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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 974 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2024
Vino, Mord und Bella Italia! Folge 3: Bittersüßer Honig (eBook, ePUB)
Homma, Christian; Frank, Elisabeth

Vino, Mord und Bella Italia! Folge 3: Bittersüßer Honig (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Bienen, Honig und eine tote Umweltaktivistin
Dies ist nun mein dritter Fall, der mich nach Fontenaia führt. Ich stelle fest, dass es mir jedes Mal besser gefällt. Neben einem spannenden Fall, freue ich mich , die vertrauten Personen mit ihren Eigenarten wieder zu treffen . Es ist fast wie bei einem heiß geliebten T-Shirt, dass man immer wieder neu kombiniert.

Anna muss man einfach mögen mit ihrem Gerechtigkeitssinn, Offenheit und einer sehr ausgeprägten Neugierde. Um so entsetzter war ich, dass sich ihre Zeit in Fontenaia dem Ende zuzuneigen scheint. Davor gilt es einen besonders heiklen Fall zu lösen, denn die Familie des Bürgermeisters ist involviert und mit dem ist nicht gut Kirschen essen. Seine Tochter züchtet Bienen und möchte den Honig Bio zertifizieren lassen, um einen höheren Gewinn erzielen zu können. Als eine Umweltaktivist tot neben ihren Bienenstöcken gefunden wird, gerät sie unter Mordverdacht. Zumal es auch eine wenig erfreuliche Vorgeschichte zwischen ihr und dem Opfer gibt. Annas Spürsinn wird mal wieder geweckt, sehr zum Unwillen von Commisario Martinelli. Besonders da Anna immer einen Schritt voraus ist. Dabei hat Anna große persönliche Probleme, die ebenfalls ihre Aufmerksamkeit fordern. Ihr wurden Wasser und Strom abgestellt und ein anonymer Briefeschreiber bietet ihr Geld, wenn sie den Bürgermeister von Fontenaia diffamiert. Und zu allem Übel muss sie zurück nach Hamburg, wenn sie ihren Arbeitsplatz nicht verlieren will . Anna wäre nicht Anna, wenn sie ihre eigenen Sorgen nicht hintenan stellen würde, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Das endet wie gewohnt und erhofft in einer turbulenten Schlussszene. Und dieses mal zahlt sich Annas beherztes Eingreifen auch für sie persönlich aus. Das war schon lange überfällig und hat mich riesig gefreut.

Der Krimi war , wie bereits die anderen, sehr unterhaltsam, der Fall spannend und erfreulich blutarm und an manchen Stellen sehr humorvoll.

Bewertung vom 12.08.2024
Venusgold
Brun, Georg

Venusgold


ausgezeichnet

Geld, Macht, Sex - und Gerechtigkeit ?

