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Glückliche
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Sachsen

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Insgesamt 127 Bewertungen
Bewertung vom 30.04.2024
Die Stille der Flut
Johannsen, Anna;Bergsma, Elke

Die Stille der Flut


sehr gut

Der erste Fall für Lina Lübbers & Kea Siefken

Lina, eine Kommissarin aus Oldenburg, wird für ein Jahr nach Aurich versetzt, um dort das Kommissariat personell zu verstärken, hauptsächlich aber, um undercover nach einem Maulwurf zu suchen, der Polizeiaktionen immer wieder in letzter Minute vereitelt hat.

Damit „stört“ sie ein wenig die Kreise von Kea, die gerade erst die Leitung des Teams übertragen bekam.

Gleich bei Linas Ankunft wird eine Leiche gefunden. Mia, ein 15jähriges Mädchen, das ermordet wurde.
So überlappt sich der eigentliche Auftrag von Mia gleich mit den Ermittlungsarbeiten zum aktuellen Fall.

Das Buch hat sich recht gut gelesen. Die Figuren sind gut gezeichnet. Irritiert hat mich anfangs, dass beide Ermittlerinnen, Lina und Kea, in der Ich-Form schreiben und ich als Leser beide kaum auseinanderhalten konnte. Jedoch war in der Kapitelüberschrift der Name der jeweils Erzählenden vermerkt, ich konnte also nachschauen.

Insgesamt ist die aufwändige Suche der Polizei nach dem Täter gut beschrieben. Erfolgreiche Ermittlungsarbeit ist eben oft die geduldige Suche nach der Nadel im Heuhaufen, manchmal gekrönt von einem Quäntchen Glück.

Mir hat gefallen, dass ich die Hauptpersonen, Kea, Lina und Hauke, auch privat kennenlernen durfte und dass die Teamarbeit im Mittelpunkt stand. Auch wenn private Themen da immer mal wieder hinein geschwappt sind.

Das Buch ist ein guter Start einer Krimi-Trilogie aus Norddeutschland, der von zwei Autorinnen, Anna Johannsen und Elke Bergsma, geschrieben wurde.
Wenn ich wissen will, wer denn nun der Maulwurf im Team ist, muss ich auf den nächsten Roman warten. Aber ich denke, ich bin wieder dabei.

Bewertung vom 28.04.2024
Zwischenschritte
Dragnic, Natasa

Zwischenschritte


ausgezeichnet

Ein sprachliches Kunstwerk! – Klare Leseempfehlung

Der Roman handelt von zwei Menschen, einer Frau und einem Mann, die sich begegnen, nachdem sie jeweils einen großen persönlichen Verlust erlitten haben, den sie bis dahin nicht bewältigen konnten.

Der erwachsene Sohn der Frau verunglückte vor einem Jahr tödlich und die alkoholabhängige Ehefrau des Mannes verließ ihn und ließ sich scheiden.

Während ihrer Begegnung verändern sie sich. Beide erwachen aus ihrer Starre, können ihre festgefahrene Position verlassen und sind in Bewegung gekommen. Sie können ihren Verlust benennen. Das ist herrlich zu erleben und es war toll zu lesen.

Es ist ein leises Buch, ein Buch der interessanten Sätze. Da schwingen Stimmungen im Raum, da flirren die Worte und Gedanken förmlich durch die Luft.
Eine tiefsinnige und ungemein anrührende Geschichte. Sie hat mich erreicht und klingt noch in mir nach.
Ich finde alles gut, wie es am Ende ist. Und wer sagt denn, dass es das Ende ist?

Das Buch und die Autorin, Nataša Dragnić, waren für mich eine Entdeckung. Jedes Wort passt genau an die ihm zugedachte Stelle. Manche Sätze musste ich mehrmals lesen, so grandios sind sie formuliert. Hervorragend! Hier verschaffte mir das Lesen ästhetischen Genuss.

Bewertung vom 23.04.2024
Die Toten vor der Tür
Jensen, Robin D.

Die Toten vor der Tür


ausgezeichnet

Starker Auftakt einer neuen Krimi-Reihe von Robin D. Jensen

Mir hat der Auftakt zu der Reihe „Der Journalist“ von Robin D. Jensen sehr gut gefallen.

