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Sternzauber
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Düren

Bewertungen

Insgesamt 82 Bewertungen
Bewertung vom 17.09.2023
Landgang
Zervakis, Linda

Landgang


gut

Interessant, aber ausbaufähig

Das Cover von „Landgang“ von Linda Zervakis spricht mich sehr an, denn ich mag den weiten blauen Himmel über der ländlichen Idylle und den genussvollen Kaffe-Moment, der die Autorin abbildet. Diese Kombination hat mir gleich Lust darauf gemacht das Buch lesen zu wollen und die haptisch glatte Schrift bildet eine zusätzlich schöne Aufwertung des Covers. Zudem finden sich im Inneren des Umschlags Bilder, was mit ebenfalls sehr gefällt.

Im Text berichtet das „Stadtkind“ Linda Zervakis von ihrem Jahr Auszeit auf dem Land. Nachdem sie einen Shitstorm im Internet über sich ergehen lassen musste und sich die Lebensumstände ihrer Freundin verändert haben, beschließen die Beiden ein „Land-WG“ an der Ostsee zu gründen und beschäftigen sich dort zunehmend mit naturnahem und umwelt- sowie klimabewusstem Leben…

Die Erzählweise der Autorin, die locker, flüssig, frech und angenehm zu lesen ist, mochte ich gerne und sie hat mich sehr schnell durch das Buch getragen. Der Text an sich hat mich jedoch nicht so richtig glücklich gemacht. Manche Begebenheiten haben mir gut gefallen und grundsätzlich fand ich es interessant dem Umzug aufs Land beiwohnen zu dürfen, die Umsetzung ist für meinen Geschmack jedoch ausbaufähig. Denn für mich waren die Erzählungen einfach zu wahllos aneinandergereiht, eine Begebenheit endete und an einem ganz anderen Punkt wurde wieder angesetzt und insgesamt blieb es mir einfach zu oberflächlich… Ich hätte mich wirklich gefreut, wenn ich intensiver mitgenommen worden wäre – sowohl emotional, als auch inhaltlich! Ein paar Tipps der Nachbarin oder aus den medialen Ausflügen von Lindas Freundin fand ich aber gut und konnte sie aus der Lektüre mitnehmen.

Ich hatte mir die Lektüre etwas anders vorgestellt bzw. gewünscht, so dass ich das Buch leider nur eingeschränkt empfehlen kann – trotzdem tut es mir nicht leid, dass ich es gelesen habe und wünsche allen weiteren LeserInnen viel Freude beim „Landgang“!

Bewertung vom 15.09.2023
Die Butterbrotbriefe
Henn, Carsten Sebastian

Die Butterbrotbriefe


ausgezeichnet

Briefe als Mittler zwischen Abschied und Neuanfang

Ich mag das Cover von „die Butterbrotbriefe“ von Carsten Henn sehr, denn mit seinen zurückhaltenden und stimmigen Farben ist es nicht aufdringlich, aber die Gestaltung fällt dennoch ins Auge, ist für mich interessant und ich mag die Darstellung mit dem „Loch im Butterbrotpapier“. Auch die weitere Gestaltung mit dem bunten Vorsatzpapier und dem Lesebändchen habe ich genossen.

Die Geschichte erzählt von Kati, die mit Ende 30 Briefe an all die Menschen schreibt, die sie in ihrem bisherigen Leben beeinflusst haben – egal ob negativ oder positiv. Mit diesen Briefen, die auf dem Butterbrotpapier geschrieben sind, dass ihr Vater über lange Zeit für sie gesammelt hat, möchte sie sich von ihrem alten Leben verabschieden und einen Neuanfang wagen. Doch dann trifft sie auf Severin, der seine ganz eigene Geschichte mitbringt und der sich sicher ist, dass Kati sein Schicksal ist….

Auf Grund des Klappentextes hatte ich mir die Geschichte etwas anders vorgestellt, als ich sie dann vorgefunden habe, aber gefallen hat sie mir trotzdem sehr. Carsten Henn zeichnet Charaktere, die ihre ganz individuellen Eigenheiten mitbringen, ein wenig bis stärker skurril, aber nicht so abgehoben sind, dass sie nicht mehr glaubwürdig wären. Im Gegenteil habe ich im Laufe der Geschichte immer mehr erfahren, warum welche Protagonistin wie handelt und welche Vorgeschichte der nächste Charakter mit sich bringt. Das hat mir gut gefallen und so hat sich die Geschichte auch immer weiter aufgebaut und vertieft. (Familiäre) Verbindungen und Zusammenhänge spielen, neben etlichen weiteren Themen, in dieser Geschichte ohnehin eine große Rolle und es hat mir Freude gemacht, dass ich diese beim Lesen zunehmend erkunden konnte.

