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sabatayn76

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Insgesamt 244 Bewertungen
Bewertung vom 24.04.2011
Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1
Adler-Olsen, Jussi

Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1


sehr gut

Kein Erbarmen für Merete Lynggaard

Inhalt:
Der dänische Autor Jussi Adler-Olsen steigt abrupt in die Geschichte der Gefangenhaltung und Folter der Parlamentsabgeordneten Merete Lynggaard ein. Der Leser befindet sich so von der ersten Zeile an inmitten des Geschehens und damit inmitten des Grauens.

Jahre später rätselt Carl Mørck von der Kopenhagener Polizei, wie es zum Verschwinden von Merete kam. Die Erklärung, dass sie ertrunken ist, kann und will er nicht glauben. Für ihn sieht das Ganze weder wie ein Suizid noch wie ein Unfall aus. Zu viele Personen sind verdächtig und es gibt zu viele plausible Gründe für ein Gewaltverbrechen.

Mein Eindruck:
Nach einem sehr vielversprechenden Einstieg ebbt die Spannung wieder ab, und die Geschichte verliert an Fahrt. Dabei liest sich der Thriller zwar flüssig und unterhaltsam, aber wirklich fesseln kann er nicht. Dies ändert sich auf den letzten 50-100 Seiten, denn obwohl mir lange klar war, wer der Täter ist, baut der Autor so viel Spannung auf, dass man den Thriller nicht mehr aus der Hand legen kann.

Was mir weniger gut gefallen hat, waren die unrealistischen Schilderungen des Autors: Ein Mann, der eigentlich zum Kaffeekochen und Bodenwischen eingestellt wurde, erfährt plötzlich Details aktueller Ermittlungen? Ebendieser bringt die Polizei auf Ideen, auf die erfahrene (und anscheinend auch gute) Ermittler nie gekommen wären? Merete lebt jahrelang in pausenloser Dunkelheit, Helligkeit bzw. Dämmerlicht und weiß dennoch ganz genau, welchen Tag wir gerade haben?

Mein Resümee:
Spannend, wenn auch sehr brutal und oft sehr unrealistisch.

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Bewertung vom 21.04.2011
Marina
Ruiz Zafón, Carlos

Marina


sehr gut

Mataró, Montjuïc, Ramblas, Raval

Inhalt:
Der 15-jährige Óscar lebt in einem Internat und erkundet täglich die Stadt. Auf einem seiner Streifzüge durch Barcelona betritt er eines Tages ein scheinbar verlassenes Haus und nimmt von dort (eher unabsichtlich) eine kaputte Taschenuhr mit. So lernt er Marina kennen, denn sie ist die Tochter des rechtmäßigen Taschenuhrbesitzers und verlangt von Óscar, dass er die Uhr zu ihrem Vater zurückbringt. Dies ist der Beginn einer Freundschaft zu Vater und Tochter sowie einer geheimnisvollen Begegnung mit alten Damen in Schwarz, Schmetterlings-Symbolen und obskuren Machenschaften, denen Óscar und Marina auf die Spur kommen.

Mein Eindruck:
Es hat mich sehr überrascht, dass Ruiz Zafón bereits 33 Jahre alt war, als er 'Marina' geschrieben hat, denn der Roman wirkte auf mich bisweilen etwas unbeholfen, die Sprache hölzern und theatralisch, die Gruseleffekte zu bemüht, stereotyp und naiv. Auch die Übersetzung ist manchmal holprig und sinnfrei (z.B. 'Meine nassen Schuhe quatschen beim Gehen.', 'Nervenstimuli', 'Kreislaufklappen'). Ruiz Zafón gelingt jedoch trotz dieser Mängel eine magische Geschichte, die fesselt und ein düsteres, geheimnisvolles und abgründiges Bild Barcelonas zeichnet und die den Leser mitten hinein in die Gässchen des Barri Gòtic, die Straßen mit den alten Villen und die Friedhöfe mit den grazilen Statuen versetzt. Hierin ist Ruiz Zafón meiner Meinung nach ein unbestrittener Meister: er vermag Barcelona den dunklen Hauch vergangener Zeiten zu geben.

