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Pharo72
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Zittau
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Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 457 Bewertungen
Bewertung vom 14.12.2022
Das Jungblut-Serum
Kiehl, Thomas

Das Jungblut-Serum


ausgezeichnet

An den Bewohnern einer kleinen schwedischen Insel wurde über einen langen Zeitraum ein Medikament getestet, was langanhaltende Jugend und Gesundheit verspricht – mit Erfolg. Nun steht es kurz vor dem Börsengang und verspricht Millionengewinne für das Pharmaunternehmen und die Investoren. Gleichzeitig zeichnet sich aber ab, dass ein Großteil der weiblichen Nachkommen der Probanden unfruchtbar ist. Besteht ein Zusammenhang? Lena Bondroit ist Biologin und Epigenetik-Expertin und soll der Sache auf den Grund gehen, was sie in tödliche Gefahr bringt.

Meine Meinung:

Mit „Das Jungblut-Serum“ erscheint bereits der dritte Band um die Verhaltensbiologin Lena Bondroit von Thomas Kiehl. Leider kenne ich die Vorgängerbände nicht, was aber für das Verständnis auch nicht notwendig ist. Das Wissenschaftsgebiet der Epigenetik war mir bisher ebenfalls nicht bekannt und ich fand es sehr spannend, die entsprechenden Zusammenhänge, wie zum Beispiel Verhaltensweisen von Depressiven auch vererbt werden können, erklärt zu bekommen. Dabei ist alles leicht verständlich und nicht mit fachspezifischem Vokabular überfrachtet.

Die Hauptfigur Lena war mir direkt sympathisch, sie hat auch ihre Schwächen, handelt aber trotzdem meist konsequent nach ihrem moralischen Kompass. Auch die Nebenfiguren sind interessant gezeichnet und bieten durch ihre Undurchschaubarkeit die eine oder andere Überraschung. Generell wird es durch Geheimnisse, überraschende Wendungen und gefährliche Eingriffe von anfangs unbekannter Seite keine Minute langweilig in diesem atmosphärischen Wissenschafts-Thriller.

Die Lösung am Ende war mir nicht so ganz befriedigend, bietet aber zumindest Ansätze, um sich eigenen Spekulationen hinzugeben. Der Roman spielt in einer nahen Zukunft und wirkt teilweise beängstigend realitätsnah. Man merkt dem Autor die intensive Recherche an und gleichzeitig wird der Leser getriggert, was das eigene Denken zur medizinisch unterstützten Verlängerung des Lebens anbelangt.

Ich habe mich definitiv gut unterhalten gefühlt und würde Lena auch in Zukunft gern weiter bei ihren Einsätzen begleiten. Für alle Fans von Medizin-Thrillern ein Muss.

Bewertung vom 09.12.2022
Das Bitcoin-Komplott
Brandhorst, Andreas

Das Bitcoin-Komplott


sehr gut

Eine Gruppe einflussreicher Finanzgenies, die sich selbst „Die Sieben“ nennt, versucht, die nächste große Finanzkrise für sich zu nutzen und mithilfe der Digitalwährung Bitcoin eine Art Weltherrschaft zu erlangen. Nachvollziehbar, dass die alten Mächte sich mit allen Mitteln dagegen wehren. Gleichzeitig will Martin Freeman ein Buch über den Erfinder des Bitcoin, Satoshi Nakamoto, schreiben, dessen Identität nach wie vor unbekannt ist. Er gerät dabei zwischen die Fronten von Geheimdiensten und Regierungen sowie den „Sieben“ und muss bald selbst um sein Leben fürchten.

Meine Meinung:

Mich hatte das Thema Bitcoin und der Verweis „für Leser von Andreas Eschbach“ auf das Buch aufmerksam gemacht. Ich muss gestehen, ich habe mich sehr schwer getan, durch die vielen Seiten zu kommen. Es gibt eine Vielzahl von Personen, die man erst mal auseinanderhalten muss und so auch kaum Nähe aufbauen kann. Die „Sieben“ werden rasch reduziert, nicht immer ist klar, wie und durch wen.

