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Bella von www.bellaswonderworld.de
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Karlsruhe
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Ich bin 31 Jahre alt und mein größtes Hobby ist das Lesen. Ich verschlinge alle möglichen Titel querbeet durch die verschiedensten Genres. Meine Leseleidenschaft teile ich mit anderen Lesebegeisterten auf meinem Blog www.bellaswonderworld.de

Bewertungen

Insgesamt 1143 Bewertungen
Bewertung vom 12.08.2021
Nur wieder das Ende der Welt
Gaiman, Neil

Nur wieder das Ende der Welt


gut

Meine Meinung

Ein neuer Band der Neil Gaiman Bibliothek ist im Mannheimer Dantes Verlag erschienen und verzückt sogleich durch ein monströses Cover in leuchtenden Farben. Die Geschichte basiert auf einem Text von Neil Gaiman und wurde von P. Craig Russell für die Comicadaption aufbereitet.

In der gerade einmal rund 60 Seiten umfassende Story über den auf den ersten Blick ganz normalen Büroangestellten Lawrence Talbot wird ein ordentliches Tempo vorgelegt. Bereits das Cover verrät jedoch, dass der Protagonist ein Geheimnis in sich trägt, nämlich einmal im Monat wird aus dem durchschnittlichen Erdenbürger eine klauenbewährte Bestie.

Man begleitet Lawrence durch sein alltägliches Leben in der kleinen Ortschaft Innsmouth, begonnen an einem Morgen, nachdem er die Nacht als Werwolf verbrachte und sich nun erstmal sämtliches unverträgliches Zeug aus dem Leib kotzt. Angekommen in seinem Büro erwartet ihn ein fremder Mann, der Lawrence nichts weniger als den nahenden Weltuntergang ankündigt. Von hier an stolpert man durch eine kuriose und mystische Erzählung, die recht abrupt auf ein apokalyptisches Ende zusteuert.

Sehr gut gefallen hat mir der skurril anmutende Grundstimmung der Kurzgeschichte sowie die lovcraftschen Bezüge, die in einem detaillierten Glossar auch für Laien nachvollziehbar erläutert werden, gefallen. Die kurios wirkenden Illustrationen mit einem leicht cartoonesken Touch stammen von Troy Nixey. In das richtige Licht werden die Szenen durch die Kolorierung von Matthew Hollingsworth getaucht, welcher sich einer nostalgischen Farbpalette bedient, sodass es wirkt als läge ein leichter Schleier über dem Geschehen.

Normalerweise bin ich ein großer Fan von Gaimans Erzählkunst, doch mit diesem Werk konnte er mich nicht vollkommen in den Bann ziehen. Mir fehlte wohl im Ganzen einfach der Bezug zu den Protagonisten und es hätte ruhige etwas mehr Ausschmückung der Zusammenhänge geben dürfen.

Fazit

Mystischer Werwolf-Horror und nur wieder ein Weltuntergang mit düsteren lovecraftschen Einflüssen, der für jeden Fan phantastischer Storys einen Blick wert ist.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 18.07.2021

Bewertung vom 12.08.2021
Grand Union
Smith, Zadie

Grand Union


gut

Meine Meinung

Von der hochgelobten literarischen Stimme Zadie Smiths wollte ich mir schon länger ein Bild machen. Was eignet sich da besser, als mit ihrem ersten Erzählungsband Bekanntschaft zu schließen?

In »Grand Union« sind auf weniger als 300 Seiten neunzehn knackige Kurzgeschichten versammelt, die sich mit einer ganzen Bandbreite bunter Themen queer durch die Gesellschaft und Historie befassen, und sich auch in ihrem Stil merklich unterscheiden. Gerade durch die wechselnde Sprache und den schnellen Wechsel der Materie fiel es mir schwer einen leitenden Faden zu entdecken, den ich wirklich dankbar ergriffen hätte. Zu lose waren mir die Episoden aneinandergereiht und manches Mal hatte ich das Gefühl den Kern des Gelesenen nicht richtig greifen zu können. Wirklich Schade, denn Zadie Smith erzeugt mit ihrem besonderen Talent eine unglaubliche Rhythmik, der man sich nicht entziehen kann.

