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sofie

Bewertungen

Insgesamt 66 Bewertungen
Bewertung vom 18.01.2014
Todestrieb (eBook, ePUB)
Schwarz, Nora

Todestrieb (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Fotograf Sven Borke wird tot in einer Lagerhalle gefunden, gefesselt und fürchterlich zugerichtet. Das ungleiche Ermittlerteam Hanna Mantolf und Tom Krohne beginnt in dem Fall zu ermitteln, der sie vor allem in die SM-Szene von Mannheim führt.
Mir hat „Todestrieb“ von Nora Schwarz sehr gut gefallen. Die Handlung erstreckt sich nur über wenige Tage, es gibt jeweils ein Kapitel für einen Tag. Doch an diesen Tagen passiert jede Menge und als Leser lernt man dabei sowohl die beiden Ermittler als auch das Opfer und sein Umfeld sehr gut kennen. Neben den aktuellen Geschehnissen rund um den Kriminalfall gibt es zwischendrin immer wieder Einschübe, die die Geschichte eines jungen Mädchens schildern, das von seinem sehr autoritären drangsaliert wird. Diese Teile des Buchs gehen ganz besonders unter die Haut, außerdem rätselt man die ganze Zeit, wessen Geschichte das nun ist. Die Autorin hat es so geschickt angelegt, dass diese Kindheit auf mehrere der Personen passen würde.
Von den Protagonisten hat mir Hanna Mantolf am besten gefallen. Nach und nach erfährt man einiges aus ihrer Vergangenheit und versteht den Charakter immer besser. Sie überrascht ihren Kollegen Tom immer wieder damit, wie gut sie sich in der SM-Szene auskennt und wie sicher sie sich darin bewegt. Er wirkt neben ihr immer etwas sehr naiv und gut bürgerlich mit seinem Haus und Frau (die natürlich Maria heißt!) und Kindern. Seine Liebe für Musik gibt ihm aber auch noch einen interessanten Anstrich.
Einziger Kritikpunkt ist leider das Lektorat des Buches. Da haben sich doch einige Fehler eingeschlichen und manches ist nicht ganz stimmig. Das sind nur Kleinigkeiten, aber die tragen natürlich auch zum Gesamteindruck bei. Trotzdem kann ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 08.12.2013
Die Listensammlerin
Gorelik, Lena

Die Listensammlerin


ausgezeichnet

„Die Listensammlerin“ von Lena Gorelik ist für mich eines der Bücher des Jahres. Eine wunderbare und wunderbar traurige Familiengeschichte, die einen nicht kalt lässt.
Es geht zum einen um Sofia, eine junge Mutter, deren Tochter kurz vor einer wichtigen Herzoperation steht. Aus der Ich-Perspektive berichtet Sofia von ihrem Alltag mit ihrem Mann, ihrer Tochter und vor allem mit ihrer russischen Mutter und der Großmutter, die an Alzheimer leidet und im Pflegeheim ist. Sie berichtet von ihren Ängsten und Problemen und wie sie diese teilweise bewältigt, in dem sie Listen schreibt. Zum Beispiel über die Fehler ihrer Mutter im Deutschen, Szenen ihres Lebens, die auch in einem Film hätten stattfinden können, Sätze, die sie nie sagen wollte.
Zum anderen geht es um Grischa, Sofias Onkel, den sie aber nie kennengelernt hat und von dem sie auch nichts weiß. Die Geschichte von Grischa beginnt in seiner Jugend und man lernt ihn als Leser sehr gut kennen. Grischa kommt mit dem System in der Sowjetunion nicht zurecht, er wehrt sich dagegen und wird so zum Sorgenkind der Familie. Auch Grischa schreibt Listen, zum Beispiel darüber, was er seiner Mutter wünscht.
Durch diese beiden Perspektiven lernt man als Leser die Familie ganz besonders kennen und vor allem verstehen. Man kennt die Großmutter zum einen als alte Frau mit Alzheimer, aber auch als Mutter von Grischa, wie sie mitten im Leben steht. Manchmal muss man sich wieder ins Gedächtnis rufen, dass es sich hier tatsächlich um dieselbe Person handelt. Sofias Mutter lernt man auch als Schwester von Grischa kennen, als junges Mädchen und junge Mutter. Und man lernt das Leben in den verschiedenen Systemen, also in der Sowjetunion und in der BRD, kennen und sieht, wie es auch die Menschen verändert und prägt. Sofia beschreibt immer wieder das "sowjetische Erbe" ihrer Mutter, was mir auch sehr gut gefallen hat.
Die Protagonistin Sofia ist Schriftstellerin und verzweifelt öfter, wenn ihr in ihrem Leben die Worte fehlen, denn Worte sind schließlich ihr Metier, wie sie immer wieder sagt. Dasselbe kann auf jeden Fall von der Autorin gesagt werden. Lena Gorelik kann wunderbar mit Worten umgehen, sie schafft tolle Bilder und transportiert die Gefühle ihrer Figuren meisterhaft. Mich hat das Buch auf jeden Fall gefangen genommen, ich habe mit Sofia und Grischa gelitten und darf „Die Listensammlerin“ auf meine Liste der Bücher, die mich zum Weinen gebracht haben, setzen.
Von mir also eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.08.2013
Das Glücksbüro
Izquierdo, Andreas

