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Ingrid von buchsichten.de
Wohnort: 
Erkelenz

Bewertungen

Insgesamt 313 Bewertungen
Bewertung vom 22.08.2023
Die Bücherjägerin
Beer, Elisabeth

Die Bücherjägerin


ausgezeichnet

Die Suche nach dem verschwundenen wertvollen Teil einer alten kartografischen Darstellung wirbelt das Leben von Sarah von Richtershofen, der Protagonistin des Romans „Die Bücherjägerin“ von Elisabeth Beer, ordentlich durcheinander. Sie restauriert Bücher und handelt mit Antiquitäten, genauso wie ihre Tante Amalia es immer gemacht hat. Mit zehn Jahren wurden sie und ihre jüngere Schwester Milena zu Waisen. Amalia nahm beide damals bei sich auf und wurde ihnen zur Mutter.

Sarah trat später beruflich in die Fußstapfen ihrer Tante. Für sie wird es zu einer emotionalen Herausforderung als Amalia plötzlich stirbt. Einerseits waren die beiden ein eingespieltes Team, persönlich wie auch beim An- und Verkauf der Antiquitäten. Andererseits wirkte Amalia beruhigend auf Sarah ein, wenn dieser mal wieder in ihrem Umfeld alles zu viel wurde. Die Protagonistin hat ihre Eigenarten, vor allem bereiten ihr soziale Interaktionen Schwierigkeiten. Als der englische Bibliothekar Benjamin Ballantyne sie aufsucht und ihr davon erzählt, dass Amalia ihn wegen einer alten Karte kontaktiert hat, lässt sie sich darauf ein, ihm beim Auffinden derselben behilflich zu sein.

Die Autorin hat ihrer Protagonistin einen interessanten, weniger üblichen Beruf gegeben und mich auf die Tabula Peutingeriana, um die es im Buch immer wieder geht, aufmerksam gemacht. Dazu vermittelte sie mir einiges an Hintergrundwissen zu dieser Karte. Doch die Suche an sich drängt sich bei der Geschichte nicht in den Vordergrund, sondern das bisherige Leben von Sarah und ihr Umgang mit dem Tod ihrer Tante.

Die Hauptfigur erzählt das Geschehen in der Ich-Form. Um einen Eindruck von ihren besonderen Wesenszügen zu erhalten, fügt Elisabeth Beer mehrfach Kapitel ein, in denen die Handlung nicht fortgesetzt wird, sondern Sarah beispielsweise Listen aufführt, in denen sie ihre Gedanken zu einem bestimmten Thema festhält oder ihre Arbeitsweise erklärt. Immer wieder lässt die Autorin die Protagonistin zurückschauen und dadurch erfuhr ich zunehmend mehr über die Probleme, mit denen Sarah bereits in der Schule mit den MitschülerInnen zurechtkommen musste. Auch in Liebesdingen entwickelte sie eine eigene Art, um Nähe zu erfahren. Nachdem ihr Benjamin immer sympathischer wird, nutzt sie ihre bisher gewonnenen Erfahrungen, um sein Verhalten ihr gegenüber zu deuten.

Bei all ihren Sorgen weiß die Protagonistin jedoch, dass sie sich nicht nur auf Amalia, sondern auch auf ihre Schwester verlassen kann, was ihr Halt im Leben gibt. Amalia hat den Schwestern immer das Gefühl gegeben, dass sich für jedes Problem eine Lösung bieten wird. Routinen erleichtern Sarah den Tagesablauf. Sie denkt eher rational und löst Konflikte gerne dadurch, indem sie ihren Gesprächspartner auf direktem Weg darauf anspricht, was einige Male ihr Gegenüber verwundert, für mich als Leserin aber manchmal erheiternd war.

Die Autorin lässt Sarah in einer Kölner Villa wohnen, die ein passendes Ambiente bietet. Die dort lagernden Antiquitäten in Papierform riefen mir den Duft alter Bücher in die Nase. Auf der Reise nach Frankreich, wohin die Suche die Protagonistin führt, erhält sie Unterkunft bei einem Freund, der in einem schlossartigen Gebäude lebt. Vor meinen Augen entstand eine friedvolle Idylle. Der englische Landsitz, den sie später besucht, fügte sich in das Ensemble markanter Orte gelungen ein.

Der Roman „Die Bücherjägerin“ von Elisabeth Beer erzählt von der Suche nach einem verschwundenen Teil einer alten Landkarte. Die mir sympathische Titelgeberin Sarah, die sich ihrer Einzigartigkeit bewusst ist, und ihre bewegte Vergangenheit stehen dabei im Mittelpunkt. Die Restauratorin entdeckt auf ihrem Weg, das verschollene Stück aufzustöbern, das, was für sie wichtig im Leben ist. Gerne empfehle ich dieses einfühlsam und warmherzig erzählte Buch weiter.

