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Pharo72
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Zittau
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Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 464 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2023
Die letzte Lügnerin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.3
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Die letzte Lügnerin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.3


ausgezeichnet

Strafverteidiger Rocco Eberhardt bekommt erneut Infos, dass sein Vater in einen Politskandal verwickelt sein soll. Noch während er versucht, der Sache auf den Grund zu gehen, wird ein Video veröffentlicht, das den amtierenden Bausenator von Berlin zeigt, wie er einen zwielichtigen Immobiliendeal aushandelt. Doch damit nicht genug. Einer der unmittelbar an der Herstellung des Videos Beteiligten landet bei Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer auf dem Seziertisch und plötzlich deuten alle Beweise für den Mord auf Dieter Möller, den Bausenator. Rocco wird dem unsympathischen Politiker von seinem Vater als Verteidiger empfohlen und muss sich fragen, wie tief dieser selbst in der Sache mit drinsteckt.

Meine Meinung:

„Die letzte Lügnerin“ ist der nunmehr dritte Band der Justiz-Krimi-Reihe von Schwiecker und Tsokos, die ich von Beginn an verfolge. Dieses Mal machen die Autoren die katastrophale Wohnungssituation in Berlin und die fatalen Fehlentscheidungen der Politik diesbezüglich zum Thema.

Zu Beginn kann Rechtsmediziner Michael Tsokos in Person von Dr. Jarmer wieder mit seinem Fachwissen glänzen, was einmal mehr interessant ist. Der größte Schwerpunkt des Romans liegt aber dieses Mal bei der Arbeit vor Gericht, wo ein Großteil der Handlung stattfindet. Das hat mich sehr für diesen dritten Teil der Reihe eingenommen. Man mag denken, dass bei der Aneinanderreihung von Prozesstagen irgendwann Langeweile aufkommt, aber das Gegenteil ist der Fall. Durch Rückblenden zum tatsächlichen Zeitpunkt des Verbrechens und auch zum Täter, den ich tatsächlich nicht auf dem Schirm hatte, entsteht eine enorme Spannung, die bis zum Schluss aufrechterhalten werden kann.

Persönliches bleibt dieses Mal weitestgehend außen vor, auch wenn die Zweifel um Roccos Vater noch nicht wirklich widerlegt sind. Die Hauptfiguren, besonders Jarmer mit seinem moralischen Kompass, aber auch Rocco und sein nicht wegzudenkender Freund und Partner Tobi, wachsen mir immer mehr ans Herz. In kurzen, knackigen Kapiteln wird der Leser nur so durch die Geschichte gejagt. Mir hat es auf jeden Fall Spaß gemacht und ich werde der Reihe treu bleiben. Das Buch sei besonders denjenigen empfohlen, die Wert auf den Schwerpunkt Justiz legen.

Bewertung vom 11.03.2023
Run, Rose, Run - Eine Nacht in Nashville
Parton, Dolly;Patterson, James

Run, Rose, Run - Eine Nacht in Nashville


ausgezeichnet

AnnieLee Keyes setzt alles auf eine Karte, entflieht ihrer gefährlichen Vergangenheit und trampt nach Nashville. Ihr großer Traum ist es, ein Country-Star zu werden. Mit Mut und Durchsetzungswillen gelingen ihr ein paar Auftritte in kleinen Bars, die von den richtigen Leuten nicht unbeobachtet bleiben. Die Country-Ikone Ruthanna Ryder nimmt AnnieLee unter ihre Fittiche und von da an geht es rasant nach oben für sie. Doch die Schatten der Vergangenheit sind ihr dicht auf den Fersen und drohen, ihr neues Glück zu zerstören.

Meine Meinung:

Man sollte sich von dem Namen James Patterson auf dem Titel nicht in die Irre führen lassen und einen Thriller erwarten. Das ist aber auch gar nicht die Absicht dieses Romans. Vielmehr handelt es sich um eine etwas schwülstige Cinderella-Story vom Landei, das sich ihren großen Traum in der Musikbranche erfüllt mit einem Touch dunkler Vergangenheit. Großes Drama, wie es die Welt des Country gerne bereithält.

Ich muss sagen, mir hat es ausgesprochen gut gefallen. Die Hauptfiguren sind gut gezeichnet, besonders Ruthanna hat mir immer wieder ein Lächeln beschert. Der Aufstieg der kleinen AnnieLee gelingt vielleicht ein bisschen zu reibungslos, aber es ist halt ein Märchen. Etwas mehr Spannung kommt erst zum Ende auf, das große Geheimnis stellt sich dann aber doch als gar nicht so dramatisch heraus.