Das Glücksbüro


ausgezeichnet

„Das Glücksbüro“ von Andreas Izquierdo ist eines von diesen Büchern, das einen einfach überrascht. Für mich war es wirklich ein kleiner Schatz, ein ganz besonders Buch, das mich auf eigentlich einfach Art und Weise glücklich gemacht hat und sicher noch eine Weile nachklingen wird. Und es ist eines von diesen Büchern, nach denen macht sich fragt „Und was lese ich jetzt?“, weil erst einmal kein Buch gut genug scheint, um direkt nach diesem gelesen zu werden.
Aber der Reihe. Worum geht es eigentlich? Albert Glück ist der perfekte Beamte. Er arbeitet im Amt für Verwaltungsangelegenheiten (allein diese Bezeichnung ist schon toll!), beginnt seinen Arbeitstag jeden Tag um punkt 07.30 Uhr, beendet ihn um punkt 16.00 Uhr und hat zu diesem Zeitpunkt immer alle Anträge abgearbeitet. Bis eines Tages der Antrag E45 auf seinem Tisch landet. Denn dann passiert das Unmögliche: Albert kann diesen Antrag nicht bearbeiten. Also macht er sich auf, die Antragstellerin zu finden. Und diese stellt seine ordentliche Welt ziemlich auf den Kopf…
Ich finde nicht, dass es sich hier – wie der Klappentext behauptet – um eine reine Liebesgeschichte handelt. Vielmehr stehen wirklich Albert, sein Leben und sein ganz besonderer Blick auf seine Umwelt und seine Mitmenschen im Vordergrund. Genau wie Anna lernt der Leser Albert immer mehr kennen und auch lieben. Er ist ein komischer Kauz, aber ein sehr liebenswerter. Zudem findet man in dem Roman einige sehr schöne Gedanken über das kleine und das große Glück, über das Leben und natürlich auch die Liebe. An einigen Stellen ist es witzig, an anderen traurig, aber insgesamt macht es einfach glücklich.
Kurz gesagt, ich kann „Das Glücksbüro“ uneingeschränkt weiterempfehlen. Ein kleines, aber feines Buch mit großer Wirkung. Und sicher nicht mein letztes von Andreas Izquierdo. 5 von 5 Sternen!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.08.2013
Schlecht aufgelegt
Stricker, Sven

