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Martinchen
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Magdeburg

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 25.05.2024
Lavendel-Sturm / Lavendel-Morde Bd.6
Bernard, Carine

Lavendel-Sturm / Lavendel-Morde Bd.6


ausgezeichnet

In einer geheimnisumwitterten Sandsteinhöhle wird Angeline Cravsse tot aufgefunden, offenbar an einer Überdosis gestorben. Zunächst wird ein Unfall vermutet, die Auffindsituation deutet auf einen Täter hin. Ins Visier gerät Angelines Freund Pascal Bech, der nicht nur Musiker ist. Doch dann stirbt auch er.

„Lavendel-Sturm“ ist der sechste Band der Reihe um die junge Kommissarin Lilou Braque. Ihre Geschichte wird weiter erzählt, der Fall an sich ist abgeschlossen und kann unabhängig von den Vorgängerbänden gelesen werden.

Die meisten Figuren sind bereits aus den Vorgängerbänden bekannt, dennoch sind sie auch für Neueinsteiger lebendig beschrieben. Auch diejenigen, die im Zuge der Ermittlungen eine Rolle spielen, sind gut vorstellbar. Interessanterweise erobert vor allem Digne die Herzen – auch meines.

Es gibt keinen vielversprechenden Ansatz für die Ermittlungen, was die Autorin nutzt, um die mühsame Kleinarbeit der Polizei und das gute Zusammenspiel innerhalb des Teams zu beschreiben.
Flasche Fährten und unerwartete Wendungen führen zu einer Lösung, die keine Fragen offen lässt, aber einige Veränderungen für das Team um Lilou mit sich bringen.

Natürlich spielen auch die Landschaft und das französische Savoir-vivre eine Rolle, wenn auch vielleicht etwas weniger als in den anderen Bänden.

Fazit: eine absolut gelungene Fortsetzung, die Lust auf weitere Bände macht

Bewertung vom 07.05.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


ausgezeichnet

Der 70. Geburtstag des Meeresbiologen Adam Gardner steht bevor. Er selbst sieht sich kurz vor einem Durchbruch in der Erforschung der Walgesänge und ist manisch-depressiv. Sein Sohn Ken, verheiratet mit Jenny, Vater von Zwillingen und erfolgreicher Immobilienmakler steckt in einer tiefen Krise. Abby, Adams Tochter, ist Künstlerin und lehnt trotz ihrer Liebe zu David eine Ehe ab. Sie steht kurz vor ihrem Durchbruch, als sie entdeckt, dass sie schwanger ist. Jenny ist die perfekte Ehefrau für Ken, vergisst dabei jedoch sich selbst. Außerdem gibt es noch Steph Murphy, die nach der Geburt ihres Sohnes ihre Familiengeschichte klären will.

Adrienne Brodeur lässt ihre Protagonisten abwechseln erzählen. Diese Perspektivwechsel, verbunden mit einem lebendigen Sprachstil, der mitunter poetisch ist, macht das Lesen kurzweilig. Der Zauber der Landschaft auf der Halbinsel Cape Cod wird beim Lesen quasi erlebbar, der wunderbare Sommer, in dem die Geschichte spielt, tut ein übriges. Im Gegensatz dazu stehen die
Konflikte und Probleme der Protagonisten. Dabei ist vieles zwischen den Zeilen zu lesen, doch damit ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild der Familie.

Der Roman spielt von April bis Oktober 2016, die US-Präsidentschaftswahl steht bevor, wobei die Kandidatin als haushohe Favoritin galt. Die Autorin nimmt darauf an mehreren Stellen Bezug, wobei auch die Aufbruchstimmung und die Zukunftsängste eine Rolle spielen.

Viele Themen werden angesprochen: die manisch-depressive Erkrankung des Vaters, die enge Beziehung zwischen den beiden Geschwistern, die sich nahezu ins Gegenteil verkehrt, als die beiden erwachsen werden, Jenny, die zwischen Ehemann und bester Freundin steht, Steph lebt in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung, Abbys Freund ist verheiratet, Kens massive Probleme mit seinem Selbstwertgefühl und noch andere mehr.

