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Benutzername: 
kleinfriedelchen
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 67 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2010
Die geheime Sammlung
Shulman, Polly

Die geheime Sammlung


sehr gut

Elizabeths Leben gleicht einem traurigen Märchen. Ihre Mutter starb, als sie noch ein Kind war, die neue Frau ihres Vaters behandelt sie wie ein Dienstmädchen und ihre älteren Stiefschwestern schikanieren sie. Geld für ihre Hobbys bleibt auch nicht, denn schließlich hat die Bezahlung des Studiums der Stiefschwestern Vorrang, und an ihrer neuen Schule findet sie keine Freunde. Als ihr Lehrer Mr. Mauskopf sie da nach einem gelungenen Aufsatz über die Gebrüder Grimm für einen Job im Repositorium der Verleihbaren Schätze vorschlägt, sieht sie endlich wieder Hoffnung. Ein Job bedeutet Geld, weniger Zeit zuhause und vielleicht auch neue Freunde.

Das Repositorium stellt sich als ein seltsam faszinierender Ort heraus. Dort kann man alles ausleihen, was das Herz begehrt: Porzellangeschirr, Musikinstrumente, aber auch so außergewöhnliche Sachen wie die Perücke Marie Antoinettes. Und bereits der Einstellungstest ist alles andere als gewöhnlich: Elizabeth soll diverse Knöpfe ordnen; wie, bleibt ihr überlassen. Sie besteht den Test und freundet sich schließlich mit der schönen Anjali und dem Schulschwarm Marc an. Einzig mit dem mürrischen Aaron kommt Elizabeth nicht so recht klar. Die Arbeit im Repositorium ist faszinierend, aber manchmal auch etwas verwirrend. Was meint beispielsweise der Mann damit, der sich Schuhe ausleihen will, dass sie nicht funktionieren, obwohl der doch einwandfrei mit ihnen laufen kann? Und was verbirgt sich eigentlich hinter dem Grimm-Sammelsurium, einer Sondersammlung, von der ihre Kollegen so oft hinter vorgehaltener Hand reden? Lagern dort tatsächlich magische Gegenstände aus den Grimm-Märchen?

Doch bald schon geschehen merkwürdige Dinge im Repositorium. Gegenstände aus dem Grimm-Sammelsurium werden gestohlen und Mitarbeiter verschwinden spurlos. Marc und Anjali benehmen sich seitdem sehr seltsam. Steckt etwa einer ihrer neuen Freunde hinter den Diebstählen?

Polly Shulman hat mit „Die geheime Sammlung“ ein schönes modernes Märchen geschaffen, das sämtliche nötige Zutaten enthält: Magie, Freundschaft, Liebe, Abenteuer. Dabei beschränkt sich der anvisierte Leserkreis sicher nicht nur auf eine jugendliche Altersgruppe. Auch Erwachsene werden von diesem Buch verzaubert sein.

Leider nahm die Geschichte gegen Ende hin etwas ab. Alles wirkte etwas gehetzt. Da wird von einem Ort zum anderen gesprungen, die Handlungen überschlagen sich und letztlich werden die Konflikte doch sehr schnell gelöst. Da hätte ich mir noch mehr Tiefgang erhofft, eine etwas detailliertere Ausarbeitung der einzelnen Ideen. Beispielsweise blieb die Familiengeschichte um Elizabeth ziemlich auf der Strecke. Ich hätte mir mehr Interaktion mit der (bösen) Stiefmutter und ihren Stiefschwestern gewünscht. Oder wozu stellt man einen so seltsamen Ort wie den Garten der vier Jahreszeiten vor, nur um ihn kaum in der Geschichte auftauchen zu lassen? Und was hat es mit der mysteriösen Bettlerin auf sich? All diese offenen Punkte haben mich etwas unbefriedigt gelassen. Aber vielleicht plant die Autorin ja eine Fortsetzung?

Trotz dieser kleinen Kritikpunkte empfehle ich das Buch auf jeden Fall gerne weiter. Allein schon des Covers wegen lohnt sich die Anschaffung, obwohl man bekanntlich ein Buch nie nach dem Einband beurteilen soll. In diesem Fall spiegelt das Cover aber die schöne Geschichte im Inneren wieder. Eine klare Leseempfehlung von mir!

