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Nach getaner Arbeit und erledigten Alltagspflichten greife ich stets mit viel Freude zum Buch. Lesen ist mein liebstes Hobby. Dabei bin ich an kein Genre gebunden. Ein Buch habe ich immer in der Tasche, so können auch ungeliebte Wartezeiten gut überbrückt werden. Mehr Gedanken zum von mir Gelesenen findet Ihr unter: www.karthause.wordpress.com

Bewertungen

Insgesamt 146 Bewertungen
Bewertung vom 07.02.2014
Die gelben Augen der Krokodile / Joséphine Cortès Trilogie Bd.1
Pancol, Katherine

Die gelben Augen der Krokodile / Joséphine Cortès Trilogie Bd.1


sehr gut

Joséphine ist die Hauptfigur in Katherine Pancols Roman. Sie ist eine auf das 12. Jahrhundert spezialisierte Historikerin und Mutter der beiden heranwachsenden Töchter Hortense und Zoé. Ihr Ehemann Antoine hat sie wegen einer anderen Frau verlassen und ist mit dieser nach Afrika gegangen, um dort Krokodile zu züchten. Seit dem muss sie jeden Cent mehrfach umdrehen. Iris, Joséphines Schwester, langweilt sich dank der guten Stellung ihres Mannes durchs Leben, will immer im Mittelpunkt stehen und erzählt, um sich wichtig zu machen, sie würde an einem Roman über das 12. Jahrhundert arbeiten. Schreiben soll ihn natürlich Joséphine. Iris will ihr die Einnahmen überlassen, selbst die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen und den Erfolg einheimsen. Verschiedener als Joséphine und Iris können Schwester, wohl nicht sein. Weil Joséphine mit den Einkünften aus dem Roman die drängendsten finanziellen Probleme lösen könnte, willigt sie schließlich ein und schreibt „Die demütige Königin“. Entgegen aller Erwartungen wird der Roman ein durchschlagender Erfolg.

Katherine Pancol beginnt ihren Roman ruhig und unaufgeregt. Sukzessive werden die handelnden Personen eingeführt und das umfangreiche Beziehungsgeflecht um die Schwestern detailreich dargestellt. Sie offeriert ihren Lesern ein ganzes Füllhorn an verschiedensten Charakteren, die fast alle lebensecht beschrieben sind. Am Ende des Buches hatte ich das Gefühl gute Bekannte verlassen zu müssen. Einzig die Geschichte um die beste Freundin Joséphines empfand ich an den Haaren herbei gezogen und aus den dunkelsten Archiven der Yellow Press hervorgeholt.

Sehr gut hat mir die Entwicklung von Joséphine gefallen. Die unscheinbare, verlassene Frau wurde im Laufe des Geschehens zusehend selbstbewusster und souveräner. In gleichem Maße wurde Iris unsicherer und litt zunehmend unter ihrer ins Wanken geratenen Welt.

Nachdem sich der erste Teil des Romans gemächlich entwickelt, ist der der zweite Teil durchaus lebhafter. Längen in der Handlung gab es aus meiner Sicht nur wenige. Auch Klischees werden nicht über Gebühr strapaziert. Der Roman war flüssig geschrieben, durchweg unterhaltsam und kurzweilig. Dabei bringt die Autorin auch einige kuriose und überraschende Einfälle in ihrem Buch unter.

„Die gelben Augen der Krokodile“ ist ein komplexer Roman mit einer Vielzahl von Handlungssträngen, die am Ende aber schlüssig zusammengefügt werden. Mit einer lebendigen Sprache erzählt die Katherine Pancol diesen facettenreichen Roman, der leicht zu lesen war und nicht ins Triviale abrutscht. Für mich ist er typisch französisch. Nachdem ich mit Freude mit diesem Buch den ersten Teil der Trilogie um Josephine Cortès gelesen habe, freue ich mich auf die beiden noch folgenden Teile, die bereits bereit liegen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2014
Der verbotene Fluss
Goga, Susanne

Der verbotene Fluss


sehr gut

England 1890. Charlotte Pauly kehrt Deutschland den Rücken, um als Gouvernante in einem englischen Adelhaus die 8-jährige Emily, die ein halbes Jahr zuvor ihre Mutter verlor, zu unterrichten. Seit dem Tod von Lady Ellen wird das Mädchen von schlimmsten Alpträumen geplagt, mysteriöse Dinge ereignen sich und auch Charlotte findet manche Vorgänge im Haus rätselhaft. Auf ihren Nachfragen stößt sie auf Schweigen und eisige Ablehnung. Um der Tochter zu helfen, nimmt Sir Andrew Kontakt zur Society of Psychical Research auf. Tom Ashdown wird von der Gesellschaft nach Chalk Hill geschickt, um erste Eindrücke zu sammeln.