Die Rechtsanwältin Olga Swatschuk hat ihre Kanzlei geschlossen und versucht sich an einer Unikarriere. Sie möchte nach den letzten emotionalen Erschütterungen zusammen mit ihrer Partnerin Sonja einfach nur ein ruhiges Leben führen. So ist der Plan, aber das Schicksal kommt in Person der Studentin Caroline in die Quere. Sie bittet Olga um Hilfe, sie fühlt sich gestalkt und von der Chefin des Escortservice, für den sie arbeitet, unter Druck gesetzt. Olga sagt gegen ihre innere Überzeugung Hilfe zu. Cathrin Thaler arbeitet als Pressesprecherin für das Wirtschaftsprüfungsunternehmen CPC . Aus heiterem Himmel nimmt der Investigativjournalist Zönte Kontakt mit ihr auf und bittet sie um Unterstützung bei der Aufdeckung eines Bankenskandals. Nach anfänglichem Zögern sagt Cathrin ihre Hilfe zu. Als die Beweislage sich erhärtet, geraten die beiden ins Visier ihrer Gegenspieler und müssen um ihr Leben fürchten. Das Geschäft mit Sex und ein Bankenskandal , beides fand ich unglaublich spannend und mich trieb die Frage um, wie ist die Verbindung ? Im Laufe der Ereignisse gibt es immer mehr Berührungspunkte zwischen den beiden Fällen. Geld, Macht und Sex gehören schon seit ewigen Zeiten zusammen. Diejenigen, die das Geld haben, haben auch Macht und oft bedeutet das auch, die Macht Frauen zu kaufen und zu demütigen. Und es braucht auf der anderen Seite Menschen, die dieses Spiel mitmachen und daran verdienen. Der Autor macht aus diesen Wechselbeziehungen einen packenden und für mich zeitweise einen sehr emotionalen Krimi. Dabei zeichnet er kein Bild in schwarz - weiß. Viele der handelnden Personen sind Opfer, Täter, Betrüger und Betrogene zugleich. Das gibt überraschende Wendungen und neue Blickwinkel auf die Beteiligten und hält den Spannungsbogen sehr hoch. Besonderes Augenmerk legt der Autor auf den Bereich der käuflichen Liebe. Mir hat seine differenzierte Sichtweise gut gefallen und zeichnet meiner Meinung nach ein realistisches Bild. Was mich aber regelrecht wütend macht, war die Sichtweise der Männer auf die Prostituierten und die daraus folgende Behandlung. Für viele sind die Frauen nur Objekte, die man mit Geld kauft und sich deshalb alles erlauben kann . Die Teile des Krimis, die sich mit den Banken und Geldwäsche beschäftigen, fand ich nicht weniger beschämend. In wie weit wird tatsächlich im Sinne der normalen Bankkunden gehandelt und wer hat das Sagen ? Die Mafias verschiedener Couleur mit ihren gewaltigen Geldmitteln aus dreckigen Geschäften ? Dazu passt der Gewissenskonflikt, dem sich Olga ausgesetzt sieht. Recht bedeutet nicht immer Gerechtigkeit. Gerechtigkeit bedeutet manchmal, das Recht zu beugen. Und Gerechtigkeit ist Olga wichtig. Ist sie mit dieser Einstellung an der Uni, mit ihren oft theoretischen Diskussionen , richtig ? Ich fand den Krimi sehr fesselnd und überzeugend und die Weise, wie die beiden Handlungsstränge sich immer mehr vermischen, sehr gelungen. Das Ende ist in meinen Augen absolut realistisch , aber ich glaube nicht, dass es Olgas Gerechtigkeitssinn befriedigt hat.

Bewertung vom 10.08.2024
Schattenjagd
Friewald, Gerlinde

Schattenjagd


sehr gut

Schatten aus der Vergangenheit
Als Nick Stein an einer Fortbildung an der FBI Akademie teilnimmt, bekommt er einen Anruf aus Deutschland. In Konstanz wurde eine Leiche gefunden, bei der es sich definitiv um David König handelt. König war Täter im letzten Fall Steins als Kriminalbeamter und mit Auslöser, dass er den Dienst quittiert hat. David König konnte fliehen, was Nick weiter in seinen Träumen beschäftigt. Deshalb sagt er seine Unterstützung bei den Mordermittlungen zu. König hat unter falschem Namen an der Uni Konstanz an einem Forschungsprojekt mitgearbeitet. Nick und sein Konstanzer Kollege Christian Wendeberg arbeiten perfekt zusammen und stehen vor einem Berg von Fragen. War König ein Zufallsopfer ? Sollte er getötet werden oder sein Alter Ego? Die Mitarbeiter der Uni und die am Forschungsprojekt beteiligten Studenten waren von König begeistert. Nie und nimmer kann er ein gesuchter Serienmörder gewesen sein. Dann tauchen Hinweise auf einen Geheimbund oder Sekte auf. Das würde zu Königs Charakter passen. Wendebergs Tochter studiert ebenfalls und der Fall hat sie neugierig gemacht. Zufällig kommt sie in Kontakt mit den am Forschungsprojekt beteiligten Literaturstudenten und verliebt sich sogar. Dann ist sie plötzlich verschwunden.