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Bewertung vom 20.04.2010
Salvador und der Club der unerhörten Wünsche
Torres Blandina, Alberto

Salvador und der Club der unerhörten Wünsche


ausgezeichnet

Gehören sie auch zu den Menschen, die sich gerne mit einem Buch oder einer Zeitschrift Luft zufächeln, wenn es warm ist? Nun, dann sollten sie das in dem Flughafengebäude lieber lassen. Man könnte das… falsch interpretieren, wenn sie verstehen was ich meine. Das Wedeln mit dem Buch ist nämlich nichts anderes als eine Aufforderung zum Sex auf der Toilette, hi hi. Sie glauben mir nicht? Ich könnte ihnen auch vom Club der unerhörten Wünsche erzählen, wenn ihnen das lieber ist. Dieser Club erfüllt ihnen für einen saftigen Monatsbeitrag jegliche Wünsche. Aber vielleicht ist das doch nur ein Gerücht…

Solche kuriosen Geschichten erzählt Salvador den wartenden Flugpassagieren. Salvador, seines Zeichens Reinigungskraft und seit dreißig Jahren im Flughafen beschäftigt, hat schon alles Mögliche gesehen und gehört. Er kann einem Passagier quasi an der Nase ansehen, woher er kommt und wohin er fliegen wird. Um sich den Arbeitsalltag zu erleichtern und die Wartenden zu unterhalten oder notfalls zu trösten, falls der/die Liebste nicht kommt, erzählt er ihnen von seinen Erfahrungen, wann immer er einen einsamen Passagier findet.

„Ich mag Geschichten über ganz normale Leute. Gespenster, Außerirdische und so finde ich langweilig“, sagt Salvador über sich selbst. Und damit beschreibt er auch, worum es in diesem Buch geht. Um ganz normale Leute und ihre seltsam faszinierenden Geschichten. Da wäre die Liebesgeschichte von Rosalia und Roberto, die an imaginären Partnern scheitert, oder Domingo, der beim Warten auf seinen Flug von einem mysteriösen Mann in den Club der unerhörten Wünsche eingeladen wird. Als Begrüßungsgeschenk wartet eine schöne Frau auf ihn. Oder welches Geheimnis hütet der Professor, der sich ängstlich auf der Toilette eingeschlossen hat und befürchtet, zu sterben, sobald er rauskommt?

Diese und weitere Geschichten, die anfangs einfach wirken und immer unglaublicher klingen, je mehr er im Verlauf des Buches davon erzählt, schildert Salvador mit klugem Blick für die Phänomene des Alltags der Menschen: Liebe, verborgene Sehnsüchte, der Wunsch nach Rache, der Glaube an eine perfekte Gesellschaft. Er erzählt dabei so liebevoll und zauberhaft, dass es mir genauso ging wie den Passagieren, die kurz vor Schluss der Geschichte zu ihrem Gate müssen: man fleht darum, dass er die Geschichte fortsetzt. Und so habe ich dieses Buch in einem Rutsch ausgelesen.

Der Schilderungen in der ersten Person machen die Geschichte für mich zu etwas Besonderem. Durch Salvadors Augen nehmen wir seine Umgebung wahr. Und auch die Aufteilung der Kapitel fand ich sehr gelungen. Man erfährt immer nur stückchenweise, wie die Geschichten weitergehen und bleibt so gebannt an dem Buch hängen.

Mein Fazit: Blandina hat mit „Salvador und der Club der unerhörten Wünsche“ ein wunderschönes, faszinierendes Buch über das Leben geschaffen. Kaufen und Lesen!

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Bewertung vom 12.04.2010
Flutland / Bd.1
Diamand, Emily

Flutland / Bd.1


sehr gut

Lilly Melkun ist gerade mal dreizehn Jahre alt, als ihre Großmutter von Piraten getötet wird, die ihr kleines Fischerdorf überfallen. Die Piraten waren auf der Suche nach einem besonderen Juwel; als sie ihn nicht fanden, entführten sie kurzerhand die Tochter des Premierministers. Da das Dorf für diese Entführung verantwortlich gemacht werden soll und alle Männer eingesperrt oder zum Kampf gegen die Piraten gezwungen werden, sieht Lilly keine andere Möglichkeit, ihre Freunde zu retten: sie muss das Juwel selbst finden, um die Tochter des Premierministers freizukaufen. So beginnt ihr großes Abenteuer, bei dem sie von ihrer treuen Schiffskatze begleitet wird, die sie sicher durch die gefährlichen Gewässer lotst. Im überschwemmten London trifft sie auf Zeph, den Sohn des Piratenboss‘, und freundet sich mit ihm an. Kann sie über ihn an die Tochter des Ministers herankommen? Und was hat es mit dem mysteriösen Juwel auf sich, aus dem ein Kopf auftaucht, der mit Lilly sprechen kann? Handelt es sich etwa um einen sogenannten Computer, die alle bei der großen Flut vor vielen Jahren zerstört wurden?

