Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
sommerlese
Über mich: 
Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 2518 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2024
Italien
Maas, Annette

Italien


ausgezeichnet

Ein wissensreicher Ausflug nach Italien für die ganze Familie!
Bei Ars Edition erscheint Annette Maas Sachbuch "ITALIEN - Das Land, wo die Zitronen blühen" mit Illustrationen von Mayya Sultan. Das Buch empfiehlt sich für Kinder ab 10 Jahren.

Italien ist ein südeuropäisches Land, in dem man im Norden in den Alpen Ski fahren kann und an der circa 4000 km langen Mittelmeerküste sommerlichen Strandurlaub verbringen kann. Man kann behaupten, dass Italien die westliche Kultur und Küche nachhaltig geprägt hat. In der Hauptstadt Rom befindet sich der Vatikan mit dem Papst, sowie imposante Kunstwerke und Ruinen antiker Bauwerke. Überhaupt ist Italien die Wiege der Kunst, die dank Leonardo da Vinci und dem Maler und Bildhauer der Renaissance Michelangelo Weltruhm erreichten.


Die Länderreihe von Ars Edition finde ich toll, denn sie zeigt viele Informationen und Hintergrundwissen, das über eigentliche Reiseführer hinaus geht und vermittelt Kindern ein umfassendes Bild über die einzelnen Länder. Auch der Band über Italien ist wunderbar vielfältig verfasst und stellt unterschiedliche Fakten und Besonderheiten auf kindgerechte Weise vor.

Die italienische Kultur ist genauso vielfältig wie die Geschichte des Landes und die unterschiedlichen Landschaften mit Seen, Vulkanen, Bergen und langen Küsten. Goethe bereiste Italien mit großer Freude und preiste das Land der Zitronenblüte in seinen Gedichten.

In einzelnen Abschnitten werden verschiedene Themen beleuchtet und in kurzen Texten spannend erklärt, sowie mit farbigen Illustrationen bildhaft gemacht. Die Themenbreite umfasst Erdbeben und Vulkane, die ewige Stadt, Neapel, die Astrophysikerin Margherita Hack, weitere berühmte Frauen, die Renaissance, Design, die italienische Sprache, das Schulsystem, bekannte Gebäude, Oper, Pasta und Pizza u.a. Dabei gibt es viele interessante Fakten zu entdecken, die auch für Erwachsene interessant sind.

In diesem großformatigen Buch wird eine Fülle an Informationen vorgestellt, die mit wunderschönen Illustrationen begleitet werden. Wir lernen etwas über Italiens Geschichte und die Kultur und Menschen, sehen die bezaubernde Landschaft, entdecken die regionale Küche mit Pizza und Pasta und viele verschiedene Baudenkmäler, Orte und Besonderheiten, die das Land näher vorstellen und mit Hintergrundwissen tiefer eintauchen lassen.

Interessant umgesetzte Länderkunde für Kinder, die Wissenswertes über Italiens Kultur, Geschichte und andere Besonderheiten perfekt beschreibt, bildhaft sichtbar macht und damit Interesse weckt!

Ein wissensreicher Ausflug nach Italien für die ganze Familie!

Bewertung vom 20.05.2024
Das große Lexikon der Insekten
Howard, Jules

Das große Lexikon der Insekten


ausgezeichnet

Großartiger Einstieg in die Wunderwelt der faszinierenden Insekten
Bei arsEdition erscheint "Das große Lexikon der Insekten" von Naturhistoriker Jules Howard mit Illustrationen von Miranda Zimmerman, es wurde übersetzt von Andreas Jäger und richtet sich an die Altersklasse ab acht Jahren. Jules Howard verfasst regelmäßig Artikel für das BBC Wildlife Magazine.

In diesem Buch werden über 250 verschiedene Arten von weltweit lebenden Insekten (Kerfe) vorgestellt. Die schönen Illustrationen und erklärenden Steckbriefe reichen von der Dänischen Eintagsfliege, über Heuschrecken, Käfer, Bienen, Ameisen, Fliegen, Schmetterlinge bis zu den Flöhen und anderen Krabbeltieren, die nicht zu den Insekten zählen.

In der Einleitung wird erklärt, woran man Insekten erkennt und welche speziellen Merkmale sie besitzen. Alle Insekten haben sechs Beine, ein in drei Teile gegliederten Körper und meist ein Flügelpaar. Auf der Welt sind Insekten die artenreichste Klasse der Tiere, ihr Anteil beträgt ganze 90 % aller Tierarten. Sie brummen, summen, krabbeln und flattern und sind wichtige Nahrungsquelle für Vögel, Reptilien und viele Säugetiere und auch nützlich und überlebenswichtig für uns Menschen. Doch viele Insektenarten sind vom Aussterben bedroht, weil ihre Lebensräume schwinden. Wir Menschen müssen uns für den Erhalt dieser Spezies einsetzen, denn wir und unser Ökosystem brauchen Insekten. Es werden Möglichkeiten zum Schutz vorgestellt, was ich sehr lobenswert finde.

