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Benutzername: 
tstone
Wohnort: 
Landau

Bewertungen

Insgesamt 83 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2023
Die Klinik / Erdmann und Eloglu Bd.2
Borck, Hubertus

Die Klinik / Erdmann und Eloglu Bd.2


sehr gut

Starke Protagonisten

Ein sehr gelungenes Cover und -obwohl nachhaltig produziert- schönes Papier, das Buch nimmt man gerne in der Hand. Auch die flüssig erzählte Story fesselt, die Hauptfiguren sind starke und glaubhafte Charaktere. Dabei gelingt es dem Autor, selbst für die "Böse" eine gewisse Sympathie im Leser zu wecken. Hin und wieder ist das Ganze vielleicht etwas dick aufgetragen, man fragt sich, ob so etwas im Klinikalltag wirklich so leicht möglich wäre. Ganz gelungen ist wiederum das kleine Verwirrspiel am Ende des Buches, der Leser wird auf diverse falsche Fährten gelockt, die Auflösung ist aber dennoch schlüssig. Alles in allem eine Geschichte, die den meisten Krimifans sicher gefallen wird, also von mir eine klare Leseempfehlung. Und ich bin natürlich auch schon auf den nächsten Fall von Franka Erdmann und Alpay Eloglu gespannt!

Bewertung vom 07.02.2023
Jetzt ist Sense
Rath, Hans

Jetzt ist Sense


sehr gut

Der Sinn des Lebens

Ausnahmsweise fange ich mal mit dem Cover an: Finde ich klasse als Bild (erinnert an Gemälde von Edward Hopper), passt aber irgendwie nicht zum Buch, man würde auf den ersten Blick eher eine tragische Geschichte aus dem amerikanischen Mittelwesten erwarten.
Das Buch ist aber ganz anders: Es stehen vordergründig der Tod und das Sterben im Vordergrund, eigentlich geht es aber um das Leben und um das, was jeder Einzelne daraus macht. Klingt jetzt alles ernst und langweilig, ist es aber keineswegs. Die Geschichte ist mit viel Humor erzählt und sehr flüssig geschrieben. Auch die Charaktere sind interessant und vielschichtig, man kann sich in jeden hineinversetzen. Eine kleine Einführung in die griechische Mythologie und deren Götter gibt es nebenbei, sicher nicht jedermanns Sache, ich fand es aber unterhaltsam.
Insgesamt also ein etwas anderes Buch, macht Spaß! Insofern von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 30.01.2023
Sibir
Janesch, Sabrina

Sibir


sehr gut

Erinnerungen

Eine Familie, die innerhalb weniger Generationen mehrfach den Wohnort wechseln musste, vom Weichselgebiet nach Kasachstan und dann nach Deutschland. Faszinierend erzählt von der Autorin, die dabei autobiografische Erfahrungen einfließen lässt. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Themen "Schuld und Sühne" und vor allem die Funktion von Erinnerungen. Wie wichtig sind diese für einen selbst und für die folgenden Generationen? All dies aufgearbeitet mit der Geschichte der Familie Ambacher, im Mittelpunkt stehen die Erzählerin Leila und ihr Vater Josef. Trotz des nicht einfachen Themas ist das Buch flüssig geschrieben, und man kann sich jederzeit gut in die Charaktere hineinversetzen. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig sind die Sprünge zwischen den drei Zeitebenen, hier dauert es manchmal ein wenig, bis man realisiert hat, dass der neue Absatz einen solchen Sprung vollzogen hat.