Durch die Erzählungen bringt Zadie Smith gegenwärtige Problematiken von Rassismus über den schnelllebigen Einfluss des Internets (insbesondere der sozialen Medien) auf unser Leben, bis hin zu Gedanken zum Älter werden und den bewegenden Einkauf einer alternden Dragqueen, bei der deutlich wird wie einsam und isoliert sie sich in der Gesellschaft aufgrund ihrer transsexuellen Identität fühlt, nachdem ihre Showtime abgelaufen ist.

Besonders spannend wird es, wenn Smith sich Klassenunterschieden widmet oder sich ihre Figuren um Selbstreflexion und Aufrichtigkeit gegenüber sich selbst bemühen. »Grand Union« beheimatet eine unheimliche Dichte und Tiefe und trotz der kürze der einzelnen Storys bewegt das Erzählte zum Nachdenken und in sich hineinhören.

Fazit

Ein rauschendes Kurzgeschichten-Kaleidoskop. In wechselnder Sprache und Stilistik verarbeitet Zadie Smith eine enorme Themenvielfalt der gegenwärtigen Gesellschaft, doch für mich fehlte ein leitender roter Faden, sodass ich beileibe nicht alles Angesprochene einordnen konnte.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 17.07.2021

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.08.2021
Stormdancer / Der Lotuskrieg Bd.1
Kristoff, Jay

Stormdancer / Der Lotuskrieg Bd.1


sehr gut

Beschreibung

Das Inselreich Shima hat sein Land durch die industrielle Ausbeutung der Lotus-Gilde an den Rand des Zusammenbruchs getrieben. Luft und Wasser sind mit Giften verschmutzt, sodass die Natur im roten Gift des Lotus erstickt. Die einst heiligen Tiergeister sind bereits zu Legenden verblasst, da entsendet der Shõgun seine Jäger mit dem Auftrag, einen Donnertiger zu fangen. Die mächtige Kreatur, halb Adler und halb Tiger soll die Macht des imperialen Herrschers vollkommen machen.

Unter dem Kommando des obersten Jägers Masaru aus dem Fuchs-Clan beginnt eine aussichtslose und gefährliche Jagd in Begleitung seiner 16-jährigen Tochter Yukiko, die das Geheimnis einer besonderen Gabe in sich trägt, auf die bei der Lotus-Gilde die Todesstrafe steht. Tatsächlich fängt die Mannschaft einen Donnertiger, doch das Himmelsschiff gerät in ein Unwetter durch das Yukiko und die legendäre Tiergestalt in der Wildnis stranden. Aufeinander angewiesen, um zu überleben, entsteht eine Freundschaft, die die Macht hat ein ganzes Imperium aus den Fugen zu heben…

Meine Meinung

Der dystopische Fantasy-Roman »Stormdancer« ist der Auftaktband zur Trilogie »Der Lotuskrieg« und das Debütwerk des mittlerweile bekannten Schriftstellers Jay Kristoff (»Nevernight«, »Die Illuminae Akten« etc.). Bereits 2012 im englischen Original erschienen wurde die Trilogie nun zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt und vom Cross Cult Verlag veröffentlicht.

Die Geschichte spielt auf einem von Japan inspirierten Inselreich und macht direkt durch das wundervoll und dazu passende gestaltete Buchcover auf sich aufmerksam. Besonders prachtvoll ist die limitierte Hardcover-Sonderausgabe geworden, denn diese brilliert zusätzlich mit einem farbigen Buchschnitt und ist ein echtes Schmuckstück für jedes Bücherregal.

