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Lesegenuss
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Freiburg

Bewertungen

Insgesamt 69 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2022
Hinter dem hellen Schein / Schloss Liebenberg Bd.1
Caspian, Hanna

Hinter dem hellen Schein / Schloss Liebenberg Bd.1


ausgezeichnet

Handlungsort ist Schloss Liebenberg in Brandenburg. Der Handlungszeitraum ist von Ende August 1906 bis Anfang Juni 1907. Zu dem Zeitpunkt herrschte über das Kaiserreich Kaiser Wilhelm II. Wie bekannt wird er der letzte deutsche Kaiser sein. Dieser war ein guter Freund des Hausherrn, Fürst zu Eulenburg und Hertefeld. Als enger Vertrauter des Kaisers spielte er eine gewichtige Rolle beim Sturz des Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck. Im Laufe der Handlung kommen noch etliche politische Figuren mit ins Spiel. Was sich alles genau abspielte und inwiefern der Journalist Maximilian Harden dazu beitrug, dass er den größten Polit-Sex-Skandal im Deutschen Kaiserreich publik machte, ist gut in der Handlung nachvollziehbar. - Harden-Eulenburg-Affäre -
Auch wenn es den Anschein hat, dass die maßgeblichen Protagonisten die "hohen" Herrschaften" im Roman sind, wird eines besseren belehrt. Die Autorin setzt hier die damaligen Bediensteten in die erste Reihe. Sie lenkt den Blick auf diese Personen, um aufzuzeigen, wie deren Leben sich tagtäglich abspielte. Die Dienerschaft war es, die tagtäglich den Luxus vor Augen hatte, während sie hart arbeiten musste. Nicht nur dass, sie waren auch den Launen der Herrschaften ausgesetzt. Für all die Arbeit, die geleistet wurde, erhielten sie einen geringen Lohn. Fehler wurden bestraft. Frauen waren in manch männlichen Augen eine Art "Freiwild".
Die junge Adelheit, Tochter eines armen Tagelöhners, sollte von nun an auf dem Schloss arbeiten. Und das auch noch gleich als Stubenmädchen. Das rief natürlich Neider hervor. Doch für Adelheid war es ein Segen. Konnte sie doch mit ihrem Lohn das darbe Leben ihrer Familie unterstützen. Von der Person Adelheid bekommt man schon von Anfang an ein klares Bild. Auch ihre weitere Darstellung lässt erkennen, wie wißbegierig sie ist und vor allem immer fleißig. Was aber mit ihrer Angst zu tun hat, ihre Stellung zu verlieren. Denn das hieß wieder für ihre Familie bitterste Armut.
"Hinter dem hellen Schein" isat der erste Band zur Schloß Liebenberg Reihe aus der Feder von Hanna Caspian. Ein historischer Roman, deren Hintergrundthema geschichtlich nachweisbar ist. Da der Klappentext doch sehr informativ geschrieben ist, gehe ich nicht weiter auf den Inhalt so ein. Der mir bekannte Schreibstil der Autorin durch die Gut Greifenau Saga ist flüssig und wie immer gut zu lesen. Von den einzelnen wichtigen Cahrakteren der Bediensteten erhält man einen klaren Blick auf deren Sichtweise. Im Prinzip auch auf das Hin und Her zwischen der Herrschaft und den Bediensteten. So ergibt sich ein abgerundetes Gesamtbild. Natürlich fragt man sich, warum ausgerechnet Adelheid die Stelle als Stubenmädchen erhielt. Doch dann wird sie durch eine Intrige zum Hausmädchen herabgestuft. Das ist nur gut so, denn sie wird sich in Zukunft mit Hedda ein Zimmer teilen. Diese ist natürlich sehr froh darüber. Die beiden freunden sich mit der Zeit an und Hedda erzählt Adelheid von ihrem Traum, nach Amerika auszuwandern. Dafür spart sie jeden Pfennig.
Es gibt dann da diesen ekeligen obersten Haushofmeister, Herr Opitz. Er belästigte die Frauen. Eine weitere wichtige Charaktere ist Viktor Novak, der Erste Diener. Seine Geschichte, was für ein Geheimnis ihn umgab, bringt einen weiteren Schub in die Handlung.
Auf die Familie Eulenberg näher einzugehen, spare ich aus.
"Hinter dem hellen Schein" habe ich mit Interesse gelesen. Es zeigt uns doch, in welch moderner und angenehmer Zeit wir leben.

