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Benutzername: 
hrafnaklukka
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Rüthen

Bewertungen

Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 19.07.2009
Submarino
Bengtsson, Jonas T.

Submarino


gut

Submarino: Foltermethode, bei der der Kopf einer Person bis zur Erstickungsgrenze unter Wasser gedrückt wird

Ich habe selten ein Buch gelesen, bei dem der Titel so passend und stimmig ist wie bei Submarino. Die Protagonisten ersticken fast an ihrem Leben und der Hoffnungslosigkeit, und auch dem Leser bleibt bei der Lektüre dieses Buches das ein oder andere mal die Luft weg. Nick wohnt einem Wohn-Asyl („Ich wohne schon so lange hier, dass ich keinen Schatten werfe“), verbringt die Tage nach seiner Haftentlassung mit Krafttraining und Alkohol, seine Einsamkeit bekämpft er mit Gelegenheitssex mit der Nachbarin Sofia. Nick ist eine tickende Zeitbombe, mit einer verkorksten Vergangenheit und einem verstellten Blick in die Zukunft. Als er Ivan, den Bruder seiner Exfreundin Ana wieder sieht, nimmt er diesen unter seine Fittiche. Auch seinem Bruder ergeht es nicht viel besser: er selber ist drogenabhängig, seine Frau ist an den Folgen der Drogensucht gestorben, und hat ihn mit ihrem kleinen Sohn Martin allein gelassen. Obwohl dieser sich wirklich Mühe gibt, ein guter Vater zu sein, ist der Grat zwischen Drogenkonsum und Familie sehr schmal.
Das Lesen dieses Buches kann man kaum als Genuss beschreiben, trotzdem ist es nicht schlecht geschrieben. Man hat das Gefühl, der Autor hat diese Geschichte frei von der Leber weg niedergeschrieben, es ist nichts verschleiert oder beschönt, jede Seite strotzt vor bedrückendem Realismus. Die Person des Nick ist gewalttätig, düster und schlicht unsympathisch, die düstere Atmosphäre des Buches ließ mich trotz der hohen Temperaturen frösteln.
Anfangs fand ich die Handlung des Buches sehr verwirrend, doch ist man einmal in der Geschichte drin, kann man es trotz des deprimierenden Inhalts nicht mehr aus der Hand. Von der ersten Seite an erzeugt der Autor eine vielschichtige Spannung, und der Leser hat das Gefühl auf einen Abgrund zu zu rasen, ohne zu wissen wo der Not-Aus-Schalter ist. Lose Handlungsstränge werden erst am Ende zusammen geführt, einige Sachen werden erst dann verständlich. Dieses Buch ist nichts für zarte Gemüter, und in so manchen Momenten hätte ich mir gewünscht, meinem ersten Bauchgefühl gefolgt zu sein und das Buch links liegen gelassen zu haben. Aber aufhören konnte ich auch nicht. Wer düstere Thriller ohne rosa Happy End mag, liegt mit „Submarino“ genau richtig, allen anderen würde ich aber eher davon abraten. Das Buch ist so intensiv, das es gedanklich noch lange nachwirkt, was in diesem Fall aber nur bedingt positiv zu verstehen ist.

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Bewertung vom 17.07.2009
Kuchen backen in Kigali
Parkin, Gaile

Kuchen backen in Kigali


ausgezeichnet

Das Buch „Kuchen backen in Kigali“ entführt uns in Angels Welt, die mit ihrem Mann Pius und ihren fünf Enkelkindern von Tansania nach Ruanda gezogen ist. Sie hat sich ein kleines Kuchen-Geschäft aufgebaut, zieht die Kinder ihrer eigenen, verstorbenen Kinder groß und kümmert sich ganz nebenbei noch um die kleinen und großen Nöte ihrer Nachbarn und Mitmenschen. Das vom Bürgerkrieg geprägte Kigali beherbergt viele unterschiedliche Menschen aller Nationalitäten, von freiwilligen Helfern bis hin zu denen, die nur um des Profit willens gekommen sind. Für viele Gelegenheiten backt Angel die Torten: ob es nun eine Taufe ist, eine Hochzeit oder eine Scheidungsparty – die Menschen gehen mit viel mehr als einem Kuchen nach Hause.