Der eindeutig spannendere Handlungsstrang betrifft Martin Freeman, der mit seiner Hacker-Freundin quer durch mehrere Länder gejagt wird, was nicht ohne Blessuren abgeht. Da gibt es auch immer wieder spannende Sequenzen, allerdings hatte das Buch auch Längen für mich. Besonders hat mich dann aber der Showdown in Grönland gefesselt.

Wie das mit dem Bitcoin und der Blockchain funktioniert, habe ich nach wie vor nicht verstanden, ist aber vielleicht auch nicht unbedingt notwendig. Erschreckend ist aber schon, dass in der inzwischen so digitalisierten Welt das vorgestellte Szenario gar nicht mal so weit hergeholt scheint. Wo das Ganze mal hinführen soll, mag ich mir in der Tiefe gar nicht vorstellen.

Der Schreibstil des Autors ist gut zu lesen und für technik- und wirtschaftsinteressierte Leser ist das Buch allemal lesenswert.

Bewertung vom 29.11.2022
Blanke Gier
Kaufmann, Ernst

Blanke Gier


ausgezeichnet

Ein scheinbarer Selbstmord eines Salzburger Kunstexperten lässt Chefinspektor Ruprecht, leitender Ermittler beim LKA, zweifeln. Durch Zufall entdeckt er in der Wohnung des Toten ein lange verschollenes Gemälde und den Schlüssel zu einem Depot mit weiteren wertvollen Kunstwerken. Sein Spürsinn ist geweckt und er dringt immer tiefer in ein Netzwerk skrupelloser Kunstdiebe, die schon seit vielen Jahren gefragte Kunst in den Osten verschieben. Das Opfer wurde definitiv ermordet und bald gibt es eine weitere Leiche. Je tiefer Ruprecht in das Wespennest sticht, umso gefährlicher wird es für ihn und auch die Mitglieder seiner Familie.

Meine Meinung:

Mit „Blanke Gier“ startet der Wiener Autor Ernst Kaufmann seine in Salzburg spielende Krimireihe um den ermittelnden Chefinspektor Ruprecht, die den Leser in die vielen vielleicht nicht so bekannte österreichische Kunstszene führt.

Mir war Ruprecht direkt sympathisch, er geht besonnen und straight seinen Weg, gibt viel auf sein Bauchgefühl und lässt sich auch von seinem etwas übereifrigen Chef nicht aus der Ruhe bringen. Zudem hat er wohltuend wenig persönliche Macken oder Laster, wie es ja mittlerweile fast die Norm ist. Seine Hündin Ella ist dabei immer treu an seiner Seite. Aber auch die Nebenfiguren aus seiner Familie, dem LKA und vor allem auch sein Freund Hogge sind mir direkt ans Herz gewachsen.

Ich selbst war nur kurz mal für ein paar Stunden in Salzburg, aber durch seine bildhaften Beschreibungen macht der Autor die schöne Stadt sehr lebendig. Auch seine enge Zusammenarbeit mit der Salzburger Polizei wird deutlich, denn genau so könnte ich mir die Ermittlungsarbeit im realen Leben vorstellen. Vielleicht nicht gerade, dass Ruprecht sich beim Verhör Notizen machen muss. Ich denke mal, auch dort werden diese inzwischen aufgezeichnet.

Die erste Hälfte des Buches wird vorwiegend zur Figureneinführung genutzt und hat daher ein eher gemächliches Tempo. Auf den letzten hundert Seiten nimmt die Spannung dann enorm zu und der Fall findet zu einer zufriedenstellenden Aufklärung. Mir persönlich gefällt die Lena Halberg-Reihe des Autors dann doch einen Tick besser, aber das liegt wohl am Sensationsgehalt.

Insgesamt bietet dieser erste Krimi der Reihe solide Ermittlungsarbeit, interessante Hintergründe zur Kunstszene Österreichs, ein wenig Lokalkolorit und auch ein winziges bisschen Humor. Ich fühlte mich gut unterhalten und werde die Reihe sicher weiterverfolgen. Band 2 mit dem Titel „Bleiche Erben“ erscheint bereits im Frühjahr 2023.