Schlecht aufgelegt


sehr gut

Paul mag Menschen nicht besonders. Am wenigsten die Anrufer, mit denen er sich als Call-Center-Agent einer Telefonauskunft täglich auseinandersetzen muss. Noch weniger mag er allerdings seine Kollegen, deswegen ist er alles andere als begeistert, als er dazu verdonnert wird den neuen Kollegen, Kuli, einzuarbeiten. Kuli schafft es dann auch tatsächlich Paul nicht nur den Tag, sondern die gesamte Woche zu verderben. Denn bei seinen ersten Anrufe versuchen werden die beiden Ohrenzeugen eines Streits und kurz darauf ist die Anruferin tot. Paul und Kuli beschließen sich als Privatdetektive zu betätigen…
Der Debütroman „Schlecht aufgelegt“ von Sven Stricker wird als Krimikomödie beschrieben und ich finde, das trifft es ganz gut. Im ersten Teil überwiegt eher die Komödie, so richtig Spannung will da noch nicht aufkommen. Im letzten Teil wird es dann aber doch noch etwas packender und es kommt auch etwas Fahrt in die Geschichte.
Die Geschichte lebt aber natürlich von ihren skurrilen Charakteren, allen voran Kuli und Paul, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Paul, der Misanthrop und Zyniker, der aber durchaus seinen weichen Kern hat und sich vor allem nach seiner Tochter in Spanien sehnt. Dagegen Kuli, der ewige Optimist, der aber auch ziemlich weltfremd und naiv ist und vor allem für die Musik lebt. Von den Nebenfiguren hat mir Henk am besten gefallen. Er betreibt ein Café, in dem den ganzen Tag finnischer Metal läuft, schnauzt seine Kunden an und trägt eine Lederjacke zu seiner Schürze. Aber er macht auch das beste Frühstück in Berlin.
Der Humor hat auch genau meinen Geschmack getroffen, denn oft folgt man als Leser einfach den Gedankengängen der beiden Protagonisten. Besonders gut hat mir zum Beispiel folgender gefallen: „Das war immer das Schlimmste. Kunden, die nicht mitdachten. Überhaupt, Menschen, die nicht mitdachten. Überhaupt, Menschen.“ (S. 13) Das Buch hat aber durchaus auch seine ernsten Momente, die auch zum Nachdenken anregen, und die halten sich gut die Waage mit den lustigen Momenten.
Insgesamt hätte ich mir von der Krimihandlung noch ein bisschen mehr versprochen. Die beiden ermitteln zwar ganz kräftig, viel kommt dabei aber nicht heraus und sie kommen nicht so richtig voran. Ich wurde aber trotzdem sehr gut unterhalten und vergebe daher vier von fünf Sternen!

Bewertung vom 24.07.2013
Letzte Ernte / Xavier Kieffer Bd.3
Hillenbrand, Tom

Letzte Ernte / Xavier Kieffer Bd.3


sehr gut

Der Luxemburger Koch Xavier Kieffer schafft es nun bereits zum dritten Mal in einen Kriminalfall verwickelt zu werden. Am Eröffnungsabend der „Schueberfouer“ – der Luxemburger Kirmes – kommt es zu einem Gerangel an Kieffers Stand. Ein scheinbar betrunkener Mann taumelt durch sein Zelt und stößt dabei auch noch seine Freundin Val um. Am nächsten Tag erfährt Kieffer aus der Zeitung, dass dieser Mann von einer Brücke gesprungen ist. Doch der Koch glaubt nicht an Selbstmord…
„Letze Ernte“ kommt für mich nicht ganz an den Vorgänger „Rotes Gold“ heran, ist aber immer noch ein sehr spannender und atmosphärischer Krimi. Diesmal geht es um Spekulationen auf dem Lebensmittelmarkt und deren Auswirkungen. Doch was den Krimi wirklich ausmacht sind seine Charaktere. Allen voran natürlich Xavier Kieffer, der wie schon in den Vorgängerbänden ein echter Genießer ist. Selbst wenn er gerade mitten in einer Ermittlung ist und man vor kurzem noch auf ihn geschossen hat, nimmt er sich die Zeit in einem Feinschmeckerladen sein Mittagessen zusammenzustellen. Neben Xavier ist auch seine Freundin Valerie Gabin, die Chefin eines französischen Restaurantführers, wieder dabei, leider kommt sie insgesamt und besonders zum Schluss etwas zu kurz. Aber auch sonst trifft man wieder altbekannte Gesichter, besonders gefreut habe ich mich über den EU-Beamten Pekka, der Xavier mit Rat und Tat zur Seite steht.
Auch Luxemburg und seine Besonderheiten werden in „Letzte Ernte“ wieder sehr schön beschrieben. Bei mir hat sich direkt wieder ein bisschen Fernweh bemerkbar gemacht. Hillenbrand versteht es auf jeden Fall einem das Land nahe zu bringen.
Leider fand ich den eigentlichen Fall diesmal nicht ganz so spannend und das Ende wurde ein wenig abrupt abgehandelt. Die tollen Charaktere und die „kulinarische“ Atmosphäre machen das aber größtenteils wieder wett. Für den nächsten Band würde ich mir wieder einen Fall wünschen, der wieder in der Kochszene spielt. Denn dann ist Xavier Kieffer auch ein Experte und es ist glaubwürdiger, warum gerade er den Fall löst. Für „Letzte Ernte“ gibt es von mir 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 16.06.2013
Der Schock
Raabe, Marc