Bewertung vom 16.08.2023
All die ungesagten Dinge
Lien, Tracey

All die ungesagten Dinge


ausgezeichnet

Der Titel des Romans „All die ungesagten Dinge“ der Australierin Tracey Lien nimmt Bezug darauf, dass alle Zeugen des Mords an dem siebzehnjährigen Denny in einem Restaurant sich über den Hergang der Tötung ausschweigen. Aber unter der Oberfläche der vietnamesischen Gemeinschaft von Cabramatta, einem Ort im Südwesten von Sydney, verbirgt sich noch weitaus mehr, was unausgesprochen bleibt. Dennys Schwester Ky kehrt zur Beerdigung ihres Bruders aus Melbourne heim und hört nicht damit auf, Fragen zu stellen. Während sie unter den bei der Tat Anwesenden nach Antworten sucht, wird sie innerlich von eigener Schuld aufgerieben.

Kys Eltern sind vor dem kommunistischen Regime in Vietnam nach Australien geflüchtet. Dabei haben sie einige Zeit in einem Auffanglager verbracht. Dabei trafen sie Gleichgesinnte, die sich ebenfalls in Cabramatta niedergelassen haben. Der Roman ist weit mehr als die Aufklärung einer kriminellen Handlung. Tracey Lien, deren Namen eigene vietnamesische Vorfahren vermuten lässt und die in Cabramatta aufgewachsen ist, beschreibt die Lebensumstände in der Kleinstadt in den 1990er Jahren als sich das Drogenproblem verschärft hatte.

Die Autorin zeigt in verschiedenen Szenen, meist in Auseinandersetzung von Ky mit ihren Eltern, die sich von den Australiern unterscheidenden Lebenseinstellungen der gebürtigen Vietnamesen. Kys Eltern leben zwar bereits seit etwa zwanzig Jahren in der Wahlheimat, verbringen aber fast ihre gesamte Zeit unter Einwanderern aus dem gleichen Kulturkreis. Dabei bleibt für Kys Eltern die Verständigung auf Englisch schwierig. Obwohl sie die Sprache durchaus verstehen, fühlen sie sich beim Sprechen aufgrund ihres Akzents sofort auffällig. Sie fürchten den ihnen immer wieder entgegengebrachten Rassismus in Form von Verulkungen, über die man nicht lachen kann.

Ky versteht es als Journalistin sich gut auszudrücken. Bei ihren seltenen Aufenthalten zuhause fühlt sie sich in ihre Rolle als Kind zurückgedrängt. Immer noch hat sie sich nicht gänzlich von den an sie gestellten Erwartungen und dem dabei entstehenden Druck befreit. Ihre Eltern forderten früher von ihr, sich unter Gleichaltrigen zu integrieren und beste Noten zu erhalten, sonst drohten Strafen. Sie wollten ihr dadurch den besten Start in den Beruf bieten und ein besseres Leben als ihr eigenes. Um die althergebrachte Denkweise der Eltern aufzubrechen, fordert sie diese auf, ihren Bruder nach Feier seiner Schulentlassung mit Freunden ins Restaurant gehen zu lassen, in welchem er den Tod findet. Das bereut sie sehr.

Hauptsächlich nimmt die Geschichte Ky in den Fokus. Mehrere Perspektivenwechsel treiben die Ermittlungen vorwärts und gaben mir als Leserin mit und mit mehr über die Hintergründe des Mords preis. Kys beste Schulfreundin Minnie, die ebenfalls in Vietnam geboren ist, das Zerbrechen der Freundschaft und Minnies darauffolgenden Anschluss an einen neuen Freundeskreis bieten den Schlüssel zu der erschreckenden tödlichen Handlung im Gasthof.

Mit ihrem Roman „All die ungesagten Dinge“ hat Tracey Lien ein bewegendes Debüt geschrieben. Die Handlung wirkt authentisch und nachvollziehbar, denn hier bringt die Autorin eigenes Wissen über das Umfeld ein. Zwar wird im Buch ein Mord geklärt, aber die Erzählung hat ihren Fokus auf der Geschichte der Migration vietnamesischer Auswanderer in den 1970er in Australien und dem Umgang der nächsten Generation mit dem kulturellen Erbe der Eltern. Mich hat die einfühlsame Schilderung der Ereignisse berührt und zum Nachdenken über die Situation heutiger Flüchtlinge gebracht. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.08.2023
Zwischen den Sommern / Heimkehr-Trilogie Bd.2
Hennig von Lange, Alexa

Zwischen den Sommern / Heimkehr-Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Es ist das Jahr 1939 und die Zeichen stehen auf Krieg. Das merkt auch Klara, eine der Protagonistinnen des Romans „Zwischen den Sommern“, dem zweiten Band der Heimweh-Trilogie von Alexa Hennig von Lange. Beim Betrachten des Buchumschlags fiel mir auf, dass die abgebildete weibliche Person, anders als beim ersten Teil „Die karierten Mädchen“, an die Hand genommen wurde. Später erfuhr ich beim Lesen der Geschichte, dass Klara ihren geliebten Gustav, den sie liebevoll „Täve“ nennt, heiratet und auch ein erstes Kind nicht lange auf sich warten lässt. Der Bände lassen sich unabhängig voneinander lesen.