„Viele Herzen sind voller Schmerz. Viele Augen haben entsetzliche Dinge gesehen. Entsetzlich. Aber viele dieser Herzen sind tapfer genug, nun wieder zu hoffen, und viele Augen haben begonnen, in die Zukunft zu blicken statt in die Vergangenheit“ (Angel über die Menschen in Ruanda.)

Wenn wir das Buch aufschlagen und in Angels Leben in Kingali abtauchen, finden wir uns in einer uns völlig fremden Welt mit ganz anderen Sitten und Moralvorstellungen wieder. Aber gerade das macht den Reiz dieses Buches aus. Der Leser wird mit vielen Problemen konfrontiert, die man in einer „normalen“ westlichen Gesellschaft nicht häufig vorfindet: Unterdrückung von Frauen, der Virus (den keiner gern beim Namen nennt), Beschneidungen von Mädchen, ein fehlender Brautpreis, mangelnde Bildung und Strassenkindern die in Mülltonnen leben sind nur einige der angesprochenen Probleme. Doch die Bewohner und Bewohnerinnen werden auf ihre ganz eigene Art damit fertig. Die Geschichte hat nicht den typischen Verlauf, es gibt kein Haupthema wie es bei den meisten Bücher der Fall ist. Und doch spinnt sich ein roter Faden durch die komplexe Geschichte, wobei Angels Plauder – und Teestunden der Dreh – und Angelpunkt sind.

„Hakuna Matata“
heisst übersetzt soviel wie „Kein Problem“ und spiegelt für mich die Aussage dieses Buches wieder. Es geht eigentlich durchweg um ernste Themen, und dennoch kommt der Witz nicht zu kurz – ein Buch zum Lachen und weinen. Durch die bildliche Sprache und die liebenswert geschilderten Personen hatte ich direkt ein farbenfrohes Bild vor meinem geistigen Auge. Die Geschichte ist locker geschrieben, und so ganz nebenbei erfährt der Leser auch viel über fremde Sitten und Gebräuche. Für mich war es ein sehr warmherziges, aber auch aufwühlendes Buch, das sicher noch lange nachwirken wird, und das ich jederzeit weiter empfehlen oder verschenken würde.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.07.2009
Das Geld war schmutzig / Parker-Romane Bd.3
Stark, Richard

Das Geld war schmutzig / Parker-Romane Bd.3


sehr gut

„Das Geld war schmutzig“ ist mittlerweile der 19. Teil aus der in den 60er Jahren beginnenden Krimiserie um den Ganoven Parker, der keinen Vornamen hat. Mit den Büchern „Fragen Sie den Papagei“ und „Keiner rennt für immer“ ist dieses Buch als Triologie in der Serie zu verstehen, die von Donald E. Westlake unter dem Pseudonym Richard Stark veröffentlicht wurde. Parker ist ein Dieb, spezialisiert auf Banküberfälle, und um die Beute eines ebensolchen Überfalls geht es in diesem Buch.

