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Benutzername: 
Aenna (www.buecherspleen.blogspot.com)
Wohnort: 
Niedersachsen

Bewertungen

Insgesamt 94 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2011
Im Auge des Feuers / Aslak Eira Bd.2
Thørring, Jorun

Im Auge des Feuers / Aslak Eira Bd.2


sehr gut

Eigentlich ist Karl seit fast 40 Jahren tot, verbrannt bei dem großen Feuer im Jahr 1969,....doch nun steht er plötzlich bei seinem Bruder Johan vor der Tür!
Trotzdem löst sein Auftauchen keine Begeisterungsstürme aus, und wenig später findet man Karls Leiche. Und es soll nicht die Einzige bleiben in dem kleinen Städtchen Tromsø.
Für Kommissar Asrak Eira tun sich viele Fragen auf, und die Ermittlungen erweisen sich als schwierig...
Alles hat den Anschein, als ob die Ereignisse von heute mit dem Brand vor fast vier Jahrzehnten zusammenhängen.
Doch keiner will reden....

Die norwegische Schriftstellerin Jorun Thørring legt mit "Im Auge des Feuers" bereits ihren zweiten Krimi mit Ermittler Asrak Eira vor.
Den ersten Band "Glaspuppen" kenne ich noch nicht, doch ist mir Thørrings sympathischer Kommissar so ans Herz gewachsen, dass ich Lust habe, noch mehr von ihm zu lesen.

Dabei ist "Im Auge des Feuers" kein Krimi, bei dem man vor Spannung die Luft anhält.
Es dauert eine ganze Weile, bis der Leser sich an den eher nüchternen und ruhigen Stil der Autorin gewöhnt hat, bei dem er eher unvermittelt mit Mord und Totschlag konfrontiert wird.
Man muss auf jeder Seite auf Alles gefasst sein, und das macht hier die Spannung aus.

Hinzu kommt eine insgesamt gut konstruierte Geschichte, die über kleine Längen hinwegsehen lässt.
Zeitweilig hatte ich schon das Gefühl, dass Eira auf der Stelle tritt.
Aber vielleicht war ich auch deshalb so ungeduldig, weil ich wissen wollte, welches Geheimnis sich hinter dieser Geschichte verbirgt.
Auch über einen kleinen medizinischen Fauxpas bin ich gestolpert...

Jorun Thørring lässt ihre Leser unterschiedliche Spuren verfolgen, bringt immer wieder neue Verdächtige ins Spiel.
Den wahren Täter hatte ich schon ziemlich früh im Visier, muss aber eingestehen, dass es die Autorin geschafft hat, mich immer wieder zu verunsichern.
Letztendlich war die Auflösung für mich aber nicht hundertprozentig schlüssig.

Mit der Lektüre von "Im Auge des Feuers" ist gutes "Kopfkino" garantiert.
Wie schon bereits erwähnt, versteht es die Autorin hervorragend, dem Leser ihre Hauptcharaktere nahe zu bringen.
Die Einblicke in Asraks Privatleben mit den Sorgen um seinen halbwüchsigen Sohn Niillas, der seine erste Liebe erlebt, sowie die Beziehung zu der Psychologin Mona tragen dazu bei, dass sich der Leser ein gutes Bild machen kann.
Auch die Nebenpersonen werden sehr gut charakterisiert und haben ein klare Vorstellung in meinem Kopf erzeugt.

Die gegenseitige Anrede der Protagonisten des Buches war für mich eher gewöhnungsbedürftig.
Im Vorfeld wird von der Übersetzerin darauf hingewiesen, dass auf das in Norwegen übliche "Du" verzichtet wird, außer natürlich im vertraulichen Fall.

Die Ermittler reden sich jedoch mit "Du" und Nachnamen an, das hat mich persönlich schon irritiert.