Schon der Prolog dieses Romans vermittelt eine ungemein düstere und beklemmende Atmosphäre. So schafft es Susanne Goga den Leser schon auf diesen ersten eineinhalb Seiten gefangenzunehmen. Mit Charlotte Pauly begegnet man dann einer sympathischen Protagonistin, die ihre Heimat und Vergangenheit hinter sich gelassen hat. Die Geschichte nimmt langsam Fahrt auf, man wird nach und nach mit immer mehr mysteriösen Vorfällen konfrontiert und beginnt, wie die Protagonistin und Tom der Journalist die Ereignisse zu hinterfragen. Auch wenn ich mit übernatürlichen Phänomenen so meine Probleme habe, hat es die Autorin geschafft, den Roman so zu konstruieren, dass er durchgehend spannend und unterhaltsam ist. Neben der sehr gelungenen Atmosphäre ist die Beschreibung des Lebens auf einem englischen Adelssitz im ausgehenden 19. Jahrhundert hervorzuheben. Der Alltag dort wurde sehr detailreich und bildhaft beschrieben.

„Der verbotene Fluss“ ist ein lesenswerter Roman, der aufgrund des angenehmen Schreibstils der Autorin leicht zu lesen ist. Historisches Geschehen wird mit mysteriösen Ereignissen, Bezugnahmen auf literarische Werke und Theaterstücke und einer klug konstruierten Handlung zu einem gelungenen Ganzen komponiert. Der Roman hat mich an diesen dunklen Winterabenden gut unterhalten.

Bewertung vom 07.02.2014
Malavita (deutsche Ausgabe)
Benacquista, Tonino

Malavita (deutsche Ausgabe)


sehr gut

Gemächlich beginnt Tonino Benacquista seine Geschichte um die Familie Blake/Manzoni. Sie erscheint dem Leser zunächst ganz normal, die netten Nachbarn von nebenan eben. Nach und nach wird aber immer deutlicher, dass sich hinter den Blakes eigentlich eine Mafia-Familie verbirgt. Mit viel schwarzem Humor und der Verwendung der hinlänglich bekannten Klischees nimmt die Handlung Fahrt auf ohne dabei platt zu wirken. Die Personen sind in ihrer Widersprüchlichkeit gut charakterisiert und in Szene gesetzt. Besonders Fred war für mich der große Sympathieträger.

Ich hätte nicht erwartet, dass ein Roman über eine sich im Zeugenschutzprogramm befindende Mafiosi-Familie, angerichtet mit einer guten Portion Witz, Ironie und fast schon an Slapstick grenzenden Aktionismus, mich so gut unterhalten würde. Ich habe mich bei der Lektüre sehr gut amüsiert. Dieser Roman ist sehr leicht und schnell zu lesen, man will einfach wissen, wie es mit der ehrenwerten Familie weitergeht, weil man ahnt, gut kann das nie im Leben ausgehen.

Mein Fazit: Dieser temporeiche, mit schwarzem Humor gespickte Roman hat mich durchgehend gut unterhalten. Er brachte genau das richtige Maß an Witz, gut konstruierter Geschichte und erzählerischem Können für genüssliche Lesestunden mit. „Malavita“ ist ein wirklich netter Roman um vom trockenen Alltagsgeschehen abzuschalten und den Feierabend zu genießen.

Bewertung vom 07.02.2014
Ich versprach dir die Liebe
Sibley, Priscille

Ich versprach dir die Liebe


sehr gut

In noch jungen Jahren hat Elle miterleben müssen, wie ihre Mutter langsam und qualvoll, lange von Maschinen am Leben erhalten, an Krebs starb. Sie legte für sich daraufhin fest, so etwas solle ihr nie geschehen. Jahre später, Elle ist inzwischen glücklich mit Matt verheiratet und wünscht sich nichts sehnlicher als ein gemeinsames Kind, geschieht das Unfassbare. Beim Fensterputzen stürzt sie von der Leiter. Sie ist hirntot. Die Ärzte stellen jedoch fest, Elle ist auch schwanger. Matt entscheidet, Ellen hätte nichts mehr gewollt, als dieses Kind und weigert sich, die Maschinen abstellen zu lassen. Diese Entscheidung trifft aber bei nicht allen Familienmitgliedern und Medizinern auf Verständnis, da Elle lebensverlängernde Maßnahmen strikt ablehnte. So muss letztlich das Gericht entscheiden...

