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Ritja
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Deutschland
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Bücher, Bücher, Bücher...viele Träume und Geschichten, die einem atemlos, traurig, fröhlich oder nachdenklich machen. Sie sind gute und geduldige Begleiter durch das Leben und schaffen Platz für Kreativität und Ruhe. https://buchstabenfestival.blogspot.com/
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Bewertungen

Insgesamt 761 Bewertungen
Bewertung vom 17.09.2023
Turmschatten / Turm-Reihe Bd.1
Grandl, Peter

Turmschatten / Turm-Reihe Bd.1


sehr gut

Das Buch greift mehrere Themen, die auch aktuell diskutiert werden, auf. Zudem provoziert der Autor einen Konflikt mit dem eigenen Gewissen. Darf die Bevölkerung über Tod oder Leben von Menschen entscheiden? Darf man die Hinrichtung als Fernsehsender öffentlich ausstrahlen? Wie weit darf eine Berichterstattung gehen?

Peter Grandl hat den meisten seiner Charaktere zwei Seiten auf den Leib geschrieben. Kaum eine Figur hat nur "böse" Charakterzüge oder ist durchgehend "gut". Dadurch gerät der Lesende immer wieder in Straucheln. Man kann sich kaum auf eine Seite schlagen und eindeutig sagen, welche Figur Recht hat oder nicht. Jedoch fängt man an die Handlungen, die Ansichten und wie die Gesellschaft damit umgeht, zu hinterfragen.

Der Anfang des Buches ist, im Gegensatz zum restlichen Buch, etwas zäh und ausschweifend. Jedoch braucht es die vielen Seiteninformationen, um die Charaktere besser einordnen zu können. Es werden viele Figuren eine Rolle spielen und das Geschehen beeinflussen. Dank des sehr guten Schreibstils des Autors kann man sich schnell durch die Seiten lesen und es lohnt sich dranzubleiben, denn es wird spannend und das Beste kommt zum Schluss.

Bewertung vom 13.09.2023
Doppelpass
Lewinsky, Charles

Doppelpass


sehr gut

Zwei junge Männer aus Guinea landen in der Schweiz. Der eine ist Fußballer und erfolgreich in diesem Sport. Er besitzt Geld, ein Haus und hat eine Schweizer Freundin. Sein Erfolg sichert ihm seinen Aufenthalt in der Schweiz. Der Andere kommt aus dem gleichen Dorf, spielt kein Fußball, besitzt nichts, weil er geflüchtet ist und kennt nur den Fußballer aus dem gemeinsamen Dorf in der Schweiz. Er hat keinen Erfolg, der ihn den Aufenthalt in der Schweiz sichert.

Charles Lewinskys Schreibstil hat mich an Martin Suter erinnert. Wunderbar angenehm und leicht zu lesen mit einem bissigen, schwarzen Humor, immer wieder den Finger in die Wunde legend und den Menschen den Spiegel vorhaltend.

Er beschreibt das Leben der zwei jungen Männer und wie sie von den Schweizer:innen wahrgenommen werden. Er erzählt davon, wie Tom und Mike behandelt werden und wie viel Unterstützung (oder auch nicht) sie erfahren. Die Charaktere neben Tom und Mike kennt man. Zumindest hat man das Gefühl, dass hier Charaktere beschrieben werden, die man aus den Medien kennt. Der Autor zeigt die Gesichter hinter den Masken und blickt hinter die schöne heile Schweizer Alpenfassade. Obwohl es hier um einen Fußballer geht, steht nicht der Fußball an sich im Vordergrund, sondern der Blick, wie unterschiedlich Menschen wahrgenommen werden.

Das Buch unterhält, da der schwarze Humor einiges auffängt, aber man kommt immer mehr ins Nachdenken und Überdenken. Es wird nicht mein letztes Buch von Charles Lewinsky sein.

Bewertung vom 04.09.2023
Schiffe versenken / Erdmännchen Ray & Rufus Bd.8
Matthies, Moritz

Schiffe versenken / Erdmännchen Ray & Rufus Bd.8


sehr gut

Der letzte Fall "Der Wald ruft" war leider kein Highlight und fast schon hatte man die Angst, dass dem Autor nichts mehr einfällt. Doch "Schiffe versenken" reißt wieder das Ruder rum und nun gehts volle Kraft voraus.

