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Bewertungen

Insgesamt 97 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2024
Die Dämmerung / Art Mayer-Serie Bd.2
Raabe, Marc

Die Dämmerung / Art Mayer-Serie Bd.2


ausgezeichnet

Wer A sagt muss auch B sagen

"Die Lüge ist ein Teil der menschlichen DNA. Wir belügen uns selbst und andere. Ständig."

Eins direkt und ganz deutlich vorweg: bitte vor "Der Dämmerung" unbedingt zunächst den ersten Teil "Der Morgen" lesen!! Fast alle Hauptprotagonisten wurden dort eingeführt und gleichzeitig ereignen sich bereits grundlegende, für das Verständnis notwendige Vorfälle.

Art Mayer und Nele Tschaikowski sind endlich zurück; ein extrem ungleiches Ermittlerduo, das mich bereits in ihrem ersten gemeinsamen Fall vollends zu überzeugen wusste. Unterschiedlicher könnten die beiden zwar eigentlich gar nicht sein und dennoch verbindet sie ein immer stärker werdendes emotionales Band aus Verständnis und Vertrauen. Erneut agieren die beiden authentisch und sind überzeugend sympathisch charakterisiert. Neben der Lösung des eigentlichen Falls haben beide diverse private und zwischenmenschliche Themen und Probleme zu bewältigen.

Die Erzählung ist sehr vielschichtig und findet dabei, wie von Marc Raabe gewohnt, auf zwei unterschiedlichen Zeit-Ebenen statt. Ich habe verdammt lange gebraucht, um zu ahnen, wer sich nun wirklich hinter Bell und Bo verbirgt.

Der Thriller beginnt - eigentlich sehr unerwartet - wesentlich tempoärmer als sein fulminanter Vorgänger, aber etwa ab der Hälfte des Buches wird die Handlung erneut zunehmend atemlos spannend.

Handlungsschwerpunkte rund um das Thema Waffenindustrie, dem Umgang mit Klimaaktivisten, oder KI generierter Deepfake-Videos und Bilder stellen einen Bezug zu aktuellen und politischen Fragestellungen her.

Der tolle Schreibstil von Marc Raabe überzeugt mich wiederum und sorgt, zusammen mit den recht übersichtlich gehaltenen Kapiteln für eine kurzweilige Lektüre. Viel zu schnell sind die über 500 Textseiten ausgelesen.

"Die Dämmerung" ist ein gelungener, spannender und empfehlenswerter Thriller, der allerdings etwas vom atemlosen Tempo des ersten Teils der Serie eingebüßt hat. Trotzdem erhält Art von mir erneut die volle Punktzahl.

Ungeduldig warte ich ab jetzt auf "Die Nacht", denn einige Fragen sind ja doch noch offen geblieben...

Bewertung vom 27.03.2024
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
Berg, Sibylle

Mein ziemlich seltsamer Freund Walter


sehr gut

Teilweise optimistisch einfach

"Unter uns: die Erde ist nicht so wahnsinnig beliebt als Reiseziel."

Die neunjährige Lisa ist anders, sie ist einsam und traurig, sucht ihren eigenen Weg im Leben. Als dann überraschend ein Außerirdischer bei ihr strandet, hat sie erstmals einen Freund, mit dem sie reden kann.

In diesem Buch (geeignet für Kinder ab etwa 10 Jahren) werden einige äußerst wichtige Themen angesprochen, so unter anderem Mobbing, Depressionen, Antriebslosigkeit und Vernachlässigung durch die eigenen Eltern.

Der titelgebende Außerirdische Walter findet für Lisa offensichtlich Lösungen, aber Vorsicht: ganz so einfach ist es im wirklichen Leben wohl leider nicht immer. Die "Idiotenjungs" vom Spielplatz lassen sich von Lautstärke beeindrucken? Lehrern muss man nur recht geben, dann sind sie zufrieden und lassen einen in Ruhe? Und dass Lisas Eltern quasi über Nacht wieder in geordnete Bahnen zurückfinden, ist schön für Lisa, aber doch irgendwie ungewöhnlich und etwas realitätsfern.

