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rem member
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munich

Bewertungen

Insgesamt 332 Bewertungen
Bewertung vom 04.12.2023
Alsterschatten
Hansen, Leo

Alsterschatten


ausgezeichnet

Erschreckend und verblüffend aktueller Stoff

In Hamburg kommen nacheinander drei ältere Männer zu Tode, grausam zugerichtet, anscheinend das Werk eines Psychopathen. Alle drei Herren standen der rechten Szene nahe. Bei ihren Ermittlungen stößt das Team um LKA Profiler Zillinski, zudem auf eine dubiose rechte Organisation, die ihren Sitz im “Institut für neues Denken” hat. Diese neuen Rechten scheinen ein paar üble Pläne auszuhecken!

„Alsterschatten” ist der zweite Fall um ein sympathisches und ambitioniertes Ermittlerteam aus Hamburg, geschrieben von Autor Leo Hansen. Auch ohne Kenntnisse des ersten Bandes ist das Buch gut lesbar, sehr spannend und aktuell. Thema des Krimis ist die rechte Szene mit verschiedenen Gruppierungen der „Neuen Rechten", die gerade in aller Munde ist und über die täglich neue Erkenntnisse und Nachrichten in den Medien publik werden. Daher liest sich die Handlung auch erschreckend authentisch und fühlt sich ziemlich realistisch an. Der Autor spricht davon, geradezu von den Ereignissen der Realität eingeholt worden zu sein. Sein Schreibstil ist dabei äußerst angenehm, konzentriert und anschaulich, die Geschichte spannend und unterhaltsam gestaltet, gefällt mir sehr.
Auch die Figuren sind alle gut gewählt und interessant beschrieben, man hat sofort ein Bild vor Augen.

Mein Fazit:
Großartiger Krimi, den ich sehr gerne gelesen habe, das aktuelle Thema macht dabei natürlich einen großen Reiz aus. Doch auch den ersten Band “Alsternacht”, werde ich mir vormerken, allein schon, weil ich die Stadt Hamburg als Örtlichkeit einfach sehr gerne mag.

Bewertung vom 13.11.2023
F*ck the Universe
Rainbow, Shisha

F*ck the Universe


sehr gut

Ein Buch voller positiver Vibes:)

Bei Cover und äußerem Erscheinungsbild des Buches, dachte ich zwar erst mal “Huch” und hatte auf den ersten Blick ein ganz anderes Genre im Kopf. Motiv und Farbwahl assoziiert für mich den Eindruck einer Erotik-Lektüre, doch im Buch mit dem etwas speziellen Aussehen versteckt sich ein Fachbuch für Manifestation und besonders zauberhafte Motivation.
Die Autorin mit dem Künstlernamen “Shisha Rainbow” bezeichnet sich selbst als moderne Hexe, die mit ihren Erfahrungen und Weisheiten den Menschen helfen und sie verzaubern will. Das Buch "F*ck the Universe"ist dabei das zweite Fachbuch aus ihrer Feder.
Die Zutaten, um sich ein selbstbestimmtes und lebenswertes Dasein zu manifestieren, hat sie in dieses kleine Buch verpackt und versteht es diese mit locker-frechem Ton ihrem Publikum zu präsentieren. Ihre besondere Sprachgestaltung fand ich witzig und unverkrampft, das Lesen hat wirklich richtig Spaß gemacht.
Über kurze Anleitungen zu Meditationsmethoden, folgen Erläuterungen zu verschiedenen Arten des Manifestierens als Überleitung für Shishas eigene Methode, die sie “The Rainbow Method” nennt. Ihr insistieren dabei ist es, die eigenen Emotionen intensiv zu nutzen, eine wirklich interessante Facette.
Am Ende folgen noch wundervoll motivierende Worte und Erläuterungen, auch zum Thema psychische Erkrankungen.

Mein Fazit:
Fabelhafte Motivation und Tipps zur Lebensgestaltung und zum Manifestieren seiner Bedürfnisse. Die Autorin findet mit Humor die richtigen Worte, spricht dabei besonders ein junges Publikum an und ihre guten Vibes sind ein prima Hokuspokus.

Ein Zitat aus dem Buch:
“Einer der Gründe warum ich Bücher schreibe. Damit kann ich wortwörtlich eine Menge Menschen verzaubern, ihre beste Version zu entdecken.”