Bewertung vom 20.09.2022
Das Verschwinden der Sterne
Harmel, Kristin

Das Verschwinden der Sterne


ausgezeichnet

Der Wald kümmert sich um die Seinen
Es beginnt in Berlin im Jahr 1922. Dort entführt die zweiundachtzigjährige Jerusza aus der Wohnung der Jüttners das knapp zweijährige Mädchen Inge. Einen Tag später war der zweite Geburtstag von Inge. Das Mädchen hatte ein Muttermal in Form einer Taube auf der Innenseite des linken Handgelenks. Jerusza wusste, dass das Kind nicht bei den Eltern bleiben durfte. Genauso wie sie schon immer Dinge gewusst hatte, die andere Leute nicht wussten. Jerusza war die Letzte einer seit Jahrhunderten existierenden Linie. Sie lebte weit ab im Wald, mit und von der Natur. Ihre Gabe hatte ihr gezeigt, dass dunkle Wolken aufzogen und Unheil verkündeten. Für Jerusza war es Gott, der sie heute hierher geführt hatte, Verantwortung zu übernehmen für das Schicksal eines Kindes, und vielleicht auch ein Stück der Welt zu verändern. Jeruszas Gabe hatte ihr auch das eigene Todesdatum gesagt und so blieben ihr noch gut zwanzig Jahre, um das Kind zu lehren. Und nun verschwanden beide in der Tiefe des Waldes in die Wildnis Osteuropas.
Aus Inge wurde Jona/Yona, das war der hebräische Rufname für Taube - siehe Muttermal.
Romane aus der Feder von Kristin Harmel sind immer wieder etwas besonderes und lesenswert, gerade wenn es um die Zeit des Zweiten Weltkriegs geht. Ihr ausführliches Nachwort zeigt noch einmal auf, welche Greueltaten ausgeübt wurden. Und dann gab es da die Menschen, die wie ihr Zeitzeuge im Herzen des Nalibocka-Waldes eine Gemeinschaft aufbauten und überlebten. Die intensive Recherche, die Begegnung mit Zeitzeuge und auch Interviews der Autorin ergeben ein klares Bild um das Überleben jüdischer Flüchtlinge. Der Nalibocka-Wald ist es auch, in dem Jona ihre Rolle spielt.
Jerusza lehrt Jona alles, was sie wissen muss, um im Wald zu überleben. Sie gibt ihr Bücher, lehrt sie das Lesen und gleichzeitig auch noch etliche Sprachen. Wieder und wieder lernt Jona nicht zu lange an einem Ort zu verweilen. Diese Lebensweise schildert Harmel so klar und bildlich, dass man sich direkt vor Ort fühlt. Man spürt die Kälte des Winters, mit jedem Schritt, den du gehst-liest, senkt sich dein Fußabdruck in den Waldboden. Das könnte ich jetzt endlos aufführen.
Am Ende von Jeruszas Leben erfährt Jona ihre wahre Identität. Doch immer wieder hatten gewisse Erinnerungen im Unterbewusstsein ihr ein Bild von früher gezeigt. Und dann wird Jona selbst mit den Gräueltaten gegenüber den Juden konfrontiert. Dies geschieht in einer absoluten Härte, welche mir sehr nahe gegangen sind. Auch dass sie dabei ihren leiblichen Vater kennenlernt, ändert nichts.

Diese besondere Gabe, die Jerusza besass, war mit ihr gestorben. Jerusza besass keine eigenen Kinder. Doch sie hatte Jona so herangezogen, weil sie wusste, dass das Kind etwas Besonderes war, die die zu etwas Großartigem bestimmt war.
Die Geschichte um das Überleben, der Hilfe von Jona - man muss diesen Roman lesen, um zu verstehen, was uns die Autorin erneut aufzeigen will:
"Lasst uns die Vergangenheit nicht vergessen."
Aus meiner Sicht ist der Roman "Das Verschwinden der Sterne" der bislang stärkste Roman von Kristin Harmel. Wenn du dich am Anfang fragst, warum entführt Jerusza das Kind, dann erhältst du die Anwort, wenn du diese Geschichte liest.
Vergiss nie, dass die Wahrheit immer in dir selbst liegt.