Ich habe den Fall, in dem König die Hauptrolle gespielt hat, noch gut in Erinnerung. Die Taten waren monströs und König von bestechender Intelligenz und ein Meister der Manipulation. Deswegen war ich über seinen Tod erstmal erleichtert. Trotzdem galt es seine Mörder zu finden. Die Ermittlungen sind schwierig. Nichts passt zusammen - die Begeisterung aller, die mit ihm zu tun hatten und mein Wissen über seine Vergangenheit. Auf Umwegen über den Selbstmord eines Studenten kommen Sekten und Verschwörungstheorien ins Spiel und zwar weltweit. Das war mir persönlich dann etwas zu weit hergeholt. Fakt bleibt, dass es einen studentischen Geheimbund gibt, der möglicherweise von König und anderen für ihre Machtphantasien missbraucht wird. Gut gefallen hat mir der Gegensatz zwischen der häuslichen Normalität bei Nick und Christian und den verqueren Verschwörungstheorien. Um so erschreckender war, als sich die Welten mischen, weil Wendebergs Tochter in Kontakt mit der Gruppe kommt. Auch in diesem Fall hat mich das Ausmaß der betroffenen Kreise erschreckt und die Skrupellosigkeit, die sich hinter gutbürgerlichen Fassaden versteckt. Zu meinem großen Bedauern ist dies der letzte Fall von Nick Stein, denn ich habe die Ermittlungen mit ihm sehr genossen.

Bewertung vom 08.08.2024
Die Löwin von Jerusalem
Laurin, Ruben

Die Löwin von Jerusalem


ausgezeichnet

Bathseba und David - eine außergewöhnliche Liebesgeschichte
Das Alte Testament ist voller Geschichten von Krieg, Verrat, Intrigen, Mord und gelegentlich auch Liebe. Die schönste Liebesgeschichte in meinen Augen ist die von der schönen Bathseba und dem Hirtenjungen David. Die Bibel ist ein historisches Buch und dementsprechend spiegeln sich darin die gesellschaftlichen Verhältnisse von damals wieder, was wiederum bedeutet, dass überwiegend Geschichten von Männern erzählt werden. Auch bei der Liebesgeschichte der beiden Genannten werden die Ereignisse mit David im Mittelpunkt berichtet und Bathseba ist eine Randfigur. Der Autor schildert nun die Begebenheit aus Bathsebas Sicht. Dabei hat er die wenigen Hinweise, die die Bibel gibt, mit historischen Tatsachen und eigenen Vorstellungen zu einer packenden Liebesgeschichte verwoben.

Bathseba und Davidtreffen in einer dramatischen Situation aufeinander. David kämpft einen aussichtslosen Kampf gegen eine Löwin und die 16jährige Bathseba rettet geistesgegenwärtig sein Leben. Die beiden jungen Leute verlieben sich ineinander. Nur ist Bathseba bereits dem Hethiter Uriah versprochen . Der Brautpreis ist bezahlt und Bathsebas Vater weigert sich, die Verbindung zu lösen. Die Wege der beiden Liebenden trennen sich. Für Bathseba beginnt eine wahre Ehehölle, während David zu einem berühmten Krieger wird und kein Kind von Traurigkeit ist. Der Zufall oder göttliche Vorsehung führt Bathseba nach Jahren wieder in Davids Nähe, den sie noch immer liebt und der mittlerweile König ist. Bathseba ist fest entschlossen, ihn wieder für sich zu gewinnen aus Liebe und um ihrer unerträglichen Ehe zu entfliehen. Bathsebas Plan gelingt.