Im Vorspann wird außerdem beschrieben, welche Lebenszyklen Insekten haben und warum sich manche Arten häuten. Wir erfahren Informationen über spezielle Eigenschaften, die es Insekten möglich macht, in der Luft, in der Erde oder im Meer zu leben.

Dann startet kapitelweise die Vorstellung der unterschiedlichen Arten. Zu jedem Insekt gibt es eine naturgetreue Illustration und einen Steckbrief mit interessanten Fakten über Lebensweise und Lebensraum der einzelnen Art, sowie den wissenschaftlichen Namen auf Latein.

Genauso vielfältig wie die Welt der Insekten ist, zeichnet auch dieses Buch die vielfältige Bandbreite an unterschiedlichen Insekten ab und stellt hübsche, gefährliche, trügerische und niedliche Insekten vor.

Dieses Buch macht es möglich, mehr Fakten über die Lieblingsinsekten zu erfahren oder noch nicht bekannten Arten nachzuspüren. Die Insektenwelt ist so umfangreich, dass man immer neue Arten entdecken kann und ihre Besonderheiten sind zum Teil echt erstaunlich.

Es ist erstaunlich, wie viel Wissen sich in diesem Buch versammelt und ich finde es sehr interessant, einfach mal durchs Buch zu blättern und die Überbegriffe (Hautflügler, Blasenfüsse, Steinfliegen usw.) und vieles mehr über einzelne Arten zu erfahren.

Absolut großartig, weil hier umfangreich, informativ und mit vielen Illustrationen die Welt der Insekten näher gebracht wird. Dieses Lexikon ist ein guter Einstieg für alle, die mehr über die Wunder der Insekten wissen wollen.

Bewertung vom 19.05.2024
Meine Mama
Brown, Alison

Meine Mama


sehr gut

Ein Hoch auf die Mamas dieser Welt
Im ArsEdition Verlag erscheint das Bilderbuch "Meine Mama" mit Illustrationen von Alison Brown, übersetzt von Anna Taube.

Mütter haben viele Talente, sie können kuscheln, Mut zusprechen, betüddeln, teilen, heilen und kutschieren ihre Kinder und klatschen laut Beifall. Mamas sind einfach großartig und jedes Kind findet seine eigene Mama am allerbesten.

Wunderschöne Illustrationen von Tierfiguren zeigen in diesem Pappbilderbuch Kindern ab zwei Jahren unterschiedliche Mama und die Aufgaben von Mamas. Es zeigt, wie sich sich um ihre Kinder kümmern und immer für sie da sind. Gezeigt wird die Wirbel-Mama, die Kuschel-Mama, die Mutmach-Mama, die Doppel-Mama, die Heile-Mama u.a. Dazu gibt es ganz kurze Texte, die sich reimen und beschreiben, was Mütter alles so leisten und wie sie sich um ihre Kinder kümmern.

Beim Betrachten erkennen Kinder schnell, was auf dem Bild vor sich geht und können es mit ihren eigenen Erfahrungen nachvollziehen. Und auch die Mamas entdecken, welche Mutter so in ihnen steckt.

Das Buch besteht aus stabiler Hartpappe, die auch kleine Kinderhände gut aushält. Die bunten und vielfältigen Illustrationen sind allerliebst anzuschauen und erfreuen auf herzerwärmende Art und Weise und zeigen ganz deutlich, wie glücklich wir sein können, eine Mama zu haben. Natürlich findet jedes Kind die eigene Mama am aller-allerbesten!

Eine wunderschöne Hommage an die Mamas dieser Welt!

Bewertung vom 19.05.2024
Bonjour Agneta
Hamberg, Emma

Bonjour Agneta


sehr gut

Das Erblühen der Lavendelfrau
Bei DTV erscheint der schwedische Bestseller "Bonjour Agneta" von Emma Hamberg.