Ihm, dem Journalisten Steffen Baumann, wird gleich zu Beginn des Romans eine ermordete Frau vor die Wohnungstür gelegt. Im Folgenden häufen sich die Mordfälle und viele Fragen entstehen, da er die Toten kannte beziehungsweise sie sogar im gleichen Haus wohnten.
Der Journalist Steffen Baumann, der so nah am Geschehen ist, dass er vom Täter scheinbar auserwählt wurde, recherchiert und berichtet für seine Zeitung. Dabei arbeitet er sehr gut mit der Polizei zusammen. Seinem Chef gefällt das nicht. Er möchte eher reißerische Nachrichten in seiner Zeitung haben.

Zum weiteren Geschehen möchte ich nichts preisgeben, da sich jeder selbst ein Bild machen kann.
Das Buch hat sich für mich gut und flüssig gelesen. Es sind allerdings schon einige Gewaltszenen enthalten.
Die Personen sind gut beschrieben und klar gezeichnet, ich kann sie förmlich vor mir sehen. Die Spannung hielt sich für mich bis zum Ende des Buches. Zum Täter hatte ich keine klare Vorstellung, dennoch fügte sich dann alles ins Bild und alle Fragen wurden beantwortet.

Ich kann das Buch reinen Gewissens allen Krimi-Fans als Lesevergnügen empfehlen und freue mich auf die nächste Folge in dieser Reihe.

Bewertung vom 21.04.2024
Die Liebe ist ein Ponyhof
Troi, Heidi

Die Liebe ist ein Ponyhof


sehr gut

Eine Farm und zwei Erben - Wie soll das gehen?

Das war eine hübsche Geschichte über Avery und Kaleb, zwei junge Menschen, die jeweils einen schweren persönlichen Verlust erlitten haben.

Die beiden lernen sich kennen, sind magisch voneinander angezogen und dann kommen der Alltag bzw. familiäre und andere Verwicklungen hinzu.
Es gibt Missverständnisse, fehlende Kommunikation, Enttäuschung, Sturheit, Trauer - das ganze Programm.
Bis die Liebe und die Vernunft siegen und eine gemeinsame Zukunft vor ihnen liegt.

Die Geschichte ist leicht und luftig, dabei aber nicht seicht, geschrieben. Sie lässt sich gut lesen.

Da ich mir sicher war, dass es ein Happy End geben wird, habe ich sämtliche Schrecken und Enttäuschungen der Beiden problemlos überstanden und mich am Verlauf der Ereignisse erfreut.

Bewertung vom 16.04.2024
Essen wie eine vegane Kriegerin
Esselstyn, Jane; Esselstyn, Ann Crile

Essen wie eine vegane Kriegerin


ausgezeichnet

Eine „Fast-alles-Esserin“ goes vegan?

Zugegeben, schon lange liebäugele ich mit der vegetarischen und der veganen „Ecke“. Dabei ist das keinesfalls despektierlich gemeint. Es sind halt andere Ecken, als die, in der ich mich als „Fast-alles-Esserin“ gerade befinde.

Gesundheit, Umwelt, Verträglichkeit, aber auch der Wunsch, gewohnte Routinen zu durchbrechen -all das sind Gründe, die mich zu diesem Buch greifen ließen.

Allein schon das Cover ist ein Hingucker. Farbenfroh und lebendig, der Einband wasserabweisend (!), das Buch mit einem Einlegebändchen, damit man das Rezept immer gleich findet.
Als ich das Buch aufschlug, strahlten mich gleich die zwei Autorinnen (Mutter und Tochter) an, mit gesunden (grünen) Lebensmitteln in einer grünen Idylle laufend.
Das führt mich direkt zu den Fotos. Sie sind so naturgetreu und „lebendig“ aufgenommen, dass mir schon beim Anschauen das Wasser im Munde zusammenlief.

Ein schön übersichtliches Inhaltsverzeichnis führt in 12 Kapiteln durch die vegane Ernährung.

Nach einer Vorstellung der Autorinnen kommen Erfahrungsberichte von Menschen, die sich für diese Ernährungsform entschieden haben. Für mich sehr interessant zu lesen und gleichzeitig motivierend, meine derzeitige Ernährung zu überdenken!

Im Kapitel 3 folgt die für mich sehr wichtige Beschreibung der Küche einer veganen Kriegerin. Also, welche Grundnahrungsmittel und welche Gewürze, Kräuter und Würzmittel benötige ich. Oh je, einige davon hatte ich noch nie gehört. Aber man benötigt ja auch nicht gleich alles.

