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Benutzername: 
isaba
Wohnort: 
Stuhr

Bewertungen

Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 17.07.2020
Paradise City
Beck, Zoë

Paradise City


sehr gut

Schöne gesunde überwachte neue Welt

Zoe Beck hat mit "Paradise City" eine Dystopie geschaffen, die viele erschreckend realistische Elemente eines Deutschland in der nicht sehr fernen Zukunft enthält. Die Geschichte gewährt den Einblick in viele Details des Lebens in der künftigen Gesellschaft, wodurch man als Leser schnell eintauchen kann.

Liina lebt in Frankfurt, der größten Megacity Deutschlands. Andere Landesteile sind verwaist oder nur dünn besiedelt und bieten nicht die Sicherheit und den Komfort der Hauptstadt. Liina ist dort für die regierungsunabhängige Presse tätig. Ohne es anfangs überhaupt zu bemerken, kommt sie einer Story auf die Spur, die sie und ihre Verbündeten in Lebensgefahr bringt.

Die Geschichte der Hauptakteurin Liina dient als Bühne für das eigentliche Highlight des Buches: Die Darstellung unserer Gesellschaft in der Zukunft. Die Menschen vertrauen der Regierung blind, geben alle persönlichen Daten arglos frei und lassen sich von einer staatlichen App gesundheitlich vollständig überwachen. Personen, die sich damit nicht arrangieren möchten oder die nicht perfekt sind, werden aussortiert und leben im sogenannten Hinterland ohne funktionierende Infrastruktur.

Die Hauptstory selbst war anfangs sehr spannend, jedoch wurde sie für mich im letzten Drittel der Geschichte eher zum Beiwerk. Viel interessanter wurde von Zoe Beck die Einzelheiten der dystopischen neuen Welt erläutert. Genau darin liegt auch die einzige kleine Schwäche des Buches. Viele ihrer Ideen werden nur oberflächlich am Rande erwähnt, obwohl man aus vielen eine ganze Geschichte hätten bauen können. Sie macht viele Themen auf, ohne sich die Zeit zu nehmen, diese zu vertiefen. Das Buch hätte gut und gern 200 Seiten mehr umfassen können, um Platz für all diese Details zu haben.

Insgesamt eine gelungene Geschichte über eine schöne gesunde überwachte neue Welt, die erschreckend vorstellbar ist.

Bewertung vom 05.06.2020
Das Dorf der toten Seelen
Sten, Camilla

Das Dorf der toten Seelen


gut

Die Inhaltsangabe des Buches "Das Dorf der toten Seelen" von Camilla Sten klingt nach einem spannenden und außergewöhnlichen skandinavischen Horrorthriller. Leider wurden meine Erwartungen daran nicht ganz erfüllt.

Alice Linstedt möchte eine Low-Budget-Doku über den verlassenen schwedischen Ort Silvertjärn drehen, in dem vor 60 Jahren alle Dorfbewohner von einem Tag auf den anderen spurlos verschwanden. Nur eine Leiche und ein Neugeborenes wurden damals im Ort gefunden. Alice fährt mit einer kleinen Gruppe in die Kleinstadt, um für einige Tage ihre Filmaufnahmen zu machen. Doch schon bald geschehen merkwürdige Dinge: Alice hört seltsames Lachen über Funk und sieht Personen, die nicht zu ihrer Gruppe gehören. Zunehmend eskaliert die Situation.

Abwechselnd zur Geschichte von Alice in der Gegenwart lernt der Leser auch die wahren Ereignisse von damals kennen. So schließt sich nach und nach Kreis zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Die Grundidee der Geschichte ist wirklich sehr gut, wenn auch nicht gänzlich neu. Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, aber zum Ende konnte es mich leider doch nicht ganz überzeugen. Die Beschreibungen des Ortes Silvertjän sind sehr gelungen und machen sofort Lust auf eine Reise nach Schweden. Der Erzählstil der Autorin jedoch hat mich leider nicht in die Geschichte hineinziehen können. Diese wird aus der Ich-Perspektive von Alice im Präsens erzählt. Ihre Handlungen und vor allem ihre Gefühle konnte ich über weite Strecken kaum nachempfinden und die weiteren Figuren neben ihr wirkten auf mich farblos und wenig authentisch. Daher war auch ein Mitfiebern mit den sich zuspitzenden Ereignissen nicht möglich, was die Lesefreude getrübt hat. Die Geschichte aus der Vergangenheit wirkte auf mich eher wie eingeschoben und nicht wie eine wichtige Ergänzung der Hauptstory, den auch hier konnte ich keine Sympathien für die Protagonisten herstellen. Dennoch hat mir die Idee und auch die Geschichte selbst gut gefallen.