Agneta ist 49 Jahre alt, ihr Leben ist eingefahren und sie fühlt sich wie eine unsichtbare Person, die am Leben nicht teilnimmt. Die Kinder sind aus dem Haus und ihre Beziehung mit Magnus ist eingerostet. Er stellt Essregeln auf und frönt seinem Fitnesswahn, während es sich Agneta am liebsten mit Käse und Wein auf dem Sofa gemütlich macht. Sie möchte aus ihrem jetzigen Leben ausbrechen und meldet sich spontan auf eine Au-pair Stelle in der Provence. Ihr Mann hält sie für verrückt, denn Agneta spricht kein Wort Französisch, er glaubt, dass sie spätestens nach einer Woche wieder zu ihm nach Schweden zurückkehren wird. Doch Agneta gibt nicht klein bei, auch nicht, als sie entdeckt, dass sie sich um einen älteren schwedischen Mann kümmern soll, der sich ziemlich merkwürdig verhält. Sie findet Freunde, genießt die Zeit in Frankreich und entdeckt, dass sie hier glücklich sein kann und wieder im Leben angekommen ist.


"Bonjour Agneta" ist ein Buch, das mich sehr überrascht hat. Die Story an sich ist nicht neu, eine Frau hat genug vom täglichen Einerlei, bricht aus ihrem Alltag aus, wagt etwas Neues und entdeckt, dass es auch außerhalb ihres Horizonts noch viel zu entdecken gibt und lebt dort regelrecht auf. Solche Geschichten sind immer unterhaltsam, aber eben auch nichts was man noch nie gelesen hat. Bei dieser Story hat mich der lockere und spritzige Erzählstil auf eine Reise mitgenommen, bei der mich die speziellen und interessanten Charaktere und die besondere Sichtweise der charmanten Protagonistin besonders beeindruckt hat. Es braucht Mut oder Verzweiflung, um ohne Sprachkenntnisse in ein anderes Land zu reisen. Agneta muss sich um einen dementen Mann kümmern, der ihr immer mehr ans Herz wächst. Dabei entdeckt sie es, wie es ist, eine eigene Identität zu leben und sich wohl zu fühlen. Dieses Gefühl hat sie an der Seite ihres Mannes Magnus vermisst.

Ganz nebenbei erfahren wir die Lebensgeschichte von Einar, die recht traurig anmutet und doch sieht er nur das Gute, was das Leben ihm geboten hat.

Dieses Buch macht Sorgen, Ängste und Gefühle sichtbar, die Frauen in dieser Lebensphase häufig mitmachen. Ich konnte mich gedanklich gut in Agneta hinein versetzen und habe im ersten Drittel des Buches oft schmunzeln müssen und habe ihre Erlebnisse in Frankreich gespannt verfolgt. Manche Dinge konnte ich es nicht nachvollziehen, da reist Agneta ohne Mobiltelefon und dabei wäre im Grunde die Sprach App als Übersetzungs-Programm durchaus sinnvoll. Auch die klaren Phasen der dementen Person fand ich zu "normal" und zu klar in der Denkweise. Aber das habe ich für den Verlauf der Handlung einfach mal so akzeptiert.

Im Mittelteil wurde die Handlung etwas langatmig und zog dann erst gegen Ende mit überraschenden Ereignissen wieder an.

Am meisten hat mich Agnetas Aufblühen, ihre neu entdeckte Lebensfreude und das Miteinander der Personen interessiert und erfreut. Die Autorin schafft es auf sensible Weise die Themen Homosexualität, Entfremdung, Demenz und Freundschaft anzusprechen und konnte mich damit packen. Ich blieb bis zum Ende gespannt bei der Sache und wollte unbedingt wissen, wie die Story ausgeht.

Ganz nebenbei wird französisches Lebensgefühl vermittelt und es wird gekocht, geschlemmt und das Leben trotz aller Probleme von der rosigen Seite betrachtet.

Der Roman bietet eine gute Unterhaltung und beschreibt eine Frau in einem gewissen Alter, die sich nicht mehr beachtet fühlt und dabei in der Lage sind, eigene Lebensträume und Pläne umsetzen können. Das Leben muss man anpacken, auch wenn es vielleicht mal außerhalb der Komfortzone sein sollte.

Ein liebenswerter und mitnehmender Roman über die Liebe, einen Neuanfang und über das Leben an sich!

Bewertung vom 18.05.2024
Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording
Janz, Tanja

Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording


gut

Leichter Urlaubskrimi mit gelungenem Lokalkolorit
Im Ullstein Verlag erscheint mit "Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording" der dritte Band der Nordsee-Krimireihe von Tanja Janz.

In St. Peter-Ording wird ein Film gedreht und die Premierenfeier zieht viele Fans und Schaulustige an. Doch der Hauptdarsteller Titus Frank erscheint nicht auf der Feier, es gibt einen Brand in seinem Ferienhaus und Titus wird tot in der Sauna gefunden. Die Tür war von außen verriegelt, also geht die Polizei von Mord aus. Nun ermitteln Ernie Feddersen und Fred Glabotki und auch Ernies Schwester Ilva geht den Spuren nach. Gerade macht Freds Vater Kommissar a.D. Ede Glabotki Urlaub an der Nordsee und er stösst auf eine heiße Spur, die er undercover weiter verfolgt.