Bewertung vom 15.01.2023
Saubere Zeiten
Wunn, Andreas

Saubere Zeiten


sehr gut

Schatten der Vergangenheit

Erst als sein Vater im Sterben liegt, beginnt Jakob Auber sich mit der Familiengeschichte zu beschäftigen. Diese ist eine klassische Geschichte von Aufstieg und Fall. Und all dies hat seine Wurzeln in der Zeit des Nationalsozialismus, dessen Schatten weit in die Gegenwart hereinreichen. Die Story ist gut und flüssig erzählt, man kann sich gut in die Hauptfigur hineinversetzen und folgt dem Ganzen mit Spannung. Ein klein wenig fällt nach meiner Wahrnehmung das Ende ab, das ging mir dann alles zu schnell, da hätte der Autor sicher noch ein wenig mehr draus machen können. Trotzdem ein sehr beeindruckender Debütroman, ein faszinierendes Buch, dessen Lektüre auf alle Fälle sehr empfehlenswert ist. Ich bin sicher, dass wir von Andreas Wunn in seiner Rolle als Autor noch viele großartige Bücher erwarten können, ich freue mich darauf!

Bewertung vom 10.01.2023
Frankie
Köhlmeier, Michael

Frankie


gut

Schwierig...

Ein insgesamt schwieriges Buch, obwohl es sehr flüssig geschrieben und damit leicht zu lesen ist. Aber je weiter man mit der Lektüre fortschreitet, desto mehr fragt man sich, was die eigentliche Geschichte ist und welche Botschaft uns der Autor hier vermitteln will. Am Anfang ist noch alles schlüssig, Leben und Gefühle der erzählenden Hauptperson Frankie, die Mutter und der lange im Gefängnis "verschollene" Großvater. Doch dann werden die Fragezeichen immer größer, und die Handlungsweise Frankies immer unlogischer. Zum Schluss steht man als Leser mit mindestens zwei offenen Enden und diversen Fragezeichen im Gesicht da. Trotzdem hat die Lektüre irgendwie Freude gemacht, und zumindest ist es ein Buch, das man nach dem Zuklappen nicht gleich wieder vergessen wird. Vielleicht war ja genau das die Intention des Autors..

Bewertung vom 22.12.2022
Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1
Aicher, Petra

Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1


ausgezeichnet

München 1912

Eine außergewöhnliche Hauptperson: eine junge Obduktionsassistentin im München des frühen 20. Jahrhunderts, quasi am Vorabend des ersten Weltkriegs. Das Buch ist in zweierlei Hinsicht sehr interessant: Da ist zum einen die Geschichte eines ungeklärten Todesfalls, in dem sowohl die junge Anna als auch ihre Bekanntschaft Friedrich von Weynand ermitteln. Die Story ist jederzeit interessant, die Haupt- und Nebenpersonen sind authentisch und liebevoll angelegt. Mindestens genauso spannend sind aber die Einblicke, die man in die Gesellschaft und das Leben im München der 1910er Jahre bekommt. Eine Monarchie, die zwar noch existiert, aber nicht mehr wirklich funktionsfähig ist, eine liberale Kulturszene (deutlich liberaler als im damaligen Berlin), krasse gesellschaftliche und politische Gegensätze, die brisanten Entwicklungen in der Außenpolitik. Tolle Mischung, sehr empfehlenswertes Buch!!

Bewertung vom 19.12.2022
Ginsterhöhe
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


gut

Beklemmend

Das Buch gibt einen Einblick in die Lebenswelt der Generation meiner Großeltern: Weltkrieg, Nazizeit und wieder Weltkrieg. Das alles geschildert anhand (fiktiver) persönlicher Schicksale der Einwohner des (realen) Eifeldorfs Wollseifen. Die Stärken des Buches liegen in der ersten Hälfte der Geschichte bis zur Machtübernahme durch die Nazis. Hier leben und leiden wir mit den Hauptpersonen und das Ganze ist auch sehr glaubwürdig. Danach wird es aus zwei Gründen deutlich schwächer: Zum einen werden die Zeitsprünge recht groß, alles, was dazwischen liegt, bleibt der Fantasie des Lesers überlassen. Zum anderen ist die Nazizeit sehr eindimensional gezeichnet: Im Dorf gibt es den einen bösen Nazi, der die Jugend verführt und seine Frau misshandelt. Alle anderen sind entweder strikt gegen die Nazis oder Mitläufer, die nur aus Angst mitmachen. Ganz so einfach ist es sicher nicht gewesen. Trotz dieser Schwächen aber ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 13.12.2022
Die letzte Party / Ffion Morgan Bd.1
Mackintosh, Clare