Ich war vom Erzählstil des Autors nach wenigen Sätzen begeistert. Er nimmt die Rolle eines Erzählers ein, der aus einer höheren, allwissenden Perspektive als Regisseur fungiert. Das weckt Neugierde, erzeugt Nähe und gleichzeitig Distanz. Die Personen sind normale Menschen. Sie fluchen, betrinken sich, führen Krieg und haben leidenschaftlichen Sex. Frauen sind Eigentum ihrer Väter und später ihrer Ehemänner. So verschachert Bathsebas Vater sie an den gewalttätigen Uriah. Dieser demütigt und schlägt sie, ohne dass es Konsequenzen hat und obwohl es alle wissen. Doch Bathseba bleibt standhaft, standhaft in ihrem Willen, zu überleben und in ihrer Liebe zu David. Das bedeutet nicht, dass sie nicht mit Gott hadert. David ist in meinen Augen der wankelmütige und schwächere Charakter. Für ihn war die Liebe mit und zu Bathseba mehr eine Affäre. Für ihn sind andere Dinge wichtiger und Frauen gibt es genug. Im Grunde ist es ein Wunder und somit wohl Gottes Wille, dass die beiden doch noch zueinander finden. Ohne dieses "Happyend " hätte es nie einen König Salomon gegeben, was was wirklich ein Jammer wäre.

Für mich war das Buch ein mitreißendes Leseerlebnis. Und selbst für diejenigen, die mit der Bibel nichts im Sinn haben, lohnt es sich , die starke Bathseba und ihre Geschichte kennenzulernen.

Bewertung vom 06.08.2024
Und tot bist du (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Und tot bist du (Thriller)


sehr gut

Tödliches Spiel
Die Lüneburger Streifenpolizistin Tabea ist gedanklich schon im Feierabend, da erhält sie einen Handyanruf mit unterdrückter Nummer. Im Glauben , es sei ihre Mutter, nimmt sie ab. Der unbekannte Anrufer sagt, er habe ein Geschenk für sie und nennt den Fundort. Tabea findet eine tote Frau auf den Bahngleisen. Da man mit weiteren Morden rechnet, wird die Mordeinheit unter Leitung von Frank Schünemann hinzugezogen. Da der Täter sich persönlich an Tabea gewandt hat, ist sie Teil des Ermittlungsteams zum Leidwesen von Schünemann. Nun beginnt die mühselige Suche nach dem Täter und seinem Motiv. Doch der scheint immer genau zu wissen, was die Polizei weiß und plant. Es beginnt ein nervenaufreibendes Katz - und Mausspiel. Je mehr Details ermittelt werden, um so klarer wird, dass Tabea das eigentliche Ziel ist. Obwohl Tabeas Kollegen sie im Auge haben, ist sie plötzlich verschwunden.

Für mich hat der Thriller drei tragende Elemente, die gemeinsam eine packende Handlung ergeben. Sowohl Tabea als auch Schünemann kämpfen mit persönlichen Erfahrungen, die ihr jetziges Handeln bestimmen. Das erschwert die Zusammenarbeit der beiden. Schünemann möchte Tabea möglichst aus den Ermittlungen raus halten, da er sie nicht für kompetent genug hält. Tabea will unbedingt beweisen, dass sie der Sache gewachsen ist. Und dann der Fall selbst, der in seiner Grausamkeit und Sinnlosigkeit der Taten für mich als Außenstehende kaum zu ertragen ist. Spannenderweise weiß ich erheblich mehr als die Beamten, denn der Mörder gibt Einblicke in seine Pläne und Motivation. Trotzdem bin ich bis zu den letzten Kapiteln über seine Identität im Dunkeln getappt. Aus dem Wechsel der Perspektiven ergibt sich während des ganzen Thrillers ein gelungener Spannungsbogen , der einige Schwächen überspielt, da an manchen Stellen die Handlung sehr vorhersehbar ist.

Trotzdem fand ich die Geschichte sehr gelungen und mit manchen Wendungen habe ich nicht gerechnet. Gegen Ende konnte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen, weil ich unbedingt den Mörder dingfest machen wollt.