Bewertung vom 15.11.2022
Ein Lied vom Ende der Welt
Ferencik, Erica

Ein Lied vom Ende der Welt


sehr gut

Die Linguistin Valerie ist ein zutiefst verunsicherter Mensch mit so einigen Neurosen, vor allem seit ihr Bruder in einer Forschungsstation in der Arktis ums Leben kam. Ausgerechnet dorthin soll sie reisen, um den Leiter der Station zu unterstützen. Dieser fand ein kleines Inuit-Mädchen im Eis, das eine unverständliche Sprache spricht. Zunächst nur widerwillig macht sie sich auf den Weg, um vielleicht auch Näheres über den Tod ihres Bruders zu erfahren. Die Annäherung zu Naaja gestaltet sich schwierig und der Wissenschaftler Wyatt verhält sich immer seltsamer. Naaja geht es von Tag zu Tag schlechter und Val muss, um ihr zu helfen, ihre Ängste überwinden und alles riskieren.

Meine Meinung:

An diesem außergewöhnlichen Buch hat mich vor allem das selten vorkommende Setting fasziniert. Die Schönheit, Wildheit und Fremdartigkeit der Arktis zieht einen sofort in ihren Bann. Die Autorin hat die ganze Szenerie, die Gefahren und Unwirtlichkeiten, die ein Leben auf so engem Raum in einer Forschungsstation mit sich bringen, sehr gut eingefangen.

Die Hauptfigur Valerie macht eine tolle Entwicklung durch. Anfangs hauptsächlich auf ihre eigenen Probleme fokussiert, wächst sie mit zunehmender Bindung an das kleine Mädchen Naaja über sich hinaus, auch wenn das zum Teil schon etwas unglaubwürdige Züge annimmt. Wyatt ist von Beginn an ein sehr zwielichtiger Charakter, aber das macht ihn auch interessant. Auch die restlichen drei Mitstreiter haben ihr eigenes Päckchen zu tragen und Schicksalsschläge hinter sich.

Wie Naaja immer mehr Vertrauen zu Val fasst und ihnen schlussendlich über alle Schwierigkeiten hinweg eine Verständigung gelingt, ist von der Autorin sehr einfühlsam und emotional beschrieben. Beginnt das Buch eher gemächlich, zieht es den Leser doch nach ca. der Hälfte immer mehr in seinen Bann, zumal es überraschende Wendungen gibt und zum Ende sogar richtig spannend wird.

Inwieweit das beschriebene Phänomen des Auftauens eines Lebewesen nach vielen Jahrhunderten in den Bereich der Science Fiction gehört, weiß ich nicht zu beurteilen, faszinierend ist der Gedanke allemal und damit bietet der Roman auch gute Unterhaltung der etwas anderen Art. Ich habe es gern gelesen und kann es jedem empfehlen, der ein etwas außergewöhnliches Leseerlebnis sucht.

Bewertung vom 24.10.2022
Bleibt das jetzt so?
Horn, Isabell;Bitzer, Lisa

Bleibt das jetzt so?


ausgezeichnet

Schauspielerin Isabell Horn gab ihren Fans in den Sozialen Medien jahrelang Einblick in ihr vermeintlich perfektes Leben – bis sie eines Tages nicht mehr die Kraft dazu hatte. Diagnose: reaktive Depression. Und es ist nicht ihre erste. Ehrlich und authentisch berichtet Isabell von ihrem so gar nicht perfekten Leben, ihren dunkelsten Stunden und wie sie sich mit Hilfe und ganz viel Mut wieder ins Leben zurückgekämpft hat. Damit schenkt sie vielen Menschen Kraft, die immer noch lieber über das Tabuthema schweigen, und zeigt Wege auf, mit der Krankheit umzugehen.

