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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Isabel
Wohnort: 
Bietigheim-Bissingen

Bewertungen

Insgesamt 262 Bewertungen
Bewertung vom 24.08.2024
Freunderlwirtschaft
Hartlieb, Petra

Freunderlwirtschaft


ausgezeichnet

Mit „Freunderlwirtschaft“ entführt mich die bekannte und beliebte Autorin Petra Hartlieb nach Österreich. Gleich zu Anfang stellt sie mich Alma Oberkofler vor, einer Beamtin, die ganz neu bei den „Kriminalern“ in Wien ist und zusammen werden wir vor eine große Aufgabe gestellt. Ein toter Minister liegt auf dem Seziertisch und nun gilt es herauszufinden, ob es Mord oder schlichtweg ein Unfall war. Wer hat ihn zuletzt lebend gesehen? Was ist passiert? Schnell will man erst den Lieferdienstfahrer und anschließend die abgängige Verlobte von Max Langwieser verantwortlich machen. Doch Alma und ihr Team denken um die Ecke und fangen an zu graben. Was da bei den „sauberen“ Politikern zutage gefördert wird, erschüttert jeglichen Glauben, den sie an die Führung in ihrem schönen Österreich je hatten …
Schon allein die ausgesprochen ansprechende Gestaltung des Covers machte mir Lust auf diesen neuen Kriminalroman. Schnell war ich eingetaucht in die Geschichte, die mich mit ihren recht kurzen Kapiteln als Leserin immer wieder anspornte, noch eins und noch eins zu lesen. Ich war fasziniert davon, was die Autorin alles ans Tageslicht brachte und bin überzeugt, dass sie der Wahrheit nähergekommen ist, als man zu glauben vermag. „Freunderlwirtschaft“ ist ein Kriminalroman aber zugleich auch die Geschichte von Alma und Jessica, die, wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise, ein nicht gerade leichtes Packerl zu tragen haben. Ich würde mich sehr freuen, mehr von Alma zu erfahren und weitere Fälle mit ihr zu lösen. Hier besteht definitiv Serienpotential. Aber zunächst vergebe ich für diesen Kriminalroman sehr gerne mit fünf Sternen die volle Punktzahl und spreche natürlich eine Empfehlung aus. Gut gemacht, liebe Petra, vielen Dank!

Bewertung vom 21.08.2024
Porträt einer Ehe
O'Farrell, Maggie

Porträt einer Ehe


ausgezeichnet

Für mich war dieses Buch eines, das bei mir den berühmten WOW-Effekt erzeugte. Obwohl man als Leser eigentlich weiß, wie die Geschichte ausgehen wird – sie basiert ja auf wahren Tatsachen – fiebert man doch durch die gut 460 Seiten mit der jungen Lucrezia mit. Ich durfte sie mit diesem Roman ihr ganzes leider viel zu kurzes Leben lang begleiten und war immer wieder sprachlos darüber, wie sie von ihrem Ehemann und sogar ihrer eigenen Familie regelrecht hintergangen, bzw. wenig unterstützt wurde. Natürlich muss man zugegeben, dass sie stets ein wenig aus der Rolle fiel. Heutzutage würde man sie wohl als ein „free spirit“ bezeichnen, ein Mädchen, das künstlerisch mehr als begabt war und sich ungerne strengen Regeln unterwarf. Sie hatte es wahrlich nicht verdient als Lückenbüßerin herhalten zu müssen, um den für die verstorbene Schwester Maria angehenden Herzog zu heiraten, der hoffte, dass sie ihm den ersehnten männlichen Erben schenken würde. Wenn vielleicht auch ihre Eltern aus Liebe heirateten, war das damals, besonders in Adelskreisen, eher unüblich. Dennoch versprach sich die junge Lucrezia de’ Medici von ihrer Eheschließung eine Art Befreiung aus dem elterlichen Haus und hoffte auf eine neue Art von Unabhängigkeit. Schnell merkte sie aber, dass sie sich getäuscht hat und wäre so gerne wieder zurück in Florenz gewesen. Schon bald begann sie um ihr Leben zu fürchten …

