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Herbstrose

Bewertungen

Insgesamt 208 Bewertungen
Bewertung vom 28.12.2023
Die Verletzlichen
Nunez, Sigrid

Die Verletzlichen


gut

Gedanken und Reflektionen
Die nicht namentlich genannte 65jährige Erzählerin kümmert sich im Frühling des Jahres 2020 in New York, während der Corona-Pandemie, um die Wohnung und den Papagei einer guten Freundin, die sich währenddessen in Kalifornien aufhält. Jeden Morgen spaziert sie ziellos durch die menschenleeren Straßen von Manhattan und erinnert sich dabei an Ereignisse und Episoden von früher, noch vor dem Lock Down, und vermischt sie mit aktuellen Ereignissen. Sie hinterfragt ihr Leben, ihre Arbeit als Schriftstellerin, erinnert sich an die Schulzeit und an die Beerdigung ihrer guten Freundin Lilly. Sie sinniert über Gegenwärtiges und Vergangenes, über Politik und das Wetter. Als dann noch ein Bekannter der Freundin, ein psychisch angeknackster junger Mann, in die Wohnung einzieht, findet ein gegenseitiger Gedanken- und Meinungsaustausch statt zwischen zwei Menschen, die gegensätzlicher nicht sein könnten …
Die US-amerikanische Schriftstellerin Sigrid Nunez wurde 1951 in New York City als Tochter eines chinesisch-panamaischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren. Schon früh wollte sie Schriftstellerin werden, veröffentlichte ihren ersten Roman aber erst, als sie schon Mitte 40 war. Einige weitere folgten, für die sie in den USA Auszeichnungen erhielt. „Die Verletzlichen“ (Original „The Vulnerables“) erschien 2023 in der deutschen Übersetzung von Anette Grube im Aufbau-Verlag in Berlin.
Um einen Roman, wie der Klappentext vermitteln soll, handelt es sich hier nicht - vielmehr ist es eine Ansammlung willkürlicher Gedanken. Die Handlung ist eher spärlich und entspricht nur ab und zu dem angekündigten Inhalt, einen roten Faden konnte ich nicht feststellen. Oft werden Zitate aus Romanen und Gedichten der Weltliteratur angeführt, die eigentlich bedeutende Themen ansprechen, mich jedoch nicht berühren konnten - die erwähnte Komik und den Witz suchte ich ebenfalls vergeblich. Ich grüble noch immer, was uns die Autorin mit dieser Geschichte eigentlich sagen will!
Fazit: Da der Klappentext etwas völlig anderes vermitteln will als man tatsächlich geboten bekommt, kann ich dieses Buch nur bedingt empfehlen.

Bewertung vom 21.12.2023
Dieses schöne Leben (eBook, ePUB)
Brammer, Mikki

Dieses schöne Leben (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Leben und Sterben
Nach dem Tod ihrer Eltern hatte Clover eine wunderschöne, liebevolle Kindheit bei ihrem Großvater. Als dieser, während einer Auslandsreise seiner inzwischen erwachsenen Enkelin unerwartet stirbt, einsam und alleine, entschließt sich diese, zukünftig als Sterbebegleiterin für einsame Menschen da zu sein. Sie tröstet diese in ihrer letzten Stunde, sodass sie friedlich ins Jenseits übergleiten können. Durch ihre liebevolle und empathische Zuwendung wird sie zu einer der Besten in diesem Beruf. Doch so gut Clover auch Sterbende begleitet, ihr Privatleben ist trostlos. Außer ihrem Nachbarn, einem alten Freund ihres Großvaters, hat sie keinerlei soziale Kontakte. Das ändert sich etwas als Sylvie, eine lebhafte junge Frau, als neue Nachbarin einzieht. Doch erst als sie Claudia, eine resolute alte Dame, als neue Klientin bekommt, wird sich ihr Leben grundlegend ändern …
Mikki Brammer ist eine australische Journalistin und Schriftstellerin, die derzeit in New York City lebt. Sie wuchs in Tasmanien auf und lebte danach in verschiedenen Teilen Australiens, Frankreich und Spanien. Sie schreibt über Architektur, Kunst und Design für verschiedene Publikationen. „Dieses schöne Leben“ Original („The Collected Regrets of Clover“ - 2023) ist ihr erster Roman.
Mit diesem Roman beweist die Autorin, dass man auch mit dem Thema Sterben ein wunderbares Buch über das Schöne und Positive im Leben schreiben kann. Herausgekommen ist eine warmherzige Geschichte über Liebe, Vertrauen und Hoffnung im Leben und gleichzeitig eine tröstliche Geschichte über den Tod, der nun mal zu jedem Leben dazu gehört. Das Buch ist wie eine warme Umarmung von einem lieben Menschen, so tröstlich und beruhigend und Clover, die Protagonistin, eine liebenswerte Persönlichkeit. Sie versteht es ausgezeichnet Sterbende zu begleiten, sie zu trösten, in den Arm zu nehmen, die Hand zu halten und einfach da zu sein.
Fazit: Trotz des oft tabuisierten Themas Tod und Sterben ist dieses Buch voller Leichtigkeit, macht glücklich und stimmt optimistisch. Jeder Satz ist eine Offenbarung von Liebe und Hoffnung. Ich habe es wirklich gerne gelesen und kann es wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 07.12.2023
In Liebe, deine Lina / Mühlbach-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)
Leciejewski, Barbara