Ich mag Country-Musik, stecke aber jetzt nicht wirklich tief drin im Genre, will heißen, ich kenne auch Dolly Parton nur dem Namen nach. Von daher fand ich es sehr interessant, mal einen etwas tieferen Einblick in das Business zu erhalten. In Teilen hat mich das Buch an den Film „A Star Is Born“ erinnert. Natürlich fehlt auch eine zuckersüße Liebesgeschichte nicht.

Ein Songbook am Ende des Buches mit allen vorkommenden Titeln in Übersetzung rundet das Ganze ab. Wahrscheinlich ist das zum Buch passende Album von Dolly Parton die perfekte Ergänzung, die ich mir bisher allerdings noch nicht gegönnt habe. Alles in allem ein rundum süffiges Lesevergnügen für Fans der Country-Szene, die eine schöne Liebesgeschichte mit winzigem Thrilleranteil zu schätzen wissen.

Bewertung vom 15.02.2023
KOLOSSEUM - SPIELE UM MACHT UND LIEBE (eBook, ePUB)
Rychlik, Frank

KOLOSSEUM - SPIELE UM MACHT UND LIEBE (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der thrakische Decurio Verus hat eine glänzende Zukunft vor sich, bis er sich in die falsche Frau verliebt. Denn für Licinia entbrennt auch der Aristokrat Tullius, und durch eine Intrige findet sich Verus schließlich als Sklave und schlussendlich als Gladiator wieder, der seinen wichtigsten Kampf im größten Amphitheater aller Zeiten, dem im Jahre 80 n. Chr. eröffneten Kolosseum, bestreiten wird. Sein Gegner ist Priscus, ein Germane, dessen einziges Ziel es ist, gegen Rom aufzubegehren. Beide werden in den Mahlstrom der politischen Ereignisse hingezogen, in denen Verrat, Mord und Intrigen an der Tagesordnung sind.

Meine Meinung:

Frank Rychlik hat mit seinem historischen Politthriller einen monumentalen Roman geschaffen, der mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen hat. Hervorragend recherchiert beleuchtet er beginnend mit dem Selbstmord von Nero im Jahre 68 n. Chr. die chaotischen Jahre voller politischer Intrigen und Machtspiele der vier Kaiser Galba, Otho, Vitellius und Vespasian bis hin zu seinem Sohn Titus. Es erscheint fast unmöglich, all diesen unterschiedlichen Herrschertypen die geforderte Loyalität und bedingungslose Treue entgegenzubringen.

Neben all den politischen Ränkespielen und der Entstehungsgeschichte des berühmten Kolosseums begleitet der Leser den Lebens- und Leidensweg der beiden Gladiatoren Verus und Priscus. Die große Liebe zwischen Verus und Licinia berührt dabei ebenso wie der tief sitzende Hass, den Priscus aus gutem Grund gegenüber Rom empfindet. Auch die turbulenten jungen Jahre des Bauernjungen Philippus, der unverschuldet eine maßgebliche Rolle im Intrigenspiel einnehmen soll, haben mich tief bewegt.

Der Autor hat die verschiedenen Charaktere mit so einer Lebendigkeit ausgestattet, dass man förmlich auf jeder Seite an ihrem Schicksal höchsten Anteil nimmt. Kein Blickwinkel wird dabei jemals langweilig. Ob es der Ausbruch des Vesuv ist, der Pompeji vernichtete, oder die Darstellung der Gladiatorenkämpfe. Als Leser fühlt man sich, als wäre man hautnah dabei. Ein großes Kompliment an Herrn Rychlik für seine bildhafte und authentische Erzählweise.

Ich kann jedem Liebhaber historischer Stoffe, vor allem wenn es die römische Antike betrifft, diesen großartigen Roman nur wärmstens ans Herz legen und hoffe, dass das Buch die Aufmerksamkeit bekommen wird, die es verdient.

Bewertung vom 15.02.2023
Kannibal. Jagdrausch
Benecke, Mark

Kannibal. Jagdrausch


gut

Den Berliner Behörden wird ein Koffer mit Knochen gemeldet. Wie sich herausstellt, sind diese menschlichen Ursprungs und wurden offenbar abgeschabt. Das Werk eines Kannibalen? Die Polizei bittet in diesem skurrilen Fall die Privatermittler Bastian Becker und Janina Funke um Mithilfe. Ersterer stürzt sich auch direkt bis zur Selbstaufgabe in den Fall und dringt tief in die Kannibalismus-Szene ein. Dabei verliert er beinahe den Halt und bringt seine Partnerin in tödliche Gefahr.