Was bleibt ist eine tiefsinnige und berührende Geschichte, die sich mit ernsten Themen befasst, über die man mit Kindern in die Diskussion kommen kann. Die mit zahlreichen kleinen Details versehenen, liebevoll gezeichneten Illustrationen halten auch junge Leser gefesselt bei der Lektüre.

Das Buch kann Mut machen, offen über Missstimmungen zu sprechen und das eigene Selbstvertrauen und Selbstverständnis zu stärken.
Es bietet dabei aber wenig konkrete Handlungsvorschläge, sondern ist mehr als eine Art Diskussionsgrundlage zu verstehen.

Bewertung vom 21.03.2024
Tödlicher Stoff / Die Hausboot-Detektei Bd.3
Achterop, Amy

Tödlicher Stoff / Die Hausboot-Detektei Bd.3


sehr gut

Besonders und anders

"Darum geht es ja: einfach drauflos, sich treiben lassen, immer wieder aufs Neue schauen, was der Tag so bringt."

Endlich wieder Irish Coffee für alle - die irgendwie etwas anderen und auf ihre eigene Art besonderen Amsterdamer Hausbootdetektive ermitteln in ihrem neusten Fall. Amy Achterop benutzt auch im nunmehr dritten Ableger der Serie dieselben Zutaten die sich schon in den ersten beiden Teilen bewährt haben.
Keine Experimente: nichts wirklich Neues oder Außergewöhnliches.

In der Wahl ihrer Ermittlungsansätze und in ihrer Vorgehensweise bei der Lösung ihres aktuellen Auftrags ist das etablierte Hausboot-Ermittlerteam gleichzeitig erkennbar erwachsener und zunehmend professionell geworden. Auch wenn der Zufall weiterhin eine große Rolle spielt.
Natürlich haben auch der Hund namens Hund und das Eichhörnchen Fru Gunilla ihren nicht unerheblichen Anteil an der Aufklärung des Kriminalfalls.

Der Kriminalroman "Tödlicher Stoff" ist ein, von der Autorin erneut routiniert geschriebener und unterhaltsamer Wohlfühlkrimi. Die Geschichte nimmt mitunter Bezug auf die ersten beiden Krimiteile, die man zum Verständnis aber nicht zwingend kennen muss; idealerweise sollte man aber den aktuellen Ableger erst im Anschluss an die beiden Vorgänger lesen.

Die verschiedenen Handlungsstränge finden übersichtlich schnell zueinander, irgendwie hängt doch alles zusammen. Die Geschichte an sich klingt zwar (wahrscheinlich gewollt) konstruiert, ist aber ebenso durchdacht und hat neben den Detektiven diesmal einige weitere skurille Neben-Charaktere zu bieten.
Es hat unterhaltsam Spaß gemacht dieses Buch zu lesen.
Die auf besondere Weise liebenswerten Ermittler überzeugen erneut durch ihre als unkonventionell zu bezeichnenden Art der Ermittlung.
Der Fall hat überschaubar wenige wirklich spannende Momente, ganz eindeutig stehen wieder die Protagonisten selbst und ihr sympathischer und wertschätzender Umgang miteinander, im eigentlichem Fokus der Erzählung.

Der verwendete Schreibstil ist gewohnt eingängig, das Buch somit zügig zu lesen. Viel zu schnell ist daher der Trip nach Amsterdann dann auch schon wieder vorüber, aber mit den "Tödlichen Farben" ist bereits das Erscheinen des nächsten Serienteil in nur wenigen Monaten konkret angekündigt.

Ich bin dann wieder dabei!

Bewertung vom 18.03.2024
Lichtjahre im Dunkel
Ani, Friedrich

Lichtjahre im Dunkel


gut

Anspruchsvoll

"Eines Morgens wachst du auf und kapierst, wo du bist und was aus dir geworden ist."

Nach sechs Jahren Pause nimmt der Privatdetektiv Tabor Süden nun schon im 22. Band der Reihe erneut die Suche nach einer vermissten Person auf.
Als ehemaliger Kriminalpolizist schaut er dabei genau hin; hört aufmerksam zu und erkennt vor allem zwischen den gesprochenen Sätzen das existenziell Wichtige, das das Leben eines jeden seiner Gesprächspartner ausmacht.