Der Einstieg in Jay Kristoffs fantasievolle und düstere Dystopie benötigt zwar einiges an Aufmerksamkeit, da man sich zunächst in der Welt aus den unterschiedlichen Clans, Anreden und Zusammenhänge zwischen Regierung und der Lotus-Gilde zurechtfinden muss, aber danach wird man mit einer unheimlich fesselnden und faszinierenden Story belohnt, die süchtig nach mehr macht.

Der Weltenbau in »Stormdancer« hat mich absolut begeistert, denn bisher habe ich noch keinen Roman gelesen, in dem japanischer Flair mit Steampunk-Elementen und einer dystopischen Fantasy-Handlung gemischt wurden und dann auch noch gekonnt die verheerenden Auswirkungen des Raubbaus vom Menschen am Ökosystem thematisiert wird. Außerdem hat mir die telepathische Verbindung zwischen Yukiko und dem Donnertiger unheimlich gut gefallen, da sie so bildlich und detailliert beschrieben wird, dass man das Gefühl bekommt, selbst mit diesem mystischen Wesen in Kontakt zu stehen.

Jay Kristoff hat bereits in diesem Debütwerk bewiesen, dass er es versteht einen spannenden Plot zu liefern, der mit feingliedrigen und ausschweifenden Ausführungen daherkommt, ohne dabei langweilige Längen zu verursachen. Vielmehr verursacht Kristoffs bildgewaltiger Erzählstil ein explosives Kopfkino par excellence.

In den actionreichen Part mischt sich die Gefühlswelt der 16-jährigen Hauptprotagonistin, deren Schwärmerei für einen grünäugigen Samurai sie blind für die tatsächlich wichtigen Dinge macht. Nun könnte man meinen, dass diese Romanze viel Spielraum in der Geschichte einnimmt. Falsch gedacht, denn die schwierige Beziehung zwischen Yukiko und ihrem Vater überschattet alle Liebelei. Damit konnte mich »Stormdancer« auch auf emotionaler Ebene auf ganzer Linie abholen.

Nach einem atemberaubenden Showdown-Ende, bei dem kein Auge trocken bleibt, kann ich es kaum erwarten, den Fortsetzungs-Band »Kinslayer«, der bereits im November 2021 erscheinen wird, in die Händen bekommen zu können.

Fazit

Fernöstliche Fantasy, die mit Spannung und Emotion genauso zu begeistern weiß, wie mit einer Botschaft zum Klimaschutz.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 15.07.2021

Bewertung vom 12.08.2021
Family Tree. Band 1
Lemire, Jeff

Family Tree. Band 1


sehr gut

Meine Meinung

Vielfach habe ich Comicautor Jeff Lemire als absoluten Comictipp genannt bekommen, nun sollte also »Family Tree (1) Setzling« meine erste Erfahrung mit dem Star der Szene sein.

Auf den ersten Blick wirkt die Geschichte wie eine typische Kleinstadt-Horror-Story in der Stadt Lowell im ländlichen Maine. Es wird das Jahr 1997 geschrieben und ein noch unbekannter Sprecher/in aus dem Off führt uns rückblickend durch die sich anbahnende Katastrophe. Dieser Auftaktband zu einer dreiteiligen Serie verläuft insgesamt noch in ruhigeren Bahnen und wird nur dezent mit einer Verfolgungsjagd, die sich noch nicht so ganz einordnen lässt, aufgemischt.

Das Augenmerk liegt hier in der Einführung der Protagonisten: die alleinerziehende Mutter Loretta mit ihrer Tochter Meg und Sohnemann Josh und deren Großvater Judd.

Alles beginnt bei Meg mit einem kleinen Ausschlag, der sich schnell ausbreitet und das Mädchen in ein baumartiges Wesen zu verwandeln droht. Loretta hat kaum Zeit sich große Sorgen zu machen, da tauchen auch schon zwielichtige Gestalten auf und ihr Schwiegervater Judd, der unglaubliches zum Tod seines Sohnes zu berichten weiß, wird auf die Spielfläche gespült. Jeff Lemire hat hier wirklich eine spannende Familiendynamik erschaffen, die den Horror der Entwicklungen noch im Schatten stehen lässt.