Die letzte Party / Ffion Morgan Bd.1


ausgezeichnet

Im ländlichen Wales

Ein Buch, das in der ländlichen Grenzregion zwischen England und Wales spielt. Und die Grenzziehung wurde vor Jahren verändert, die Waliser sind nicht erbaut davon und erst recht nicht von der Ferienanlage für Reiche, die auf der englischen Seite des Sees errichtet wurde. Und nun ein Todesfall eines Walisers, der das englische Luxusresort errichtet hat. Brisante Mischung! Dazu kommen überzeugende Charaktere, familiäre Verwicklungen und die erzwungene Zusammenarbeit beider Polizeibehörden. Kling kompliziert, ist es auch, aber trotzdem liest sich das Buch flüssig und bleibt immer spannend und interessant. Besonders gelungen finde ich die Lösung der zwei Zeitebenen: Die Gegenwart wird chronologisch erzählt, die Vergangenheit springt ein bisschen hin und her, erst rückwärts, dann wieder vorwärts. Ich fand das Buch super!!

Bewertung vom 28.11.2022
Die tausend Verbrechen des Ming Tsu
Lin, Tom

Die tausend Verbrechen des Ming Tsu


sehr gut

Speziell

Die chinesischen Arbeiter haben beim Bau der amerikanischen Eisenbahnen eine wichtige Rolle gespielt: Ein Thema, über das die meisten Leser wahrscheinlich nicht viel wissen. Einer dieser Arbeiter steht im Mittelpunkt der Geschichte, mittlerweile ist er aber bezahlter Hitman und führt nebenbei seinen persönlichen Rachefeldzug. Die Geschichte dazu ist vielschichtig, nahezu philosophische Passagen sind ebenso vertreten, wie zum Teil erschreckend brutale Szenen. Zu letzteren zählt auch das überraschende Ende. Eine Einordnung / Bewertung des Buches fällt mir insofern sehr schwer, einen Literaturpreis hätte ich aber auf alle Fälle nicht verliehen. Aber aus der Vielzahl der Neuerscheinungen hebt es sich ab, deswegen lohnt eine Lektüre in jedem Fall. Ich bin gespannt darauf, wie andere Leser das Buch beurteilen werden.

Bewertung vom 19.11.2022
Labyrinth der Freiheit / Wege der Zeit Bd.3
Izquierdo, Andreas

Labyrinth der Freiheit / Wege der Zeit Bd.3


ausgezeichnet

Faszinierend

"Man taucht in diese Geschichte mit Haut und Haaren ein"... Oft übertreiben Klappen- oder Covertexte ja ein bisschen, aber dieses Zitat trifft es haargenau, ist wirklich so. Das Schicksal der uns schon bekannten drei Freunde Isi, Carl und Artur fesselt und zieht uns in die Story hinein. Darüber hinaus bietet das Buch einen beklemmenden Einblick in das Berlin der 20er Jahre: Nachkriegsfolgen, Inflation, der aufkommende Einfluss der politischen Rechten, das ergibt eine explosive Mischung, die ahnen lässt, dass das nicht gut ausgehen kann. Warum nur hat man diese Zeit die "Goldenen 20er" genannt??? Ach ja, einen kleinen Abriss über die Geschichte des Films und der Ufa gibt es auch noch. Das alles fügt sich zu einem grandiosen Buch zusammen, das man auf jeden Fall gelesen haben muss. Einzig das Ende hält das Niveau nicht ganz, deswegen nur 5 statt 6 Sterne :-).