Meine Meinung:

Mit „Kannibal. Jagdrausch“ liegt nun nach „Viral. Blutrausch“ der 2. Band der Crime-Noir-Reihe von Bestsellerautor und Kriminalbiologe Mark Benecke vor. Obwohl mich Band 1 nicht vollends überzeugen konnte, habe ich die Reihe gern weiterverfolgt.

Die Gestaltung des Buches ist wieder sehr passend zum Inhalt und hochwertig sowie, was immer sehr schön ist, angelehnt an Band 1. Leider hatte auch dieses Buch wieder zu wenige Seiten, um das an sich interessante Themenfeld ausreichend zu würdigen. Ich fand es dieses Mal schon um einiges spannender umgesetzt und auch der kurze, knackige Schreibstil gefällt mir. Die Auflösung kommt ziemlich abrupt und auch nicht wirklich überraschend daher.

Ermittler Becker verliert sich immer mehr in seinen eigenen Dämonen, sodass er mittlerweile nur noch überfordert und unprofessionell statt brillant und genial wirkt. Sein Glück, dass Janina an seiner Seite für den nötigen Ausgleich sorgt.

Handwerklich hätte dem Lektorat/Korrektorat mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden können. Es gibt Sätze, die sich nach wenigen Absätzen komplett wiederholen und auch orthografisch sind so einige Patzer übersehen worden. Zudem mag ich es gar nicht, wenn Figuren abwechselnd mit Vor- oder Nachnamen betitelt werden. Das suggeriert eine größere Zahl an Protagonisten, stiftet nur Verwirrung und behindert den Lesefluss.

Tieferen Einblick in die Kannibalismus-Szene und ihre Auswüchse zu erhalten, war sicher nicht appetitlich, jedoch irgendwo auch faszinierend. Von daher hoffe ich, dass Benecke sich weiter so außergewöhnlichen Tatmotiven widmet und noch mehr seiner beruflichen Kompetenz einbringt.

Einmal mehr bietet dieser Teil der Reihe solide Krimikost, aber reißt einen spannungsmäßig nicht so wirklich vom Hocker.

Bewertung vom 23.01.2023
Office Desires (eBook, ePUB)
Mason, Kate Lynn

Office Desires (eBook, ePUB)


sehr gut

Der sich für unwiderstehlich haltende Womanizer Nate Westbrook lässt nichts anbrennen und hat auf einer Firmenfeier Sex mit einer Kollegin. Dummerweise wird er dabei von einem missgünstigen Kollegen gefilmt und schließlich erpresst, ihm einen wichtigen Auftrag abzutreten, es sei denn, er verführt die neue, sehr unnahbare und zugeknöpfte Kollegin Amelia Heart. Nach anfänglichem Zögern nimmt Nate die Herausforderung an. Doch er hat nicht mit seinen Gefühlen gerechnet, die plötzlich mit ihm durchzugehen scheinen.

Meine Meinung:

Ich habe schon ein paar Romane von Kate Lynn Mason gelesen und mag ihren lockeren Schreibstil. „Office Desires“ ist eine nette kleine Büroromanze, die aufgrund der Länge mit nicht allzu viel Tiefgang, dafür aber mit der einen oder anderen wirklich prickelnden Szene zu punkten weiß. Das Feuer zwischen Nate und Amy brennt lichterloh und vermag sicher die Libido so mancher Leserin anzuheizen.

Ich mochte beide Charaktere sehr, die bei näherem Hinschauen so viel mehr zu bieten haben, als es auf den ersten Blick scheint. Beide sind anfangs fest entschlossen, dass sie für Beziehungen jeder Art nicht geeignet sind. Aber die Liebe lässt nun mal nicht mit sich verhandeln und die Entwicklung, die beide durchmachen, bevor sie sich völlig darauf einlassen, ist sehr schön beschrieben. Natürlich fehlt es auch nicht an einem Bösewicht und seine Handlungen bringen zum Ende hin sogar noch mal etwas Spannung in die Geschichte.

Insgesamt rundum ein angenehmes, prickelndes Lesevergnügen für zwischendurch, das mit interessanten Charakteren, einer Vielzahl von heißen erotischen Szenen, ein wenig Humor sowie einem Tick Spannung überzeugen kann.