Dennoch darf ein klitzekleiner Blick auf die mysteriöse Umwandlung Megs geworfen werden, gegen die Loretta unbedingt etwas unternehmen möchte. Der resolute Charakter von Loretta gerät dabei ganz schön in Konflikt mit Judd. Doch um ihrer Familie willen müssen die beiden an einem Strang ziehen. Richtig genial könnte die seltsame Baum-Verbindung werden, die sich nun zwischen Meg und ihrem Vater auftut.

Die vielversprechende Geschichte lässt so einige Fragezeichen entstehen, welche hoffentlich in den nächsten Bänden ausgeräumt werden und auch die beiden Kinder könnten noch etwas mehr Profil vertragen. Trotzdem kann Lemire mit »Family Tree« das Gefühl vermitteln, dass hier noch großartiges Comic-Kino auf die Leser*innen zukommen wird.

Die Illustrationen zur dystopischen Familien-Horror-Story stammen aus der Zeichenfeder der Künstler Phil Hester, Eric Gapstur und Ryan Cody. Ich muss zugeben, dass die minimalistischen Zeichnungen mit ihren scharfen Ecken und markanten Schattierungen die bedrückende Weltuntergangsatmosphäre transportieren.

Fazit:

Jeff Lemires dystopischer Familien-Drama-Road-Trip hat eine fesselnde Dynamik, der sich in den Folgebänden sicherlich noch zu einem rasanten Horror-Story-Feuerwerk entzündet.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 14.07.2021

Bewertung vom 12.08.2021
Liberty Bessie. Band 2 (von 2)
Djian, Jean-Blaise;Saint-Dizier;Pierre-Roland

Liberty Bessie. Band 2 (von 2)


sehr gut

Meine Meinung

Im Finalband der Zweiteiler-Serie »Liberty Bessie«, der den Titel »Auf den Spuren der Maylaro« trägt, führt die junge afroamerikanische Pilotin Bessie Bates die Suche nach ihrem totgeglaubten Vater bis in die entlegenste Einöde Lybiens.

Das Autorengespann Jean-Blaise Djian und Pierre-Roland Saint-Dizier beginnen zunächst bei Bessies Reise, die Dank der Hilfe zwielichtiger Gestalten mehr schlecht als Recht verläuft. Der begabten Mechaniker Max ist ihr jedoch eine zuverlässige Hilfe und gemeinsam decken sie die Mysterien des Verschwindens von Bessies Vater im Zweiten Weltkrieg auf.

Der Handlungsverlauf legt ein recht flottes Tempo vor und durch Verfolgungsjagden schnellt der Spannungspegel auch schon mal schnell nach oben. Jedoch macht diese schnelle Erzählweise zuweilen einen gehetzten Eindruck auf mich und die Übergänge sind ab und an etwas holprig. Vielleicht auch deshalb, weil die Beziehungen unter den Charakteren nur notdürftig beleuchtet werden.

Bessie bleibt als toughe Hauptprotagonistin mein Highlight dieser Kurzserie, denn sie beeindruckt mit ihrer kämpferischen Natur, lässt sich auch in gefährlichen Situationen nicht unterkriegen und das alles wirkt auf den Bildern immer so leichtfüßig und keineswegs übertrieben.

Für das ansprechende Artwork ist wieder der französische Künstler Vincent verantwortlich, dessen lebhafte Illustrationen die schwungvolle Note der Geschichte unterstreichen. Großartig finde ich den plastischen aber dennoch cartoonesken Stil, der den bedrückenden Entwicklungen ihre Schärfe nimmt und somit hervorragen zu Bessies Gemüt passt.