Das Cover bringt einen Aspekt des Romans wunderbar zum Ausdruck. Mir persönlich gefällt der Originaltitel (Little Monsters) besser, auch in der deutschen Übersetzung, weil er den Punkt trifft. Allerdings kann der deutsche Titel auf zweierlei Weise mit dem Inhalt in Verbindung gebracht werden, so dass er so abwegig nicht ist.

Adrienne Brodeur ist Geschäftsführerin einer Non-Profit-Organisation und Mitbegründerin der Literaturzeitschrift „Zoetrope“, zusammen mit Francis Ford Coppola. Sie pendelt zwischen Cambridge und Cape Cod. Letzteres ist ihrem Roman in wundervoller Weise anzumerken.

Karen Witthuhn hat diesen Roman wunderbar übersetzt. Sie übersetzt seit 2000 Theatertexte und Romane, darunter Simon Beckett, D.B. John, Ken Bruen. Sie hat 2015 und 2018 Arbeitsstipendien des Deutschen Übersetzerfonds erhalten.


Fazit: ein poetischer und vielschichtiger Sommerroman, der nachhallt

Bewertung vom 04.05.2024
Im Angesicht der Angst
Mick, Saunter

Im Angesicht der Angst


ausgezeichnet

„Im Angesicht der Angst“ ist der zweite Fall für Kommissar Bartholomé und seinen Kollegen Simon Glauber. Der erste Band ist zum Verständnis nicht nötig, weil jeder Band in sich abgeschlossen ist. Wenn er so spannend ist wie der vorliegende, ist es zu empfehlen.

Auf dem Drachenfels verbrennt sich vor den Augen einer Familie eine junge Frau, deren Identität lange unklar ist. Bartholomé und Glauber haben auch aus diesem Grund zunächst keine Idee, wo sie ansetzen sollen. Insbesondere Glauber ist von den Geschehnissen sehr mitgenommen, zumal ein kleines Mädchen den Suizid ansehen musste, arbeitet jedoch professionell weiter. Mit Wiebke Heuer, die die beiden Ermittler unterstützen soll, nimmt die Sache Fahrt auf. Zunächst sind Bartholomé und Glauber nicht sehr begeistert, handelt es sich doch um die Tochter des Polizeipräsidenten, entsprechende Kommentare inbegriffen. Doch sie täuschen sich: Wiebke kann ausgezeichnet recherchieren und wird eine wertvolle Hilfe bei den weiteren Ermittlungen. Diese führen tief in die Vergangenheit und sind doch hochaktuell.

Kurze Kapitel und Szenenwechsel machen den Thriller sehr spannend. Trotz des furchtbaren Geschehens gibt es immer wieder auch Szenen, die zumindest zum Schmunzeln anregen. So gibt es kleine, völlig unbedeutend scheinende Hinweise auf Comics, Treffen mit Helene und einer wunderschönen Déesse und das überraschende Auftauchen eines attraktiven jungen Mannes bei Lucien Bartholomé. Dieser wird in den hoffentlich folgenden Bänden sicher eine Rolle spielen.

Mick Saunter hat sehr gut recherchiert und zeigt die Auswirkungen langer zurückliegender Geschehnisse auf Kinder und Enkel.

Fazit: Leseempfehlung für einen spannenden Thriller mit Überraschungen

Bewertung vom 04.05.2024
Verlorene Schreie (eBook, ePUB)
Ruff, Jenifer

Verlorene Schreie (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Agent Victoria Heslin wird zu einem besonderen Fall hinzugezogen. Ein junges Mädchen ist verschwunden, offensichtlich eine Entführung. Agent Heslin hat von Beginn an das Gefühl, dass nahezu alle Beteiligten etwas verschweigen oder gar zu verbergen haben. Sie kommt den Tätern sehr nahe, aber ihr fehlt die nötige Unterstützung der örtlichen Ermittler.

Jenifer Ruff erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Arbeit der Ermittler auf der Suche nach dem vermissten Mädchen steht im Vordergrund. Victoria Heslins Unbehagen überträgt sich schnell, den sowohl die Eltern des vermissten Mädchens als auch der örtliche Ermittler verhalten sich merkwürdig. Parallel dazu wird die Geschichte zweier Mädchen aus der Ukraine erzählt, die Opfer eines Mädchenhändlerrings geworden sind. Anhand dieser Schilderungen lassen sich gut die unterschiedlichen Charaktere der beiden zeigen.

