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Ibbenbüren

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Insgesamt 137 Bewertungen
Bewertung vom 03.03.2024
Mein Name ist Lilith
Marmery, Nikki

Mein Name ist Lilith


ausgezeichnet

Ich habe auf dieses Buch so sehr gewartet, denn was ich über Mein Name ist Lilith gehört habe war sehr interessant. Die Leserstimmen gingen von gar nicht gut bis hin zu geniale Geschichte. Mich jedoch sprach zu erst der Klappentext an und gleichzeitig drängte sich mir die Frage auf: Was habe ich, als ich vor vielen Jahrzehnten die Bibel las überlesen. Lilith? Dieser Name ist mir dort nie in der Schöpfungsgeschichte aufgefallen. Zwar mischte sich auch der Gedanke an ein ‚ach, das ist bestimmt so ein typischer ich-bin-eine-arme-unterdrückte-Frau-und-und-will-doch-nur-der-Held-sein‘ Buch ein, aber den habe ich in Anbetracht der biblischen Verbindung beiseite geschoben.

Mich begrüßte ein Buch mit einem sehr schönen und ästhetischen Cover in Blau und Gold mit einer Frau die einen roten Granatapfel in die Höhe hält. Äußerlich ein wunderschönes Buch, inhaltlich glänzend brillant. Der Schreibstil von Nikki Marmery nahm mich sofort gefangen, so dass ich in Kombination aus Buch und Inhalt keine andere Wahl hatte darin einzutauschen und es mit nur kurzen Pausen sofort zu beenden. Der Anhang in dem die Autorin mit historischen Anmerkungen und über die Ergebnisse ihrer umfangreichen Recherchen berichtet ist sehr interessant und spannend.



Doch worum geht es genau?
Lilith ist die erste Frau von Adam, gemeinsam leben sie im Garten Eden, dem Paradies auf Erden. Adam ist neugierig, möchte alles einen Namen geben und doch auch ein sehr herrischer Mann. Er will das Lilith seinem Willen folgt und ihm gehorcht. Doch Lilith will dies unter keinen Umständen! Also wird sie aus dem Paradies vertrieben und begibt sich zusammen mit dem gefallenen Engel Samael auf die Reise durch die Geschichte der Welt.

Während des Lesens fällt sofort das Muster der Menschheit, die eigentlich nichts aus der Geschichte und vergangenen Fehlern gelernt hat immer noch die gleichen Denkmuster im Bezug auf Frauen hat. Es ist neben einer schönen und doch aufrüttelnden Geschichte der ersten Frau auch eine Mahnung an die engstirnig denkende Männerwelt und des Christentums.

Mein Name ist Lilith ist eine wirklich gelungene Geschichte über die eigentliche Entstehung des Feminismus und ihren Folgen. Folgen, vor denen noch immer die Augen verschlossen werden. Auch der Ansatz das Maryam, jene als Hure und Sünderin dargestellte Frau an der Seite Jesu nach neueren Forschungen eine Apostelin gewesen sein könnte, ist sehr spannend. Das Buch weist viele neue Ansätze und Ergebnisse auf, daher ist es nicht nur eine langweilige Reise durch die Geschichte.

Von mir eine volle Leseempfehlung, auch oder gerade für all diejenigen die feministische Literatur mögen oder sie kennenlernen wollen.

Bewertung vom 03.03.2024
Essex Dogs
Jones, Dan

Essex Dogs


ausgezeichnet

Essex Dogs ist ein spannender und kämpferischer Roman, der sich an historischen Fakten hält aber auch genügend Freiraum für Fiktion lässt. Dem Autor Dan Jones ist es sehr gut gelungen diese beiden Einflüsse gekonnt zu verbinden.

Der 100jährige Krieg war zwar schon oft in anderen Büchern auch ein Thema, aber Essex Dogs unterscheidet sich deutlich von ihnen. In Essex Dogs liegt der Fokus auf eine zehnköpfige bunt gemischte Kämpfergruppe. Loveday, der kampferprobte Anführer ist quasi der Erzähler der Geschichte. Er gewährt den Blick auf das Leben seiner Dogs während und nach den Schlachten, auf die private Seite von Männern die verschiedener nicht sein könnten und dennoch ihr Leben für den König geben.