Meine Meinung:

Als ich von dem Buch hörte, musste ich es sofort haben, weil das Thema mir persönlich sehr am Herzen liegt. Meine Mama kämpfte jahrelang erfolglos gegen Depressionen und ist zwischenzeitlich ein Pflegefall. Dadurch werde ich täglich damit konfrontiert und habe selbst immer wieder diese dunklen Phasen durchzustehen.

Die Beschreibungen von Isabell kann ich daher so gut nachvollziehen. Es war streckenweise, also würde ich in einen Spiegel schauen. Ich kenne die Schauspielerin tatsächlich nur dem Namen nach, da ich gerade zu dieser Zeit GZSZ und AWZ nicht schaute und ihre aktuelle Serie gar nicht. Aber durch ihre Offenheit und Ehrlichkeit war sie mir direkt sehr nah. Sie vermittelt eindrücklich, dass es möglich und es wert ist, gegen die Krankheit anzukämpfen.

Die im Buch enthaltenen professionellen Erklärungen zu Depressionen und Übungshinweise empfand ich als sehr hilfreich und werde versuchen, sie immer wieder praktisch anzuwenden.

Ich kann jedem, der auch nur im Ansatz betroffen ist, dieses Buch empfehlen und danke Isabell Horn, dass sie den Mut aufgebracht hat, mit diesem so wichtigen Thema an die Öffentlichkeit zu gehen.

Bewertung vom 16.10.2022
Stille blutet
Poznanski, Ursula

Stille blutet


ausgezeichnet

Nadine Just kündigt während einer Nachrichtensendung ihren eigenen Tod an und wird kurz darauf wirklich ermordet. Ähnlich ergeht es einem bekannten Blogger. Das Netz überschlägt sich mit Vermutungen und kreiert jede Menge Nachahmer, die es den Ermittlern nicht leichtmachen, Wahrheit von Fake zu unterscheiden. Schnell verdächtigt wird Nadines Ex Tibor, denn immer mehr Spuren führen zu ihm. Während er alles versucht, sich vom Verdacht reinzuwaschen und sich dabei immer tiefer reinreitet, will die junge Fina Plank, einzige Frau und neu bei der Mordgruppe, auch andere Möglichkeiten in Betracht ziehen. Und dann gibt es da noch einen Beobachter im Hintergrund, der ganz eigene Pläne hat …

Meine Meinung:

Da ich schon einiges von der Autorin gelesen habe, eher im Jugendbereich, leider nicht die Vanitas-Reihe, wollte ich den Auftakt ihrer neuen Serie keinesfalls verpassen.

Wenn sich das Buch auch eher als Krimi denn als Thriller darstellt, hat es mich doch ausnehmend gut unterhalten. Der Auftakt ist ein Knüller und auch das Ende habe ich mit atemloser Spannung gelesen, hatte ich doch bis dahin keine Ahnung, wohin das Ganze führt. Der Mittelteil ist spannungstechnisch nicht ganz so aufwühlend, bietet aber dennoch immer wieder interessante Entwicklungen, was nicht zuletzt an einem Erzähler im Hintergrund liegt, der den Leser direkt anspricht und die Mordserie nutzt, um sein eigenes Süppchen zu kochen. Er bleibt natürlich unentdeckt und wird den Spannungsbogen so über die Folgebände sicher grandios aufrechterhalten.

Die Hauptfiguren wirken schon ein wenig klischeehaft, aber das lässt sich wohl nicht immer vermeiden. Die karrierebesessene Bitch, die keine Skrupel kennt, der selbstverliebte Werber, der dennoch eine gute Wandlung hinlegt, wie ich finde und vor allem die wenig selbstwusste neue Frau in der Mordgruppe in Form von Fina Plank. Sie habe ich sofort ins Herz geschlossen, was nicht nur dem Mitleid geschuldet ist, da sie von ihrem Kollegen aufs Heftigste gemobbt wird. Trotzdem behauptet sie sich und wird sicher ihren Weg gehen.