Mein Resümee:
Ein spannendes Buch, das meiner Meinung nach zwar einige Mängel aufweist, aber Lust auf Barcelona macht und den Leser durchgängig mitfiebern lässt.

Bewertung vom 18.04.2011
Als der Tag begann
Murray, Liz

Als der Tag begann


ausgezeichnet

'Stabilität war eine Illusion'

Inhalt:
Liz Murray wächst zusammen mit ihrer älteren Schwester Lisa bei ihren drogenabhängigen Eltern auf. Ihre Kindheit ist geprägt von Entbehrungen, Armut, Hunger, doch auch Phasen großer Nähe und Zuneigung. In 'Als der Tag begann' berichtet die Autorin von ihrer Kindheit und Jugend sowie vom harten Kampf um Normalität, Bildung und eine gesicherte Zukunft.

Mein Eindruck:
Nach dem Lesen einer Leseprobe war ich eher skeptisch, denn ich hatte erwartet, dass 'Als der Tag begann' lediglich ein Abklatsch von Büchern wie 'Die Asche meiner Mutter' oder 'Schloss aus Glas' ist. Nach der Lektüre muss ich mein vorschnelles Urteil revidieren: Liz Murrays Bericht ist sehr bewegend, sehr authentisch und sehr empfehlenswert. Neben dem packenden Inhalt und den erschreckenden und berührenden Erlebnissen der Autorin besticht das Buch durch eine klare und leicht verständliche Sprache, die es ermöglicht, das 500 Seiten-Buch schnell und in einem Rutsch durchzulesen.

Insgesamt ist es unglaublich erschreckend, wie Kinder aufwachsen können, ohne dass es von höheren Institutionen beachtet wird und ohne dass konsequente Maßnahmen ergriffen werden, aber zudem ist es sehr bewundernswert, wie Liz Murray es geschafft hat, ihr altes Leben hinter sich zu lassen, und wie sie nie die Hoffnung auf eine bessere Zukunft aufgegeben hat.

Mein Resümee:
Bewegend, berührend und erschütternd. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 01.04.2011
Clockers
Price, Richard

Clockers


ausgezeichnet

'Er hat keine Zukunft, weil er nicht an eine Zukunft denkt'

Inhalt:
Der 19-jährige Strike arbeitet für den Drogendealer Rodney und lässt mehrere Clockers für sich arbeiten, die Junkies Tag und Nacht mit Drogen versorgen. Strike will aussteigen, doch eines Tages soll er im Auftrag von Rodney einen anderen Dealer töten. Strike erzählt seinem arbeitsamen und anständigen Bruder Victor davon - und schließlich wird der Dealer getötet, Victor stellt sich der Polizei und bekennt sich schuldig. Der Polizist Rocco, der sich nach 20 Jahren bald aus dem Dienst zurückziehen möchte, glaubt nicht an Victors Schuld und versucht, der Wahrheit auf die Spur zu kommen.

Mein Eindruck:
Ganz einfach macht es einem der Autor nicht. So verwendet er viele Slang-Begriffe, führt unzählige Personen ein und schreibt oft sehr lange Sätze. Durch die Länge des Buches, die authentische Beschreibung der Schauplätze, die milieugerechte Sprache und die sehr überzeugende Charakterisierung der Protagonisten ist Richard Price jedoch ein Meisterwerk gelungen, das es dem Leser ermöglicht, (ganz sicher und von zu Hause aus) in die Drogenwelt einzutauchen. Schön ist diese Welt nicht, aber glaubwürdig und auch für Außenstehende nachvollziehbar. Rocco und Strike kommen bei Richard Price abwechselnd zu Wort und somit erhält der Leser Einblicke in beide Welten, in die der Dealer und in die der Justiz.