Diesmal hat Mrs. Bartlett in ihrer Frühstückspension „Bosky Rounds“ einige besonders illustre Gäste unter den sonst so biederen Laubtouristen: Parker und seine Komplizen McWhitney und Nick Dalesia haben in einer leer stehenden und nahe gelegenen Kirche die Beute aus dem kürzlich statt gefundenen Banküberfall versteckt, und nun ist Parker mit seiner Freundin Claire zurückgekehrt um das Geld, immerhin 2 Millionen Dollar, zu sichern. Nick wurde kurz nach dem Überfall mit einem Teil des schmutzigen Geldes erwischt, konnte aber vor dem Verhör fliehen und hat dabei einen Polizisten getötet. Seitdem ist er untergetaucht. Nun ist guter Rat teuer – wie kommen die Räuber an das Geld? In der Umgebung wimmelt es von Polizisten, Strassensperren sind errichtet worden. Die gute Nachricht – das Geld ist noch an Ort und Stelle. Allerdings wissen langsam viel zu viele Leute von dem Coup - da kommt die Hilfe der Kopfgeldjägerin Sandra Loscalzo gerade recht. Gemeinsam mit Parker und McWhitney versucht sie, das Geld aus der Kirche zu holen. Doch auch Nick ist schon unterwegs, um sich seinen Anteil an der Beute zu sichern ….......

Man merkt dem Buch an, das sein Verfasser der etwas älteren Generation angehört hat: „Das Geld war schmutzig“ ist ein richtig schöner Krimi, in guter alter Manier geschrieben, aber trotzdem inhaltlich topaktuell. Überhaupt fällt der Roman aus dem Rahmen: die Verfolgung der Räuber durch die Polizei ist eher zweitrangig, das Buch ist eher aus der Sicht der Räuber zu verstehen, die Jagd auf die Beute machen. Obwohl es für mein erstes Erlebnis mit Parker und seinen Freunden war, hatte ich keine Probleme mich in die Handlung einzufinden, bzw. dem Geschehen zu folgen. Das 254 Seiten starke Buch ist in 4 Teile aufgeteilt, sprachlich relativ einfach gehalten, was aber sehr gut zum Stil des Buches und zu der Persönlichkeit Parkers passt. Dieser ist zwar nicht durchweg sympathisch, doch man kann einen guten Kern in dem harten Kerl erkennen. Interessant ist der „böse Held“ allemal. Durch den häufigen Wechsel der Schauplätze wird die Handlung vorangetrieben, einen Leerlauf kennt das Buch nicht – es ist von Anfang bis Ende spannend, und man kann sagen, sogar noch darüber hinaus. Gut gefallen haben mir auch die Vorworte von Michael Ondaatje und Michael Carlson. Eine schöne Idee, um dem Leser den mittlerweile verstorbenen Autor etwas näher zu bringen. Der nächste Parker-Teil, „Das große Gold“, erscheint im September 2009. Ich bin schon sehr gespannt, wie das Leben des eigenwilligen Gauners weiter geht.

Bewertung vom 08.07.2009
Frau Ella
Beckerhoff, Florian

Frau Ella


sehr gut

„Die Weisheit, sagen die Schlangen, kennt keine Dämmerung“ (Herr Li)

Ella Freitag und Sascha Hanke könnten nicht verschiedener sein – sie, 87 Jahre alt, verkörpert das Klischee der netten Oma mit grauen Löckchen, während er mehr der moderne Tagedieb ist. Der Zufall will es das die beiden während ihres Aufenthaltes in einer Klinik auf ein Zimmer gelegt werden. Anfangs ist Sascha schwer genervt, doch als die alte Dame gegen ihren Willen unter Vollnarkose operiert werden soll, ergreift er kurzerhand die Initiative und bringt sie in seine eigene Wohnung. Und so beginnt eine Reise, die die beiden gleichermaßen in die Vergangenheit sowie auch in die Zukunft führt. Gemeinsam lernen sie mit – und voneinander, über das Leben und die Liebe. Und Saschas Freunde Klaus, Ute und Lina sorgen dafür, das der Spass dabei nicht zu kurz kommt …..
„Frau Ella“ ist wirklich Kopfkino besonderer Klasse – es ist so schön geschrieben und so detailliert beschrieben, das ich die Personen und Situationen direkt vor meinem geistigen Auge gesehen habe. Man schlägt das Buch auf und ist direkt in der Geschichte – und kann es nicht mehr aus der Hand legen, auch wenn der klassische Spannungsbogen eines Krimis fehlt. Kurzweilig und witzig wird die Geschichte aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt– Saschas und Frau Ellas. Schön fand ich die langsame, aber stetige Entwicklung der beiden einzelnen Persönlichkeiten, aber auch die Beziehung zueinander. Der Inhalt passt bei diesem Buch sehr gut zum Cover und Klappentext. Punktabzug gibt es für einige unlogische Details, so müsste es selbst in einer großen und unpersönlichen Klinik auffallen, wenn eine 87-jährige Patientin fehlt. Außerdem hätte ich gerne mehr über die Vorgeschichte der beiden erfahren, so z.B. warum Sascha diese etwas merkwürdige Wohnungseinrichtung hat bzw. was mit seiner eigenen Familie ist. Das Ende ist kein klassisches Happy End, aber eigentlich sehr schön und passend. „Frau Ella“ ist ein außergewöhnlich schönes Buch, das den Leser mit einem wohlig-zufriedenen Gefühl zurück lässt, und das ist weit mehr als man von den meisten Büchern sagen kann.