Insgesamt bewerte ich das Debüt von Camilla Sten als durchschnittlich. Die Story war interessant und spannend, jedoch scheitert das wirklich gute Leseerlebnis an dem schwachen Erzählstil und den eindimensional wirkenden Akteuren.

Bewertung vom 26.04.2020
Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich Von einer Begegnung, die alles veränderte
Randau, Tessa

Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich Von einer Begegnung, die alles veränderte


gut

Lebenshilfe mal anders

Dieses kleine Büchlein reiht sich ein in die lange Reihe der Lebensratgeber, die sich seit Erscheinen des bekannten "Das Café am Rande der Welt" großer Beliebheit erfreuen. Versteckt in einer leichten Erzählung wird der Leser aufgefordert, über sich und sein Leben zu reflektieren.

Hier geht es um eine Frau, mit der sich sicherlich viele Frauen in der heutigen Zeit identifizieren können: Haus, Job und Kinder wollen unter einen Hut gebracht werden und dass Zeit für sich selbst dabei hinten runter fällt, bemerkt die Protagonistin nicht. Wie viele andere ist sie in ihrem Hamsterrad gefangen und beginnt erst, dieses zu hinterfragen, als sie auf einer Bank auf einer Waldlichtung mit einer mysteriösen alten Dame spricht, die ihr die vier Fragen des Lebens vorstellt.

Diese Fragen werden ihr nach und nach offenbart und sie beginnt, zuerst in kleinen konkreten Situationen (die jeder von uns nachempfinden kann), später immer allumfassender über ihr Leben nachzudenken. Es beginnt mit der Frage: Will ich das wirklich? Also die Frage, was selbstbestimmt und gern getan wird und was lediglich fremdbestimmt und scheinbar ohne Wahl getan werden muss. Diese Frage kann jeder Leser für seine Lebenssituation anwenden und so vielleicht besser verstehen, an welchen Stellen der persönliche Ehrgeiz alle Erwartungen zu erfüllen vielleicht nicht notwendig ist.

Und in diesem Stil geht es weiter: Weitere Fragen führen bei der Protagonistin zu neuen Erkenntnissen, die sie schließlich dazu bewegen, ihre Lebensziele grundsätzlich zu hinterfragen.

Das Buch ist kurzweilig und schnell zu lesen und sicherlich kann es überhaupt nicht schaden, sich all diese Fragen auch einmal selbst zu stellen, um etwas über sich und über die eigene Motivation zu lernen und ggf. auch etwas zu ändern, um das eigene Leben besser zu gestalten.

Dennoch finde ich die ganze Geschichte zu kurz gedacht und sehr "romantisiert". Das ist schade, denn die Grundidee gefällt mir ganz gut und auch die Buchgestaltung und der Schreibstil passen gut zur Idee des Buches. Dennoch kommt dieser Ratgeber leider lange nicht an das Vorbild vom Cafe am Ende der Welt heran.

Bewertung vom 10.04.2020
Die Herren der Zeit / Inspector Ayala ermittelt Bd.3
Garcia Saenz, Eva;García Sáenz, Eva

Die Herren der Zeit / Inspector Ayala ermittelt Bd.3


ausgezeichnet

Hervorragendes Finale der Kraken-Reihe

Auch dieser dritte Teil hält wieder, was Klappentext und Leseprobe schon versprochen haben. Eva Garcia Saenz bringt mit "Die Herren der Zeit" ihre dreiteilige Story um den Inspector Unai Ayala, genannt Kraken im baskischen Vitoria genau so großartig zuende wie sie begonnen hat.

Unai besucht mit seiner Freundin, seinem (wundervoll gezeichneten) Großvater und seiner Tochter eine Lesung des Romans "Die Herren der Zeit", dessen Autor niemand in der Stadt kennt. Als noch vor dem Ende der Veranstaltung eine Leiche gefunden wird, findet sich Kraken schnell in seiner nächsten Mordermittlung wieder. Die Opfer werden schnell zahlreicher und die Morde stehen offensichtlich in Zusammenhang mit dem mysteriösen Beststeller, dessen Urheber nach wie vor niemand findet.