Für eine zartbesaitete Leserschaft ist Essex Dogs nicht sehr geeignet, denn die Schlachten werden detailreich beschrieben, so dass man förmlich das Schwert am eigenen Ohr vorbei schwirren hört und das verflossene Blut riechen kann. Dan Jones lässt den Leser nicht nur dabei sein sondern setzt ihn schonungslos mittendrin ab um ihn dann durch die Geschichte zu tragen. Neben den Kämpfen ist ein wesentlicher Bestandteil eindeutig das Leben der Kämpfer neben dem Schlachtfeld. Eine Welt aus Blut, Schlamm, Angst, Hunger und eine unstillbare Sehnsucht trotz allem dem König zur Seite zu stehen.

Mir gefiel diese Mischung sehr gut, zumal Dan Jones ein wunderbares Händchen dafür hat seinen Protagonisten so vielseitig strahlen zu lassen. Sie strahlen Stärke, Kampfgeist und Mut aus, also all das was Helden benötigen um Held zu sein.

Die Essex Dogs angeführt von Loveday der eigentlich Fitz Talbot heißt, bestehen aus dem jüngsten Romford und seinem Bruder, Father, Millstone, Scotsman, Pismire, Romford, Tebbe und nicht zuletzt auch aus Thorp. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein, doch sie verstehen zu kämpfen. Kämpfen für den englischen König und um den Thron des französischen Königs.

Ich bin schon sehr gespannt wie es mit den Essex Dogs weitergehen wird, denn dies war nur der Start zu einer Trilogie der Extraklasse.

Bewertung vom 26.02.2024
Trial of the Sun Queen / Die Artefakte von Ouranos Bd.1
Tuli, Nisha J.

Trial of the Sun Queen / Die Artefakte von Ouranos Bd.1


ausgezeichnet

Manchmal sieht man ein Buch, außen mit einem atemberaubenden Cover versehen, einem fesselnden Klappentext und dazu noch ein überragender Farbschnitt welcher am Ende der Reihe einen ebenso überragenden Farb- und Symbol- Verlauf ergibt. Man könnte also nur hoffen, dass die Autorin ein fesselndes und zum Genre passendes Fantasy-Vampir-Setting erschafft. Protagonisten, die den Leser fesseln und ihn in die Geschichte zieht. Ach und dann noch dieser Tik Tok Hinweis. Tja, obwohl ich immer noch kein Tik Tok nutze muss ich neidlos zugeben, was dort als Hype online ist hat es einfach nur verdient!!

Bis jetzt kannte ich noch keine Werk der Autorin Nisha J. Tuli und ich muss sagen, sie hat mich mit dem ersten Teil der Fantasy-Romance-Reihe »Die Artefakte von Ouranos« gefangen. Mir gefällt ihre Art des Schreibens, wie sie das Setting zum Leben erweckt und ihre Protagonisten mit Feingefühl strahlen lässt. Schon mit dem ersten Satz des Buches dem Leser ein lächeln aufs Gesicht zaubert und doch dann in eine unglaubliche Welt zu entführen. Eine Welt von Vampiren beherrscht und Menschen die nur ihrer Unterhaltung dienen. Nun könnte man meinen, dass es irgendein Abklatsch von Die Tribute von Panem ist, doch diese Annahme ist völlig falsch. Trial of the Sun Queen ist anders, besser und viel fantasievoller mit einem atemberaubenden Setting und tieferen Protagonisten. Das sag ich jetzt einfach mal so nach dem Lesen des ersten Teiles.







„Das Miststück hat meine Seife genommen. Ich durchwühle den kleinen hölzernen Schrank, der all meine Besitztümer enthält. Eine verschlissene Tunika. Ein Paar Socken. Einige zerfledderte Bücher, die ich so oft gelesen habe, dass sie praktisch nur noch Staub sind. Aber keine Seife.
»Ich bringe sie um«, murmle ich, während ich den Inhalt des
Schranks auf meinem niedrigen Feldbett ausbreite. »Ich zerschneide ihr Gesicht. Ich werde sie vom Kopf bis zum Arsch ausnehmen. Ich werde –«“
(Zitat Seite 9, Trial of the Sun Queen – Die Artefakte von Ouranos 1)





Mit diesem Einstieg hatte die Autorin mich gleich gefesselt und mich dazu veranlasst, dass Buch nicht vor Beendigung aus der Hand zulegen. Kurz gesagt ich habe genau 24,5 Stunden für dieses Buch benötigt, denn man will einfach nur wissen wie es weiter geht. Besonders weil es einen genialen und plötzlich Twist im Buch gibt er so fesselnd ist, dass man beim lesen einfach alles andere vergisst.