Bewertung vom 06.07.2009
Man tut, was man kann
Rath, Hans

Man tut, was man kann


sehr gut

"Woran denkst Du gerade?"
Genau die Frage möchte natürlich jeder Mann nach der ersten gemeinasamen Nacht hören. Während Frau von einer gemeinsamen Zukunft mit Kind und Hund träumt, überlegt Mann wie er sich am schnellsten aus der Affäre ziehen kann. So auch bei Paul Schuberth, 42 Jahre alt und nicht ohne Grund Single. Kompliziert wird es, als sich die Affäre mit Kathrin zu einer Beziehung mausern soll, sie ihn jedoch im gleichen Moment wegen ihres Ex-Freundes verlässt und ihn als „Beziehungs-Kitter“ weiter empfiehlt, der die abtrünnigen Partner ihrer Freundinnen zurück holen soll. Dann sind da natürlich noch seine unfreiwilligen WG-Genossen – sein Freund und Kollege Schamski, der sich wieder mal von seiner Frau swie auch von seiner Geliebten getrennt hat, sein Fahrer Bronko, seines Zeichens brotloser Künstler, und dann natürlich noch sein bester Freund Günther der verzweifelt eine Beziehung zu seinem großen Schwarm Iggy aufbauen möchte. Zusammen genommen ergibt das eine äußerst Amüsante Sicht auf das Leben von und um Paul Schuberth ….....

Wenn man eins über dieses Buch sagen kann – sprachlich gesehen ist es wirklich ein Volltreffer. Es ist sehr amüsant geschrieben, und die Dosis ist mit 254 Seiten auch genau richtig bemessen: spritzig und noch ohne Abnutzungserscheinungen. Erzählt wird die Geschichte von Paul, und seine zynischen Gedankengänge entwickeln im Laufe der Geschichte ihren ganz eigenen Charme. Überhaupt sind die einzelnen Figuren sehr sympathisch und liebevoll dargestellt, trotz – oder gerade auch vielleicht – wegen ihrer kleinen Fehler und skurrilen Schrullen, ohne jedoch überdreht zu wirken. Das ein oder andere mal hat mir dieses Buch wirklich ein lautes Lachen entlockt (und seltsame Blicke meiner Mitmenschen eingehandelt) und das passiert mir eigentlich eher selten. Sehr gelungen fand ich das Ende, da ein richtig-rosa-Happy-End nicht zum Stil der Geschichte gepasst hätte und der Leser hier viel Platz für Spekulationen hat. Und bei so einem Ende besteht auf jeden Fall noch die Möglichkeit einer Fortsetzung, das wäre auf jeden Fall wünschenswert. Was man dagegen also völligen Reinfall betrachten kann ist die Covergestaltung und der Klappentext. Ohne die Leseprobe hätte ich mir das Buch sicher nicht gekauft, deutet das Buch äußerlich bzw. auf der Rückseite doch eher auf flachen Klamauk hin.
Fazit: wer allzu hohe literarische Ansprüche stellt ist mit diesem Buch sicher schlecht beraten. Wer dagegen ein kurzweiliges Lesevergnügen sucht liegt mit „Man tut was man kann“ genau richtig.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.06.2009
Das Schiff
Máni, Stefán

