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Wedma

Bewertungen

Insgesamt 549 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2024
Ronny Lolls Seelenfutter
Loll, Ronny;Wiener, Sarah;Arendholz, Hannes

Ronny Lolls Seelenfutter


ausgezeichnet

Einen sehr guten Eindruck habe ich von diesem Buch gewonnen. Es hat mich fasziniert, inspiriert, überrascht und gut unterhalten. Und eine Augenweide mit stimmungsvollen Fotos ist es allemal. Sehr gut als Geschenk geeignet, schon allein der hochwertigen Gestaltung wegen: tolle Foodfotos, dickes, glattes Seitenpapier, Festeinband. Und natürlich auch die vorgestellten Gerichte!
(Gekürzt)

Bewertung vom 26.01.2024
Sonne über Gudhjem / Lennart Ipsen Bd.1 (MP3-Download)
Kobr, Michael

Sonne über Gudhjem / Lennart Ipsen Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Restlos begeistert war ich von diesem Hörbuch. Schon paar Tage her, als die letzte Minute verklungen war, denke ich heute noch gern an dieses Hörerlebnis zurück. Großartig vorgetragen von Axel Milberg! Ich war erst vorsichtig optimistisch und neugierig, wie es wird. Wunderbar ist es geworden. Habe das Hörbuch sehr genossen.
Die Geschichte an sich wurde mit großer Sorgfalt und nach den Regeln der Kunst komponiert. Respekt! 
Gemütlich, atmosphärisch und spannend zugleich. Hat Spaß gemacht!
Sympathischen Menschen begegnete ich hier, anfangend mit dem Protagonisten, dem Hauptermittler, weiterreichend zu seinem Ermittlerteam, deren Angehörigen, ehemaligen Kollegen usw.
Toll war es auch, dass die Stimmung durchweg hell und heiter blieb, dass man nicht mit irgendwelchen an den Haaren vorbei gezogenen Konflikten völlig unnötig konfrontiert wurde, nur weil es irgendwo steht, dass es so sein müsste, sonst wäre es nicht interessant für die Lese/Hörer. Hier findet man das Paradebeispiel, dass es geht, und zwar ganz wunderbar. Auch schöne, nette Dinge des Lebens, interessante Persönlichkeiten, wunderbare Landschaften sind sehr interessant, unterhaltsam und wohltuend. Ebenso der Bezug zur Geschichte, nicht allzu fernen, die auf eine deutliche Art und Weise an heutige Verhältnisse erinnert.
Alles in allem: toller Auftakt! Bleibe auf die Fortsetzungen gespannt und vergebe gern 5 Sterne und unbedingte Hörempfehlung.

Bewertung vom 02.01.2024
Kunsttheorie
Locher, Hubert

Kunsttheorie


ausgezeichnet

Dieses Werk von Hubert Locher habe ich sehr gerne gelesen und empfehle es ebenso gerne weiter.

Paar Monate sind vergangen, nachdem die letzte Seite umgeblättert wurde, gedanklich kehre ich oft zu diesen Inhalten zurück.

Kunsttheorie hört sich vllt trocken an. Der Stoff kam mir aber alles andere als trocken vor. Bereichernd, zum Nachdenken und mit Freunden und Bekannten Diskutieren anregend wäre passender.

Schlicht und ergreifend geschrieben, schenkte mir das Buch schöne, erfüllte Lesestunden.

Habe vor, es wieder zu lesen. Und wenn es als Hörbuch gäbe, hätte ich es sofort geholt und gehört. So würden diese Inhalte mehr Interessierte erreichen, was sehr begrüssenswert wäre.

Der Beschreibungstext ist treffend.
Für mehr Details über Inhalte schauen Sie ins Inhaltsverzeichnis, aussagestark gibt es diese wider.

Für wen wäre das Buch interessant? Für Schüler, Studenten und einfach Kunst und Geschichte interessierte Leser. Guten, wohl organisierten und prima präsentierten Lesestoff findet man hier allemal.
Ich habe das Buch langsam und genüsslich gelesen.