Der dritte Band der Reihe ist wie gewohnt ein lockerer und amüsanter Küstenkrimi, in dem eine Filmcrew und ein Mordopfer für Aufregung in St. Peter-Ording sorgen. Natürlich muss sich Lehrerin Ilva wieder in die Ermittlungen einmischen, dabei hat sie mit den Proben für ein Theaterstück alle Hände voll zu tun.

Tanja Janz lässt viele Schauplätze, Fischbuden und Örtlichkeiten des Nordseebades mit in die Handlung einfließen, sodass sich die Szenen bildhaft vor meinem inneren Auge abgespielt haben.

Die Polizisten Fred und Ernie haben in diesem Fall viele Befragungen durchzuführen, denn es gibt viele Schaulustige und auch im Umfeld des Schauspielers sind einige Tatverdächtige zu finden. Ede Glabotki macht mit seiner Dackeldame Distel eine Entdeckung, die ihn nicht loslässt und er verdingt sich als Kaffeekocher bei der Filmcrew. Für mich war Ede in diesem Buch die interessanteste Figur und ich habe die Szenen mit ihm gerne verfolgt.

Tanja Janz schreibt auf eine unaufgeregte und sehr lockere Weise, sie bringt viel Alltägliches mit in die Handlung ein und zeigt uns den Küstenort auf vielfältige Weise. In einer Erzählperspektive berichtet der Täter über seine Gedanken und Erlebnisse, dadurch erhält man einige Infos, die sich allmählich als Bausteine zu einem Täterbild vervollständigen.

Die Handlung mit dem angenehmen Nordseeflair passt wunderbar als Urlaubslektüre, die Spannung ist recht niedrig angesiedelt und bei den Ermittlungsmethoden wird nicht gerade die übliche Polizeiarbeit angesetzt. Denn wenn Beamte Informationen über ihre Ermittlungen weiter tragen, wird Datenschutz und Privatsphäre verletzt. Mich hat es auch gestört, dass dieses Mal von von zu vielen Seiten ermittelt wurde, selbst Ilvas Kollegin wurde mit eingebunden.


Die Story lässt sich durch das bildhafte Urlaubssetting und den lockeren Erzählstil sehr unterhaltsam lesen. Wer einen leichten Krimi als Strandkorblektüre sucht, ist hier genau richtig.

Bewertung vom 17.05.2024
Das Mörderarchiv Bd.1
Perrin, Kristen

Das Mörderarchiv Bd.1


sehr gut

Dem eigenen Mörder zeitlebens auf der Spur
Der Krimi "Das Mörderarchiv" von Kristen Perrin erscheint bei Rowohlt Polaris.

Annie Adams ist Krimiautorin und erhält eine Einladung vom Notar ihrer exzentrischen Großtante Frances, die auf ihrem Landsitz in Castle Knoll/Dorset wohnt. Diese Tante hat Annie nie kennengelernt und ist sehr gespannt auf das Treffen. Doch dazu kommt es gar nicht, denn Tante Frances wird ermordet, dieses Schicksal hat ihr im Alter von 17 Jahren eine Wahrsagerin prophezeit und Frances hat ihr Leben lang ein Archiv mit möglichen Tätern erstellt. In ihrem vorsorglich verfassten Testament vererbt sie ihren Besitz demjenigen, der ihren Mord aufklärt. Annie stürzt sich in die Ermittlungen und kommt einigen Geheimnissen auf die Spur.

Das Buch hat mich sofort mit dieser originellen Idee der Mordaufklärung gefesselt und ich bin schnell eingetaucht in das schön beschriebene Setting rund um das englische Herrenhaus.

Kristen Perrin hat einen leichten, schön beschreibenden und unterhaltsamen Erzählstil, mit dem sie eine typisch britische Atmosphäre erschafft, die mir richtig gut gefallen hat. Die Story spielt auf zwei Zeitebenen und beleuchtet Frances Leben ab 1966 anhand eines Tagebuchs und in der Gegenwart begleiten wir Annie auf der Mördersuche. Es stellt sich die Frage, wer hatte einen Grund, Francis zu ermorden?