Die Autorin beschreibt ihre Charaktere sehr lebendig, nicht alle sympathisch. Vor allem das Verhalten der Eltern ist unglaublich. Offensichtlich ist der gute Ruf wichtiger als die eigene Tochter. Agent Heslin fallen immer mehr Ungereimtheiten auf, denn ihre Stärke ist ihre Beobachtungsgabe. Sie reagiert in Absprache mit ihrem Vorgesetzten auf ihre eigene Art und Weise und schafft es, das Netz aus Intrigen, Lügen und Habgier zu durchschlagen. Der Spannungsbogen ist von Beginn an hoch und führt zu einem schlüssigen Ende. Übrigens schwingt Victorias Privatleben immer mit, nimmt aber zu keinem Zeitpunkt überhand.

Ich freue mich auf den nächsten Band.

Fazit: ein spannender Thriller zu einem aktuellen Thema

Bewertung vom 29.04.2024
Wo die Asche blüht
Que Mai, Nguyen, Phan

Wo die Asche blüht


ausgezeichnet

In „Wo die Asche blüht“ erzählt Nguyễn Phan Quế Mai die Geschichte der Amerasier, Kinder von vietnamesischen jungen Frauen und amerikanischen Soldaten, die während des Vietnamkrieges gezeugt wurden. In drei Erzählsträngen verknüpft die Autorin die Geschichten der Schwestern Trang und Quỳnh, die nach Sài Gòn gingen, um mit dem dort verdienten Geld ihre verschuldeten Eltern zu unterstützen. Worin ihre Arbeit bestand, war ihnen zunächst nicht klar. Dann geht es um Phong, einen Amerasier, der im Waisenhaus aufgewachsen ist, sucht verzweifelt nach seinen Eltern. Der dritte Erzählstrang schließlich erzählt von Dan, einem Soldaten, der im Vietnamkrieg eingesetzt war. Er hat seine schwangere Freundin zurückgelassen und kommt knapp 50 Jahre später nach Vietnam zurück, um sein Kind zu suchen.

Nguyễn Phan Quế Mai erzählt die Geschichten ihrer lebendig beschriebenen Protagonisten mit Empathie. Sie versteht es hervorragend, in einem ruhigen Erzählstil, wunderbar übersetzt von Claudia Feldmann, die einzelnen Schicksale mit ihren Auswirkungen und das Grauen des Krieges darzustellen. Ihre Sorgen, ihre Gefühle, ihre Fragen, ihr großes Leid kommen in jeder Zeile des Romans zum Ausdruck. Es wird sehr deutlich, dass alle Leidtragende sind: die jungen amerikanischen Soldaten, deren eine völlig falsche Aufgabe vermittelt worden war, die jungen Frauen, deren Not ausgenutzt wurde, die vietnamesische Landbevölkerung, der die Lebensgrundlage genommen wurde und natürlich und vor allem die Kinder, die aus den Beziehungen zwischen Amerikanern und Vietnamesinnen hervorgingen.

Nguyễn Phan Quế Mais Forschungen und Recherchen für ihre Doktorarbeit sind die Grundlage für diesen Roman, der zwar fiktiv ist, jedoch auf realen Ereignissen basiert. In ihrem lesenswerten Nachwort gibt sie weitere Informationen dazu.

Fazit: ein wunderbarer, berührender, bewegender Roman über Schuld und Vergebung

Bewertung vom 28.04.2024
Schöpfung und Evolution?
Drossel, Barbara;Junker, Reinhard;Scherer, Siegfried

Schöpfung und Evolution?


ausgezeichnet

Wie genau sind die Aussagen der Bibel zu verstehen? Haben diese Aussagen eine Relevanz für heutige Modelle zur Geschichte des Kosmos, der Erde und des Lebens? Hat Evolution einen Schöpfer widerlegt oder lassen sich Evolution und biblisches Schöpfungszeugnis miteinander vereinbaren? - Diese und weitere Fragen stellt Dr. Alexander Fink, Leiter des IGUW, gleich zu Beginn seiner Einleitung.