Das Schiff


weniger gut

Das Frachtschiff „Per se“ ist auf dem Weg nach Surinam. An Bord: 9 Semänner, alle mit persönlichen Problemen belastet, unter ihnen auch der Verbrecher „Satan“ . Das Schiff soll nach der Fahrt verkauft werden, der Kapitän soll in Rente gehen. Das Leben der Männer und ihr Schicksal ist auf dem Schiff dicht miteinander verwoben. Was in den folgenden Tagen passiert ist eine rasante Mischung aus Meuterei, Piraterie und Sabotage. Wer wird am Ende die Höllenfahrt überstehen?

Anfangs fiel es mir schwer, mich in das Buch einzulesen. Die Atmosphäre war schon fast zu gut beschrieben: zu düster und zu beklemmend, geradezu klaustrophobisch. Passt zwar gut zu dem Schiff, hinterlässt aber bei mir als Leser ein eher quälendes Gefühl. Aber mit der Zeit konnte ich einen gewissen Leserythmus entwickeln. Die Spannung, die langsam aber stetig aufgebaut wurde hat sicher dazu beigetragen, das ich das Buch dann auch wirklich zu Ende gelesen habe. Genervt war ich von der teilweise an Comics erinnernden Sprache, ansonsten war das Buch jedoch flüssig zu lesen. Die Figuren wirkten mit der Zeit recht sympathisch, wozu sicher auch die ein oder andere Rückblende beigetragen hat. Auch die Beziehungen – und vor allem die Spannungen- untereinander waren sehr gut nachvollziehbar und realistisch dargestellt. Den Handlungsverlauf fand ich allerdings etwas zu dramatisch – es geht schief, was schief gehen kann, so das etwas weniger Dramatik in dem Fall vielleicht mehr gewesen wäre.
Von dem Ende war ich wirklich etwas enttäuscht. Es muß ja nicht immer ein rosarotes Happy End sein, aber ein wenig Farbe zum Schluß hätte dem ansonsten ganz in Grau – und Schwarztönen gehaltenen Buch wirklich gut getan. Ein Buch, das man mal lesen kann, aber nicht unbedingt muß.

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Bewertung vom 09.06.2009
Alles wegen Werner
Haskamp, Bettina

Alles wegen Werner


gut

Clara, 51 Jahre alt und seit 30 Jahren mit Werner verheiratet, lebt ein langweiliges, aber luxuriöses Leben an der Algarve. Um ihre Ehe steht es nicht zum besten und so flüchtet sie sich gerne in die schöne Welt des Alkohols. Auch wenn sie oft denkt, das sie ohne Werner besser dran wäre, fällt sie doch aus allen Wolken, als er sie für die schöne Brasilianerin Laura verlässt. Und dann passiert das, was passieren muß – nach einer großen Runde Selbstmitleid kauft sie sich in einem Anfall von Hyperaktivität einen alten VW-Bus und ein Haus auf dem Land. Nachdem sie dann endlich ihre Schwermut überwunden hat nimmt sie ihr Leben in die Hand und startet durch, wobei „Mr. Right“ natürlich nicht fehlen darf.