Anfänglich erschien es mir etwas merkwürdig, dass Tante Francis zeitlebens an die Weissagung ihrer Ermordung geglaubt hat. Doch die Tatsache, dass auch andere vorhergesagte Dinge wahr wurden, bestärkten Frances wohl in diesem Glauben. Nach ihrem Tod versucht Annie, den Tod aufzuklären und auch mehr über ihre Tante herauszufinden. Aber auch zwei weitere Personen haben die Chance auf das gesamte Erbe, wenn sie den Täter ermitteln. Annie nutzt das von Frances erstellte Mörderarchiv, das wichtige Angaben über mögliche Täter enthält. Darunter befinden sich alte Freunde aus Frances Jugend, Anverwandte und Dorfbewohner, die Anzahl ist groß, was das Mitraten etwas schwierig macht.

Ganz wunderbar ist der Autorin das Setting gelungen, sie erschafft damit eine richtige britische Krimiatmosphäre. Es werden viele unterschiedliche und teilweise recht skurrile Charaktere eingeführt, weshalb ich mir ein übersichtliches Personenregister gewünscht hätte. Nach und nach erkennt man, wie und in welcher Beziehung die Personen zu Frances gestanden haben und es zeigen sich mehrere Hinweise auf mögliche Motive, das Buch entwickelt sich zu einem echten Whodunit-Krimi.

Die Grundidee mit der Mord-Weissagung finde ich sehr originell und ich habe auch die Erzählweise genossen. Die Spannung ist allerdings nicht so präsent und eher unterschwellig, doch es gibt immer wieder Momente, in denen man weitere Übergriffe vermutet oder eine Kurzschlusshandlung des Mörders erwartet, diese kleinen Gruseleffekte steigern die Lesespannung.

Annie wirkt anfangs recht naiv, aber sie beweist einen kühlen Kopf und bringt mit ihrem logischen Verstand Licht ins Dunkel der vielen kleinen Hinweise. Sie ist die Sympathiefigur im Buch und ich habe sie gerne begleitet. Die Nebenfiguren konnte ich im Laufe der Handlung auch näher kennen lernen, ich wurde dennoch mit der Auflösung überrascht.

"Das Mörderarchiv" ist eine gute Krimiunterhaltung mit britischem Flair und einer interessanten Grundidee, die mir gut gefallen hat und ich freue mich schon auf den nächsten Band der Reihe.

Bewertung vom 16.05.2024
Nebel über Rønne / Lennart Ipsen Bd.2
Kobr, Michael

Nebel über Rønne / Lennart Ipsen Bd.2


sehr gut

Gelungene Fortsetzung mit Bornholm-Inselflair und interessanten Charakteren
Im Goldmann Verlag erscheint mit "Nebel über Rønne" der zweite Band von Michael Kobrs Bornholm-Krimireihe.

Kommissar Lennart Ipsen zog nach seiner Scheidung und einem Burnoutdem auf die Ostseeinsel Bornholm und fühlt sich dort sehr wohl, auch weil er mit der Köchin Maren näher befreundet ist. Beruflich kommt er mit seinen engagierten Kolleginnen Britta und Tao wunderbar aus. Es könnte für ihn nicht besser laufen! Aber dann bringt ein neuer Fall Turbulenzen in sein Leben. Im dichten Nebel landet eine Privatmaschine auf dem Flughafen von Rønne und der Tower verliert den Kontakt zur Maschine. Es stellt sich heraus, dass der Pilot Henrik Forsberg und beide Insassen Opfer eines Mordanschlags wurden. Ibsens Team steht vor einem heiklen Fall, sie müssen das Motiv und den genauen Tatvorgang herausfinden und was die drei Opfer miteinander verbunden hat.

Dieser Krimi führt wieder auf die beschauliche Urlaubsinsel Bornholm und wir begleiten Lennart Ibsen bei seinen Ermittlungen in einem rätselhaften Fall, bei dem er über die drei Opfer einiges herausfindet, was durchaus ein Motiv bieten würde. Doch er muss auch klären, wem der Anschlag überhaupt galt, dem Piloten und Hotelier Forsberg, dem Teehändler Bjarne oder dem Ehemann der Pfarrerin.

Der zweite Band ist ein guter Mix aus Mordermittlung und dem Privatleben der Protagonisten, bei dem auch das schöne Setting Bornholms gut eingebunden wird. Der Fall hat mich schnell gepackt und bekam durch den Tathergang mit einer Vergiftung eine besonders mysteriöse Note. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet, bieten wieder einiges an Unterhaltungswert und man kann sie sich auch gut vorstellen. Lennart hat seine Eigenheiten, ist seinen Töchtern ein guter Vater und ist (wie er sich selbst bezeichnet) ein "Korinthenkacker", der Regeln und Gesetze als Richtlinien braucht und genau befolgt. Britta ist ein Energiebündel und Multitalent und Tao ist mit ihrem technischen und analytischen Verstand eine Geheimwaffe, die am liebsten vom Schreibstisch aus ermittelt. Ich hatte bei den Ermittlungen aber den Eindruck, dass das Trio dieses Mal eher Alleingänge unternimmt und nicht so intensiv zusammen gearbeitet hat, wie noch im ersten Band.