Ein brisantes Thema stellt die Autorin Pricille Sibley in den Mittelpunkt ihres Romans. Es geht um Leben und Tod, darum ob eine schriftliche Verfügung höher steht als der nur mündlich geäußerte Kinderwunsch, es geht um Respekt und Verantwortung, und es geht um eine tiefe Liebe. Sie behandelt damit ein sehr spezielles ethisches Thema über welches man trefflich diskutieren kann ohne selbst zu einem endgültigen Urteil zu kommen.

Liebesgeschichten lese ich nicht so gern, Betroffenheitsliteratur ist mir häufig zu rührselig. Eine Mischung aus beidem erwartete ich, als ich diesen Roman zunächst in Händen hielt. Dieses Vorurteil wurde aber recht schnell entschärft. Sehr einfühlsam berichtet Pricille Sibley wie schwer die Entscheidung für alle ist, für Matt, die Familie und den Richter. Sie lässt alle in Frage kommenden Argumente abwägen und wertet selbst nicht. Ihre Personen stellt sie facettiert dar und zeigt wirklichkeitsnah und sehr glaubhaft, warum diese nur so und nicht anders handeln können. Aber auch in Elle kann man sich als Leser gut hineinversetzen. Immer wieder werden Rückblenden in die Handlung eingebaut, die ihr Bild nach und nach abrunden.

Auch mich hat dieser Roman sehr berührt. Ich war hin- und hergerissen und konnte alle Parteien in ihrem Handeln gut verstehen. Der Roman ist trotz des schwiegen Kernthemas leicht lesbar geschrieben. Er hat mich lange nach der Lektüre nicht losgelassen, immer wieder kehrten meine Gedanken zu den Protagonisten zurück.

„Ich versprach dir die Liebe“ ist ein sehr schöner, tiefsinniger und sehr nachdenklich stimmender Liebesroman, den ich gern allen Lesern empfehle, die sich einem so brisanten Thema öffnen wollen und können.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.11.2013
Die Tochter des Samurai
Downer, Lesley

Die Tochter des Samurai


sehr gut

Die britische Journalistin Lesley Downer hat lange Zeit in Japan gelebt. Ihre profunde Kenntnis von Land und Leuten, Sitten und Gebräuchen ließ die Autorin in diesen beeindruckenden Roman einfließen.

Kern der Romanhandlung ist die Geschichte von Taka und Nobu, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Japan angesiedelt ist. Taka, die Tochter des berühmten Generals Kitaoka vom südlichen Satsuma Clan, erlebt ihre erste Liebe. Diese gilt Nobu, einem Jungen aus dem nördlichen Aizu Clan, der, nachdem er die Familie bei einem Zwischenfall gerettet hat, im Haus als Dienstbote angestellt wurde. Die südlichen und nördlichen Clans sind tief verfeindet, gerade erst wurde der Norden vom Süden besiegt. Deshalb und auch weil Nobu nur ein Bediensteter ist, muss diese Freundschaft geheim bleiben.

"Die Tochter des Samurai" ist aber weit mehr als ein Liebesroman. Lesley Downer führt den Leser in die Gesellschaftsformen Japans vor knapp 150 Jahren ein. Sie zeichnet ein facettenreiches Bild vom Leben im damaligen Japan und dem Kampf der Menschen für einen Aufbruch in die Moderne, für die Öffnung des Landes nach außen. Es wird zunehmend westliche Kleidung getragen und wer etwas auf sich hält und es sich leisten kann, schickt auch die Mädchen in die Schule und isst Rindfleisch. Aber auch die inneren Konflikte des Landes, wie die Satsuma Rebellion beschreibt die Autorin sehr fachkundig.
Ein wenig litt die Charakterisierung der Figuren unter der historischen Faktenfülle. Die weiblichen Personen passten gut in die Zeit. Sie dachten nicht zu modern, waren teilweise auch in der Tradition verwurzelt, spiegelten den gesellschaftlichen Umbruch aber gut wieder. Die Beschreibung der männlichen Charaktere fiel dagegen etwas schwächer aus. Es wurden immer wieder Kriegsszenen beschrieben, diese berührten mich zwar, aber mit Nobu oder Takas Bruder Eijiro konnte ich nur selten mitfiebern.