Letztendlich kann ich sagen, dass mir "Im Auge des Feuers" trotz einiger kleiner Kritikpunkte gut gefallen hat, was hauptsächlich an Thørrings angenehmen, ausgeglichenen Schreibstil sowie der hervorragenden Darstellung sowohl der Schauplätze als auch ihrer Charaktere liegt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.10.2011
Sterneneis
Baldursdóttir, Kristín Marja

Sterneneis


weniger gut

Gunnur ist eine Frau in den Fünfzigern, von Beruf Psychiaterin.
Eines nachts wird in ihr Haus eingebrochen, was sie erst morgens nach dem Aufwachen bemerkt.
Die Vorstellung, im Schlaf von fremden Menschen beobachtet worden zu sein, schreckt sie dermaßen, dass sie in ihr Ferienhaus flieht.
Aber nicht allein!
Ihre Architektin drängt ihr die Betreuung ihrer Tochter Hugrún über das Wochenende auf, so nimmt Gunnur das aufsässige Mädchen mit.
Doch was soll sie mit der ihr fremden 14-jährigen anfangen?

Gunnur "reist" in die Vergangenheit und fängt das "Reh", wie sie Hugrún nennt, mit ihren Kindheitserinnerungen ein.

Meine Gefühle für "Sterneneis" schwankten bei der Lektüre des Buches beträchtlich...
Auf der einen Seite überzeugt die isländische Autorin Kristín Marja Baldursdóttir mit schönen Landschaftsbeschreibungen und mitreißenden Passagen, wenn sie Gunnur aus ihrem Leben erzählen lässt.
Dadurch, dass sie von sich in der dritten Person erzählt, lief vor meinen Augen ein kleiner Film ab, ich sah die "junge" Gunnur in ihren verschiedenen Lebensphasen ganz genau....

Andererseits schafft es die Autorin leider nicht, mich ihren Protagonistinnen der Gegenwart nahe zu bringen.
Das Verhalten Hugrúns empfand ich als unverhältnismäßig unverschämt und deshalb fast unglaubwürdig.
Ihre Sicht auf die Dinge wird weitgehend vernachlässigt und bleibt der Vorstellungskraft des Lesers überlassen.
Die Persönlichkeit der "alten" Gunnur blieb für mich eher undurchschaubar und auch unvollständig dargestellt.
Meine Vorstellung von beiden Frauen wurde teilweise abrupt durch den Text korrigiert, so dass sich mir des öfteren die Frage stellte, ob die Übersetzung evtl. nicht ganz glücklich gewählt wurde...
Ich hatte z.B. den Eindruck, dass die Autorin ihre Hauptprotagonistin mit etwas mehr Humor gesehen hat...(?)

"Sterneneis" ist eine Geschichte über das Zusammentreffen und die Annäherung zweier problembehafteter Charaktere aus unterschiedlichen Generationen.
Eine wirklich gute Idee, wie ich finde. Doch leider hat mich die Lektüre des Buches mehr verwirrt als überzeugt.
Statt einer "runden" Geschichte sieht sich der Leser hier eher mit einer Vielzahl an Denkanstößen konfrontiert, ich hatte das Gefühl, ständig selber "analysieren" und Hintergründe suchen zu müssen....

Vielleicht lag ja genau das in der Absicht der Autorin, mir persönlich hat dieser Stil leider nicht so gut gefallen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2011
Cut / Keye Street Bd.1
Williams, Amanda Kyle

Cut / Keye Street Bd.1


sehr gut

Keye Street ist Inhaberin einer Privatdetektei, seit sie aufgrund ihres Alkoholproblems ihren alten Job verloren hat.
Die ehemalige FBI-Agentin wird von ihrem Freund Lieutenant Rauser um Hilfe gebeten, als ein Serienkiller die Stadt Atlanta in Atem hält.
Keye soll ein Profil des Täters erstellen, doch gibt ihr dieser viele Rätsel auf....

Scheinbar wahllos sucht er seine Opfer aus, und er hinterlässt keine Spuren, obwohl er unvorstellbar grausam und brutal mit dem Messer vorgeht.
Schnell wird jedoch klar, dass er nicht zum ersten Mal mordet und seine Anfänge lange in der Vergangenheit zu suchen sind...
Aber was sind seine Motive? Er ist gerissen, spielt Katz und Maus mit der Polizei.
Und er kommt Keye immer näher...und näher...