Bewertung vom 21.01.2023
Die Bücher, der Junge und die Nacht
Meyer, Kai

Die Bücher, der Junge und die Nacht


ausgezeichnet

Für den Buchbinder Jakob Steinfeld und seinen jüdischen Freund und Angestellten Grigori wird es im Leipzig von 1933 ungemütlich, als das Böse immer mehr die Macht ergreift. Bis unverhofft die Liebe in sein Leben tritt in Gestalt der Verlegertochter Juliana Pallandt. Sie hat ein Buch geschrieben, das sie einzig ihm anvertrauen möchte. Kurz darauf verschwindet sie spurlos.

Im Jahr 1971 erhält Jakobs Sohn Robert Zugang zur Bibliothek der Pallandts, die eine Freundin von ihm nach dem Tod des Familienoberhauptes auflösen soll. Dort macht er eine Entdeckung, die ihn nicht mehr loslässt, ihn auf die Reise in seine eigene turbulente Vergangenheit schickt und auf die Spur des Schicksals seiner Eltern, die er nie kennenlernen durfte, bringt.

Meine Meinung:

Ich bin fast ein wenig sprachlos. Was für ein wunderbar erzählter Roman. Auch wenn ich aus Zeitmangel ziemlich lange gebraucht habe für das Buch, so habe ich doch jede einzelne Seite genossen. Ich konnte mich dem Sog, den die Geschichte auf mich ausübte, einfach nicht entziehen.

Der Roman spielt sich auf drei Zeitebenen ab. 1933 mit der Machtübernahme durch Hitler brechen auch im Leipziger Bücherviertel finstere Zeiten an. Der Autor versteht es hervorragend, die bedrohliche Atmosphäre dieser gefährlichen Zeit, aber auch die Schönheit der Bücherstadt dem Leser zu vermitteln. Beängstigend 1943 die Flucht des 10-jährigen Robert durch das mehr und mehr durch Bomben zerstörte Land. Auch 1971 stellt sich als interessante Zeit heraus, besonders durch die Reise des erwachsenen Robert in die damalige DDR. Ich habe jede der Zeitebenen gleichermaßen geliebt, sodass ich einen jeweiligen Wechsel nicht als Verlust empfand.

Im Gegenteil, sie sind so perfekt aufeinander abgestimmt, dass nur ganz allmählich die ganze Tragik des Schicksals von Roberts Familie offenbart wird. Mit jeder Station, jedem Gespräch fällt ein weiteres Puzzleteil an seinen Platz und macht die Geschichte zu einem perfekten Ganzen. Keine Frage bleibt offen, alles ist in sich stimmig und das würde ich schon als hohe literarische Kunst bezeichnen.

Es gibt nicht so wahnsinnig viele Protagonisten, sodass es nicht schwerfällt, hier den Überblick zu behalten. Ich mochte sowohl Robert als auch seine Eltern und natürlich waren die teils skurrilen und extravaganten Nebenfiguren das Salz in der Suppe.

Neben der einzigartigen Familiengeschichte atmet jede Seite des Buches die Liebe zu Büchern aus. Zwei ungewöhnliche Exemplare, über deren Inhalt man schlussendlich eher weniger erfährt, nehmen eine besondere Stellung ein. Für mich als bibliophilen Menschen waren die Beschreibungen ein wahres Fest.

Geschichtlich und an der Welt der Bücher interessierte Leser werden bei diesem Roman definitiv auf ihre Kosten kommen. Es gibt Spannung, Drama, Gefahr, Liebe und Romantik, auch ein bisschen Humor, alles perfekt ausgeglichen und das Buch zu einem absoluten Lesehighlight machend.

Bewertung vom 05.01.2023
Skaterherz
Heijnis, Brenda

Skaterherz


sehr gut

Der dreizehnjährige Elias verbringt mehr Zeit im Krankenhaus als zu Hause. Endlich ist der große Tag gekommen und ein passendes Spenderherz steht zur Verfügung. Nach der erfolgreichen OP steht Boyd, sein Spender, neben seinem Bett und nur er kann ihn sehen. Eine Freundschaft entsteht, die eigentlich undenkbar ist.

Meine Meinung:

Brenda Heijnis hat mit „Skaterherz“ einen sehr berührenden Jugendroman geschrieben, der sich aufgrund der frischen, jungen Sprache trotz des schweren Themas sehr gut lesen lässt.