Rufus schnallt sich wieder den Klettgürtel um den pelzigen Bauch und bringt seine Utensilien in Position und Ray klärt mit dem Ermittler Phil die Sachlage und dann kann es schon losgehen. Endlich wieder ein Fall, der so herrlich absurd und durchgeknallt ist, dass es richtig Spaß macht, der Geschichte zu folgen. Es gibt keine Pause oder Längen, die man überbrücken muss, dafür sorgen die Erdmännchen und Christoph Maria Herbst.

Christoph Maria Herbst ist wieder der Sprecher der Geschichte und er gibt den Erdmännchen, den Damen und Herren auf dem Schiff und der gesamten Geschichte den perfekten Sound. Ich hatte das Gefühl, dass es auch für den Sprecher ein Schmankerl war, mal wieder auf einem Kreuzfahrtschiff zu sein. Ich musste immer an seine Geschichte "Ein Traum von einem Schiff" denken (lohnt sich auch anzuhören).

Ein herrlich absurder und unterhaltsamer Krimi, der wieder richtig Spaß gemacht. Da freut man sich auf den nächsten Fall.

Bewertung vom 04.09.2023
UNFOLLOW!
Schink, Nena

UNFOLLOW!


gut

Wie abhängig macht Instagram? Und ab wann gilt man als "Gefangener" dieser App? Was macht es mit unserer Seele und unserem Blick auf uns selbst? Haben wirklich die Anderen ein besseres, schöneres, leichteres Leben als man selbst? Wieviel von den Posts und Reels ist echt und authentisch? Wer sind die Personen hinter den Profilen?

Die Autorin versucht etwas Licht ins Dunkel zu bringen und zeigt die Probleme von Social Media und Instagram im Besonderen auf. Lohnt es sich, seine Zeit mit dem Folgen und Beobachten der Profile Anderer zu vergeuden?

Nena Schink teilt ihr Buch in drei große Abschnitte ein. Für mich war der erste Part der Interessanteste , da sie hier von ihren eigenen Erfahrungen spricht. Auch der zweite Part war gut, zeigt er doch wie das Influencerleben so sein kann. Ein Leben auf dem Präsentierteller ohne persönliche Freiheit und stets mit dem Druck im Nacken Content liefern zu müssen. Keine Pause, kein Treibenlassen und Nichtsdokumentieren, keine Feier, keine Urlaube ohne Fotos, die dann noch aufgehübscht werden müssen. Neben den Einnahmen erhalten die Influencer:innen dann noch gratis Sprüche, Kommentare, Beleidigungen und Hass dazu und auf die, sind die wenigsten Influencer:innen vorbereitet. Der dritte Part war die Suche nach der perfekten Instagram-Lösung. Diesen Teil habe ich nur überflogen, weil er mich leider gar nicht angesprochen hat.

Insgesamt ist es ein subjektives Buch mit ein paar wenigen harten Fakten. Der Blick auf die InstaWelt ist eher oberflächlich gehalten. Die Autorin versucht einen kleinen Einblick in die Welt der Influencer:innen auf Instagram zu geben und aufzuzeigen, welche Auswirkungen und welchen Einfluss die bearbeiteten Bilder und die Influencer:innen auf die Menschen, die sie häufig nicht persönlich kennen, haben.

Am Ende stellt sich mal wieder die Frage: Braucht man diese Influencer:innen in und für sein eigenes Leben? Wohl eher nicht.

Bewertung vom 04.09.2023
Das Feuer im Bootshaus / August Strindberg Bd.2
Ohlsson, Kristina

Das Feuer im Bootshaus / August Strindberg Bd.2


gut

Ich mochte die Krimireihe um Alex Recht und Fredrika Bergman von der Autorin recht gern und freute mich deshalb auf diese neue Serie. Der erste Band hatte etwas geschwächelt, aber die Protagonisten hatten Potential. Jetzt ist der zweite Band der Reihe erschienen und er ließ mich nach der Lektüre etwas ernüchtert zurück.

Es sind knapp 600 Seiten und erzählt wird leider für diese Anzahl an Seiten zu wenig. Für mich waren etliche Passagen zu langatmig und ausschweifend. Zwar wurden die Protagonisten gut beschrieben, so dass man sich schnell in die Geschichte einfühlen konnte, aber sie waren leider für mich zu blaß. Es kam über die 600 Seiten kaum eine Spannung auf, die sich bis zur letzten Seiten halten konnte. Vieles wurde „zerredet“ und das Tempo war zu langsam, um noch einmal so richtig an Fahrt aufnehmen zu können. Obwohl ich den Schreibstil von Kristina Ohlsson sehr mag (und nur dieser mich durchhalten ließ), wird wohl diese Serie für mich kein würdiger Nachfolger für Recht & Bergman werden. Leider.