Der Roman war gut durchkonstruiert. Immer wieder gab es Begegnungen zwischen Taka und Nobu, auch wenn gelegentlich dem Zufall ein wenig auf die Sprünge geholfen wurde.

Die 40 Kapitel des Romans sind leicht und flüssig zu lesen, das Buch hat mich gut unterhalten und mir ein sehr bemerkenswertes Zeitbild vom Japan Ende des 19. Jahrhunderts vermittelt.

"Die Tochter des Samurai" ist kein ausgesprochener Liebesroman, er handelt von Geishas, Samurais, Liebe und Krieg in einer für mich sehr ausgewogenen Mischung. Ich habe diesen historischen Roman gern gelesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2013
Der freundliche Mr. Crippen
Boyne, John

Der freundliche Mr. Crippen


sehr gut

John Boyne schätze ich als Autor von Romanen mit einem realen historischen Hintergrund. Auch für diesen Roman hat er einen solchen gewählt. Der Mordfall an Cora Crippen bewegte im Jahr 1910 die Gemüter in Großbritannien und weit darüber hinaus. Dieses Thema ist mehrfach verfilmt worden und auch in der Gegenwart noch bekannt. "Crippen", die englischsprachige Erstausgabe dieses Romans, erschien bereits im Jahr 2004.

Auch mit diesem Roman schaffte John Boyne, mich ans Buch zu fesseln. Der Sprachstil ist sehr angenehm. Obwohl ich wusste, wie der Fall Crippen letzten Endes ausgeht, wollte ich stets wissen, wie geht es im Buch weiter. Es ist bekannt, dass es sich bei dem Mordprozess um einen sogenannten Indizienprozess handelte. Noch heute bestehen begründete Zweifel. Von John Boyne wird auch vermittelt, dass es mehr als eine Version des damaligen Geschehens gibt. Hinsichtlich des Tatverlaufs und der Täterschaft stehen verschiedene Möglichkeiten im Raum. Für mich als routinierte Krimi- und Thrillerleserin ist die Variante, nicht Crippen selbst habe seine Frau ermordet, nicht schlüssig genug dargestellt, sie birgt einige Ungereimtheiten. Schon der Fundort der Leiche weckt in mir größere Zweifel.

Aber gerade diese Widersprüche lassen mich fragen, waren diese wohl so beabsichtigt oder sind dem Autor handwerkliche Fehler unterlaufen? In den anderen Romanen von John Boyne sind mir ähnliche Fragwürdigkeiten bislang noch nicht aufgefallen.

In den 19 Kapiteln wechselt John Boyne immer wieder die Perspektive. Er berichtet unter anderem von der Flucht und Entlarvung auf dem Passagierschiff, von der Vergangenheit des Hawley Crippen, von den Zweifeln im Bekanntenkreis der Crippens und den Ermittlungen und der Verfolgung durch Scottland Yard.

Alles in allem bietet "Der freundliche Mr Crippen" 560 Seiten solide Unterhaltung. Auch wenn ich mich an den genannten Punkten etwas stoße, habe ich den Roman doch gern gelesen.

Bewertung vom 22.10.2013
Erinnerungen an eine Ehe
Begley, Louis

Erinnerungen an eine Ehe


sehr gut

Der 70-jährige Philip ist Schriftsteller. Als Ich-Erzähler berichtet er über Lucys zerrüttete Ehe. Seit Jahren kennen sich die beiden. Zufällig trafen sie sich bei einer Ballettaufführung wieder. Aus der einst reichen, begehrten und lebenslustigen Jugendfreundin ist eine verbitterte, alte Frau geworden. In mehreren Treffen erzählt sie ihm von ihrer Ehe mit Thomas, der sie bereits vor Jahren verlassen hat und inzwischen verstorben ist. Es wird viel Alkohol getrunken. Wahrscheinlich löst er Lucys Zunge und erleichtert Philip das Zuhören. Zunächst war sein Interesse an dieser Geschichte relativ schwach, nach und nach erwärmt er sich dafür und befragt gemeinsame Bekannte dazu. Dadurch bekommt der Leser einen umfassenderen Blick auf die Jahre zurückliegenden Geschehnisse. Begley führt den Leser auch in diesem Roman in die Welt der WASP (white anglo-saxon protestant). Anwälte, Investmentbanker, Reiche und Schöne, die sogenannte High Society nimmt er unter die Lupe und versieht sie mit gelegentlichen kleinen Seitenhieben. Es ist die egoistische Oberschicht, die sich nimmt, wen sie gerade begehrt und von anderen auf eben diese Art benutzt wird. Dafür stehen Lucy und Thomas.