Die Sprach des Autors hat mit ebenfalls sehr zugesagt, denn er kombiniert einen flüssigen, leicht zu lesenden Schreibstil mit schönen Wortspielen und Vergleichen, lebendigen Dialogen und teilweise philosophischen Anklängen, die dem Geschehen Tiefe verleihen. Schön war zudem die Mischung aus abgedruckten Briefen und denen, die nur Erwähnung im Fließtext fanden.

Mich hat die Lektüre dieses Buches erfreut und mir eine kurzweilige Lektüre geschenkt, die mich an der ein oder anderen Stelle zum Schmunzeln, an wieder anderer Stelle zum Nachdenken gebracht hat. Daher möchte ich dieses Buch sehr gerne empfehlen!

Bewertung vom 13.09.2023
Wellenkinder
Bahrow, Liv Marie

Wellenkinder


ausgezeichnet

Eine dicht gesponnene Familiengeschichte auf 3 Zeitebenen

Das Cover von „Wellenkinder“ von Liv Marie Bahrow mag ich sehr gerne. Besonders gefällt mir „das Bild im Bild“ und so manch ein potentieller Leser wird wohl erst auf den zweiten Blick erkennen, dass das Bild des schaukelnden Kindes in der Landschaft in Form eines Frauenkopfes gestaltet ist – tolle Idee! Und auch die Farben sowie die unterschiedlichen Haptiken des glatten und rauen Papieres liebe ich sehr!

„Nichts ist so groß wie die Liebe einer Mutter“ steht hinten auf dem Buch und das fast für mich die Essens dieser Geschichte sehr gut zusammen. Erzählt wird aber in drei Zeitebenen und mit drei Hauptpersonen: Jan, Oda und Margit. Mehr möchte ich über die einzelnen Geschichten gar nicht verraten, nur noch, dass sie sich zu einer einzelnen verweben und – für mich - ein äußerst stimmiges Gesamtbild ergeben.

Liv Marie Bahrow gelingt es meiner Meinung nach hervorragend diese Geschichte zutiefst eindrücklich, berührend und intensiv zu beschreiben. Dabei beginnt der Text meiner Empfindung nach recht alltäglich und unspektakulär und ich muss auch gestehen, dass ich ein wenig Zeit gebraucht habe, um so richtig im Geschehen anzukommen. Ohne großes Tamtam wurde ich allerdings immer tiefer in die beschriebenen Leben hineingezogen, habe mitgelitten, war fassungslos ob der Grausamkeit mancher Menschen und Systheme, habe mich in bedingungslose Liebe eingefühlt und an schönen Momenten gefreut…. Wirklich bewegend! Und immer dringender wollte ich weiter lesen, um zu erfahren, wie sich Erzählstränge auflösen, denn die Lektüre war durchaus spannend und absolut fesselnd!

Der Schreibstil ist meiner Empfindung nach etwas kantig, manchmal rau, manchmal zart, aber immer flüssig und gut zu lesen. Die Autorin zeichnet Figuren, die allesamt authentisch wirken, manchmal etwas „widerspenstig“, aber in der Regel sympathisch sind und zu ihrer Rolle in der Geschichte passend.

Mich hat diese außergewöhnliche Geschichte, die ihre Fäden aus der DDR in die aktuelle Zeit spinnt, die Familiengeschichte erzählt, Mutterliebe spiegelt und Einflüsse deutlich macht, spannend und zärtlich, aber auch grausam und liebevoll ist, in ihrer Tiefe und Dichte sehr positiv überrascht und absolut begeistert – von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung!!