Es wird ziemlich schnell klar: wir befinden uns in einer anderen Zeit. 2216 nämlich. Die Erderwärmung hat zur Überschwemmung Englands geführt; nur noch wenige trockene Landstreifen existieren. Piraten beherrschen die See und überfallen ständig die kleinen Dörfer. Ein modernes Leben gibt es nur noch in Schottland, wo man versucht, die wenigen übrig gebliebenen Computer zu finden, um so zu erfahren, was in der Vergangenheit passiert ist.

Zwar mag ich für dieses Kinder- und Jugendbuch mit Mitte Zwanzig schon etwas zu alt sein, trotzdem fand ich das Buch sehr schön und es hat mich in seinen Bann gezogen. Lillys Abenteuer wird mitreißend geschildert, die konflikthaft Freundschaft zu Zeph ist gefühlvoll und überzeugend dargestellt. Das Buch selbst sieht ebenfalls sehr schön aus und glänzt in Blau und Gold. Nur das Ende hat mich etwas unbefriedigt gelassen, da so gut wie keine Fragen beantwortet wurden und alle Handlungsstränge offen waren. Das hat so lange an mir genagt, bis ich bei Amazon entdeckt habe, dass dies erst er Anfang einer Buchreihe ist! Der nächste Teil erscheint August 2010 auf Englisch und dann hoffentlich auch in Deutsch. Demnach entschuldige ich das offene Ende und freue mich sehr auf die Fortsetzung.

Mein Fazit: Flutland ist ein faszinierend schönes Kinder- und Jugendbuch über gefährliche Abenteuer, Piraten und Freundschaft.

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Bewertung vom 06.04.2010
Meister der Wünsche
Sethi, Ali

Meister der Wünsche


sehr gut

Pakistan: ein Land voller politischer Unruhen und Umwälzungen, in dem immer noch ein streng hierarchisches Kastensystem herrscht; ein Land der traditionellen Feste, in dem das gesamte Leben stark von der Religion geprägt ist. Ein Land, das in den Nachrichten hauptsächlich Schlagzeilen durch Bombenanschläge macht. Dies ist der Schauplatz für das Buch „Meister der Wünsche“, dem Debütroman des in Pakistan geborenen Autors Ali Sethi.

In ihm erzählt der junge Zaki Shirazi vom Leben seiner Familie. Nach Jahren des Studiums in den USA kehrt Zaki in seine Heimat zurück, um bei der Hochzeit seiner Cousine Samar Api dabei zu sein. Vaterlos von seiner Großmutter aufgezogen, wuchs Zaki mit Samar Api zusammen in einem Haus auf, wodurch sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft entwickelte. Und während die Hochzeitsgesellschaft nun auf die Ankunft des Bräutigams wartet, schwelgt Zaki in alten Erinnerungen und schildert dabei die Vergangenheit der einzelnen Familienmitglieder. Er erzählt von seiner in ihren Ansichten eher konservativen Großmutter Daadi, die die Kämpfe zwischen Hindus und Moslems in Pakistan miterlebt hat; er erzählt von seiner Mutter, die für die Rechte der Frau eintritt und sich als Journalistin aktiv engagiert, so dass die Erziehung ihres Sohnes an dessen Großmutter hängenblieb; und er erzählt von seiner selbstbewussten, rebellischen Cousine, die schwer verliebt in einen Jungen ist, der jedoch nicht bereit zu sein scheint, sie zu heiraten.

Diese einzelnen Episoden im Leben der verschiedenen Personen verknüpft der Autor zu einem umfassenden, detaillierten Familienporträt und vermittelt dadurch die Kultur dieses Landes, sowie die Rolle der Frau in Pakistan, ohne dabei Klischees zu bedienen oder zu verurteilen. Durch die unterschiedlichen Einstellungen und Ansichten der Familienmitglieder, besonders der Großmutter Daadi und deren Schwiegertochter Zakia, bekommt man mehr als nur eine Meinung zum bestehenden System, zur Regierung und den religiös beeinflussten Gesetzen vermittelt, wodurch sich der Autor der Aufklärung seiner eigenen Einstellungen gekonnt entzieht.