Worum es geht
Lor ist eine der Überlebenden des brutalen Fae Gefängnisses Nostraza. Unerwartet wird sie befreit und an den Hof des Sonnenkönigs gebracht. In tödlichen Prüfungen soll sie um die Hand des Königs kämpfen. Der Gewinn würde für sie und ihre Familie die langersehnte Freiheit bedeuten. Der Plan ist eigentlich die Intrigen der Fae und die Kämpfe zu überleben, aber dies ist gar nicht so einfach. Besonders weil Lor Gefühle für den Sonnenkönig entwickelt und vieles aus ihrer geheimnisvollen Vergangenheit erfährt.

Den Prinzen Nadir habe ich völlig in mein Herz geschlossen. Es war herrlich die Kapitel aus seiner Sicht zu lesen und als der Maskenball stattfand wäre ich gern an seiner Seite gewesen.

Erfrischend und angenehm ist, dass die Kapitel aus der Sicht von Lor und Nadir geschrieben wurde und so viele interessante Sichtweisen und Gefühlswelten entstanden.

Einzig der Cliffhanger am Ende des ersten Teiles könnte man als negativ empfinden, aber dieser ist nicht ganz so schlimm, denn es gibt eine tolle Leseprobe vom zweiten Teil.

Richtig toll und hilfreich sind auch die Landkarten der unterschiedlichen Welten, sie helfen bei der Orientierung und sind optisch ein weiteres Highlight.

Die Artefakte von Ouranos Reihe ist ein absolutes Fantasy Highlight des Jahres und stellt viele Werke mit denen sie verglichen wird in den Schatten. Absolute Leseempfehlung für Fantasy – Romance -Fans!

Bewertung vom 26.02.2024
I Fell in Love with Hope
Lancali

I Fell in Love with Hope


ausgezeichnet

Das Cover ist einfach nur wunderschön und die leicht erhöhten Buchstaben, welche sich auch auf dem Rückencover befinden lassen den Leser das Buch in einer besonderen Haptik erleben. Dazu dann auch noch der unendlich schöne Farbschnitt mit den gelben Blumen auf schwarzem Untergrund ist ein absoluter Hingucker.
Doch das Buch ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern verbirgt auch eine wundervolle und sehr gefühlvolle Geschichte. Selten habe ich ein so sehr ungewöhnliches Thema in so einer grandiosen, liebevollen und doch mit glasklarer Poetik Umsetzung lesen dürfen. Denn eigentlich wird das Thema Krankheit, Krankenhausaufenthalt und Tod vermieden, besonders wenn es Jugendliche und Kinder betrifft. Doch die Autorin Lou-Andrea Callewaert, die dieses Buch unter ihrem Synonym Lancali geschrieben hat, war so mutig dieses Thema aufzugreifen um es in eine so wundervolle und hoffnungsvolle Geschichte um Tod, Verlust, Krankheit, Krankenhaus und Liebe, Freundschaft und Kampfgeist zu verpacken.

Selten hat mich ein Buch schon gleich zu Beginn so sehr zu Tränen gerührt um mich dann sofort zart aufzufangen und mich zum Lachen und Schmunzeln zu bringen. I fell in love with hope ist höchst emotional und doch ein goldener Schein der Hoffnung.



Worum es geht
Sam muss erleben wie sich ihr Freund das Leben nimmt und das ausgerechnet nach dem sie ihm ihr größtes Geheimnis verraten hat. Unendlich traurig und oft an ihn denkend schließt sie dennoch in dem Krankenhaus, in dem sie seid gefühlt Immer schon lebt Freundschaft mit Neo, Sony und Coeur den nur C genannt wird. Sie alle haben eine schwere Krankheit. Doch zusammen sind sie ein starkes Team, sie wollen einfach nur leben und sich ein Stück Freiheit zurückholen. Ein ehrgeiziger Plan, denn ihre Krankheiten schränken sie zwar ein aber aufgeben ist keine Option. Wobei es manchmal nicht leicht ist, denn der Krankenpfleger Eric hat so ein ganz besonderes Gespür.

Als dann Hikari im Krankenhaus auftaucht verändert sich für Sam so einiges. Es ist als wäre Hikari die Rückkehr der Seele ihrer einstigen großen Liebe. Eine ganz besondere Freundschaft beginnt, denn Hikari hat eine ganz besondere Einflussnahme auf Sam.