Bewertung vom 09.09.2023
Winterherz
Günther, Ralf

Winterherz


ausgezeichnet

Winterzauber im Sanatorium

Das Cover von „Winterherz“ mag ich sehr, denn es strahlt eine zauberhafte Nostalgie und eine winterliche Ruhe aus, verbildlicht aber auch gleich den Schauplatz der Geschichte – das beeindruckende Sanatorium. Denn der Text erzählt von dem 14jährigen Wilhelm der herzkrank ist und wenige Wochen vor Weihnachten im Sanatorium nahe Dresden ankommt. Mit seinen ungleichen Zimmergenossen freundet er sich schnell an und sie bilden sogar eine Bande. Doch mit all den Regeln, Verboten und Vorsichtsermahnungen der Ärzte und Schwestern tut sich Wilhelm sehr schwer, so dass er manches Mal „über die Stränge schlägt“ und sich Ärger einhandelt. Und da ist auch noch Schwesternschülerin Ilona, zu der Wilhelm zarte Bande der Zuneigung knüpft…

Dem Autor Ralf Günther gelingt es meiner Meinung nach hervorragend seine Charaktere so zu beschreiben, dass ich mich als Leserin gleich einfühlen und mit ihnen verbinden konnte. Vor allem Wilhelm ist mir in seiner emphatisch herzlichen, aber auch forschen und abenteuerlustigen Art gleich ans Herz gewachsen und ich habe seine Eskapaden mit Spannung verfolgt. Aber auch die anderen ProtagonistInnen sind individuell und authentisch gezeichnet, do dass sie ein ansprechendes Setting ergeben und mir viel Freud gemacht haben.

Die Sprache des Autors fügt einen weiteren positiven Punkt hinzu, denn neben einem wunderbar flüssigen und leichten Erzählstil spickt er das Geschehen an mancher Stelle mit zauberhaften Vergleichen und poetischen Formulierungen, die mir sehr gefallen haben.

Die Geschichte hält zudem viele unterschiedliche Themen, wie Krankheit im Jugendalter, häusliche Gewalt, Autorität und Autonomie und erste zarte Verliebtheiten bereit, so dass das Identifikationsspektrum für Jugendliche recht groß ist und verschiedene Ansatzpunkte gefunden werden können, um in die Geschichte einzutauchen. Doch nicht nur für Jugendliche ist die Geschichte meiner Meinung nach lesenswert, auch für Erwachsene kann sie eine kurzweilige und ansprechende Lesezeit bieten, die sogar noch gespickt ist mit weihnachtlichem Flair. Für mich eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.09.2023
Aenne und ihre Brüder
Beckmann, Reinhold

Aenne und ihre Brüder


ausgezeichnet

Bewegend, bereichernd und beeindruckend!

Das Cover dieses Buches hat mich magisch angezogen und es gefällt mir mit den schwarz-weiß Aufnahmen der HauptprotagonistInnen und den Briefen im Hintergrund wahnsinnig gut! Sehr ansprechend, ästhetisch und einfach schön vermittelt das Coverbild auf diesem Weg nämlich bereits ganz viel vom Inhalt des Buches und macht neugierig.

Der Text erzählt an Hand von Erzählungen und Feldpostbriefen aus der Sicht Reinhold Beckmanns vom Leben seiner Mutter Aenne und deren Brüdern, die alle im zweiten Weltkrieg gefallen sind. Besonders beeindruckt hat mich in diesem sachlichen und, meinem Empfinden nach, kompetent recherchierten Text, die hohe Dichte an Emotionen und Empathie. Dem Autor gelingt es hervorragend eine Beziehung zum Leser herzustellen und lockert die sachlichen Bezüge des Zeitgeschehens immer mit sehr individuellen und emotional berührenden persönlichen Erfahrungen seiner Familiengeschichte auf. Er wiederholt nicht einfach historisches, sondern zeichnet feinsinnig und persönlich die Lebensgeschichte seiner Mutter, deren Eltern und Brüder. Dabei lernen LeserInnen die jungen Männer ganz individuell und eindrücklich kennen und bauen unwillkürlich eine Bindung zu ihnen auf, so dass ich stark mitgefühlt habe, als es um die grausamen Kriegserfahrungen und die letzten Nachrichten der Brüder ging – obwohl von Anfang an klar war, dass Aennes nächste verbliebene Verwandte den Krieg nicht überleben.