Was das Lesen etwas erschwert hat, war der nicht chronologische Zeitverlauf der Erzählung. Zaki springt in seinen Schilderungen der Erlebnisse seiner Familienmitglieder in der Zeit hin und her. Dank fehlender Zeitangaben kann man sich nur aus Hinweisen auf die momentane politische Situation ein Bild darüber machen, in welchem Jahr die Handlung gerade spielt. Wenn man nicht allzu viel über die Geschichte Pakistans weiß, kann das anfangs etwas Probleme bereiten. Man gewöhnt sich jedoch an diesen Stil.

Leider erschien mir die Geschichte zeitweise auch etwas gefühlsarm: beispielsweise die Liebesgeschichte zwischen Zakis Eltern wirkte auf mich sehr oberflächlich und hätte für meinen Geschmack etwas tiefgreifender und gefühlvoller geschildert werden können. Und da die Handlung auch auf keinen Höhepunkt hin arbeitet, fehlt es dem Buch leider etwas an Spannung.
Wie viel von dieser Geschichte insgesamt autobiografisch ist, kann ich leider nicht beurteilen, obwohl man als Leser durchaus Parallelen zum Leben des Autors feststellen kann.

Mein Fazit: „Meister der Wünsche“ ist ein lehrreiches Buch über Pakistan und seine Kultur, dem es leider etwas an Spannung und Gefühl fehlt. Trotzdem eine Leseempfehlung von mir!

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Bewertung vom 01.04.2010
Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1
Adler-Olsen, Jussi

Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1


ausgezeichnet

Carl Mørck, dänischer Mordermittler, hat es schon nicht leicht in seinem Leben. Seine Noch-Ehefrau schröpft ihn regelrecht, wenn es um Geld geht und bei einer wenige Wochen zurückliegenden Schießerei starb einer seiner Kollegen, der andere ist seitdem querschnittsgelähmt und ans Bett gefesselt. Das hinterlässt natürlich Spuren auf Carls sowieso schon nicht sonderlich frohem Gemüt. Gequält von Selbstvorwürfen, die Schießerei nicht verhindert zu haben, und genervt von der scheinbaren Unfähigkeit seiner restlichen Kollegen zieht er sich immer mehr zurück und hat keinen Elan mehr zu arbeiten. Kein einfacher Kollege, wie man sofort merkt.

Als der Chef der Mordkommission da die Gelegenheit sieht, Carl loszuwerden, zögert er nicht. Er ernennt ihn zum Chef des eben erst gegründeten Sonderdezernats Q, welches alte, ungeklärte Fälle wieder aufrollen soll und im Keller untergebracht ist, weit weg von den anderen Mitarbeitern. Anfangs verbringt Carl seine Zeit eher mit Schlafen, bis man ihm Assad, das „Mädchen für alles“ an die Seite stellt. Durch seine Gegenwart nimmt er sich schließlich einen 5 Jahre zurückliegenden Fall vor. Damals verschwand die Politikerin Merete Lynggaard während einer Fährenfahrt spurlos. Die Ermittlungen brachten nichts; man vermutete, dass sie ertrunken sei. Doch Carl findet ein paar Hinweise, die auf etwas anderes deuten...

Während Carl langsam Spuren in der Vergangenheit sucht, erfährt man nach und nach Meretes Schicksal aus ihrer Sicht. Tot ist sie nicht, auch wenn dieses Schicksal vielleicht gnädiger gewesen wäre. Stattdessen wird sie Woche um Woche, Monat um Monat in einem kleinen Raum gefangen gehalten, bis es schließlich schon 5 Jahre sind. Völlig isoliert sitzt sie in ihrer Zelle und hat nur ihre Gedanken als Beschäftigung. Warum man ihr das antut, das weiß sie nicht. Schließlich gibt sie alle Hoffnung auf, jemals wieder befreit zu werden und plant ihren Selbstmord…

Wow, das war mal ein spannender Thriller! Nervenzerreißend und keineswegs übertrieben schildert Jussi Adler-Olsen das Schicksal der jungen Frau und Carls verzweifelte Suche nach den damaligen Geschehnissen. Die Charaktere werden dabei glaubhaft beschrieben. Carl entspricht dem tortured hero, der typisch für skandinavische Ermittler zu sein scheint, der seinen Unmut über die schwache Ermittlungsleistung seiner Kollegen nicht versteckt und der von einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn getrieben wird. Den Fall fand ich logisch und gut durchdacht. So ist es nicht verwunderlich, dass mich die Handlung von Anfang an in ihren Bann geschlagen hat und mich das Buch kaum aus der Hand hat legen lassen.