Erschreckend und dennoch sehr realistisch dargestellt sind die Auswüchse und Möglichkeiten, die das Internet allgemein und soziale Medien im Besonderen bieten. Alles in allem ein gelungener Auftakt-Band der Mordgruppe-Reihe, in dem zwar alles schlüssig aufgelöst, durch den Beobachter bzw. Mitspieler im Hintergrund aber die Neugier auf die Fortsetzung enorm hoch angesetzt wird. Ich bleibe auf jeden Fall dabei und hoffe, das Warten dauert nicht zu lang.

Bewertung vom 11.10.2022
Der Diamanten-Coup
Burow, Patrick

Der Diamanten-Coup


sehr gut

Einer der spektakulärsten Raubzüge der Kunstgeschichte – der Juwelenraub im Grünen Gewölbe im November 2019. Dauer lediglich fünf Minuten, die Diamanten spurlos verschwunden. Verdächtigt wird schnell Kunstdetektiv Adrian Falke, dabei ist dieser nur daran interessiert, den Kunstschatz wieder aufzutreiben. An seiner Seite Museumsdirektorin Julia Graf, beide sind den wahren Dieben dicht auf den Fersen und folgen der Spur der Diamanten quer durch Europa und bis nach Dubai.

Meine Meinung:

Auch bei diesem Buch hat sich der Benevento Verlag bei der Gestaltung wieder ordentlich ins Zeug gelegt. Der hervorgehobene Diamant auf dem Deckcover sowie der farbige Buchschnitt machen auf jeden Fall etwas her.

Das Thema – True-Crime-Abenteuer inspiriert vom Juwelenraub in Dresden – hat mich als Sächsin natürlich sofort angesprochen. Allerdings entsprechen nur die ersten Seiten und damit der tatsächlich stattgefundene Raub der Realität und schon bald danach geht die Geschichte ihren eigenen abenteuerlichen Weg. Daran ist auch nichts falsch, da das Verbrechen ja auch aktuell noch nicht aufgeklärt ist.

Ganz großes Plus ist für mich der rasante Schreibstil, der durch kurze Kapitel und ständig wechselnde Perspektiven noch befeuert wird. Hier kommt wirklich keine Minute Langeweile auf, und das mag ich bei einem Thriller sehr. Auch der Informationsmehrwert zum Thema Diamanten und ihre besonders berühmten Exemplare fand mein Gefallen. Die Raubzüge waren clever geplant und ausgeführt.

Manko dagegen sind die doch etwas stereotypen bis zu klischeehaften Charaktere. Allen voran die von Dresden aus ermittelnden Beamten, bei denen man sich fragt, ob sie bisher wirklich nur nach gestohlenen Gartenzwergen gesucht haben. Der Kunstdetektiv dann ein wahrer Indiana Jones, der Kampfkunst fähig, mit offenbar unerschöpflichen finanziellen Mitteln, ohne je zur Bank zu müssen, zu dem die junge und natürlich attraktive Museumsdirektorin bewundernd aufschaut. Die Romanze zwischen den beiden hätte es nun wirklich nicht gebraucht, und die letzten Sätze hätten jeder Pilcher-Schmonzette Ehre gemacht. Die Action-Szenen dann auch noch in Slow Motion beschrieben und teilweise arg an der Realität vorbei – James Bond lässt grüßen.

Auch wenn man als geübter Thrillerleser den wahren Täter recht bald erahnen konnte, hat mir die Auflösung doch recht gut gefallen. Insgesamt wurde ich sehr gut unterhalten, was für mich den Ausschlag für die Bewertung gibt. Fans von actiongeladenen Romanen mit einer Prise Dan Brown kann ich das Buch sehr ans Herz legen.

Bewertung vom 24.09.2022
Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1
Jager, Jennifer Alice

Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1


ausgezeichnet

Emily Seymour hat es nicht leicht in ihrer berühmten Nekromantenfamilie, denn sie fühlt sich selbst magisch völlig unbegabt und wird deshalb meist nur für Handlangerdienste herangezogen. Aufgrund ihrer Tollpatschigkeit schafft sie es dennoch, den Sohn einer verfeindeten Magierfamilie während eines Rituals um die Ecke zu bringen. Nicht nur, weil sie sich zuvor in ihn verguckt hatte, will sie ihn unbedingt wiederbeleben. Ein verbotener Zauber muss her, der für beide ungeahnte Folgen hat. Denn der wiedererweckte Ashton entspricht so gar nicht mehr Emilys Traumtypen und hinter seinem Tod steckte viel mehr, als ihnen bewusst war.