Während Kraken in der Gegenwart seine Jagd fortführt, erfährt der Leser parallel etwas aus dem besagten Roman, dessen Kapitel immer wieder eingestreut werden, so dass durch das Buch hindurch zwei Handlungsstränge verfolgt werden.

Beide Erzählungen sind völlig unterschiedlich und dennoch gleichermaßen spannend und so einnehmend geschrieben, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Die Figuren aus der Gegenwart sind schon aus den ersten beiden Teilen lieb gewonnen und haben auch hier wieder genug Raum zur Entfaltung ihrer Charaktere, so dass man diese bildlich vor sich sieht. Auch die Protagonisten aus dem 12. Jhd. sind interessant und authentisch.

Man folgt erneut dem Inspector bei seiner Jagd nach dem Mörder und auch hier wird Unai wieder persönlich involviert, was die Handlungen noch dramatischer macht. Für mich sind die Wendungen einfallsreich und unvorhersehbar, ohne konstruiert zu wirken.

Sehr schade, dass mit diesem Teil die Geschichte um Kraken und seine Begleiter bereits endet. Das Finale ist spannend und das Ende sehr authentisch und passend gewählt... der Reihe würdig. Ich empfehle dringend die Lektüre der Vorgänger, bevor man diese Geschichte liest, denn ohne das Wissen um die Entwicklung von Unai würde diese Geschichte sicherlich an Kraft verlieren.

Vielen Dank, liebe Eva Garcia Saenz für diese tollen Lesestunden. Ich freue mich auf weitere Reisen ins Baskenlan bzw. in die spanische Thrillerlandschaft.

Bewertung vom 11.03.2020
Das Haus der Frauen
Colombani, Laëtitia

Das Haus der Frauen


ausgezeichnet

Kraftvolle Geschichte über weibliche Solidarität

Wie schon "Der Zopf" habe ich auch dieses Werk von Laetitia Colombani mit Begeisterung verschlungen. "Das Haus der Frauen" ist eine wunderschöne Geschichte über zwei Pariser Frauen und die Kraft der Solidarität.

Wir lernen zunächst Soléne kennen, die nach eim tragischen Moment in ihrer Anwaltskarriere in eine tiefe Depression verfällt. Auf ärztlichen Rat hin sucht sie sich ein Ehrenamt und landet als Schreiberin im Haus der Frauen. Dort soll sie für die dort lebenenden Bewohnerinnen Briefe für alle Lebenslagen verfassen: An den Supermarkt um die Ecke, an den verlorenen Sohn und an die Queen. Was sie zunächst ungeahnte Überwindung kostet, bereichert schon bald ihr Leben immens. In einem zweiten Erzählstrang wird von der Entstehung des Hauses der Frauen berichtet. Blanche Peyron war eine mutige und loyale Frau an der Spitze der Heilsarmee und hat ungeachtet diverser gesellschaftlicher und eigener gesundheitlicher Probleme das Haus der Frauen als Ort des Schutzes für alle Frauen in Paris errichtet.

Colombani wechselt zwischen diesen beiden starken Frauen und schafft es, beiden Figuren ihre ganz eigene Tiefe und Persönlichkeit zu geben. Obwohl das gesamte Buch ohne direkte Dialoge auskommt und recht "sachlich" geschrieben ist, entwickelt man als Leser sofort eine Empathie mit beiden Charakteren. Beide Zeitebenen sind zudem im Präsens geschrieben, was beide Erzählstränge dichter zueinander bringt - zumal die Probleme der Frauen von damals und heute nicht zu sehr unterscheiden.

Es ist der Autorin wunderbar gelungen, die historischen Fakten um das Haus der Frauen und die Gründerin Blanche mit der erdachten Figur der verletzlichen Soléne zu verweben und so die Idee dieses Ortes des Schutzes und der Solidarität lebendig werden zu lassen.

Diese Geschichte ist wie schon "Der Zopf" eine echte Perle: Außergewöhnlich, ruhig, dennoch sehr tiefgründig, so dass man als Leser auch dem Zuklappen des Buches noch länger über das Gelesene nachdenkt. Ein Buch zum Nochmal-Lesen und an-alle-Freunde-weiterverschenken.

