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Glückliche
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Sachsen

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Insgesamt 134 Bewertungen
Bewertung vom 13.06.2024
Neusiedler Tod
Németh, Bernadette

Neusiedler Tod


sehr gut

Interessant und gefährlich - was eine Buchautorin so alles erlebt

Der Roman „Neusiedler Tod“ von Bernadette Németh ist für mich eine Mischung aus Roman, Reiseführer, wissenschaftlicher und historischer Abhandlung und Krimi.

Man erfährt viel über den Neusiedler See. Über seine Geschichte, die Probleme, die die Umwelt und seine Bewirtschaftung mit sich bringen und die Auswirkungen, die es zu Zeiten des kalten Krieges mit sich brachte, wenn ein See durch ein sozialistisches Land (Ungarn) und ein kapitalistisches Land (Österreich) begrenzt wurde. Da ging die Trennlinie mittendurch.

Für mich war es etwas schwierig, die Übersicht zu behalten, die handelnden Personen unterscheiden zu können und die wissenschaftlichen Fakten in mein bisheriges Wissen einzuordnen.

Dennoch war die Geschichte unterhaltsam und es mangelte nicht an Spannung. Ich habe viel über den Neusiedler See gelernt.

Bewertung vom 13.06.2024
Long Island
Tóibín, Colm

Long Island


sehr gut

Wenn Geheimnisse und Schweigen der Liebe im Wege stehen

Wir lernen Eilis kennen, eine Irin, die in Amerika einen Italiener geheiratet und mit ihm zwei Kinder hat. Als das Kind, das eine andere Frau von Eilis’ Mann erwartet, in ihrem Haus aufgezogen werden soll, fliegt sie nach Irland zu ihrer Mutter. Dort trifft sie Jim wieder, den sie vor zwanzig Jahren liebte und wieder verließ, weil sie in Amerika bereits verheiratet war. Dieser frühere Teil ihrer Geschichte wird im Roman „Brooklyn“ behandelt. Es ist aber nicht zwingend notwendig, dieses Buch zuvor gelesen zu haben.

Zurück in Irland lassen Verwicklungen nicht auf sich warten. Jim hat niemals geheiratet, ist jetzt aber seit einiger Zeit mit Nancy zusammen, die früher Eilis‘ beste Freundin war.
Als sich Eilis und Jim wieder begegnen, gibt es eine starke Anziehung. Damit es noch interessant bleibt, das Buch zu lesen, werde ich keine weiteren Einzelheiten verraten.

Nur so viel: jeder hält vor jedem etwas geheim. Dadurch kennt keiner alle Zusammenhänge. Es entsteht ein Wirrwarr an Gedanken und Gefühlen und Handlungen. Dies war für mich verwirrend und beunruhigend.

Insbesondere Eilis, die Hauptperson, war für mich schwer einzuschätzen. Wie die Geschichte ausgeht, kann jeder selbst lesen.

Der Roman von Colm Tóibín hat meine Erwartungen leider nicht erfüllt.

Bewertung vom 25.05.2024
Ohren auf Weltreise
Franzen, Stefan

Ohren auf Weltreise


ausgezeichnet

Besondere Musik für jeden Tag, garniert mit einer Geschichte dazu

Was für eine grandiose Idee. Für jeden Tag des Jahres ein Musikstück, zu dem ich im Buch auf jeweils einer Seite die Einzelheiten, also Umstände, Anekdoten und Erklärungen zum Stück oder zum Künstler erfahren kann. Und das für mich Beste ist die Playlist, die der Autor, Stefan Franzen, passend dazu digital hinterlegt hat. Ich lese also den Text und höre parallel oder zeitversetzt die Musik, um die es gerade geht.

Es ist sehr spannend, in diese Welt einzutauchen, sind es doch, zumindest für mich, noch nie gehörte Stücke aus aller Welt, die ich sonst wahrscheinlich niemals gehört hätte. Ich fühle mich an die Hand genommen und in mir fremde Welten geführt, die ich staunend kennenlerne. Dafür gebührt dem Autor mein aufrichtiger Dank.

Mal sehen, welche Musik das Buch für den morgigen Tag für mich bereithält. Ich freue mich, dieses Buch entdeckt zu haben.