Fazit

Ein abenteuerlicher und rasanter Abschluss der fiktiven Story über eine mutige afroamerikanischen Pilotin, die ihren eigenen Weg geht.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 13.07.2021

Bewertung vom 12.08.2021
Danthrakon. Band 2
Arleston, Christophe

Danthrakon. Band 2


sehr gut

Meine Meinung

Der zweite Band von Christophe Arlestons schmissiger Fantasy-Mär, »Lyrelei die Launische«, über das mächtige magische Buch »Danthrakon«, welches mittlerweile dem Küchenjungen Nuwan unter die Haut gekrochen ist, kann mit jeder Menge Action und einer rasanten Verfolgungsjagd punkten.

In Kompiam wittert Inquisitor Amutu die Chance seines Lebens. Durch das Versagen des Meistermagiers Waiwo entzieht er ihm seine Magie und übernimmt selbst die Verfolgung von Nuwan und Lerëh. Im Schlepptau den speichelleckenden Schüler Didor, der immer darauf bedacht ist, die vielversprechendste Partei zu wählen und schnell dabei ist, die Seiten zu wechseln.

Währenddessen schließt der vom Danthrakon besessene Nuwan Bekanntschaft mit dem ehemaligen Besitzer des Buches, der zufälligerweise Lerëhs Vater ist und sich natürlich sein Eigentum zurückholen will. Koste es, was es wolle.

Das Danthrakon hat jedoch seinen eigenen Willen und beschützt Nuwan in besonders haarigen Situationen. Wie immer im Leben, hat jedoch alles seinen Preis und so ist noch nicht ganz klar, was Nuwan zahlen muss…

Christophe Arleson bedient sich eifrig der Genrekiste und zaubert vom fliegenden Teppich über riesige Meeresungeheuer, verlockende Sirenen bis hin zu einem spektakulären Fortbewegungsmittel in Spinnengestalt ein buntes Sammelsurium aus seiner Autorenfeder. Besonders unterhaltsam ist dabei die Szenerie auf hoher See geraten, welche Nuwan und seine Freunde schließlich zu Lerëhs Mutter Lyrelei führt. Lyrelei ist selbst eine mächtige Magierin und kann hoffentlich dabei helfen, Nuwan von dem Danthrakon zu trennen, bevor sich Nuwan vollkommen verwandelt. Zum Ende wird man mit einem spektakulären Showdown belohnt, der in einem Cliffhanger mündet und einem den Mund auf den Finalband wässrig macht.

»Danthrakon – Lyrelei die Launische« ist eine spaßiges und abenteuerliches Fantasyfeuerwerk, dass von Olivier Boiscommun in fantasievolle Illustrationen gegossen wurde. Zwar werden in diesem bunten Reigen auch schwere Themen eingestreut, aber im Ganzen wirkt die Story durch ihre unbeschwerte Leichtigkeit und ist somit genau die richtige Unterhaltung für heiße Sommertage.

Fazit

Ein farbenfrohes Fantasyspektakel, dessen Ausgang noch ungewiss ist.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 12.07.2021

Bewertung vom 12.08.2021
5-Minuten-Märchen zum Lauschen Teil 1

5-Minuten-Märchen zum Lauschen Teil 1


ausgezeichnet

Meine Meinung

Märchen bereiten mir seit der Kindheit große Freude, egal ob als Vorlesegeschichte, Romanadaption oder Hörbuch bzw. Hörspiel. Gerade im Kindesalter prägten mich die Geschichten und ich erinnere mich immer wieder gerne an gewisse Hörkassetten und Opas Vorleseabende.

In ihrem noch jungen HERZ Verlag veröffentlicht die Meditationslehrerin, Autorin und Harfenspielerin Michaela Brinkmeier ihre zauberhaften Märchen, die nun in einer sechsteilige Hörbuch-Serie unter dem Titel »5-Minuten-Märchen zum Lauschen« erscheinen.