Bewertung vom 13.09.2022
Du in meiner Nähe / Firefly Creek Bd.3
Kaliner, Lilian

Du in meiner Nähe / Firefly Creek Bd.3


ausgezeichnet

Mit dem Roman "Du in meiner Nähe" geht es erneut nach Australien auf die Firefly Creek Farm. Es ist der dritte Band aus der Reihe. Hier geht es um Erin, die nebenan auf der Elderberry Farm lebt und diese mit den Eltern bewirtschaftet. John Bennett ist ihr bester Freund. Erin behauptet von sich, sie schafft alles allein. Als sie für ein neues Projekt ein Darlehn aufnimmt, gerät sie in die "Fänge" des Bankers Will. Dieser macht ihr schöne Augen, mit Hintergedanken, woraus sie sich einlässst. Was niemand weiß, er arbeitet mit dem großen Farmer Richard zusammen, Erzfeind von Harry Bennett.
Dann stirbt Erins Vater ganz plötzlich und sie muss feststellen, dass die Farm hoch verschuldet ist. Ein Feuer vernichtet zudem die gerade neu erbaute Scheune. Die Bennetts stehen ihr bei. Man hilft sich, Zusammenhalt ist das Zauberwort. Nur so kann die Gemeinschaft überleben. Auch Ethan, den man aus Band 1 kennt, entwickelt einen Plan. Außerdem macht er den Vorschlag zu einer Kooperative. Dass er die Machenschaften von Will aufdeckt und somit Erin hilft, ist klar. John, dem die Freundschaft mit Erin wertvoll ist, zeigt nun endlich mal seine Eifersucht. Also steckt mehr dahinter als "nur" Freundschaft"? Doch kann er sich wirklich öffnen?
Dies ist nur ein kurzer Blick in die Handlung. Erzählt wird sie aus der Perspektive von Erin und John. Altbekannte Gesichter aus den beiden Vorbänden spielen natürlich auch so ihre Rolle. So wie Harry, der Vater der Bennett Söhne. Und die Tierärztin zeigt wieder wie clever sie ist.
Diese Geschichte zu lesen war erneut purer Genuß. Es ist eine Geschichte, romantisch, aber auch spannend. Mehr denn je stellt sich die Frage, was war zwischen Harry und Richard vor gut zwanzig Jahren vorgefallen.
Zitat S. 334 "Wenn du sie anfasst, bringen du und ich zu Ende, was wir vor über zwanzig Jahren angefangen haben", knurrte Harry. Oft genug hatte John seinen Vater wütend erlebt, doch der Blick in den Augen seines Vaters jagte ihm einen Schauer über den Rücken.
Da es noch zwei weitere Bennett Brüder gibt, folgen hier logisch noch Band 4 und 5. Da wird der Leser und nicht nur der, sicherlich Antwort auf die Frage erhalten. Also, wenn ihr Australien liebt, machte eure Lesereise mit den Bennetts auf Firefly Creek.
Erin und John, die beiden erinnern mich an das Lied von Klaus Lage "Tausend Mal berührt, tausend Mal ist nix passiert ..." ☺

Bewertung vom 03.09.2022
Mademoiselle Oppenheim - Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst
König, Mina