Bewertung vom 25.05.2024
The Happiness Blueprint
Zetterberg, Ally

The Happiness Blueprint


ausgezeichnet

Wie das Leben so spielt - eine schicksalhafte Begegnung zwischen ihr und ihm

Was für eine wunderschöne Geschichte uns dieser Roman „The Happiness Blueprint“ doch erzählt. So federleicht und einfach, so schwierig und bewegend, so voller Freude und Optimismus und doch auch mit Trauer und Tiefgang.

Die beiden Protagonisten, Klara und Alex, lernen sich über die Arbeit kennen. Ein geteilter Kalender hilft dabei, Projekte besser planen zu können, lässt aber auch in die private Planung des anderen schauen.

Beide sind sich sympathisch und fühlen sich zueinander hingezogen und doch entstehen viele Missverständnisse.

Es gibt viele Dinge zu klären, Krankheit zu bekämpfen, mit der Familie enger zusammenzurücken. Doch all dies geschieht mit so viel Wärme und Verständnis - einfach bezaubernd.

Ally Zetterberg hat einen echten Wohlfühlroman geschaffen. Der Schreibstil ist leicht und von einer angenehmen Normalität geprägt. Zudem sind die Kapitel mal aus ihrer, mal aus seiner Sicht geschrieben. Eine sehr gute Idee. Mir hat ganz besonders der Humor gefallen, der mal offen, mal unterschwellig zum Vorschein kam. Klara und Alex sind sympathisch und offen und ihre Dialoge und Kalendereinträge sind einfach umwerfend.

Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt und bedauere zutiefst, dass ich das Buch schon zu Ende gelesen habe. Große Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.05.2024
Die Doppelte Frau
Thalberg, Beate

Die Doppelte Frau


sehr gut

Eine rätselhafte Geschichte, die in Salzburg in den Wirren nach dem zweiten Weltkrieg spielt

Der Roman führt uns in das Salzburg des Jahres 1946. Alles ist im Zerfall, im Umbruch. Wer ist Freund, wer ist Feind? Wem kann man trauen?

Wir lernen Eva, Max und Harry kennen, die in der ein oder anderen Art und Weise miteinander zu tun haben. Und in der Handlung tauchen immer wieder der Name Betty Steinhart und das Fotoatelier Ellinger auf. Aber zum Inhalt kann man sich gut im Klappentext informieren.

Für mich war es nicht einfach, in die Geschichte einzutauchen. Da die Kapitel aus Sicht der drei Hauptakteure und jeweils in der Ich-Form geschrieben waren, dauerte es eine Weile, bis ich „im Bilde“ war.

Das Buch wird durch originale Fotos aufgelockert, die alle von der oben genannten Betty Steinhart aufgenommen wurden. Wer oder was abgelichtet ist, wird am Ende des Buches erklärt. Ich hätte eine kurze Notiz direkt unter den Fotos vorgezogen.
Versehen ist das Buch mit Illustrationen von Lily Ammann. Diese erinnerten mich an einen Comic und wirken sehr düster.

Das Buch hat mich insgesamt gut unterhalten und ich habe mein geschichtliches Wissen erweitert. Gerade über die Zeit nach dem 2. Weltkrieg, wie die Flucht ehemaliger Nazis als auch von Juden, zum Beispiel über den Krimmler-Pass ins Ausland oder das Verschaffen gefälschter Papiere und Lebensläufe, war mir bisher nicht so viel bekannt.

Der Roman ist eine gekonnte Verbindung von realen Fakten mit einer Fiktion. Die Trennlinie zwischen beiden wird im Anhang gut erklärt. Es findet sich dort auch der Lebenslauf von Betty Steinhart.

Bewertung vom 16.05.2024
Das Gegenteil von Erfolg
Thomas, Eleanor Elliott

Das Gegenteil von Erfolg


ausgezeichnet

Über das Leben, witzig und zum Nachdenken anregend - eine perfekte Kombination

Was für ein wundervoll leichter und zugleich tief-schürfender Roman. Wie unbeschreiblich komisch und erheiternd und doch ernst und grundsätzlich er daherkommt.