Bewertung vom 31.10.2023
Käseglück
Kelnreiter, Marlene

Käseglück


ausgezeichnet

Sympathische Autorin, mit einem Herz für Käse


Zu Beginn Ihres Buches „Käseglück“ entführt uns Autorin Marlene Kelnreiter auf die Alm und erzählt von ihrer Motivation, warum genau sie ihre Sommer dort verbringen wollte. Die Verwandlung von Stadtkind zur Sennerin ist sicherlich ungewöhnlich und keine leichte, sondern eine anstrengende und herausfordernde Aufgabe. Daher fand ich diesen sehr persönlichen Einstieg und Erfahrungsbericht, dekoriert mit schönen Fotos schon recht interessant.
Weiter geht es mit einer Einführung in die Herstellung zu Hause. Was wird benötigt, wie geht man vor, Küchenhygiene, sowie entsprechende Tipps und Tricks beim Käse herstellen. Ein paar spezielle Dinge sollte man sich besorgen, wie Käselab oder Calciumchlorid. Eigentlich braucht man ansonsten gar nicht so viel Zubehör, wie ich vermutet hätte.
In Anschluss werden dann alle Rezepte genau beschrieben, die vom einfachen Joghurt, Quark über Frischkäseprodukten bis hin zum Hartkäse reichen. Eine schöne Auswahl illustriert mit ansprechenden Fotos. Bislang konnte ich noch nicht alles testen, es braucht schon Zeit und Gelegenheit. Joghurt und Frischkäse klappt gut, mein Favorit ist derzeit der indische Paneerkäse, der wirklich schnell gemacht ist und superlecker in eine Spinatsauce passt.
Das Cover ist sehr einladend gestaltet, gibt äußerst schön die Vielfalt des Buches wieder und die gute Laune der Autorin, die uns mit vielen bunten und aussagekräftigen Fotos durchs Buch begleitet.

Mein Fazit:
Ein sehr anregendes und schön gestaltetes Fachbuch, das mir gezeigt hat, wie einfach es doch ist, sich an das Abenteuer der Käseherstellung heranzuwagen! Für mich als absoluter Neuling was Käseherstellung anbelangt perfekt, vor allem weckt es Lust auf immer weitere Käseexperimente:).

Bewertung vom 27.10.2023
Ein Fluss so rot und schwarz
Ryan, Anthony

Ein Fluss so rot und schwarz


sehr gut

Gruseliges Endzeit-Szenario

Eine Handvoll Auserwählter erwachen auf einem Kriegsschiff, das in einem unheimlichen Nebel treibt. Insgesamt sind sie zu sechst an Bord, ein siebter hat sich das Leben genommen. Keiner der gemischten Truppe kann sich an irgendetwas erinnern, nur jeweils ein Name ist auf ihren Unterarm tätowiert und alle tragen die gleichen Operationsnarben. Während unter den Passagieren großes Rätselraten und Spekulieren beginnt, nähert sich das auf Autopilot gestellte Schiff einer Stadt. Eine zerstörte Brücke Londons taucht aus dem Nebel auf. Doch das ist kein Grund zur Freude, denn es lauert dort das Grauen, die Apokalypse scheint ausgebrochen zu sein!

„Ein Fluss so rot und schwarz“, alleine der Titel des Romans von Autor Anthony Ryan lässt schaurigen Inhalt vermuten. Das Buch umhüllt dafür ein ansprechendes Cover, hinter seinem glänzenden, haptisch erhabenen Titel, erhebt sich eine schwarze Stadt, mit der Silhouette von London, die in blutroten Schein getaucht wird. Ein Titel und Cover, das mich gleich neugierig werden ließ.
Der geheimnisvolle Auftakt und die ungewöhnliche Handlung fesselt dann auch von Beginn an und verspricht spannende Unterhaltung. Angespannter Argwohn der beteiligten Protagonisten wird gekonnt in Szene gesetzt und auch die apokalyptischen Begebenheiten sind vom Autor recht anschaulich dargestellt. Was genau zu diesem Endzeitszenario führt, wird ganz langsam peu à peu enthüllt. Der Blick auf das Setting wird bildreich, intensiv beschrieben und obwohl man ahnt, wohin die Reise geht, bleibt die Spannung bis zum Ende bestehen. Allerdings werden die Ausmaße der Darstellung im Laufe des Buchs immer abstruser, es wirkt plötzlich unwirklich und überzogen, die Handlung mutiert leider von einer spannungsvollen Dystopie zu extrem unwahrscheinlichen Mutanten-Horror à la Alien und Zombie.