Bewertung vom 04.03.2020
Was wir sind
Hope, Anna

Was wir sind


ausgezeichnet

Wer sie waren und wer sie geworden sind

"Was wir sind" von Anna Hope ist eine wunderschöne Liebeserklärung an die Freundschaft zwischen Frauen und eine berührende Geschichte voller Erkenntnisse über das Leben.

Die drei Mädchen Cate, Hannah und Lissa lernen sich in ihren jungen Jahren kennen und freunden sich schnell an. Sie leben ein unbeschwertes Dasein in London und genießen das Leben, die Stadt und einander. Jahre später haben sie sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Lissa träumt von einer Karriere als Schauspielerin und muss eine Enttäuschung nach der anderen erleben, was sie zunemehnd frustriert. Hannah lebt ein beruflich erfolgreiches Leben und genießt die Beziehung zu ihrem Freund Nathan. Doch ihr größter Wunsch nach einer Familie bleibt trotz aller medizinischer Bemühungen unerfüllt. Cate hingegen ist kürzlich Mutter geworden und lebt mit ihrer kleinen Familie außerhalb Londons. Sie ist überfordert mit ihrem Sohn Tom, füllt sich von ihrer Schwiegermutter eingeengt und vermisst die Unterstützung ihres Mannes und die Zuneigung ihrer beiden Freundinnen.

Die Geschichte wechselt zwischen den drei Frauen sowie auch zwischen den unterschiedlichen Zeitebenen. So erfährt der Leser, wie die drei sich kennen gelernt haben, wie sich ihre Freundschaft entwickelt und wie das Leben sie in unterschiedliche Richtungen führt. Durch die recht schnellen Perspektivwechsel und jeweils unterschiedlichen Erzählstile verliert die Lektüre hin und wieder an Rhythmus. Dies wird jedoch durch den tollen Schreibstil wieder relativiert.

Die drei Frauen sind authentisch gezeichnet und als Leser kann man ihre Entscheidungen und Gedanken gut nachfühlen. Ihre drei Lebenswege sind mitreißend, weil sie mitten aus dem Leben gegriffen sind. Dies macht auch die Kunst dieses Romans aus: Jede der drei Frauen könnte im Nachbarhaus leben, sie wirken wie die eigenen Freundinnen, die man sofort ins Herz schließt.

Mein Fazit ist durchweg positiv, denn die Geschichte hält genau das, was der Klappentext verspricht: Eine tiefgründige Geschichte über die Freundschaft, über die Vielschichtigkeit im Leben und über das Glücklich werden, auch wenn es anders läuft als geplant. Ein gelungener Roman.

Bewertung vom 08.02.2020
Das Gerücht
Kara, Lesley

Das Gerücht


ausgezeichnet

Mit "Das Gerücht" hat Lesley Kara eine wahnsinnig spannende Geschichte geschaffen, die mich von Seite eins des Buches an in ihren Bann gezogen und mich hervorragend unterhalten hat.

Joanna lebt mit ihrem Sohn Alfie in einem kleinen englischen Ort am Meer. Bei einem Smalltalk erfährt sie von einem Gerücht, dass eine Frau, die vor Jahrzehnten als Kind einen kleinen Jungen umgeracht hat, angeblich in "ihrer" Stadt lebt und erzählt diese Geschichte unbedarft bei nächster Gelegenheit weiter. Nahezu augenblicklich verliert sie die Kontrolle über die Spirale, die damit in Gang gesetzt wurde. Das Gerücht verbreitet sich und schnell ist eine Verdächtige gefunden. Parallel fühlt sich auch Joanna plötzlich von einer unbekannten Person verfolgt und nach und nach spitzen sich die Ereignisse zu...

Jeder tut es , es gehört zu unserer Gesellschaft: Klatsch und Tratsch. Diese Geschichte gefällt mir so gut, weil es völlig harmlos und alltäglich genau damit beginnt und sich dann die Schlinge unaufhaltsam und ohne jede Kontrolle immer weiter zuzieht. Obwohl eigentlich auf den ersten Seiten gar nicht sehr viel Dramatisches passiert, spürt man als Leser dennoch sofort den Verlust von Kontrolle und die Unbehaglichkeit der Hauptfigur. Durch die Perspektive, die den Leser immer nur genauso viel wissen lässt, wie Joanna selbst, und den flüssigen Stil bekommt die Story zusätzlich Spannung und man rätselt und fiebert ununterbrochen mit.