Mir hat alles gefallen. Die vielen Geschichten in der Geschichte. Zuerst einmal die beiden Freundinnen, Lorrie und Alex. So verschieden und mit solch unterschiedlichen Lebensentwürfen und doch voller Zuneigung zueinander.

Der Roman ermöglichte mir einen Einblick in das Leben der beiden Frauen. Ich habe gelacht, gestaunt und bin ins Nachdenken gekommen.

Es sind keine riesigen Probleme und doch die wichtigsten: Liebe, Freundschaft, Treue, Verlässlichkeit, Erwartungen, Umwelt, Zukunft. Diese Themen werden in äußerst unterhaltsamer und erheiternder Form mit dem nötigen Ernst in die Geschichte gepackt.

Ich kann nur sagen: einfach lesen!

Bewertung vom 07.05.2024
Hummer to go
Bertram, Rüdiger

Hummer to go


ausgezeichnet

Über das Abenteuer, seine Liebe zu finden

Also zugegeben, der Titel und das Cover hätten mich im Buchladen nicht unbedingt bewogen, dieses Buch in die Hand zu nehmen. Damit hätte ich jedoch eine wunderbar unterhaltsame Geschichte verpasst. Ich habe aber dann doch auf den Inhalt geschaut und (zum Glück) meine Wahl getroffen.

Der Roman ist eine herrlich leichte und bisweilen skurrile Geschichte über Frank, der sich in eine Frau auf einem Foto verliebt. Frank hat eine Geschäftsidee daraus gemacht, gegen Geld bei einsamen Menschen Fotos anzuschauen. Diese Idee schlägt ein und Frank macht es viel Spaß, fremden Leuten zuzuhören, wenn sie ihre Urlaubserinnerungen hervorzaubern, und mit ihnen die entsprechenden Fotos zu betrachten. Bei einer solchen Gelegenheit sieht er das Bild von Karin und verliebt sich schnurstracks in die Frau auf dem Foto. Karin, von der sich der Mann, der Frank die Fotos zeigt, zwischenzeitlich getrennt hat. Da das Paar, als es noch zusammen war, immer in der Bretagne Urlaub machte, wie die Fotos es auch bezeugen, wird es Frank sofort klar, wo er Karin finden kann. Natürlich in der Bretagne. Also fährt er in die Bretagne.

Was dann an witzigen Begebenheiten und Abenteuern passiert und was es mit dem Hummer aus dem Buchtitel auf sich hat, möchte ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen. Es ist so komisch und so gefühlvoll. Auf meinem Gesicht war beim Lesen ein beständiges Lächeln. Oft musste ich laut heraus lachen.

Dies ist ein Roman, der einfach gute Laune verbreitet, weil er mit viel Herz geschrieben ist und die Liebe darin natürlich auch eine Rolle spielt. Wer sich fantastisch und einfach schön unterhalten lassen möchte, dem lege ich dieses Buch unbedingt ans Herz.

Bewertung vom 30.04.2024
Die Stille der Flut
Johannsen, Anna;Bergsma, Elke

Die Stille der Flut


sehr gut

Der erste Fall für Lina Lübbers & Kea Siefken

Lina, eine Kommissarin aus Oldenburg, wird für ein Jahr nach Aurich versetzt, um dort das Kommissariat personell zu verstärken, hauptsächlich aber, um undercover nach einem Maulwurf zu suchen, der Polizeiaktionen immer wieder in letzter Minute vereitelt hat.

Damit „stört“ sie ein wenig die Kreise von Kea, die gerade erst die Leitung des Teams übertragen bekam.

Gleich bei Linas Ankunft wird eine Leiche gefunden. Mia, ein 15jähriges Mädchen, das ermordet wurde.
So überlappt sich der eigentliche Auftrag von Mia gleich mit den Ermittlungsarbeiten zum aktuellen Fall.

Das Buch hat sich recht gut gelesen. Die Figuren sind gut gezeichnet. Irritiert hat mich anfangs, dass beide Ermittlerinnen, Lina und Kea, in der Ich-Form schreiben und ich als Leser beide kaum auseinanderhalten konnte. Jedoch war in der Kapitelüberschrift der Name der jeweils Erzählenden vermerkt, ich konnte also nachschauen.