Die Geschichte der Jugendlichen ist auf keinen Fall so etwas wie der Club der roten Bänder oder ähnlicher Geschichten. I fell in love with hope ist etwas ganz besonders! Ein wahres Plädier für das Leben und die Freundschaft, egal wie kurz das Leben ist und wie schrecklich die Krankheit auch sein mag.

Bewertung vom 21.02.2024
Die Insel des Zorns
Michaelides, Alex

Die Insel des Zorns


ausgezeichnet

Sieben verschiedene Charaktere, eine kleine griechische Inseln und ein Mord. Einen begnadeten und exzentrischen Erzähler plus menschliche Suche nach Liebe in den Abgründen des Lebens. Mehr benötigt es nicht um etwas einzigartiges zu schaffen. Ach, und einen Autor der dies meisterhaft zu Papier bringt und schon sind wir mitten in einem Thriller, einem Drama und einer Erinnerung an etwas das an eine Suche erinnert. Alex Michaelides hat mit Elliot Chase einen erzählenden Protagonisten geschaffen der seines gleichen sucht. Alle Protagonisten sind bis ins letzte Detail so perfekt unperfekt ausgearbeitet. Mit so viel Seele und Abgründe versehen, dass es schwer fällt weg zu schauen.

Die Insel des Zorns hat ihren ganz eigenen Charm und eine sehr eigenwillig Form der Erzählung. Ein Geniestreich ist eindeutig, dass der Erzähler Elliot Chase den Leser persönlich anspricht, ihn zu dem ein oder anderen Wodka einlädt und ihm die ganz Geschichte um den Tod der Hollywood Schauspielerin Lana Farrar erzählt. Manchmal vergisst er Dinge, nur um sie dann später detailreich und abgründig zu korrigieren. Manchmal kaltherzig, manchmal sehr gefühlvoll, aber immer mit einem gewissen Abstand und Nähe zugleich. Aber immer doch irgendwie auf der Suche.





Worum es geht
Lana Farrar lädt ihre Freunde und ihre Familie auf ihre kleine griechische Privatinsel, sie bekam sie von ihrem verstorbenen Mann geschenkt, ein. Sie will dem schmuddeligen englischen Wetter entfliehen und sie will Klarheit. Denn es gibt Hinweise darauf das ihre beste Freundin Kate eine Affäre mit ihrem Ehemann Jason hat. Elliot ihr bester Freund hat diesen Vorschlag gemacht, denn so kann niemand von ihnen vor der Wahrheit fliehen. Ihr Sohn Leo möchte Schauspieler werden, mit diesem Wunsch ist sie nicht glücklich. All dies spielt eine wesentliche Rolle für den Verlauf der Geschehnisse. Denn Kate ist auf Ärger aus und fühlt sich von Jason zurückgesetzt. Jason will eigentlich Geld von seiner Frau Lana erschleichen und liebt es auf der Insel zu jagen, mit wenig Erfolg. Plötzlich sind Jasons Waffensammlung verschwunden…
Elliot, erhofft sich eigentlich mehr Zuneigung von Lana ohne dies eigentlich zuzugeben.
Agahi die langjährige Angestellte und Freundin von Lana hütet ebenso ein Geheimnis wie der Inselwart Nikos.

Gleich am zweiten Abend geschieht das Unglück. Während der berüchtigte Sturm über die Insel zieht sind drei Schüsse zu hören und Lana ist tot. Die Geschehnisse vorher und danach sind spannend und detailreich ausgearbeitet. Die Suche nach dem Mörder oder der Mörderin ist auch eine Suche nach Liebe und Wahrheit.

Die Insel des Zorns von Alex Michaelides ist ein wahres Feuerwerk an Spannung und Selbsterkenntnis. Für mich der absolut beste Thriller.

Bewertung vom 20.02.2024
Die Hexen von Cleftwater
Meyer, Margaret

Die Hexen von Cleftwater


ausgezeichnet

Das Cover mit der blauen Diestel wirkt unschuldig. Doch unschuldig ist an der Geschichte der stummen Hebamme, Heilerin und Dienerin Martha Hallybread nichts. Es ist eine grausame Geschichte über die Hexenverfolgung in East Anglia im Jahr 1645. Ein dunkle und gefährliche Zeit für Frauen und auch Männern, die einfach anders sind als der normale Bürger zu der Zeit.