Mademoiselle Oppenheim - Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst


ausgezeichnet

"Adieu, Itscheli! Jetzt ist es Zeit, deinem großen Traum entgegenzugehen! Und denk dran: Aus Stolpersteinen können Kunstwerke werden!", rief sie. ◄
Das waren die Worte von Meret Oppenheims Großmutter, die diese ihr zum Abschied auf dem Bahnhof zurief. Im Mai 1932 fährt Meret Oppenheim mit ihrer Freundin Irene im Zug nach Paris, der Stadt der Kunst. Dort hoffte sie auf den Durchbruch als Künstlerin. Sie folgte ihrem Herz, das nach Freiheit rief.
Das Buch hat ein sehr ansprechendes Cover. Die Farbgestaltung ist harmonisch. Ein Atelier mit Bick aus dem Fenster auf den Eiffelturm. Über der Stadt liegt eine leichte Dunstwolke. Eine große schlanke Frau, die nachdenklich im Raum steht, neben der Staffelei. Auch die gewählte Schrift im Titel für "Mademoiselle Oppenheim" fällt gleich ins Auge. Perfekt!
Der Roman über die Künstlerin Meret Oppenheim versetzt den Leser um gut 100 Jahre zurück ins 20. Jahrhundert. Eine Zeitreise, in der man auf viele Künstler trifft, wie z. B. Pablo Picasso. In ihrem Stammcafe trifft Meret sich oft mit ihren Künstlerkollegen. Und wie so oft sitzt dort allein an einem Tisch vor seinem Schachbrett Monsieur Duchamp. An einem Tag kommen sie ins Gespräch.
Zitat S. 115
"... Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf, Meret Oppenheim. Werden Sie kein Herdentier." ... "Machen Sie immer das, was von hier drinnen kommt." Er klopft sich auf die Brust. "Nur so wird es gut."
Was weiß man über die Künstlerin Meret Oppenheim, über die der Verlag schreibt, dass dieser Roman über eine der schillerndsten Künstlerinnen des 20. Jahrhundert handelt. Die Autorin schreibt im Nachsatz, dass sie zu der Protagonistin sehr intensiv recherchiert hat. Je länger sie sich mit der Person befasste, um so vertrauter wurde sie ihr.
Fakt ist, dass Meret eine Liason mit Max Ernst hatte, bis sie sich schließlich von ihm löst. Er nahm ihr die Luft zum Atmen, für die Kunst. Marcel Duchamp entwickelt sich für Meret zu einer wichtigen Person. Auf wenn er hier im Roman mehr im Hintergrund auftritt, zeigt sich durch das wenige seine beeindruckende Persönlichkeit.
Den Werdegang der Zeit in Paris von Meret mit zu verfolgen, dem Leben, dem Schaffen ihrer Kunst, zeigt eine interessante Künstlerin, die ich kennen lernen durfte. Dass sie ihren Weg verfolgt, der auch Stolpersteine aufweist und sich wieder aufrichtet, zeigt ihre innere Stärke. Diese Kraft zieht sie u. a. aus der Liebe und der Unterstützung ihrer Großmutter. Diese selbst ist Künstlerin und glaubte an Meret.
Meret Oppenheim - sie lebte für die Kunst und liebte das Leben.