Ihrer Aufgabe als Leiterin eines Frauenbildungsheims wird Klara weiterhin gerecht. Sie ist stolz über die von ihr erreichte Position und übt ihren Beruf mit Freude, aber auch Pflichtbewusstsein aus. Über die Jahre hinweg hat sie sich der Reglementierung durch die Nationalsozialisten in immer mehr Bereichen des täglichen Lebens anzupassen gewusst. Dabei hat sie das Wohl ihrer Schülerinnen immer im Blick gehabt. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs stellt sie vor neue Herausforderungen, nicht nur beruflich, sondern auch privat. Ein neunjähriges jüdisches Mädchen, dass sie als Tochter vor Jahren angenommen hat, versucht sie über ein jüdisches Waisenhaus nach England in Sicherheit zu bringen. Die Sorge um das Kind begleitet sie ständig und ebenso der Zweifel, ob ihr Handeln richtig war.

Auf einer zweiten Zeitebene erzählt Alexa Hennig von Lange von Isabell, der Enkelin von Klara, die ihre Großmutter tot auffindet. Sie entdeckt zahlreiche Kassetten, die ihre Oma mit ihrer Lebensgeschichte besprochen hat. Dabei lernt sie Großmutter von einer anderen Seite kennen. Die ihr manchmal streng und hartherzig erscheinende Großmutter offenbart ihre Gefühle, während sie über ihre Erinnerungen redet.

Meiner Meinung nach gelingt es der Autorin im zweiten Band noch besser als im ersten herauszuarbeiten, mit welcher schwierigen Aufgabe Klara betraut war. Einerseits hatte sie sich an die durch die Partei gesetzten Vorschriften zu halten, andererseits nahm sie durchaus wahr, dass die Vorgaben nicht immer gerecht und rechtfertigt waren. Dennoch war ihr bewusst, dass Zuwiderhandlungen bemerkt und mit einer sofortigen Strafe belegt werden würden. Nach außen spielte sie ihre Rolle, auch um die unter ihrer Obhut gestellten Schülerinnen zu schützen, innerlich war sie jedoch im ständigen Zweispalt und haderte wie viele andere damit, keinen Widerstand zu leisten. Auch diesmal bietet ihre langjährige Freundin Susanne wieder Gelegenheit die Weltlage kontrovers zu diskutieren.

Alexa Hennig von Lange zeigt sowohl Klara als auch Isabell im Umgang mit dem Nachwuchs. Ich fand es schön zu sehen, dass die Liebe zu allen Zeiten eine sichere Konstante für die Heranwachsenden ist, auf die sie aufbauen können. Der Weltkrieg zerstörte manche Zukunftsvorstellung der Haushaltsschülerinnen von Klara, doch sie versuchte durch eine nach außen gezeigte Zuversicht, ihnen Mut zu verleihen und die Hoffnung auf andere Zeiten aufrecht zu erhalten. Auch bei deren Abwesenheit wissen sowohl Klara wie auch Isabell, dass sie von ihren Partnern nach Möglichkeiten Unterstützung erhalten, was ihnen selbst Halt gibt. Auf beiden Handlungsebenen erzählt die Autorin chronologisch bis nahe zum Ende des Kriegs.

Der Roman „Zwischen den Sommern“ von Alexa Hennig von Lange setzt sich noch intensiver als der erste Band der Heimweh-Trilogie mit dem inneren Konflikt auseinander, den Klara, eine der Protagonistinnen, als angepasst agierende Leiterin einer Frauenbildungsanstalt zu Zeiten des Nationalsozialismus mit sich austrägt. Dadurch, dass die Großmutter der Autorin gesprochene Zeitzeugnisse hinterlassen hat, auf denen die Erzählung basiert, kam die Geschichte sehr authentisch und realistisch bei mir als Leserin an. Ich freue mich schon sehr auf den abschließenden Band und vergebe gerne eine Leseempfehlung für den vorliegenden mit dem zusätzlichen Tipp, ebenfalls den ersten Teil zu lesen.

Bewertung vom 03.08.2023
Helenes Hoffnung / Die Fabrik der süßen Dinge Bd.1
Romes, Claudia

Helenes Hoffnung / Die Fabrik der süßen Dinge Bd.1


sehr gut

Der Vater von Helene von Ratschek, der Protagonistin des historischen Romans „Die Fabrik der süßen Dinge“ von Claudia Romes, betreibt in Köln ein Süßwarenunternehmen in zweiter Generation. Für ihn steht fest, dass seine beiden Söhne die Firma weiterführen werden. Er ordnet an, dass seine einzige Tochter einen Zulieferer heiratet, wodurch im Nebeneffekt die Geschäftsbeziehungen gefördert werden. Das Buch trägt den Untertitel „Helenes Hoffnung“, dementsprechend sie nicht als Hausfrau und Mutter, deren Meinung in der Firma nicht zählt, ihr Leben verbringen möchte. Sie will ihr Talent als Bonbonmacherin zeigen und Anteil an der Führung des Familienunternehmens erhalten. Doch zunächst scheint sich alles gegen sie verschworen zu haben, bis sie gewisse Entscheidungen selbst in die Hand nimmt.

Claudia Romes hat mit der Protagonistin eine Figur nach historischem Vorbild geschaffen, jedoch Namen, Orte und die Zeit der Handlung verändert. Helenes Familie ist betucht und lebt dadurch im Jahr 1927 in einer Gesellschaftsschicht, bei der Mann und Frau üblicherweise die klassischen Geschlechterrollen einnehmen, ganz so wie Helenes Eltern. Von ihrem Vater wird der Protagonistin die eigene Auswahl ihres Ehemanns abgesprochen. Das ist der entscheidende Auslöser, der Helene dazu bringt, ihren eigenen Weg zu suchen.