Willkommen im "Blauen Eck". Beim Bier treffen wir auf viele skurille, vom Leben gezeichnete interessante Charaktere, wie den verrätselten Olaf, den vewirrten Buddhisten in spe Claus, auch auf den Rollkragengitarristen Heiner und den Gedankensprüngler Georg.
Viele alltäglich scheinbar unscheinbare Personen, die ihren Platz im Leben irgendwo am Rand der Gesellschaft gefunden haben.
Menschen, die vermutlich erst durch ihr Verschwinden deutlich sichtbar würden.

Der Autor Friedrich Ani nutzt eine sehr sprachgewaltige und gleichzeitig auch bildhafte Ausdrucksweise. Die mitunter langen und mehrfach verschachtelten Sätze erfordern Konzentration und volle Aufmerksamkeit beim Lesen.
Die Dialoge kommen dabei allerdings fast nie auf den Punkt, sind bisweilen ausufernd und können auf Dauer sogar ermüdend sein. Das erkennt dann auch die Hauptkommissarin Fariza Nasri durchaus selbstkritisch: "Das ist doch kein sinnvolles Gespräch, was wir hier führen." Die Inhalte der Gespräche wirken zudem zunehmend redundant.
Diverse, recht humorvolle Wort- und Satzkonstruktionen sorgen dann doch für eine irgendwie unterhaltsame und bisweilen kurzweilige Lektüre.

Wer bereits andere Titel von Friedrich Ani gelesen hat, weiß natürlich, dass er hier keinen klassischen Kriminalroman erwarten darf. Die Handlung des Romans "Lichtjahre im Dunkel" bleibt allzeit überschaubar, Spannung oder gar dramatische Wendungen sucht man vergebens. Die Erzählung zieht sich oft zäh mäandernd dahin, die eigentliche Geschichte kommt dabei kaum voran.

Das Buch selbst ist sehr übersichtlich strukturiert und gliedert sich in fünf Teile mit insgesamt 79 überschaubar kurzen Kapiteln auf.

Leseempfehlung für alle, die es mögen, sich tiefgründig psychologisch mit den Menschen an sich zu beschäftigen.

Bewertung vom 06.03.2024
Verborgen / Mörderisches Island Bd.3
Ægisdóttir, Eva Björg

Verborgen / Mörderisches Island Bd.3


sehr gut

Erwartungen erfüllt

"Diese alltäglichen Dinge, die ihn manchmal nervten, schienen plötzlich unwichtig."

Wer die ersten beiden Bände der Island-Krimireihe von Eva Björg Ægisdóttir gelesen hat, findet sich auch im dritten Teil "Verborgen" in Arkanes unvermittelt und schnell wieder zurecht.
Die Hauptprotagonisten sind allesamt bestens bekannt; ihr Privatleben spielt im aktuellen Serienteil diesmal eine zunehmend größere Rolle.

Das Erzähl-Tempo ist, wie aus den Vorgängern gewohnt, eher gemächlich, das Spannungsniveau bleibt dabei deutlich überschaubar. Die Geschichte war für mich von Anfang an in weiten Teilen vorhersehbar, viele unerwartete Überraschungen oder Storywendungen gibt es nicht. Und vielleicht auch gerade deshalb hat die Lektüre mich entspannt unterhalten können.

Das Buch ist größtenteils aus der Sicht der Ermittlerin, Kommissarin Elma geschrieben. In kursiver Schreibweise sind aber regelmäßig Rückblenden eingestreut, in denen das Au-pair-Mädchen Lise die Geschehnisse aus ihrer Sicht schildert. Das sorgt für viel Abwechslung ist aber gleichzeitig auch flüssig zu lesen.

Der Schreibstil der Autorin ist durchweg angenehm, sie schafft es, Akranes sehr atmosphärisch bildhaft und lebendig zu beschreiben.
Elma ist, in ihrer Rolle als Kommissarin aber auch als Privatperson, wieder sehr sympathisch charakterisiert, ihre Fähigkeit Zusammenhänge aber auch Unstimmigkeiten zu erkennen, zeichnet sie aus.