In Liebe, deine Lina / Mühlbach-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Familie und Heimat
Die Geschichte beginnt im Mai 1883. In dem kleinen pfälzischen Dorf Mühlbach spielen die Kinder Lina und Albert, die als unzertrennlich gelten, zusammen mit Karl, den Dritten im Bunde. Die Zeit geht dahin und aus den Kindern werden junge Leute, Lina und Albert verlieben sich ineinander. Als Lina schwanger wird will Albert sie heiraten, doch seine Eltern verbieten es und drohen ihm mit enterben. Er lässt Lina im Stich, die mit einem unehelichen Kind fortan von der Dorfgemeinschaft gemieden wird. Als Karl, der selbst ein „Bankert“ war und inzwischen weggezogen ist, davon erfährt, bietet er Lina an, sie zu heiraten. Lina willigt ein und gemeinsam mit Charlotte, dem inzwischen geborenen Baby, verlassen sie Mühlbach und ziehen nach Bremen. Dort wird Lina vom Heimweh geplagt, sie sehnt sich zurück ins Elternhaus und möchte auch ihre Brüder wieder sehen. Bei einem Besuch kommt es zu einer unangenehmen Begegnung, die beinahe die kleine Familie zerstört hätte …
Barbara Leciejewski, die Autorin von „In Liebe, deine Lina“ wurde in Mühlbach, dem Ort der Handlung, geboren. Nach der Schule studierte sie in München Literaturwissenschaft, Linguistik und Theaterwissenschaft, hatte einige Jobs am Theater und arbeitete dann, bevor sie mit Schreiben begann, als Synchroncutterin. Inzwischen sind mehrere Romane von ihr erschienen – eine Fortsetzung der Geschichte um Lina unter dem Titel „Für immer, dein August“ ist für März 2024 geplant.
Der Roman ist nicht irgendeine Geschichte, sondern die Geschichte der Vorfahren der Autorin, die mit Urgroßmutter Lina begann. Neben den Fakten ist sicherlich einiges an Fantasie und an Erdachtem eingeflossen, dennoch hat man immer den Eindruck, dass es so und nicht anders gewesen sein muss. Der Schreibstil ist sehr ansprechend, angenehm flüssig und gut lesbar. Die einzelnen Charaktere sind sehr gut und differenziert heraus gearbeitet, man lebt, liebt und leidet beim Lesen mit ihnen. Es ist stets zu merken, dass die Autorin die Geschichte ihrer Familie mit viel Liebe und Herzblut geschrieben hat.
Neben der ergreifenden Familiengeschichte sind noch einige, in der damaligen Zeit relevante Themen mit eingeflossen. So lesen wir über den Kampf der Frauen um Gleichberechtigung, sind bei den ersten Aufruhren schlecht bezahlter Arbeiter dabei und müssen erleben, wie die jungen Männer freudigen Herzens in den 1. Weltkrieg ziehen. Auch waren die Moralvorstellungen in der damaligen Zeit andere als heute. Eine schwangere Frau, die für ihr Kind keinen Vater nachweisen konnte, wurde von der Gesellschaft geächtet und ausgegrenzt. Selbst das unehelich geborene Kind, der „Bankert“, hatte darunter zu leiden, da niemand mit ihm zu tun haben wollte.
Fazit: Ein schönes, lesenswertes Buch – man darf auf den 2. Band der Mühlbach-Saga gespannt sein.