Die Nebenfiguren wie Lennarts Vater oder seine Töchter bringen eine familiäre Note ins Buch, die mit dem eingebundenen Ostseeflair und den kulinarischen Leckereien Atmosphäre verleiht und locker unterhält. Genau in diesem Alltäglichen verliert sich leider ein wenig die Spannungskurve.

Die mysteriöse Vergiftung der Flugzeuginsassen sorgt für einige Fragezeichen und fesselte mich an die Handlung, die Spannung flacht leider etwas ab und hat mich mehr unterhalten als gepackt. Es gelingt Michael Kobr aber in gewohnter Schreibqualität mir am Ende nach einer Verfolgungsjagd eine Überraschung mitsamt schlüssiger Auflösung zu präsentieren und dem Krimi einen guten Abschluss zu verleihen.


"Nebel über Rønne" konnte mich mit dem Flair Bornholms erneut in Urlaubsstimmung versetzen und bietet mit dem speziellen Mordfall eine gelungene Fortsetzung der Bornholm-Krimireihe!

Bewertung vom 07.05.2024
Mord am Lago Maggiore
Holenstein, Alexandra

Mord am Lago Maggiore


ausgezeichnet

Giftmord und eher Krimödie als Krimi!
Im Emons Verlag erscheint der Krimi "Mord am Lago Maggiore" von Alexandra Holenstein.

Ascona liegt ganz idyllisch am Lago Maggiore und bietet ein herrliches Urlaubspanorama. Dorthin verschlägt es Tabea und Ludwig Kummer, die in die luxuriöse Villa seines Vaters Herbert ziehen. Das Zusammenleben gestaltet sich nicht gerade harmonisch, denn die Schrullen von Herbert muss man aushalten können. Aber bei dieser Traumlage machen Tabea und Ludwig halt Zugeständnisse. Doch eines Tages liegt Herbert vergiftet auf dem Fußboden. Wer könnte ein Motiv haben? Während Ludwig Kontakt zu der ermittelnden Kommissarin hält, macht sich Tabea selbst an die Nachforschungen und findet gleich mehrere Hinweise, die Herbert in einem anderen Licht darstellen und ein Verbrechen rechtfertigen würden. Doch damit scheucht sie auch den Mörder auf...

"Herbert war nur in Kleinstmengern verträglich. Er musste mit der Pipette verabreicht werden. Oder besser noch: in homöopathischer Dosierung. Verdünnt und nicht mehr nachweisbar." Zitat Seite 66/67

Alexandra Holensteins Bücher sind immer durchzogen von einem feinen, aber leicht ironischen Humor, der ihrer Geschichte auch in diesem Fall die richtige Würze verleiht.

In dieser Geschichte wird schnell klar, Herbert ist ein Fiesling, der anderen gerne mal auf die Füße tritt. Für sich selbst nimmt er sich aber alle Rechte heraus und das kommt bei Tabea natürlich nicht so gut an. Sein Sohn Ludwig kuscht vor seinem Vater, denn er ist in einer prekären Lage, weil seine Fotoaufträge nicht so viel abwerfen, dass er große Sprünge machen kann.

Dann wird Herbert vergiftet und es gilt nicht nur, den Täter ausfindig zu machen, sondern das große Anwesen mit Seelage verspricht auch ein entsprechendes Erbe, mit dem es sich gut leben lässt. Hätte Herbert nicht auch so seine Geheimnisse gehabt, die nach und nach sichtbar werden.

Bei diesem Buch kann man eher von einer Krimödie sprechen als von einem Krimi. Der olle Herbert wandelt auf Freiersfüßen, sein Sohn und die Schwiegertochter ersetzen den Gärtner und die Köchin und plötzlich ist Herbert tot.

Tabeas kommt bei ihren Ermittlungen einigen Dingen auf die Schliche und man kann munter miträtseln. Die Spurenlage lässt einige Verdächtige zu und am Ende gerät Tabea noch in die Gewalt des Mörders.

Seeidylle und ein Leben in einer luxuriösen Villa können traumhaft sein, aber manchmal ist die Realität doch ganz anders!