Helene findet unter neuem Namen ihr Glück in Hamburg. Nachdem sie dort angekommen ist, bewegt sie sich zunächst noch auf unsicheren Füßen, gewinnt aber zunehmend an Selbstsicherheit. Die Figur war mir in dieser Situation sympathisch. Helene genießt ihre Freiheiten. Sie entdeckt ihre Gefühle zu einem Mann und später noch zu einem weiteren, was sie in einen Gewissenszwiespalt bringt. Während sie in Hamburg deutlich respektvoller behandelt wird als Daheim, reift sie emotional, so dass sie traut, sich den familiären Zwistigkeiten zu stellen. Sie verzeiht, ist zu Kompromissen bereit und findet teils Anerkennung für ihr Tun. Nicht immer handelte sie so, wie ich es mir gewünscht hätte. Ob sie sich ihren Wunsch erfüllen kann, Liebe und ihre Leidenschaft für die Gestaltung von Süßigkeiten immer miteinander zu vereinbaren, wird sich in einem zweiten Band zeigen.

Im Roman „Die Fabrik der süßen Dinge“ erzählt Claudia Romes von der Hoffnung der Fabrikantentochter Helene, die ihrem Vater und den Brüdern Ende der 1920er Jahre zeigen möchte, dass sie sich als Frau gleichwertig ins Unternehmen einbringen kann. Die Geschichte liest sich locker und leicht und sorgt für einige unterhaltsame Stunden, auch wegen des ungewöhnlichen Berufs der Protagonistin und daher empfehle ich es gerne weiter.

Bewertung vom 27.07.2023
Im Sturm / Lilly Hed Bd.2
Ericson, Pernilla

Im Sturm / Lilly Hed Bd.2


ausgezeichnet

Im zweiten Band der „Vier-Elemente“-Kriminalromanreihe der Schwedin Pernilla Ericson kämpft die Ermittlerin Lilly Hed entsprechend des Titels „Im Sturm“ bei der Aufklärung eines Mords gegen die Unbillen eines Unwetters. Ihr Auftrag führt sie diesmal in den Norden Schwedens. Dort treten die Kollegen vor Ort bei Fallermittlungen auf der Stelle. Im Rahmen des Projekts „Speerspitze“ sollen sie Verstärkung erhalten.

Lilly wird Liv Kaspis, die sie seit der Polizeischule kennt und seitdem eine Freundin ist, zur Seite gestellt. Liv ist die Protagonistin einer früheren Serie der Autorin. Als Person wird sie charakterlich gut beschrieben und in ihrem privaten Umfeld vorgestellt, so dass mir keine Vorkenntnisse fehlten. Sie hat als Kriminalkommissarin einige Fälle gelöst, die für Aufsehen sorgten. Die im Gegensatz zu ihrer manchmal impulsiven Kollegin deutlich ruhigere Lilly, die gerne die Kontrolle behält, hat sich als leitende Ermittlerin beim Landeskriminalamt bewährt.

Für beide Frauen wird ihr Einsatz zu einer Herausforderung. Am Tag ihrer Fahrt in den Norden wird für diese Gegend eine Sturmwarnung herausgegeben. Die Kollegen sind wie erwartet nicht erfreut über ihr Ankommen, weil sie diese als Kritik an ihrer eigenen Arbeit verstehen. Während die Ermittlerinnen sich vor Ort zu bewähren suchen, zieht ein heftiger Sturm auf, der unter anderem Bäume im nahen Wald entwurzelt, zu Fall bringt und Zufahrtsstraßen verschließt. Heftige Regenfälle vernichten eventuell wertvolle Spuren. Noch schlimmer wird es, als der Strom vollständig ausfällt und dadurch jeder Kontakt zur Außenwelt abbricht. Dadurch wurde mir als Leserin bewusst, wie sehr wir von elektronischen Errungenschaften abhängig sind. Die Ängste der Dorfbewohner werden geschürt, als ein weiterer Mord geschieht und ihnen bewusst wird, dass der Täter unter ihnen weilt.

Ich erfuhr am Rande der Ermittlungsarbeiten, wie Lilly gegen ihren gewalttätigen früheren Freund weiter vorgeht und auch, wie der Partner von Liv ohne sie Daheim zurechtkommt. Das besondere an diesem Kriminalroman ist das Spiel mit dem Gedanken, in einem abgeschlossenen Gebiet nicht nur einen Mörder zu überführen, sondern sich auch vor ihm zu schützen. Bei ihren Ermittlungen stoßen die beiden Kommissarinnen auf ein Meer des Schweigens. Im Ort kennt man sich untereinander und keiner will als Verräter dastehen, aber gleichzeitig möchte man nicht selbst zum Opfer werden. Das Motiv kristallisiert sich erst langsam heraus. Pernilla Ericson setzt ihre Figuren geschickt so ein, dass mehrere Täter in Frage kommen. Durch die Extremsituation wächst der Hass und die Wut der Einwohner, die sich schließlich gegen die Ermittler*innen und deren Ohnmacht zu richten beginnen.