Im September 2010 erscheint der nächste Band um den Ermittler Carl Mørck und eins steht jetzt schon fest: ich werde ihn auf jeden Fall lesen.

Mein Fazit: Spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Absolute Leseempfehlung!

4 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2010
Welche Farbe hat die Liebe?
Reuter, Katja

Welche Farbe hat die Liebe?


sehr gut

Jules beste Freundin Tina schenkt ihrer Freundin zum Geburtstag mal etwas Ungewöhnlicheres: eine Gold-Mitgliedschaft bei stayFriends, dem Internetportal. Anfangs genervt, verfällt Jule schon bald den Möglichkeiten, die die Seite bietet. Wäre es etwa möglich, ihre alte Jugendliebe Erik wiederzusehen? Aber will sie das überhaupt? Schließlich ist sie doch seit 8 Jahren mit Tom zusammen und seit immerhin 3 Jahren dauerverlobt. Doch je mehr sich der Kontakt zu Erik verfestigt, desto mehr Fehler fallen ihr bei Tom auf. Er ist unordentlich, dauernd unterwegs und am schlimmsten, Jules Kinderwunsch schlägt ihn fast in die Flucht. Schon bald steht für sie, wenigstens innerlich, die Trennung von ihm fest. Denn Erik ist quasi das genaue Gegenteil von Tom: ordentlich, gebildet, mit super Job und toller Villa. Doch wird es mit Erik endlich das ersehnte Happy-End geben?

Hier dürfte es sich wohl mal wieder um typische „Chick-Lit“ handeln, war mein erster Gedanke, als ich das Cover und den Klappentext sah. Also leichte, wenig anspruchsvolle Frauenunterhaltung. Und natürlich hat sich das bewahrheitet. Aber siehe da, das Buch hat mir trotzdem überraschend gut gefallen. Für etwas leichte und schöne Unterhaltung zwischendurch ist das Buch nämlich sehr gut geeignet. Hat man sich erst mal über die ersten paar banal anmutenden Seiten gerettet, wird die Geschichte ziemlich interessant, auch wenn die Charaktere eher stereotyp wirken: da haben wir den schlampigen Freund, der von einer großen Karriere als Musiker träumt, aber leider nicht sonderlich viel Geld nach Hause bringt, die leichtfertige, begeisterungsfähige beste Freundin, für die es nicht viel anderes als Sex und Partys gibt, oder den Traummann aus der Vergangenheit, der in jeder Hinsicht perfekt zu sein scheint. Im Verlauf des Buches ändern sich die Charaktere aber, werden mehr oder minder tiefschichtiger, zeigen neue Seiten und man fühlt mit ihnen. Jule hat mich dabei ein wenig erschreckt: als erst mal der Entschluss steht, sich von Tom zu trennen, greift sie mit gefühlskalter Härte durch und zickt auch noch ihre Freundin an, als die Zweifel an der neuen Beziehung zu Erik äußert. Trotzdem fand ich die innerliche Zerrissenheit Jules über ihre Liebe zu Tom und Erik mitreißend dargestellt und ich habe mitgelitten und gehofft.

Mein Fazit: eine schöne, leichte Liebesgeschichte für Zwischendurch, die zeigt, dass dauerhafte Liebe auch Arbeit beinhaltet und mit vorprogrammiertem Happy-End.

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Bewertung vom 20.03.2010
Der Christmas Cookie Club
Pearlman, Ann

Der Christmas Cookie Club


gut

Einmal im Jahr, am ersten Montag im Dezember, treffen sich 12 Freundinnen zur Cookie-Party. Sie nennen sich der „Christmas Cookie Club“, tauschen ihre selbstgebackenen Plätzchen untereinander und erzählen dabei ihre Geschichte. Über die Entstehung der Cookies, was sie emotional damit verbinden und was so alles im vergangenen Jahr passiert ist. Da wäre die Gastgeberin Marnie, die sich Sorgen um ihre Tochter Sky macht. Wird sie endlich ein gesundes Baby bekommen, oder wird auch diese Schwangerschaft wieder in einer Fehlgeburt enden? Da wäre Charlene, deren Sohn bei einem Arbeitsunfall gestorben ist, und die nur langsam wieder in ihr altes Leben zurückfindet. Und da wäre Rosie, die sehr glücklich mit ihrem 20 Jahre älteren Mann verheiratet ist, sich jedoch ein Kind von ihm wünscht, worauf er in seinem Alter aber keine Lust mehr hat.