Der erste Band umfasst 15 Märchen, die eine jeweilige Spieldauer von 5 Minuten nicht überschreiten, untermalt werden die Titel mit Harfenmusik zwischen den Geschichten. Die Märchen bilden fantasievollen Erzählungen aus der ganzen Welt ab, von Brasilien über Japan, Deutschland und Portugal bis nach Afrika wird die bunte Kultur für kleine und große Zuhörer eine wunderbare Auszeit vom Alltag und Erholung in der Pandemiezeit sorgen.

Ich habe die Märchen als Einschlaf-Ritual über mehrere Tage verteilt angehört und bin begeistert davon, wie wunderbar die Harfenmusik in Kombination mit den Geschichten entspannen. Schon nach ein bis zwei Titeln hat mich Michaela Brinkmeiers angenehme Stimme in das verzaubert in das Land der Träume geschickt.

Die Kürze der Geschichten macht das Hörbuch auch für Kleinkinder und ältere Menschen, die z. B. durch eine Krankheit nur über eine kurze Aufmerksamkeitsspanne verfügen, zu einer perfekten Unterhaltung die für Abwechslung sorgt. Besonders schön dabei ist, dass die Märchen trotz ihrer Kürze immer auch eine kleine Botschaft übermitteln, die für Mut, Hoffnung, Zuversicht und Toleranz sorgen.

Inhaltlich ähneln sich zwar einige Märchen (z. B. geht es mehrfach um einen unerfüllten Kinderwunsch), was dieses 66 Minuten umfassende Hörbuch jedoch in keinster Weise beeinträchtigt. Die phantasievollen Erzählungen über das Leben, Heranwachsen, unsere Wünsche und Sehnsüchte haben mich alle auf ihre Art zum Träumen und ausspannen gebracht. Meine Highlights dieser Sammlung sind das sibirische Märchen ›Die eitle Ajagaga‹, in der Eitelkeit und Faulheit thematisiert werden und das indianische Märchen ›Kemanta‹, welches von einem Jungen handelt, der durch seine Angst vor dem Wasser zum Ausgestoßenen wird, diese dann aber besiegt und sich in den ersten Delfin verwandelt.

Fazit

Eine zauberhafte Auszeit für Groß und Klein schafft Michaela Brinkmeier mit Harfenmusik und kurzweiligen Märchen voller kultureller Vielfalt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 11.07.2021

Bewertung vom 12.08.2021
Wasserschlangen
Sandoval, Tony

Wasserschlangen


ausgezeichnet

Meine Meinung

Der mexikanische Comicautor und Illustrator Tony Sandoval hat mich gleich mit dem außerordentlichen Cover zu seinem Werk »Wasserschlangen« in den Bann gezogen und auch inhaltlich konnte die mystisch-märchenhafte Geschichte punkten.

Die öden Ferientage der Teenagerin Mila haben ein Ende, als sie der gleichaltrigen und äußerst geheimnisvollen Agnes begegnet. Zwischen den Mädchen entsteht schnell eine Anziehungskraft, der man sich auch als Leser nicht entziehen kann, und genau wie Mila wird man von den kuriosen Geschichten, die Agnes zu berichten weiß, in eine skurrile Fantasiewelt gezogen.

Agnes entpuppt sich als ein ganz besonderer Geist, der von einem längst vergessenen König bewohnt wird und wundersamerweise kann nur Mila die Gestalt von Agnes sehen. Sie ist fasziniert von Agnes Zähnen, die sich später noch als mutige Kuriositäten zeigen werden.

Rituale, Kämpfe und Mysterien erwachsen aus Natur und Umwelt fängt Tony Sandoval in seinem unverwechselbarem Artwork ein, welches sich durch lange schlanke Gliedmaßen, überproportional große Köpfe und eine hauchzarte Linienführung auszeichnet. Diese besondere Darstellung verstärkt den übersinnlichen Touch der Geschichte. Abgerundet wird das schaurig-romantische Fantasymärchen durch die stimmungsvolle Aquarellkoloration.