Während des Lesens dieses wunderbaren Romans wuchs mir Lucrezia immer mehr ans Herz und – obwohl das tragische Ende unausweichlich schien – litt und fieberte ich mit ihr. Die mir bis dahin unbekannte irische Autorin Maggie O’Farrell versteht es ausgezeichnet ihrer Hauptfigur tief ins Herz und ihre Seele zu schauen, wodurch ich das Buch kaum zur Seite legen mochte. Maggie katapultierte mich mit Macht zurück ins 16. Jahrhundert und ließ mich teilhaben an einem Leben, das ich mir heute kaum vorzustellen mag. Ich bin absolut begeistert und traurig berührt zugleich und vergebe hier von Herzen kommende fünf Sterne für ein Buch der besonderen Art. Allen zukünftigen Lesern, die hier vielleicht noch ein wenig zögerlich sind, kann ich nur empfehlen sich fallen zu lassen in die Welt der jungen Lucrezia di‘ Medici, es lohnt sich!

Bewertung vom 18.08.2024
Schwestern im Geiste / Das Pensionat an der Mosel Bd.2
Pierre, Marie

Schwestern im Geiste / Das Pensionat an der Mosel Bd.2


ausgezeichnet

Mit diesem zweiten Band rund um das Pensionat an der Mosel reise ich – wie schon vor sechs Monaten mit Band eins – mal wieder nach Diedenhofen/Thionville, das immer noch von deutschen Truppen besetzt ist. Auch weiterhin hütet und lehrt die resolute Pauline Martin ihre internationalen Schülerinnen und wird vor nicht immer leichte Aufgaben gestellt. So unterschiedlich die jungen Damen sein mögen, versucht sie doch ihr Möglichstes ihr „Rudel“ im Zaun zu halten. Unterstützt wird sie inzwischen von der jungen Irin Rhona O’Meally, die mit ihrer schon fast fanatischen Liebe zu ihrem Heimatland, aber auch einem wunderbaren Talent für Musik und Literatur, die Herzen der Mädchen im Sturm erobert. Zu dritt – auch die eher verschlossene Frau Schmitt ist weiterhin mit von der Partie – versuchen sie die Schülerinnen auf das Leben vorzubereiten. Doch bald stoßen sie an ihre Grenzen, denn genau diese Unterschiede bringen Unruhe in das Pensionat. Als dann noch Schmierereien und Diebstähle an der Tagesordnung zu sein scheinen, tritt der preußische Hauptmann Erich von Pliesnitz auf die Bühne. Kampfesmutig wirft er sich in den Ring um den Ruf des Pensionats zu schützen, aber vielleicht auch ein wenig um das Herz „seiner“ Pauline zu erobern? Doch entspricht das ihrer beider gesellschaftlichen Verpflichtungen und der Etiquette?

Meine Sorge, mich bei den doch recht vielen Personen nicht wieder zurechtzufinden, war absolut und vollkommen unberechtigt. Mit großem Talent schafft Marie Pierre es fast spielerisch mich erneut einzufangen. Schnell war ich wieder angekommen in Lothringen mit den schönen Bauten, der Mosel, der wunderbaren Landschaft und natürlich dem immer noch währenden Groll der Einwohner auf die Besatzer. Teils sehr anschaulich, teils mit kleinen Einwürfen hier und da, und schon kenne ich mich wieder aus im Pensionat und kann natürlich auch die Sorgen und Nöte der Mädchen bestens nachempfinden. Auch diesmal gibt es wieder Geheimnisse, die sich durch das ganze Buch ziehen, was dazu führte, dass ich selbiges kaum aus der Hand legen konnte. In fast einem Rutsch habe ich die spannende Geschichte fast inhaliert und ziehe meinen Hut vor der Autorin nicht nur für eine mitreißende Schreibweise, sondern auch für ihre detaillierte Recherchearbeit, die sie im Anschluss an den Roman ausführlich darlegt. Vielleicht schaffe ich es vor Erscheinen des dritten Bandes die interessante Region Lothringen selbst zu bereisen? Inzwischen ein kleiner Wunschtraum von mir! Aber jetzt vergebe ich erstmal fünf absolut verdiente Sterne und spreche natürlich eine Leseempfehlung aus. Nun heißt bis nächstes Jahr warten auf den dritten und letzten Band der Trilogie … ich freue mich heute schon darauf!