Bewertung vom 01.08.2024
Mord im Rotstiftmilieu / Bähr und Klein ermitteln Bd.2
Kempfle, Sarah

Mord im Rotstiftmilieu / Bähr und Klein ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Ein neuer Fall für Hobbydetektivin Isa
Isa ist zwar Lehrerin, aber ihr Herz schlägt für die Verbrecherjagd. Als der Lehrer Wonneberger unter ungeklärten Umständen ums Leben kommt, ist sie deshalb sogar bereit an der anderen Schule als Vertretungslehrer einzuspringen, nur um dort ermitteln zu können. Was sich zu Anfang als überzeugender Plan darstellt, entwickelt sich immer mehr zu einer Katastrophe..

Ich kenne den 1. Band nicht - was was ich aber nach dieser Lektüre unbedingt nachholen werde - , das hindert mich aber nicht daran, der Handlung gut folgen zu können und einen Riesenspaß dabei zu haben. Das liegt vor allem an Isa und ihrem Rauhaardackel Alfons. Isa ist eine, sagen wir mal, mäßig motivierte Lehrkraft. Wenn es einen Fall zu lösen gilt, entwickelt sie dagegen einen ungeahnten Ehrgeiz und neigt leider auch dazu, über das Ziel hinaus zu schießen.. Diese Meinung teilt auch Kommissar Bähr, der von Isas Hilfe bei der Aufklärung des Mordes wenig begeistert ist, was Isa wiederum verärgert. Nur dumm, dass ihr Herz in Bährs Gegenwart auffällig heftig schlägt.

Isa ermittelt an der Schule unter erschwerten Bedingungen, denn ihr Verhältnis zur Rektorin mit Doppelnamen ist von Anfang an angespannt. Ihre Zusammentreffen sind jedes mal eine Herausforderung für Isa und meine Lachmuskeln. Überhaupt hatte ich viel zu lachen, da mich einzelne Lehrer und Situationen stark an meine eigene Schulzeit erinnert haben. Durch geschickte Fragen und nicht ganz einwandfreie Methoden erfährt Isa einige Tatsachen und reimt sich vieles zusammen. Als sie für sich den Täter ausgemacht hat, setzt sie alles daran, ihn dingfest zu machen und setzt dabei ihre Stelle und wirtschaftliche Existenz auf Spiel. Die wirkliche Bedrohung kommt von unerwarteter Seite und Ritter Bähr rettet Isa in letzter Minute.

Unbedingt erwähnen muss ich die liebevoll dargestellten Nebenfiguren, als da sind Isas beste Freundin Renate und Isas Eltern. Isas Mutter bemüht sich wenig erfolgreich und nicht gerade subtil, Isa an den Mann zubringen. Besonders ins Herz geschlossen habe ich Isas Vater. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, ist pragmatisch und sorgt mit seinem Dialekt für Lokalkolorit.

Der Krimi hat mich völlig für sich eingenommen. Er war spannend und auch ich habe gerätselt, wer der Täter sein könnte und dabei hatte ich jede Menge Spaß.etektivin Isa

Bewertung vom 29.07.2024
Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen
Jaskulla, Gabriela

Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen


ausgezeichnet

Ein steter Kampf um Anerkennung und das leidige Geld

Ich gebe es offen zu, der Name der Malerin sagte mir überhaupt nichts. Eigentlich keine Überraschung, denn Frauen finden in der Geschichte der Kunst der früheren Jahre so gut wie nicht statt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Musik, Literatur oder Malerei handelt. deshalb freue ich mich, dass es mittlerweile einige AutorInnen gibt, die diesen vergessenen Künstlerinnen ein Gesicht geben und ihr Werk sichtbar machen.

