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Moe

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 22.09.2016
Wunderbare Möglichkeiten
Mai, Manfred

Wunderbare Möglichkeiten


gut

Aufmerksam auf dieses Buch wurde ich aufgrund des wunderbaren Covers. Was für viele nun oberflächlich klingen mag, ist für mich jedoch ein Prädikat für tiefgründige Bücher, die mir wirklich etwas zu sagen haben. Denn gestaltet hat dieses Cover mein liebster Illustrator Quint Buchholz, der unter anderem die Cover für zahlreiche Bücher von Jostein Gaarder entwarf.
Alle Bilder haben ein gewisses Alleinstellungsmerkmal, strahlen Melancholie und ja, tatsächlich, Tiefgründigkeit aus. Deshalb führte überhaupt kein Weg daran vorbei, dieses Büchlein auch zu lesen.

Worum geht es?

Maximilian unterscheidet sich sehr von anderen Kindern seines Alters, denn er stellt sich philosophische Fragen, die nicht einmal die Erwachsenen ihm beantworten können. Stattdessen wird er mit der Aussage abgespeist, er sei zu jung für solche Fragen und würde eh noch nichts verstehen. Doch Maximilian, der wirklich kaum eine Konfrontation scheut, gibt sich damit nicht zufrieden. Seine Schwester Leonie und seine neugewonnene Freundin Anna scheinen die einzigen zu sein, die Maximilian ernst nehmen, dabei wüsste er doch so gerne eine Antwort darauf, ob das Leben vorherbestimmt ist, oder der Mensch einen eigenen Willen hat.
Mit seinen Fragen stupst Maximilian den Leser an und bewegt ihn dazu, sich seine eigene Meinung zu bilden.

Wie oben schon beschrieben, war das, was ich mir von dem Buch erhofft habe, die Tiefgründigkeit und eine gewisse Nachhaltigkeit.
Das bekommt man in „Wunderbare Möglichkeiten“ auch. Obwohl ich sagen muss, dass die zahlreichen Querverweise und Zitate von Jostein Gaarder dem Buch erst das gewisse Etwas verliehen.
Leider ist aber die Geschichte rund um die philosophischen Ansätze sehr dünn, ich bin mir nicht sicher, ob ich das als Kind gemocht hätte. Alle Charaktere wurden in schwarz oder weiß unterteilt, was natürlich vom realen Leben gar nicht so weit entfernt ist (Ignoranten und Interessierte), allerdings ist mir das in einer Kindergeschichte zu wenig.
Das Buch fährt keine einheitliche Linie, was die Ausarbeitung des Plots angeht, ist die Geschichte doch sehr auf kindliche Bedürfnisse ausgerichtet. Der Charakter Maximilian aber stellt derart erwachsene Fragen, mit denen sich vermutlich die allerwenigsten Vor- bzw Grundschüler auseinandersetzen werden geschweige denn wollen.
Man sollte sich also wirklich überlegen, welchem Kind man dieses Buch zu lesen gibt.
Mir als Mitte 20erin konnte das Buch wenig geben außer mich darin zu bestätigen, dass Jostein Gaarder ein großartiger Autor ist.

Bewertung vom 04.05.2015
Der Sommer, in dem es zu schneien begann
Clarke, Lucy

Der Sommer, in dem es zu schneien begann


sehr gut

„Das Leben hat die Neigung, dich auf unerwartete Pfade zu führen – und dann schaust du dich plötzlich um und fragst dich, wie, zum Teufel, du dort gelandet bist.“ (S. 309)

Stell dir vor du wachst auf und nichts ist mehr, wie es einmal war.

Stell dir vor, das Leben das du glücklich geführt hast, ist nur Schein.

Stell dir vor, jeder Mensch hat Geheimnisse. Und nur das Meer kennt dein Geheimnis.

Eva und Jackson führen eine Bilderbuchehe. Es ist eine dieser Ehen, die zwar von außen kritisch beäugt werden, dafür aber unumstößlich sind. Das zumindest glaubt Eva, bis zu dem Tag, als Jackson eines Morgens von einer Klippe fällt und für Tod befunden wird. Und plötzlich ist Eva allein. Die einzige Möglichkeit, ihre Trauer bewältigen zu können, sieht sie darin, Jacksons Familie in Tasmanien zu besuchen und den Verlust gemeinsam zu betrauern. Doch Tasmanien offenbart ihr einige Dinge, die sie ihr Eheglück aus anderen Augen sehen lässt…
Und dann ist da Jacksons Bruder Saul, von dem Eva weiß, dass man ihm besser nicht trauen sollte.

Lucy Clarkes neuestes Buch hat mich nicht bloß ob des wunderschön gestalteten Covers neugierig gemacht, sondern konnte mich auch anhand des Klappentextes für sich einnehmen. Zudem sind die Leserstimmen bezüglich dieser Autorin fast ausschließlich positiv und vorweg kann ich sagen, dass mir dieses Buch gezeigt hat, warum. Es ist eines dieser Bücher, das man in die Hand nimmt und nicht so schnell wieder weglegen mag. Das liegt vordergründig an dem wirklich atmosphärischen und fesselnden Schreibstil, der einen die Zeit um sich herum vergessen lässt und einem suggeriert, man wäre tatsächlich an diesem einen ganz besonderen Ort in diesem einen ganz besonderen Moment.
Außerdem sind die Charaktere sehr ausdrucksstark und ebenso gut ausgearbeitet.
Obwohl die Autorin ihre Leser auf unterschiedliche Fährten führt, in den dieser das Geschehen und vor allem die handelnden Personen hinterfragt, hat jeder Charakter eine eigene Stimme und weiß diese zu nutzen.

Ebenso im Gedächtnis blieb mir die Fähigkeit der Autorin mit Kontrasten zu spielen. Ob Charaktere, Orte, Emotionen oder einzelne Szenen, alles ist irgendwie miteinander verwoben und ergibt ein großes Ganzen. Allein diese Stilmittel machen das Buch lesenswert!
Außerdem legt Lucy Clarke hier geschickte Fährten und Hinweise, die erst auf dem zweiten Blick wichtig erscheinen und der Leser muss sich selbst langsam an das Geschehen herantasten. Ob sie damit in Hinblick auf die Auflösung der Geheimnisse große Überraschungen schafft sei mal dahingestellt (ich denke Menschen, die viele Bücher lesen, in denen Autoren ihre Leserschaft bewusst oft an der Nase herumführen, werden dies eher verneinen), aber eine gelungene Handlung schafft sie allemal.

Wer gerne schöne Momente mit einer starken Protagonistin erlebt, wird mit diesem Buch seine Freude haben. Und wer, wie ich, zuvor niemals literarisch nach Tasmanien gereist ist und dies vorhat, wird sich vermutlich in dieser Landschaft und im Fernweh verlieren können! Ich hatte einige wunderschöne Lesestunden mit diesem Buch, die ich nicht missen möchte und werde die Autorin im Auge behalten.

Warum trotz der ausschließlich positiven Worte „nur“ 4 von 5 Sterne? Obwohl ich das Buch klar jedem blind empfehlen würde, würde ich es vermutlich nicht wieder lesen. Denn es ist sehr unterhaltend, mehr aber auch nicht. Trotzdem bin ich dankbar für die Zeit, die ich mit ihm verbringen durfte.