»Wasserschlangen« ist eine in sich abgeschlossene Geschichte, an der sicherlich auch Comic-Einsteiger ihre Freude haben werden, wenn sie sich gerne von außergewöhnlich fantasievollen Geschichten verzaubern lassen. Ich habe diese kurios-magische Leseerfahrung in vollen Zügen genossen!

Fazit

Tony Sandoval hat in »Wasserschlangen« mit seinem einzigartigen Artwork und einer bizarren Fantasiegeschichte ein unglaubliches Leseerlebnis erzeugt. Definitiv ein Highlight in diesem Comic-Sommer!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 09.07.2021

Bewertung vom 15.07.2021
Die Anklägerin / Captain Marvel - Neustart Bd.4
Thompson, Kelly;Manna, Francesco;Smith, Corry

Die Anklägerin / Captain Marvel - Neustart Bd.4


sehr gut

Meine Meinung

Die vierte Ausgabe der Captain Marvel Solo-Serie von Kelly Thompson enthält zum einen die Kurzgeschichte »Spieleabend«, gezeichnet von Francesco Manna, und die vierteilige Story »Angeklagt«, gezeichnet von Corry Smith.

Die Kurzgeschichte kann man wunderbar losgelöst ohne jegliche Vorkenntnisse genießen. Carol hat zum Spieleabend bei sich eingeladen: Spectrum, Hazmat, Spider-Woman und Wolverine sitzen bereits beim Poker als Ms. Marvel dazustößt und die Truppe davon überzeugt, einen hippen Escape-Room zu besuchen.

Die kurzweilige und humorvolle Geschichte nimmt schnell an Fahrt auf, denn die Helden bekommen eine Sonderbehandlung des Room-Besitzers, und das Spiel nimmt ungeahnte Ausmaße an. Ein Spieleabend für richtige Superhelden eben. Die schwungvolle Linienführung von Francesco Manna passt hervorragend zur Geschichte.

Nach dem unterhaltsamen Ausflug werden die gesammelten Bände der Story »Angeklagt« präsentiert, in der Carol nicht das typische Captain Marvel Outfit trägt, sondern als Amtsträgerin der Anklage in einem grünen Dress mit dem mächtigen Hammer der Kree auftritt. Wie es dazu kam, wird im Vorwort kurz erwähnt, und ist in ausführlicher Version im Empyre-Event nachzulesen. Da ich die Empyre Story nicht gelesen habe, fehlt mir zwar Vorwissen aber dennoch konnte ich mich gut in die Geschichte einfinden.

Die friedliche Allianz zwischen Kree und Skrull steht noch auf wackeligen Kinderbeinen, da rettet Carol als Kree-Anklägerin ein unterlegenes Schiff der Allianz in einer Schlacht gegen die baumartigen Cotati. Außerdem wird sie zu dem Planeten Mar-Da’en gerufen, der als gemeinsamer Zufluchtsort der Kree-Skrull auserkoren wurde, allerdings von einer außer Kontrolle geratenen Soldatin bedroht wird.

Doch es ist nicht alles so wie es zu sein scheint und der Hammer zeigt Captain America Bruchstücke der Wahrheit über die Soldatin Lauri-Ell. Aus dieser Konstellation entwickelt sich ein spannungsgeladener Superhelden-Comic, der die Figur von Carol Danvers als Captain Marvel noch mehr Tiefe und Kontur verleiht. Außerdem mochte ich die Dynamik zwischen ihr und Lauri-Ell sowie die humorvollen Schlenker und die Einbindung von Carols Katze Chewie sehr gerne.