Die Anzahl an handelnden Charakteren ist stets übersichtlich, trotzdem ist das Personenregister am Ende des Buches, aufgrund der ungewohnt klingenden isländischen Namen, hilfreich.

Ich hoffe, dass auch ein vierter Teil folgen wird und ich bald wieder nach Akranes zurückkehren kann.

Bewertung vom 02.03.2024
Stimme der Angst / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.4
Strobel, Arno

Stimme der Angst / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.4


sehr gut

weniger spannend als erwartet

"Ich drücke es mal so aus: Ich denke, einer von uns beiden ist intelligenter als Sie."

Auf einer Beerdigung trifft Max Bischoff eine Frau, die seiner vor fünf Jahren ermordeten großen Liebe Jennifer zum Verwechseln ähnlich sieht. Als er sie anspricht holen ihn die Dämonen aus seiner eigenen Vergangenheit mit aller Wucht ein.

Fallanalytiker Max Bischoff ist wieder da und steckt in "Stimme der Angst" fast augenblicklich bis zum Hals in heftigen Schwierigkeiten.

Im neusten Mörderfinder treffen wir auf viele alte Bekannte: Max' Schwester Kirsten, seine Ex-Polizeikollegen Horst Böhmer und Jana Brosius, sowie auch auf die Kriminalrätin Eslem Keskin. Ebenfalls wieder mit dabei ist der auf sympathische Art und Weise etwas andere Rechtspsychologe und Schriftgutachter Dr. Marvin Wagner, der im aktuellen Mörderfinder eine sehr zentrale Rolle einnimmt.

Der Spannungsbogen ist leider nicht ganz so hoch wie in den vorherigen Serienteilen. Gleichzeitig war mir schon recht früh klar, wer bzw. was hinter den Geschehnissen steckt. Die Erzählung ist klar strukturiert, bietet aber leider keine größeren oder gar überraschenden Wendungen, sie ist durchschaubar und hat mich nicht restlos überzeugen können.
Erstaunlich: wiederholt handelt Max - für meinen Geschmack - ungewohnt und unnötig naiv und bringt sich selbst dadurch in kritische und schwierigste Situationen. Nicht glaubwürdig.

Solide, aber auch vorhersehbar, schreibt Arno Strobel den inzwischen siebten Einsatz von Max Bischoff herunter. Die Geschichte nimmt mehrfach Bezug auf ältere Bände der Serie, die man zum Verständnis nicht zwingend gelesen haben muss; idealerweise sollte man den aktuellen Teil aber erst im Anschluss an die anderen Bände lesen.

Das auffallende Buchcover reiht sich nahtlos in das prägnante Design der vorherigen Bände ein und hat einen hohen Wiedererkennungswert.

Fazit: Die "Stimme der Angst" erreicht nicht ganz das Spannungsniveau der vorherigen Mörderfinder-Bände, hat mich aber bestens unterhalten. Die finalen Ereignisse weisen dann sehr deutlich auf weitere, kommende Serienteile hin.

Ich bleibe dabei, wenn es mit Max weitergeht.

Bewertung vom 26.02.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


sehr gut

Unterhaltsame Abenteuergeschichte

"Angst zwingt uns alle in die Knie, wenn sie nur groß genug ist."

Spätestens seit "chat GPT" wissen wir, wozu Künstliche Intelligenz in der Lage ist. Die fiktive KI-Software "KIsmet" im neuen Thriller von Ursula Poznanski geht hier noch einen Schritt weiter, sie generiert komplexe "Escape Room"-Szenarios und projeziert diese dann via riesiger LCD-Bildschirmwände in das unterirdische Labyrinth der Burg Greiffenau. Bevor diese revolutionäre Escape-Welt aber eröffnet werden kann, soll eine bunt gemischte Gruppe einen letzten Testlauf absolvieren.
Zu dieser Gruppe gehören Maxim Asher (hoch verschuldeter Betreiber einiger eigener Escape Rooms), Yvonne Rothe (Influenzerin), Prof. Lothar Melerski (Altertumsforscher), Emil Strauss (ein ehemaliger Olympiaschwimmer) und Petra Seifert (die Gewinnerin eines Preisrätsels).