Der Schock


sehr gut

Ihren Urlaub in Frankreich hatten sich Jan, Laura, Katy und Greg wirklich anders vorgestellt. In der engen Hütte kommt es schnell zu Spannung und eigentlich haben auch alle vier mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Nach einem Streit verschwindet Laura mitten in der Nacht plötzlich – und Jan ist sich sicher, dass sie das nicht freiwillig getan hat…
„Der Schock“ ist der zweite Psychothriller von Marc Raabe. Wie schon der erste, „Schnitt“, hat mir auch dieser hier sehr gut gefallen. Den Zusatz „Psychothriller“ verdient der Roman auf jeden Fall, denn gleich zu Beginn lernt der Leser den Täter, den Psychpathen, Froggy kennen. Es ist von Anfang an spannend und temporeich, der Spannungsfaden reißt auch nie ab. Auch die Figuren sind wieder sehr gut geschrieben, auch wenn es langsam auffällt, dass ausnahmslos alle eine furchtbare Kindheit haben. Sowohl der Täter, als auch das Opfer und der Retter – wie auch immer diese Rollen im Roman verteilt sind – haben ihr Päckchen zu tragen. Nach und nach lernt man als Leser die Vergangenheit der einzelnen Charaktere kennen und die Vergangenheit mischt sich dann auch immer wieder mit der Gegenwart.
Im Vergleich zu "Schnitt" ist dieser zweite Thriller doch um einiges brutaler. Es gibt relativ viele Gewaltszenen, die zwar nicht immer genau beschrieben werden, aber schon die Andeutung reicht oft. Es werden mehrere wirliche Horrorvorstellungen beschrieben.
Gut gefallen hat mir auch der ständige Perspektivwechsel zwischen dem Täter, Jan und Laura durch den man als Leser immer wieder in die Irre geführt wird. Da Jan ausgebildeter Psychologe ist, erhält man auch immer wieder einen anderen Einblick in die Motive und Verhaltensweisen des Täters.
Doch wie schon bei „Schnitt“ war mir auch bei „Der Schock“ das Ende dann ein wenig zu konstruiert und an manchen Stellen auch nicht ganz schlüssig. Das ist etwas schade, da mir der Thriller abgesehen davon doch sehr gut gefallen hat. Die Auflösung war zwar sehr überraschend, aber ich fand die Motivation des Täters dann nicht mehr ganz so schlüssig. Daher gibt es von mir 4 von 5 Sternen!

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2013
Hilfe, die Googles kommen!
Mann, Tobias

Hilfe, die Googles kommen!


ausgezeichnet

„Der internetgestählte Durchschnittsmensch gibt täglich mehr Senf ab als eine florierende Wurstbude zur Mittagszeit. Keine Nachricht, kein Kommentar und keine Statusmeldung ist trivial genug, als dass sie nicht noch von irgendwem kommentiert würde.“ (S. 215)
In diesem Sinne muss ich jetzt wohl auch meinen Senf zu diesem Buch abgeben. „Hilfe, die Googles kommen!“ von Tobias Mann ist ein sehr schönes, zuweilen lustiges, zuweilen kritisches Sachbuch zu allem, was das Internet heute ausmacht.
Es geht ganz persönlich los, indem der Autor uns seinen Weg zum und ins Internet erklärt. Weiter geht es mit den Vor- und Nachteilen des Onlineshoppings, der Frage „Sollte ich meine Symptome googlen?“, bis hin zum Thema Netzpolitik und die Ahnungslosigkeit der Politiker. Im Gegensatz zu letzteren weiß Tobias Mann auf jeden Fall wovon er spricht. Er ist ganz eindeutig ein Internetjunkie und bringt die Dinge auf den Punkt. Ich habe mich auf jeden Fall sehr gut amüsiert und mich in vielen Dingen wiedererkannt. Gleichzeitig regt das Buch aber auch ein wenig zum Nachdenken an, zum Beispiel über den eigenen Medienkonsum oder darüber, wie schnell das Netz unseren Alltag verändert hat. Es werden durchaus auch ernstere Töne angeschlagen, aber Kritik und Humor halten sich gut die Waage. Ergänzt wird der Fließtext immer durch kleine Fußnoten, die ich sehr nett fand.
Einziges Manko des Buchs ist wohl, dass es recht schnell veralten wird, so wie alles, was mit dem Internet zu tun hat. Denn wer wird sich in einem Jahr noch an Bettina Wulff und ihre Klage gegen Google erinnern?
Deswegen meine Empfehlung: Schnell zu diesem Buch greifen und lesen! Von mir gibt es (denn im Internet muss man ja zu allem eine Bewertung abgeben) 5 von 5 Sternen. Ein gelungenes humoristisches Sachbuch!
P.S.: Achtung! Das Buch enthält sowohl ein Nackt- als auch ein Babyfoto des Autors!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.