Der Erzählstil ist ein gewohnter Holenstein-Roman, bei dem man die Figuren deutlich gezeichnet mit Ecken und Kanten vor Augen hat und häufig über die Dialoge lachen muss. Erwähnenswert ist auch die wunderbare Beschreibung der Location am Lage Maggiore mit all seinen Blüten und Farben und den herrlichen Ausblicken auf den See. Damit zaubert die Autorin ein regelrechtes Urlaubsflair und man wünscht sich automatisch in Herberts Villa, um das Seepanorama zu genießen.

Die Aufklärung erfolgt etwas in die Länge gezogen und es werden immer mehr Details aufgedeckt, die Herberts Ausgangslage sichtbar machen. Doch dadurch hat man auch die Muße, sich in Tabeas und Ludwigs Eheprobleme einzufühlen, die anderen Nebenfiguren mit ihren Macken auf sich wirken zu lassen und einfach mal am Lgo die Seele baumeln zu lassen - Toter hin oder her!

Für mich war dieses Buch ein echter Lesegenuss, bei dem sogar der Vergleich mit den bösen Ingrid-Noll-Romanen aufkam. Dort bekommen die bösen Buben auch immer eins auf die Mütze!

Bewertung vom 06.05.2024
Das letzte Feuer
Borrély, Maria

Das letzte Feuer


sehr gut

Einen alten Baum verpflanzt man nicht!
Im Kanon Verlag erscheint "Das letzte Feuer" von Maria Borrély in der deutschen Übersetzung von Amelie Thoma.

Im kleinen Bergdorf Orpierre d'Asse gibt es nur Steine, Felsen und kargen Boden und die Bewohner kämpfen ums Überleben. Als die Asse eingedeicht wird, locken die fruchtbaren Böden die Familie hinunter ins Tal. Nur die starrköpfige alte Pélagie Arnaud harrt trotz der kärglichen Lage mit ihrer kleinen Enkelin Berthe auf dem Berg aus. Pélagie glaubt nicht, dass ein Deich die Asse im Griff halten kann. Und so gedeiht im Tal das neue Dorf, bis es eines Tages zu einem Anschwellen der Asse kommt.

"Dann rast sie (die Asse) heran gleich einer Horde galoppierender Pferde, ..., die beiden Wasser in verschiedenen Farben scharf voneinander getrennt, die Sturzflut gelber, dicker und schneller mit ihrem Sturmtrupp schaum- und schnörkelbekränzter Wogen." Zitat Seite 65
Pélagie traut dem Deich nicht und selbst als Berthe heiratet und ins Tal zieht, bleibt sie auf dem Berg wohnen, besucht sie aber täglich im Tal. Einen alten Baum verpflanzt man nicht!

Das Buch setzt sich zusammen aus einzelnen Episoden, die sich schliesslich zu einem Ganzen verbinden. Borrély beschreibt in beinah knappen Worten, wie die Bewohner nach und nach ins Tal ziehen. Sie zeigt das Landleben der Bewohner und wie sie im Tal mit den fruchtbaren Äckern zu Wohlstand kommen. Sie erzählt vom Aufwachsen der Kinder, aber auch vom Altwerden und Sterben. Und immer wieder ziehen Beschreibungen der Asse durch die Geschichte, die sich in ihrem wilden Lauf Wassermassen mitzieht und auch zu einem brodelnden Fluss anschwellen kann, den man fürchten muss.

Beeindruckt hat mich der wunderbare Erzählstil der Autorin und damit auf besondere Weise durch die Handlung geführt. Daran hat auch die hervorragende Arbeit der Übersetzerin Amelie Thoma ihren Anteil. Die Sprache ist gerade bei den Naturszenen bildhaft erklärend, ansonsten aber knapp in den Aussagen und ahnt aus den Andeutungen die Situation der zurückgebliebenen Pélagie und spürt, dass sie ihren Lebensabend in dieser kargen Natur verbringen und abschließen möchte.


Dieser Roman lebt von seinen wortgewaltigen Beschreibungen der Natur und des Flusses Asse, der sich notfalls mit Gewalt seinen Weg bahnt. Aber die Geschichte erzählt auch von Traditionen, vom Leben und Sterben und von alteingesessenen Bergbewohnern, die an ihrer Scholle kleben und mag sie auch noch so armselig sein. So eine Frau ist Pélagie Arnaud, die mit Ziegen und Hühnern auf dem Berg zurück bleibt, während die anderen Bewohner ins Tal ziehen und dort ein neues Leben beginnen.

Eine beeindruckende Geschichte mit großartigen Landschaftsbeschreibungen, die vom einfachen Leben in einem Bergdorf erzählt, bis das letzte Feuer erlischt.