Bewertung vom 09.08.2024
Gussie
Wortberg, Christoph

Gussie


ausgezeichnet

Mein absolutes Monatshighlight !!! Nachdem ich vor zwei Jahren dem Adenauer Haus in Rhöndorf und der angegliederten Ausstellung einen Besuch abstatten durfte, stach mir der Titel des vorliegenden Buchs sofort ins Auge. Auguste Zinser, von allen nur Gussie genannt, war die zweite Ehefrau Konrad Adenauers. Fast zwanzig Jahre trennten sie von dem Witwer und Vater dreier Kinder, doch sie verliebt sich in den etwas steifen Mann, der mit seinem Lächeln sparsam umgeht. Somit unternimmt sie schon früh Verantwortung für ihn, sich selbst und die drei kleinen Kinder. Nun, knapp 30 Jahre später, liegt sie todkrank im Krankenhaus, blickt zurück und gibt sich ihren Erinnerungen hin.

Gussie wird 1895 in Köln als älteste Tochter von Wilhelmine Zinser, geb. Tourelle, und dem Dermatologen, Hochschulprofessor und späteren Rektor der Universität zu Köln, Ferdinand Zinsser, in eine gehobene Familie geboren. Ihr Vater ist absolut vernarrt in seine Große und legt ihr alle Wege offen, die ihr Bildung und Selbstbewusstsein vermitteln. Während die Mutter eher zögerlich mit ihrer Zustimmung zu der etwas ungewöhnlichen Wahl des zukünftigen Ehemanns ihrer Tochter ist, steht ihr Vater unerschütterlich hinter ihr.

Auf einen Schlag wird Gussie Stiefmutter von drei kleinen Kindern, zu denen sich bald noch fünf gemeinsame Kinder gesellen sollen. Fast droht sie an dem Verlust ihres ersten Kindes zu zerbrechen, doch die klugen Adenauer Kinder verstehen es, ihr auf wunderbare Weise den Kummer zu nehmen. Das Leben mit dem introvertierten Ehemann ist nicht immer einfach aber sie unterstützt ihn, wo sie kann, kümmert sich um Haushalt und Kinder ist ihm auch politisch gesehen stets eine wertvolle Stütze. Immer wieder tauscht sie sich auch mit ihrem Vater aus, der ihr aus der Ferne kluge Ratschläge gibt und sie aufbaut, wenn sie zu verzweifeln droht.

Der Autor Christoph Wortberg fügt verschiedene Erlebnisse und Ereignisse des leider viel zu kurzen Lebens dieser beeindruckenden Frau zu einem Ganzen zusammen. Sehr feinfühlig tastet er sich an ihr Leben heran und lässt sie selbst erzählen und ihre Gefühle ausdrücken. Es ist eine ungewöhnliche Geschichte, die mir in ihrer Klugheit und ihren mutigen Worten sehr ans Herz ging. Während ich den Ausgang von Anfang an kannte, hat er mich doch fast ein wenig aus der Bahn geworfen beim Hören. Ganz wundervoll geschrieben vom Autor und ebenso beeindruckend vorgetragen von der talentierten Claudia Michelsen, die nicht nur beim Theater und im Fernsehen eine gute Figur macht, sondern auch Hörbüchern das gewisse Etwas verleiht. Hier spreche ich eine ganz klare Empfehlung für Buch oder Hörbuch aus und lasse natürlich fünf sehr, sehr verdiente Sterne da!!!

