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olgica
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Bücher rocken!

Bewertungen

Insgesamt 108 Bewertungen
Bewertung vom 14.01.2010
1984
Orwell, George

1984


ausgezeichnet

"Wenn sie ein Bild von der Zukunft haben wollen, dann stellen sie sich einen Stiefel vor, der auf ein Gesicht tritt - unaufhörlich"

Winston Smith ist ein kleiner Angestellter des Wahrheitsministeriums. Dort passt er alte Zeitungsartikel und somit die Vergangenheit auf die aktuelle "Wahrheit" an. Was permanent notwendig ist um das Volk im Glauben zu lassen, der "Große Bruder" habe immer Recht, sei es Wirtschaftsprognosen betreffend oder im Hinblick auf Kriegsführung. Weitere Mittel zur Kontrolle und systematischen Verdummung der Bürger sind die Kunstsprache Neusprech, aus der alle unliebsamen Worte gestrichen wurden, die Reglementierung von Gedanken und die permanente Überwachung durch Teleschirme. Winston missfällt diese Welt immer mehr und er glaubt fest an eine Untergrundgemeinschaft die sich dazu verschworen hat gegen das Regime anzukämpfen. Als er glaubt diese gefunden zu haben, ändert sich sein Leben nachhaltig.

Eric Arthur Blair, wie George Orwell mit bürgerlichem Namen hieß, verfasste das sozialkritische Buch bereits 1948. Er entfachte damit eine konstruktive politische Diskussion die bis heute anhält. Als das Buch erschien, war es noch dem Genre der Science Fiction zuzuordnen, heute scheint die dargestellte Welt gar nicht mehr so fremd. Besonders im Bezug auf die momentanen Diskussionen bezüglich Überwachung (Körperscanner), Zensur und den gläsernen Bürger. Neben der packenden Geschichte um den Protagonisten werden im Buch die schon seit Jahrhunderten bestehenden Grundformen der Gesellschaft genannt und erörtert. Das Buch ist nicht nur düster, sondern besticht auch durch die realistische Ausgestaltung der Handlung. Es unterhält nicht nur hervorragend, gleichzeitig regt es auch zum Nachdenken an und bleibt dadurch auch nach dem Lesen im Gedächtnis. 1984 machte Orwell zu einem der meistgelesenen Autoren des 20. Jahrhunderts.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.12.2009
Eine Weihnachtsgeschichte
Dickens, Charles

Eine Weihnachtsgeschichte


ausgezeichnet

Ebenezer Scrooge ist ein alter, reicher und sehr geiziger Geschäftsmann der in London lebt. Er findet Weihnachten sei Humbug und lehnt daher alljährlich die Einladung seines Neffen Fred gemeinsam mit dessen Familie den Heiligabend zu verbringen ab. Auch zu seinem Angestellten Bob Cratchit ist er äußerst hartherzig und verlangt von dem Familienvater Anwesenheit an den Feiertagen, wobei dieser nicht einmal das Büro heizen darf. Kurzum sein Benehmen ist allen Menschen gegenüber unmöglich und kalt, für niemanden hat er ein gutes Wort übrig und nur Geld und Erfolg zählen für ihn. An Weihnachten bekommt er plötzlich Besuch: Sein Verstorbener Teilhaber Jacob Marley erscheint ihm als Geist und kündigt ihm den Besuch dreier weiterer Geister an. Die, der vergangenen, heurigen und künftigen Weihnacht. Wird Scrooge aus den Begegnungen etwas lernen?

Die Weihnachtsgeschichte - im Original 'A Christmas Carol' - wurde im Dezember 1843 erstmals veröffentlicht. Mit den sozialkritischen Tönen die das eigentliche Kinderbuch enthält, wollte Charles Dickens die Missstände im England des 19. Jahrhunderts anprangern. Beispielhaft für Arbeitnehmer ohne Rechte und arme Leute aus der Unterschicht hat der Autor Protagonisten geschaffen. Weiterhin übermittelt das Buch die Botschaft, worauf es an Weihnachten wirklich ankommt und dass diese Werte ganz ohne Geld und daher für jeden Menschen mit Herz erfüllbar sind. Mir persönlich verlief die Läuterung des Geizhalses Scrooge zu rasant und daher ungläubwürdig. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich um ein Buch für Kinder handelt, ist dies allerdings entschuldbar. Von der Kernaussage her ist die Weihnachtsgeschichte jedenfalls auch heute über 160 Jahre nach ihrem Erscheinen noch aktuell.