Bewertung vom 05.05.2024
Leonardo, Frida und die anderen
Jouneaux, Camille

Leonardo, Frida und die anderen


ausgezeichnet

Mein Lieblingsbuch in Sachen Grundlagen der Kunstgeschichte
Im Prestel Verlag erscheint der Kunstband "Leonardo, Frida und die anderen", darin stellt die Kulturkritikerin und Kunstjournalistin Camille Jouneaux die Geschichte der Kunst im Verlauf von 800 Jahren vor und zeigt die Werke von 100 Künstlerinnen und Künstlern.

Die Bedeutung von Kunstwerken ist manchmal nicht so leicht zu entziffern. Und die Fülle an Epochen und Kunststilen ist enorm, da muss man sich schon genauer mit beschäftigen, um die zeitliche Einordnung und die Malstile zu erkennen. In diesem Buch wird die Kunstgeschichte der letzten 800 Jahre mit Bildbeispielen von über 100 Künstler:innen vorgestellt und gezeigt, wie man Gemälde analysieren und entschlüsseln kann. Auf anschauliche Weise wird Grundlagenwissen für die bildende Kunst vermittelt.

Die Ambition der Autorin war die Erstellung eines Buches, das Grundlagen zur Betrachtung und Analyse eines Gemäldes vermittelt. Diese Herangehensweise habe ich im Kunstunterricht gelernt und finde, die Umsetzung im Buch sehr gelungen.

Die Auswahl der gezeigten Künstler:innen ist eine ausgewogene Sicht auf diesen Zeitraum von 800 Jahren Kunstgeschichte. Neben monumentalen Namen wie Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer, Michelangelo, Raffael, Rembrandt van Rijn, Johannes Vermeer, Caspar David Friedrich etc. zeigt Camille Jouneaux auch Künstlerinnen, denen weniger Beachtung zu Teil wurde wie Judith Leyster, Lavinia Fontana, Artemisia Gentileschi, Adélaïde Labille-Guiard,Rachel Ruysch oder Élisabeth Vigée Le Brun.

Der Aufbau des handlichen und doch recht kompakten Buches erfolgt nicht in chronologischer Reihenfolge der Kunstgeschichte nach Epochen, sondern teilt sich in diese fünf Kategorien auf:

- Ewige Malerei (von Giotto bis Lavinia Fontana)

- Triumphale Malerei (von Caravaggio bis Charles Le Brun)

- Sensible Malerei (von Antoine Watteau bis Eugène Delacroix)

- Rebellische Malerei (von Gustave Courbet bis Gustav Klimt)

- Radikale Malerei (von Henri Matisse bis Bansky)

Jede/r Künstler:in wird auf einer Doppelseite vorgestellt, die sich in eine großformatige Gemäldeabbildung und eine Textseite aufteilt. Der Textteil enthält Daten und Informationen zum Leben und Wirken des Künstlers, einen Zeitstrahl zur Einordnung der Epoche und einen Abschnitt, in dem sich mit dem Werk auseinander gesetzt wird (Was sehen wir?). Und vor jedem Kapitel werden die behandelten Epochen mit ihren Besonderheiten erklärt.

Das Besondere an diesem Buch ist die spezielle Herangehensweise der Autorin. So erklärt sie vielfältige Aspekte aus der Kunstgeschichte, etwa wie das ideale Museum aufgebaut ist, welcher Fachjargon wichtig ist, dann wie Maler Proportion und Perspektive einsetzen, woran man stilistische Merkmale erkennt, welche Gattungen es in der Malerei gibt und welche Bedeutung Kunst generell hat. Neben diesen Angaben zieht die Autorin interessante Vergleiche zwischen der Kunst verschiedener Länder und zwischen alter Kunst und aus der Moderne. Neben amerikanischer Kunst kommen übrigens auch nicht-westliche Traditionen der chinesischen, indischen, australischen Aborigine- und afrikanischen Kunst zu Wort. Dieser groß angelegte Vergleich lässt Rückschlüsse auf die Entwicklung der Kunst zu und auf ihre landestypischen Besonderheiten.

Dieses reich illustrierte Buch zeigt einen umfassenden und verständlichen Eindruck über die Geschichte der Kunst und ist absolut empfehlenswert für alle Kunstliebhaberinnen und Einsteiger in die Kunstgeschichte! Hier werden nicht nur viele unterschiedliche Künstler und ihre Werke vorgestellt, sondern auch Begriffe aus der Kunstgeschichte erläutert, sowie die Grundlagen der Bildbetrachtung vermittelt. Kunst ist so vielseitig wie die Menschheit und das macht dieses Buch deutlich!

Dieser großartige Bildband ist ein umfangreiches Grundlagenwerk und bietet einen hilfreichen Überblick in die Kunstgeschichte der letzten 800 Jahre.