Die Geschichte ist so wie viele vor ihr auch – eine verlassene Frau, die wie Phönix aus der Asche steigt und sich vom Liebchen zur Powerfrau mausert. Bis dahin trennt die Story nicht viel vom gängigen Klischee. Und doch ist Clara ein sehr interessanter Charakter und das Buch nicht so schlecht, wie man meinen sollte. Es gibt schon einige nicht vorhersehbare Wendungen, was dem ganzen einen gewissen Kick gibt. Leider ist die Geschichte etwas oberflächlich und Realitätsfern gehalten, so geht die Autorin z.B. meiner Meinung nach nicht genügend auf die Probleme mit dem Alkohol ein. Erzählt wird die Geschichte aus Claras Sicht in Ich-Form, wobei ihre Schilderungen den ein oder anderen witzigen Moment haben. Durch seine einfache Sprache und die augenfreundliche Schrift kann man es an einem sonnigen Nachmittag im Liegestuhl verschlingen.
Große Weltliteratur sollte man nicht erwarten, doch ein paar vergnügliche Lesestunden sind garantiert.

Bewertung vom 08.06.2009
Kalix - Werwölfin von London
Millar, Martin

Kalix - Werwölfin von London


ausgezeichnet

Martin Millar in Höchstform – nach den betrunkenen Elfen bekommen wir es diesmal -unter anderem- mit einer zickigen Feuerköniging und einem gestörtem Teenage-Werwolf zu tun, die einen Bruder mit transvestitischen Neigungen und zwei Partygirlies als Cousinen hat. Nach „Die Elfen von New York“ ist „Kalix – Werwölfin von London“ für mich der zweite Roman aus der Feder von Martin Millar. Und auch diesmal wurden meine Erwartungen nicht enttäuscht!

Die 17-jährige Kalix ist genau das Gegenteil des gängigen Klischee-Werwolfs – statt schön, stark und nahezu unbesiegbar treffen wir einen heruntergekommenen, magersüchtigen, drogenabhängigen Teenager mit dem Hang, sich selber zu schneiden. Nachdem sie ihren Vater, Oberhaupt der königlichen Werwolffamilie , angegriffen hat ist ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt worden. Einzig ihre ältere Schwester Thrix, Werwolf-Zauberin und Modedesignerin mit eigenem Label, bringt ihr einen Hauch von Sympathie entgegen. Als die Häscher ihres Bruders ihr mal wieder dicht auf den Fersen sind, bekommt sie unerwartet Hilfe von den Menschen Moonglow und Daniel. Entsetzt über ihren schlimmen Zustand versuchen die beiden, ihr zu helfen und wenden sich deshalb an Thrix. Dann stirbt der alte Fürst unerwartet, und die Brüder Sarapen und Markus erhalten beide nicht die benötigte Stimmzahl vom Rat, um die Nachfolge antreten zu können. Die beiden kämpfen mit allen Mitteln um jede einzelne Stimme, Intrigen werden geschmiedet und Meuchelmörder angeheuert, und schon bald überschlagen sich die Ereignisse, denen sich auch Kalix, Monnglow und Daniel nicht entziehen können.

Für mich war das Buch trotz seiner 751 Seiten viel zu kurz. Absolut vielfältige, skurrile und interessante Charaktere zeichnen die Romane von Martin Millar aus, und schon allein für diese liebevoll beschriebenen Figuren lohnt es sich, seine Bücher zu lesen. Dabei legt er weniger wert auf perfekte Helden als auf eine authentische, zu seiner Geschichte passende Darstellung. Zudem ist Handlung von Anfang richtig spannend, auf soviel Ränke und Intrigen wären selbst die Ewings neidisch gewesen. Das Buch ist sprachlich einfach gehalten, dafür ist die Handlung rund um die Protagonisten umso komplexer. Viele kurze Kapitel der einzelnen Handlungsstränge, die aus verschiedenen Perspektiven geschildert werden, wechseln sich ab und erhalten so die Spannung, witzige Dialoge mit einer würzigen Priese Sarkasmus kommen dabei nicht zu kurz. Außerdem hat es mir sehr gut gefallen, das der Autor sich nicht im Thema „Werwolf-Politik“ verfängt, obwohl es eigentlich um nichts anderes geht. Durch seinen lockeren Schreibstil kommt es nie zu langweiligen oder ausschweifenden Passagen, die man in ähnliche gelagerten Büchern überstehen muß.
Fazit: für Freunde von spannenden Fantasy-Romanen ein absolutes muß, das in meinem Regal schon einen Stammplatz erhalten hat, da ich es sicher noch öfters in die Hand nehmen werde.