Mein Fazit:
Schon eine interessante Mischung, allerdings hätte mir am Ende etwas weniger Horror besser gefallen, hier ist mir ein Touch zu viel Geisterbahn, Gewalt, Blut und andere Flüssigkeiten. Zum Glück habe ich das Ende tagsüber gelesen, um mir den anschließenden Alptraum zu ersparen;). Auf alle Fälle eine unterhaltsame, zu Halloween passende Lektüre.

Bewertung vom 21.10.2023
Schatten der Freiheit (eBook, ePUB)
Rimpach, Elisa

Schatten der Freiheit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dramatische Entwicklungen warten auf die beiden Schwestern

München 1899
Isolde ist glücklich mit ihrer Entscheidung in München geblieben zu sein, sie hat in ihrem Beruf als Fotografin im Atelier Elvira ihre Erfüllung gefunden und lebt glücklich in einer Beziehung mit ihrer Freundin Emily.
Ganz anders ergeht es ihrer Schwester Elsa. Sie hat zwar inzwischen einen gesunden kleinen Sohn namens Hermann, allerdings ist trotz all ihrer Bemühungen, ihre erzwungene Ehe mit Eugen das reinste Desaster! Er hat ihr nie verziehen und macht ihr nun das Leben zur Hölle.

Der zweite Teil der München-Saga, mit dem Titel „Schatten der Freiheit“, ist an Tragik kaum zu überbieten. Den beiden Schwestern Isolde und Elsa, stehen wirklich schicksalhafte Wendungen ins Haus, die auch den Leser in ein Wechselbad der Gefühle schicken. Sehr bewegend erdacht und ebenso in Szene gesetzt von Autor Eliza Rimpach. Die Seiten gleiten zügig dahin und ehe man sich versieht ist man auch schon am Schlusspunkt angelangt;). Das Ende lässt Spielraum für Spekulationen und auf eine Fortsetzung hoffen!
Es ist wirklich ratsam vorab den ersten Teil der Saga zu lesen, um den vollen Genuss der Geschichte zu bekommen.
Das hübsche Cover mit dem Isartor und den historisch gewandeten Personen passt sich gut in die Serie ein und weisen auf den historischen Hintergrund hin.

Mein Fazit:
Bewegende und gelungene Fortsetzung der Geschichte, die zu Herzen geht und mich glänzend unterhalten hat, sowie Lust auf weitere Abenteuer mit dem Schwesternpaar macht.

Bewertung vom 16.10.2023
Schloss Liebenberg. Hinter dem goldenen Schatten
Caspian, Hanna

Schloss Liebenberg. Hinter dem goldenen Schatten


ausgezeichnet

Mein Lieblingszitat:
„Wenn man nicht einmal mehr die Wahrheit sagen darf, dann ist es mit der Gerechtigkeit nicht weit her."

Schloss Liebenberg 1908 - Der Fürst steht weiterhin im Mittelpunkt des Sturms, er wird sogar verhaftet und zum Entsetzen der Schlossbewohner noch Berlin gebracht. Adelheid plagt mittlerweile ihr schlechtes Gewissen und sie fürchtet, ihr Verrat kommt während der Verhandlung ans Licht. Weiterhin leidet die Dienerschaft im Schloss Liebenberg unter der Willkürherrschaft des ungeliebten obersten Dieners Opitz, der nach wie vor alle drangsaliert. Nachdem, zu Adelheids Freude, die entlassene Hedda unerwartet aus Berlin wieder ins Schloss zurückkehrt, eskaliert die Situation.
Dieser finale Band der Trilogie „Hinter dem goldenen Schatten“ schließt diese Serie ab, die sich der „Harden-Eulenburg-Affäre" aus Sicht der Dienerschaft widmet. Des Weiteren werden die Willkür der Klassengesellschaft, alltägliche Probleme der kleinen Leute beleuchtet und deren Sicht auf das Zeitgeschehen dargestellt. Im Roman wird deutlich aufgezeigt, wie die Welt sich damals sichtbar verändert. Die Industrialisierung schreitet voran, dabei wandelt sich die Arbeitswelt, der Adel verliert zusehends an Ansehen und Macht. Besonders interessant scheint aber der Blick auf die politische Bühne. Verursacht durch die verheerende Schlammschlacht um den Grafen und seinen Liebenberger Kreis verlieren die mäßigenden Kräfte ihre Stellung und die kriegstreibenden Mächte rund um den Kaiser, gewinnen an Einfluss. Jetzt fehlt bekanntlich nur noch ein Funke der, wie im Nachhinein bekannt, schon vor der Türe steht!