Der klare sprachliche Ausdruck des Autors hat mir sehr gefallen und der Text wurde nie langatmig oder trocken. Außerdem mag ich es sehr, dass das Buch durch persönliche Fotos bereichert wird und ich als Leserin somit die Bilder der beschriebenen Menschen vor Augen haben kann – das stellt für mich eine zusätzliche Verbindung her und macht das Geschehen realer.

Gerade in solch bedrohlichen Zeiten wie momentan, in denen unglaublicherweise der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist, wieder viele Menschen leiden, ihr Leben und ihre Lieben verlieren, sollte dieses Buch gelesen werden!

Mich hat dieses Buch sehr berührt, stark beeindruckt und mit einer wahnsinnig starken Frau, sowie deren tragischen, grausamen und traurigen, aber auch facettenreichen und hoffnungsgetränkten Familiengeschichte bekannt gemacht – ich bin sehr dankbar für diesen bereichernden persönlichen Einblick in die Familienerlebnisse von Aenne und empfehle dieses Buch wärmstens allen, die sich für das Thema interessieren!

Bewertung vom 05.09.2023
Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)
Farr, David

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)


ausgezeichnet

Spannend, düster, voller Abenteuer und Sehnsucht und einfach toll!

Vom ersten Moment an habe ich das Cover von „Das Buch der gestohlenen Träume“ von David Farr sehr geliebt. Es ist für mich einfach unglaublich anziehend und stimmungsvoll gestaltet und es fasziniert bestimmt viele LeserInnen, dass sich das Geschehen in einem aufgeschlagenen Buch präsentiert. Mit den harmonischen Farben und den golden schimmernden Applikationen des Titels und der Flecken ist es zudem sehr hochwertig gestaltet. Aber auch im Inneren warten wunderschöne Extras in Form von Kapitel-Vignetten und einzeln gestalteten Seiten auf die Entdecker.

Die Geschichte erzählt von den Geschwistern Rachel und Robert, die im Land Krasnia leben, das von einem grausamen Herrscher unterdrückt wird. Bücher und Geschichten sind verboten, Kinder sind von den Machthabern gehasst und dürfen sich außerhalb der Schule nur Zuhause aufhalten und alle Menschen versinken in Elend und Trübnis. Doch eines Tage gelang ein ganz besonderes Buch in die Hände der beiden Kinder und ein aufregendes Abenteuer beginnt, in dem die Kinder versuchen, nicht weniger als ihr ganzes Land zu retten!

Die beiden Geschwister waren mir von Anfang an sehr sympathisch und auch ansonsten gibt es viele interessante und abwechslungsreiche Charaktere, die die Geschichte beleben. Als geschichtsbewusster Erwachsenen sind mir viele Parallelen zur deutschen Geschichte in Zeiten des Nationalsozialismus aufgefallen und ich finde es gut, dass ein solches Thema abgewandelt in diesem Jugendbuch stattfindet. Durch die künstlerische Freiheit des Autors gelingt es, neben dem Lese-Abenteuer somit vielleicht „wie nebenbei“, die Jugendlichen für diese Dinge zu sensibilisieren. Aber auch viele andere Themen spielen in dieser komplexen Geschichte eine wesentliche Rolle und werden oft aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Es geht um Liebe, Freundschaft, Familie, Trauer und Verlust, Hoffnung und Mut, den eigenen inneren Kompass. Gut und Böse, um Macht, Grausamkeit, innere Stärke und vieles mehr… So ist die Geschichte wirklich breit aufgestellt und die meisten LeserInnen werden wohl Identifikationsmomente finden. Als besonders wertvoll habe ich erlebt, dass der Autor immer wieder auf die Macht des eigenen moralischen Kompasses hinweist und geschichtenintern dafür wirbt, auf diesen zu vertrauen.

Toll finde ich zudem, dass es sowohl weibliche, als auch männliche Helden gibt und nicht nach Geschlechtern eingeteilt wird, sondern nach den individuellen Fähigkeiten. Beide Geschwister sind für den positiven Ausgang des Abenteuers unerlässlich und auch bei den anderen ProtagonistInnen sind beide Geschlechter wesentlich vertreten.

Nicht ganz bedenkenlos habe ich wahrgenommen, wie viel Gewalt und Brutalität in der Geschichte vorkommt und wie selbstverständlich diese eingesetzt wird. Natürlich spielt diese auch in anderen berühmten Werken für die Zielgruppe (ab 11 Jahren) eine große Rolle, ich denke jedoch, dass dies vor dem Kauf zumindest bekannt sein sollte, damit Eltern und Jugendliche gezielt entscheiden können, ob sie damit umgehen können.