Artemisia hat mich stark beeindruckt. Sie wird als Tochter eines angesehenen Malers in Rom geboren. Als Artemisia elf Jahre alt ist, überträgt ihr der Vater nach dem Tod der Mutter die Verantwortung für den Haushalt und die jüngeren Geschwister. Ein wenig älter sperrt er Artemisia im Haus ein, verbietet jeden Kontakt zur Außenwelt. Als er ihre künstlerische Begabung akzeptiert, lässt er sie in seiner Werkstatt arbeiten. Fluch und Segen zugleich. Malen ist Artemisias Bestimmung. Zu ihrem Unglück erregt sie die Aufmerksamkeit von Tassi, einem Mitarbeiter ihres Vaters. Dieser vergewaltigt sie über längere Zeit und alle schauen weg. Als ihr Vater es erfährt, verklagt er Tassi. Die Prozessakten existieren noch und so war es der Autorin möglich, das Gerichtsverfahren ausführlich zu schildern. Dieser Abschnitt war für mich kaum zu ertragen. Obwohl Opfer wird sie vor Gericht von Tassi auf das abscheulichste diffamiert und ganz Rom nimmt teil. Nach Prozessende ist klar, dass sie nicht in Rom bleiben kann und will. Ihr Vater verheiratet sie mit einem Florentiner, wohin sie unverzüglich reisen. Artemisia beginnt zu malen, aber keine gefällige Stillleben oder Portraits . Sie malt großformatige Bilder mit Frauen als starke Persönlichkeiten und keine stille Dulderinnen. Dazu gehören "Susanna und die beiden Alten " und "Judith und Holofernes". Diese Bilder kenne ich, wusste aber nicht, dass sie von einer Frau, Artemisia, sind. Artemisia erfährt Anerkennung, wird als erste Frau in die Akademie in Florenz aufgenommen. Privat hat sie kein Glück. Ihr Mann ist ein Versager, verprasst ihr Geld und gibt ihr die Schuld. Der Schuldenberg wächst und so flieht Artemisia nach Venedig. Wieder beginnt sie von vorn. Wieder muss sie sich beweisen. Als in Venedig die Pest ausbricht , bringt sie sich in Neapel in Sicherheit. Auch hier wiederholt sich das Ringen um Anerkennung, Aufträge und Geld , das nie in dem Maße zur Verfügung steht, wie es nötig wäre.

Artemisias Schicksal verliert sich im Dunkel der Geschichte. Es gibt kein Grab, um sie zu betrauern oder ihr zu gedenken. Geblieben sind ihre Bilder, die von der Kraft der Frauen erzählen. So wie Artemisia im Buch dargestellt wird , war sie außerhalb ihrer Werkstatt bis auf wenige Momente kein glücklicher Mensch, zumindest habe ich es so empfunden. Vielleicht hätte sie es genauso gewollt, dass man sich ihrer "nur" als Malerin erinnert Die Autorin vermischt im Roman die wenigen bekannten Tatsachen mit glaubwürdigen Möglichkeiten. So entsteht ein lebendiges und für mich stimmiges Bild der Künstlerin. Was mir gut gefallen hat und zu meinem Verständnis Artemisias Gemälde beigetragen hat, die Autorin schildert die wichtigsten Werke und stellt ihre Besonderheiten heraus. Zudem erklärt sie auch, was Artemisia von den männlichen Künstlern der damaligen Zeit unterscheidet.

Für mich ist es ein gelungener Roman, der bewegt, unterhält und auch wichtige Aspekte der damaligen Gesellschaft und Kunstszene vermittelt.

Bewertung vom 24.07.2024
Der tote Kurschatten von Sylt
Wood, Dany R.

Der tote Kurschatten von Sylt


sehr gut

Oma Käthe auf den Spuren von Miss Marple
Ich mag die Reihe um die Familie Backes, die im Saarland schon einige Fälle mit Bravour, vielen Turbolenzen, häuslichen Verwicklungen und viel Spaß gelöst hat. Um so größer nun die Neugierde, wie sich Oma Käthe wohl alleine schlägt. Hut ab, sie braucht sich vor Miss Marple nicht zu verstecken, denn sie ist mutig , hartnäckig und hat eine gute Spürnase.