2 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.12.2009
Die scheußlichsten Länder der Welt
Mortimer, Favell Lee

Die scheußlichsten Länder der Welt


gut

Favell Lee Mortimer war eine englische Kinderbuchautorin. Sie reiste als Mädchen zweimal auf den europäischen Kontinent, danach verließ sie England nie wieder. Dies hielt sie allerdings nicht davon ab Reiseführer zu verfassen. Ihre Werke sind eine Sammlung diverser Vorurteile über sämtliche Länder der Welt und ihrer Einwohner. Inspiration bezog sie aus zeitgenössisches Werken, die Mitte des 19. Jahrhunderts zumeist sachlich völlig unkorrekt waren. Das ganze Buch besteht aus durchgehend erfundenen Reiseanekdoten und negativen bis unverschämten Behauptungen, politisch völlig unkorrekt, aber sehr amüsant. Zumindest für Liebhaber des schwarzen Humors. Die Autorin wird in ihren Erzählungen niemals müde zu erwähnen, dass das soeben beschriebene Land von der Schönheit natürlich nicht an die Englands heranreiche und auch die Menschen dort, ihren Landsleuten niemals das Wasser reichen können. Der Stil bleibt dabei völlig schnörkellos und sachlich. Die Länderbeschreibungen sind nach Kontinenten unterteilt. Einige der beschriebenen Länder existieren heute in der Form gar nicht mehr.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.12.2009
Das geheime Leben der Bücher
Moreira, Regis de Sa

Das geheime Leben der Bücher


weniger gut

Das Buch handelt von einem namenlosen Buchhändler und dessen ereignislosem Leben. Tag für Tag befindet er sich in seiner Buchhandlung und liest. Auch Nachts hat er geöffnet um potentielle Lesewillige niemals zu enttäuschen. Aufgrund dieses Einsiedlicherlebens hat er keine Freunde mehr und hält nur mit seinen 10 Geschwistern Kontakt. Der Buchhändler geht vollkommen in seinen Spleens auf, so wählt er beispielweise seine Kräutertees nach den Eigenschaften der Kunden aus, redet mit seinen Büchern oder weigert sich diese zu verkaufen, wenn er den Kunden nicht leiden kann. Kurzum, er hat sein Leben vollkommen den Büchern gewidmet.

Régis de Sà Moreira hat ein seltsames kleines Büchlein verfasst. Der Protagonist ist zwar auf irgendeine bizarre Weise auch liebenswürdig, doch fand ich ihn zumeist nervig, teilweise sogar gestört. Die Geschichte ist flüssig zu lesen, bisweilen kam mir sogar ein Grinsen aus. Dennoch überwiegt die Enttäuschung über dieses Buch. Am meisten ist mir sauer aufgestoßen, dass der deutsche Titel, sowie der Klappentext irreführend sind. Ich hätte mir davon versprochen tatsächlich mehr über seltsames oder wissenswertes im Zusammenhang mit Büchern zu erfahren. Der Titel der französischen Originalausgabe passt viel besser: Le libraire - der Buchhändler

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.12.2009
Glennkill / Schaf-Thriller Bd.1
Swann, Leonie

Glennkill / Schaf-Thriller Bd.1


gut

Der Schäfer George Glenn liegt tot auf seiner Weide irgendwo in Irland. Dort findet ihn - noch mit dem Spaten in der Brust - seine entsetzte Schafherde. Doch deren Entsetzen weicht schon bald dem Ehrgeiz den Mord aufzuklären. Die Schafe machen sich gemeinsam an die Arbeit herauszufinden, wer George ermordet hat, allen voran das klügste Schaf der Herde: Miss Maple.

Leonie Swann schuf mit ihrem tierischen Krimi ein kurzweiliges Buch. Die verschiedenen Charaktere der unterschiedlichen Schafe sind liebevoll gestaltet und haben erstaunlich kluge Gedanken. Es macht Spaß auf welche Art die Schafe versuchen den Mord zu ergründen. Dabei äußern sie allerhand Meinungen über die Spezies Mensch. Das Buch ist zwar keine herausragende literarische Perle und für einen Krimi auch nicht sonderlich spannend, bietet aber dennoch vergnügliche Lesestunden.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.12.2009
Die Bücherdiebin
Zusak, Markus

Die Bücherdiebin


ausgezeichnet

1940 kommt die neunjährige Liesel Meminger zu einer Pflegefamilie nach Molching in der Nähe von München. Auf der Reise dorthin stiehlt sie ihr erstes Buch, obwohl sie noch gar nicht richtig lesen kann. Außerdem begegnet ihr unterwegs der Tod das erste Mal, als er ihren Bruder mitnimmt. Noch zwei weitere Male wird er ihr in den nächsten Jahren begegnen. Was Liesel in der Zwischenzeit erlebt, darüber erstattet uns der Tod persönlich Bericht. Dabei stellt sich heraus, dass er kein gefühlloser Sensenmann ist, sondern die Bücherdiebin lieb gewinnt und mit ihr mitfühlt.