„Im Sturm“ ist der zweite Kriminalfall für die schwedische Ermittlerin Lilly Hed. Gemeinsam mit der Kollegin und Freundin Liv Kaspis ermittelt sie in einem Sondereinsatz zu einem schwierigen Mordfall im Norden des Landes. Der Autorin Pernilla Ericson ist es wichtig zu zeigen, wie der Klimawandel sich auswirken kann und Wetterkapriolen zu ungewöhnlichen Situationen führen, die sich auch auf die Arbeit der Kriminalpolizei auswirken. Ihre Beschreibungen dazu sind wirklichkeitsnah sowie nachvollziehbar und tragen ein Stück zur Steigerung der Spannung bei, die bis zum Ende anhält. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung. Ich freue mich auf den dritten Band „In der Erde,“ der in 2024 erscheinen wird.

Bewertung vom 21.07.2023
Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Mit seinem Roman „Blue Skies“ unterhält T.C. Boyle den Lesenden mit einem besorgniserregenden Szenarium, das sich an der Ost- beziehungsweise Westküste der USA abspielt. Der Titel wird zum Homonym, wenn die Sonne nicht nur auf die Erde strahlt, sondern ihre gesamte Kraft ununterbrochen wirkt. Die Geschichte spielt irgendwann zwischen heute und der nahen Zukunft. Es ist unverkennbar, dass die Figuren der Geschichte zunehmend die Folgen des Klimawandels spüren und damit lernen müssen umzugehen. Die Umschlaggestaltung reizt durch Gegenfarben, die mich neugierig auf den Inhalt machten.

Die Protagonistin Ottilie hat das Rentenalter bereits erreicht, aber ihr Ehemann wird als Arzt seine Praxis noch eine Weile weiterführen. Die beiden leben in Kalifornien, das von Hitze geplagt wird, unter Wassermangel leidet und infolgedessen Brände drohen. Ihr Sohn Cooper ist Entomologe. Er hat seiner Mutter empfohlen, ihre Ernährung umzustellen und Insekten statt Fleisch zu essen. Während Cooper unweit von zuhause seine Studien betreibt, lebt Ottilies Tochter Cat seit geraumer Zeit in Florida. Der Bundesstaat wird zunehmend von Stürmen und Überschwemmungen heimgesucht. Aus Langeweile und damit ihre Fotos in den Sozialen Medien mehr Aufmerksamkeit erhalten kauft die Influencerin sich einen Tigerpython. Doch sie hat die Gefahr, die von der Schlange ausgeht, unterschätzt. Außerdem hat sie mit dem Kauf das Unverständnis ihres Bruders auf sich gezogen, der sich durch seine Lebensweise für die Natur in jeder Form einsetzt.

Der Klimawandel ist da, in den unterschiedlichsten Formen und bedroht Existenzen, unabhängig von Alter, Geschlecht und Einkommen. Ottilie und ihre Familie gehören zur oberen Mittelschicht. Der Autor verdeutlicht beispielhaft, dass sie sich von ihrem Geld sicher einen guten Lebensstil leisten, aber sie die Erwärmung der Erde allein mit monetären Mitteln nicht aufhalten können. Wesentlich dafür wäre ein Umdenken. Auch in dieser Hinsicht setzt T.C. Boyle seine Figuren mit Bedacht. Während Cooper seine Arbeit dem Naturschutz widmet, hat seine Schwester zwar einen Hass gegen die extremen Wetterlagen entwickelt, hält aber an ihrem Status quo fest. Der Autor spitzt ihr Schicksal durch zahlreiche Wendungen zu. Insgesamt fließt in Cats Umfeld reichlich Alkohol, mit dem man sich ironischerweise zwar die Welt schön trinken, aber auf keiner Weise ändern kann, im Gegenteil.

Ich spürte beim Lesen, dass dem Autor das Thema Klimaschutz sehr am Herzen liegt. Die Erzählung erfordert Hintergrundwissen, das T.C. Boyle dank seines Interesses und sehr guter Recherche ganz nebenher einflechtet. Es fehlt auch in diesem Roman nicht an Zynismus, der zu seinem Schreibstil gehört. Aus eigener Erfahrung heraus kann ich empfehlen, den Roman an sehr warmen Tagen zu lesen, denn damit intensiviert sich die Vorstellung der fiktiven Geschehnisse.

T.C. Boyle konnte mich in seinem Roman „Blue Skies“ immer wieder neu mit den Handlungen seiner abwechslungsreich gestalteten Figuren überraschen. Er zeigt, dass das alltägliche Leben durch den Klimawandel zur ständigen Herausforderung werden kann. Die Geschichte bleibt auf diese Weise im Gedächtnis und hallt nach, weswegen ich sie gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 13.07.2023
Das Haus der Füchsin / Eifelfrauen Bd.1
Riebe, Brigitte

Das Haus der Füchsin / Eifelfrauen Bd.1


ausgezeichnet

In einem kleinen abgelegenen Eifelort, dort, wo sich nach dem Sprichwort Fuchs und Hase gute Nacht sagen, steht das Haus, das die Fabrikantentochter Johanna Fuchs 1920 erbt. Bereits bei der ersten Erkundung fühlt sie sich zu dem Anwesen hingezogen. In mondhellen Nächten wird der Garten von einer Fähe besucht, was neben dem Nachnamen der Erblasserin dem Haus den Namen gegeben hat. Aber Verwandte und Freunde sind skeptisch, ob die verwöhnte 21-Jährige dort allein zurechtkommt. Brigitte Riebe wirft in ihrem Roman „Eifelfrauen – Das Haus der Füchsin“ auf den ersten Seiten diese Frage auf, wodurch sich eine gewisse Hintergrundspannung ergibt. Sie führt ihre Protagonistin über etliche Höhen und Tiefen bis zum Jahr 1938. Der Band gehört zu einer Dilogie, daher wird es eine Fortsetzung geben.