Die Hexen von Cleftwater ist eine gelungene Mischung aus historischen und einem Hauch von fiktiven Begebenheiten. Bewegend, bedrückend und doch mit einem Hauch von Hoffnung. Der Schreibstil der Autorin ist mitreißend und voller Details, aufwühlend und hoffnungsvoll. Allerdings sollte niemand ein seichtes dahinfließendes Werk erwarten, denn schon zu Beginn nimmt Margaret Meyer den Leser mit in die Geschehnisse und in eine düstere verlogene Welt des Hexenjägers Silas Makepeace.

Worum es geht
Prissy, die junge Küchenhilfe wird verdächtigt eine Hexe zu sein. Doppelttragisch ist es für die stumme Martha, denn Prissy ist im selben Haushalt tätig und zudem verlangt der Hexenjäger Silas Makepeace von ihr, dass sie die Körper der angeklagten Frauen nach Beweisen absucht. Durch diese ‚Aufgabe‘ besteht auch für Martha Gefahr, denn in all dem Aberglauben, religiösem Wahn und der patriachischen Gesellschaft könnte sie auch in den Fokus von Makepeace geraten.
Martha erhofft sich Hilfe von einer Wachspuppe namens „Atzmann“ welche sie von ihrer Mutter geschenkt bekam. Kurz entschlossen und im geheimen haucht sie dieser Wachspuppe Leben ein. Ein Hauch Hoffnung auf Magie, die niemand wissen darf und ihr das Leben kosten könnte.

Alles in allem ist Die Hexen von Cleftwater ein aufwühlender und authentischer historischer Roman. Zwar nicht immer leicht zu lesen und in Abgründe eines verklärten Glaubens blickend, aber dennoch so schön dass es eine spannende und kurzweilige Zeitreise ist.

Bewertung vom 20.02.2024
Die Spiele
Schmidt, Stephan

Die Spiele


ausgezeichnet

Die Spiele von Stephan Schmidtkommt mit einem recht bunten und ansprechenden Cover in die Bücherregale. Man könnte fast meinen, dass das die bunte Nachtszene etwas falsch liegt. Doch andererseits zeigt es genau eben jenes schillernde und bunte Nachtleben Shanghais mit all seinen verborgenen Geheimnisse. Vieles geschieht im dunkel der Nacht.

Der Schreibstil von Stephan Schmidt konnte mich recht schnell fesseln. Den Protagonisten hat er genau das notwendige geheimnisvolle aber auch diese besondere Härte angedacht und umgesetzt. Es fällt schwer auch nur einen von ihnen zu bevorzugen, aber dies will er ja auch gar nicht erreichen. Das Ziel, in die schmierige und abgründige Welt des IOC einzutauchen, eine Welt aus Lügen und Wahrheiten zu schaffen um gekonnt den schmalen Grad zwischen Realität und Fiktion zu verwischen.



Zu Beginn lernen wir den Journalisten Thomas Gärtner kennen und erfahren von Kennenlernen mit Charles Murandi. Dieses Kennenlernen ist aber auch eine Zeitreise in die Vergangenheit der Beiden. Zwei völlig unterschiedliche Mensch, die sich anfreunden und doch der eine den anderen umgebracht haben.
Während den Ermittlungen erfahren wir viel über die beiden unterschiedlichen Protagonisten aber auch eine Menge Hintergrund Wissen über den IOC und dessen politische Bedeutung.

Thomas Gärtner wird eher als ruppiger, unfreundlicher und teilweise vulgärer Zeitgenosse dargestellt. Diese Charakterzüge passen sehr gut zu ihm. Obwohl er dadurch nicht immer sympathisch rüber kommt ist dies doch auch irgendwie der Schlüssel zur Lösung.

Die weiteren Protagonisten wirken authentisch, das Setting und die politische Ebene sind sehr gut ausgearbeitet. Es ist ein kurzweiliger Ausflug in die Abgründe der Vergabe der Veranstaltungsorte der Olympischen Spiele, der Politik und den Menschen.

Ein absolut empfehlenswertes Buch für all diejenigen, die nicht nur einen trockenen Politikkrimi lesen wollen.

Bewertung vom 11.02.2024
The Fort
Korman, Gordon

The Fort


ausgezeichnet

The Fort – Das Geheimnis eines Sommers von Gordon Korman ist eine starke und spannende Geschichte rund um vier Freunde, die seit Kindheitstagen kennen und einen neuen Jungen, der seinen Platz in dieser Gruppe sucht.