Insgesamt ist die aufwändige Suche der Polizei nach dem Täter gut beschrieben. Erfolgreiche Ermittlungsarbeit ist eben oft die geduldige Suche nach der Nadel im Heuhaufen, manchmal gekrönt von einem Quäntchen Glück.

Mir hat gefallen, dass ich die Hauptpersonen, Kea, Lina und Hauke, auch privat kennenlernen durfte und dass die Teamarbeit im Mittelpunkt stand. Auch wenn private Themen da immer mal wieder hinein geschwappt sind.

Das Buch ist ein guter Start einer Krimi-Trilogie aus Norddeutschland, der von zwei Autorinnen, Anna Johannsen und Elke Bergsma, geschrieben wurde.
Wenn ich wissen will, wer denn nun der Maulwurf im Team ist, muss ich auf den nächsten Roman warten. Aber ich denke, ich bin wieder dabei.

Bewertung vom 28.04.2024
Zwischenschritte
Dragnic, Natasa

Zwischenschritte


ausgezeichnet

Ein sprachliches Kunstwerk! – Klare Leseempfehlung

Der Roman handelt von zwei Menschen, einer Frau und einem Mann, die sich begegnen, nachdem sie jeweils einen großen persönlichen Verlust erlitten haben, den sie bis dahin nicht bewältigen konnten.

Der erwachsene Sohn der Frau verunglückte vor einem Jahr tödlich und die alkoholabhängige Ehefrau des Mannes verließ ihn und ließ sich scheiden.

Während ihrer Begegnung verändern sie sich. Beide erwachen aus ihrer Starre, können ihre festgefahrene Position verlassen und sind in Bewegung gekommen. Sie können ihren Verlust benennen. Das ist herrlich zu erleben und es war toll zu lesen.

Es ist ein leises Buch, ein Buch der interessanten Sätze. Da schwingen Stimmungen im Raum, da flirren die Worte und Gedanken förmlich durch die Luft.
Eine tiefsinnige und ungemein anrührende Geschichte. Sie hat mich erreicht und klingt noch in mir nach.
Ich finde alles gut, wie es am Ende ist. Und wer sagt denn, dass es das Ende ist?

Das Buch und die Autorin, Nataša Dragnić, waren für mich eine Entdeckung. Jedes Wort passt genau an die ihm zugedachte Stelle. Manche Sätze musste ich mehrmals lesen, so grandios sind sie formuliert. Hervorragend! Hier verschaffte mir das Lesen ästhetischen Genuss.

Bewertung vom 23.04.2024
Die Toten vor der Tür
Jensen, Robin D.

Die Toten vor der Tür


ausgezeichnet

Starker Auftakt einer neuen Krimi-Reihe von Robin D. Jensen

Mir hat der Auftakt zu der Reihe „Der Journalist“ von Robin D. Jensen sehr gut gefallen.

Ihm, dem Journalisten Steffen Baumann, wird gleich zu Beginn des Romans eine ermordete Frau vor die Wohnungstür gelegt. Im Folgenden häufen sich die Mordfälle und viele Fragen entstehen, da er die Toten kannte beziehungsweise sie sogar im gleichen Haus wohnten.
Der Journalist Steffen Baumann, der so nah am Geschehen ist, dass er vom Täter scheinbar auserwählt wurde, recherchiert und berichtet für seine Zeitung. Dabei arbeitet er sehr gut mit der Polizei zusammen. Seinem Chef gefällt das nicht. Er möchte eher reißerische Nachrichten in seiner Zeitung haben.

Zum weiteren Geschehen möchte ich nichts preisgeben, da sich jeder selbst ein Bild machen kann.
Das Buch hat sich für mich gut und flüssig gelesen. Es sind allerdings schon einige Gewaltszenen enthalten.
Die Personen sind gut beschrieben und klar gezeichnet, ich kann sie förmlich vor mir sehen. Die Spannung hielt sich für mich bis zum Ende des Buches. Zum Täter hatte ich keine klare Vorstellung, dennoch fügte sich dann alles ins Bild und alle Fragen wurden beantwortet.

Ich kann das Buch reinen Gewissens allen Krimi-Fans als Lesevergnügen empfehlen und freue mich auf die nächste Folge in dieser Reihe.