Bewertung vom 20.08.2022
Mein Herz in Alaska
Sonntag, Kerstin

Mein Herz in Alaska


ausgezeichnet

Die Handlung spielt in Alaska in einem kleine Ort, Tikatna.
Hier wird Ivy Culver nach ihrem Zusammenbruch auf Anraten ihres Arztes und guten Freund, Daniel Hollister, in der Lodge seiner Schwester eine Auszeit von ihrem bisherigen Leben nehmen. Der Zusammenbruch, den sie erlitten hatte, sei ein Weckruf gewesen und sie müsse dringend ihr Leben ändern. Ihr Leben, welches sich vor sechs Jahren in dieser verhängnisvollen Nacht so rapide verändert hatte. Sie hatte nicht nur äußerliche Narben davongetragen, die inneren wogen weit schwerer auf. Die dunklen Dämonen kamen des Nachts. Damals hatte sie den Sprung gewagt und sich ihr eigenes Unternehmen aufgebaut. Sie liebte es, alte Häuser oder auch verlassene aufzufinden, sich ihrer anzunehmen, und nach erfolgreichem Umbau und Restaurierung dann wieder zu verkaufen.
Ihre erste Begegnung mit dem weiteren Protagonisten, Jack, macht sie, als dieser Ivy mit dem Kleinflugzeug abholt und zu Elin bringt. Die Frauen verstehen sich von Beginn an.
So wie Ivy eine Vergangenheit als Last mit sich herumtrug, ergeht es auch Jack. Vor Jahren verlor er seine Frau, seine Tochter Harper ihre Mutter. Noch immer hatte man ihren Leichnam nicht gefunden.
Durch Zufall stößt Ivy auf das alte Goldgräberhaus und findet sofort daran Gefallen. Sie will es kaufen und ihm neues Leben geben. Doch so einfach ist das nicht, dort in Tikatna, um dort in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Neuen stehen die Bewohner skeptisch gegenüber.
Doch mit der Zeit wächst nicht nur Ivys Liebe zu diesem Ort, sondern auch ihre Einstellung gegenüber Jack ändert sich positiv. Trotz aller Vorbehalte und Abwehr seinerseits.
Werden sie stark genug sein, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und bereit sein für einen Neubeginn?
"Mein Herz in Alaska" ist so wunderbar geschrieben, dass man meint, direkt vor Ort ein Teil der Geschichte zu sein. Die Sprache ist bildhaft und angenehm, so dass die Geschichte sich sehr gut und flüssig lesen lässt. Obwohl Jack und Ivy die beiden maßgeblichen Protagonisten sind, da gibt es noch einige Menschen, die auch für die Geschichte wichtig sind.
Die bildhafte Beschreibung, der Gegend, die Atmosphäre hat mir sehr gut gefallen. Es ist fast so, als könnte man den Fluß rauschen hören, jeden Schritt auf dem Waldboden spüren und den Geruch des Waldes einatmen. Aber nicht nur das. ♥
Die Geschichte hat mich schon nach wenigen Seiten in ihren Bann gezogen und ich habe die Lesezeit mehr als genossen. Bitte mehr davon, liebe Autorin!
Meine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.08.2022
Cornwall-Träume im kleinen Katzencafé
Lind, Christiane; Lindon, Cara

Cornwall-Träume im kleinen Katzencafé


ausgezeichnet

Die Sehnsucht nach Cornwall ist groß
Romane aus der Feder von Cara Lindon/Christiane Lind lese ich sehr gern. Vor allem, wenn die Handlung, wie hier, in Cornwall spielt ☺ Die Protagonistin Holly ist vor einigen Jahren nach New York gezogen, wo sie als angesehene Architektin in einem Büro arbeitet. Heute war ein besonderer Tag, von dem sie sich viel versprach. Partnerin in dem Büro zu werden. Doch die Chefs hatten Dylan auserwählt. In Hollys Augen war dieser ein Schmarotzer. Sie hätte die Beförderung verdient und nicht er. Man sagte ihr, im nächsten Jahr gebe es eine neue Chance. Sie fühlt sich nicht wertgeschätzt und kündigt. Mit Anfang 30 einen Neuanfang wagen, in ihrem Job, nun es würde nicht leicht werden. Ihr Partner, Christopher, hat kein Verständnis für ihre Entscheidung. Und so trennt sie sich von ihm.
Einige Wochen waren vergangen. Holly war noch immer ohne Job. Da erhält sie Post aus Porthlynn, dem Ort, wo ihre geliebte Großmutter Linda lebt. Nun war diese verstorben und nach der Beerdigung sollte sie sich beim ansässigen Anwalt melden bezüglich des Testaments. Niemals hatte Holly damit gerechnet, was der größte Wunsch von Linda war. Sie würde das Cottage erben, Bedingung das angefangene Projekt Katzencafé zu vollenden. Dass sie vor Ort ausgerechnet mit Nicholas zu tun hat, der ihre Großmutter tatkräftig bei diesem unterstützt hatte, birgt Probleme. Das hat mit der Vergangenheit zu tun. Die Spannung zwischen beiden ist spürbar und dennoch hegen sie Gefühle füreinander. So manches Mal fliegen die Fetzen.
Die jeweiligen Charaktere sind der Autorin gut gelungen. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Auch das Cover wieder einmal perfekt gestaltet, so dass die Sehnsucht nach Cornwall wächst.
Die Autorin schafft es immer wieder mit ihren Beschreibungen der Landschaft, der Orte als auch der Menschen , dass man sich direkt in die Geschichte hineinversetzen kann. Es weckt die Fernlust, die Sehnsucht nach Urlaub, nach Cornwall.
Und natürlich die Neugier auf die Folgebände. Meine Leseempfehlung.