Natürlich gibt es eindringliche Szenen, die ans Herz gehen, aber auch humorvolle Momente. Die beiden so unterschiedlichen Teenager hat das Schicksal zusammengeführt und sie können sich gegenseitig helfen. Elias gibt Boyd die Möglichkeit, vermeintliche Fehler der Vergangenheit aus der Welt zu schaffen und somit Frieden zu finden. Und Boyd ist Elias eine große Hilfe auf dem Weg in ein neues, unbeschwertes Leben ohne ständige Todesangst.

Das leider sehr dünne Büchlein ist schnell gelesen, aber punktet mit einer tiefgründigen Story über Freundschaft, Hoffnung, den Spagat zwischen Leben und Tod, ohne allzu sentimental zu werden. Für junge Leser ab 12 Jahren eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 14.12.2022
Das Jungblut-Serum
Kiehl, Thomas

Das Jungblut-Serum


ausgezeichnet

An den Bewohnern einer kleinen schwedischen Insel wurde über einen langen Zeitraum ein Medikament getestet, was langanhaltende Jugend und Gesundheit verspricht – mit Erfolg. Nun steht es kurz vor dem Börsengang und verspricht Millionengewinne für das Pharmaunternehmen und die Investoren. Gleichzeitig zeichnet sich aber ab, dass ein Großteil der weiblichen Nachkommen der Probanden unfruchtbar ist. Besteht ein Zusammenhang? Lena Bondroit ist Biologin und Epigenetik-Expertin und soll der Sache auf den Grund gehen, was sie in tödliche Gefahr bringt.

Meine Meinung:

Mit „Das Jungblut-Serum“ erscheint bereits der dritte Band um die Verhaltensbiologin Lena Bondroit von Thomas Kiehl. Leider kenne ich die Vorgängerbände nicht, was aber für das Verständnis auch nicht notwendig ist. Das Wissenschaftsgebiet der Epigenetik war mir bisher ebenfalls nicht bekannt und ich fand es sehr spannend, die entsprechenden Zusammenhänge, wie zum Beispiel Verhaltensweisen von Depressiven auch vererbt werden können, erklärt zu bekommen. Dabei ist alles leicht verständlich und nicht mit fachspezifischem Vokabular überfrachtet.

Die Hauptfigur Lena war mir direkt sympathisch, sie hat auch ihre Schwächen, handelt aber trotzdem meist konsequent nach ihrem moralischen Kompass. Auch die Nebenfiguren sind interessant gezeichnet und bieten durch ihre Undurchschaubarkeit die eine oder andere Überraschung. Generell wird es durch Geheimnisse, überraschende Wendungen und gefährliche Eingriffe von anfangs unbekannter Seite keine Minute langweilig in diesem atmosphärischen Wissenschafts-Thriller.

Die Lösung am Ende war mir nicht so ganz befriedigend, bietet aber zumindest Ansätze, um sich eigenen Spekulationen hinzugeben. Der Roman spielt in einer nahen Zukunft und wirkt teilweise beängstigend realitätsnah. Man merkt dem Autor die intensive Recherche an und gleichzeitig wird der Leser getriggert, was das eigene Denken zur medizinisch unterstützten Verlängerung des Lebens anbelangt.

Ich habe mich definitiv gut unterhalten gefühlt und würde Lena auch in Zukunft gern weiter bei ihren Einsätzen begleiten. Für alle Fans von Medizin-Thrillern ein Muss.

Bewertung vom 09.12.2022
Das Bitcoin-Komplott
Brandhorst, Andreas

Das Bitcoin-Komplott


sehr gut

Eine Gruppe einflussreicher Finanzgenies, die sich selbst „Die Sieben“ nennt, versucht, die nächste große Finanzkrise für sich zu nutzen und mithilfe der Digitalwährung Bitcoin eine Art Weltherrschaft zu erlangen. Nachvollziehbar, dass die alten Mächte sich mit allen Mitteln dagegen wehren. Gleichzeitig will Martin Freeman ein Buch über den Erfinder des Bitcoin, Satoshi Nakamoto, schreiben, dessen Identität nach wie vor unbekannt ist. Er gerät dabei zwischen die Fronten von Geheimdiensten und Regierungen sowie den „Sieben“ und muss bald selbst um sein Leben fürchten.