"Liebster Lieutenant,
wollen Sie wissen, wie ich es getan habe?
Ich habe so lebendige Erinnerungen daran, wie ich vor ihrem Haus stand und den Dunst aus der Küche roch.
Als sie die Tür öffnete, lächelte sie.
Das Letzte, was sie hörte, abgesehen von ihrem Wimmern, war das Klicken meiner Kamera und das leise Krachen ihres Genicks, als würde ein Wunschknochen entzweibrechen."

Als ich diese unglaublich spannende Buchbeschreibung las, wusste ich, dass ich unbedingt auch das gesamte Buch "CUT" lesen muss.

Dennoch fiel es mir zunächst ein wenig schwer, mich in in den Erstling von Amanda Kyle Williams hereinzufinden, der mit sehr detaillierten Beschreibungen von Keyes aktuellem Job und ihrem Arbeitsumfeld beginnt.
Doch bevor Langeweile aufkommt, ist der Leser in der Geschichte drin, die Williams ihre Protagonistin selbst erzählen lässt.
Dies geschieht in entsprechend lockerem Stil, der flüssig zu lesen ist.

Der Leser bekommt eine sehr genaue Vorstellung von der vielschichtigen Persönlichkeit der Privatdetektivin Keye Street, die als trockene Alkoholikerin vor allen Dingen in Stresssituationen mit ihrer Sucht zu kämpfen hat.
Wir lernen sowohl ihre harten Seiten im Beruf als auch ihre manchmal überraschend sensible und weiche Seite im Privatleben kennen, die sie in der sich andeutenden Beziehung zu Rauser auslebt.
Die Nebencharaktere werden für meinen Geschmack ihrer "Wertigkeit" entsprechend ausreichend beschrieben.
Selbst der Täter kommt zu Wort, und das macht die Geschichte umso spannender...

Apropos Spannung!
Amanda Kyle Williams schafft es, diese die ganze Zeit aufrecht zu halten, ja sogar zum Ende hin noch zu erhöhen.
Sie schockiert mit Tatortbeschreibungen, überraschenden Wendungen und blutigen Detaills...
Sie lockt ihre Leser auf diverse Fährten, animiert zum Nachdenken und lässt uns mitermitteln.

Dennoch war das Ende für mich überraschend, aber leider nicht ganz "rund", nicht vollkommen schlüssig.

Das Duo Keye Street und Lieutenant Rauser schreit förmlich nach Fortsetzung, die glücklicherweise wohl schon in Arbeit ist.
"CUT" hat mich trotz des etwas unbefriedigenden Endes doch überzeugt, was nicht zuletzt an der ausgezeichneten Charakterisierung der Protagonistin sowie der Geschichte selbst liegt.
Auch die humoristischen Einlagen haben mir gut gefallen. Mehr als einmal musste ich während des Lesens laut auflachen!
Auf jeden Fall werde ich diese Serie im Auge behalten.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2011
Tagebuch eines Engels
Jess-Cooke, Carolyn

Tagebuch eines Engels


gut

Plötzlich ist Margot tot und zu ihrem eigenen Schutzengel avanciert.
Damit muss sie erst einmal fertig werden.
Als "Ruth" wird sie noch einmal Zeuge ihres 42jährigen Lebens, angefangen bei ihrer Geburt....
Ihre Kenntnisse über das, was die Zukunft bereithält, verleiten sie natürlich zu dem Wunsch, die Lebensbahnen zu verändern und die Karten neu zu mischen.
Aber kann man das Schicksal wirklich beeinflussen? Und darf man das überhaupt?
Ruth steht vor schwierigen Entscheidungen und muss sich zudem noch gegen Margots Dämonen behaupten....

"Tagebuch eines Engels" hinterlässt bei mir zwiespältige Gefühle....
Das liegt sicher nicht am Schreibstil der Autorin, die mit vorliegendem Werk ihren Erstling präsentiert. Carolyn Jess-Cooke schreibt locker, flüssig, mitreißend...
Es liegt auch nicht an der Geschichte selbst. Die entspringt einer guten Idee...