Jedes Kapitel ist aus der Sicht einer Jungs geschrieben. Mit klug gewählten Worten und einfühlsamen altersgerechten Gefühlen und Gedanken, wird recht schnell eine spannende und mitreißende Geschichte um einen gefährdeten Zufluchtsort, die Kraft und Macht von Freundschaft und dem Zusammenhalt. Diese Entdeckerlust der Kids im Bunker aus dem kalten Krieg ist herrlich mitzuerleben. Ihren ersten Kontakt mit einem Röhrenfernseher, einem VHS-Player und einem Plattenspieler war herzerwärmend.

CJ, der ein großes Geheimnis mit selbst ernannten Todesbringern vor seinen Freunden verbergen will. Denn es ist ihm peinlich das sein Stiefvater ihn und seine Mutter schlägt und vor anderen den liebevollen Vater gibt.

Jason mitten in der Liebe, dessen Freundin ihm beibringt nur Ehrlichkeit ist die Basis von Liebe. Wie lange kann Jason, von den anderen als Romeo geneckt, aller Geheimnis vor Janelle hüten?

Mitchell, dessen Mutter die Familie mit drei Jobs über Wasser hält hat Zwangsstörungen. Eigentlich eine ganze Menge davon aber am meisten ist es Triskaidekaphobie! Die Angst vor der Nummer dreizehn! Ich mochte Mitchell sehr besonders wenn er sagt: „Hab ich nicht! Ich hab Zwangsstörungen:“ ( Buch Seite 17)

Evan ist der kleine Bruder von Luke, beide wurden von ihren drogensüchtigen Eltern verlassen und nun bei den Großeltern. So richtig gut läuft es allerdings nicht zwischen den beiden, denn Lukes Freund Jaeger gehört zu der absolut fiesen Sorte Jungs und alle haben Angst vor ihm.
– Hier habe ich mich die ganze Zeit gefragt ob es einfach nur ein Übersetzungsfehler ist. Denn ein Kind „Jaeger“ zu nennen erscheint mir selbst für amerikanische Verhältnisse ungewöhnlich. Hier hätte das Original also „Hunter“ für weniger Verwirrung gesorgt. –

Ricky, diese kluge und helle Köpfchen muss man einfach nur mögen. Zwar tun sich die Jungs und vor allem Mitchell sich damit schwer, aber im Laufe der Geschichte wird Ricky doch zu einem wichtigen Bestandteil. Ricky ist wirklich erstaunlich, wie er obwohl er merkt wie wenig die Jungs ihm manchmal vertrauen doch zu einem absolut großartigen Freund, vorallem auch für CJ wird.
– Bei Ricky habe ich mich gefragt, was bitte eine Magnetschule?! Mir war dieser Begriff absolut unbekannt. Aber irgendwie erklären die Jungs es im Buch mit ihren eigenen Wort, was ich toll fand-

Alles in allen hat mir das Buch am Ende doch Tränen in die Augen getrieben, so viel Freundschaft, Hilfe und Zusammenhalt war schön. Auch wenn letztendlich das Opfer hier für nur einen Sommer hielt, aber für immer in Erinnerung bleibt.

Bewertung vom 08.02.2024
Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1
Helford, Anna

Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1


ausgezeichnet

Mit Season Sisters Frühlingsgeheimnisse beginnt eine vierteilige Buchreihe um die vier Jahreszeiten. Diesmal sind es vier Schwestern, jede ist anderes und jede hat einen anderen Lebensstil und eigene Charakterzüge. Aber es ist nicht alles so hübsch wie es anmuten könnte, denn jede von ihnen hat auch ihre Probleme mit dem Leben Jetzt und mit der Vergangenheit. Es sind jeweils in sich geschlossene Geschichten, so dass jedes Buch auch einzeln gelesen werden kann.