Mein Resümee:
Man braucht etwas Durchhaltevermögen, aber man wird belohnt. Absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 19.03.2011
Blaue Augen
Harris, Joanne

Blaue Augen


weniger gut

Laothoe populi, Tyria jacobaeae, Smerinthus ocellata, Actias luna

Inhalt:
B.B. lebt auch im Alter von 42 Jahren noch bei seiner Mutter. Im wirklichen Leben ist B.B. eher unscheinbar, er schreibt jedoch unter dem Namen blauauge bizarre Blog-Einträge, in denen es sich um Rache, Gewalt und Mord dreht.

Mein Eindruck:
In der Leseprobe hat mir der Blog-Charakter des Buches noch sehr gut gefallen, ich empfand dies als lebendig und authentisch. Je mehr ich gelesen habe, desto repetitiver und einfallsloser fand ich es, und bald war die anfängliche Begeisterung verflogen. Die zerfahrene Sprache hat dafür gesorgt, dass ich das Lesen als Last empfunden habe. Ich bin mir nicht sicher, ob die Autorin bewusst inkohärent geschrieben hat, um eine psychische Störung von B.B. zu veranschaulichen, oder ob dies eher unfreiwillig passiert ist und innovativ wirken soll.

Alles in allem habe ich mich eher durch das Buch geschleppt, hatte keinen Spaß an der Lektüre. Mich konnte das Buch nicht fesseln, und ich war froh, als ich am Ende angelangt bin, obwohl mir dies noch mit am besten gefallen hat.

Mein Resümee:
Trotz des spannenden Themas konnte ich dem Buch leider wenig abgewinnen und kann aufgrund der zerfahrenen Sprache keine Leseempfehlung aussprechen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2011
Die ungeheuerliche Einsamkeit des Maxwell Sim
Coe, Jonathan

Die ungeheuerliche Einsamkeit des Maxwell Sim


sehr gut

'Ich war jetzt allein auf der Welt, mutterseelenallein'

Inhalt:
Der 48-jährige Maxwell Sim realisiert, dass sein Tod niemanden wirklich treffen würde, dass er mutterseelenallein ist: von der Ehefrau verlassen; von der Tochter anscheinend vergessen; mit den Freunden kaum noch Kontakt, kaum Berührungsfläche; vom Vater am letzten gemeinsamen Abend in Sydney vertröstet und allein gelassen; die Mutter seit Jahren tot. Bei der Arbeit ist er seit sechs Monaten nicht erschienen, da er aufgrund der Trennung von seiner Frau nicht einmal die Wohnung verlassen konnte. Seine Versuche, der Einsamkeit zu entrinnen, schlagen fehl, und schließlich befindet er sich aufgrund seines neuen Jobs in der Zahnbürstenbranche auf einer Reise durch das Vereinigte Königreich.

Mein Eindruck:
Jonathan Coes Roman über den einsamen und freudlosen Max liest sich flüssig und reißt den Leser regelrecht mit in die Depression seines Protagonisten, deren Schilderung dem Autor hervorragend und überzeugend gelungen ist. Gefallen haben mir zudem der lebendige Schreibstil mit häufigen Perspektivenwechseln (durch Briefe, Kurzgeschichten, Lebensbeichten der anderen Protagonisten) und die vielen Rückblenden in die Vergangenheit von Max und seiner Familie. Gegen Ende empfand ich Max' Monologe (bzw. die von ihm imaginierten Dialoge) als weniger glaubwürdig und bisweilen unsinnig, aber insgesamt ist Coe ein überzeugender Roman über einen unendlich einsamen und traurigen Protagonisten auf der Suche nach dem Glück gelungen.

Mein Resümee:
Ein sehr guter Roman mit kleineren Schwächen.

Bewertung vom 12.01.2011
Der gefrorene Rabbi
Stern, Steve

Der gefrorene Rabbi


sehr gut

Talmud, Thora, Tiefkühltruhen

Inhalt:
Im Jahre 1999 findet der 15-jährige Bernie Karp auf der Suche nach einer tiefgekühlten Leber einen betagten Mann in der Gefriertruhe. Laut Bernies Eltern handelt es sich quasi um eine alte Familientradition, den tiefgefrorenen Rabbi von Generation zu Generation weiter zu reichen. Neben der Geschichte, wie der Rabbi aufgrund eines Stromausfalls plötzlich auftaut und Bernies Leben und seine Überzeugungen ändert, wird erzählt, wie der Rabbi am Ende des 19. Jahrhunderts von einem Unwetter überrascht und Wochen später tiefgefroren in einem Weiher gefunden wird. Anhand der beiden Erzählstränge erfährt der Leser von historischen Hintergründen und den verschiedenen Stationen jüdischer Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.