Bewertung vom 13.12.2023
PASTA CON AMICI
Tortora, Angelo;Tortora, Roberto

PASTA CON AMICI


ausgezeichnet

Begeistert war ich gleich beim ersten Durchblättern. Und auch später beim eingehenderen Lesen und Nachkochen der Rezepte blieb der erste Eindruck da, noch mehr: er wurde noch besser.
Beeindruckt hat mich unter anderem, wie gut die Inhalte durchdacht und präsentiert wurden.
Für jeden Geschmack ist etwas dabei: Es gibt ein paar Rezepte mit Fleisch, einige mehr mit Fisch und Meeresfrüchten, auch welche nur mit Gemüse. Und erst recht die süßen Varianten! Da kann man auch wählen, zwischen dem selbst gemachten Schoko-Nudelteig beim „Schwarzwälder Massaker“ und den fertigen kleinen feinen Nudeln, die man dann mit Schokosoße und Früchten anreichert. Da gibt es noch mehr an süßen Varianten. Gerade hier sehe ich weitere Verwendungsfelder, ob als Dessert zum Geburtstag, jetzt zu Weihnachten oder zu einem anderen guten Anlass.
Alle Rezepte sind knapp und griffig gefasst. Die Fotos verführen regelrecht dazu, die paar Schritte zum Schmackhaften Gericht sofort durchzuführen. Die Gerichte sind recht einfach in der Herstellung. Und raffiniert im Geschmack.
Beim Rezept zum Nudelteigselbermachen gibt es Fotos: Einzelne Schritte zeigen, wie man es macht, mit oder auch ohne Nudelmaschine.
Man kann sich also auch als ein Neuling auf dem Gebiet mit dem Buch in diesen Bereich trauen. Eine gute Idee, gleich am Anfang von den Profis zu lernen.
Bei den Soßen findet man einige Rezepte und gelüftete Geheimnisse, die u.a. erklären, warum es daheim beim Nachkochen doch anders schmeckt als beim Lieblingsitaliener. Das gilt auch für die Nudeln-selbst-gemacht-Abteilung.
Die Geschichten rund um die Nudeln und Neapel sind auch recht aufschlussreich. Mit großem Interesse las ich, begleitet mit aussagestarken Fotos, wie es in einer italienischen Dosentomatenfabrik zugeht. Auch der Besuch beim Fischmarkt weckte Lust, da mitzulaufen und die schönsten, frischesten Meeresfrüchte und Fische für die Mittagspasta auszuwählen.
Fazit: Ein sehr wohl gelungenes Buch, das Pasta zelebriert und zum Nachkochen und Genießen mit Freunden einlädt. Deshalb der perfekt passende Titel. Probieren Sie selbst diese Rezepte aus! Gut möglich, dass es Ihnen dann auch so ergeht, dass Sie Ihre eigenen Nudelgerichte auf dieser Basis erschaffen und mit Freunden und Familie genießen.

Bewertung vom 05.12.2023
Asiatische Nudelküche
Yen, Dennis

Asiatische Nudelküche


sehr gut

Dieses Buch hat mich fasziniert und auch ganz schön Respekt eingeflößt. 

Respekt gegenüber den Eltern des Autors, die die Esskultur ihres Heimatlandes über die Jahre hinweg im Exil hochgehalten, ja zelebriert und an ihre Kinder weitergegeben haben. Die Gerichte, die für einen Außenstehenden recht kompliziert und aufwendig erscheinen, einfach aus dem Gedächtnis zu kochen! Phänomenal. Hut ab.
Das Buch war für mich eine gute Einführung in die asiatische Nudelküche. Jetzt kann ich mir besser vorstellen, wie sie geht und was dazu gehört.
Die Rezepte sind, in Begleitung von Fotos, Schritt für Schritt erklärt. Die weniger aufwendigen Gerichte gehen gar mit Instant Nudeln aus der Packung. Das beiliegende Tütchen mit Würze ist Bestandteil der Gerichte, die schnell gehen (müssen).
Die nicht so schnellen Gerichte, bzw. die Zutaten, sind schon aufwendiger und manchmal auch energieintensiv. Die Soßen/Brühen müssen manchmal länger eingekocht werden. Die Tomaten dürfen 3 Stunden im heißen Ofen verbringen. Klar sind solche Gerichte historisch entstanden, als der Ofen im Haus von morgens bis abends geheizt wurde, so war es weiter nicht dramatisch, den Zutaten/Gerichten ihre Zeit im oder auf dem Ofen zu gönnen.
Sehr interessant fand ich, wie die Nudeln selbst gemacht werden. Schon ein Unterschied zu der italienischen Pasta. Ein Tipp, welcher Mehltyp, nach deutschen Standarten da genommen wird, wäre hilfreich. Es ist aber nicht streng erforderlich, selbst die Nudeln zu machen. Bei jedem Rezept steht, dass man auch die gekauften nehmen kann.
Ansonsten, wenn man asiatisch Nudeln, Wantans, Frühlingsrollen zubereiten möchte, kann mit diesem Buch gern anfangen.
Mein persönlicher Favorit könnte die Pilzbrühe, S. 107, werden. Auch wenn sie 3 Stunden köcheln soll. Und natürlich ohne Glutamat. Habe es für Gerücht gehalten, dass MNG in asiatischer Küche oft verwendet wird, nun ist es “amtlich“. In mehreren Rezepten taucht Glutamat auf. Ich werde es weglassen und meine GemüseBrühe ohne gestalten.
Fazit: Eine gute Einführung in die asiatische Nudelküche. Schrittweise Zubereitung kurz und klar präsentiert. Die Fotos hätten stellenweise etwas heller ausfallen können. Aber auch so machen sie was her und machen neugierig auf die Gerichte, die man in heimischer Küche zubereiten kann.