Um sich diesen Fragen zu nähern, wurden Barbara Drossel, Reinhard Junker und Siegfried Scherer gebeten, ihre Positionen vorzustellen und sich mit denen der jeweils anderen auseinanderzusetzen. Barbara Drossel, Jahrgang 1963, ist Professorin für Theoretische Physik an der TU Darmstadt und befasst sich seit Jahren mit dem Thema Glaube und Wissenschaft. Reinhard Junker, Jahrgang 1956, hat Mathematik, Biologie und Theologie studiert und befasst sich u.a. mit dem Design-Argument in der Biologie. Siegfried Scherer, Jahrgang 1955, ist Professor an der TU München und arbeitet an der kritischen Analyse von evolutionsbiologischen Modellen zur Entstehung von biomolekularen Maschinen.
Die drei Naturwissenschaftler eint der Glaube an Gott, die ihnen gestellte Aufgabe gehen sie von ihrem jeweiligen Fachgebiet unterschiedlich an.

Das Buch ist in drei Teile untergliedert. Zunächst stellen die Autoren ihre Position dar. Im zweiten Teil nehmen sie Stellung zu den beiden anderen Positionen, bevor sie zum Abschluss Gelegenheit zu einer Replik auf die Stellungnahme haben.

Die Autoren versuchen, ihre Beiträge auch für interessierte Laien verständlich zu machen. Das gelingt nicht in jedem Fall. Grundwissen zu den Themen Astrophysik, Geologie und Biologie sollten vorhanden sein.

Barbara Drossel beginnt ihre Ausführungen über die Prinzipien der Naturwissenschaft. Inwieweit sind die Aussagen der Bibel mit wissenschaftlichen Erkenntnissen in Einklang zu bringen? Ihr geht es dabei um das Alter der Erde, den Sündenfall Adam und Evas sowie dem Ablauf der Evolution.
Reinhard Junker legt seinen Schwerpunkt auf die Auseinandersetzung mit der Evolutionstheorie, während Siegfried Scherer seine persönliche Entwicklung an den Beginn seiner Ausführungen setzt, weil sie ihn und seine Sichtweise geprägt haben. In der Auseinandersetzung mit den Positionen der beiden anderen werden die unterschiedlichen Sichtweisen deutlich. Deutlich wird auch, dass es auf viele Fragen (noch) keine Antworten gibt, weil auch wissenschaftliche Fragen offen sind.

Es ist ein anspruchsvolles Sachbuch mit unterschiedlichen Meinungen und Standpunkten, dass zur eigenen Auseinandersetzung mit dem Thema und dem (erneuten) Lesen der Bibel als ganzes anregt.

Bewertung vom 21.04.2024
Die Toten vor der Tür
Jensen, Robin D.

Die Toten vor der Tür


ausgezeichnet

Der Journalist Steffen Baumann findet nach einem anstrengenden Tag eine Leiche vor seiner Wohnungstür. Ein mürrischer Kriminalkommissar hält Baumann für den Täter und den Fall für gelöst, bis sich herausstellt, dass es so einfach dann doch nicht ist. Schlimmer, denn es bleibt nicht bei der einen Toten. Baumann bekommt diverse Grußbotschaften des Täters, der keine Spuren hinterlässt. Wer hat es auf den Journalisten abgesehen?

Mit „Die Tote vor der Tür“ beginnt eine neue Reihe des Krimi-Autors Robin D. Jensen, der bereits in mehreren Bänden den Hamburger Kommissar mit dem wunderbaren Namen Rainer Zufall ermitteln lässt.

Das Cover mit den beleuchteten Wohnungen eines Mehrfamilienhauses passt zum Inhalt, vermittelt jedoch in seiner anheimelnden Wirkung eine falsche Sicherheit.