Wir lernen Margot von Geburt an kennen, begleiten sie durch diverse Pflegefamilien bis ins Waisenhaus, wo ihr unglaubliches Leid widerfährt.
Gezeichnet von ihren Erlebnissen fällt es ihr schwer, Beziehungen aufzubauen, so erleben wir das Scheitern ihrer Ehe, ihr Versagen als Mutter, ihre Flucht in Drogen und Alkohol.

Margots Schicksal zog mich in seinen Bann, ich wollte unbedingt auch das Ende wissen, über das der Leser von Beginn an im Unklaren gelassen wird.
Wie Margot letztendlich ums Leben gekommen ist, erfahren wir erst zum Schluss...
Auch die Frage, ob Ruth das Schicksal von Margot ändern kann, hält den Leser gefangen.

Aber woran liegt es dann, dass ich nicht so recht warm werden konnte mit diesem Buch?
Es fällt mir schwer, dies exakt zu benennen.
Aus Ruths Sicht läuft Margots Leben vor unseren Augen ab. Ruth war früher Margot.
Dies sorgte bei mir zeitweise schon für einige Verwirrung.
Hinzu kommen eine Vielzahl von weiteren Engeln und auch Dämonen, die eine Rolle spielen.
Etwas zuviel des Guten für meinen Geschmack und teilweise auch ein bisschen kitschig....
Außerdem lenken sie vom Kern ab. Die Grundaussage der Geschichte kommt zu kurz, bleibt zu "schwammig" in der Ausführung.
Da wäre sicher noch mehr drin gewesen.

"Carolyn Jess-Cooke" hat mit ihrem ersten Werk viel Potential bewiesen, welches aber sicher noch ausbaufähig ist.
Auf jeden Fall lohnt es, diese Autorin im Auge zu behalten, auch wenn mich "Tagebuch eines Engels" nicht vollends überzeugt hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2011
Die Farben der Grausamkeit
Zoderer, Joseph

Die Farben der Grausamkeit


sehr gut

Der Journalist Richard hat Alles. Eigentlich.
Er hat einen Beruf, der ihn ausfüllt, und eine Familie...
Da ist Selma, seine Frau, mit der ihn eine tiefe Liebe verbindet. Nicht zu vergessen die beiden Söhne Rik und Tom, die aus dieser Liebe hervorgehen.
Eine Bilderbuchfamilie.... Eigentlich.
Denn in Richards Leben gibt es auch noch Ursula. Und auch die liebt er, seit Jahren schon. Trotzdem erfolgt irgendwann die Trennung.
Um Ursula zu vergessen und sein Leben in Ordnung zu bringen, kauft Richard ein altes Bauernhaus hoch oben in den Bergen, das er gemeinsam mit Selma restauriert.
Doch er kann nichts tun gegen seine Sehnsucht, kann einfach nicht aufhören, zwei Frauen zu lieben...

Ich bin mit gewissen Vorurteilen an dieses Buch "Die Farben der Grausamkeit" von Joseph Zoderer herangegangen, ich gebe es zu.
Ich hatte gerade ein paar Seiten gelesen, da wurde ich gefragt, wovon das Buch denn handeln würde. "Von einem Mistkerl, der sogar noch dann seine Geliebte vö..., als seine Frau im Krankenhaus sein Kind entbunden hat", antwortete ich.
Meine Sympathie für Zoderers Protagonisten Richard war nicht gerade überwältigend...
Dazu kommt die Schreibweise des Autors, dieser eigentümliche Stil, der fast gänzlich ohne wörtliche Rede auskommt. Schwierig zu lesen...
Fast missmutig war ich auf einen Kampf durch 335 Seiten gefasst...