Bewertung vom 14.07.2022
Die goldene Stunde
Williams, Beatriz

Die goldene Stunde


sehr gut

Historische, romantische Familiensaga um zwei bemerkenswerten Frauen
Der neue Roman von der Autorin Beatriz Williams spielt sich auf zwei Zeitebenen ab, wobei jeweils eine Frau im Mittelpunkt steht. Beginnend mit Lulu, Mrs. Randolph, die Anfang der 40iger Jahre des 20. Jahrhunderts für das Magazin ihres Vaters, das Metropolitan Magazines, auf die Bahamas geschickt wird. Dort soll sie hauptsächlich über die High Society, vor allem über den Herzog und die Herzogin von Windsor berichten. Schon auf dem Flug dorthin macht sie die Bekanntschaft mit einem Engländer, der ihr in einer misslichen Lage hilft. Es dauert nicht lange, und sie trifft ihn wieder.
Es wird immer wieder in Abschnitten das Leben des Herzogs und der Herzogin geschrieben. Er, der als König abdankte, nur um seine Liebe Wallis, der zweimal geschiedenen Amerikanerin, zu heiraten. Nun war er als königlicher Gouverneur auf den Bahamas tätig. Zuvor hatte man ihm schon unterstellt, mit den Nazis zu kooperieren.
Nachdem Lulu nunmehr Fuß in der Gesellschaft gefasst hatte, dank dem Engländer, benutzt die Herzogin sie dazu, ihr nach außen hin schlechtes Bild gerade zu rücken.
Die Beziehung zum Engländer Benedict Thorpe baut sich langsam auf. Anfang 1900 in der Schweiz. Dort ist Elfriede von Kleist bereits seit zwei Jahren in einem Sanatorium, nachdem sie dort aufgrund ihrer Depressionen nach der Geburt ihres Sohnes Johannes untergebracht war. Nun kümmerte sich das Kindermädchen Charlotte schon so lange um ihn. Dort in der Schweiz lernt Elfriede Wilfried, den Engländer kennen. Sie sind wie Seelenverwandte. Die Ereignisse daheim im Westfälischen rufen Elfriede zurück.
Ich lese Romane der Autorin sehr gern und war bis dahin der Meinung, ihren Schreibstil zu kennen. Hier war es ein etwas holpriger Start, denn der Aufbau der Geschichte hat sich etwas schwer getan, um in einen Lesefluss zu kommen. Die Autorin wechselt sprunghaft von Ereignissen auf den Bahamas, der Protagonistin, um das Leben und den Windsors hin zu Elfriede und den dortigen Geschehnissen. Auf die gehe ich hier nicht näher ein. Was alles sich um Lulu und den Windsors drehte, mehr als geheimnisvoll! Genauso wie der Mann Thorpe!
Zwei Geschichten miteinander zu verbinden, in diesem Fall Mutter und Sohn. Hier im Roman bekommt man als Leser noch einmal die Möglichkeit einen anderen Blick auf das Drumherum um die Windsors zu erhalten. Mein Eindruck letztendlich zu Wallis Simpson hat sich nicht geändert durch diese Geschichte. Für mich eine Frau, in deren Händen der Herzog Wachs war.
Und wenn man sich das heutige englische Königshaus anschaut, findet sich dort eine Parallele. Meine Meinung!
Das Ende ist jedoch sehr überraschend. Damit hatte ich so gar nicht gerechnet. Wer diesen Roman lesen möchte, am Anfang etwas Geduld mitbringen. Je mehr man liest, umso klarer und verständlicher wird es, wie alles miteinander verbunden ist.