Mein Eindruck:
Zugegeben: die phantastischen Episoden des Buches haben mich ein wenig befremdet und wirken bisweilen zu abstrus. Jedoch ist es dem Autor hervorragend gelungen, dem Leser eine lebhafte und eindrückliche Schilderung der Geschichte der jüdischen Kultur und Religion zu bieten. Man begleitet den Rabbi Elieser ben Zephir, den aschkenasischen Juden Salo und seine Nachkommen auf ihrem Weg von Osteuropa nach Israel und in die USA und wird dadurch Zeuge einer Geschichte von Verfolgung, Pogromen, Auswanderung, Schändungen und Gewalt. Wer sich bereits intensiver mit dem Judentum befasst hat, wird seine Freude an der authentischen Sprache mit vielen jiddischen Ausdrücken und zahlreichen Begriffen aus dem Judentum haben. Ich hatte auch ohne die Nutzung des Glossars keine Verständnisschwierigkeiten, kann mir jedoch vorstellen, dass der Lesespaß ein wenig getrübt ist, wenn man kein oder nur wenig Vorwissen in diesem Bereich hat.

Mein Resümee:
'Der gefrorene Rabbi' verlangt vom Leser aufgrund zahlreicher Begriffe aus dem Judentum und aus dem Jiddischen ungeteilte Aufmerksamkeit, weist zwar einige Längen auf, bietet jedoch einen spannenden und authentischen Einblick ins aschkenasische Judentum und in die jüdische Geschichte nach Theodor Herzls Begründung eines politischen Zionismus.

Bewertung vom 10.12.2010
Harry Potter und der Stein der Weisen / Harry Potter Bd.1
Rowling, Joanne K.

Harry Potter und der Stein der Weisen / Harry Potter Bd.1


ausgezeichnet

Trolle, Treiber, Turbanträger

Inhalt:
An seinem 11. Geburtstag erfährt Harry Potter, der seit dem Tod seiner Eltern bei seiner Tante Petunia, seinem Onkel Vernon und seinem Cousin Dudley lebt, dass er ein Zauberer ist und dass er ab sofort an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei alles über Magie lernen darf. Ein Abenteuer beginnt, das ihm neue Freunde, wundersame Ereignisse, eine völlig neue Welt, doch auch ungeahnte Gefahren beschert.

Mein Eindruck:
Ich habe die Harry Potter-Bücher bereits mehrmals in Deutsch und in Englisch gelesen sowie als Hörbuch gehört - und bin immer wieder begeistert. Im Rückblick ist der erste Band der Reihe der am wenigsten komplexe und am meisten kindgerechte, und J.K. Rowlings Stil ist noch nicht so ausgefeilt wie in den Folgebänden. So haben sich in 'Harry Potter und der Stein der Weisen' kleinere Logikfehler und eine gewisse, zu häufig auftretende Affinität zu bestimmten Wörtern eingeschlichen. Doch bereits in ihrem Erstling beweist die Autorin eine nahezu grenzenlose und wunderbare Fantasie, einen Sinn für Sprachwitz und zauberhafte Details sowie die Fähigkeit, Protagonisten komplex und glaubwürdig zu charakterisieren.

Mein Resümee:
Ein Auftakt mit kleineren Mängeln. Wer in die Harry Potter-Welt einsteigen möchte, nach dem ersten Buch jedoch noch nicht ganz in Rowlings Welt eintauchen konnte, sollte unbedingt dem nächsten Band eine Chance geben, denn Rowlings Geschichte wird deutlich anspruchsvoller, cleverer und komplexer als der erste Band ahnen lässt.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.