Im Krieg gegen die außerirdischen Cotati, die alles nichtpflanzliche Leben auslöschen wollen und daher auch ihr Unwesen auf der Erde treiben, treten auch noch weitere Superhelden wie Dr. Strange, Hazmat, Spider-Woman und War Machine zur Unterstützung von Captain Marvel an. Die actionreiche Handlung wird Dank Corry Smiths dynamischen Illustrationen lebendig. Mir hat es zwar sehr gut gefallen, dass der Fokus auf den Charakteren von Carol und Lauri-Ell liegt, allerdings hätte ich mir dann doch noch etwas mehr Input zum Antrieb der Cotati gewünscht. Hierbei wird mir wohl wirklich das fehlende Vorwissen aus dem Empyre-Event zum Verhängnis.

Fazit

Ein actionreicher und unterhaltsamer Captain Marvel Band, in dem Kelly Thompson das Augenmerk auf Carols Charakter legt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 08.07.2021

Bewertung vom 15.07.2021
Sleeping Beauties (Graphic Novel). Band 1 (von 2)
King, Stephen;King, Owen;Youers, Rio

Sleeping Beauties (Graphic Novel). Band 1 (von 2)


sehr gut

Meine Meinung

Erschreckende Szenarien, Psychospielchen und Horror vom Feinsten – dafür steht der Name Stephen King, wie kein anderer. Vor einigen Jahren brachte er zusammen mit seinem Sohn Owen King den Roman »Sleeping Beauties« heraus, der nun von Rio Youers als zweiteilige Graphic Novel adaptiert wurde. Da ich den Roman bisher noch nicht gelesen habe, war ich natürlich gleich Feuer und Flamme!

Die dystopische Geschichte über eine Welt, in der Menschen, die sich als Frauen identifizieren, von einer Schlafkrankheit befallen werden, nimmt gleich zu Beginn rasant an Fahrt auf. Die ›Aurora-Krankheit‹ zieht immer schneller ihre Kreise und so werden zahlreiche Frauen von weißen Gespinsten umwoben und erwachen nicht mehr aus ihrem Schlaf. Gefährlich wird es, wenn die weißen Seidenfäden entfernt werden und die Frau aus ihrem Schlummer gerissen wird, denn dann wird eine blutrünstige Bestie wach.

Doch eine Frau in der Ortschaft Dooling scheint immun gegen die grassierende Pandemie zu sein, sie kann sogar mit Tieren kommunizieren und macht einen verstörenden Eindruck, der durch die psychedelisch anmutenden Illustrationen von Alison Sampson noch verstärkt wird.

Faszinierend und erschreckend real kommt die Geschichte von Stephen & Owen King in diesen Zeiten daher und nimmt einen schon nach wenigen Seiten mit einer gewaltigen Sogwirkung gefangen. Während immer mehr Frauen dem Aurora-Schlaf zum Opfer fallen und ihre Familien alleine zurückbleiben, brechen sich zwischen Fake-News und Hysterie auch wieder die patriarchalen Machtstrukturen Bahn. Dieses Szenario aus Triebhaftigkeit und Psychologie geht tief unter die Haut.

In einem rasanten Tempo spitzen sich die Ereignisse zu, sodass ich fast das Gefühl hatte, etwas Bedeutendes zu verpassen. Denn die Magie um den mysteriösen Mutterbaum und die geheimnisvolle Verbindung zu der Frau, die nicht im Schlaf versinkt, habe ich nicht so richtig greifen können. Dieser übernatürliche, fast schon magische Part wird durch gewalttätige Szenerien ergänzt, bei denen es ganz schön blutig zur Sache geht.

»Sleeping Beauties« ist aufgrund der ungeschönten Darstellung von körperlicher Gewalt und brutalen Morden nichts für schwache Nerven und sorgt in Kombination mit der übernatürlichen Atmosphäre und der Nähe zur Realität für Gänsehaut pur.

Fazit

Eine schaurige Dystopie, die durch die auffallenden Zeichnungen von Alison Sampson sowie das realistische Setting für Grauen sorgt. Die Comicadaption zu »Sleeping Beauties« liefert einen abgefahrenen Trip, der eines King-Romanes würdig ist.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 07.07.2021