Meine Meinung:

Ich kannte die Autorin bisher tatsächlich überhaupt nicht, weshalb ich völlig unvoreingenommen an die Geschichte heranging. Die Leseprobe hatte mir bereits enormen Spaß bereitet, sodass ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Besondere Erwähnung sollte die Aufmachung der limitierten Erstauflage finden mit dem hübsch gestalteten Schutzumschlag (Glitzersternchen) und vor allem dem farbigen seitlichen Buchschnitt.

Titelfigur Emily habe ich direkt nach den ersten Zeilen ins Herz geschlossen. Sie ist so erfrischend direkt in der Einschätzung ihrer selbst und macht im Laufe des Buches, während sie entdeckt, dass sie doch magisches Talent besitzt, eine tolle Entwicklung durch. Auch mit Ashton kann man durchaus warmwerden. Der Grund für seine grummlige Art ist schließlich nachvollziehbar und er hat das Herz auf dem rechten Fleck. An den Wortgefechten der beiden teilzuhaben, macht einfach nur unheimlich Spaß.

Nach einem eher ruhigen Einstieg nimmt das Buch später ungemein Fahrt auf, während beide von Stadt zu Stadt springen, meistens in der Zwischenwelt, wo sich allerlei magische Wesen tummeln. Dieser Weltenaufbau ist der Autorin toll gelungen und ich war jedes Mal gespannt, was mich nun wieder erwartet. Ob New York, Venedig, Marseille – überall ticken die Uhren anders und die beiden erleben aufregende Abenteuer. Da sie einer großen Verschwörung auf der Spur sind, wird es richtiggehend brenzlig und spannend, bis Rettung naht.

Die folgenreiche Wendung am Ende und der damit verbundene Cliffhanger kann schon ein wenig als gemein bezeichnet werden. Immerhin muss auf die Fortsetzung noch bis April 2023 gewartet werden. Ich werde auf jeden Fall dranbleiben und kann das Buch vor allem jugendlichen Fans von romantischer Fantasy wärmstens ans Herz legen.

Bewertung vom 15.09.2022
Der Bunker / Frank Bosman Bd.2
Murath, Clemens

Der Bunker / Frank Bosman Bd.2


ausgezeichnet

Zwischenzeitlich haben die Kosovo-Albaner das Drogengeschäft in Berlin fest im Griff. Deren Oberboss und ehemaliger Warlord Remi Ekrem zieht von Albanien aus die Fäden. LKA-Ermittler Frank Bosman will ihn endlich zur Strecke bringen und tut sich mit UN-Sonderermittlerin Elaine Szolnay zusammen, die eben diesen wegen Kriegsverbrechen im Kosovo-Krieg vor den Internationalen Strafgerichtshof bringen will. Sie stellen ihm eine Falle und … scheitern. Je tiefer die Ermittler in Ekrems Geschäfte eintauchen, umso gefährlicher wird es für sie persönlich. Und für Erfolge muss man auch schon mal mit den Wölfen heulen.

Meine Meinung:

Ich muss gestehen, der zweite Band um den knallharten Ermittler Frank Bosman von Heyne Hardcore hat mir sogar noch besser gefallen. Es kommt definitiv keine Minute Langeweile auf und die Spannung ist durchweg auf hohem Niveau.

Anders als beim Vorgänger „Der Libanese“ beschränkt sich das Setting dieses Mal nicht auf Berlin, sondern führt auch zu einer Zelle Rechtsradikaler in Sachsen, die den Umsturz planen und nebenbei unfassbare Verbrechen begehen, und nach Albanien in der heutigen sowie weit vergangenen Zeit während des Kosovo-Krieges.