Markus Zusak hat eine ganz besondere Erzählweise, anfangs noch sehr kindlich wird der Ton mit den folgenden Ereignissen zwar immer ernster, doch der Stil bleibt stets locker und direkt. Ungewöhnlich war die Darstellung der Gedanken des Todes über Menschen oder Geschehnisse, da sie sich durch Schriftart und Einrückung abhoben. Diese Besonderheit passt gut zum ungewöhnlichen Bucherzähler. Die Charaktere sind sehr deutlich und liebevoll gezeichnet, wodurch das Mitfühlen nicht schwer fällt. Außerdem erfährt man eindringlich, inwieweit die Naziherrschaft den Alltag und das Privatleben der Deutschen beeinflusste. Interessant fand ich, dass der fiktive Ort Molching von dem real existierenden Olching inspiriert wurde; Zusaks Mutter lebte im Dritten Reich dort.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.12.2009
Mein Leben
Reich-Ranicki, Marcel

Mein Leben


ausgezeichnet

"Ich nehme diesen Preis nicht an!"

spätestens seit diesen Worten, mit denen Marcel Reich-Ranicki 2008 den Deutschen Fernsehpreis ablehnte, dürfte jeder den Literaturkritiker kennen. Doch die wenigsten wissen, welche Ereignisse das Leben diesen Menschen beeinflussten und prägten. In seiner Autobiografie schildert der Publizist wie er die Jahre von 1920 bis 1999 erlebte, angefangen bei seiner Kindheit in Polen und Berlin, über die Zeit im Warschauer Getto bishin zu seinen Erfolgen mit dem "Literarischen Quartett".

Marcel Reich-Ranicki zeigt mit diesem Werk, dass er nicht nur über Bücher, sondern auch selbst welche schreiben kann. Der berühmte Kritiker hatte ein sehr bewegendes Leben mit vielen Höhen und Tiefen, was er äußerst kurzweilig niedergeschrieben hat. Wunderschön ist seine Sprachgewalt, unterhaltsam seine Erfahrungen. Die Chronik seines Lebens ist mit vielen Anekdoten diverser deutschsprachiger Literaten gespickt, welchen der Kritiker begegnet ist. Neben bekannten Autoren, wird auch auch berühmten Werken Raum gegeben, wodurch man einige hilfreiche Lesetipps erhält. Diese fabelhafte Biografie ist eine Liebeserklärung an die Literatur.

9 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.12.2009
Jane Austen für Boshafte
Austen, Jane

Jane Austen für Boshafte


sehr gut

"Das teure Geschöpf trinkt ein bißchen zuviel. Sie hat viele reizende Eigenschaften, aber die Nüchternheit zählt nicht zu ihnen."
Jane Austen lässt sich über diverse Themen, welche Damen des englischen Landadels im 18. Jahrhundert beschäftigten, aus. Über "Junge Frauen", "Tod" oder "Standesunterschiede", sie hatte zu allem eine Meinung. Hierbei wird aus verschiedenen Werken Austens, aber auch aus privaten Korrespondenzen zwischen Verwandten und Freunden zitiert. Dabei ist die Boshaftigkeit oft nicht gleich auf den ersten Blick erkennbar. Elegant versieht sie Beobachtungen über ihre Mitmenschen mit subtilen Spitzen, typisch für ihren Stil. Die Sprache ist klar und schön, sie lässt die Bildung der Autorin erkennen.
Die Zitate reichen von wenigen Wörtern bishin zu über einer Seite. Wunderschön für Zwischendurch um sich an Sprache oder kleinen Gehässigkeiten zu erfreuen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.11.2009
Im Namen des Lexikons
Nothomb, Amélie

Im Namen des Lexikons


gut

Lucette ist im 8. Monat schwanger, als sie den Kindsvater erschießt. Sich selbst bringt sie anschließends im Gefängnis um. Zuvor besteht sie allerdings noch auf den extravaganten Namen Plectrude für ihr Kind. Der Säugling wird daraufhin von ihrer Schwester und derem Mann aufgezogen und wie deren drittes Kind behandelt. So außergewöhnlich Plectrudes Leben beginnt, so setzt es sich auch fort. Sie wächst zu einem seltsamen Kind heran, das nur am Tanzen Freude empfindet. Darin wird ihr auch ein Ausnahmetalent bescheinigt und schließlich kommt sie mit 13 in die harte Ballettrattenschule. Dort beginnt sie sich selbst aufs härteste zu kasteien für ihren Traum eine berühmte Ballerina zu werden.

Amelie Nothomb hat einen ganz eigenen Schreibstil. Das Buch ist sanft und zugleich hart geschrieben. Die Gefühle der Protagonisten werden erstaunlich leidenschaftslos niedergeschrieben. Ob dadurch der Zwiespalt der Personen dargestellt werden soll, erschließt sich mir nicht. Das Buch nahm mich zwar gefangen und ich las es in einem Rutsch durch, doch hinterlässt es auch eine Leere. Es sagt einfach zu wenig aus. Gut unterhalten hat es, aber mehr auch nicht. Doch dieses "mehr" macht für mich einfach ein gutes Buch aus.