Bewertung vom 04.09.2023
Mattanza
Fabiano, Germana

Mattanza


ausgezeichnet

Germana Fabiano hat hier eine Geschichte geschrieben, die man nicht so einfach beiseite legen kann. Sie erzählt von der Insel Katria, der Traditionen rund um die Mattanza, den Aberglauben der Menschen und dem nicht mehr zu verhindernden Wandel.

Auf nur knapp 200 Seiten schafft sie es, dass man von Zuversicht in Trostlosigkeit, von Hoffnung in Trauer und Verzweiflung und von der Tradition und Gewohnheit in den Wandel rutscht. Ihre Protagonisten sind alle etwas sperrig, distanziert und schwer zu greifen. Der Lesende bleibt bei dieser Geschichte außen vor und darf nur zuschauen, wie das Dorf um seine Existenz kämpft. Eine große Rolle spielt dabei der Thunfischfang, die Mattanza und der Raìs, der den Ablauf der Mattanza bestimmt und eine respektierte Person auf der Insel ist.

Jahrhundertelang war der Raìs ein Mann und die Tradition verlangt einen männlichen Nachkommen. Doch es wird ein Mädchen geboren. Der alte Raìs setzt den ersten Bruch mit der Tradition durch und trainiert und erzieht das Mädchen zum nächsten Raìs.

Der Thunfischfang wird sehr detailliert (inkl. einer Zeichnung) beschrieben und hinterlässt ein mulmiges Gefühl. Einerseits ist es ein grausames Vorgehen gegen diese Tiere, aber andererseits leben die Inselbewohner nur von diesem Tieren. Doch genau diese Grundlage wird den Bewohnern durch die Globalisierung immer mehr entzogen.

Zusätzlich müssen sich die Bewohner mit den zunehmenden Tourismus und den Bootsflüchtlingen auseinandersetzen. Die Menschen kommen an ihre Grenzen, sind überfordert, fühlen sich hilf- und machtlos gegenüber den vielen Flüchtlinge und den Touristen und sie fürchten ihre Insel zu verlieren.

Es ist eine packende und traurige Geschichte, die den Lesenden nachdenklich zurücklässt. Eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 09.08.2023
Bullenbrüder: Tote haben keine Ferien
Rath, Hans;Rai, Edgar

Bullenbrüder: Tote haben keine Ferien


sehr gut

Ein Hoch auf alle tollen Hörbuchsprecher*innen. Ganz oben auf meiner Favoritenliste steht Christoph Maria Herbst. Aus meiner Sicht kann kaum ein anderer Sprecher die Charaktere so herrlich herausarbeiten wie er. Dabei ist es egal, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt.

Frau Böck, die stets und ständig kaugummikauend auftritt, ist das beste Beispiel. Ich bekomme direkt Kopfkino, wenn das erste Schmatzgeräusch von Christoph Maria Herbst in mein Ohr dringt. Aber auch die anderen Charaktere mit ihren spezifischen Geräuschen und Stimmlagen sind ein großer Spaß.

Die Mutter mit ihrem neuen Liebhaber und der wiederentdeckten Liebe zum (Nackt-)Protest, der Bruder, der als Bodyguard angeheuert wird und die lieben Kolleg*innen, die Holger das Lebenn schwer machen und dann kam noch ein Mord oder zwei? Man muss zugeben, dass der Mord eher Nebensache ist, da die Geschichte von dem Humor, den Dialogen und abstrusen Begegbenheiten lebt, aber es lohnt sich bei den Ermittlungen dranzubleiben.

Es ist ein Hörspaß für alle, die Ironie und bissige Dialoge mögen.

Bewertung vom 09.08.2023
Der Report der Magd
Atwood, Margaret

Der Report der Magd


sehr gut

Vorweg, ich bin kein großer Fan von Dystopien, aber diese hier hat mich fesseln können. Vera Teltz hat die Geschichte sehr gut gelesen. Sie hat es geschafft, dass man sich mittendrin und stets an der Seite von Desfred fühlte. Die Geschichte ist beklemmend und teilweise unangenehm zu verfolgen. Erschreckenderweise tauchen immer wieder Passagen auf, die man leider heute so in der Zeitung als aktuelles Geschehen lesen kann.

Die Autorin lässt den Zuhörenden wenig Raum für Glück, Liebe und Selbstverwirklichung. Sie schnürt ein dunkles Paket und nur Desfred, die sich innerlich dagegen wehrt in diesem dunklen Raum zu bleiben, bietet die Hoffnung, die der Zuhörende manchmal als Verschnaufpause braucht.