Bewertung vom 09.08.2024
Lenz / Kommissar Eschenbach Bd.6
Theurillat, Michael

Lenz / Kommissar Eschenbach Bd.6


ausgezeichnet

Ich befürchte ja fast, dass „Lenz“ der letzte Teil dieser tollen Krimireihe sein könnte, immerhin ist er schon vor sechs Jahren erschienen und es kam bis jetzt kein siebter Teil nach. Dafür ist dieser Band in meinen Augen einer der Besten, man will fast meinen, der Autor hätte sich jetzt so richtig in Fahrt geschrieben. Doch kurz zum Inhalt … nach seiner Auszeit ist Kommissar Eschenbach wieder am Start. Erstaunt muss er feststellen, dass man ihm mit Ivy Köhler eine Vertreterin an die Seite gestellt hat, mit deren Führungsstil er gar nicht klar kommt. Vor allem hat er das Gefühl ihr nicht vertrauen zu können und so setzt er alles daran, seinen untergetauchten Freund und ehemaligen Kollegen Lenz so schnell wie möglich zu finden. Dieser steht unter dem Verdacht in ein terroristisches Verbrechen verwickelt zu sein und die Seiten gewechselt zu haben. Das kann Eschenbach so nicht hinnehmen …

Mal wieder überzeugt Michael Theurillat mit seinem klaren und intelligenten Schreibstil, dem eine extensive Recherche voraus gegangen sein muss. Ich liebte die Anspielungen auf die Vorgängerbände und bewunderte die kluge Vorgehensweise, die er seinen Protagonisten angedeihen ließ. Das schöne rote Cover mit dem Wiedererkennungseffekt rundet das Ganze ab und so fällt es mir leicht, hier mit fünf Sternen die volle Punktzahl zu vergeben. Die Reihe rund um Kommissar Eschenbach, die in unserem schönen Nachbarland Schweiz spielt, empfehle ich allen Krimilesern, die mal ein wenig ab vom Mainstream lesen möchten. Die Bücher haben Tiefgang und sind niemals reißerisch, was mir ausgesprochen gut gefallen hat.

Bewertung vom 08.08.2024
Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
Graw, Theresia

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null


ausgezeichnet

In den letzten Wochen und Monaten habe ich einige Bücher gelesen, die während des Zweiten Weltkriegs spielten und so war ich sehr glücklich darüber, mich nun auch mal der Zeit nach dem verlorenen Krieg widmen zu dürfen. Denn verloren hatten wir Deutschen haushoch, da biss die Maus keinen Faden ab. Das bekamen unter anderem auch die Einwohner von Bad Oeynhausen zu spüren, deren Stadt die britische Militärregierung vereinnahmte, ihr Headquarter dort einrichtete und die Einwohner zum Teufel jagte. Guter Rat war teuer, wo sollte man unterkommen? Die Innenstadt wurde mit Hilfe von Stacheldraht abgeriegelt und so blieb den ehemaligen Einwohnern, die sich auf einen raschen Neustart gefreut hatten, nichts anderes übrig als in Barracken zu ziehen oder sonstige Wohnmöglichkeiten aufzutun. Erstere Variante wählte Anne und ihre Familie, die ihr geliebtes Kurhotel, das während des Krieges bereits als Lazarett gedient hatte, nun an die Briten verloren. Auch Rosalie, Annes ehemalige beste Freundin, ist auf der Suche. Sie ist dank des Kriegs, bei dem sie ihre Familie verlor, Mutter Seelen allein auf der Welt. Durch Zufall lernt sie den jungen Bauerssohn Helmut kennen und findet schließlich bei ihm und seinem Vater Unterschlupf auf dem Hof. Doch so will sie nicht enden, sie strebt nach einer Beziehung mit einem der schmucken britischen Offiziere, die ihre Heimatstadt belagern. Hocherhobenen Hauptes will sie eines Tages das deutsche Festland verlassen und in England ein neues Leben beginnen. Anne hingegen sehnt den Tag herbei, an dem sie das geliebte Hotel wieder in Schwung bringen kann, nachdem die „Tommys“ endlich nach Hause gegangen sind. Beide Mädchen träumen, doch mit jedem Monat, der ins Land zieht, wird die Not größer und bald scheinen ihre Träume in unerreichbare Ferne gerückt …