Die darauffolgenden Kapitel bewegen sich durch den Tag, beginnend mit einem Power-Frühstück, über Sandwiches, Brote und Suppen, Salate, Vorspeisen und Beilagen bis hin zum Abendessen und zum Dessert.

Es ist an alles gedacht und es gibt eine wirklich gewaltige Auswahl.

Was mir an diesem Buch besonders gefallen hat:

- die direkte und lebendige Ansprache der Autorinnen

- das Kochvergnügen, das ich aus ihren Beschreibungen herauslas,

- die Ermunterung, es selbst auszuprobieren und keine Hemmungen zu haben,

- das Aufzeigen von Variationsmöglichkeiten in den Rezepten

- die besonderen Hinweise auf herzgesunde Gerichte bzw. Abwandlungen und

- das Fehlen jeglicher Angriffe auf Nicht-Veganer.

Ich kann dieses Buch reinen Herzens allen am Kochen interessierten Menschen empfehlen.

Einige Gerichte auszuprobieren, mich mit noch unbekannten Zutaten und Gewürzen vertraut zu machen, ist für mich ein erster Schritt. Er bedeutet, mehr Vielfalt in die Ernährung zu bringen und einen Weg zu beschreiten, von dem ich noch nicht weiß, wohin er mich führt. Aber das wird sich zeigen.

Bewertung vom 16.04.2024
Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen
Grigorcea, Dana

Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen


sehr gut

Ist das nun Kunst?

Der Roman von Dana Grigorcea erzählt zwei Geschichten in einer.

In der einen lernen wir den jungen Künstler Constantin Avis kennen, der 1926 seine Vogelstatuette nicht zollfrei nach Amerika einführen durfte, weil das ein „Gebrauchsgegenstand“ und keine Kunst sei und der deswegen und erfolgreich klagt. Er will in Amerika als Künstler Fuß fassen und lernt das Leben in New York kennen.

In der anderen lernen wir Dara kennen, die knapp hundert Jahre später darüber einen Roman schreiben will. Sie hat ein Schreibstipendium erhalten und kann deshalb mit ihrem Sohn und einem Kindermädchen an die italienische Küste reisen, um dort ungestört arbeiten zu können.

Für mich ist die Hauptfrage des Buches, ab wann etwas Kunst ist bzw. was die Kunst eigentlich ausmacht.

Das Buch hat durch die Geschichte in der Geschichte einen recht eigenwilligen Charme, an den ich mich erst gewöhnen musste. Dennoch vermag es die Autorin durch ihre klare Sprache und ihre präzisen Schilderungen sehr gut, Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Ich hatte direkt einen Film im Kopf. Dabei hat der Roman oft eine Tiefe, eine sprachliche Genauigkeit, die ich so nicht oft lese. Und ich lese viel.

Insgesamt war es für mich ein Lesevergnügen.

Bewertung vom 12.04.2024
Venezianischer Fluch
Gesing, Daniela

Venezianischer Fluch


sehr gut

Die Verstrickungen und das Machtgefüge einer Hotel-Familie in Venedig

Um einen venezianischen Fluch geht es im neunten Fall der Kommissare Luca Brassoni und Maurizio Goldini. Schon die Namen der Akteure klingen wie eine Verheißung. Das Gefühl, sich direkt in Venedig zu befinden, das durch die lebendigen und bildhaften Beschreibungen der Autorin erzeugt wird, beschwor bei mir, trotz des schlechten Wetters, das vor Ort herrschte, schon direkt ein Urlaubs-Feeling.
Ich habe keinen der bisherigen Fälle gelesen und habe dadurch keine Beeinträchtigung oder einen Mangel an Vorwissen verspürt.

Geschäft, Standesdünkel und Macht sind im familiengeführten Hotel Nuovo tempo an der Tagesordnung, auch wenn es über Leichen geht.

Geschickt gestaltet die Autorin, Daniela Gesing die Handlung um die Verstrickungen der Akteure. Dabei erleben wir sie immer mal wieder aus einer anderen Perspektive, was das Bild bunter werden lässt.

Um die Taten aufzuklären haben die beiden Kommissare und ihre Helfer alle Hände voll zu tun.
Mir hat die Zusammenarbeit der beiden als auch die Einsichten in deren Privatleben gut gefallen.
Die Handlung war interessant und spannend. Auf die Täter bin ich nicht gekommen. Es wurde aber alles schlüssig aufgelöst, es blieben keine Fragen offen.

Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und gleich noch etwas Venedig-Flair mitnehmen können.

Bewertung vom 08.04.2024
Erwartung / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.5
Adler-Olsen, Jussi

Erwartung / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.5


ausgezeichnet

Dänische Krimikost vom Feinsten

Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q, war mein erster Fall mit ihm. Ich kann nur sagen, dass ich das Lesen nicht bereut habe.

Weil es so viele Handlungsschauplätze gibt, habe ich eine Weile gebraucht, um in die Geschichte hinein zu kommen. Zu Beginn überblickte ich nicht, wie aus den zu Beginn lose anmutenden Enden eine überschaubare und verständliche Handlung werden sollte. Aber es ergab sich. So langsam fügte sich alles, wie ein Puzzleteil an das nächste hin zu einem Gesamtbild.

Zur konkreten Handlung will ich hier gar nichts weiter ausführen, das kann man gut im Klappentext lesen.

Was mir von Beginn an gefallen hat, war der umwerfende Humor, mit dem Inspektor Karl Mørk die Welt betrachtet, wie er seine Mitarbeiter beschreibt, die auch durchaus speziell sind.
Dieser Humor und auch der Sarkasmus haben mir geholfen, die grausamen Details des Romans zu verkraften. Denn die gibt es, mehr als genug.

Mir hat auch gefallen, dass die Handlung aus den verschiedensten Perspektiven beschrieben wird. So erlebte ich Täter, Mitwisser, Opfer und die Polizei bei ihren Aktivitäten. Das verlieh der Geschichte einen zusätzlichen Reiz.

Hut ab vor dem Autor, der es geschafft hat, dass ich immer weiterlesen musste, weil ich dieses Knäuel an Fakten doch auch entwirren und verstehen wollte.
Wie sich aus den anfänglich vereinzelten, scheinbar nicht zueinander passenden Vorgängen und Vorfällen dann ein stimmiges Gesamtbild ergab, war schon grandios.
Das Buch ist ein Mix aus purer Spannung, aus vielen Gefühlen wie Gier und Rachsucht, aber auch aus Zuneigung und Liebe und Hoffnung.

Ich freue mich auf weitere Fälle von Karl Mørk.

Bewertung vom 27.03.2024
James
Everett, Percival

James


ausgezeichnet

Ein Buch, dessen Inhalt mich berührt hat

Der Roman „James“ von Percival Everett bebildert die frühere Unterdrückung der Sklaven in den Südstaaten in eindringlicher Sprache. Er erzählt die Geschichte von Huckleberry Finn und dem Neger Jim im Gegensatz zum berühmten Roman von Mark Twain aus der Sicht von Jim, dem Sklaven.

Als Jim erfährt, dass er verkauft werden soll, flieht er. Er will in den Norden, Geld verdienen, um seine Frau und seine Tochter freizukaufen.

Der Junge Huckleberry schließt sich ihm an. Auf ihrer Flucht haben die beiden viele Abenteuer zu bestehen. Für mich war interessant, zu erkennen, dass Jim ein sehr intelligenter Sklave ist, der Lesen und Schreiben kann und dies vor den Weißen verbirgt. Er bringt auch den Kindern der anderen Sklaven das richtige Verhalten bei, wenn Weiße anwesend sind. Keinen Blickkontakt herstellen, nie etwas zuerst benennen, nicht ungefragt reden.

Die Sklaven haben sich einen vernuschelten Slang angewöhnt, den sie nur anwenden, wenn Weiße dabei sind. Jim gibt den Kindern auch Unterricht in dieser Sklaven-Sprache.

Bei all den Abenteuern und Gefahren zeichnet sich ein klares Bild der Situation der Sklaven. Das Leben eines Sklaven zählt nichts. Es zählt nur den Wert, den der Sklave auf dem Markt verkörpert.
Lynchjustiz, Morde, Schläge und körperliche Züchtigung durch die Besitzer bei kleinsten Vergehen sind an der Tagesordnung.

Dies alles begreift man durch die Geschehnisse, die Gedanken und Gespräche von Jim mit anderen.

Für mich war der Roman ein großes und beeindruckendes Gefühlskino. Er hat mein Wissen über diese menschenunwürdige Zeit erweitert und mir liebenswerte Charaktere wie Jim, Huckleberry und Norman nähergebracht. Ich empfehle diesen anderen Blick auf die Geschichte von Huck und Jim.