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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 1971 Bewertungen
Bewertung vom 17.09.2024
Reise nach Laredo (eBook, ePUB)
Geiger, Arno

Reise nach Laredo (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Karls letzte Reise

Reise nach Laredo ist ein Roman, der vor kurzen kontrovers beim Literarischen Quartett besprochen wurde. Die Meinungen gingen auseinander, also hilft nur, selbst dieses interessante Buch zu lesen. Zunächst muss man wissen, wer Karl, die Hauptfigur dieses Buches ist. Es ist Karl V. Und war Kaiser sowie König von Spanien. Er lebte von 1500 bis 1558 und war eine interessante, historische Persönlichkeit.
Der Roman setzt gegen sein Lebensende ein, als er sich ins Kloster von Yuste zurückgezogen hatte. Die Handlung zeigt seine letzte (fiktive) Reise, die er zusammen mit einem Jungen unternimmt. Arno Geiger gelingen einige bemerkenswerte Szenen, zum Beispiel wie der König einen misshandelten Cagot rettete. Mit neuer Begleitung geht die Reise weiter. Eine Vielzahl von Details machen den Roman aus.
Arno Geigers literarische Qualitäten kommen auch in diesem Buch zum tragen.

Bewertung vom 15.09.2024
Bei den Minderen Brüdern
Heidtmann, Andreas

Bei den Minderen Brüdern


sehr gut

Es ist im Prinzip ein Internatsroman. Das hat eine lange Tradition und wenn man das heute noch wagt, sollte man eigentlich etwas besonderes hinzufügen. Bei den Minderen Brüdern ist aber ein ruhiger Roman, verhalten erzählt. Und ganz aus der Perspektive des Protagonisten.
Seine Liebe zur Musik und seine Beziehung zu seiner Freundin Rebecca sind recht ansprechend erzählt. Die ruhige Erzählweise ist Stärke und Schwäche des nicht unbedingt spannenden Romans. Aber man muss es nicht unbedingt bereuen, diesen Roman gelesen zu haben.

Bewertung vom 14.09.2024
Rauer Himmel
Bouysse, Franck

Rauer Himmel


sehr gut

Das Buch lebt mehr von den Beschreibungen der Menschen und Landschaft als von einer Handlung. Mann kann sich die schweigsamen Männer visuell gut vorstellen. Es entsteht schnell eine Atmosphäre, die auch dem langsamen Erzähltempo geschuldet ist und getrost dem Genre Country Noir zugeschlagen werden kann.
Zwar gibt es keinen direkten Spannungsbogen, aber es liegt etwas in der Luft. Das spürt man kontinuierlich. Das ist schon sehr gut gemacht.

Bewertung vom 14.09.2024
Dorf ohne Franz
Dolovai, Verena

Dorf ohne Franz


sehr gut

Ein desillusionierendes Buch.
Die Icherzählerin zeigt ihre Rolle in einer dörflichen, ländlichen Umgebung. Für sie gibt es keine Anerkennung oder Zuneigung innerhalb der Familie.
Der titelgebende Franz ist der einzige, der aus seiner Rolle ausbricht und dafür Freiheit erlangt.
Doch dann kommt der Tag, als auch Maria aus ihren Alltag flüchtet

Der Roman ist für meinen Geschmack ein wenig zu gleichförmig erzählt.
Aber man muss das Buch für seine Schärfe und Klarheit bewundern.
So wird es ein bemerkenswerter Antiheimat- und Antifamilienrom

Bewertung vom 14.09.2024
Beteigeuze
Zeman, Barbara

Beteigeuze


gut

Ich bin der Stern. Der Stern bin ich.

Der Stil von Barbara Zeman ist außergewöhnlich. Kurze Sätze prägen den Text. Mal verträumt, oft stakkatohaft.

Der Zustand der leicht labil wirkenden Protagonistin Theresa ist ambivalent. Wichtig ist ihre Beziehung zu Josef, aber die scheint schon ziemlich angeschlagen. Theresas Bedürftigkeit ist greifbar.
Es ist eine teilweise quälerische Lektüre. Dafür zeigt es den Zustand einer Frau in Schieflage im  Detail und ausdrucksstark.