Dies sind nur drei der zwölf Frauen, die man im Verlauf des Buches kennenlernt. Jeder von ihnen ist ein Buchkapitel gewidmet, welches ihr Leben etwas genauer beleuchtet. Die Themen sind dabei eigentlich immer dieselben: Kinder, Ehemänner, (jüngere) Liebhaber, Affären und ihre Arbeit. Viele Schicksalsschläge werden geschildert, jedoch nicht auf bedrückende, sondern einfühlsame Art. Die emotionalen Kapitel werden durch leckere Rezepte aufgelockert, jeweils von den Cookies, die die Frauen mit zur Party bringen. Dazu kommen noch Beschreibungen der häufigsten Cookie-Zutaten wie Vanille oder Mandeln, die ein wenig die Geschichte des Koches näherbringen sollen.

Doch so schön das Buch auch war, am Ende wurde es mir einfach zu rührselig und ich begann, mich emotional zu distanzieren. Die Frauen philosophieren über die Liebe und die tiefe Freundschaft zwischen ihnen, was mir am Schluss einfach zu viel wurde. Daher wohl nicht die Höchstwertung. Insgesamt gesehen passt das Buch wohl besser in die kalte Jahreszeit, wenn man selbst in einer besinnlichen, emotionalen Stimmung ist und der Duft von Plätzchen durch die Zimmer streift.

Mein Fazit: „Der Christmas Cookie Club“ ist ein schönes Buch über die tiefe Freundschaft zwischen Frauen, über dramatische Schicksale und über das Backen. Am besten kurz vor Weihnachten zu Genießen!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.03.2010
Bis(s) zum Ende der Nacht / Twilight-Serie Bd.4 / Breaking Dawn
Meyer, Stephenie

Bis(s) zum Ende der Nacht / Twilight-Serie Bd.4 / Breaking Dawn


gut

Krönender Abschluss der Reihe?

Ich gebe es gleich am Anfang zu: ich bin kein allzu großer Fan dieser Reihe. Warum Stephenie Meyer mit diesen Büchern so einen Weltruhm erlangt hat, kann ich nicht recht nachvollziehen. Aber da ich nun mal die ersten drei Bände gelesen habe, konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, auch den letzten, abschließenden Band zu lesen. Das Buch beginnt mit der lang ersehnten Hochzeit von Bella und Edward und ihrer Hochzeitsnacht auf einer paradiesischen Insel. Dies ist jedoch nur der Auftakt zu einer Reihe unerwarteter Handlungsstränge. Bella wird schwanger und die Werwölfe sammeln sich zum Kampf; ist doch zu erwarten, dass Bella in eine Vampirin verwandelt wird und so das Abkommen gebrochen wird. Doch eine noch größere Gefahr geht von den Volturi aus, die nicht zulassen können, dass Bellas Kind überlebt…

Wie man der Kurzzusammenfassung entnehmen kann, passiert im letzten Band recht viel, im Gegensatz zu manch anderem der Bücher. Mich haben aber einfach zu viele Details gestört, als das ich das Buch als krönenden Abschluss der Reihe empfinden könnte. Gut gelungen fand ich den Perspektivenwechsel zwischen Bella und Jacob, der der Geschichte die nötige Spannung verliehen hat; die Handlung rein aus Bellas Sicht wäre sonst wohl eher vor sich hingeplätschert.

Was mich aber sehr gestört hat war der komplette Charakterwandel Bellas. Hat Frau Meyer nicht mal gesagt, dass nicht jedes Mädchen eine starke Superheldin sein kann, als sie auf die Charakterschwächen Bellas angesprochen wurde? Tja, da ist sie ihrer Linie wohl nicht treu geblieben, als sie Bella schließlich (es dürfte wohl niemanden überraschen) in eine Vampirin verwandelt. Und nicht nur eine normale Vampirin, nein, Bella sieht auf einmal wie ein Topmodel aus und hat auch überhaupt keine Probleme damit, ihren Durst nach Blut unter Kontrolle zu halten, wodurch sie sich auch nicht von ihrer Familie trennen muss. Tollpatschig ist sie selbstverständlich auch nicht mehr. Sie ist halt etwas ganz Besonderes, quasi eine Superheldin.