Steffen Baumann fühlt sich in seinem Job nicht mehr wohl, seitdem er einen neuen Chefredakteur bekommen hat, der mehr an reißerischen Überschriften als auf seriöse Recherche interessiert ist. Er wird sehr unsympathisch dargestellt, um es mal neutral zu formulieren und ist damit ein Gegenpart zu dem empathischen und integeren Baumann, der ein starkes persönliches Interesse daran hat, dass die Polizei den Täter schnell überführen kann. Baumann ist ein Frauentyp, was ihm überhaupt nicht bewusst ist, und hat gleich zwei Damen in seiner Wohnung, denen er Schutz gewähren will. Hinzu kommt die Freundin des ersten Opfers, die ebenfalls in dem Mietshaus wohnt. Das führt zu Zickenkrieg und komischen Situationen, die für die Beteiligten so komisch nicht sind.
Robin D. Jensen beschreibt seine Protagonisten lebendig und authentisch. Schnell baut er in kurzen Kapiteln Spannung auf, die dazu führt, dass man den Krimi nicht mehr aus der Hand legen kann. Der Täter wird überführt, das Motiv erscheint schlüssig. Für mich bleibt eine Frage ungeklärt, die neugierig auf den Folgeband macht.

Fazit: gelungener Auftakt mit einem sympathischen Protagonisten

Bewertung vom 21.04.2024
Die Flut (eBook, ePUB)
Dützer, Volker

Die Flut (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Detective Chief Inspector Steve Cole übernimmt den Posten des Polizeichefs auf Alderney, was zunächst unspektakulär erscheint. Allerdings musste er seine Identität wechseln, weil er seine Freundin und deren Tochter schützen will. Hinzu kommt eine Verletzung, deren Folgen dauerhaft sind. Auf Alderney erhofft er sich einen langweiligen Job ohne große Vorkommnisse. Doch kaum ist er angekommen, gibt es einen Mord, einen Mord, der tief in die Vergangenheit zurückreicht.

Ich habe bereits einige Krimis und Thriller von Volker Dützer gelesen, so dass ich gespannt auf den Beginn einer neuen Reihe war.

Volker Dützer schreibt einen gut lesbaren Stil und schafft es, sehr schnell Spannung aufzubauen und diese dann auch zu halten. In „Die Flut“ spielt natürlich das neue Leben von Steve Cole eine große Rolle. Seine Freundin Abby befindet sich im Zeugenschutzprogramm, was bedeutet, dass die beiden keinen Kontakt haben dürfen. Cole findet dennoch Wege, mit Abby zu telefonieren. Er weiß, dass es gefährlich für beide werden kann, zumal einige Täter noch nicht gefasst werden konnten.
Nicht nur Steve Cole, auch seine Kollegen und weitere Protagonisten sind gut und lebendig beschrieben, so dass sie einem sofort bildlich vor Augen stehen.
Nach dem Mord gerät die Künstlerin Emily ins Visier der Ermittlungen. Sie will endlich wissen, was in ihren ersten Lebensjahren geschehen ist, denn sie kann sich nicht daran erinnern. Und auch jetzt gibt es immer wieder Lücken in ihrem Gedächtnis. Geschickt wird Emilys Persönlichkeitsstörung in den Fall eingeflochten, was die Spannung zusätzlich steigert.

Die Auflösung erfolgt nachvollziehbar und lässt genug offene Fragen, um auf den nächsten Band neugierig zu sein.

Fazit: gelungener Auftakt einer neuen Reihe

Bewertung vom 20.04.2024
Venezianischer Fluch
Gesing, Daniela

Venezianischer Fluch


ausgezeichnet

Hotel Nuovo tempo: die junge Rezeptionistin Antonella Carracci und Verlobte des Sohnes der Hoteliersfamilie stürzt von der Accademia Brücke. Schnell wird klar, dass jemand nachgeholfen hat. Die Ermittlungen erweisen sich als schwierig, zumal ein Fluch, der auf der Familie liegt, die Gemüter beunruhigt. Carla Sorrenti wird dann auch zum Ziel eines Fluches, der sie stark verunsichert, ist sie doch mit ihrem zweiten Kind schwanger.