Aber es kam ganz anders. Ich verlor mich in dieser Geschichte.
Ich versank in der Poesie des Geschriebenen, die für mich ganz neu war und anfangs so ungewohnt.
Ständig las ich diese besonderen Sätze, Wörter.., wollte mir Marker ins Buch kleben. Das ganze Buch wäre voll davon, wenn ich es nicht irgendwann aufgegeben hätte...
Da ist die Rede von "sommersüß" schmeckenden Kirschen, die zudem noch "nachtklebrig" sind, von "Weihnachtsbaumäpfeln"...
Da liest man Sätze wie: "....Ursula war ihm wie eine kleine Blütenstaubwolke zugeflogen..." ( Seite 22) oder: "...Es tat ihm gut, ihre Lippen wieder als eine Heimschwelle zu spüren..." ( Seite 42)

Zoderer hat eine einmalige Gabe, die Dinge zu beschreiben.
Ich sah den Berghof vor meinen Augen, die alten Obstbäume, die spielenden Kinder, den rauschenden Wald....
Aber nicht nur das Optische versteht der Autor zu vermitteln, sondern vor allen Dingen die Gefühle, das Innerste von Richard.
Seine Zerrissenheit, seine Sehnsucht, seine Folter.
Vieles bleibt aber auch ungesagt oder wird nur angedeutet, so dass genug Raum bleibt für eigene Gedanken, die sich in meinem Fall viel um Richards Frau Selma drehten...
"....Wahrscheinlich hielt sie sich für die Stärkere - und trotzdem sagte sie nicht: Ich weiß, daß du eine andere liebst...."
"Vielleicht liebte sie ihn, weil sie seine Unruhe liebte, die sie fürchtete." (Seite 94)
Und um die Frage, ob so etwas überhaupt möglich ist...Kann man zwei Menschen gleichzeitig auf diese Weise lieben?

Mehrfach fragte ich mich, wie man denn so schreiben kann, ohne das Ganze womöglich selbst erlebt zu haben?
Ich hatte das Gefühl, eine wahre Geschichte zu lesen, zumal auch der zeitliche Rahmen durch die politischen Ereignisse um den Mauerfall genau festgesetzt ist.

Ich war gespannt, wie das Buch ausgeht, wie Richard sich letztendlich entscheidet, zumal ich selbst kaum in der Lage war, meine Entscheidung zu treffen....

Als ich nach Ende des Buches erneut gefragt wurde, wovon es denn gehandelt hätte, antwortete ich:
"Von einem Mann, der einem tiefen, inneren Konflikt ausgesetzt ist, weil er nur ein Leben hat....in dem ihm aber zeitgleich zwei große Lieben begegnen...."

Bewertung vom 01.09.2011
Der Federmann / Nils Trojan Bd.1
Bentow, Max

Der Federmann / Nils Trojan Bd.1


ausgezeichnet

Grausame Morde halten die Berliner Polizei auf Trab.
Junge Frauen mit blonden Haaren sind die Opfer. Sie werden abgeschlachtet und skalpiert. Die Haare nimmt sich der Mörder als Trophäe mit.
Aber er lässt auch etwas zurück....
An jedem Schauplatz findet man einen toten, aufgeschlitzten Vogel...
Kommissar Nils Trojan ist fassungslos angesichts der Brutalität, mit welcher der Täter vorgeht.
Belastet mit eigenen privaten Problemen, drückt die Verantwortung für die Aufklärung dieses spektakulären Falles zusätzlich auf seiner Seele, vor allen Dingen, als ein kleines Mädchen verschwindet.
Lene wurde Zeugin am Mord ihrer eigenen Mutter.
Ist sie nun selbst in die Klauen des "Federmannes" geraten?

Altbekannter Stoff, der in dem Thriller "Der Federmann" abgehandelt wird.
Ein mit einem komplizierten Privatleben ausgestatteter Ermittler ist auf der Suche nach dem bestialischen Mörder....
Kennen wir schon. Aber eben nicht aus Max Bentows Feder!
Der Autor hat das Thema in seinem Erstling auf eine ganz besondere Art verarbeitet, was sein Buch zu einem echten Pageturner macht...