Für mich persönlich hätte ich mir gewünscht, dass das Geschehen noch emotionaler dargestellt worden wäre. Die Geschichte ist wirklich toll und in ihrer Komplexität und Vielseitigkeit wunderbar dargestellt, jedoch oft auf sehr beschreibender und beobachtender Ebene. Deshalb haben mich manche Szenen einfach nicht so erreicht, wie das der Fall gewesen wäre, wenn die Gefühle deutlicher sichtbar gemacht worden wären. Am Ende hat sich das jedoch in meinem Empfinden etwas aufgehoben und insgesamt hat mich die Geschichte trotzdem stark beeindruckt und erreicht.

Es ist eine düstere Geschichte voller Spannung, Abenteuer und Sehnsucht, die die LeserInnen oft atemlos weiter lesen lässt, weil man schnell erfahren möchte, was als nächstes geschieht. Liebhaber von Büchern, in denen Bücher eine wesentliche Rolle spielen, kommen absolut auf ihre Kosten und ich kann es nur allen AbenteurerInnen und SpannungssucherInnen (auch erwachsenen) von Herzen empfehlen!!

Bewertung vom 31.08.2023
Mein schrecklich schönes Leben
Smale, Holly

Mein schrecklich schönes Leben


ausgezeichnet

Überraschend, außergewöhnlich und absolut lesenswert!

Das Cover von „Mein schrecklich schönes Leben“ von Holly Smale gefällt mir sehr, denn ich mag die unregelmäßig bunten Farbflächen sowie die Frauensilhouette und nach der Lektüre finde ich auch, dass die bunte Gestaltung gut zum Inhalt passt.

Die Geschichte erzählt von Cassandra Penelope Dankworth, 31 Jahre alt, die einen katastrophal furchtbaren Tag erlebt: am Morgen macht ihr Freund Schluss, noch vor dem Mittagessen verliert sich auch ihren Job und eigentlich müsste sie sich eine neue Wohnung suchen, denn in ihrer WG ist sie nicht länger erwünscht. Doch kurioserweise steht ihr Freund am Abend wieder vor der Türe und alle Erlebnisse wiederholen sich… Cassandra muss feststellen, dass sie plötzlich in der Zeit zurückreisen kann und beginnt diesen verrückten Umstand für sich zu nutzen…

Doch sowohl meine Beschreibung, als auch der Klappentext dieses Buches werden der eigentlichen Geschichte überhaupt nicht gerecht! Ich bin unglaublich begeistert von der Andersartigkeit, der außergewöhnlichen Tiefe und Thematik und den überraschenden Wendungen und Erkenntnissen in dieser Geschichte! Leider kann ich an dieser Stelle nicht so viel verraten, ohne eurer eigenen Lektüre schon ganz viel vorweg zu nehmen, aber ich bin wirklich nachhaltig beeindruckt und auch im Sinne von Inklusion und gegenseitigem menschlichem Verständnis absolut begeistert von diesem Buch!

Cassandra erzählt ihre eigene Geschichte in der Ich-Form und spricht die LeserInnen immer wieder direkt an, womit die Autorin eine starke Verbindung zur Hauptfigur herstellt und es ihr gelungen ist, mich ganz in die Geschichte hinein zu ziehen. Sprachlich wäre ich normalerweise sehr zufrieden, aber nicht besonders begeistert vom lockeren und flüssigen Text, da ich vor allem poetische Sprache liebe, in diesem Fall hebe ich diese Einschränkung jedoch rückstandslos auf, da der Ton unglaublich gut zu Cassandras Charakter und den Umständen passt – eine wirklich gelungene und stimmige Kombination!

Gut gefallen hat mir auch, dass in der Geschichte immer wieder viele Begebenheiten aus der Antike und vor allem aus der griechischen Mythologie eingeflochten wurden und zwar nicht losgelöst von der Geschichte, sondern absolut passend eingeflochten. Die Kapitellänge ist sehr angenehm gewählt und ich mag generell den Aufbau des Buches, wenn es in der Geschichte durch die vielen Zeitreisen jedoch auch manchmal kurzfristig etwas chaotisch und unübersichtlich wird.