Die Romanrealität ist hart, der Lesenden bzw. Hörende wird mit einem religiösen Eifer, der totalen Überwachung, Hinrichtungen von Andersdenkenden und Vergewaltigungen von Frauen konfrontiert. Mir war es ab und an zu viel und ich musste eine Pause einlegen. Wer über ein starkes Kopfkino verfügt, könnte hier an seine Grenzen kommen. Viele einzelne Begebenheiten gibt es auch in der heutigen Zeit (wieder) und dies macht die Geschichte so greifbar und erschreckend zu gleich.

Bewertung vom 09.08.2023
Sekunden der Gnade
Lehane, Dennis

Sekunden der Gnade


ausgezeichnet

Dennis Lehane packt ein Thema an, welches im Jahr 1974 spielt. Die Begebenheiten könnten jedoch auch teilweise aus der heutigen Zeit sein.

Mary Pat verliert ihre Tochter Jules und stößt bei ihrer Suche nach der Wahrheit auf eine Mauer des Schweigens. In ihrem Viertel herrschen Armut, Gewalt und Drogen. Es fehlt den Menschen in diesem Viertel an Perspektiven, an Bildung und der Glaube an den Staat. Der geplante Bustransfer zwsichen den weißen und schwarzen Schüler:innen sorgt für eine Welle der Empörung und der Wut. Proteste werden laut und die Stimmung kocht hoch.Die Staatsgewalt schaut derweil zu. Mary Pat interessiert der Bustransfer nicht (mehr). Sie sucht den Schuldigen und nimmt die Suche ohne die Hilfe der Polizei auf. Ihre Methoden sind hart und skrupellos. Sie greift durch und teilt aus. Ihre Art der Problemlösung entspricht nicht meinen Ansichten, aber ich kann ihre Handlungen teilweise nachvollziehen.

Der Autor schafft eine Atmosphäre, die den Lesenden einfängt und mitzieht. Er lässt seinen Charakteren freien Lauf und zeichnet damit ein realistisches und erschreckendes Bild von der amerikanischen Gesellschaft. Er zeigt auf, was passiert, wenn Menschen sich nicht mehr verstanden fühlen und das Gefühl haben, alles zu verlieren, was ihnen wichtig ist.

Es war mein erstes Buch von Dennis Lehane, aber sicherlich nicht das letzte Buch von ihm, was ich lesen werde. Sein Schreibtsil ist fesselnd, klar und sehr direkt. Die Geschichte wühlt auf und lässt den Lesenden nachdenklich zurück.

Bewertung vom 16.07.2023
One of the Girls
Clarke, Lucy

One of the Girls


gut

Vorweg: Es ist kein Thriller oder eine spannungsgeladene Geschichte. Es war, für mich, ein Roman mit einer Leiche, sechs Frauen und deren Geschichten und sehr viel Alkohol.

Die Geschichte liest sich gut und schnell weg. Die sechs Frauen reisen auf eine griechische Insel, um den Junggesellinnenabschied zu feiern. Bei solchen Anlässen wird getrunken, viel getrunken, aber eben einen Tag oder eine Nacht. Hier floss leider immer der Alkohol über mehrere Tage und wenn man den Geschichten der Frauen folgt, dann ist dies wohl Alltag für sie. Diese ständige Betonung des Alkohols empfand ich beim Lesen als recht störend und unangebracht. Davon abgesehen, erinnerten mich die sechs Frauen an eine Gruppe, die nicht wirklich zusammenpassen, aber das Gefühl hatten, zusammen sein zu müssen.

Sie sind nicht geschlossen, nicht wirklich miteinander befreundet und kennen sich scheinbar auch nicht wirklich. So gibt es innerhalb der Geschichte immer wieder Auseinandersetzungen und Verletzungen, die ausgerechnet beim Junggesellinnnenabschied ausgetragen werden müssen. Trotz der Reibereien zwischen den Frauen konnte sich keine Spannung aufbauen und auf den finalen Knall musste man tatsächlich bis zum Schluss warten.

Mich konnte die Geschichte nur bedingt einfangen. Die Charaktere waren mir teilweise zu oberflächlich, ihr Verhalten (für ihr Alter) zu kindisch und unreif. Nur die vielen kleinen Verwicklungen und Verstrickungen fand ich gut und auch interessant, aber leider reicht dies nicht aus, um eine Spannung, die bis zum Schluss durchhält, aufzubauen.