Diese Geschichte ist nicht nur einfach so heruntererzählt.
Bentow versteht es, seinen Charakteren Leben einzuhauchen. Vor allen Dingen Nils Trojan, seine Hauptfigur, wird zum Menschen, mit dem der Leser regelrecht mitgeht.
Bentow gibt ihm Gefühle, lässt ihn leiden und lieben....Schnell springt da der Funke auf den Leser über!
Zwar bekommen wir tiefe Einblicke in das Privatleben des Ermittlers, dennoch ufert dies nicht ins Grenzenlose aus, so dass keine Langeweile oder Langatmigkeit ensteht.
Ganz im Gegenteil!
Mit jedem Kapitel steigert sich die Spannung, der Autor führt in die Irre, schockiert mit grausamen Details...
Die Brutalität der Verbrechen steht im krassen Gegensatz zu der sensiblen Persönlichkeit des Ermittlers, und dieser Umstand macht die Geschichte irgendwie glaubwürdig.
Diese ist zudem hervorragend konstruiert, einzig die Hintergründe des Täters kommen etwas zu kurz, verdienten mehr Aufmerksamkeit.

Das Buch "Der Federmann" legt man, einmal angefangen, nicht mehr aus der Hand....
Die Jagd auf den Täter hält den Leser vollends gefangen.
Seine grauen Zellen arbeiten auf Hochtouren, er fiebert atemlos mit!
Und tappt bis zum Schluss im Dunkeln.

Bentow hat sich was ausgedacht. So eine Geschichte gibt es doch noch nicht...

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.08.2011
Gott geweiht
Lawrence, C. E.

Gott geweiht


sehr gut

Der in New York lebende Profiler Lee Campell, selbst traumatisiert durch das Verschwinden seiner Schwester vor fünf Jahren sowie durch die Ereignisse des 11. September, steht vor einer schweren Aufgabe.
Gemeinsam mit dem NYPD muss er den "Schlitzer" finden, der junge Mädchen brutal ermordet, ihre Körper verstümmelt und mit eingeritzten Botschaften versieht. Anschließend drapiert er sein Opfer dann in einer Kirche auf dem Altar.
Nach welchen Kriterien sucht sich der Psychopath seine Opfer aus?
Was treibt ihn an? Und hat er auch etwas mit dem Verschwinden von Laura, Lees Schwester, zu tun?
Fieberhaft begibt sich der Profiler auf die Suche, doch wie es scheint, ist ihm der Mörder immer einen Schritt voraus...

Als ich dieses Buch, "Gott geweiht" von C.E. Lawrence las, ist ein amerikanischer Kino-Thriller vor meinen Augen abgelaufen.
Genau das ist der Stoff, den man aus so vielen US Filmen kennt...
Blut, Action und ein Hauptdarsteller, der mit privaten Katastrophen und Problemen belastet ist, aber trotzdem tapfer im Beruf seinen Mann steht!
Natürlich darf auch die Liebesgeschichte nicht fehlen!

Was ein Film jedoch nicht zeigen kann, sind die tiefen Einblicke in die Psyche des Täters, und genau den Vorteil hat man als Leser dieses Buches.
Die Autorin widmet dem psychopathischen Mörder einzelne, kleine Kapitel, und weiht uns Leser in die kranken Gedanken des unbekannten, noch gesichtslosen Täters ein.

Lawrence' Schreibstil ist flüssig, sie versteht es, ihre Leser zu fesseln.
Kleine Nebenhandlungen kommen jedoch etwas zu kurz, wirken zuweilen "abgehackt" so dass das Geschehen manchmal nicht ganz schlüssig ist. Dieses Manko ist jedoch nicht so ausgeprägt, dass es mich persönlich arg belastet oder geärgert hätte.
Die Protagonisten sind zwar ausreichend konstruiert, bleiben aber trotzdem noch so blass, dass ich ihnen spontan keine filmischen Darsteller zuordnen konnte. Außer vielleicht Kathy Bates als Großmutter Fiona. Und auch Eddie hatte für mich ein Gesicht. Die Ermittler dagegen bleiben eher schemenhaft, selbst von Lee habe ich nur eine ungefähre Vorstellung seines Äußeren. Sein Inneres dagegen wird sehr ausführlich beschrieben und macht ihn für den Leser greifbar.