Alle Handlungen und Ängste von Joanna sind authentisch und nachvollziehbar und auch die meisten anderen Charaktere wirken auf mich "rund", wobei einige etwas farblos bleiben. Dazu gefällt mir auch das Setting des typisch britischen Touristädtchens, das durch die Beschreibungen sofort bildlich vorstellbar wird.

Zum Ende zieht die Geschichte nochmal richtig an und ich konnte das Buch bis zum Finale kaum aus der Hand legen. Für mich war das allerbeste Unterhaltung!

Bewertung vom 05.01.2020
1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2
Natt och Dag, Niklas

1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Grausames Stockholm

"1794" ist der zweite Roman des Schweden Niklas Natt och Dag. Das Buch ist in vielerlei Hinsicht etwas sehr Besonderes und sticht aus der Masse heraus. Das Genre rangiert irgendwo in der Schnittmenge von historischem Roman, Krimi und Thriller und bietet allerbeste Unterhaltung für jeden nicht allzu zart besaiteten Leser.

Die Geschichte schließt nahtlos an "1793"(im besten Fall vorher lesen) an: Der Häscher Jean Michael Cardell wird nach dem Tod seines Ermittlerkollegen Cecil Winge erneut zu den Ermittlungen in einem Mordfall hinzugezogen. Dabei unterstützt ihn in diesem neuen Jahr dessen Bruder Emil Winge, der auf den Spuren seines Bruders in Stockholm unterwegs ist. Im Mordfall geht es um eine in der Hochzeitsnacht ermordete Braut, die nur auf den ersten Blick von ihrem frisch Angetrauten umgebracht wurde. Die Mutter der Toten jedoch glaubt dies nicht und das neue Ermittlerduo nimmt die Ermittlungen auf und steckt schon bald erneut in den grausamen Abgründen Stockholms.

Die Geschichte ist unterteilt in 4 Teile: Winter, Sommer, Frühling und Herbst. In diesen Teilen erfährt der Leser aus unterschiedlichen Perspektiven von den Erlebnissen der Protagonisten. Wie schon im ersten Teil geht es nur in zweiter Linie um die Aufklärung des Mordes, sondern viel elementarer ist für Natt och Dag die Schilderung des Lebens seiner Figuren: So ist der Leser gemeinsam mit den Figuren entsetzt über den Sklavenhandel in der schwedischen Kolonie, dem Alltag im Tollhaus und der Grausamkeit der Menschen in der schwedischen Hauptstadt im Allgemeinen.

Der Schreibstil kommt ein wenig altertümlich daher und schafft damit eine wirklich authentische Atmosphäre. Auch die Beschreibungen der Handlungsorte sind sehr bildreich, so dass man die verlausten und zerlumpten Menschen vor sich sieht, während man durch die Geschichte fliegt. Die Figuren sind sehr gut gezeichnet und ich finde es toll, dass auch Personen aus 1793 wie zum Beispiel Anna Stina erneut auftreten.

Die gesamte Geschichte ist wirklich sehr grausam und die schrecklichen Details des damaligen Lebens und des Verbrechens werden ausführlich beschrieben. Das muss dem Leser vorher klar sein. Wenn man dies gut verkraftet, ist die Story hervorragend zu lesen.

Meiner Meinung nach liefert Niklas Natt och Dag mit "1794" eine wirkliche außergewöhnliche Leseerfahrung und eine ordentliche Steigerung zum Vorgängerroman.

Bewertung vom 10.12.2019
Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod
Barry, Jessica

Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod


sehr gut

Dramatische Tage in der Wildnis

Jessica Barry hat einen soliden, spannenden Thriller geschrieben, der mir gut gefallen hat. "Free Fall" punktet mit einer guten Grundstory, interessanten Figuren und tollen Wendungen.

Die Geschichte beginnt rasant mit dem Ende eines Flugzeugabsturzes in den Rocky Mountains, den nur Ally überlebt. Der Leser begleitet Ally bei ihrer Flucht, ohne zu Beginn zu wissen, warum sie überhaupt flüchtet und vor wem. In einem zweiten Erzählstrang erfährt Allys Mutter Maggie von dem Absturz und beginnt, nach ihrer Tochter zu suchen, da sie überzeugt ist, dass diese den Unfall überlebt hat.