Wie viele seiner Altersgenossen schreibt auch Louis Begley nicht ohne Wehmut über vergangene Zeiten, gleitet dabei aber nicht in die sogenannten Alt-Herren-Phantasien ab. Allerdings erschienen mir die Szenen, in denen Lucy sich in ihrer Erotik auslebte, ein wenig spießig-moralisierend, als wäre es unpassend, dass eine Frau über sich und ihre Bedürfnisse bestimmt und sich außerhalb der Ehe holt, was ihr in der Beziehung nicht gegeben wird.

Der Roman lebt von der indirekten Rede. Es ist Geschmackssache, ob man es mag, oder auch nicht. Mir hat dieser Erzählstil gut gefallen. Ein wenig gefehlt hat mir die Fabulierkunst, das erzählerische, ausschweifende Element.

Ich habe „Erinnerungen an eine Ehe“ gern gelesen. Mit 222 Seiten liest sich der flüssig geschriebene Roman recht schnell, es ist ein typischer Begley mit einem Blick auf die upper class in New York.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2013
Frauen und Bücher
Bollmann, Stefan

Frauen und Bücher


ausgezeichnet

Die Männer von lesenden Frauen haben es nicht immer leicht. Da kann es schon mal vorkommen, dass Frau gerade nicht ansprechbar ist, weil sie unbedingt noch das Kapitel beenden möchte, da es gerade so spannend ist, sie wissen will, ob es ein happy End gibt, oder sie schnell noch den Mörder entlarven muss. Stefan Bollmann kann darüber ein Buch schreiben und mein Mann könnte dazu sicher so ein paar leidvolle Erfahrungen beitragen.

Stefan Bollmann hat die Leseleidenschaft der Damenwelt unter die Lupe genommen. Er erzählt von Zeiten, in denen das Lesen noch eine männliche Domäne war, die in den letzten 300 Jahren nach und nach von den Leserinnen übernommen wurde. Den Stein so richtig ins Rollen brachte Friedrich Gottlieb Klopstock, der sozusagen der Erfinder der Dichterlesung war und der vornehmlich im Garten vor jungen Frauen aus seinen Werken las und als Honorar Küsse bekam. Die unterhaltsame Geschichte des weiblichen Lesens wird aber nicht nur an Fakten aus deutschen Landen festgemacht, der Autor blickt auch über den Tellerrand.

Chronologisch betrachtet der Autor in den einzelnen Teilen die Entwicklung der weiblichen Leselust in Jahrhundertschritten. So begegnen dem Leser/der Leserin unter vielen anderen der schon erwähnte F. G. Klopstock, Caroline Schlegel-Schelling, Mary Wollstonecraft, Jane Austen, Virginia Woolf und James Joyce. Aber auch die prominente Leserin steht im Focus dieses interessanten Sachbuches. Die Analyse Stefan Bollmanns zieht sich bis in die Gegenwart und ist dabei brandaktuell. Am Ende des Buches widmet er sich dem Aufstieg von "Shades of Grey" zum Bestseller. Auch die Leserinnen, die in der Medienwelt Fuß fassten, findet man in "Frauen und Bücher" wieder.

Auch wenn dieses Buch ein Sachbuch ist, sollte man/frau sich davon nicht abschrecken lassen, es ist eine sehr anregende, lockere Lektüre. Viele Anekdoten und kurz geschilderte Begebenheiten sorgen für entsprechende Kurzweil und gute Unterhaltung beim Lesen. Das seitenlange Personenverzeichnis und die umfangreiche Auswahlbibliographie zeugen von der Komplexität des vorliegenden Werkes und der akribischen Recherchearbeit Stefan Bollmanns.