Bewertung vom 23.11.2023
24 Gedanken - 24 Tage
Rottmüller, Patrizia Franziska

24 Gedanken - 24 Tage


ausgezeichnet

Ein kleines Buch voller Weisheiten, aus denen man das ganze Jahr Kraft schöpfen kann.

Gute Gedanken zur Adventszeit und für’s ganze Jahr

Sehr liebevoll und mit viel Sachverstand und Einfühlungsvermögen hat die Autorin Patrizia Rottmüller dieses kleine Buch zusammengestellt.

„24 Gedanken 24 Tage“ enthält Sinnsprüche und Weisheiten für alle Lebenslagen, die für das ganze Jahr und nicht nur für die Adventszeit anwendbar sind. Sie sind nicht nummeriert, sodass man sich täglich einen anderen Spruch aussuchen, Kraft und Zuversicht daraus schöpfen und sich seine eigenen Gedanken machen kann. Wunderschön sind auch die jedem dieser Weisheiten gegenüber gestellten Fotos, die immer passend dazu ausgesucht wurden.

Fazit: Ein kleines Buch voll kluger Gedanken, das man besonders in der Weihnachszeit guten Freunden und Familienangehörigen, aber auch sich selbst schenken kann.

Bewertung vom 22.11.2023
Klangschalen für Tiere leicht gemacht
Lahner, Regina

Klangschalen für Tiere leicht gemacht


ausgezeichnet

Ein Buch, das hält was es verspricht!
Da ich schon einige Bücher und auch Klangschalen von Frau Lahner besitze und von der Qualität und ihrem Sachverstand überzeugt bin, habe ich auch ihr neuestes Buch „Klangschalen für Tiere – leicht gemacht“ gekauft. Da ich leider kein Haustier mehr habe, habe ich das Buch einer Freundin geschenkt, die mit ihrem kleinen Hund bisher große Probleme hatte. Er war ein großer „Kläffer“, dabei aber überaus ängstlich und sehr unruhig.
Als ich die beiden vor einigen Tagen besuchte, war ich angenehm überrascht. Wie mir meine Freundin glaubhaft versicherte, macht sie die Übungen mit ihrem Balu seit etwa zwei Monaten regelmäßig und ist von dem Erfolg hellauf begeistert. Ich konnte mich davon überzeugen, dass das Hundchen viel ruhiger und gelassener geworden ist und nur noch gelegentlich bellt.
Ich kann deshalb, vorausgesetzt man hält sich an die Vorgaben, das Buch wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 12.11.2023
Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1 (eBook, ePUB)
Stevenson, Benjamin

Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wer zur Familie gehört muss morden – oder nicht?
Nur ungern fährt Ernest, passionierter Autor von Kriminalromanen, zu dem Familientreffen der Cunninghams, das aus Anlass der erwarteten Haftentlassung von Michael stattfinden soll – schließlich war er es, der mit seiner Aussage vor Gericht seinem Bruder zu dem dreijährigen Aufenthalt im Knast verholfen hat. Kaum ist die Familie in dem abgelegenen Skigebiet angekommen, wird auch schon eine Leiche im frisch gefallenen Schnee entdeckt. Da aufgrund der Witterungsverhältnisse mit dem Eintreffen der Polizei nicht gerechnet werden kann, muss man es als glücklichen Zufall bezeichnen, dass gerade Officer Crawford anwesend ist. Als sich jedoch herausstellt, dass dieser mit dem Fall total überfordert ist, übernimmt Ernest Cunningham die Ermittlungen …
Benjamin Stevenson ist ein australischer Autor und zusammen mit seinem Zwillingsbruder ein preisgekrönter Stand-up-Comedian. Obwohl „Die mörderischen Cunninghams – irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen“ bereits sein drittes Buch ist, ist er in Deutschland noch weitgehend unbekannt. Die deutsche Übersetzung brachte im Oktober 2023 Ullstein Buchverlage heraus, ein zweiter Band über die mörderische Familie Cunningham ist für August 2024 geplant. Stevenson wuchs in Canberra auf, heute lebt und arbeitet er in Sidney.
Ein sehr unterhaltsamer, äußerst amüsanter und durch die vielen Wendungen und Rätsel extrem spannend gestalteter Detektivroman, den uns der Autor hier präsentiert. Er lässt den Protagonisten Ernest Cunningham als Erzähler auftreten, was uns mitten ins Geschehen zieht und uns Glauben macht, an den Ermittlungen beteiligt zu sein. Durch das Setting in der total abgeschiedenen und eingeschneiten Lodge kann ja nur einer der Anwesenden der Mörder sein. Doch kaum denkt man, man sei auf der richtigen Spur, entpuppt sich diese als falsch und man rätselt über eine andere Lösung. Die Personen sind sehr gut ausgearbeitet und ihre Charaktereigenschaften wohl durchdacht. Bei der rasanten Folge von Ereignissen und sich überstürzenden Vorfällen kann man als Leser dann und wann den Überblick verlieren, doch man darf sicher sein, zusammen mit Ernest den Fall am Ende aufzuklären.
Fazit: Skurrile Protagonisten, aberwitzige Story und total abgeschiedene Location ergeben einen etwas anderen, erfrischend heiteren und unterhaltsamen Krimi – ein geniales Lesevergnügen.