Das Buch zeigt die Entwicklung der damaligen Ereignisse auf, wobei es die Autorin hervorragend versteht, diese Abläufe gekonnt und hervorragend recherchiert in ihre Geschichte einzufügen. Spürbare politische Veränderung im Zeitgeschehen bringt auch die kleinen Leute dazu, neue Perspektiven zu suchen, oder aber verzweifelt für ihr Überleben und ihre Rechte zu kämpfen. Der flüssige und anschauliche Schreibstil katapultiert den Leser in diese Epoche, man liebt, leidet und erlebt die Geschehnisse hautnah mit.
Die Personenübersicht zu Beginn erleichtert den Einstieg in die Lektüre und man erinnert sich sogleich wieder gut an all die einzelnen Charaktere.

Mein Fazit:
Ein sehr unterhaltsamer und intensiver finaler Band, mit spannungsreichen Höhen und Tiefen. Wieder habe ich etwas Neues über diese Zeit vor dem großen Krieg erfahren, die mir so nicht bekannt und bewusst war. Tolle Lektüre, kann ich nur empfehlen, natürlich am besten alle Teile der Reihe nach lesen, um die etwas komplexe Handlung nachvollziehen zu können.

Bewertung vom 11.10.2023
Highland Vampir gesucht (MP3-Download)
MacKenzie, Elena

Highland Vampir gesucht (MP3-Download)


gut

Kuriose Cosy-Fantasy mit einer guten Prise Humor

Als die Wahl-Londonerin Gwendolyn Plum das Anwesen ihres schottischen Großvaters erbt, beschließt sie kurzerhand ihren nervigen Job als Anwältin zu kündigen, um ihren Traum zu leben und Schriftstellerin zu werden. In den Highlands angekommen entpuppt sich ihr Erbe gar als eine alte Burg, in der sich leider auch ein nerviger, wenn auch recht gut aussehender Geist eingenistet hat. Gwen lässt sich aber nicht so leicht vertreiben, mit viel Engagement will sie daher versuchen, den nervigen Mitbewohner von seinem spukigen Schicksal zu erlösen.
Da mich fantastische Vampir/Zeitreisegeschichten immer wieder anziehen, habe ich mich sehr über die Gelegenheit gefreut, dieses Hörbuch zu entdecken.
Von der überaus angenehmen Stimme der Sprecherin war ich gleich sehr positiv überrascht. Die Geschichte wird in der ich-Perspektive erzählt, mit einer etwas schrägen, charakterlich oft widersprüchlichen Zeitgenossin in der Hauptrolle. Die Handlung selbst ist gewollt, recht überzogen und auch äußerst witzig angelegt. Es wird so gut wie jedes bekannte und populäre Fantasy-Genre bedient, ob fescher Highlande, Geist, Vampir oder auch Zeitreise.
Gwendolyn meistert jede Situation vortrefflich, aber nicht ohne vorher alles aufs Äußerste zu überlegen, aufzuschreiben oder ausgiebig zu diskutieren. Als erfahrene 34-jährige Frau wirkt ihre Erfahrung, was Männer und Sexualität anbelangt eigentlich ziemlich pubertär. Man ist sich manchmal nicht ganz sicher, ist es jetzt noch ernst gemeint oder doch schon Satire. Der lebhafte Erzählstil schießt öfters ein wenig über das Ziel hinaus, was die Dialoge manchmal etwas umständlich und anstrengend macht.
Besonders gefallen hat mir die Idee, mit Gwen’s Gabe, die Geschichte aus alten Gegenstände sprechen zu lassen.