Bewertung vom 12.09.2024
Daniel Kehlmann über Leo Perutz / Bücher meines Lebens Bd.6
Kehlmann, Daniel

Daniel Kehlmann über Leo Perutz / Bücher meines Lebens Bd.6


sehr gut

Das Werk eines große Meisters

Daniel Kehlmann über Leo Perutz ist wieder einmal ein Buch aus der Reihe Bücher meines Lebens.
Der Schriftsteller Leo Perutz ist etwas für Kenner und auch ein ewiger Geheimtipp, aber ist nicht vergessen. Auch weil sein Werk überwiegend noch aufgelegt wird.
Daniel Kehlmann schreibt wie gewohnt sorgfältig und angemessen.
Über Leo Perutz als Mensch gibt es nicht viel zu sagen, da der Autor immer sehr zurückhaltend war. Deshalb steht hier sein Werk im Vordergrund.
Am meisten geht Kehlmann auf Perutz Meisterwerk Nachts unter der steinernen Brücke ein. Er arbeitet heraus wie komplex der Text ist, der aus mehreren Erzählungen besteht, die aber doch miteinander verbunden sind.
Nicht auf alle Perutz-Romane wird in diesem Buch eingegangen. Dafür fehlte es an Raum. Dennoch hat Kehlmann Perutz Qualitäten gut herausgearbeitet.

Bewertung vom 11.09.2024
Tee für die Geister
Vuklisevic, Chris

Tee für die Geister


gut

Es ist ein ungewöhnlich erzählter Roman, wobei man als Leser direkt angesprochen wird. Um ehrlich zu sein, mag ich so was nicht besonders.
Man gewinnt auch anfangs  schwer Zugang zu der Handlung. Doch das wird mit der Zeit.

Die Hauptfiguren, Egonia und Felicite, sind aber schon interessant. Nach langer Zeit treffen sie doch wieder, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Es gibt einige Rückblenden.

Chris Vuklisevic kann man zu gute halten, das sie etwas wagt und Originalität kann man ihr nicht absprechen.

Bewertung vom 11.09.2024
Israel, 7. Oktober
Yaron, Lee

Israel, 7. Oktober


sehr gut

Die Journalistin Lee Yaron erzählt die Geschichten von Opfern und Überlebenden des 7.Oktober 2023. Dabei geht sie respektvoll mit ihnen um, dennoch sind es teils drastische Passagen.
Nebenbei erzählt die Autorin auch immer wieder Herkunft und Geschichte der Opfer sowie von der historischen Geschichte Israels in diesem Kontext.
Die Schilderungen vermitteln, was am 07.10.2023 geschah.
Der Untertitel ist zutreffend. Es ist vor allen auch ein Protokoll eines beispiellosen Gewaltakts.
Joshua Cohen hat das eindringliche Nachwort zum Buch geschrieben.

Bewertung vom 10.09.2024
Ankommen
Dzihic, Vedran

Ankommen


sehr gut

In Ankommen erzählt der Autor von seinem Ankommen als jugendlicher Flüchtling des Bosnienkriegs in Österreich.
Er zitiert sinnvoll aus Texten, in denen er eigene Erfahrungen/Empfindungen wieder erkennt.
Hannah Arendt, Heinz Bude, Tanja Maljartschuk, Aleksandar Hemon und immer wieder Michel Friedman,
Das bereichert das Buch. Als Leser spürt man, wenn Zitate nur als Namedropping eingesetzt werden. Das ist hier nicht der Fall.
Durch seine eigenen Erfahrungen und Überlegungen entsteht ein Buch zum Thema, das den Leser nicht gleichgültig lässt.
Das Buch, das Teil der Essayreihe Übermorgen ist, widmet der Autor seinem Vater.

Bewertung vom 09.09.2024
In den Wald
Vaglio Tanet, Maddalena

In den Wald


ausgezeichnet

Rückkehr aus dem Wald
Der Debütroman der italienischen Schriftstellerin Maddalena Vaglio Tanet ist sehr atmosphärisch gestaltet und interessant, denn es hat ein geheimnisvolles, rätselhaftes Element.
Die 42jährige Lehrerin Silvia verschwindet eines Tages ohne ersichtlichen Grund aus ihrer Wohnung in den Wald. Die Handlung zieht ihren Reiz daraus, dass man als Leser natürlich erfahren will, was sie dazu veranlasst hat.
Eine zweite wichtige Figur ist die Schülerin Giovanna. Sie ist keine gute Schülerin, wird von ihrem Vater geschlagen und leidet darunter, in die Pubertät gekommen zu sein. Auf der Gebirgsalm ihres Onkels fühlt sie sich frei.
Gewalt ist verbreitet und wird fast wie normal wahrgenommen.
Eine weitere wichtige Figur ist der Schüler Martino, der neu in der Gegend ist und dem Biella am Fuße der Alpen zunächst nicht besonders gefällt. Doch er wrd es sein, der die Lehrerin, die sich im Wald versteckt, findet.
Die Gespräche zwischen ihnen enthüllen ein Stück Leben.
Die Autorin vermag es, die Situationen ihrer sensiblen Figuren nachdrücklich zu beschreiben und findet ausgezeichnete Formulierungen, die zu einer eigentümlichen Stimmung führen. Dazu gehört aber auch die ländliche Umgebung von Piemont.
Ein mehr als gelungener Roman!