Es ist der neunte Fall, den Luca Brassoni lösen muss. Das Ermittlerteam ist mittlerweile gut bekannt, es gibt jedoch immer neue Facetten, die kurz erwähnt werden und einen kleinen Einblick in das Privatleben gestatten, ohne überhand zu nehmen. Natürlich spielt auch Brassonis Freund Caruso wieder eine (kleine) Rolle. Die Mitglieder der Hoteliersfamilie und weitere Beteiligte werden lebendig beschrieben. Allen voran Magda Perroni, die das Hotel mit eiserner Hand führt, ist wie der Rest der Familie authentisch beschrieben. Sofort stehen Magda, ihr Mann und ihre beiden Kinder lebhaft vor Augen.
Zunächst verlaufen die Ermittlungen etwas schleppend, denn ein Motiv ist nicht zwangsläufig erkennbar. Ein weiteres Opfer und eine Entführung tragen nicht zu schnellen Erfolgen bei. Doch natürlich wird alles nachvollziehbar und ohne offene Fragen gelöst.
Spannung kommt hier besonders deshalb auf, weil Carla Sorrenti sich von der Furcht, die sie durch die Drohung empfindet, freimachen kann. Ihre Schwangerschaft ist fortgeschritten, bei jeder kleinen Beschwerde wird sie unruhig. Luca Brassoni verbirgt seine Ängste gut, achtet jedoch darauf, dass seine Frau und auch sein Sohn gut beschützt werden.

Das Cover zeigt den Markusplatz bei gewittriger Stimmung – passt perfekt, sowohl zum Inhalt als auch zur Reihe.

Fazit: ein spannender und unterhaltsamer Krimi mit venezianischem Flair

Bewertung vom 20.04.2024
Falsches Spiel in Valencia
Izquierdo-Hänni, Daniel

Falsches Spiel in Valencia


ausgezeichnet

Im zweiten Band in der Reihe um Vicente Alapont erhält dieser den Auftrag, das Verschwinden eines einflussreichen Unternehmers aufzuklären. Alapont hat seinen Dienst bei der Policia Nacional quittiert und arbeitet nun als Taxifahrer. Das Ermitteln kann er jedoch nicht sein lassen. Er nimmt den lukrativen Auftrag an und stößt auf Spuren, die zu einer dubiose Privatbank und zum machtbesessenem Präsidenten des größten Wirtschaftsverbandes der Region führen. Oder ist doch alles ganz anders als es aussieht?

Das Cover zeigt ein Foto des Estacio del Nord, ein Motiv, das einen guten Hinweis auf mögliche Hintergründe gibt.

Daniel Izquierdo-Hänni möchte seinen Lesern mit seinen in Valencia angesiedelten Krimis auch das Land, die Leute und das Lebensgefühl vermitteln. Das gelingt ihm ausgezeichnet. Immer wieder gibt es während der Suche nach dem Verschwundenen wie zufällig eingestreute Hinweise auf die Landschaft, auf die Geschichte, auf gesellschaftliche und politische Gegebenheiten und natürlich auch auf landestypische Spezialitäten.

In kurzen Kapiteln mit einer Vorgeschichte und einem Epilog versucht Alapont, den verschwundenen Transportunternehmer Christóbal Fabregat zu finden. Hat sein Verschwinden etwas mit den Fördermitteln für den Ausbau der Eisenbahnstrecke zu tun? Einige Spuren führen dorthin, zumal die verantwortlichen Personen sehr machtversessen beschrieben werden. Vor einigen Jahren wurde Fabregats Tochter entführt und tot aufgefunden. Hängt beides zusammen?
Es werden Spuren verfolgt, die Alapont in Gefahr bringen, aber nicht zum Ziel führen.

Am Ende wird das Verschwinden nachvollziehbar aufgeklärt, wobei mir dann doch einiges zu kurz kommt, weil es lediglich in einem Halbsatz erwähnt wird. Fragen bleiben jedoch nicht offen.

Alapont ist die Familie wichtig, auch wenn er von seiner Frau getrennt lebt und seine Kinder ihre eigenen Wege gehen. Immer wieder spielen sie eine Rolle und sind ausgesprochen sympathisch beschrieben. Ob es Alapont gelingt, die traditionelle Paella schmackhaft zuzubereiten, verrate ich an dieser Stelle nicht.

Fazit: ein spannender Krimi mit sehr viel Lokalkolorit, der Lust auf eine Reise nach Spanien macht