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PoetryandCoffee
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Hannover
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Bewertungen

Insgesamt 43 Bewertungen
Bewertung vom 05.05.2022
Ein französischer Sommer
Reece, Francesca

Ein französischer Sommer


sehr gut

Ein französischer Sommer und ein schreckliches Geheimnis

Einen heißen langen Sommer begleiten wir Leah in die Villa des alternden, egozentrischen Schriftstellers Michael an der südfranzösischen Küste. Leah arbeitet dort, inmitten seiner Familie und Freunde, als seine Assistentin, und organisiert die Tagebücher seiner Jugend. Dabei kommt sie einem schrecklichen Geheimnis aus Michaels Zeit im Athen der 70er Jahre auf die Spur.

Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Die Charaktere der Personen sind vor dem jeweiligen zeitlichen Hintergrund mehrdimensional herausgearbeitet und ich hatte bei allen das Bedürfnis zu erfahren, wie es mit ihnen weitergeht. Michael und Leah erzählen die Geschichte abwechselnd. Michael oft retrospektiv aus seiner wilden Jugend, die er im Soho der 60er Jahre verbracht hat. Leah ist Engländerin und ein typisches Produkt der Generation Y – der Millennials. Ihr Leben ist auf der einen Seite von Unsicherheit und auf der anderen von dem Wunsch nach Selbstverwirklichung geprägt. Sie ist gut ausgebildet mit einem Studienabschluss, hält sich aber nur mit Gelegenheitsarbeit über Wasser. Wird der Sommerjob bei Michael ihrem Leben die ersehnte Wende geben? Welche Rolle spielt sie in der Geschichte? Die Autorin hält die Spannung bis zur letzten Zeile und ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Sinnlich und farbenreich beschreibt Francesca Reece Landschaft, Klima und Essen. Es ist unmöglich, sich dem als Leser*in zu entziehen.

Dies ist ein Buch für sinnlich-schwüle Sommertage, mit dem man sich in den Süden Frankreichs lesen kann und dabei noch bestens unterhalten wird. Meine absolute Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.04.2022
In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3
Ventura, Luca

In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3


ausgezeichnet

Italienisches Ambiente und ein Mord

Was braucht man für einen gelungenen italienischen Krimi? Sympathische Protagonisten, gutes Essen, Musik und den typischen italienischen Lifestyle. All das findet sich in dem neuen Roman von Luca Ventura „In einer stillen Bucht“. Dies ist der zweite Fall der Capri-Serie um den Inselpolizisten Enrico Rizzi und dessen norditalienische Kollegin Antonia Cirillo. Auf Capri, der Nachbarinsel Procida und in Neapel ermittelt das Polizistenduo, nachdem eine Frauenleiche in einem Koffer aufgetaucht ist. Wer ist die Frau, wo kommt sie her und was wollte sie auf Capri? Es gilt eine Anzahl von Verdächtigen auszuschließen und die wahren Schuldigen zu überführen. Bis zum Schluss bleibt der Ausgang offen und hat mich dann umso mehr überrascht.

Dieser Krimi in italienischem Ambiente, der an dem Sehnsuchtsort Capri spielt und ein Autor, bei dessen Zeilen ich die Gerüche und den Geschmack dieser Inselwelt wahrgenommen habe, hat mich die Handlung unmittelbar miterleben lassen. Ein wunderbarer Roman, spannend und flüssig geschrieben – eine Krimilektüre für laue Sommerabende. Deshalb meine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 12.04.2022
Den Wölfen zum Fraß
McGuinness, Patrick

Den Wölfen zum Fraß


ausgezeichnet

Der Roman „Den Wölfen zum Fraß“ von Patrick McGuinness, aus dem Englischen übersetzt von Dieter Fuchs, basiert auf einer wahren Geschichte.

Vorweihnachtszeit in Bristol: Die Leiche einer jungen Frau wird gefunden und das ungleiche Polizeiduo Ander und Gary ermitteln gegen den, von der Presse schnell zum Hauptverdächtigen erklärten, pensionierten Lehrer einer Eliteschule. Das schwarz-weiße Coverbild stimmt bereits auf den Roman ein: Es wirkt düster, fast schon kalt. Die Blickrichtungen in dem Bild korrespondieren mit den unterschiedlichen Perspektiven der Figuren der Geschichte auf den Mordfall – distanziert, von der Mitte und von oben aus nach unten. Die Romanhandlung spielt auf zwei Zeitebenen, die von der Hauptfigur Ander erzählt werden. Zum einen ist da sein Blick auf die Vergangenheit, in der er Schüler bei dem Mordverdächtigen war. Zum anderen die Gegenwart, in der er gegen seinen ehemaligen Lehrer ermittelt. Der Autor verknüpft beide Storylines geschickt zu einer Kritik am englischen Schulsystem und vor allem an den Medien, die eine eigene, selbsternannte, öffentliche Gerichtsbarkeit erzeugen, die Leben für immer zerstört.

Patrick McGuinness denkt in einer sehr klugen und kreativen Sprache aber auch über Themen wie Tod, Sprache und Brücken im allgemeinen nach. Bei aller Spannung und Dramatik, die sich den ganzen Roman über hält, bleiben die Figuren jedoch seltsam kühl und unnahbar, allerdings mit dem Ergebnis, dass für mich als Lesende genug Raum für eigene Urteile und Gedanken bleibt, denn auf diese Weise verhindert der Autor jede emotionale Bindung an eine bestimmte Figur. Alles in allem ist dies ein sehr tiefgründiger Kriminalroman, der einen nicht so schnell loslässt.

Vorurteile, die Macht der Medien und gesellschaftliche Meinungsbildung sind aktuell immer wichtiger werdende Themen. Deshalb meine unbedingte Leseempfehlung für diesen außergewöhnlich spannenden und kritisch-klugen Roman.