Wirklich Gute gibt es in diesem Krimi nicht. Aufseiten der Polizei sind Korruption, Unterschlagung, Selbstjustiz und kompromisslose Härte sowie Gewalt an der Tagesordnung. Auch wenn man einiges menschlich vielleicht nachvollziehen kann, ist es doch starker Tobak.

Die Handlung ist komplex, werden doch verschiedenste Themen aufgegriffen: Drogenhandel, Rechtsradikale, Organhandel, Flüchtlinge, Reichsbürger, Kriegsverbrechen und die Glamourwelt von Film und Fernsehen. Das Ganze untermalt mit einem schwarzen Humor, der zwischen deutschen Buchdeckeln selten so zum Tragen kommt.

Der Autor peitscht den Leser gnadenlos durch die Handlung, man ist hin- und hergerissen zwischen Mitleid mit Frank Bosman und den Seinen und Abscheu gegenüber seinen Handlungen. Nichts für empfindliche Gemüter, aber sehr zu empfehlen, wenn man auf knallharte Action steht.

Bewertung vom 18.08.2022
A Place to Love / Cherry Hill Bd.1
Lucas, Lilly

A Place to Love / Cherry Hill Bd.1


ausgezeichnet

Bereits mit 25 Jahren muss Juniper McCarthy die Verantwortung für die Obstfarm ihrer Familie übernehmen, nachdem ihr Vater plötzlich verstorben war und ihre Mutter erkrankt. Deshalb und weil sie seinen eigenen Träumen nicht im Weg stehen wollte, hat June ihrer großen Liebe Henry, den sie beim Studium in Portland kennenlernte, den Laufpass gegeben. Was keiner in ihrer Familie weiß, sie haben sogar geheiratet. Was zum Problem wird, als Henry plötzlich mitten in der heißesten Erntephase vor ihr steht und die Scheidung will.

Meine Meinung:

Ich kannte bisher von Lilly Lucas nur Romane, die sie als Julia Hanel veröffentlicht hat. Diese und das persönliche Kennenlernen auf einer Convention veranlassten mich, alles von ihr zu kaufen. Endlich fand ich nun auch die Zeit, mich ihrer Young Adult-Romane zu widmen, denn bereits die Leseprobe von „A place to love“ hatte mich voll begeistert.

Das Buch hat es nach langer Zeit wieder mal geschafft, dass ich alles um mich herum vergesse und sich meine Gesamtstimmung von Tag zu Tag ins Positive kehrte. Zum einen ist da das zauberhafte Setting. Eine verträumte Kleinstadt mit außergewöhnlichen Charakteren und natürlich die Obstfarm Cherry Hill, die von der vaterlosen Familie so aufopferungsvoll am Leben gehalten wird, allen voran natürlich von Juniper.

Ich kann ihre damalige Entscheidung durchaus nachvollziehen, denn der Charakterzug ist mir persönlich nicht fremd. Nicht zu vergessen, wie jung sie damals war und dass es auf den ersten Blick keinen anderen Ausweg zu geben schien. Auch dass nach vier vergangenen Jahren die Gefühle, die ja schließlich nur mit viel Arbeit und Ablenkung unterdrückt waren, direkt wieder aufflammen, war vorauszusehen. Henry ist ein toller Mann und beweist wahre Größe, June all ihre falschen Entscheidungen zu verzeihen. Aber schließlich liebt er sie so tief, dass es gar nicht anders geht.

Ich habe es geliebt, den beiden bei ihrem wachsenden Glück zuzusehen, aber auch bei den dramatischen Momenten mitgelitten. Der wunderbare Familienzusammenhalt und auch die Einführung der so unterschiedlichen Schwestern machen unbändige Lust auf deren Geschichten und ich freue mich schon sehr, wie es bald mit Lilac weitergeht.

Die feine Prise Humor, die ich an der Autorin schon immer geliebt habe, rundet das perfekte Lesevergnügen aufs Beste ab. Dazu ein herrlich romantischer, emotionaler und bildhafter Schreibstil, der Fans des Genres einfach verzaubern muss. Ich kann mich gar nicht genug freuen, dass ich auch die „Green Valley Love“-Reihe noch vor mir habe.