Mir hat "Frauen und Bücher" sehr gut gefallen. An vielen Stellen habe ich mich wiedergefunden. Ich fühlte mich erkannt in meiner Leseleidenschaft und meiner Liebe zum Buch, weiß jetzt, warum ich mich von einmal gelesenen Büchern nur ungern trenne und somit unter ständigem Platzmangel für meine Schätzchen leide. Ich wünsche diesem Buch viele Leser, nicht nur weibliche.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.10.2013
Innergebirg
Reitmair, Roland

Innergebirg


ausgezeichnet

„Innergebirg“ ist der Roman einer Suche, einer Suche nach der Identität, nach der Vergangenheit nach dem Ich des Protagonisten Arthur, der nach einem schweren Bergunfall unter Amnesie leidet. Nach seiner Rettung durch die Nonnen beginnt er zunächst zögerlich, mit der Zeit aber sich immer selbst bewusster werdend, Antworten auf seine drängenden Fragen zu suchen und zu finden. Dabei begibt er sich immer höher in das Innergebirg und immer tiefer in sein Ich und trifft auf Menschen die ihm streckenweise zur Seite stehen.

Roland Reitmairs „Innergebirg“ ist ein sehr tiefer, zeitloser, nachdenklich stimmender Roman, einer der unter die Haut geht. Auf nur 132 Seiten tritt der Autor den Beweis an, dass die leichtgewichtigen Bücher noch lange keine literarischen Leichtgewichte sein müssen. Obwohl manche Szenen etwas mythisch anmuten und einen beim Lesen schaudern lassen, hat mich dieser Roman voll und ganz überzeugt. Er ist so fein konstruiert und sprachgewaltig, jedes Wort ist wohl ausgewählt und hat seinen Platz verdient, keines ist zu viel oder zu wenig.

Ich hoffe sehr, dass „Innergebirg“ die Aufmerksamkeit vieler Leser erfährt, die dann hoffentlich genauso berührt und begeistert sind wie ich.

Bewertung vom 17.10.2013
Schweigend steht der Wald
Fleischhauer, Wolfram

Schweigend steht der Wald


sehr gut

In „Schweigend steht der Wald“ nimmt Wolfram Fleischhauer den Leser gefühlt mit auf eine Exkursion in den Bayerischen Wald. Man erfährt so einiges über Bodenformationen und Anzeigerpflanzen, die Arbeit der Forstämter, Kartographie und die dunkle Vergangenheit einiger Dorfbewohner. Anja Grimm kommt als Praktikantin bewusst an den Ort zurück, an dem sie vor 20 Jahren ihren größten Alptraum erlebte. Ihr Vater verschwand hier spurlos. So begibt sie sich auf die Suche und deckt dabei Dinge auf, die die Dorfbewohner lieber hätten ruhen lassen.

Die forstwirtschaftlich relevanten Fakten hat Wolfram Fleischhauer mit großer Sicherheit ausgiebig recherchiert und baute diese umfangreich in seinen Roman ein. Ich lese sehr gern Romane, die für mich neue Wissensgebiete eröffnen, auch Wolfram Fleischhauer hatte davon schon mehrere vorgelegt. Mit diesem Thema konnte ich mich leider nur schwer anfreunden, es hat mich nie so richtig gepackt und wirkliches Interesse konnte ich nicht dafür entwickeln.

Der im Buch enthaltene Kriminalfall ist durchaus spannend geschrieben, das Erzähltempo ist stimmig und die Personen sind für einen Krimi hinreichend charakterisiert. Einzig die die Natur lesen könnende Praktikantin fand ich stellenweise ein wenig anstrengend, sie fand fast auf Anhieb all die Dinge, über die Forstamt und Einheimische gerne weiterhin hinweg sehen wollten. Der Roman lässt sich sehr flüssig lesen und die Sprache ist angenehm, wie ich sie aus früheren Werken des Autors her kannte und schätzte. Gerade die bildhaften Beschreibungen des Waldes und auch die Darstellung des geistig behinderten Xaver haben mich überzeugt.

Auch wenn ich mich zu „Schweigend steht der Wald“ recht kritisch äußere, ist es kein schlechter Roman. Meine Erwartungshaltung an die Bücher von Wolfram Fleischhauer sind aber um einiges höher, als an die anderen Autoren, vielleicht waren sie dieses Mal zu hoch. Schon „Torso“ konnte mich nicht vollständig überzeugen. Ich werde aber auch weiterhin gespannt auf Romane aus der Feder von Wolfram Fleischhauer warten und hoffen, dass er den Faden seiner früheren Romane vielleicht doch irgendwann wieder aufnimmt.

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