Johanna ist die jüngste der fünf Geschwister der Familie Fuchs, die ein präsentables Haus in Trier besitzt. Der erste Weltkrieg hat einen großen Verlust gebracht und die Geschäfte laufen mäßig, aber die Hoffnung auf einen Aufschwung bleibt dem Tabakfabrikanten und das zeigt er auch nach außen hin. Als die Nachricht über das Erbe am Tag ihrer Volljährigkeit eintrifft, ist Johanna sehr erstaunt, denn der Name ihrer Tante Lisbeth ist in ihrer Gegenwart noch nie im Haus gefallen, soweit sie sich erinnern kann.

Es ist eine große Herausforderung für sie, das Erbe anzutreten, die nicht nur in der Anzahl und Schwere der Arbeit auf dem Anwesen liegt, sondern auch darin, sich gegen den Willen der Eltern durchzusetzen, die strikt dagegen sind, dass ihre Tochter allein in das etwa zwei Stunden entfernte Dorf zieht. Dabei lernte ich die Entschlossenheit der Protagonistin kennen, ihre Neugier darauf das Geheimnis, rund um ihre Tante zu lüften und ihre Kraft dazu, sich in einer unbekannten Umgebung zu bewähren und sich unter den oft distanziert wirkenden Einwohnern Respekt zu verschaffen.

Die promovierte Historikerin Brigitte Riebe bettet ihre Erzählung in ein Stück deutscher Geschichte ein, das nicht allgemein bekannt ist. Zu Beginn der 1920er Jahre ist die Zeit der Separatisten, die in den belgisch und französisch besetzten Gebieten des westlichen Deutschen Reichs einen eigenen Staat gründen wollten. Darüber hinaus erlebt Johanna aber auch die Zeit des Aufstrebens der Nationalsozialisten, die ihre Fühler bis in die kleinsten Ortschaften ausstreckten und vor denen es schließlich kein Ausweichen mehr gab.

Was mir am Schreibstil der Autorin besonders gefällt ist die Verknüpfung der Historie mit authentisch gestalteten Figuren. Brigitte Riebe findet genau das richtige Maß an Wissen, dass sie über die Zeitgeschichte dem Lesenden vermittelt, ohne abzuschweifen. Daher fällt es mir beim Lesen leicht, mir die Personen in ihrem Umfeld vorstellen. Das Agieren der Figuren ist begründet und vielfach mit Gefühlen versehen, weswegen ich es gut nachvollziehen konnte.

Der Roman „Eifelfrauen – Das Haus der Füchsin“ von Brigitte Riebe ist eine fesselnde und bewegende Geschichte über eine junge willensstarke Frau, die in Trier, einer der ältesten Städte Deutschlands wohlbehütet in einem betuchten Unternehmerhaushalt aufwächst. Zu Beginn der 1920er Jahre tritt sie in einem kleinen fiktiven Eifeldorf ihr Erbe an und scheut vor keiner machbaren Arbeit zurück. Schließlich findet sie für sich eine eigene besondere Form ihre Empfindungen auszudrücken. Ich fühlte mich bestens unterhalten und daher vergebe ich gerne eine Lesseempfehlung.

Bewertung vom 04.07.2023
I'm Glad My Mom Died
McCurdy, Jennette

I'm Glad My Mom Died


ausgezeichnet

In ihrem Buch „I’m Glad My Mom Died” beschreibt die US-Amerikanerin Jennette McCurdy wie es dazu kam, dass sie bereits mit sieben Jahren eine Statistenrolle in der Serie Akte X spielte. Mit 23 Jahren beendete sie ihre Schauspielkarriere und betätigt sich seitdem als Regisseurin und Drehbuchautorin. Ein belletristischer Roman ist in Vorbereitung.

Jennette McCurdy bekam ihre erste Rolle als Schauspielerin mit acht Jahren, wurde aber vor allem sieben Jahre später als Samantha Puckett in der Fernsehserie iCarly bekannt, die von 2007 bis 2014 auf Nickelodeon lief. Man muss die Serie nicht kennen, um Verständnis für die geschilderten persönlichen Probleme der Autorin zu finden. Wer Interesse hat, der sollte sich Ausschnitte der Folgen auf YouTube anzuschauen.

Die Karriere ihrer Tochter wurde von Jennettes Mutter von Kindheit an gefördert. Als Jennette zwei Jahre alt war, erkrankte ihre Mutter an Krebs und danach wollte sie alles tun, damit sie ein gutes Leben hat. Dazu gehörte auch, ihr möglichst jeden Gefallen zu erfüllen und ihrem Wunsch nachzukommen, als Schauspielerin berühmt zu werden. Die Einnahmen aus der Tätigkeit als Darstellerin waren in der Familie willkommen. Jennettes Wertvorstellungen wurden von Kindheit an durch christliche Ansichten des Elternhauses geprägt.