Bewertung vom 28.06.2022
Morgen werden wir glücklich sein
Korte, Lea

Morgen werden wir glücklich sein


ausgezeichnet

"Man hat immer eine Wahl." Eine tiefe, gefühlvolle Geschichte.
Die Handlung beginnt in der Gegenwart. Malou, die Enkelin von Marie, versucht verzweifelt ein Gespräch mit Josephine, Enkelin von Geneviève, zu führen. Ihre Großmutter möchte eine alte Geschichte aus dem Weg räumen, ausklären, sich entschuldigen. Etwas was vor über siebzig Jahren geschah. Doch Malou hatte nicht mit diesem Hass gerechnet, den ihr Josephine entgegenbrachte. Letztendlich landen beide nach dem Streitgespräch im Fahrstuhl des Hauses und bleiben stecken.
Paris im Sommer 1940. Wieder einmal saßen sie im Luftschutzkeller, während die Deutschen Paris bombardierten. "Die drei Unbesiegbaren", ein Spiel aus der Kindheit von Geneviève, Amiel und Marie. Marie war Lehrerin, Amiel Ärztin und Geneviève Sängerin. Hunger bestimmte ihr Leben. Und dann nehmen die Deutschen Paris ein. So wird sich das Leben der drei ändern. Amiel ist Jüdin und schon bald gerät auch das Leben der Juden in Paris in Gefahr. Geneviève sieht es aus der Überlebensperspektive und um weiter Musik machen zu können, lässt sie sich mit einem Deutschen ein. Aber das ist nicht nur der einzige Punkt. Marie geht in die Resistance. Für sie gilt es, Leben zu retten. Leben jüdischer Schüler, Juden in Sicherheit zu bringen. Die Beziehung Genevièves mit dem Deutschen belastet "die drei Unbesiegbaren", am meisten Marie und führt dann irgendwann zu einer Katastrophe.
Zitat S. 47 ... Malou: "Ich bin hier, weil sich meine Großmutter bei deiner entschuldigen will."
Während die drei Protagonistinnen die Geschichte der Vergangenheit erzählen, wird dies immer wieder mal in kurzen Kapiteln der Handlungsebene im Heute. Die Protagonisten sind alle wunderbar beschrieben, so dass man sich in die jeweilige Charaktere gut hineinversetzen kann. Kurzfassung: einfühlsam, authentisch, sehr intensiv und klar. So wird die jeweilige Person sichtbar gemacht. Durch diesen Wechsel bleibt eine gewisse Spannung erhalten. Was genau damals in den Jahren geschah, gehe ich nicht näher drauf ein. Wenn ihr mehr über den Inhalt erfahren wollt, finden sich diese schon anderweitig. Ich verzichte deshalb darauf.
Der Schreibstil von Carmen Lobato liest sich hervorragend. Sie erzählt die Geschichte voller Emotionen, jederzeit fesselnd. Die Geschichte erzeugt beim Leser Emotionen und Gefühle, und mit jeder Seite die man liest, erhöht sich die Spannung, wie es denn weitergeht.

Bewertung vom 21.06.2022
Marilyn und die Sterne von Hollywood / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.22
Beinert, Claudia;Beinert, Nadja

Marilyn und die Sterne von Hollywood / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.22


ausgezeichnet

1934: Die achtjährige Norma wächst bei Pflegeeltern auf. Die langjährige Freundin iher leiblichen Mutter, Grace, geht mit Norma ins Kino. Danach wird sie ihr mitteilen, dass sie für sie eine Vormundschaft beantragen will. An ihre leibliche Mutter kann sich Norma kaum erinnern. Gerade mal ein Foto besaß sie. So würde Norma dann für immer bei Grace bleiben können. Endlich Familie ♥
Allerdings gab es ein paar Hürden. Zum einen müsste Norma wieder ins Waisenhaus für etliche Monate und zum anderen muss Grace ihre leibliche Mutter für unzurechnungsfähig erklären lassen. Was es hiermit auf sich hat, wird Norma erst nach vielen Jahren erfahren.
1942: Acht Jahre später. Mit ihrer Stiefschwester, denn der neue Mann in Grace leben mit in die Ehe brachte, versteht sich Norma gut. Seit gut sechs Jahren waren sie nun eine Familie. An einem Tag sitzen beide in ihrem geliebten Baumhaus. Doch das wichtige konnte Eleanor, genannt Bebe, ihr nicht sagen. Denn eine Veränderung stand an. Grace erklärt Norma, dass sie Familie nach West Virginia gehen würde. Dort hatte Evan ein Jobangebot. Allerdings konnten sie Norma nicht mitnehmen, da sie noch minderjährig sei. Und als Pflegekind durfte sie den Staat Kalifornien nicht verlassen. Grace hat auch schon eine Lösung parat. Mit sechzehn dürfe sie heiraten. Und Jim Dougherty sei der richtige für sie. So geschieht es. Sie ziehen in einen kleinen Bungalow, heiraten und Norma gibt ihren Traum Schauspielerin zu werden auf.
Wie Norma zu Marilyn wurde, diesen Weg haben die beiden Autorinnen mit ihrer Idee zum Roman verfolgt, sehr gut recherchiert und aufgezeichnet. Daraus ist diese großartige Geschichte geworden.
Marilyn Monroe, wer kennt sie nicht, diese platinblonde Frau, ein Star, in Hollywood, der ganzen Welt. Sie verstand es die Leute zu verzaubern. Über die Jahre zeichnen die Autorinnen ihr Leben, bis hin in das Jahr 1946.
Und Norma/Marilyn hatte ein Ziel vor Augen, wird aber immer wieder von Selbstzweifeln geplagt. Sie spielte später ihre Rolle als Marilyn. Es waren insofern zwei verschiedene Personen in einem Körper. Als Schauspielerin in Hollywood zu arbeiten, das war der amerikanische Traum. Ihre Suche nach Wärme, einer Familie, gelang ihr nicht.
Der Leser bekommt hier eine andere, neue Sicht auf die Monroe.