Mein Fazit:
Insgesamt ein gut vorgetragenes und unterhaltsames Hörbuch, mit Witz. Maßlos hüpft die Story durch alle gängigen und geliebten Klischees der Fantasywelt, freizügig von der Autorin zusammengesammelt. Mir persönlich ein bisserl zu viel auf einmal, gerade das Ende wirkt auf mich etwas angestrengt.

Bewertung vom 27.09.2023
Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1


ausgezeichnet

Absolut packend dieses kriminelle Nachkriegsdrama

„Zorn vernebelt das Denken.“

Ruhrgebiet 1948 - Carl Bruns, hat nach dem Krieg nun endlich seinen Job bei der Kriminalpolizei wieder erhalten, den er während der Nazizeit verloren hatte. Darüber ist er sehr glücklich, zu schaffen machen ihm nur die Seilschaften, der ebenfalls zurückstreben Nazis. Als die Mutter eines flüchtigen SS-Verbrechers zu Tode kommt, gerät er bei den Ermittlungen zu deren Ableben, mitten hinein, in einen Strudel aus Schuld und Sühne. Während immer mehr neue brutale Morde in diesem Zusammenhang geschehen, muss er schockiert feststellen, dass sich im Focus des Geschehens seine alte und neue große Liebe »Anne« und deren Familie steht. Um jeden Preis will Carl diese schützen.

Mit „Helle Tage, dunkle Schuld“, ist Autorin Eva Völler ein spannungsgeladener krimineller Roman gelungen, der sich an historischen Begebenheiten orientiert, aber mit fiktiven Personen agiert. Eindrucksvoll erschafft sie, zusammen mit ihren spannend angelegten Charakteren, einen Blick in diese Zeit zurück, in der sich Menschen neu orientieren, ihre Fehler oder Verbrechen erkennen und eingestehen müssen. Das gelingt natürlich nicht jedem, daher sind Konflikte, Ärger und Enttäuschung an der Tagesordnung. Zusätzlich dazu kommt der Kampf um das nackte Überleben, alles liegt in Schutt und Asche, Wohnungsknappheit und Hunger beutelt den Großteil der Bevölkerung. Die Rückschau ins Zeitgeschehen ist ganz großartig gelungen, die Geschichte dabei äußerst fesselnd und spannungsreich bis zuletzt.
Das ansprechende Cover, rundet den positiven Gesamteindruck des Buches ab, dessen gewisse Düsternis und die Frau mit dem gehetzten Schulterblick, perfekt zu Inhalt und Zeit passt.

Mein Fazit:
Grandioses, fesselndes Leseerlebnis, das den Umgang mit Wahrheiten, sowie die traumatischen und katastrophalen Auswirkungen dieses Krieges beschreibt. Eindrucksvolle Lektüre!

Bewertung vom 09.09.2023
Die Erfindung des Lächelns
Hillenbrand, Tom

Die Erfindung des Lächelns


ausgezeichnet

Unterhaltsame Spekulationsgeschichte rund um den Raub der Mona Lisa

Im Louvre verschwindet das Bild einer lächelnden Frau, es ist die Mona Lisa von Leonardo da Vinci. Erst ist nicht ganz klar, wo das Bild abgeblieben ist, doch anscheinend wurde es gestohlen, denn ein anonymer Prahlhans erzählt in der Presse, wie einfach es doch sei, aus dem Louvre etwas mitgehen zu lassen! Das bringt so einige Leute ins Schwitzen, darunter auch prominente Künstler wie Pablo Picasso und seinen guten Freund, den Schriftsteller Guillaume Apollinaire. Die Pariser Polizei steht ziemlich unter Druck, denn mittlerweile sucht die ganze Welt nach der schönen Florentinerin, viele wollen sie gesehen haben.