Nichtsdestotrotz ist die Geschichte unterhaltsam und liest sich gut.
Sie ist spannend bis zum Schluss, auch wenn ich als erfahrener Thriller-und Krimifan schon eine Weile vor Ende des Buches eine Ahnung hatte, was den Täter betrifft...

Meiner Meinung nach hat C.E. Lawrence mit ihrem in Deutschland veröffentlichten Erstling einiges an Potential verschenkt, deshalb werde ich unbedingt auch das nächste von ihr lesen, das der Piper-Verlag im April 2012 herausbringen wird.
Wie man der Beschreibung von "Wehe dem, der Gnade sucht" entnehmen kann, handelt es sich erneut um eine Geschichte mit dem Profiler Lee Campell.

Ich bin gespannt...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.08.2011
Öland / Jahreszeiten Quartett Bd.1
Theorin, Johan

Öland / Jahreszeiten Quartett Bd.1


ausgezeichnet

Julias Leben hat seinen Sinn verloren, seit vor 20 Jahren ihr kleiner Sohn Jens in Ölands Nebel verschwand und nie mehr auftauchte.
Sein Schicksal blieb ungeklärt.
Nils Kant sei der Mörder, munkeln die ganz Alten.
Aber der Bösewicht der Insel ist schon seit vielen Jahren tot und wurde lange vor Jens' Verschwinden begraben...
Und nun bekommt Julia einen Anruf von Gerlof, ihrem alten Vater, der sie bittet, nach Hause zu kommen...
...denn nach nunmehr 20 Jahren ist eine kleine Sandale aufgetaucht!
Und sie gehörte seinem Enkel Jens....

Seit ich das erste Buch von Johan Theorin gelesen habe (Nebelsturm, 2.Bd. der Öland-Bücher) zählt der schwedische Autor zu meinen Favoriten!
Auch mit "Öland", dem ersten Teil, hat er mich wieder komplett begeistert, und es macht überhaupt nichts, die Bücher nicht der Reihe nach zu lesen...
Mit Hilfe von zwei Erzählsträngen führt er uns durch seinen Roman und erzählt uns dabei zwei Geschichten.
Eine davon spielt in der Vergangenheit. Wir lernen Nils Kant kennen und erfahren dessen Schicksal, aber immer nur in kleinen Rationen.
Theorin geht dabei sehr geschickt vor und verrät uns gerade mal soviel, wie es sich mit den Ereignissen der Gegenwart, die uns parallel dazu nahe gebracht werden, vereinbaren lässt.
Das erhöht auf enorme Weise die Spannung und ließ mich das Buch kaum aus der Hand legen, zumal mich auch dieser geniale Aufbau der Story sehr beeindruckt hat.

Ganz schnell hat es der Autor geschafft, mit seinem einzigartigen Erzählstil die Atmosphäre von Öland für "eingeweihte" Leser aufleben zu lassen, bzw. für seinen Erstleser neu zu erschaffen.
Ruhige, detaillierte Beschreibungen sowie auch immer eine klitzekleine Spur Unheimliches zeichnen Theorins Schreibweise aus.
Dazu kommen seine bildhaften Charaktere, die beim Leser schnell Gestalt annehmen.
Sie alle haben ihre eigene, kleine Geschichte...
Da ist Julia, die ihren Kummer mit Alkohol betäubt, oder der Polizist Lennart, der sein ganz eigenes Trauma zu bekämpfen hat...
Wie in den beiden Folgeromanen auch, spielt der betagte Seemann Gerlof eine tragende Rolle und begegnete mir wie ein alter Bekannter.

Liest man die Buchbeschreibung, kann man unter keinen Umständen erahnen, welche grandiose Geschichte sich daraus entwickelt.
Geradezu leise geschrieben, aber mit einem Ende, das man ungläubig zweimal liest....
Auch das zeichnet Johan Theorin aus.

Da im Zusammenhang mit seinen Büchern immer von einem "Jahreszeiten-Quartett" berichtet wird, ist anzunehmen, dass es einen vierten Band geben wird.
Diesen erwarte ich mit Spannung, und von mir aus darf es auch noch einen fünften und sechsten geben.....

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.