Berührend, ohne jedoch auch nur einen Moment rührselig zu wirken, beschreibt die bekannte Autorin Theresia Graw mit „Don’t kiss Tommy“ ein realitätsnahes Szenario. Während die beiden Protagonistinnen Anne und Rosalie ihrer Fantasie entsprangen, zeichnet sie ein echtes Bild von Deutschland nach dem verlorenen Krieg, das an die Nieren geht. Man kann sich heute schwer vorstellen, wie hart das Leben damals gewesen sein muss, wie Hunger aber auch große Hitze und Kälte den Menschen zusetzten und so manchen sogar das Leben kostete. Es muss schwer gewesen sein, sich den Besatzern zu unterwerfen und manch einer mag daran zerbrochen sein. Auch für Anne und Rosalie ist der Weg nicht mit Rosenblättern bestreut aber sie finden schließlich ihren Platz im Leben. Ich habe mit gefiebert und an den Seiten geklebt. Der flüssige Schreibstil blätterte mir diese fast wie von selbst um und ich freute mich über ein schlüssiges und keineswegs kitschiges Ende. Von mir gibt es ein von Herzen kommende Leseempfehlung und natürlich absolut verdiente fünf funkelnde Sterne.

Bewertung vom 31.07.2024
Turmschatten / Turm-Reihe Bd.1
Grandl, Peter

Turmschatten / Turm-Reihe Bd.1


gut

Mit seinem hochgelobten Debut Roman „Turmschatten“ begibt sich der Autor Peter Grandl in die rechtsextreme Szene. In einem bombensicheren Turm hält der nicht mehr ganz taufrische Jude Ephraim Zamir drei Neonazis gefangen, die den Mord an seiner Haushälterin und Vertrauten, einer jungen gehörlosen Jüdin, zu verantworten haben. Er nimmt sich das Recht heraus selbst Justiz zu üben, um das Verbrechen zu bestrafen. Doch nicht er allein entscheidet. Er stellt seine „Verhöre“ live ins Internet und lässt die Zuschauer entscheiden. Auch Fernsehsender springen auf den Zug, lediglich die Polizei scheint immer einen Schritt hinterher zu hinken …

Der Turm spielte schon im Zweiten Weltkrieg eine Schlüsselrolle und so nimmt der Autor ihn zum Aufhänger einen Rückblick in die Geschichte zu erschaffen, die historische Ereignisse widerspiegelt und so dem Zuschauer vor Augen führt, welch grausame Rolle die Nazis aber auch die Neonazis in der Vergangenheit spielten. Bis zum heutigen Tag hält der Hass und die Gewalt an, aber rechtfertigt dies Ephraim Zamirs Selbstjustiz? Zudem wirft das Buch die Frage auch, wie weit hier auch die Medien gehen dürfen, um die Öffentlichkeit nicht immer ganz selbstlos zu informieren.

Für mich klang das beim Lesen des Klappentextes nach harter, aber spannender Kost, die mich durch die vielen fast durchweg positiven Rezensionen noch neugieriger machte. Beim Lesen des vermeintlichen Thrillers musste ich jedoch feststellen, dass mich das Buch persönlich nicht wirklich fesseln konnte. Ich fand keinen wirklichen Zugang zu den Charakteren und die Geschichte begann mich irgendwann fast ein wenig zu langweilen. Den nächsten Fall rund um den sagenumwobenen Turm werde ich mir deshalb schenken und vergebe hier leider nur drei von fünf Sternen.