Das zweite große Manko: die mangelnde Konfliktfähigkeit der Autorin. Ab der Hälfte des Buches baut sie kontinuierlich Spannung auf, die Cullens sammeln eine Vampirarmee um sich und man erwartet ein fulminantes Ende mit einem großen Knall. Und was passiert stattdessen? Es wird locker geplauscht, ein bisschen gedroht und am Ende löst sich alles in Wohlgefallen auf. Frau Meyer, haben sie denn keinen Mut zu Konflikten? Da ist es ja geradezu überraschend, dass die Dreiecksbeziehung zwischen Bella, Edward und Jakob so lange aufrechterhalten wurde.

Eins muss man der Autorin aber lassen, sie schreibt sehr schön. Schade nur, dass der abschließende Band einer Ansammlung von Klischees gleichkommt. Alle Charaktere tauchen für die Endvorstellung nochmal auf, jegliche Konflikte werden auf zauberhaft leichte Weise gelöst und am Ende sind alle glücklich. Das mag diejenigen, die sich nach einem Happy End sehnen, vollends befriedigt haben, mir waren die Handlungsstränge aber einfach zu unkreativ abgeschlossen. Schade!

3 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2010
Dämonenherz
Talbot, Julia

Dämonenherz


gut

Annas Leben kann man nicht gerade als erfolgreich beschreiben. Sie ist 33 Jahre alt, geschieden, Single und ihr PR-Büro läuft nicht so recht. Als eine ehemalige, sehr erfolgreiche Schulkameradin auch noch davon ausgeht, dass das erarbeitete PR-Konzept doch kostenlos ist für eine alte Freundin, ist für Anna Schluss mit lustig. Ihr Leben muss sich einfach bessern! Und so überrascht sie sich selbst damit, den unglaublich reichen und mächtigen Finanzmogul Carl Weller um einen Job zu bitten. Dass Weller dazu auch noch atemberaubend attraktiv ist, erleichtert die Arbeitsbeziehung für Anna nicht gerade. Und obwohl er es ihr verbietet, verliebt sich Anna in ihn. Bald schon muss sie aber erkennen, dass Carl ein Geheimnis hütet. Was sollen diese Geschäftsreisen, auf denen sie für ihn rätselhafte Verträge ausliefern muss? Und hat sie nur geträumt, als ein Sandsturm durch ihr Zimmer getobt ist und ein riesiger Skorpion vor ihrem Fenster aufgetaucht ist? Je mehr Anna Wellers Geheimnissen auf die Spur kommt, desto gefährlicher wird es für sie. Denn Carl braucht Anna, um seine Unsterblichkeit nicht zu verlieren…

Die fantastischen Elemente der Geschichte, die die Handlung von einer normalen Liebesgeschichte unterscheiden, sind für meinen Geschmack etwas zu übertrieben. Ein riesiger Skorpion, der mit einer wachsenden Dornenhecke kämpft; auf einem Wiener Ball schwebt Anna plötzlich im Weltall. Da musste ich schon mehrmals unwillig das Gesicht verziehen. Abgesehen davon mangelt es der Geschichte an Vielschichtigkeit und komplexen Charakteren. Manchmal wirkte alles etwas unausgereift, denn es werden einige Details ungeklärt gelassen, was leider nicht mysteriös sondern eher unbefriedigend wirkt. Aber gut, bei der Geschichte erwartet man ja nun auch keine tiefgründigen philosophischen Abhandlungen, sondern etwas herzerwärmend Schnulziges für Zwischendurch, und das ist der Autorin durchaus gelungen. Aber auch die sympathische Protagonistin, ein unglaublich attraktiver Mann und viel erotische Spannung zwischen ihnen retten die Geschichte nicht wirklich über die etwas unglaubwürdige Handlung und das lahme Ende hinweg.

Mein Fazit: Dämonenherz ist eine nette Liebesgeschichte mit fantastischen Elementen, die mich aber nicht so sehr gefesselt hat wie erwartet.

1 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.