Zu Beginn der Geschichte kann der Leser die Handlungen der Figuren kaum einordnen. Durch einige gut eingebaute Rückblenden erfährt man jedoch nach und nach immer mehr von der Geschichte Allys und ihrer Beziehung zu ihrer Mutter, zu der sie zum Zeitpunkt des Unglücks schon zwei Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Nach und nach versteht man so die Handlungen besser und findet immer stärker in die Story.

Die Autorin arbeitet souverän mit dem Nichtwissen des Lesers. Relevante Infos werden wie Brotkrümel nach und nach "hingeworfen". Durch die kurzen Kapitel, die zwischen Maggie und Ally wechseln bekommt das Buch zudem eine tolle Dynamik, so dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Ich habe im Laufe des Buches gefühlt immer schneller gelesen, um die Hintergründe zu verstehen und bin durch die Seiten geflogen. Die Figuren wurden mir zwar nicht wirklich sympathisch, wirkten aber authentisch und ich fühlte mich gut unterhalten.

Die eine oder andere neue Info und Wendung in der Story fand ich etwas konstruiert und ich hätte mir mehr "Wildnis"-Geschichte gewünscht. Insgesamt hatte ich jedoch Spaß beim Lesen und kann "Free Fall" jedem Thrillerfreund empfehlen.

Bewertung vom 30.11.2019
Das Ritual des Wassers / Inspector Ayala ermittelt Bd.2
Garcia Saenz, Eva

Das Ritual des Wassers / Inspector Ayala ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Krakens zweiter Fall - wieder herausragend

Auch mit dem zweiten Teil der Thrillerreihe um Inspektor Ayala , genannt Kraken, beweist Eva Garcia Sáenz, dass sie herausragende und spannende Geschichten schreiben kann. "Das Ritual des Wassers" steht seinem Vorgänger in nichts nach und ich bin erneut begeistert.

Auch wenn die Autorin alle bisherigen Ereignisse gut aufarbeitet, empfehle ich doch, den ersten Band zuerst zu lesen, weil man so einfach besser mit den Figuren mitfiebern kann.

Dieses Mal bekommt es Kraken in der Stadt Vitoria im spanischen Baskenland mit einem Mörder zu tun, der zu Beginn der Geschichte eine schwangere junge Frau kopfüber in einem Kessel ertränkt hat. Es sieht nach einer rituellen Tat aus und die Tote ist Krakens erste Liebe. Nach den Ereignissen aus Teil 1 ist Ayala noch nicht wieder ganz auf der Höhe und als ein weiterer Mord geschieht, erhärtet sich der Verdacht, dass es der Mörder auf werdende Mütter und Väter abgesehen hat. Die Schwangerschaft von Ayalas Chefin sowie seine Vaterschaft lassen die Dinge immer dramatischer werden.

In einer zweiten Zeitebene erfährt der Leser von der Zeit aus Krakens Jugend, in der er sowie einige seiner Freunde sich in Annabell Lee (die nun das erste Mordopfer ist) verlieben. So versteht man nach und nach, wie die Beziehungen der Freunde zustande kommen.

Die Story ist wieder sehr komplex, aber nicht abgehoben. Die Autorin bindet viele authentische und vielschichtige Figuren in die Story ein, die mir als Leser sehr ans Herz wachsen, allen voran Ayalas Großvater sowie seine Kollegin Estibaliz. Die Handlung spielt neben den aktuellen Geschehnissen auch in der früheren Zeitebene, was die Komplexität verstärkt und den Leser noch tiefer in die Geschichte eintauchen lässt. Die Gegenwart wird aus der Perspektive von Kraken erzählt, so dass man immer genauso viel weiß, wie der Inspektor. Man verfolgt mit ihm immer neue Fährten, steckt in Sackgassen fest und spekuliert über Verdächtige und ihre Aussagen. Bis zum Ende bleibt die Geschichte fesselnd und wendungsreich.

Auch der Schauplatz der Geschichte ist toll gewählt und die Karten auf den Buchinnenseiten helfen dem Leser, sich jederzeit zu orientieren. Die Beschreibungen der Landschaft und ihrer Geschichte begeistern wie auch im ersten Teil der Reihe. Zudem hilft der Glossar im Buch, den Überblick über die Figuren zu behalten.

Mein Fazit: Ich bin zum zweiten Mal absolut begeistert und fiebere dem dritten Teil, der im März 2020 erscheint, entgegen. Für jeden Thrillerfan eine Pflichtlektüre!