Ohne Pathos schildert die Autorin, wie zeitaufwendig die Jobs waren und dass sie kaum Möglichkeit hatte, Freundschaften zu Gleichaltrigen aufzubauen. Stattdessen entwickelte sie schon früh erste Zwangshandlungen. Sie beschreibt den Druck, der bei den Produktionen auf ihr lag. Nicht nur gute Schauspielkunst, sondern auch die widerspruchslose Ausführung von Anweisungen sicherten ihr Folgeaufträge. Außerdem war ihr Aussehen wichtig, allem voran ihr Gewicht. Stets war ihre Mutter an ihrer Seite und hegte und pflegte sie nach ihren eigenen Maßstäben. Die Biografie gewährt Einblicke in die Unterhaltungsindustrie, was ich persönlich sehr interessant fand.

Jennette entwickelte zunehmend Essstörungen und findet außerdem Trost im Alkoholkonsum. Auch als junge Frau kann sie sich nicht vollständig aus der Bevormundung durch ihre Mutter lösen, obwohl der Wunsch dazu da ist. Aus diesem Zwiespalt heraus ist der Buchtitel zu verstehen. Sie beschreibt ihre inneren Konflikte nachvollziehbar. Ihr ist jedoch auch bewusst, dass sie Vorteile aus ihrem Job zieht und das Agieren ihrer Mutter ihr Bekanntheit verschafft hat, so dass sie ein bemitteltes Leben führen kann. Lob für ihre Arbeit hat sie immer geschätzt und ihr Freude bereitet.

Jennette McCurdy Autobiografie „I’m Glad My Mom Died” ist eine ergreifende Lektüre, denn offen und ehrlich blickt die Autorin auf ihr Leben zurück, in dem sie von ihrer Mutter zu einer Karriere als Schauspielerin geführt wurde und keine Möglichkeit fand, die zunehmend toxische Beziehung zu beenden. Selbst über deren Tod hinaus kämpfte sie mit Problemen, die sich über Jahre hinweg aufgebaut hatten. Mich hat dieses Buch bewegt und wird mir sicher in Erinnerung bleiben, daher empfehle ich es gerne weiter.

Bewertung vom 04.07.2023
Emily Wildes Enzyklopädie der Feen / Emily Wilde Bd.1
Fawcett, Heather

Emily Wildes Enzyklopädie der Feen / Emily Wilde Bd.1


ausgezeichnet

Die Kanadierin Heather Fawcett lässt ihre Protagonistin Emily Wildes seit neun Jahren an einer „Enzyklopädie der Feen“ arbeiten. Im Buch mit gleichlautendem Titel berichtet Emily aus diesem Anlass über ihre tägliche Feldforschung, um anderen Forschern ein Protokoll darüber an die Hand zu geben und ihre Erinnerungen zu stützen. Sie ist 30 Jahre alt und arbeitet bereits acht Jahre lang als Professorin in Cambridge, was als Frau zur Zeit der Abfassung ihrer Aufzeichnungen im Winter 1909/10 bestimmt noch eine Seltenheit war. Außerdem ist sie eine der führenden Dryadologen. Ursprünglich waren Dryads die Geister von Eichen, inzwischen gehören zum Forschungsgebiet sämtliche übernatürliche Wesen.

Am liebsten arbeitet Emily für sich allein, denn der Kontakt zu anderen Menschen fällt ihr schwer, weil ihre Empathie eingeschränkt ist. Aufgrund ihrer Feldstudien ist sie regelmäßig an abgeschiedenen Orten Europas unterwegs. Aktuell führt ihr Weg sie nach Ljosland, das im Norden der Festlandküste Norwegens liegt. Im pittoresken Dorf Hrafsnvik begegnen ihr die Bewohner mit Skepsis, die Emily nicht zu beseitigen beabsichtigt. Erst als Wendell Bambleby, ihr hochgeschätzter Kollege und gleichzeitig größter Konkurrent um den Erhalt von wissenschaftlichen Meriten, wenige Tag nach ihr unerwartet im verschneiten und eisigkalten Ort eintrifft, wird ihr Leben angenehmer. Sie findet ihren Berufsgenossen nicht nur sehr attraktiv, sondern er nutzt seinen Charme auch bei den Dorfbewohnern, um von ihnen manche Gefälligkeit zu erhalten. Schon lange hegt Emily den Verdacht, dass sein Benehmen jenseits der menschlichen Natur sein muss.

Die Handlung startet behäbig mit der Ankunft Emilys und ihres Hunds, der treu an ihrer Seite ist. Als Ich-Erzählerin beschreibt sie zunächst ihre Probleme, sich an dem entlegenen Ort zurechtzufinden, was aufgrund ihres Charakters nicht verwundert. Die Autorin hat hier ein perfektes Setting für ihre Geschichte gefunden, denn in einer Gegend mit eisiger Atmosphäre und unberechenbarem, ungemütlichem Wetter nutzt sie eine kleine Dorfgemeinschaft, um Unstimmigkeiten zu stiften und den Lesenden darauf hoffen zu lassen, dass die Protagonisten Frieden herstellen können.

