendlichen Erlebnisse dieser Zeit auf lange Sicht mit einem Menschen machen konnten.

Auch in diesem Roman gelingt es Boyne wieder außerordentlich gut, die psychologische Seite der Schuldfrage zu beleuchten. Was konnte eine Jugendliche damals tatsächlich tun? Hatte sie die Verantwortung unmittelbar etwas zu tun oder hätte sie im Nachhinein etwas tun sollen, um Wiedergutmachung zu leisten? Und ist sie schuldig, wenn sie als dies nicht getan hat bzw tut? Sprachlich gelingt es Boyne gut, dass man sich in Gretels Gedankenwelt einfinden kann. Und auch die Sprecherin Elisabeth Günther macht ihre Sache super. Sie beherrscht ihr Handwerk und schafft es scheinbar spielend, dass ein deutlicher Unterschied zwischen Gretels jungem und altem Ich zu hören ist. Das habe ich bisher bei noch keinem Hörbuch so gut gemacht erlebt.

Literarisch gekonnt, gelingt es John Boyne, einen würdigen Nachfolger für "Der Junge im gestreiften Pyjama" zu schreiben. Ein Buch, das viel zum Nachdenken anregt und die psychologische Seite von Schuld während des Nationalsozialismus perfekt in den Fokus zu rücken weiß. Kein einfaches Thema, aber äußerst gelungen umgesetzt.