Bewertung vom 04.11.2023
Endstation Malma
Schulman, Alex

Endstation Malma


ausgezeichnet

Verletzungen aus der Kindheit heilen nie
Ein Zug fährt von Stockholm nach Malma, schon seit Jahren. Es sind immer viele Menschen an Bord, doch für drei von ihnen bestimmt die Fahrt ihr weiteres Schicksal. Da ist Harriet, ein schüchternes Mädchen, das bei der Trennung ihrer Eltern beim Vater bleiben musste. Mit ihm ist sie an einem heißen Sommertag im Zug nach Malma. Sie haben einen Plan, doch Harriet ist sehr verunsichert und ängstlich. Was erwartet sie in Malma? Viele Jahre später, wieder ist es Sommer, fährt ein Ehepaar dieselbe Strecke. Es ist Oskar mit seiner Frau. Die beiden haben sich auseinander gelebt und wollen sich trennen. Es sollte die letzte gemeinsame Fahrt werden, eine Erinnerung an vergangene Zeiten und an eine große Liebe. Und wieder sind etliche Jahre vergangen. Jetzt nimmt Yana den Zug nach Malma. Im Gepäck hat sie ein Fotoalbum, ein Erbstück ihres kürzlich verstorbenen Vaters. Die Bilder darin zeigen Malma, den Ort, aus dem ihre Mutter einst nicht mehr zurückgekommen ist. Yana beschließt, den Hinweisen aus dem Album zu folgen …
Nach „Die Überlebenden“ und „Verbrenn all meine Briefe“ ist „Endstation Malma“ der dritte Roman des 1976 in Hemmesdynge geborenen schwedischen Autors Alex Schulman. Er studierte Film-, Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität Stockholm, arbeitet als Autor, Journalist, Fernseh- und Radiomoderator und ist einer der populärsten schwedischen Schriftsteller der Gegenwart. Alex Schulman ist ein Enkel mütterlicherseits des schwedischen Schriftstellers Sven Stolpe. Seit 2010 ist er in dritter Ehe mit Amanda Schulman verheiratet, hat zwei Töchter und mit ihr einen gemeinsamen Sohn.
Dem Sog dieser Familiengeschichte, die sich über Jahrzehnte erstreckt, kann man sich nicht entziehen. In klarer präziser Sprache, jedoch mit großer emotionaler Wucht, entführt uns der Autor in einen Zug, der durch die schwedische Landschaft fährt und macht uns mit den Protagonisten bekannt. Da sie zu verschiedenen Zeiten fahren weiß keiner von ihnen, wie ihre Schicksale verflochten sind und was sie in Malma erwartet. Die einzelnen Charaktere sind deutlich greifbar in ihrer Melancholie und Verzweiflung, ihre traumatischen Erlebnisse erschrecken. Die exakte Beschreibung einiger erschütternder Szenen vermittelt ein tief emotionales, aufwühlendes Leseerlebnis.
Fazit: Kein Roman der Wohlbefinden auslöst, sondern eine Geschichte voller Emotionen, die traurig und bestürzt macht, und die das Gelesene noch lange nachklingen lässt.