Bewertung vom 28.07.2024
Das ferne Feuer
Waldman, Amy

Das ferne Feuer


ausgezeichnet

Ich freue mich, dass ich aufgrund einer Lesechallenge zu diesem Buch greifen durfte, denn ich gestehe, das sehr triste Cover – auch wenn es für die sandige Berglandschaft Afghanistans stehen soll – hätte mich eher abgeschreckt. Und genauso trist oder besser gesagt ein wenig schleppend zog sich der erste Eindruck dann auch durch die Anfangskapitel des Buchs. Doch aufgeben stand für mich nicht zur Debatte und so las ich mich immer tiefer in die Geschichte Parvins, die mit sich mit ihrer jugendlichen Naivität, angefeuert durch ein Buch des selbsternannten Gutmenschen Dr. Gideon, auf den Weg nach Afghanistan macht, um dort ihrerseits Gutes zu tun. Da sie selbst afghanische Wurzeln hat und zudem die Sprache beherrscht, fühlt sie sich befähigt, das humanitäre Engagement des Arztes weiterzuführen und zu vertiefen. Vor Ort angekommen ist sie überrascht, wie wenig offen und herzlich sie aufgenommen wird und muss bald feststellen, dass Welten zwischen der Lektüre Dr. Gideons und der Wahrheit liegen. Trägt sie am Ende sogar selbst dazu bei, die Konflikte in dem kriegsgebeutelten Land zu befeuern?

Ich sitze hier nun nach beendeter Lektüre und muss sagen WOW! Selten hat mir ein Buch eine solch stimmige Erklärung zu einem Krieg mit Einmischung aus dem Ausland – und hier ist nicht immer nur die USA gemeint – geliefert. Während ich mich während des Lesens immer wieder auf Parvins Seite und dann doch wieder gegen sie stellte … während ich versuchte LTC Trotter und seine Hintergründe zu verstehen, musste ich mir am Ende doch eingestehen, dass keine Einmischung, egal welcher Art, vielleicht besser gewesen wäre. Was hat es nur mit unseren westlichen Kulturen auf sich, dass wir immer meinen, unsere Lebensweise sei das einzig selig machende? Sehr aufschlussreich fand ich auch die Darstellung der Mudschahedin gegenüber der Taliban und musste doch wieder feststellen, wie wenig Ahnung ich von diesem Thema habe und wie ich mich freue, durch dieses Buch ein wenig Licht in dieses Dunkel gebracht zu haben. Alles in allem habe ich aus diesem Buch viel gelernt, die unerwartete Reise nach Afghanistan begrüßt, mit gefiebert, mitgelitten und mitgeweint. Ich denke, ich werde die sogenannten „Erfolge“, die wir westlichen Länder im Ausland erzielen, in Zukunft mit kritischeren Augen betrachten. Trotz oben genannter Schwächen bekommt das Buch von mir mit dicken fünf Sternen die volle Punktzahl und hoffentlich noch viele Leser und Leserinnen. Ein wichtiges Thema, ein „Augenöffner“, dem ich von Herzen noch viel Aufmerksamkeit wünsche!

Bewertung vom 25.07.2024
Traubenfest / Zeit der Schwestern Bd.3
Huthmacher, Tanja