Worum es geht
Bis zu ihren sechszehnten Lebensjahr lebte Spring noch zusammen ihren Schwestern Summer, Autumn und Winter und ihren Eltern auf einer Bio-Farm in Wales. Die Kindheit der vier war alles andere als leicht, denn ihren Eltern waren Partys und der Konsum von Drogen wichtiger als sich um die Schwestern und die Farm zu kümmern. Spring rebelliert schon früh indem sie sich absolut rebellisch verhält.
Mit sechszehn brennt sie nach London durch. Mit ihrem schwarzen und dunklen Kleidungsstil, den zur Glatze geschorenen Haaren , dem dunklen Make-up und ihrer rebellischen Art gerät sie dort recht schnell in ein schlechtes Umfeld. Sie wird erwischt und wegen Drogengebrauch, Drogenhandel und Diebstahl zu einhundertvierzig Sozialstunden verurteilt.
Wider Erwarten freundet sich Spring immer mehr mit der achtzig Jähren Sophia Folwer trotz oder wegen der strengen Regeln an. Im Laufe der Zeit erfährt Spring die Geschichte von Sophia und erinnert sich im Laufe der Erzählungen an ihre erste Große Liebe Ethan Fowler. Also begeben sich Sophia und Spring nach Wales und folgen den Spuren der Vergangenheit.
Als Spring wieder auf Ethan trifft, machen sich beide auf die Geheimnisse zu lösen…. Happy End nicht ausgeschlossen, oder etwa doch?

Die Geschichte selbst ist durch den geteilten Zeitstrang aus Jetzt und Vergangenheit. Durch diese Teilung erhält Springs Geschichte noch al eine ganz andere Dynamik.



Mir hat der Schreibstil von Anna Helford sehr gut gefallen und auch die Ausarbeitung der Protagonisten ist wundervoll. Sie haben Tiefgang, zeigen tiefe Gefühle und es wird nicht Dramatik und Spannung gespart.
Kurzum gesagt, in meinen Augen ist der Auftakt mit Spring gelungen und ich bin schon sehr neugierig endlich auch Summer, Autumn und Winter kennenzulernen. Diese Neugier wurde durch den Epilog nur noch mehr bestärkt. Das tollste daran ist, dass die Bände passend zu den Jahreszeiten erscheinen soll.

Bewertung vom 08.02.2024
Weiße Wolken
Seck, Yandé

Weiße Wolken


ausgezeichnet

Weiße Wolken ist der Debütroman von Yandé Seck und es ist ihr gelungen mich mit den ersten Worten einzufangen. Ihr Schreibstil wirkte auf mich wie eine perfekte Mischung aus liebevoll und völlig klar. Sie beschreibt das Leben der Familien grandios klar und fassettenreich, aber auch nüchtern kühl und präzise. Die Gefühle der Protagonisten sind mit so viel Liebe beschrieben und die gesamte Familiengeschichte ist sehr bewegend. Ihr gelingt es, dass an keiner Stelle Langeweile aufkommt oder etwas nicht schlüssig ist. Kurz gesagt, Weiße Wolken ist ein sehr gelungenes Debütwerk und ich bin sehr gespannt auf weitere Werke von Yandé Seck.

Worum es geht
Die Schwestern Dieo und Zazie, beide People of Color sind sehr unterschiedlich. Während Dieo mit dem weißen Simon verheiratet und Mutter von drei Söhnen ist, sieht Zazie eigentlich sich nur Rassismus der weißen Bevölkerung ausgesetzt. Immer mehr steigert sie in diese Sichtweise hinein, so dass auch ihr Schwager Simon das Opfer ihrer Sicht auf die Gesellschaft ertragen muss.
Zazie sieht überall und in jeden rassistische und sexualisierte Tendenzen, welche sie sich kaum erwehren kann und sich auch irgendwie immer mehr hinein steiget.
Dieo will eigentlich nur eine gute Mutter und Ehefrau sein, aber auch sie hat ihre Zweifel diesbezüglich gegenüber der Gesellschaft. Ihre Beziehung zu ihrer Schwester Zazie wird durch deren ständigen Kritik auf eine harte Probe gestellt.

Als der Vater der beiden Schwestern stirbt droht die Familie ganz zu zerbrechen. Da der tote Vater in seinem Heimatland beerdigt werden soll, machen sich die Schwestern auf den Weg in den Senegal. Vor über vierzig Jahren ist der Vater von dort nach Deutschland gekommen und sich hier etwas aufzubauen.
Sowohl für Dieo und Zazie ist es eine sehr bewegende und auch klärende Reise in die Heimat des Vaters, eine Reise zu ihren Wurzel und zu ihren fast vergessenen Ich.

Mir gefällt an der Geschichte das der Fokus auf die Protagonisten gerichtet ist und nicht sonderlich viel über den Senegal berichtet wird. Denn so wird der Leser nicht vom eigentlichen und tiefbewegenden Thema abgelenkt.