Bewertung vom 13.11.2023
Ich schwimme nicht mehr da, wo die Krokodile sind
Kuegler, Sabine

Ich schwimme nicht mehr da, wo die Krokodile sind


ausgezeichnet

Auf der Suche nach einem wirksamen Heilmittel gegen ihre rätselhafte Krankheit bereist die Autorin zusammen mit ihrem Geschäftspartner Westpapua, Papua-Neuguinea etc. Oft gehen sie in entlegenste Gegende im Dschungel, treffen seltsamste Völker und Stämme, ihre Schamanen und Heiler.
Wie diese Menschen die Welt sehen, wie sie ihr Leben leben, ihre Bräuche und Sitten uvm., ist nicht nur höchstinteressant zu lesen. So manches ist echt schockierend.

Das gibt uns zu denken und zu fragen, was sagt das alles über uns? Über die westliche Kultur? Sind die Leute in Papua verrückt oder doch wir? Oder sie und wir, jeder auf eigene Art? Könnten wir nicht zumindest etwas in Sachen Gemeinschaftssin, vom respektvollen Umgang miteinander von diesen Völkern lernen? Würde uns bestimmt gut tun.

Es liest sich sehr flüssig. Die Inhalte haben es in sich, lassen einen auch mal nach Luft schnappen und eine Pause einlegen. Diese fällt aber kurz aus: Man will wissen, wie es weitergeht.

Das Ende bietet noch ein richtiges Drama! Und der er Epilog hat es in sich.
Die Autorin teilt mit dem Leser, was sie aus dem Ganzen für sich gelernt hat. Für Grenzgänger aller Art wäre das von Interesse. Auch die Dinge, die ihr Miky bei ihrem Streit zum Schluss an den Kopf geworfen hatte.

Es ist nicht so, dass Sabine Kuegler allgemeingültige, fertige Lösungen bietet. Sie sagt vielmehr, was sie aus dem Ganzen für sich erschlossen hat. Und vielleicht wird es auch anderen Menschen helfen, die in irgendeiner Art Grenzgänger sind und nach ihren eigenen Lösungen, und auf dem Weg dorthin nach brauchbaren Denkanstößen suchen.

Auch wenn man kein Grenzgänger ist, ist das Buch trotzdem sehr lesenswert, bietet es doch viel Neues und eben die Dinge, die den Horizont erweitern, guten Gesprächsstoff liefern uvm.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.10.2023
Die Inkommensurablen (eBook, ePUB)
Edelbauer, Raphaela