Bewertung vom 25.10.2023
Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23
Bernard, Caroline

Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23


sehr gut

Eine Künstlerin beweist sich
Frida Kahlo ist in der Mitte ihrer Jahre, als sie endlich den Durchbruch als Malerin und Künstlerin hat. Bisher stand sie als Ehefrau und Muse des bekannten mexikanischen Malers Diego Rivera stets in dessen Schatten, nun soll sie in einer bekannten New Yorker Galerie und danach in Paris eine eigene Ausstellung bekommen. Zum ersten Mal ist sie alleine, ohne Diego, unterwegs. Das ist künstlerisch ihre große Chance – und endlich hat sie auch die Möglichkeit, sich als selbständige Frau zu bewähren. Sie verliebt sich in den Fotografen Nickolas Muray und erlebt ein Chaos der Gefühle. Als er von ihr eine Entscheidung verlangt merkt sie, dass sie auch ihren Mann Diego immer noch liebt …
Caroline Bernard ist das Pseudonym der 1961 in Hamburg geborenen deutschen Schriftstellerin und Lektorin Tania Schlie, die auch unter einem weiteren Pseudonym Greta Hansen schreibt. Sie studierte Germanistik und Politikwissenschaften in Hamburg und Paris. Nach dem Abschluss arbeitete sie als Verlagslektorin. Sie veröffentlichte sowohl unter ihrem tatsächlichen Namen als auch unter den beiden Pseudonymen bereits zahlreiche Romane. Heute arbeitet Tania Schlie als freie Lektorin, Journalistin und Autorin. Sie hat zwei Kinder und lebt mit ihrer Familie in Glückstadt an der Elbe.
Wer hat nicht schon von Frida Kahlo gehört, gelesen oder ihre Bilder betrachtet und sich dabei gedacht, wer war diese Frau? Sehr gut recherchiert und von der Autorin ohne zu beschönigen, aber dennoch gefühlvoll und empfindsam beschrieben, ist hier ein Ausschnitt aus dem Leben dieser Aufsehen erregenden, sinnlichen Frau und vielseitig begabten Künstlerin. Hin- und hergerissen zwischen Sympathie und Ablehnung werden wir hier mit einem Überschwang an Gefühlen konfrontiert. Wir erfahren, dass Frida Kahlo zeitlebens mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte und von Schmerzen geplagt wurde. Ein verkürztes Bein, das nach überstandener Kinderlähmung zurück blieb, und etliche Brüche, die durch einen schweren Verkehrsunfall entstanden, versuchte sie stets zu verbergen – war aber dennoch voller Lebenslust.
Der Schreibstil der Autorin ist angenehm flüssig, sodass sich das Buch schnell lesen lässt. Sie schafft es mühelos, die historischen Personen in eine lebendige Handlung einzubauen. Leider haben sich einige Längen und Wiederholungen eingeschlichen (Frida lässt gefühlt etwas zu oft ihre Röcke schwingen, erwähnt mehrfach ihren Unfall und stöhnt häufig über ihre Schmerzen), und etliche schwülstige Passagen könnten einem seichten Liebesroman entsprungen sein. Ein kurzes Nachwort der Autorin über das weitere Schicksal der Frida Kahlo und eine Auflistung der wichtigsten in New York und Paris ausgestellten Bilder runden die Geschichte gekonnt ab.
Fazit: Wer sich für das Leben und die Bilder von Frida Kahlo interessiert, sollte dieses Buch unbedingt lesen.