Traubenfest / Zeit der Schwestern Bd.3


ausgezeichnet

Ach wie schön, wieder zu den drei Schwestern an den Bodensee reisen zu dürfen. Diesmal liegt der Fokus auf Veri, mit der ich mich am meisten verbunden fühle. Schon während der ersten beiden Bände hatte ich immer mal wieder Gelegenheit auf ihren Mann Stefan zu treffen und was ich da kennenlernte, behagte mir gar nicht. Auch in diesem dritten und leider letzten Teil stellt er Veris Liebe zu sich auf eine immerwährende Geduldsprobe, die bald schwer für sie zu ertragen ist. Ist das Leben so überhaupt noch lebenswert? Während Veris jüngere Schwestern diesmal eher in den Hintergrund treten, bekommt ihre Tochter Rosalie einen gebührenden Auftritt und das im Doppelpack mit dem sympathischen Praktikanten Paul, der schnell ein Auge auf Rosie geworfen hat. Auch Vater Georg ist endlich bereit einen neuen Lebensabschnitt anzutreten, aber wird er auch seine geliebte Flotte loslassen können?
Mit viel Gefühl und Liebe meistert die Familie Hohenhausen auch diesmal den Alltag mit all seinen Nöten und Sorgen, doch auch mit dem Kopf durch die Wand können so manche von ihnen. Ich habe mich nicht eine Minute gelangweilt, habe mit Veri, Caro und Romy gelacht und geweint und natürlich mal wieder die herrlichen Büffets, Ausstellungen und sonstigen Darbietungen genossen. Ich bin ehrlich, ich bin traurig, dass meine Bodensee-Reise nun ein Ende gefunden hat, freue mich aber auf hoffentlich bald neue Werke aus der Feder der sympathischen Autorin Tanja Huthmann, die ich in den letzten Leserunden ein wenig kennenlernen durfte. Von mir gibt es mit fünf funkelnden Sternen die volle Punktzahl verbunden mit einer Empfehlung an alle, die auch mal ein wenig Bodenseeluft schnuppern möchten.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.07.2024
Die Prater-Morde / Sarah Pauli Bd.7
Maxian, Beate

Die Prater-Morde / Sarah Pauli Bd.7


sehr gut

Bereits zum siebten Mal darf ich mit Beate Maxian nach Wien reisen um mich mit Sarah Pauli, einer Journalistin beim Wiener Boten, auf Verbrecherjagd zu begeben. Diesmal lande ich auf dem Wiener Prater, dem Vergnügungsviertel Wiens, das ich persönlich gar nicht kenne und auf das ich durch Sarahs Augen einen kritischen Blick darauf werfen kann. Besonders um den Praterstern ist das Viertel aber alles andere als vergnüglich. Hier ist der Treffpunkt der Menschen, die vom Leben vergessen wurden und an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. Und genau hier trifft man auch die Kunstfotografin Lucie, die sich mit ihren „dunklen“ Bildern den großen Durchbruch erhofft. Ein zufällig aufgenommener Schnappschuss könnte ihre Fahrkarte zum Erfolg werden. Doch mit genau dieser Momentaufnahme kommt sie dem Steuerberater Linus Freibach in die Quere, denn auch er strebt Höheres an. Sein Ziel ist die Politik. Zwei Freunde konnte er schon für seine Idee gewinnen. Zwei Freude, deren Skrupellosigkeit keine Grenzen kennt und die über Leichen gehen würden, um ihre Ziele durchzusetzen. Und so trifft es nicht nur drei Obdachlose, die kurz hintereinander plötzlich versterben, sondern auch Lucie gerät ins Kreuzfeuer und überlebt den Angriff nur mit Müh und Not … wie schon in den Vorgängerbänden kann Sarah natürlich auch diesmal ihre Finger nicht von dieser Story lassen und steckt schnell wieder mittendrin im Geschehen.

So ganz konnten mich die Prater-Morde diesmal leider nicht überzeugen. Ich vermisste die Spannung, die ich aus den ersten Teilen kannte. Und während ein bisschen weniger Okkultismus und Aberglaube gutgetan hätte, vermisste ich ihn diesmal komplett, was für mich nicht ganz zu Sarah passte. Dennoch ist und bleibt die Protagonistin sympathisch und auch das Treffen mit allen anderen alten Bekannten hat wieder Spaß gemacht. Ich bleibe auf jeden Fall dran an dieser Reihe und freue mich schon auf „Tod in der Kaisergruft“. Für diesen eben gelesenen Band sieben gibt es von mir vier solide Sterne.