Der Kuraufenthalt auf Sylt steht unter keinem guten Stern. Gleich bei ihrer Ankunft stolpert Käthe über eine Leiche. Selbstmord, so lautet das Urteil der Klinikleitung. Aber Käthe wäre nicht die Schwiegermutter eines Polizisten, würde sie nicht erhebliche Zweifel hegen. Und so ermittelt sie auf eigene Faust. Die Palette der möglichen Motive und damit die Liste der Verdächtigen ist groß. Der Tote zählte nicht zu den sympathischsten Mitmenschen. Unterstützung erhält Käthe von Hinnerk , einem im Ruhestand befindlicher Kriminalbeamter, der auf Sylt zuhause ist. Je weiter die Ermittlungen der beiden voran schreiten, um so mehr Verdächtige werden aussortiert. Die Person des Täters und die Hintergründe für die Tat waren für mich eine echte Überraschung und ein Knaller.

Was mir besonders gut gefallen hat, war, dass es einige humorvolle Momente gab und ich mich prächtig amüsiert habe, aber es zu meiner Freude weniger Klamauk war. Für mich war Hinnerk der kongeniale Partner für Käthe. Er, der ruhige, bedächtige und Käthe, die quirlige und immer vorne weg. Die Ermittlungen haben richtig Spaß gemacht, was auch daran lag, dass die Verdächtigen einige Klischees bedient haben. Ich würde jederzeit wieder mit den beiden einen Fall lösen. Ob ich aber zur Reha in die Küstenklinik reisen würde, habe ich erhebliche Bedenken.

Bewertung vom 24.07.2024
Ein Rucksack voller Liebe (Herz über Kopf durch Irland)
Holmgren, Hanna

Ein Rucksack voller Liebe (Herz über Kopf durch Irland)


sehr gut

Ein altes Tagebuch als Schlüssel zum Glück
Mara hat nur einen Wunsch : nichts wie weg und egal wohin. Seit ewigen Zeiten liegt sie im Streit mit ihrer Mutter. Nichts kann Mara ihr recht machen und sie gibt Mara das Gefühl , die Totalversagerin zu sein. Deshalb hat Mara versucht , sich ihr eigenes Leben aufzubauen. Und ist gescheitert und wurde zudem von ihrem vermeintlichen Freund und Liebe betrogen. Am Münchener Flughafen setzt sie sich in den nächstbesten Flieger und landet in Irland. Als sie im Koffer nach ihrem Pass sucht, findet sie ein altes Tagebuch, geschrieben von einer Queenie. Angeregt vom Tagebuch macht sie sich auf den Weg nach Bantry . Dort trifft sie auf Marc, dessen grüne Augen ihr nicht mehr auf dem Kopf gehen und viele liebenswerte Menschen. Zu ihrer Überraschung stellt sie fest, dass ihre Mutter das Tagebuch geschrieben hat. Mara stellt fest, dass sie ihre Mutter nicht wirklich kennt und das führt sie zu der Frage, wer sie selber ist und was sie vom Leben erwartet. Und ob Marcs grüne Augen vielleicht darin eine Rolle spielen.

Ich mag die Bücher der Autorin sehr. Sie schreibt bezaubernde Liebesgeschichte, die zugleich den Charme der Länder näher bringen, in denen sie spielen. So hatte ich traumhafte Lesestunden in Italien und Schottland und nun in Irland..

Zu Beginn war mir Mara unsympathisch. Ich fand sie lebensuntüchtig und gab im stillen ihrer Mutter recht. Gezwungen durch die Umstände lernt Mara sich und ihre Stärken kennen und gewinnt an Selbstvertrauen . Sie muss erkennen, dass man Dinge von verschiedenen Seiten betrachten kann und man sich nicht auf den ersten Eindruck verlassen sollte. So hätte sie beinahe ihr Glück verpasst. Mit der tatkräftigen Unterstützung der ehemaligen Freunde ihrer Mutter findet sie den Weg ins Glück und ihren Platz im Leben.