Meine Meinung:

Mich hatte das Thema Bitcoin und der Verweis „für Leser von Andreas Eschbach“ auf das Buch aufmerksam gemacht. Ich muss gestehen, ich habe mich sehr schwer getan, durch die vielen Seiten zu kommen. Es gibt eine Vielzahl von Personen, die man erst mal auseinanderhalten muss und so auch kaum Nähe aufbauen kann. Die „Sieben“ werden rasch reduziert, nicht immer ist klar, wie und durch wen.

Der eindeutig spannendere Handlungsstrang betrifft Martin Freeman, der mit seiner Hacker-Freundin quer durch mehrere Länder gejagt wird, was nicht ohne Blessuren abgeht. Da gibt es auch immer wieder spannende Sequenzen, allerdings hatte das Buch auch Längen für mich. Besonders hat mich dann aber der Showdown in Grönland gefesselt.

Wie das mit dem Bitcoin und der Blockchain funktioniert, habe ich nach wie vor nicht verstanden, ist aber vielleicht auch nicht unbedingt notwendig. Erschreckend ist aber schon, dass in der inzwischen so digitalisierten Welt das vorgestellte Szenario gar nicht mal so weit hergeholt scheint. Wo das Ganze mal hinführen soll, mag ich mir in der Tiefe gar nicht vorstellen.

Der Schreibstil des Autors ist gut zu lesen und für technik- und wirtschaftsinteressierte Leser ist das Buch allemal lesenswert.

Bewertung vom 29.11.2022
Blanke Gier
Kaufmann, Ernst

Blanke Gier


ausgezeichnet

Ein scheinbarer Selbstmord eines Salzburger Kunstexperten lässt Chefinspektor Ruprecht, leitender Ermittler beim LKA, zweifeln. Durch Zufall entdeckt er in der Wohnung des Toten ein lange verschollenes Gemälde und den Schlüssel zu einem Depot mit weiteren wertvollen Kunstwerken. Sein Spürsinn ist geweckt und er dringt immer tiefer in ein Netzwerk skrupelloser Kunstdiebe, die schon seit vielen Jahren gefragte Kunst in den Osten verschieben. Das Opfer wurde definitiv ermordet und bald gibt es eine weitere Leiche. Je tiefer Ruprecht in das Wespennest sticht, umso gefährlicher wird es für ihn und auch die Mitglieder seiner Familie.

Meine Meinung:

Mit „Blanke Gier“ startet der Wiener Autor Ernst Kaufmann seine in Salzburg spielende Krimireihe um den ermittelnden Chefinspektor Ruprecht, die den Leser in die vielen vielleicht nicht so bekannte österreichische Kunstszene führt.

Mir war Ruprecht direkt sympathisch, er geht besonnen und straight seinen Weg, gibt viel auf sein Bauchgefühl und lässt sich auch von seinem etwas übereifrigen Chef nicht aus der Ruhe bringen. Zudem hat er wohltuend wenig persönliche Macken oder Laster, wie es ja mittlerweile fast die Norm ist. Seine Hündin Ella ist dabei immer treu an seiner Seite. Aber auch die Nebenfiguren aus seiner Familie, dem LKA und vor allem auch sein Freund Hogge sind mir direkt ans Herz gewachsen.

Ich selbst war nur kurz mal für ein paar Stunden in Salzburg, aber durch seine bildhaften Beschreibungen macht der Autor die schöne Stadt sehr lebendig. Auch seine enge Zusammenarbeit mit der Salzburger Polizei wird deutlich, denn genau so könnte ich mir die Ermittlungsarbeit im realen Leben vorstellen. Vielleicht nicht gerade, dass Ruprecht sich beim Verhör Notizen machen muss. Ich denke mal, auch dort werden diese inzwischen aufgezeichnet.

Die erste Hälfte des Buches wird vorwiegend zur Figureneinführung genutzt und hat daher ein eher gemächliches Tempo. Auf den letzten hundert Seiten nimmt die Spannung dann enorm zu und der Fall findet zu einer zufriedenstellenden Aufklärung. Mir persönlich gefällt die Lena Halberg-Reihe des Autors dann doch einen Tick besser, aber das liegt wohl am Sensationsgehalt.

Insgesamt bietet dieser erste Krimi der Reihe solide Ermittlungsarbeit, interessante Hintergründe zur Kunstszene Österreichs, ein wenig Lokalkolorit und auch ein winziges bisschen Humor. Ich fühlte mich gut unterhalten und werde die Reihe sicher weiterverfolgen. Band 2 mit dem Titel „Bleiche Erben“ erscheint bereits im Frühjahr 2023.