Bewertung vom 26.05.2009
Der Kruzifix-Killer / Detective Robert Hunter Bd.1
Carter, Chris

Der Kruzifix-Killer / Detective Robert Hunter Bd.1


ausgezeichnet

Eins kann man schon am Anfang sagen - „Der Kruzifix-Killer“ von Christ Carter ist nichts für schwache Nerven und sollte keinesfalls im Bücherregal von Fans gut durchdachter Thriller fehlen. Ich finde, er ist absolut nicht mit Simon Beckett und Co. zu vergleichen- er ist einfach besser.

Das Buch beginnt kurz vor dem Ende – Detectiv Robert Hunter erhält einen Anruf vom Kruzifix-Killer, der seinen neuen Partner Carlos Garcia in seiner Gewalt hat und mit Hunter spielen möchte. Danach folgt erst mal die Rückblende: Fünf Wochen vor besagtem Tag werden Hunter und Garcia zu einem Tatort gerufen. Eine junge Frau wurde bestialisch gefoltert und ist anschließend an den Folgen gestorben. Im Nacken hat sie ein Doppelkreuz – das Markenzeichen des Kruzifix-Killers. Nur hat die Sache einen Haken – Mike Farloe, der damals die Taten gestanden hat, wurde hingerichtet. Schnell stellt sich heraus, das es sich nicht um einen Nachahmungstäter handelt, sondern das Hunter und sein inzwischen bei einem Unfall verstorbener Kollege Scott vor Jahren den falschen Mann geschnappt haben. Bald verfällt der Killer in sein altes Muster, ruft Hunter auf seinem Handy an und beginnt, um seine Opfer zu spielen. Kompliziert wird es, als als sich herausstellt, das Hunters neue Flamme Isabella vor seiner Zeit die Bekanntschaft des Killers gemacht hat und somit eine wichtige Zeugin ist, da sie als einzige eine Beschreibung des Täters geben kann. Ein Katz und Mausspiel beginnt, bei dem bald die Grenzen von Jäger und Gejagten verwischen.

Selten habe ich so einen spannenden Thriller in die Hand genommen- einmal angefangen wird man direkt in die Handlung katapultiert und kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Langatmige Stellen und Füll-Kapitel kennt das Buch nicht. Flüssig und fesselnd geschrieben, genau die richtige Mischung für einen rasanten Thriller, in dem die Hintergrundhandlung und die einzelnen Personen nicht zu kurz kommen. Besonders gut gefallen hat mir die Liebe des Autors zum Detail – von (fast) jeder Person gab es einen kurzen Abriss der persönlichen Geschichte, was besonders die Opfer sehr menschlich gemacht und dem Leser nahe gebracht hat. Das ist etwas, was in den meisten Mainstream-Thrillern -leider- zu kurz kommt. Wie eingangs schon erwähnt ist die Beschreibung der Opfer nichts für zarte Gemüter, das ist der einzige „Minuspunkt“ für mich in dem Buch. Fällt aber aufgrund der gut durchdachten Handlung nicht so schwer ins Gewicht, es waren wirklich nur wenige Stellen, an denen ich schlucken musste. Richtig gut dagegen ist der Plot – bei den meisten Thrillern kann man spätesten aber Hälfte des Buches den oder die Täter erahnen, hier tappt der Leser aber bis zum Ende im Dunklen. Offene Handlungsstränge werden zusammen geführt, alle bis dahin etwas fragwürdigen Details geklärt. Ich hoffe, das war nicht der letzte Thriller um die beiden sympathischen Detectivs Hunter und Garcia, ich würde mich freuen, einen weiteren spannenden Thriller von Chris Carter lesen zu können.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.