Die Inkommensurablen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es ist ein historischer Roman, der die Bilder der Vergangenheit wieder ins Leben ruft, um am Ende eine klare Warnung an die Leser heranzutragen.
Es ist paar Tage vor Beginn des ersten Weltkrieges. Hans, ein junger Mann, ein Bauer aus dem hinterletzten Dorf landet in Wien. Zum ersten Mal in der Großstadt, erlebt er Abenteuer, die er sich kaum hätte erträumen können. Er hat viel Glück – gleich zu Anfang gerät er an die Leute, die ihn mit der Großstadt und ihren Besonderheiten bekanntmachen. Die neuen Freunde sind sehr anders als Hans: ein schmächtiger junger Mann, der eigentlich ein hoher Offizier aus den besten Kreisen ist und in den Krieg ziehen soll, wäre aber gerne ein Profi-Musiker geworden. Man darf zusammen mit Hans einer Orchesterprobe beiwohnen, bei der sein neuer Freund mitwirkt. Eine junge Frau aus untersten gesellschaftlichen Kreisen, die aber ihr Milieu verlassen und Mathematik studiert hat und kurz vor ihrer mündlichen Abschlussprüfung steht. Zu dritt ziehen sie in den letzten Stunden vor dem Ausbruch des Krieges durch die mitunter skurrilsten Schauplätze in Wien, als ob sie auf den letzten Drücker noch die letzten Reste ihres alten Lebens auskosten wollten, bevor der Krieg über ihren Köpfen ausbricht und alles vernichtet. Immer wieder tauchen die Horden von jungen Männern auf, die voller Begeisterung vom Krieg sprechen und sich voller Stolz zum Kriegsdienst melden. Am Anfang und am Ende tauchen sie auf und fordern Hans auf, mitzuziehen, seine Pflicht zu tun, wie sie es auch selbst getan haben. Hans ist aber ein kluger junger Mann.
Man weiß heute, wie es für die kriegsbegeisterten Männer weiterging. Wenn sie nicht gefallen waren, durften sie, schwer physisch und psychisch verletzt, zurück zu den Ruinen zurückkehren, was früher ihre Häuser und Dörfer gewesen waren. Und das ist alles, was sie durch den Krieg gewonnen haben. Oft musste ich an das Buch von Ulrike Guerot „Endspiel Europa“ denken. Just am Anfang bringt sie im Klartext genau die Dinge, die hier in Romanform und eher durch die Blume, zum Ausdruck gebracht wurden. Heute versucht man, ähnliche Begeisterung durch Kriegspropaganda heraufzubeschwören. Die Eliten wollen ihre Machtverhältnisse wohl neu justieren. Als Angehöriger des „Fußvolkes“ braucht man bloß zu schauen, wie es vor hundert Jahren gelaufen war, um zu wissen, was man von der Propaganda halten soll und wer vom Krieg zu profitieren gedenkt. Und gerade das ist der Verdienst des Romans. Durch die eindrucksvollen Bilder der Vergangenheit versucht er, den Lesern begreiflich zu machen, dass man eigentlich besser weiterkäme, wenn man wie Hans sich fern von den Kriegsbegeisterten hält.
Der Titel bezieht sich auf diese Clique von jungen Menschen, die nur für etwa drei Tage zusammen sind und durch die Häuser ziehen, einander aber so intensiv erleben, wie sonst kaum möglich. Und eigentlich hätte jeder der Inkommensurablen sein eigenes erfülltes Leben weiterführen können. Wenn nicht der anrollende Krieg und die Hirnlosen, die schon im Vorfeld die Merkmale alter Ordnung herunterreißen: die junge Frau kann ihre mündliche Prüfung nicht abhalten, da der Pöbel das Uni-Gebäude stürmt.
Aufgrund von den Aussagen und der künstlerischen Leistung ist der Roman völlig richtig in der Langen Liste zum Deutschen Buchpreis gelandet.

Bewertung vom 17.10.2023
Birobidschan
Dotan-Dreyfus, Tomer

Birobidschan


sehr gut

Zugegeben, ich war neugierig. Was kann in einem Roman mit diesem Titel und so einem düsteren Cover stecken? Erwartungen hatte ich keine. Das war auch gut so.
Das Werk erlebte ich als etwas unentschlossen mäandernd, was den Aufbau und die Handlung angeht. Erst ist es wie ein Gemälde, recht statisch, ein Leben in einer eher kleinen jüdischen Gemeinde im südlichen Teil des Fernen Ostens Russlands wird geschildert. Recht gemütlich. Dann wird es eine Art Krimi, da stellen sich so etwas wie Ermittlungen ein. Später sind die Hauptfiguren unterwegs zu den Sehenswürdigkeiten, die mitunter weiter weg liegen. Und zwischendurch tauchen unerklärliche Gegebenheiten oder auch Personen auf und verschwinden genauso plötzlich, wie sie aufgetaucht sind, wieder.
Der Roman lebt von den Figuren und vom augenzwinkernden, leichtfüßigen Humor. Die Figuren, aller Altersstufen, hat man wie lebendige Menschen vorm inneren Auge: wie sie leben in ihrer kleinen Gemeinde, was ihnen wichtig ist, wie und warum die Leben einiger Mitglieder so verlaufen sind usw. Eine Hommage an die vergangene Zeit.
Diesen Humor habe ich sehr gemocht. Ohne wäre das Ganze eher Trist. Aber diese leichte, humorige Art zu erzählen hat das Ganze nicht nur schön aufgefrischt, sie hat den Roman für mich in einen angenehmen Begleiter für einige Lesestunden am Abend verwandelt. Insofern passt das düstere Bild des Covers nicht wirklich.