Kein plattes „und täglich grüßt das Murmeltier“- Reprint, sondern eine mutige und außergewöhnliche Geschichte mit viel Tiefgang und Denkanstoßpotenzial! Dieses Buch erhält von mir eine absolute Leseempfehlung für alle, die sich für das Innen- und Gefühlsleben anderer Menschen interessieren, offen sind für ungewöhnliche, überraschende und berührende Geschichten und mutig genug, um sich auf eigenwillige Charaktere einzulassen – ein Roman, der im Gedächtnis bleibt!

Bewertung vom 06.08.2023
Zippel macht Zirkus / Zippel Bd.3
Rühle, Alex

Zippel macht Zirkus / Zippel Bd.3


ausgezeichnet

Abenteuerlicher Gespenster-Zirkus-Spaß vom Feinsten!

Das zauberhaft gestaltete Cover von „Zippel macht Zirkus“ von Alex Rühle gefällt mir sehr, denn es macht mit dem fröhlich bunten Bild gleich Lust auf die Geschichte. Die schönen Details laden zu mehr als einem schnellen Blick ein und die Kinder können bereits hier erste Hinweise zum Inhalt der Geschichte erhalten, die neugierig machen. Auch der Titel und die Schlüssel, die mit Effektlack hervorgehoben wurden, geben nochmal einen schönen haptischen und visuellen Effekt.

Obwohl es sich hauptsächlich um eine Vorlesegeschichte handelt hat Axel Scheffler auch im Inneren immer wieder Bilder gestaltet, die das Leseerlebnis aufwerten. Auf nahezu jeder Doppelseite gibt es kleine oder auch größere Illustrationen, die den LeserInnen Textinhalte verdeutlichen und diese erweitern. Dabei können alle bilderbuchaffinen Betrachter gleich in den bekannten, beliebten und unverkennbaren Stil des Illustrators eintauchen und darin schwelgen – toll wie immer!

Die Geschichte erzählt von Paul und dem kleinen Schlossgespenst Zippel, das in Pauls Kinderzimmertürschloss lebt, sowie von deren Abenteuern. Denn gemeinsam mit dem zweiten Schlossgespenst Quockel und der Nachbarin Frau Wilhelm machen sich die Beiden auf den Weg nach Italien zum Zirkus Giacometti, in dem Quockel früher gelebt hat und der dringend Hilfe braucht….

Vom Verlag wird das Buch ab 6 Jahren empfohlen und ich schließe mich dieser Einschätzung gerne an. Die Geschichte kann in den einzelnen Kapiteln gut über mehrere Tage vorgelesen werden und die Kinder werden den Abenteuern sicherlich mit Spannung beiwohnen. Angesprochen werden neben dem hauptsächlichen Erzählthema auch noch einige andere Aspekte (kindlichen) Lebens, so dass das Entdecken auch verschiedene Denk-, Identifikations- und Gesprächsmöglichkeiten bietet.

Die sprachliche Umsetzung ist meiner Meinung nach ebenfalls gut gelungen und bietet neben flüssigem Erzählen auch unglaublich viel Sprachspaß! Denn Zippel reimt, dichtet und singt mit Vorliebe, verdreht und erfindet Wörter und begeistert damit bestimmt sowohl Vorlesende als auch ZuhörerInnen.

Für mich ein rundum gelungener Lesespaß in der Zirkus- und Gespensterwelt, der sowohl für Jungen als auch Mädchen ab 6 geeignet ist – viel Spaß beim Eintauchen!!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.08.2023
Der Trost der Schönheit
Arnim, Gabriele von

Der Trost der Schönheit


ausgezeichnet

Schönheit in vielfältigen Gedanken und sprachlicher Ausformung

Ich mag das schlichte Cover von „Der Trost der Schönheit“ von Gabriele von Arnim sehr gerne. Mit seiner abstrakt organischen Darstellung und den beiden aufeinander abgestimmten Farben wirkt es absolut stimmig und sogar ein wenig edel – schön eben!