Die Spiele können beginnen...

Doch KIsmet scheint offensichtlich seine eigenen Pläne zu verfolgen, und so geht die Generalprobe gründlich schief.

Die Geschichte wird mit extrem hohem Tempo in einer angenehm eingängigen Sprache erzählt. In insgesamt 47 überschaubar kurzen Kapiteln folgt ein Handlungs-Höhepunkt dem nächsten, so dass man tatsächlich sehr schnell durch das Buch fliegt.

Wirklich immersiv eintauchen in die Welt der Escape-Burg konnte ich leider nicht. Zu stereotyp, klischeehaft und bisweilen oberflächlich eindimensional sind die Protagonisten charakterisiert. Eine Identifikation mit den handelnden Charakteren gelingt nur schwer.

Die Lösung des finalen Rätsels folgt einer erstaunlichen und überzeugend schlüssigen Logik.
Für mich so nicht vorhersehbar, findet die Autorin tatsächlich eine für die Vorkommnisse auf der Escape-Burg nachvollziehbare und in Ansätzen glaubhafte Erklärung.

Fazit: "Die Burg" ist eine thematisch sehr aktuelle und abwechslungsreiche Abenteuergeschichte, die deutlich aufzeigt, welche Möglichkeiten und Chancen, aber auch welche enormen Gefahren und Risiken uns der Umgang und die Beschäftigung mit Künstlicher Intelligenz verantwortungsvoll anbietet.

Ich habe einige recht unterhaltsame Lesestunden auf der Burg Greiffenau verbracht, die mich mal wieder daran erinnert haben, nicht zu sorglos und unbedacht mit meinen privaten Daten in den sozialen Netzwerken umzugehen.

Das Internet vergisst nie...

Bewertung vom 19.02.2024
Schneesturm
Walsh, Tríona

Schneesturm


weniger gut

Kein wirklicher Thriller

"Diese plötzliche Kehrtwende, dieses alternative Universum, war verwirrend."

Nichts wirklich Neues: Sechs Personen, wetterbedingt isoliert auf einer von der Außenwelt abgeschnittenen Insel. Schneesturm. Stromausfall. Finsternis. Es geschieht ein Mord, und die Mörderin bzw. der Mörder muss noch auf der Insel Inishmore sein.

Irgendwie kommt mir diese Geschichte zu bekannt vor, wie schon unzählige Male mit anderen Personen an anderen Orten erzählt.

Als Thriller und "pulsierender Bestseller" auf dem Buchcover angekündigt, kommt die Erzählung aber eigentlich nur langsam und eher langatmig voran.
Die teilweise sehr hölzern ablaufenden Dialoge wirken wenig lebensecht.
Und so bleiben letztendlich auch die handelnden Charaktere durchweg sehr blass, eine Identifikation mit ihnen und ihrer Geschichte fällt schwer.

Für einen guten Thriller fehlt es der Erzählung "Schneesturm" von Tríona Walsh eindeutig sowohl an Spannung als auch an unerwarteten und dramatischen Storywendungen.

Der finale Showdown ist leider mehr als unrealistisch, fast schon absurd und unbeholfen plump. Zu plötzlich passen alle Puzzleteilchen ineinander und alle Zweifel und Nebel lösen sich in nahezu wundersamer, allwissender Weise auf. Plötzlich kennt jemand alle Antworten!

Fazit: Leider, vor allem angesichts der immensen Vielfalt an Alternativen im Thriller-Genre, nicht wirklich fesselnd und teilweise unglaubwürdig.

Bewertung vom 15.02.2024
Mühlensommer
Bogdahn, Martina

Mühlensommer


sehr gut

Schonungslos authentisch

"So riecht es wirklich nur hier. Eine Mischung aus Apfel, Erde, Gras und Mist."