Mit ihrem Buch "Marilyn und die Sterne von Hollywood" haben die Autorinnen eine Art Vorgeschichte zur Ikone Marilyn Monroe geschrieben. Fakt ist, dass das Buch endet, wo aus Norma Marilyn wird.
Das Nachwort ist sehr erklärend, auch sind Recherequellen aufgeführt. Das Buch ist so eine Art Romanbiografie, wobei klar ist, was Fakten und was Fiktion ist.
Schon nach wenigen Sätzen war ich in der Geschichte angekommen und mochte gar nicht aufhören zu lesen. Es war nicht nur das tolle Cover, als auch der Klappentext, der mich angesprochen hatte.
"Marilyn und die Sterne von Hollywood" ist ein weiterer Roman aus der Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe" des Aufbau Verlags.
Meine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 13.06.2022
Ein Wunsch kommt selten allein / Die wunderbare Florentine Feiertag Bd.1
Leistenschneider, Uli

Ein Wunsch kommt selten allein / Die wunderbare Florentine Feiertag Bd.1


ausgezeichnet

Florentine war viele Jahre auf Jahrmärkten in der Welt gewesen. Im Hinterhof baut sie ihren alten gußeisernen Ofen auf, worauf sie herrlich leckere Crepes backt. Viele Bewohner sind ihrer Einladung zum Fest gefolgt. Und so lernt nicht nur Florentine die Leute kennen, sondern auch der Leser. Dass Florentine nicht jeden Tag Crepes backen wird, erklärt sie, als die Frage nach ihrem Beruf kam. Sie sei Wunscherfüllerin. In der Mitte des Hofes stand ein großer Apfelbaum. Und an diesen sollten die Kinder ihre Wünsche hängen.
Der erste Wunsch hängt schnell daran. Nele wünscht sich schon lange einen Hund. Doch die Eltern waren dagegen. Und so beginnt die Geschichte um den Hund Kurt aus dem Tierheim. Die Geschichte um Florentine Feiertag umfasst 192 Seiten. Der Sprachstil ist dem Alter angepasst und so lässt sich die Geschichte gut lesen. Die Kapitel nicht zu lang und Schwarz-Weiß Illustrationen lockern den Text auf.
Zu den einzelnen Charakteren findet der Leser schnell Zugang. Dass einzelne Kapitel ein Thema haben, sei erwähnt. Es geht nicht nur um Wünsche erfüllen, sondern mehr. Sei es Freunde oder allein die Hilfsbereitschaft. So wird die Geschichte für Kinder nicht langweilig. Und hier und da eine Wendung, die dafür sorgt, dass die Kinder letztendlich wissen wollen, wie das Buch endet. So ist Florentine ein ausgesprochen gutes Kinderbuch, dem empfohlenen Lesealter entsprechend.
Auf dem ansprechenden Cover sehen wir Florentine mit Pieps auf dem Balkon ihrer Wohnung stehen. Die Tierwelt freut sich rundum. Ein schönes buntes Motiv, irgendwie zuckersüß. So müssen wahrscheinlich auch die leckeren Crepes schmecken.