Zugegeben, es klingt eher unwahrscheinlich, dass Mara ausgerechnet in der ehemaligen Heimat ihrer Mutter landet, deren Vergangenheit kennenlernt und so die große Liebe findet. Aber die Personen sind so herzerwärmend und das Lesen vermittelt ein so gutes Gefühl, dass ich gerne in diese märchenhafte Geschichte eintauche.

Bewertung vom 23.07.2024
Signum / Stormland Bd.2
Lindqvist, John Ajvide

Signum / Stormland Bd.2


sehr gut

Wie werde ich eine Leiche los ?
Ich kenne den 1. Band nicht und dies war somit meine erste Begegnung mit dem Universum des Autors. Der Einstieg gelang mir mühelos, denn wichtige Informationen werden in die Handlung eingestreut.
Kim Ribbing ist als Person, sagen wie mal speziell. Für mich hat er leicht autistische Züge. Gefühle und zwischenmenschliche Aktionen sind nicht seine Hauptbegabung. Darunter leidet vor allen seine Freundin Julia Malmros, die er mit seinem Verhalten immer wieder vor den Kopf stößt und sie damit in Trauer und Selbstzweifel stürzt. Und dann ist da noch die 14jährige Astrid, die beide Eltern verloren und Kim als ihren Mentor und Beschützer erkoren hat. Für mich war Astrid die einzige Person, bei der ich den Eindruck hatte, der 1. Band würde möglicherweise zum besseren Verständnis beitragen.
Kim entführt den Schockdoktor Rudbeck, den er abgrundtief hasst, weil er Kim als Jugendlichen unbeschreibliche Qualen bereitet hat. Der Plan ist Entführung, die perfekt geplant und genauso ausgeführt wird. Dann soll Rudbeck leiden. Auch das gelingt und sollte dann freigelassen werden. Hier kommt Astrid ins Spiel, die durch ein Versehen, Rudbecks Tod verursacht. Nun stehen Kim und Astrid vor der Herausforderung, die Leiche spurlos verschwinden zu lassen. Und wie wird Julia sich verhalten, die Ex-Kriminalbeamtin, die nun Krimis schreibt. Die hat gerade das Problem, dass sie für ein neues Buch, die Umtriebe der rechtsnationalen Wahren Schweden recherchiert und sich damit deren Zorn zuzieht.
Auf der anderen Seite steht der Kriminalbeamte Jonny Munther, Ex-Mann von Julia, der überzeugt ist, dass Kim etwas zu verbregen hat und dies unbedingt beweisen will.
Von Beginn an hat mir der Erzählstil sehr gut gefallen. Die Kapitel sind mit Datum und Zeitangabe versehen und schildern abwechselnd , wer was zu welchem Zeitpunktgetan hat. Zusammen ergeben sie ein präzises Bild der Abläufe . Das bringt Struktur und man behält trotz der vielen Personen einen guten Überblick.
Am Anfang tat ich mich schwer, eine Person sympathisch zu finden. Kim war mir zu gefühlskalt. Julia war sehr mit sich selbst beschäftigt und tat sich in meinen Augen selber leid. Astrid war für mich vorlaut, übergriffig und ging mir schlicht auf die Nerven. Jonny war so fixiert darauf, Kim etwas anzuhängen, dass er die notwendige Distanz verlor. Am Ende des Buches stellte ich zu meiner eigenen Überraschung fest, dass ich sie alle mochte und ich deshalb mit dem Ende mehr als zufrieden war.
Das Buch ist meiner Ansicht nach nicht unbedingt ein Krimi, aber allemal spannend, sehr gut geschrieben mit einer ordentlichen Portion Suchtgefahr.