Im Text erzählt die Autorin sehr persönlich und subjektiv vom Trost und der Notwendigkeit von Schönheit, von ihrem Weg aus dem kindlich erlebten und eingetrichterten „Bloß nicht fühlen!“ hin zu ihrer ganz eigenen Emotionalität und ästhetischen Empfindsamkeit. Sie beschreibt Zweifel, Ängste, Unsicherheiten, aber auch pure Glücksmomente und Trost in schweren Zeiten, so dass ich als Leserin vielen verschiedenen Aspekten und Einsichten begegnen konnte.

Dabei haben mich viele Aussagen zum Nachdenken oder Einfühlen gebracht, ich konnte mich in verschiedenen Abschnitten und Beschreibungen selbst wiederfinden und mancher Satz hat mir noch mal eine andere Sichtweise auf den Sachverhalt ermöglicht. Ich stimme natürlich nicht mit allen Aussagen überein, aber es war immer interessant. Und ganz besonders hängen geblieben ist bei mir zum Beispiel der Satz: „…wenn ich Schönheit sehe, höre, lese, spüre, dann glaube ich an Möglichkeiten, an Wege, Räume, Purzelbäume.“

Sehr begeistert hat mich der Schreib- und Erzählstil von Gabriele von Arnim. Ihr Umgang mit Sprache war für mich absolut lustvoll, denn sie spielt mit Wörtern, setzt Neuschöpfungen zusammen, wo es kein geeignetes Wort für ihren erdachten Inhalt gibt und baut zum Teil wunderschöne Sätze. Wirklich eine sprachliche Schönheit für mich!

Daher kann ich dieses Buch all jenen LeserInnen empfehlen, die Lust haben sich mit dem Thema Schönheit und dem Trost, der aus dieser hervorgehen kann, sowie vielen anderen Aspekten und Gedanken zu Thema auseinanderzusetzen und die auch sprachliche Schönheit zu würdigen wissen!

Bewertung vom 02.08.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


sehr gut

Drei Leben in der Eifel zu Zeiten der Industrialisierung

Das Cover von „Perlenbach“ gefällt mir mit seinen zurückhaltenden Farben und dem matten Papier grundsätzlich sehr gut. Auch die Bilder sind stimmig, alleine die Daseinsberechtigung der spielenden Jungen erschließt sich mir nicht, denn eine solche Szene gibt es im Buch nicht…

Die Geschichte erzählt von drei sehr unterschiedlichen Leben in der Eifel, die alle in der Kindheit miteinander verknüpft wurden und die sich bis weit ins Erwachsenenalter hinein aufeinander auswirken. Da gibt es die Arzttochter Luise, den Fabrikantensohn Jakob und den Bauernsohn Wilhelm. Alle haben ihre eigenen Träume und Vorstellungen von der Zukunft, die sie zu verwirklichen suchen und dabei viel erleben.

Es werden sehr unterschiedliche Themen angesprochen und in die Geschichte der drei HauptprotagonistInnen eingeflochten, was ein breites Spektrum an Ansichten aus der Zeit der Industrialisierung erfahrbar macht. Größtenteils wirkte das Geschehen für mich dabei stimmig, es gab jedoch auch Wendungen, in denen mir einfach zu viele Zufälle aufeinandertrafen oder sich die Handlungsweise der Charaktere zu plötzlich zu sehr änderte, was ich etwas schade fand. Auch die emotionale Tiefe der Personen hat mir manchmal etwas gefehlt, so dass ich leider nicht in vollem Maße mitleiden oder mitfiebern konnte…

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir ansonsten aber sehr und der Text ließ sich für mein Empfinden sehr angenehm und flüssig lesen. Gut gefallen hat mir auch, dass die Geschichte immer wieder aus den unterschiedlichen Perspektiven der drei HauptprotagonistInnen erzählt wurde und ich so immer wieder ganz verschiedene Einblicke erhalten habe. Die Drei werden von der frühen Kindheit bis ins Erwachsenenalter begleitet und nebenher habe ich als Leserin viel vom Zeitgeschehen in der Eifel, durch Tagebucheinträge einer Lehrerin aber auch aus der Welt erfahren. Das fand ich sehr interessant.

Auch, wenn es für mein Empfinden durchaus noch Ausbaupotenzial gäbe, hat mir die Lektüre viel Freude gemacht und mir neue Einsichten in das Leben in meiner Nachbarschaft zu Zeiten der Industrialisierung geboten. Allen Interessierten kann ich dieses Buch somit guten Gewissens ans Herz legen!