Emily bemüht sich in ihrem Bericht um einen akademischen Tonfall. Mit ergänzenden Ausführungen als Fußnoten möchte sie dem Lesenden die Welt ihrer Forschung nahebringen. Nachdem sie ihrer ersten Fee begegnet ist, kann sie ihre Begeisterung nicht gänzlich verbergen und auch ihre Gefühle für ihren Kollegen, sei es Wut, Furcht oder Zuneigung sprechen zwischen den Zeilen. Wendell vermittelt ihr die Notwendigkeit, mit den Einwohnern Kontakt zu halten, denn manche von deren Geschichten über magische Wesen sind die beste Grundlage für ihre Forschung. Auf diese Weise erfahren die beiden von den Sorgen, die die Feen einigen Dörflern ihnen bereiten.

Während Wendell lässig im Umgang mit allen Geschöpfen erscheint, nutzt Emily ihr Wissen, um die Probleme vor Ort meist unter eigenem Einsatz zu lösen. Dabei erfuhr ich als Leserin von den unterschiedlichsten Arten der mysteriösen Wesen und ihren gegensätzlichen Gesinnungen. Das Ungemach, das den Bewohnern durch die Feen bereitet wird, steigert sich zum Ende hin und verbandelt dabei das persönliche Schicksal von Wendell, was zu einer zunehmenden Spannung führt.

Heather Fawcett konnte mich mit dem besonderen Schreibstil ihres Cosy Fantasyromans „Emily Wildes Enzyklopädie der Feen“ bestens unterhalten. Die Figurengestaltung war überzeugend und der Schauplatz ungewöhnlich. Als Leserin vermittelte die Autorin mir das Gefühl, unmittelbar von den neuesten Erkenntnissen über die übernatürlichen Wesen zu erfahren. Gerne empfehle ich das Buch an Fantasylesende weiter. Auf die Fortsetzung freue ich mich.

Bewertung vom 26.06.2023
Am Ende gibt es nur uns
Toon, Paige

Am Ende gibt es nur uns


sehr gut

Die 33-jährige Architektin Wren ist glücklich, denn sie freut sich darauf, bald mit ihrem Verlobten Scott die Ehe zu schließen. Bei einer Kaffeepause an einem heißen Tag sieht sie ihn, wie er sich auf einer Bank mit seiner Angestellten unterhält. Seine Gesten und Blicke sprechen ihre eigene Sprache und Wren ist sich sicher, dass er eine neue Liebe gefunden hat, was sich bald darauf auch bestätigt. Die Engländerin Paige Toon schreibt in ihrem Roman „Am Ende gibt es nur uns“ von dem Ende einer Beziehung und dem Umgang der Protagonistin mit dem Trennungsschmerz.

Wrens Eltern sind geschieden und ihr Vater lebt seit vielen Jahren mit seiner zweiten Frau in den USA. Weil sie Abstand zu ihrem früheren Verlobten gewinnen möchte, entscheidet sie sich dazu, die beiden zu besuchen, die seit kurzem eine Farm für Obst und Gemüse in Indiana betreiben. Mehr und mehr wird ihr bewusst, dass sie früher die Schuld für den Weggang ihres Vaters bei sich gesucht hat. Seither hat sie sich von Personen distanziert, die versuchten, ihr nahe zu kommen, weil sie befürchtete, gefühlsmäßig verletzt zu werden. Die Trennung von ihrem Verlobten scheint ihre Vermutungen zu bestätigen.

In der Nähe ihres Vaters lebt ihre inzwischen verheiratete Halbschwester Bailey. Ihr Verhältnis zueinander war bisher so, dass sie einander akzeptieren, aber nicht besonders zugeneigt waren. Wren ist eifersüchtig über die Aufmerksamkeit, die ihr Vater ihrer Schwester zukommen lässt. Als sie ihren Aufenthalt in Indiana verlängert, gewinnt Bailey mehr Platz in Wrens Leben. Sie begreift, dass auch die Kindheit ihrer Schwester nicht immer einfach war.

Bei einem Kneipenbesuch lernt sie die beiden Brüder der benachbarten Farm kennen, die in ihrem Alter sind. Von dem Jüngeren der beiden fühlt sie sich von Beginn an hingezogen. Doch er verbirgt etwas in seinem Leben, durch das er sich nicht auf sie einlassen kann. Lange Zeit waren seine Reaktionen auf die vorsichtige Annäherung von Wren für mich als Leserin genauso wie für die Protagonistin irritierend. Erst zum Ende hin deckt Paige Toon das Geheimnis auf und gibt dadurch dem Verwirrspiel einen Sinn. Obwohl die Autorin darauf hinweist, dass Alkohol keine Probleme löst, sind ihre Figuren ihm des Öfteren über das Maß zugeneigt, was mich verwunderte.

Paige Toons Stärke liegt darin, innere Konflikte darzustellen. Über viele unerwartete Höhen und Tiefen hinweg hoffte ich als Leserin des Romans „Am Ende gibt es nur uns“, dass es für die Protagonistin Wren ein Happy End für ihre Liebe geben wird. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für dieses berührende und einfühlsam geschriebene Buch.