Eine warmherzige Erzählung vom Leben und Erwachsenwerden auf dem Land. Eine Reise in die Zeit der Bluna-Brause, von Sunkist-Pyramiden, und Klosterfrau Melissengeist. In eine Vergangenheit, als es im Winter noch ausreichend kalt war und es lang anhaltend Schnee zum Schlittenfahren gab. Dann aber auch unerträglich heisse Sommer mit Schulbussen ohne Klimaanlage, hitzefrei und nicht enden wollenden Nachmittagen im Freibad.

Das Leben auf dem Mühlenhof war für Maria als Kind und Jugendliche nur selten entspannt und angenehm. Hier gab es immer viel zu tun: die Schweine im Stall müssen regelmäßig versorgt werden, und auch bei der Hopfen-Ernte ist jeder auf dem Hof eingebunden.

Nach vielen langen Jahren kehrt Maria, die inzwischen mit ihrer Werbeagentur sehr erfolgreich ist, einem Hilferuf ihrer Mutter folgend, aus der Stadt auf den Mühlenhof zurück.

Eine sentimentale Reise in ihre eigene Vergangenheit der 70er/80er Jahre beginnt.

Mit viel Feingefühl erzählt die Autorin Martina Bogdahn in ihrem Roman "Mühlensommer" einerseits von den schönen und idyllischen Momenten, auf der anderen Seite aber auch ganz unverblümt von den beschwerlichen und oft gnadenlos rauhen Seiten des Landlebens. Dabei sind Erzählweise und Sprache stets angenehm lebendig und authentisch, sodass man sich sehr schnell mit der sympathischen Hauptprotagonistin anfreunden kann.
Trotz aller Entbehrungen, die das Leben auf dem Land mit sich bringt, blickt Maria zufrieden auf eine glückliche und durch die Familie geprägte Kindheit zurück

Leider endet der Roman ziemlich abrupt und überraschend: man hat das Gefühl, dass doch eigentlich noch gar nicht alles erzählt sein kann.
Viele Erzählfäden bleiben somit offen und lassen Platz für die eigene Fantasie.

"Manchmal beginnt die Ewigkeit sofort",
...und Apfelkuchen mit Sahne geht schließlich immer!

Bewertung vom 10.02.2024
Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11
Neuhaus, Nele

Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11


ausgezeichnet

Brisant und aktuell

"Ihr habt aus mir ein Monster gemacht!"

Ich bin schon seit Jahren begeisterter Leser der Taunus-Krimis um das Ermittlerduo Bodenstein und Sander (Kirchhoff). Mit "Monster" beschert Nele Neuhaus uns nun den inzwischen 11. Teil der Reihe, die bereits im Jahr 2006 gestartet ist. Der aktuelle Roman, wie auch alle vorherigen Bände, erzählt eine in sich abgeschlossene Geschichte. Dennoch empfehle ich, alle Serienteile in der chronologischen Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen.
Nur so lassen sich die zahlreichen Verknüpfungen und Hinweise auf ältere Fälle überhaupt erkennen, und diese dann inhaltlich einordnen. Auch die persönliche Entwicklung und der private Lebensweg der Charaktere hat während der vergangenen achtzehn Jahre viele Wendungen und auch so einige sehr schicksalhafte Momente erlebt.

"Monster" ist ein überaus aktueller und politisch brisanter Roman der versucht, eine Balance zwischen Recht und Gerechtigkeit zu finden. Dabei stehen höchst moralische Themen wie Vorverurteilungen, die Rechtmäßigkeit von Selbstjustiz, Ausländerfeindlichkeit und pietätlose Sensationsgier im Vordergrund. Gleichzeitig blickt die Handlung tief in menschliche Abgründe.

Die von Nele Neuhaus geschaffenen, handelnden Personen sind jederzeit glaubwürdig und angenehm individuell charakterisiert. Auch für einige der altbekannten Charaktere hält "Monster" absolut überraschende schicksalhafte Wendungen in ihrem Privatleben bereit.
Zudem wird der Spannungsbogen durch unerwartet eintretende Storywendungen durchgehend angenehm hochgehalten.

Fazit: Monstermässig spannend und (wie nicht anders erwartet) durchgängig unterhaltsame Krimikost auf höchstem Niveau.

Uneingeschränkte Leseempfehlung.