In seinem kunsthistorischen Roman „Die Erfindung des Lächelns“ geht Autor Tom Hillenbrand dem Rätsel um den Raub der Mona Lisa auf den Grund. An sich ist die Geschichte um deren Verschwinden schon spannend und rätselhaft genug, doch die Theorie von Hillenbrand setzt dem ganzen Vorfall noch die Krone auf. Es geht kaum spektakulärer und zeigt gut, wie eine unscheinbare Frau auf Leinwand zum Weltstar werden kann. Der vielschichtig konstruierte und glänzend recherchierte Roman lässt seinen Leser tief in das historische Paris um 1900 eintauchen. Das Leben der Pariser Künstlerszene und das Entstehen des Kubismus ist eines der Themen, sowie die politischen Umtriebe der Anarchisten, die Faszination der Zeit für Okkultismus, Séancen und das Nightlife der Pariser Bohème. Die Protagonisten sind allesamt großartig charakterisiert und kommen uns oft bekannt vor. Wir begegnen interessanten Personen, wie Pablo Picasso, Isadora Duncan, Guillaume Apollinaire, Aleister Crowley, Jules Bonnot, dazu kommt ein neugieriger Ermittler der Polizei namens Juhel Lenoir, der das Bild auftreiben soll.
Es ist ein unglaublich vielschichtiger, informativer und komplexer Roman, der ständig die Perspektive wechselt. Auch die vielen liebevoll arrangierten kleinen Details der Geschichte gefallen mir sehr gut. So zeigen sich enorm viele unterschiedliche Ansichten, Gefühle und Betrachtungsweisen. Diese Vielfalt macht für mich den Reiz der Lektüre aus. Was damals genau passiert ist, lässt sich ja leider nicht mehr feststellen, doch Hillenbrands Version ist äußerst unterhaltsam.
Schon das Cover stimmt auf die Lektüre und Paris ein, es könnte einer von Renoir gemalter Szene entsprungen sein.


Mein Fazit:

Dieses Buch war eine großartige Erfahrung, da mir bislang gar nicht bewusst war, wie der Hype um dieses doch recht unscheinbare kleine Bild überhaupt zustande kam. Dieser historische Raub der La Gioconda, wurde vom Autor mit zahlreichen Finessen und Wendungen gespickt, in eine über 500 Seiten lange Geschichte verpackt, die mich faszinieren und begeistern konnte. Absolut lesenswert!

Bewertung vom 04.09.2023
Der Porzellaner
Klug, Annick

Der Porzellaner


sehr gut

Das weiße Gold

Zusammen mit sechs weiteren Bergknappen aus Freiberg wird Samuel Stöltzel 1706 nach Meißen geschickt, um dort dem Alchimisten Johann Böttger bei der „Goldherstellung“ zu assistieren.
Samuel ist sofort fasziniert von seinem Meister. Nachdem die Bemühungen ums Gold leider keinen Erfolg bescheren, soll sich Böttger zusammen mit dem Wissenschaftler Tschirnhaus auf die Herstellung von Porzellan konzentrieren. Diese Mission wird von ersten Erfolgen geprägt und Samuel entdeckt seine Passion für das Porzellan.

Die Autorin Annick Klug erzählt in ihrem historischen Roman „Der Porzellaner“ von den Anfängen der Porzellanherstellung in Meißen, Anfang des 18. Jahrhunderts unter der Herrschaft von Kurfürst August dem Starken und der Gründung der berühmten sächsischen Porzellanmanufaktur. Die Protagonisten dieser Geschichte sind zum großen Teil alles historische Persönlichkeiten und deren Rollen wirken sehr gut recherchiert. Das Hauptaugenmerk liegt zu Beginn auf dem jungen Bergmann Samuel Stölzel und seinem abenteuerlichen Lebenslauf, den der Leser hier begleiten darf. Aber auch die Schicksale von anderen Beteiligten wie Böttger, anderen Kollegen und Vorgesetzten, werden erzählt. Auch der mächtige Kurfürst und seine Mätresse Cosel bekommen eine Stimme und berichten ihre Sicht der Dinge auf interessante Art und Weise. Der Schreibstil ist flüssig, detailreich und angenehm zu lesen
Das Cover schmückt ein hübsches kobaltblaues Dekor, dem berühmten Zwiebelmuster ähnlich, das den Betrachter sofort an Porzellan denken lässt, wunderbar passend zum Thema des Buches.

Mein Fazit:
Die Entdeckung der Porzellanherstellung wird unterhaltsam aufbereitet, mit einer spannungsvollen Geschichte verbunden und mit historischen Begebenheiten veknüpft. Es entsteht ein guter Eindruck vom damaligen Leben, den Sitten und Gebräuchen, sowie den damaligen Verhältnissen, die oft gar nicht rosig und stabil waren. Faszinierende und lehrreiche Lektüre, die mir gut gefallen hat.