Bewertung vom 28.09.2023
Die Kinder des Don Arrigo
Sciapeconi, Ivan

Die Kinder des Don Arrigo


ausgezeichnet

Flucht ins Ungewisse
Natan ist 11 Jahre alt, als sein Vater nachts von den Braunhemden abgeholt wird. Es ist für Juden sehr gefährlich geworden in Berlin, deshalb versucht eine Organisation um Frau Recha Freier wenigstens die Kinder in Sicherheit zu bringen. In kleinen Gruppen geht’s mit dem Zug nach Wien, dann nach Graz und von dort auf einem LKW zur Grenze nach Jugoslawien, wo sie im Schneetreiben vergeblich auf einen Schleuser warten. Ein hilfsbereiter Bauer bringt sie über die Grenze ins nächste Polizeirevier, von wo aus man sie weiter nach Zagreb schickt. Aber auch dort tauchen bald die Häscher in den braunen Hemden auf. Mit falschen Papieren kommen die Kinder weiter nach Slowenien, wo sie in einem alten Schloss für etwa ein Jahr in Sicherheit sind. Danach geht‘s mit dem Zug weiter nach Italien, zunächst nach Modena und dann weiter in den kleinen Ort Nonantola, wo sie in der alten verlassenen Villa Emma Unterschlupf finden. Hier können sie bleiben und zur Ruhe kommen, obwohl ihr Ziel eigentlich Israel ist. Die Dorfgemeinschaft unter Pfarrer Don Arrigo tut alles, dass sich die Kinder wohlfühlen. Doch dann tauchen auch hier die ersten Nazi-Soldaten auf …
Der italienische Schriftsteller Ivan Sciapeconi, geb. 1969, ist Grundschullehrer und schrieb bisher Kinder- und Jugendbücher. Seine Begeisterung für Geschichte brachte ihn zur Recherche für seinen ersten Roman für Erwachsene „Die Kinder des Don Arrigo“ (2023). Der Autor lebt mit seiner Frau in Modena.
Seine akribischen Recherchen veranlassten Sciapeconi, diesen Roman nach einer wahren Geschichte zu schreiben. Der Protagonist und Erzähler des Geschehens, Natan, ein zu Beginn elfjähriger jüdischer Junge, ist eine ausgedachte Figur. Es sind hauptsächlich seine Gedanken, seine Gefühle, seine Erlebnisse und seine Ängste, die uns so berühren. Alle anderen Charaktere, auch die Betreuer der Gruppe, sind sehr authentisch und ihre Handlungsweisen gut nachvollziehbar. Der Schreibstil ist dabei eher ruhig gehalten. Der Roman ist eine Hommage an den Mut der vielen, teils unbekannten, Retter und an die Bevölkerung des Dorfes Nonantola, die die jüdischen Kinder vor den Nazis schützten und versteckten. Am Ende des Buches sind die 85 Namen der Kinder, Jugendlichen und ihrer Begleiter, die dort in der Villa Emma Unterschlupf fanden, aufgeführt. Im Nachwort des Autors berichtet er über das weitere Schicksal einiger Helfer, damit ihre Namen nie in Vergessenheit geraten werden.
Fazit: Roman nach einer wahren Geschichte über eine schier unglaubliche Flucht – ein Stück Zeitgeschichte. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 26.09.2023
Ein Fluss so rot und schwarz (eBook, ePUB)
Ryan, Anthony

Ein Fluss so rot und schwarz (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Erinnere dich nicht, sonst musst du sterben
Ein Mann erwacht auf einem Schiff und kann sich an nichts erinnern, er kennt nicht mal seinen Namen. Auf seinem Arm entdeckt er eine Tätowierung, »Huxley«. Mit ihm sind noch fünf weitere Menschen an Bord, alle ohne Erinnerung – und ein Toter. Das Schiff, ein militärisch ausgerüstetes Patrouillenboot, wird von einem Autopiloten gesteuert, auf den sie keinen Einfluss haben. Auf einem plötzlich aufleuchtenden Monitor erkennen sie, dass sie sich offenbar auf der Themse befinden. Im dichten Nebel hören sie vom Ufer her unmenschliche Schreie. Was ist hier nur geschehen? Welche Gefahren lauern auf sie? Da taucht in der Ferne die Themse-Sperre auf, die London vor Überflutung schützen soll. Über ein Satelliten-Telefon erhalten sie nun ihre Anweisungen und während die Schreie immer lauter werden, werden sie unaufhaltsam in ein zerstörtes London gesteuert …
Anthony Ryan, geb. 1970, ist ein schottischer Fantasy- und Science-Fiction-Autor. Er hat einen Abschluss in mittelalterlicher Geschichte und arbeitete als Forscher, bevor er 2013 mit dem Schreiben begann. Inzwischen schrieb er mehrere Serien und Kurzgeschichten, die auch in Deutsch erhältlich sind. Derzeit lebt er in London.
Der Autor präsentiert uns hier einen Horror-Thriller voller Action und Spannung. Schon der Anfang von „Ein Fluss so rot und schwarz“ fesselt und sofort setzt das Kopfkino ein, denn allein die Vorstellung dieser postapokalyptischen Welt ist beängstigend und verstörend. Ohne durchzuatmen fliegt man über die Seiten und hetzt in rasendem Tempo mit den Protagonisten den Fluss entlang. Fragen über die Hintergründe tun sich auf, und ganz allmählich werden die Vermutungen zur Gewissheit. Eine bedrohliche Situation jagt die nächste, ein kleiner Fehler bedeutet den sicheren Tod. Einige extrem brutale, ja ekelerregende Szenen verlangen vom Leser starke Nerven und der äußerst unerwartete, aber sehr passende, Schluss trägt auch nicht zur Beruhigung bei.
Fazit: Ein Horror-Schocker mit interessanten Charakteren, der Gänsehaut-Feeling garantiert.