Bewertung vom 17.10.2023
Das Haus
Maron, Monika

Das Haus


sehr gut

Diesen Roman habe ich gern gelesen. Monika Maron wollte ich schon lange kennenlernen. Mit „Das Haus“ war es dann so weit.
Das WIE fand ich ausgesprochen gut: talentiert wie gekonnt. Latente Spannung steckte in jedem Satz, alles schien sich auf die Frage zu spitzen: Und wie geht es weiter? Eigentlich wurden recht triviale Dinge geschildert, aber etwas Unausgesprochenes, ja fast gesagt Bedrohliches, brodelte unter der scheinbar ruhigen Oberfläche. Nur… was? Um das herauszufinden, musste ich immer weiterlesen. Es war schwer, das Buch aus der Hand zu legen.
Die Erzählerin trug zur Spannung nach Kräften bei, wie sie die Dinge sah und schilderte. So ein critical mind, der das Ganze von der pessimistischen Warte sieht und stets etwas Negatives antizipiert. Selbst wenn sie versucht, positiv an die Sache heranzugehen, lange hält diese Intention nicht und sie verfällt wieder in die gewohnte negative Sicht der Dinge. Muss man sich dann wundern, dass das Ganze so ein Ende nimmt? „Die Dankbarkeit, die ich in der Nacht empfunden hatte, als ich froh war, zu einer gleichfühlenden Gemeinschaft zu gehören, hielt dem kühlen Morden nicht stand.“ S.28.
Eigentlich will sie nicht in diese Gemeinschaft ziehen. Ein großes herrschaftliches Haus bei einem Dorf nördlich von Berlin, das bereits für mehrere Parteien in Wohnungen und Fremdzimmer umgebaut wurde. Eine gute Bekannte hat das Haus als Erbe erhalten und beschloss kurzerhand eine Wohnungsgemeinschaft zu bilden. Einige Interessenten wurden eingeladen: Nette, gebildete, mitunter wohl situierte Leute, die kraft der Lebendumstände, jeder hat eigene Gründe, in so ein Haus ziehen könnte. Einige haben es auch getan. Und was daraus geworden ist und warum, schildert dieser Roman.
Hochaktuelle Fragen der Gegenwart wurden hier gekonnt in den Erzählteppich hineingewoben: Wie wird man heute alt? Wo und mit wem wohnt man dann? Kann so eine Gemeinschaft überhaupt funktionieren? Wenn ja, unter welchen Bedingungen? Schwierige Fragen, die heute kaum einer zu stellen vermag. Noch andere, nicht weniger akute Themen sind auch dabei. Jeder Bewohner erzählt seine Lebensgeschichte und manchmal noch die der Freunde ggf. anderer Familienmitglieder noch dazu. Sie sind schon alles andere als trivial. Diese Figuren könnten als Archetypen für ganze Gesellschaftssegmente stehen.
Hier wird reichlich über Gott und die Welt philosophiert. Unterhaltsam und zum Nachdenken anregend ist diesen Gesprächen beizuwohnen.
Gegen das Ende liest man: „Aber so ist das eben, erst träumt man von einer Gemeinsamkeit, und wenn man sie hat, träumt man von der Freiheit.“
Zum Ende der Geschichte stand für mich eindeutig fest: Monika Maron kann wunderbar erzählen! Mit Tiefgang und doch so schlicht und ergreifend. Die Figuren agieren wie lebendige Menschen aus Fleisch und Blut, die Geschehnisse entwickeln sich vorm inneren Auge so plastisch, dass man glaubt, selbst dabei zu sein und in etwa der Erzählerin über die Schulter zu schauen. Man fühlt am Ende mit den Bewohnern des Hauses zusammen. Und so einiges geht dann direkt unter die Haut.
Fazit: Ein sehr lesenswerter Roman, der nicht nur die gute Unterhaltung bietet. Bitte mehr davon.
P.S. Ich kann mir diese Geschichte als Hörbuch sehr gut vorstellen. Würde ich sofort hören.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.